Workshop “Syndrome globalen Wandels“ Kurzbeschreibung: Syndrome globalen Wandels sind ein interdisziplinär angelegtes Konzept zur Beschreibung von Folgen der Wechselwirkung zwischen Zivilisation und Umwelt. .Ziel ist es, typische Muster globalen Wandels (sog. Syndrome) zu erkennen, zu beschreiben und verschiedene Handlungsoptionen besser beurteilen zu können. Das Konzept eröffnet neue Wege bei der Findung und Einordnung von Unterrichtsthemen und deren fächerübergreifenden Verknüpfung. Ablauf: 1. Einführung in die Thematik „Was ist das Syndromkonzept“ 2. Arbeitsphase an Fallbeispielen (Gruppenarbeit) 3. Auswertung (Plenum) 4. Umsetzungsmöglichkeiten für die unterrichtliche Praxis BLK 21 Schleswig-Holstein Workshop “Syndrome globalen Wandels“ Zielgruppe: KollegInnen der Sekundarstufe I und II, LehrerfortbildnerInnen, MultiplikatorInnen der Erwachsenenfortbildung Wünschenswerte Voraussetzungen: Erfahrungen mit Zusammenarbeit mit KollegInnen im fächerübergreifenden Kontext, Kenntnis folgender Materialien: Cassel-Gintz, M., Harenberg, D., Syndrome globalen Wandels als Ansatz interdisziplinären Lernens in der Sekundarstufe, Werkstattmaterial Nr.1. Interdisziplinäres Wissen- Syndrome globalen Wandels, BLK-Programm „21“, Berlin 2002 Weiterführende Materialien: Bigott, B. u.a. Landwirtschaft und Nahrungsmittelkonsum, Werkstattmaterial Nr.3, Interdisziplinäres Wissen- Syndrome globalen Wandels, BLK-Programm „21“, Berlin 2002 Zeitler, H., Ausjelöffelt und durchjewühlt, Die Problematik nicht-erneuerbarer Rohstoffe am Beispiel der Lausitz (Katanga-Syndrom) Werkstattmateria lNr.8, Interdisziplinäres Wissen- Syndrome globalen Wandels, BLK-Programm „21“, Berlin 2003 BLK 21 Schleswig-Holstein Was ist das Syndromkonzept? Eine Einführung: •Der Globale Wandel (GW) •Das Syndromkonzept als GW-Beschreibungsmethode •Basismodelle des Syndromkonzepts •Syndromanalyse: •Beispiel Dustbowl-Syndrom •Arbeitsphase •Arbeitsanleitung •Arbeitsausführung •Arbeitsauswertung •Enddiskussion: Einsatz im UR BLK 21 Schleswig-Holstein Der Globale Wandel (GW) Globale Bodendegradation Zunahme der ländlichen Armut BLK 21 Schleswig-Holstein Das Syndromkonzept -als Beschreibungsmethode des GW Grundthese: Der Globale Wandel lässt sich in seiner Dynamik auf eine überschaubare Zahl von Kausalmustern in den Mensch-Umwelt Beziehungen zurückführen. Die nicht-nachhaltigen Entwicklungsverläufe dieser dynamischen Muster werden als Syndrome des Globalen Wandels bezeichnet. BLK 21 Schleswig-Holstein Anforderungsprofil: Syndromkonzept Natur des GW Disziplinen übergreifend Wissensfortschritt fortlaufend verbesserte Näherungslösungen Dringlichkeit Notwendigkeit für Handlungswissen ohne vollständiges Systemverständnis Nachhaltige Entwicklung Verständnis von „Nichtnachhaltigkeit“ BLK 21 Schleswig-Holstein Das Syndromkonzept Grundelemente I Symptome Bodendegradation Verlust an Biodiversität Konversion von Ökosystemen Emanzipation der Frau Reg. & glob. Klimawandel Absinken des Grundwasserspiegels Intensivierung & Ausweitung von Landwirtschaft Verarmung Globalisierung der Märkte Wachsendes Umweltbewusstsein BLK 21 Schleswig-Holstein Politikversagen: Fehlplanung/Korruption Das Syndromkonzept Grundelemente II Symptome Wechselwirkungen Bodendegradation Verlust an Biodiversität Konversion von Ökosystemen Reg. & glob. Klimawandel Absinken des Grundwasserspiegels Emanzipation der Frau Intensivierung & Ausweitung von Landwirtschaft Verarmung Globalisierung der Märkte Wachsendes Umweltbewusstsein BLK 21 Schleswig-Holstein Politikversagen: Fehlplanung/Korruption ? Das Syndromkonzept Grundelemente III Symptome Wechselwirkungen Bodendegradation Verlust an Biodiversität SahelSyndrom Syndrome Konversion von Ökosystemen Reg. & glob. Klimawandel Absinken des Grundwasserspiegels Emanzipation der Frau Intensivierung & Ausweitung von Landwirtschaft Verarmung Globalisierung der Märkte Wachsendes Umweltbewusstsein