 
                                Supersymmetrie Ein Vortrag zum Seminar „Der Urknall und seine Teilchen“ von Michael Wittmann 1 Überblick  Kurze Wiederholung des Standardmodells (SM)    Probleme des Standardmodells Einfachste Große vereinheitlichte Theorie (GUT): SU(5) Supersymmetrie (SUSY)  Energieabhängigkeit der Kopplungskonstanten im SM            Experimentelles Beispiel: starke Wechselwirkung Vereinheitlichung in SUSY Historische Skizze der SUSY Motivation Struktur SUSY-Massenspektrum Lösung einiger Probleme des Standardmodells Kandidaten für Dunkle Materie Die Evolution des Universums und die Kopplungskonstanten Zusammenfassung und Ausblick Literatur 2 Kurze Wiederholung des Standardmodells     Glashow, Weinberg, Salam enthält alle momentan bekannten Materieteilchen Beschreibt die Wechselwirkung über den Austausch von Kraftteilchen Higgsmechanismus erklärt Masse der Elementarteilchen 3 Probleme des Standardmodells Das Eichproblem  Das Parameterproblem  Das Fermionenproblem  Das Problem der Ladungsquantisierung  Das Hierarchie Problem  Das Fine-Tuning Problem  4 Das Eichproblem Warum gibt es gerade drei unabhängige Symmetriegruppen?  Nur eine Symmetriegruppe möglich?  5 Das Parameterproblem mindestens 18 freie Parameter im Standardmodell  Reduktion ihrer Anzahl möglich?  6 Das Fermionenproblem Warum 3 Generationen von Quarks und Leptonen?  Was ist der Ursprung dieser Symmetrie zwischen Quarks und Leptonen?  Bestehen sie aus noch fundamentaleren Teilchen?  7 Das Problem der Ladungsquantisierung  Warum sind die Ladungen von Protonen und Elektronen exakt gegensätzlich? 8 Das Hierarchie Problem  Warum ist die relative Stärke der schwachen Kraft im Vergleich zu den anderen Wechselwirkungen um so viele Ordnungen (Faktor 10-14) geringer? 9 Das Fine-Tuning Problem   Quadratische Divergenzen in den Strahlungskorrekturen von Higgs-Massen und 2 Eichboson-Massen M H2  O( M Planck ) Die Korrekturen zu den Higgsmassen um viele Ordnungen größer als die Higgsmassen selbst 10 Erster Ansatz: Einfachste GUT      SU(5) einfachste GUT: erste Obermenge des Standardmodells, die eine Vereinheitlichung der fundamentalen Wechselwirkungen theoretisch ermöglicht. 52 -1 = 24 WW-Bosonen SM: 8 Gluonen + 3 (W+, W-, Z) + 1 Photon 24 – 12 Bosonen des SM = 12 neue WechselwirkungsBosonen für SU(5) Name: Leptoquarks  Können Quarks in Leptonen umwandeln 11 Was sind Kopplungskonstanten?  Beispiel Coulombkraft:  FC = e1e2/4peo 1/r2 a em    a em ist die Kopplungskonstante des Elektromagnetismus V a 1/r: Für unendlich kleine Abstände geht V Das heißt für quantisiertes Feld: unendlich hohe Energiedichte   Kurzzeitiges (Et > h/2p) Entstehen massiver Teilchen möglich ohne Verletzung der Energieerhaltung 12 Energieabhängigkeit der Kopplungskonstanten    Energieabhängig: ~ 1 / ln E Folgt aus Standardmodell Frage: Woher kommt diese Energieabhängigkeit? 