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Teil 3
Teil 3: Ideen und Träger im
Wandel
Teil 3
Wertewandel - Postmaterialismus
Teil 3
Wandlungstendenzen politischer
Wertorientierungen: drei Ansätze
• Generations- oder Sozialisationsthese
• Lebenszyklusthese
• Periodenthese
Teil 3
Die Generations- oder
Sozialisationsthese
... geht davon aus, dass die Individuen schon im frühen
Lebensalter ein Set von politischen Grundwerten erwerben,
dass diese Werte sich in einer Ausdifferenzierungsphase
verdichten und anschliessend über das ganze Leben einer
Person relativ stabil bleiben.
Die gesellschaftlichen Werte sind relativ stabil. Neue Werte
kommen nur über die nachwachsenden Generationen auf.
Der Wertewandel ist relativ unabhängig von der politischen
Willensbildung (Bürklin 1988: 111). Die politischen Parteien
haben keinen grossen Einfluss auf den Wertewandel.
Teil 3
Die Lebenszyklusthese
... geht davon aus, dass Personen ihre
Wertorientierungen
in
unterschiedlichen
Phasen ihres Lebenszyklus verändern
(Kommunist, Sozialist, Anarchist).
In einer lebenszyklischen Perspektive ist der
Wandel gesellschaftlicher Wertorientierungen
das Ergebnis des politischen
Willensbildungsprozesses. Die politischen
Parteien versuchen die gesellschaftlichen
Wertmuster zu beeinflussen (Bürklin 1988:
111).
Teil 3
Gemäss der Periodenthese
... vollzieht sich der Wertewandel auf der
Mikroebene bei allen Individuen in gleichem
Masse (Bürklin, Klein, Russ 1994: 584).
Die Perioden-Hypothese geht von einer
relativen intra-individuellen Instabilität
gesellschaftlicher Wertorientierungen aus und
unterstellt eine grosse Empfänglichkeit der
einzelnen für Zeitgeist-Einflüsse.
Auf der Makro-Ebene kann es so zu grossen
und abrupten Veränderungen des
gesellschaftlichen Wertesystems kommen.
Teil 3
Für die Schweiz (Longchamp 1991: 81):
Werthaltung in Prozent
Wahlberechtigter
1972
1990
rein materialistisch
gemischt
rein postmaterialistisch
25
63
12
22
58
20
Teil 3
Parteiensysteme als Produkt von
stabilen Cleavage-Strukturen
Teil 3
Zwei grossen Revolutionen, die die westlichen
Gesellschaften seit dem 16. Jahrhundert verändert
haben (Rokkan).
• Die nationale Revolution den Cleavage
zwischen Zentrum und Peripherie und den
Cleavage zwischen dem Nationalstaat und
der Kirche,
• die industrielle Revolution den Cleavage
zwischen den Landesbesitzern (Aristokratie,
Bauern) und der Bourgeoisie und der
Cleavage zwischen der Bourgeoisie und dem
Proletariat.
Teil 3
Frozen Party System – These:
"... the party systems of the 1960's reflect,
with a few but significant exceptions the
cleavage structures of the 1920's. This is a
crucial characteristics of Western
competitive politics in the age of "high
mass consumption": the party alternatives,
and in remarkably many cases the party
organizations, are older than the majorities
of the national electorates. (Lipset/Rokkan
1967: 50).
Teil 3
Zu den wenigen aber signifikanten
Ausnahmen gehören: Deutschland,
Frankreich, Italien und Spanien (vgl.
Lipset/Rokkan 1967: 51/52).
Teil 3
Argumente gegen die Frozen-Party-System-These:
• Volatilität nimmt zu.
• Volksparteien, abnehmende Bedeutung
der sozialen Milieus für die Parteien
• Neue Cleavages (Postmaterialismus)
• Neue soziale Bewegungen
• Neue Parteien
Teil 3
Argumente für die Frozen-Party-System-These:
• Mehr oder weniger dieselben Parteien
finden sich in den Regierungen.
• Volatilität ist nicht ausgesprochen gross,
vor allem nicht in der Zeit als die Kritik an
der Frozen-Party-System-These aufkam.
