Universität Paderborn Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik Institut für Mathematik WS 2005/2006 Seminar zur Geometrie Dozent: PD. Dr. Epkenhans Thema: Das Dreieck (nach Koecher, Krieg (2000): Ebene Geometrie, 2.Auflage, Berlin, Springer-Verlag) Verfasserinnen: Julia Grote Alexandra Noltmann Matrikel-Nr.: 6236648 Matrikel-Nr.: 6262454 5. Semester 5. Semester LGG LGG [email protected] [email protected] Tel.: 02942/6276 Tel.: 05281/10909 §11 Das Dreieck Unter einem Dreieck soll hier wie in II.3.11 ein geordnetes, nicht kollineares Tripel a, b, c E verstanden werden. Die Punkte a, b, c heißen die Eckpunkte oder Ecken des Dreiecks. Nach dem Drei – Punkte – Kriterium (II.1.6) gilt dann stets a, b, c 0 . Man zeichnet ein Dreieck meist so, dass die Ecken a, b, c gegensinnig zum Uhrzeigersinn um einen inneren Punkt laufen. Dies ist genau dann der Fall, wenn a, b, c 0 . Man nennt die Geraden a b, b c, c a die Seiten und b a , c b , a c die Seitenlängen des Dreiecks. 1 Der Strahlensatz 1.1 Strahlensatz: Seien a, a’, b, b’ mit a – p, b – p linear unabhängig, dann sind äquivalent: i) G und G’ sind parallel ii) Es gibt ein mit a’ – p = * a p und b’ – p = * b p Dann gilt: ( ) a' p a p b' p b p b'a' ba Beweis: Die Äquivalenz von i) und ii) gilt nach dem Allgemeinen Strahlensatz (s. Kapitel I 7.2). Durch Umstellen der Gleichung in ii) sind in ( ) alle Quotienten gleich und können somit gleichgesetzt werden. 1 Die Kapitelangaben sind hier und im Folgenden aus dem Buch von Koecher, Krieg: Ebene Geometrie entnommen 2 1.2 Bemerkungen: - Der Strahlensatz kann auch als Aussage über ähnliche Dreiecke aufgefasst werden. - b c folgt die Äquivalenz des Mit Hilfe des Geradenmaßes abc c a Strahlensatzes zu apa’ = bpb’. 1.3 Schulbezug: Der Strahlensatz wird in ebenfalls in der Schule in der Jahrgangsstufe 7 behandelt. Er wird dort jedoch in den 1. und 2. Strahlensatz aufgeteilt, um den Schüler die Verhältnisse der Strecken zueinander schrittweise zu vermitteln. 2 Geradengleichung Bekannt: Ga ,u := a u : : = a + u mit a E, u 0, u E. 2.1 Definition (Geradengleichung): Durch H c , := x E : c, x für 0 c E , werden ebenfalls Geraden beschrieben. 2.2 Bemerkung: - H c , steht senkrecht auf c bzw. c. c bzw. c wird daher auch Normale von H c , genannt - H c , G a ,u , wenn gilt: a) u = c und jedes a H c , . b) c u und u , a . 2.3 Korollar: Jede Gerade G in E besitzt eine Darstellung G = H c , mit c E, c 1und mit 0 , dann gilt: - ist eindeutig bestimmt. 3 - mit 0 ist auch c eindeutig bestimmt. - mit 0 ist ceindeutig bestimmt. 2.4 Schnittpunktformeln zweier nicht-paralleler Geraden: Bekannt (II.1.4 (2)): Ga ,u Gb,v 1 b, vu a, u v u, v Des Weiteren gilt: H c , H d , 1 c d und c, d Ga ,u H c , a a, c u, c u 2.5 Schulbezug: Die Darstellung der Geraden wird in der Sekundarstufe I in vereinfachter Form eingeführt, erst in der Sekundarstufe II wird diese Darstellung konkretisiert und die Darstellung in Hesse’scher Normalform behandelt. Die Schnittpunktformeln werden in dieser Form in der Schule nicht thematisiert, stattdessen werden aber die Schnittpunkte zweier Geraden in der Sekundarstufe I und II durch Gegenüberstellung in einer Gleichung arithmetisch berechnet. 