BLK 21 Schleswig-Holstein Politikversagen: Fehlplanung/Korruption ? Syndrome des Globalen Wandels Bisher 16 Syndrome in 3 Gruppen identifiziert: Syndromgruppe „Nutzung“ •unangepasste Nutzung von Naturressourcen als Produktionsfaktoren •Beispiel: Sahel-Syndrom Syndromgruppe „Entwicklung“ •Mensch-Umwelt-Probleme aus nicht nachhaltigen Entwicklungsprozessen •Beispiel: Aral-See-Syndrom Syndromgruppe „Senken“ •Umweltdegradation durch nicht angepasste zivilisatorische Entsorgungsanforderungen •Beispiel: Müllkippensyndrom BLK 21 Schleswig-Holstein Syndromanalyse: Beispiel Fallstudie Fallstudien: BLK 21 Schleswig-Holstein Vorgehensweise Ziel des Syndromansatzes ist es zu bestimmen, wohin der globale Wandel nicht gehen soll! Dazu werden Fallstudien herangezogen, in denen Umweltprobleme dargestellt sind, z.B. den Raubbau am Amazonas-Urwald. Anhand einer Liste von Trends werden die Auswirkungen auf verschiedene Bereiche (Symptome) überprüft . Durch Aufbau von Verknüpfungen und Beziehungen entwickelt sich ein Muster: das Syndrom. BLK 21 Schleswig-Holstein Arbeitsanleitung:Aufgaben 1. Die in den Texten identifizierten Symptome mittels Symptomsammlung markieren. der 2. Identifizierte Symptome den Sphären zuordnen. 3. Beziehungspfeile einzeichnen. 4. Gewichtungen vornehmen: Welche Beziehungen sind besonders zentral? Wo gehen die meisten Pfeile ab? Welcher Bereich ist besonders betroffen? Welche Wirkungen sind fördernd bzw. hemmend? 5. Zentrales Geflecht herausarbeiten. 6. Syndrom kennenlernen durch Vergleich mit einer wissenschaftlich erarbeiteten Beschreibung. BLK 21 Schleswig-Holstein Fallbeispiele können sein: •Texten (Zeitungsartikeln, wissenschaftlichen Beiträgen u.ä.), • Grafiken, Tabellen, • Fotodokumente (Satellitenfotos u.ä.). An den Datenquellen kann( je nach Materialumfang) sowohl einphasig/arbeitsgleich als auch mehrphasig/ arbeitsteilig gearbeitet werden. BLK 21 Schleswig-Holstein Globale Symptomsammlung Biosphäre Pedosphäre Konversion natürlicher Ökosysteme Zunehmende Deposition und Fragmentierung natürlicher Ökosysteme Akkumulation von Abfällen Zunahme anthropogener Artenverschleppung Verdichtung Resistenzbildung Versauerung / Kontamination Zunehmende Übernutzung biologischer Ressourcen Fertilitätsverlust (Humus, Nährstoffe) Gen- und Artenverluste Erosion, morphologische Änderung Verlust biosphärischer Senken Versiegelung Verstärkung von biosphärischen Quellen Versalzung, Alkalisierung Schädigung von Ökosystemstruktur und -funktion Überdüngung BLK 21 Schleswig-Holstein Globale Symptomsammlung Bevölkerung Atmosphäre Bevölkerungswachstum Verstärkter Treibhauseffekt Gesundheitsschäden durch Tropospähren Verschmutzung Umweltbelastung Reduktion stratosphärischen Ozons Urbanisierung Zunehmende regionale Landflucht Luftverschmutzung Zersiedelung Globaler und regionaler Klimawandel Internationale Migration BLK 21 Schleswig-Holstein Zunahme von Spurengasen Globale Symptomsammlung Hydrosphäre Meeresspiegelanstieg Veränderung des Grundwasserspiegels Änderung ozeanischer Strömungen Veränderung der Eiskappen und Gletscher Süßwasserverknappung Veränderung der Wasserqualität (Pathogene, Nährstoffe, Toxine) Veränderung der lokalen Wasserbilanz Veränderte Frachten von partikulären & gelösten Stoffen BLK 21 Schleswig-Holstein Gesellschaftliche Organisation Verstärkung des nationalen Umweltschutzes Bedeutungszunahme der NRO Demokratisierung Soziale und ökonomische Ausgrenzung Zuhname ethnischer und nationaler Konflikte Institutionalisierung von Sozialleistungen Zuhname der internat. Abkommen & Institutionen Individualisierung Zunahme von sozialen & ökonom. Disparitäten Rückgang traditioneller gesellschaftlicher Strukturen Zuhname der strukturellen Arbeitslosigkeit Politikversagen Globale Symptomsammlung Wissenschaft und Technik Automatisierung, Mechanisierung Medizinischer Fortschritt Fortschritt in der Informationstechnologie Verbesserung des