• Oder genereller: Stabilität ist grösser als
Wandel.
Teil 3
Kirchheimer: Auf dem Weg zu
Wählerparteien ohne
ideologische Fixierungen
Teil 3
Entwicklung der Parteien
• Bis etwa 1920 waren die Parteien vorwiegend
Kader- oder Eliteparteien.
• Mit der Konsolidierung der westlichen Demokratien
zwischen 1920 und 1960 entstanden die
eigentlichen Massen-Mitgliederparteien.
• Seit 1960 haben die veränderten gesellschaftlichen Voraussetzungen und die
Möglichkeiten moderner Massenkommunikation zu
"catch-all parties" geführt (Katz/Mair 1993: 604),
welche sich nicht mehr ausschliesslich einem
bestimmten Segment in der Bevölkerung
verpflichtet fühlen.
Teil 3
Die Allerweltspartei der Nachkriegszeit
(Kirchheimer 1965: 27)
„Zugleich formt sich die Massenintegrationspartei,
die in einer Zeit schärferer Klassenunterschiede und
deutlich erkennbarer Konfessionsstrukturen
entstanden war, zu einer Allerweltspartei (catch-all
party), zu einer echten Volkspartei, um.“
„Sie gibt die Versuche auf, sich die Massen geistig
und moralisch einzugliedern, und lenkt ihr
Augenmerk in stärkerem Masse auf die
Wählerschaft; sie opfert also ein tiefere ideologische
Durchdringung für eine weitere Ausstrahlung und
einen rascheren Wahlerfolg.“
Teil 3
Folgen des Wandels zur Allerweltspartei
(Kirchheimer (1965: 32)
•
•
•
•
•
Radikales Beiseiteschieben der ideologischen
Komponente
Stärkung der Politiker an der Parteispitze
Entwertung der Rolle des einzelnen
Parteimitglieds
Abkehr von der „chasse gardée“
Verbindung mit verschiedensten
Interessenverbänden
Teil 3
Die Umwandlung zur Allerweltspartei, ein
Phänomen des Wettbewerbs
(Kirchheimer (1965: 30)
„Eine Partei neigt dazu, sich dem
erfolgreichen Stil ihres Kontrahenten
anzupassen, weil sie hofft, am Tag der
Wahl gut abzuschneiden, oder weil sie
befürchtet, Wähler zu verlieren.“
Teil 3
• Im Zentrum steht der Parteienwettbewerb
um Wählerstimmen.
• Politische Ziele und Inhalte verlieren an
Bedeutung.
• Letztlich stehen sich zwei gleich grosse
Parteien gegenüber (=> Parteiensystem
der USA).
=> Konkurrenzparadigmatische
Vorstellung von Parteien
Teil 3
Amerikanisierung von Wahlkämpfe
(vgl. Radunski 1980: 151)
• Der Kandidat ist wichtiger als die Partei.
• Die Wahlkampfführung liegt bei
professionellen Spezialisten.
• Den Wahlkampagnen liegen umfangreiche
Studien zugrunde.
• Der Wahlkampf bedient sich verstärkt
elektronischer Medien.
Teil 3
Weitere Indikatoren (Schulz 1997: 186 ff., Müller 1999: 40)
• Entertainisierung der Politik (‚TalkshowCampaigning‘)
• Negativecampaigning als fester
Bestandteil des Wahlkampfes
• Inszenierung von Pseudoereignissen zur
Beeinflussung der Medien
Teil 3
Unterschiedliche
Untersuchungsgebiete
•
•
•
•
Parteiensysteme – Wählerstimmenanteile
Parteiorganisationen
Parteien – Ideologische Orientierungen
Verankerung der Parteien in der
Bevölkerung
Teil 3
Wählerstimmenanteile der Bundesratsparteien: Nationalratswahlen 1919-1999
35
30
25
FDP
20
CVP
SPS
15
SVP
10
5
1999
1995
1991
1987
1983
1979
1975
1971
1967
1963
1959
1955
1951
1947
1943
1935
1931
1928
1925
1922
1919
0
Teil 3
Entwicklung der effektive Zahl der Parteien seit 1919
8.0
7.0
6.0
5.0
4.0
3.0
2.0
CH Nationale Ebene
1.0
Durchschnitt Europa
CH Kant. Durchschnitt
19
99
19
91
19
83
19
75
19
67
19
59
19
51
19
43
19
35
19
27
19
19
19
11
19
03
0.0
Teil 3
Bedeutung der ideologischen
Orientierung der Parteien!