3 Abstand eines Punktes von einer Geraden: 3.1 Satz: Der Abstand d(p,G) des Punktes p von der Geraden G =H c , mit c und wird im Fußpunkt q G ( ) des Lotes von p auf G angenommen und es gilt: d(p, G) = p q c, p c 3.2 Satz über die Hesse’sche Normalform: Schreibt man eine Gerade H c , in Hesse’scher Normalform c, x mit c = 1 und 0 , dann ist der Abstand eines Punktes p von H c , gleich c, p . 4 3.3 Bemerkung: Der Ursprung 0 hat von der Geraden H c , den Abstand . 3.5 Schulbezug: Die Formel zur Berechnung des Abstandes und die Hesse’sche Normalform werden in dieser Form in der Sekundarstufe II behandelt. 4 Mittelsenkrechte im Dreieck 4.1 Definition: Sei a, b, c E ein Dreieck. Die Gerade durch die Seitenmitte, die senkrecht auf a b steht, heißt Mittelsenkrechte von a und b, also 1 M a ,b : x E : x a b , a b 0 H 1 G1 . a b , a ² b ² a b , a b 2 2 2 M b ,c und M c ,a analog. 4.2 Satz: In einem Dreieck a, b, c E schneiden sich die drei Mittelsenkrechten in einem Punkt m : mabc : 1 b ² c ² a c ² a ² b a ² b ² c . 2a, b, c 5 Beweis: M a ,b H M b ,c H M c ,a H a b , 1 a ² b ² 2 b c , 1 b ² c ² 2 ca, 1 c ² a ² 2 H a c , 1 a ² c ² 2 M c ,a M a ,c M b ,c H a c , 1 a ² c ² 2 H b c , 1 b ² c ² 2 1 1 1 b ² c ² a c a ² c ² b c a c, b c 2 2 ( I .5.1) 1 b ² c ² a b ² c ² c a ² c ² b a ² c ² c 2a, b, c 1 2 2 b ² c ² a a c b b ² c ² c a ² c ² c 2a, b, c 1 b ² c ² a a ² c ² b b ² c ² a ² c ² c 2a, b, c 1 b ² c ² a a ² c ² b b ² a ² c 2a, b, c mabc ( III .2.2 ( 4 )) m Analog: M a ,b M c ,b mabc und M b ,a M c ,a mabc . (Anders ausgedrückt: Bei zyklischer Vertauschung von a, b, c ändert sich das Ergebnis von m nicht.) Also ist m der Schnittpunkt der drei Mittelsenkrechten im Dreieck. 4.3 Schulbezug: Das Thema Mittelsenkrechten in einem Dreieck wird in der Sekundarstufe I geometrisch behandelt und in den meisten Fällen ohne Beweis. In der Sekundarstufe II wird dieses Thema im Bereich ‚Analytische Geometrie’ wieder aufgegriffen. 6 5 Höhen im Dreieck 5.1 Definition: Sei a, b, c E ein Dreieck, dann bezeichnet die Gerade durch a, die senkrecht auf b v c steht, die Höhe durch a und ist gleich Ga ,u mit u : c b , bzw. H c b , mit : c b, a . Also ergibt sich für die Höhe durch a: H a : H cb, cb,a . Analog gilt für die Höhe durch b: H b : H ac, ac,b und für die Höhe durch c: H c : H ba, ba,c . 5.2 Satz vom Höhenschnittpunkt: Die Höhen eines Dreiecks a, b, c E schneiden sich in einem Punkt h : habc : 1 a, b c a b, c a b c, a b c . a, b, c Beweis: H a : H c b , c b ,a H b : H a c , a c ,b H c : H b a , b a ,c 7 Ha Hb H c b , c b , a H a c , a c ,b 1 a c, b c b c b, a a c c b, a c 1 a c , b c a c , b b c b, a a c b , a c a c, c b 1 (b c), a a (c a ), b b ( a c, b c b, a ) c a c,b c 1 b c , a a c a , b b a , b c , b c , a b, a c a c, b c II .1.6 (1) 1 a, b c a b, c a b c, a c, b c a, b, c 1 a , b c a b, c a b c , a b c a, b, c habc h Analog H ac, ac,b H ba, ba,c und H ba, ba,c H cb, cb,a . (Anders ausgedrückt: Bei zyklischer Vertauschung von a, b, c ändert sich das Ergebnis von h nicht). Also ist h der Schnittpunkt der drei Höhen im Dreieck. 