technischen Umweltschutzes Entwicklung regenerativer Energien und Rohstoffe Entwicklung neuer Werkstoffe, stoffliche Substitution Wissens- und Technologietransfer Fortschritt in der Bio- und Gentechnologie Intensivierung von Ausbildung und Qualifikation Wachsendes Technologierisiko BLK 21 Schleswig-Holstein Psychosoziale Spähre Sensibilisierung für globale Prbleme Ausbreitung westlicher Konsum- und Lebensstile Anspruchssteigerung Emanzipation der Frau Wachsendes Umweltbewusstsein Erhöhung der Mobilitätsbereitschaft Zuhnehmendes Partizipationsinteresse Zunahme fundamentalistischer Strömungen Globale Symptomsamlung Wirtschaft Zunehmender Tourismus Zunahme umweltverträglicher Wirtschaftsweisen Tertiärisierung Zentralisierung wirtschaftspolitischer Strategien Globalisierung der Märkte Aufbau technischer Großprojekte Internationale Verschuldung Industrialisierung Ausbreitung der Geldwirtschaft Steigerung der Ressourcenproduktivität Zunehmender Protektionismus Steigerug der Arbeitsproduktivität Ausbau der Verkehrswege Steigerung der Kapitalintensität Wachsendes Verkehrsaufkommen Zunahme der Welthandelsströme Rückgang der Steigerung der Nahrungsmittelproduktion traditionellen Landwirtschaft Ausweitung landwirtschaftlich genutzter Flächen Intensivierung der Landwirtschaft Zunehmender Verbrauch von Energie und Rohstoffen BLK 21 Schleswig-Holstein Arbeitsausführung:Syndromsphären Biosphäre Atmosphäre Bevölkerung Hydrosphäre Psychosoziale Sphäre / Einstellungen BLK 21 Schleswig-Holstein Gesellschaft / Institution Pedosphäre / Boden Wirtschaft Wissenschaft / Technik Das RAUBBAU-SYNDROM Raubbau an natürlichen Ökosystemen • zunehmende Übernutzung biolog. Ressourcen (terrestrische & marine Ökosysteme) • Überschreiten der natürlichen Regenerationsfähigkeit • motiviert durch gesellschaftliche und wirtschaftspolitische Entwicklungen Beispiel: • globale Stammholzexploitation Syndromfolgen: Konversion und Degradation artspezifischer Lebensräume regionale Reduzierung der genetischen und Artenvielfalt Erosion, morphologische Änderungen regionale und globale Klimaänderungen BLK 21 Schleswig-Holstein RAUBBAU-SYNDROM: Syndromkern BLK 21 Schleswig-Holstein Das DUST-BOWL-SYNDROM Nicht-nachhaltige industrielle Bewirtschaftung von Böden / Gewässern unter hohen Energie-, Kapital- und Technikeinsatz • Intensivierung / Ausweitung der Landwirtschaft Beispiele: • Pflanzung großfläch. Monokulturen • großflächige Konversion von Waldgebieten zu landwirt. Nutzfläche Syndromfolgen: Konversion großer Landflächen (-> Monokulturen) großflächigen Bodenerosionserscheinungen Degradation von Ökosystemen (Düngemittel und Pestizide) Artenverdrängung & Zerstörung von Lebensräumen Emission von treibhauswirksamen Gasen (CO2, CH4) BLK 21 Schleswig-Holstein DUST-BOWL-SYNDROM: Kernmechanismus ATMOSPHÄRE PEDOSPHÄRE Verstärkter Treibhauseffekt Versalzung, Alkalisierung Überdüngung Degradation natürlicher Ökosysteme HYDROSPHÄRE Veränderung der lokalen Wasserbilanz Konversion natürlicher Ökosysteme BIOSPHÄRE Industrialisierung Intensivierung der Landwirtschaft Ausweitung der Landwirtschaftsfläche Veränderung der Wasserqualität (Pathogene, Nährstoffe, Toxine) Ausweitung westlicher Konsum- und Lebensstile Anspruchsteigerung PSYCHOSOZIALE SPHÄRE BLK 21 Schleswig-Holstein WIRTSCHAFT Globalisierung der Märkte DUST-BOWL-SYNDROM: Intensität BLK 21 Schleswig-Holstein MASSENTOURISMUS-SYNDROM Erschließung und Schädigung von Naturräumen für Erholungszwecke Syndromfolgen: Beispiele: • Skitourismus Abholzung von Bergwäldern & Bodenverdichtung • Übernutzung lokaler Wasserressourcen für Duschen, etc. • Erschließung unberührter Regionen • Flugverkehr Troposphärenverschmutzung Süßwasserverknappung Deposition von Abfällen Übernutzung und Konversion von Ökosystemen Zunehmender Verbrauch von Energie und Rohstoffen BLK 21 Schleswig-Holstein MASSENTOURISMUS -SYNDROM Beziehungsgeflecht BLK 21 Schleswig-Holstein