Teil 3
Saliency-Theorie
Die Saliency-Theorie besagt im
wesentlichen, dass im
Parteienwettbewerb jede Partei jene
Themen hervorhebt, die sie “besitzt”
und die sich im politischen Wettbewerb
zu ihren Gunsten auswirken.
Teil 3
Die Analyse von Parteiprogrammen
“Linke” Themen
Summe der Prozentanteile
“Rechte” Themen
Summe der Prozentanteile
103: Anti-Imperialismus
104: Militär (+)
105: Militär (-)
201: individuelle Rechte
106: Frieden
203: Rechtsstaatlichkeit
107: Internationalismus (+)
303: Regierungsleistung
202: Demokratie
401: Freies Unternehmertum
403: Regulierung
402: ökonom. Anreize
404: Wirtschaftsplanung minus 407: Protektionismus (-)
406: Protektionismus (+)
414: trad. Wirtschaftspolitik
412: Preiskontrolle
505: Sozialleistungen (-)
413: Verstaatlichung
601: nationale Besonderheiten (+)
504: Sozialleistungen (+)
603: Traditionelle Moral
506: Bildung (+)
605: Recht und Ordnung
701: Arbeitnehmer (+)
606: Sozialer Friede
Konstruktion der Links-Rechts-Skala (Klingemann et al. 1994: 40)
Teil 3
Links - Rechts- Skala 1947 - 1995
80
60
Left% minus Right%
40
FDP
CVP
SVP
SPS
Grüne
EVP
FPS
SD
20
0
-20
-40
-60
-80
1947
1951
1955
1959
1963
1967
1971
Jahr
1975
1979
1983
1987
1991
1995
Teil 3
Wichtigste Themen der BR-Parteien
FDP
drs.
%
CVP
SVP
Sozialleistung
en (+)
dr
s.
%
11.
0
Individuelle
Rechte
8.8
Technologie /
Infrastruktur
8.7
Umweltschut
z
10
.0
Sozialer
Frieden
8.1
nicht-ökon.
Gruppen
Regierungsa
utorität
7.6
Regierungsle
istung
Umweltschut
z
Demokratie
N = 2016
dr
s.
%
7.
1
SPS
Bildung (+)
5.
9
Umweltschutz
10
.2
7.
6
Sozialleistunge
n (+)
5.
5
nicht-ökon.
Gruppen
7.
8
Demokratie
6.
1
Technologie /
Infrastruktur
5.
2
Demokratie
7.
1
6.7
Technologie /
Infrastruktur
6.
1
Internationalis
mus (+)
5.
1
Sozialleistunge
n (+)
7.
0
5.5
Ruhe und
Ordnung
5.
3
Ruhe und
Ordnung
5.
1
uncodierbar
5.
9
5.
1
Umweltschutz
5.4
N = 1015
N = 1389
Soziale
Gerechtigkeit
Regierungsaut
orität
N = 1272
dr
s.
%
13
.6
Teil 3
Bedeutung der Parteiprogramme
• Das Party Manifesto Program
unterstützt die Saliency-Theorie
• Es gibt nach wie vor beachtliche
Unterschiede zwischen den Parteien
• Aber die ideologische Orientierung
wandelt sich
Teil 3
Verankerung der Parteien in der
Bevölkerung
Hier haben in den letzten Jahrzehnten die
grössten Veränderungen stattgefunden!
vgl. Wechselwähler, SVP und SP
Teil 3
Die Ideen bleiben, Träger wandeln
sich:
Die Grundkonflikte, die auch heute noch
die Gesellschaft spalten, lassen sich nach
wie vor auf die unterschiedlichen
Gesellschaftsentwürfe zu Beginn des 19.
Jahrhunderts zurückführen.
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