5.3 Bemerkung: Sei a ,b ,c E ein Dreieck, : ba ,c a 0 . Dann ist der Flächeninhalt des Dreiecks a, b, c gegeben durch : 1 1 a, b, c b a c a sin . 2 2 5.4 Schulbezug: Das Thema Höhen in einem Dreieck wird in der Sekundarstufe I geometrisch behandelt und in den meisten Fällen der Höhenschnittpunktsatz ohne Behandlung eines Beweises. In der Sekundarstufe II wird dieses Thema nicht mehr wieder aufgegriffen. Der Flächeninhalt eines Dreiecks wird in der Schule mit Hilfe der Formel A 1 g *h 2 berechnet. Hierdurch wird in der Schule die oben genannte Formel vereinfacht und sich auf den rechten Winkel zwischen Grundfläche und Höhe beschränkt. 8 6. Rechtwinklige Dreiecke: 6.1 Satz: Sei a, b, c ein Dreieck. Die Höhe durch c schneide die Gerade a v b im Punkt d. Dann sind äquivalent: i) a c ,b c ii) a b = 2 = bc 2 2 + ca 2 iii) c d 2 = a d * b d und a b a d d b (Höhensatz) iv) b c 2 = b a * b d und a c 2 = a b * a d (Kathetensatz) v) Der Flächeninhalt des Dreiecks a, b, c ist 1 * ac * bc 2 vi) Der Höhenschnittpunkt h des Dreiecks a, b, c ist c. 1 vii) Der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten ist m = * a b . 2 Beweis: Seien A : b c , B : c a , C : a b , Q : a d , P : b d , H : c d und a c ,b c . Da a, b, d kollinear sind, gilt: (1) P+Q = C oder P+C = Q oder Q+C = P Nach Kapitel III 1.4 (Pythagoras für die Teildreiecke b, d, c und a, d, c) gilt: (2) A2 H 2 P 2 und B 2 H 2 Q 2 (i) (ii): Das ist der Satz des Pythagoras für das Dreieck a, b, c. 9 (ii) (iii): Es gilt, dass C 2 A 2 B 2 , sowie (1) und (2). 2 2 2 * H 2 P2 Q2 H P H 2 Q2 2 A B2 ( 2) A2 B 2 ( ii ) C2 (i ) P Q 2 2 * H 2 P 2 Q 2 P 2 Q 2 2 * PQ 2 * H 2 2PQ H 2 PQ Da H 2 0 folgt H 2 PQ und damit auch C P Q (iii) (iv): Es gilt, dass H 2 PQ und (2). ( 2) A2 H 2 P 2 ( iii) PQ P 2 P * Q P ( iii) P *C ( 2) B2 H 2 Q2 ( iii) PQ Q 2 Q * P Q ( iii) Q *C (iv) (ii): Es gilt, dass A 2 P * C und B 2 Q * C A2 B 2 P * C Q * C P Q * C 10 Widerspruchsbeweis: I Es sei C Q P . A 2 B 2 P Q * C . P Q * Q P Q2 P2 A2 Q 2 P 2 B 2 A2 Q 2 P 2 H 2 Q 2 A2 P 2 H 2 Nach Voraussetzung ist aber A2 P 2 H 2 , somit ist das ein Widerspruch und es folgt, dass C Q P . II Es sei C P Q . A 2 B 2 P Q * C P Q * P Q Q 2 P 2 B 2 Q 2 P 2 A 2 B 2 Q 2 P 2 H 2 P 2 B 2 Q 2 H 2 B2 Q2 H 2 Nach Voraussetzung ist aber B 2 H 2 Q 2 , somit ist das ein Widerspruch und es folgt, dass C P Q . (1) C P Q (i) (v): Nach (5.2) ist der Flächeninhalt des Dreiecks a, b, c gegeben durch 1 1 * b c * c a * sin * A * B * sin 2 2 Wegen 0 folgt sin 1 . 2 i) vi) vii): Alle drei Aussagen bedeuten, dass a v b und b v c orthogonal sind. 11 6.2 Schulbezug: Alle genannten Sätze werden in der Schule vor allem in der Sek. I behandelt und in vereinfachter Form dargestellt. Jeder Satz wird einzeln behandelt (jeweils in einem rechtwinkligen Dreieck) und die Bezüge zueinander hintereinander vermittelt/ behandelt. 12