13 Energieabhängigkeit der Kopplungskonstanten  Abschirmung (screening):     Bei elektromagnetischer und starker Wechselwirkung Vakuumpolarisation reduziert E-Feld bzw. Farbfeld „nackte Ladung“ wird abgeschirmt Bei kürzeren Abständen (höheren Energien) gelangt e+ näher an nackte Ladung des e Höhere Kopplungskonstante 14 Energieabhängigkeit der Kopplungskonstanten  Antiabschirmung (antiscreening):     Nur bei starker Wechselwirkung Gluonenwolke um Quarks Selbstwechselwirkung der Gluonen, tragen selbst Farbladung Bei größeren Abständen (niedrigeren Energien)   kleinere Kopplungskonstante Anzahl der Quarks Nq = 6 < 16   Antiabschirmung überwiegt bei starker WW Umgekehrtes Verhalten wie em-WW, da es dort nur Abschirmung gibt 15 Beispiel: Starke Wechselwirkung 16 Kurz: Was sind 3-jets? 2-jet: e+ und e- annihilieren zu Quark-Antiquark Paar  nur schwache Kraft beteiligt  3-jet: zusätzliche Erzeugung eines „harten“ Gluons bevor Quark fragmentiert  zusätzlicher jet.  starke Kraft beteiligt  Prozentualer Anteil der 3-jets direkt proportional zur Kopplungskonstante der starken WW  17 Supersymmetrie: Historische Skizze    Ursprüngliche Idee (70er Jahre): Einführung einer Symmetrie zwischen Bosonen und Fermionen SUSY die einzige Gruppe, welche mit der Gruppe der Drehungen und Translationen eine Gruppe bildet, die Gravitation erklären könnte Ende 70er Jahre: Standardmodell hat 6 Quarks und 6 Leptonen  SUSY nur realisierbar bei Verdoppelung der Teilchenzahl  erst wieder 1991, Experiment von Wim de Boer: Verdoppelung der Teilchenzahl bedeutet Vereinheitlichung der Kopplungskonstanten 18 Warum Supersymmetrie?    Experiment von A.Amaldi, Wim de Boer, H. Fürstenau 1991: a1 = em-Wechselwirkung, a2 = schwache WW, a3 = starke WW Genaue Betrachtung der Extrapolation der 3 Kopplungen für SU(5)GUT führt nicht zu gemeinsamem Schnittpunkt SUSY-Effekt tritt erst auf bei E > mSUSY = 1 TeV  in MSSM Steigung bei 1 TeV noch wie bei SM 19 Warum Supersymmetrie?  Proton Zerfall in SU(5)-GUT  Lebensdauer      tproton a MX4 SU(5)-GUT: 2*1028 – 6*1030 Jahre Experimentelle untere Grenze: 5*1032 Jahre Zerfall: p  e+p0 bzw. 3Quarks  1 Lepton + 2 Quarks (Quark + Antiquark) Durch Leptoquarks 20 Warum Supersymmetrie?  In SUSY: Lebensdauer des Protons entspricht experimenteller unterer Grenze: 5*1032 Jahre 21 Struktur der Supersymmetrie     Neue Teilchen werden postuliert: Verdopplung der Teilchenzahl Jedes Fermion erhält supersymmetrischen Bosonpartner Jedes Boson erhält supersymmetrischen Fermionpartner Konstruktion der Namen:    „s“ vor den Namen der Fermionen „ino“ hinter den Bosonnamen Neue multiplikative Erhaltungsgröße: R-Parität    Alte Teilchen: R = +1 SUSY-Teilchen: R = -1 Beispiel: Photon koppelt an e+ - e- -Paare, aber Photino nicht an Selektron-Spositron-Paare 22 SUSY-Massenspektrum    SUSY keine perfekte Symmetrie SUSY-Partner schwerer SUSY-Massen bei hohen Energien vereinheitlicht  Ähnlich wie bei Kopplungskonstanten 23 Lösung einiger Probleme des SM durch SUSY: Das Eichproblem Vereinheitlichung der drei unabhängigen Symmetriegruppen bei hohen Energien  keine völlige Unabhängigkeit mehr  24 Das Parameterproblem Reduktion der Parameter möglich durch Verdoppelung der Teilchenzahl und Beziehung zwischen Quarks und Leptonen  Higgs-Boson integraler Bestandteil der SUSY, nicht wie im SM unspezifiziert was seine Masse angeht  25 Das Fermionenproblem Warum gerade drei Generationen von Quarks und Leptonen?  