4. "Theorie": Standard Modell 4.1 Eichinvarianz der QED, und Folgerungen 4.2 Supraleitung und Standard Modell Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.1 Phasenüberg. des Vakuums und der Materie Übergang Temperatur Zeitpunkt Planck GUT’s Inflation Elektro-schwach 1019 GeV 1016 GeV ? 100 GeV 10−43 s Ausfrieren der: Nukleonen (aus quark-gluon Plasma) Kerne 1 MeV Atome 10 eV Galaxien 3K Schleching 2/2008 Phasenübergänge des Vakuums ↓ 10−12 s Phasenübergänge 10−12 s ? der Materie 1s ↓ 105 a heute Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.2 4.1 Eichinvarianz der QED, und Folgerungen Maxwell Gln. : Das Photon ist invariant gegen Eichtransformation Im ψ Kann auch das Elektron eichinvari ant sein? Freies Elektron, Wellenfun ktion ψ ( x), mit x (t , x ) : 2 ψ' θ ψ Reψ 2 Phasenschub : ψ' ψ exp(ieθ ) ändert nicht ψ ' ψ Aber : Globale Symmetrie ist nicht Lorentz - invariant. Daher : beliebige orts - und zeit - abhängige Phase θ θ ( x). U(1)-Transf. Forderung : lokale Phasenschub - Invarianz, dh. die WW ist invariant unter Transformation mit beliebigem θ ( x) Eichsymme trie. Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.3 Eichinvarianz der Dirac-Gleichung Bewegungs - Glei chung ψ ( x) des freien Elektrons aus : Dirac - Gleichung ( m) ψ 0 4 lineare Differenzial - Gleichunge n für die 4 Spinor - Komponente n ψ ν , mit ψ ψ ψ ψ 0 ν 1 ν 2 ν 3 ν t x y z mit konstanter Koeffizien ten Matrix γ μ , 0 0 i 0 0 i z 0 0 0 i z.B. 3 i 0 z i 0 0 0 0 i 0 0 Die Dirac - Gleichung alleine ist nicht eichinvariant , denn mit ψ' ( x) ψ ( x) eieθ ( x ) verändert sich die Dirac - Gleichung, mit (Kettenregel) : ψ ' ( ψ )eie ψ ie ( θ )eieθ , zu : (γ μ μ m) ψ ' (γ μ μ m)ψ eieθ ie ( μ θ )ψe ieθ 0 ie ( μ θ ) ψ , dh. ψ' gehorcht nicht mehr der Dirac Gleichung, da (γ μ μ m) ψ' 0 Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.4 Folge: Existenz des Photons Wenn es aber ein eich - invariante s Vektorfeld A gibt : Aμ' Aμ μ θ , das an das Elektron ankoppelt nach : D μψ ( μ ieAμ ) ψ (der Skalenfaktor e wird die Ladung des Elektrons) , dann wird auch die Dirac - Gleichung für das Elektron eichinvari ant. Denn mit der kovariante n Ableitung D μ ist : D ' ψ' ( μ ieAμ' ) ψ eieθ μ (ψ eieθ ) ie( Aμ μ θ ) ψ eieθ ( μψ ) eieθ ie( μ θ ) ψ eieθ ieAμψ eieθ ie( μ θ ) ψ eieθ eieθ ( μ ieAμ ) ψ eieθ D μψ und die Dirac - Gleichung wird eichinvari ant : dh. mit : (γ μ Dμ m) ψ 0 wird auch (γ μ D μ ' m) ψ ' eieθ (γ μ D μ m) ψ eie 0 0 Mit anderen Worten : Aus dem Eichpostul at für die Dirac - Gleichung ψ' ( x) ψ ( x) eieθ ( x ) (" die Welt der Elektronen ist invariant gegen beliebigen Phasenschub θ ( x)" ) folgt zwinge nd die Existe nzde s Photone nfelde s Aμ , welches den Maxwell - Gl' gen gehorcht, Fazit : Freie Elektronen können nicht alleine existieren , sondern nur zusammen mit Photonen. Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.5 Folge: Erhaltung der elektrischen Ladung … Laufende Welle im äußeren Potenzial A: ψ =ψ0ei(p−eA)x. Die Änderung der potentiellen Energie um eΔA führt zum Phasenschub: eieΔA·x (die freie Wahl der Phase (Eichsymmetrie) bedeutet freie Wahl des Energie-Nullpunktes). Eichsymmetrie ↔ Ladungserhaltung? Beweis durch Widerspruch: Annahme: Es gibt Energieerhaltung und Eichsymmetrie, aber keine Ladungserhaltung. keine Ladungserh.: Ladung e entstehe bei el.-stat. Potenzial A = (Φ, 0) unter Energieaufwand W; Ladung gelangt an anderen Ort mit Potenzial Φ' ≠ Φ, unter Energieaufwand e(Φ −Φ') ≠ 0, und vergeht dort wieder mit Energiegewinn W'. Eichinvarianz: W ist unabhängig von der Phase eΦ, dh. W' = −W. dh. Energiebilanz: W −W + e(Φ −Φ') ≠ 0, im Widerspruch zur Energieerhaltung, dh. mit Eichsymmetrie und Energieerhaltung gibt es auch Ladungserhaltung. NB: Diese Betrachtung, die auf Wigner zurückgehen soll, beruht allerdings nicht auf dem Noether-Theorem. Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.6 … ist Beispiel für Noether Theorem Kontinuierliche Symmetrie Erhaltungs satz : Beispiel : Zeitverschiebungs - Symmetrie Energie - Erhaltung : H T V E, H ändert sich nicht unter einer beliebigen Zeitverschiebung dt 0 : dH dt 0 t H genau dann, wenn 0, dh. wenn die Energieerhalten ist : E const. t Die Dynamik eines Systems, gegeben durch den Hamiltonia n Beispiel : Ortsverschiebungs - Symmetrie Impuls - Erhaltung : Die Dynamik ändert sich nicht unter Ortsverschiebung dx 0 : Wegen Hamiltons Gleichung : p dH H dx 0 x H 0 ist dies genau dann der Fall, wenn p const. x allg. : Noethers Theorem : " Jede kontinuier liche Symmetrie, die die Lagrange Funktion invariant lässt, führt zu einem erhaltenen Strom , dessen Zeitkomponent e eine erhaltene Ladung liefert" Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.7 4.2 Supraleitung und Standard Modell Wir vergle ichen : Supe rconductor, Meissner - Ochsenfeld effect : Gintzburg - Landau Lagrange density 2 B2 2 2 4 2 Ls Ln Dψ s ½ μ ψ s ¼ λ ψ s BM 2m * 2 μ0 with covariant derivative D ie * A Cooper condensate : m* 2m, e* 2e, ψs ψ1 iψ 2 , mit μ 2 (TC T ) Standard mode l, Higgs mechanism : Weinberg - Salam Lagrange density 1 L (D μΦ ) (D μΦ ) ½ μ 2 (Φ Φ ) ¼ λ(Φ Φ ) 2 WμνWμν ... 4 1 with covariant derivative D μ μ igAμ τ ig'Bμ 2 field tensors : W A A gA A B B B <ψ1> mit μ 2 (TC T ) Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.8 Supraleiter: 2 Skalen Zur Erinnerung: ψs Vakuum Supraleiter Supraleiter hat 2 charakteristische Skalen: x 1. durch Ordnungsparameter (= supraleitendes Kondensat): Kohärenzlänge ξ = ħ/μc des Kondensats 2. durch Meissner Effekt (= Verdrängung des Magnetfeldes): hat daher nur noch eine endliche Reichweite London Eindringtiefe λL = ħ/(eυc) des Felds B ξ B Vakuum B0 Supraleiter x λL Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.9 Comparison of coefficients gives: G.-L.: Uel-mag(1) order parameter: super-conducting condensate ψ = ψ1 + iψ2 W.