Einfluss von konjugierten Linolsäuren auf das bovine Immunsystem (TP7) Ziele und Hypothesen H1. CLA beeinflussen phänotypische Eigenschaften boviner Immunzellen H2. CLA beeinflussen die funktionelle Kapazität neutrophiler Granulozyten H3. CLA beeinflussen funktionelle Eigenschaften boviner mononukleärer Zellen H4. CLA beeinflussen das Zytokinspektrum aktivierter Immunzellen H5. CLA Isomere besitzen in vivo und in vitro eine immunpolarisierende Wirkung Ergebnisse: Ad H1 CLA-Supplementation beeinflusst nicht (im Blut): o die Zahl der Gesamtleukozyten o die Zahl neutrophiler Granulozyten o die Zahl an Monozyten o die Zahl an -T-Zellen o die Zahl an CD8+ T-Zellen CLA100 reduziert o die Zahl an B-Zellen o die Zahl an CD4+ T-Zellen das CD4/CD8-Verhältnis Fettsäuremuster der PBMC … Ad H2 Ex vivo: CLA50 steigert den Anteil phagozytotisch aktiver neutrophiler Granulozyten In vitro: CLA haben keinen Einfluss auf die phagozytotische Kapazität neutrophiler Granulozyten CLA beeinflusst nicht die Überlebensraten neutrophiler Granulozyten weder direkt (allein kultiviert) noch indirekt (in Cokultoren mit MNC). Ad H3 Einfluss auf die In-vitro-Proliferation mononukleärer Zellen des Blutes c9-t11-CLA und t10-c12-CLA hemmen die Proliferation boviner MNC o nach T-Zellrezeptor-abhängiger Stimulation mit dem Superantigen SEA o Nach Lektin-Rezeptor-abhängiger Stimulation mit Concanavalin A (ConA) o PGJ2 (ein PPAR-Ligand) hemmt die SEA-induzierte Proliferation von bovinen MNC in vitro o Die hemmende Wirkung beider PPAR-Liganden (PGJ2 und CLA) lässt sich durch den PPAR-Inhibitor GW9662 (0,1 und 1 µmol/L) nicht blockieren o GW9662 (0,1 µmol/L) (ein PPAR-Inhibitor) hat keinen Einfluss auf die SEAinduzierte Proliferation von bovinen MNC, verstärkt aber den Proliferationshemmenden Effekt von CLA o GW9662 (1 µmol/L) (ein PPAR-Inhibitor) hemmt die SEA-induzierte Proliferation von bovinen MNC und wirkt in Kombination mit PGJ2 und CLA additiv hemmend Einfluss auf die Apoptose mononukleärer Zellen in vitro Cis9-t11-CLA (50 µmol/L) wirkt nicht pro-apoptotisch auf unstimulierte (ruhende) MNC Cis9-t11-CLA (50 µmol/L) wirkt proapoptotisch auf Superantigen-stimulierte MNC Einfluss auf die ex vivo Stimulierbarkeit peripherer mononukleärer Zellen (PBMC) und Splenocyten CLA-Supplementierung beeinflusst nicht die ex vivo Stimulierbarkeit von PBMC und Splenozyten bei Stimulation mit ConA Ad H4 Einfluss auf die Genexpression von PBMC und Splenozyten ex vivo Die Expression der Zytokine (IL-4, IL-10, IL-12, IFN-γ, TNF-α) unterliegt einer großen Variation, unabhängig von der Fütterungsgruppe o Kein Einfluss von CLA auf die Expression von TNF-α in PBMC und Splenozyten o Verstärkte Expression von IL-12, IL-4 und IL-10 in Splenozyten nach 6 Wochen CLA-Supplementierung, bei PBMC Expression von IL-12 nach 15 Wochen CLA im Vergleich zur Basisgruppe erhöht, IL-4 und IL-10 nicht beeinflusst o INF-γ in PBMC und Splenozyten der CLA Gruppe nach 15 Wochen verstärkt exprimiert Ad H4/H5 Einfluss auf die Genexpression SEA-stimulierter mononukleärer Zellen in vitro Die SEA-Stimulation führt zur stärkeren Expression von IFN, IL-4, IL-12 und IL-17 CLA im Medium reduziert die Genexpression von IFN, IL-4, IL-12 und IL-17 Die SEA-Stimulation führt nicht zu einer verstärkten Expression von PPAR und Pentraxin-3 (PTX3) CLA im Medium beeinflusst nicht die Expression von PPAR und (PTX3) Einfluss auf Immunglobulinisotypen in Blut und Milch CLA100 o Reduziert den IgG1-Gehalt im Blutserum und in der Milch o Reduziert den IgG2-Gehalt im Blutserum Schlussfolgerungen Eine Supplementierung des Futters mit CLA führt dazu, dass die Zahl zirkulierender B-Zellen und CD4+ T-Zellen selektiv reduziert wird. Dies beruht nicht auf einem (selektiven) pro-apoptotischen Effekt für diese Zellpopulationen, da in vitro die Apoptose von unstimulierten MNC