Diese Frage bleibt weiterhin unbeantwortet.  26 Das Problem der Ladungsquantisierung  Bereits SU(5)-Struktur sagt Quantisierung voraus: Elektrische Ladung des d-Quark muß 1/3 der Ladung des Elektrons sein  Ladung des u-Quarks muß 2/3 der Ladung des Positrons sein  Gesamtladung des Protons (uud) ist der Ladung des Elektrons genau entgegengesetzt  27 Das Hierarchieproblem  In SUSY: Strahlungskorrekturen a ln E Führen zu spontaner Symmetriebrechung der SUSY große Hierarchie zwischen den Skalen der Wechselwirkungen natürliche Konsequenz der Theorie  28 Spontane Symmetriebrechung: Anschauliches Beispiel    Unendlich ausgedehnter Ferromagnet mit Temperatur T nahe bei Curietemperatur TC Symmetrie: Rotationsinvarianz unendlich vieler Spins. Spontane Brechung bei Grundzustand:   T > TC: Spinausrichtung zufällig  Magnetisierung = 0 T < TC: willkürliche (spontane) Ausrichtung der Spins  Magnetisierung != 0  „Mexican hat“ 29 Das Fine-Tuning Problem Verdoppelung der Teilchenzahl durch SUSY  SUSY-Partner nicht zu schwer im Vergleich zu den bekannten Fermionen   Genauer: MSUSY  103 GeV  Große quadratische Divergenzen des Higgs-Bosons (Fine-Tuning Problem) verschwinden automatisch 30 Erklärung der Dunklen Materie mit Hilfe der Supersymmetrie Leichtestes supersymmetrisches Teilchen (LSP)       Ein Photon mit Spin ½: Photino Masse < 1 TeV Parität R eine multiplikative Erhaltungsgröße  Sparticle- und Antisparticle Produktion nur in Paaren möglich  Zerfall in normale Materie unmöglich  LSP ist stabiles Teilchen Zerfälle: A~  LSP + A möglich, LSP  A + B nicht möglich Möglicher Kandidat für Dunkle Materie 31 Erzeugung von LSP in Teilchenbeschleunigern    LSP theoretisch erzeugbar in Beschleunigern Durch e+ - e- Annihilation Direkter Nachweis und Erzeugung der Dunklen Materie möglich, falls Supersymmetrie richtig 32 Die Evolution des Universums und die Kopplungskonstanten    Man kommt bis zu 10-38 s an den Urknall heran Was in der Zeit vorher bis zum Urknall geschah, bleibt weiterhin ungeklärt. Ab 10-38 s tritt spontane Symmetriebrechung auf  Fortan wieder 3 unabhängige Wechselwirkungen 33 Zusammenfassung und Ausblick  Supersymmetrie löst die großen Probleme des Standardmodells  Vereinigung der Kopplungskonstanten bei hohen Energien           Hierarchieproblem Fine-Tuning Problem Fermionen und Bosonen werden miteinander verbunden. Weiterhin ungelöst:   Vereinigung der drei Wechselwirkungen Warum gibt es gerade drei Fermionfamilien? Vereinigung der Wechselwirkungen nur bei hohen Energien unbefriedigend Dem Urknall bis auf 10-38 s nahe gekommen Supersymmetrie ermöglicht sogar eine Integration der Gravitation LSP: Wir verstehen nun 27% der Energie des Universums statt bisher 4% Jeglicher experimenteller Beweis für SUSY fehlt noch Andere Alternative: Stringtheorie. Liefert jedoch auch kein konsistentes Bild 34 Literatur Skript „Grand Unified Theories and Supersymmetry in Particle Physics and Cosmology“ : Wim de Boer, 1994  Folien zur CERN Exkursion „Der Urknall und seine Teilchen“: Wim de Boer, 2004  Skript „Teilchenphysik“ des IEKP  Skript „Das Standardmodell der Teilchenphysik“: Lars Finke, 2002  35