-S.: SUL(2) x UY(1) Higgs doublet Φ1 + i Φ2 Φ= Φ3 + i Φ4 boson mass generation by Higgs field: Meissner effect mph = e <ψ1> Higgs mechanism mW = g < Φ3> Compton wavelength λ of interacting boson: London penetration depth λL= ħ/(mphc) range of weak interaction λW=ħ/(mWc) Compton wavelength λ of Higgs: coherence length ξ = ħ/(μc) "coherence length" λH= ħ/(mHc) N.B.: die maximale Reichweite einer WW durch virtuellen Austausch eines Bosons der Masse m, dh. der Ruheenergie E0 = mc2, ist R = cΔt = ħc/E0 = ħ/mc ≡ λCompton Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.10 Dasselbe im Detail: Im Folgenden zeigen wir: 1. das Entstehen von Goldstone Bosonen anhand der Magnonen-Anregung in einem Ferromagneten im Landau Modell (spontane Brechung einer globalen Symmetrie) 2. den Higgs-Mechanismus, dh. das Verschwinden des Goldstone Bosons und die Entstehung der Masse des Eichbosons anhand eines Supraleiters im Landau-Gintzburg Modell (spontane Brechung einer lokalen Eichsymmetrie) Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.11 Landau model of phase transitions Critical phenomenon: FM PM 1930: Landau free energy (-density) of ferromagnet F =F(M), with magnetization (-density) M = order parameter ↑TC Taylor-expanded about M = 0: F = F0(T) + ½μ2 M 2 + ¼λ M 4 λ > 0 to contain system; μ2 changes sign at T = TC: μ2 = a (T − TC) F T > TC T < TC PM FM <M> M spontaneous breaking of symmetry at T = TC : Phase transition paramagnetic ↔ ferromagnetic. My <Mxy> θ Mx But: F has no local gauge symmetry. Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.12 kritische Exponenten (mean-field) Das Minimum der freien Energiedic hte : F a (T TC ) M λ M 3 0 M liegt bei M 0 für T TC (PM ), und bei M M 0 (T TC ) ½ für T TC (FM ), mit M 0 a/λ , und dem kritischen Exponenten β ½. (Re normalisie rungstheor ie : β 13 ). β=½ β=⅓ B=0 Mit äußerem Magnetfeld B : F F0 (T ) ½ a (T TC ) M 2 ¼ λ M 4 B M F a (T TC ) M λ M 3 B 0 M B>0 M ( B, T ), siehe Bild. Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.13 weitere kritische Exponenten Mit diesem F a (T TC ) M λ M 3 B M erhält man die Magnetische Suszeptibi lität eines Paramagnet en (T TC , dh. M 0), für B 0, divergiert für T TC : χ M M F M Curie Weiss Gesetz : B F B a(T TC ) χ (T TC ) γ χ mit kritischem Exponenten γ 1, und ähnlich für T TC (Renormalis ierungsthe orie : γ 1.25). FM χ− PM χ+ TC T F ↔ M Grund : F ( M ) hat flachen Boden für T TC : kritische Fluktuatio nen. Ähnliches Vorgehen für : Entropiedi chte s Schleching 2/2008 F s , spez. Wärme c T , usw . T T Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.14 Lagrangians Beispiele : 1. Sk alares Feld φ der Masse (bzw. Energielüc ke) μ (Spin - 0 Boson wie Pion oder Magnon) hat Lagrange Dichte : L ½ ( φ) 2 ½ μ 2φ2 L L da Variation 0 ( φ) φ die Klein - Gordon Gleichung ergibt : ( 2μ μ 2 ) φ 0 (mit p ( p, iE ) ist p 2 μ 2 0), 2. Spinor Feld ψ der Masse μ (spin - 1/2 Fermion wi e Elektron) hat Lagrange - Dichte : L ψ (γ μ μ μ)ψ da Variation die Dirac - Glg. ergibt : (γ μ)ψ 0 3. Massives VektorfeldA der Masse μ hat den Massenterm ½ μ A2 etc. Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.15 Goldstone Theorem " Jede spontane Brechung einer kontinuier lichen Symmetrie erzeugt ein masseloses Teilchen" (dh. Anregung ohne Energielüc ke) Goldstone Boson Landau - Ferromagnet, ohne B - Feld, mit ortsabhängiger Magnetisie rung M ( x) : Zusatzenergie für die Abweichung von der 2 idealen Magnetisie rung ist M , dh. : 2 2 L ½ M ½ μ 2 M ½ λ M My <Mxy> θ Mx 4 spontane Symmetrie - Brechung : Lösung für T TC : rotations - symmetrisch Lösung für T TC : zylinder - symmetrisch Goldstone Mode Magnon Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.16 Erzeugung des Goldstone φ im Ferromagnet 2 2 L ½ M ½ μ 2 M ½ λ M 4 T TC : Fluktuatio nen um neues Minimum υ M : Fluktuatio n der Amplitude χ ( x) M und Fluktuatio n der Phase : M ( x) (υ χ ( x)) ei ( x ) /υ Kettenregel : ½ M 2 Fluktuatio n χ υ : 2 2 ½ χ ei ( x ) /υ i ( x) /υ (υ χ ) ei ( x ) /υ 2 ½ χ i 2 2 2 ½ χ ½ ( x ) (wegen a ib a 2 b 2 ) 2 2 und : ½ μ 2 M ½ μ 2 υ χ const. ½ μ 2 χ (der in χ lineare Term ½ μ 2υχ verschwindet im Minimum) ↑ M <M> = υ iMy χ Mx eingesetzt in L ergibt : L const. von x unabhängig e Terme 2 2 ½ χ ½ μ 2 χ " massive" Anregung χ um neuen Grundzusta nd M υ längs M 2 ½ Goldstone ohne Massenterm Magnon ohne Energielücke Schleching 2/2008 φ WW. höherer Ordnung Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.17 Higgs-Mechanismus im Supraleiter WW. mit massiven Feldern Aμ ist nicht eichinvariant Trotzdem: Ginzburg-Landau ist eichinvariant (Dr.-Arbeit Ginzburg ~ 1950), obwohl beim Meissner Effekt Magnetfeld kurzreichweitig, dh. massiv wird. Grund: Higgs-Mechanismus Wenn ein skalares, eich-invariantes ("Higgs-") Feld ψ eine spontane Symmetrie-Brechung erleidet, so kann das Vektorfeld Aμ massiv werden, ohne dass seine Eichinvarianz verloren geht, wobei gleichzeitig das zugehörige Goldstone verschwindet. gezeigt am Beispiel des Ginzburg-Landau Supraleiters : Cooper Kondensat = ψ: 2 2 2 4 L ψ ie * Aψ ½ μ 2 ψ ¼ λ ψ B 2 / 2 μ0 B M 2m * L = Ekin − V(x) − Feldenergie − magn. Energie Wie gehabt: Fluktuationen von ψ(x) im "Flaschenboden" um <ψ> = υ ψ ( x) (υ χ ( x))e i ( x ) /υ Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell iψ2 φ χ ψ1 4.18 Goldstone φ verschwindet, Vektorpotenzial A massiv: ψ ( x) (υ χ ( x)) ei ( x ) /υ , χ υ, wird mit Kettenregel : 2 2 ψ ie * Aψ s χ i /υ (υ χ ) ie * A (υ χ ) wähle Eichung : A A /(e*υ) : Mit dieser Eichung (und somit für jede Eichung) 2 verschwindet der Term ½( ) des masselosen Goldstones : 2 χ (υ χ ) ie * A 2 χ (υ χ ) 2 (e * A) 2 , mit : und gleichzeit ig wird das Eichfeld A massiv, unter Beibehaltu ng seiner Eichinvari anz, mit χ '2 ( 2 /m*) χ : L const. 2 ½ χ ' ½ μ 2 χ ' 2 " Higgs" mit Masse μ) 2 mph A2 schweres Photon der Masse mph e * υ m */ B 2 / 2 μ0 μ0 B M quadratisc he Feldterme ... Rest WW. 2 L ½ χ ½ χ 2 /ξ 2 A2 /λL2 B 2 / 2 μ0 μ0 B M ... mit Kohärenzlänge ξ 1/μ Compton We llenlänge des Higgs ( c 1) und London Eindringti efe λ 1/mph Compton We llenlänge des schweren Photons A Schleching 2/2008 Präzisionsphysik mit Neutronen/ 4. Theorie Standard Modell 4.19