nicht signifikant beeinflusst wurde. Die Wirkung des über das Futter aufgenommenen CLA entfaltet sich eher auf der Ebene des Knochenmarks und des Thymus. CLA führt tendenziell nicht zu einer Polarisierung der Immunantwort Geht man davon aus, dass der Wechsel von IgM- zu IgG1- oder IgG2-exprimierenden B-Zellen (und damit zu IgG1- und IgG2-sezernierenden Plasmazellen) von verschiedenen Zytokinen gesteuert wird, deutet der Abfall der Konzentrationen für IgG1 und IgG2 Im Blutserum auf eine fehlende Selektivität von CLA in der Beeinflussung von Zytokinmustern hin. Die durch einen Stimulus induzierten Gene für pro- und ant-inflammatorische Zytokine wurden durch CLA in vitro eher gleichermaßen gehemmt. Dies stützt die Beobachtung des gleichzeitigen Abfalls von IgG1 und IgG2 im Blutserum. Zusammen mit der CLA-induzierten, reduzierten Zahl an CD4+ T-Zellen (im Blut weitestgehend naive T-Zellen) lässt dies vermuten, dass CLA in den sekundären Immunorganen auch die Bildung polarisierter T-Zellen (TH1, TH2) nicht selektiv beeinflusst. Die Wirkungen von CLA auf Immunzellen sind PPARg-unabhängig CLA gelten als Liganden für den Transkriptionsfaktor PPARg über dessen Aktivierung viele Zytokine in ihrer Expression gehemmt werden. Die schwache Expression von PPAR in MNC, das Ausbleiben einer Expressionsinduktion von PTX3, ein PPARreguliertes Gen, durch CLA sowie die fehlende Wirkung eines PPAR-Antagonisten (GW9662) auf die CLA-vermittelte Proliferationshemmung sprechen dafür, dass die Wirkungen von CLA auf Immunzellen PPAR-unabhängig sind. Dies deutet darauf hin, dass die beobachteten CLA-Effekte über die Ersetzung essentieller Fettsäuren, Linolsäure und Arachidonsäure in den Membranphospholipiden erfolgt. Derartige Änderungen der strukturellen Eigenschaften der Plasmamembranen von Immunzellen können die Aktivität von Proteinen, die als Ionenkanäle, Transporter, Rezeptoren, kostimulatorische Moleküle, oder Enzyme dienen beeinflussen. Es ist durchaus möglich, dass die durch CLA veränderte Lipidzusammensetzung der Zellmembran unterschiedlichster Zellen des Immunsystems Prozesse beeinflusst, die sich in einer veränderten Zellzusammensetzung im peripheren Blut äußern können. Durch diese Änderungen in Membranzusammensetzung können die Interaktionen mit anderen Zellen des Immunsystems sowie die Funktion von Proteinen und anderen Membrankomponenten moduliert werden. CLA beeinflusst die unmittelbare Immunabwehrbereitschaft des Tieres Der absolute Gehalt an IgG1-Antikörpern in der Milch sank signifikant, was sich durch die Absenkung des Plasmaspielgels erklären lässt. Somit scheint CLA nicht am Transportprozess von Plasma-IgG1 in die Milch beteiligt zu sein. Gestützt wird dies durch den von CLA nicht beeinflussten IgG2-Gehalt der Milch. Dieser Isotyp wird von prä-existenten, residenten Plasmazellen gebildet, somit korreliert der IgG2-Gehalt der Milch nicht mit dem IgG2-Gehalt im Blutplasma. Der insgesamt reduzierte Gehalt an Antikörpern in der Milch impliziert eine verringerte Fähigkeit eindringende Pathogene zu neutralisieren. Ex vivo zeigte sich eine höhere Phagozytoserate der neutrophilen Granulozyten (nur in der CLA50-Gruppe). Da in vitro der Zusatz zu gereinigten Neutrophilen keinen Effekt bewirkte, lassen sich die beobachteten CLA-Effekte nur indirekt (unbewiesen) erklären, bspw. über eine CLA-induzierte, erhöhte Expression von Opsoninrezeptoren auf den Zellen. Die ex vivo –Stimulierbarkeit von PBMC und Splenozyten konnte durch CLASupplementierung nicht beeinflusst werden. Der Stimulationsindex der PBMC hat im Zeitraum nach der Kalbung (6 und 15 Wochen pp) in der CLA- und Kontrollgruppe gleichermaßen zugenommen, bei den Splenozyten blieb er auf gleichem Niveau. Die Funktionalität der PBMC und Splenozyten scheint demnach durch eine CLASupplementierung nicht beeinflusst zu werden.