STATEMENT OA Univ.-Prof. Dr. Herbert Reitsamer Wissenschaftlicher Sekretär der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft und stellvertretender Vorsitzender der Glaukom-Kommission, Professor für Glaukomforschung und Leiter der Glaukomambulanz der Universitätsklinik für Augenheilkunde Salzburg sowie des Glaukomvorsorgeprogramms des Landes Salzburg Der Grüne Star beginnt meistens unbemerkt von den Patienten die Nervenfasern des Sehnerven zu zerstören. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, fällt den Patienten auf, dass sie unsicher gehen, über Dinge stolpern oder sie beim Durchschreiten einer Türöffnung mit der Schulter am Rahmen anstoßen. Das sind alles Anzeichen für einen Verlust des peripheren Sehens, wodurch die Sturzgefahr und damit eine der häufigsten Komplikationen mit Krankenhausaufenthalt im Alter erheblich steigt. Die zentrale Sehschärfe ist zu diesem Zeitpunkt meist noch in Ordnung. Das zentrale, schlechte Sehen tritt erst später, dann aber plötzlich und unverhofft auf – Texte können nicht mehr gelesen werden und Details in Gesichtern oder Bildern werden nicht mehr erkannt. Den Patienten fehlen Teile des zentralen Gesichtsfeldes, die Sehschärfe nimmt ab und sie gehen zum Augenarzt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erkrankung allerdings schon weit fortgeschritten und ein Großteil des Sehnervs ist dem Grünen Star bereits zum Opfer gefallen. Aufgrund des unbemerkten Verlaufs weiß nur rund jeder zweite Erkrankte, dass er an einem Grünen Star leidet. Nicht selten schreitet der Grüne Star so weit fort, dass die Patienten bereits an einem Auge irreversibel erblindet sind, wenn sie zum ersten Mal den Augenarzt aufsuchen. Anzahl der Glaukom-Patienten nimmt dramatisch zu Gerade aufgrund des zunehmenden Alters der österreichischen Bevölkerung stellt das Glaukom eine besondere Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar. Zwischen den Jahren 2000 und 2030 zeigen Untersuchungen eine dramatische Zunahme des Grünen Stars in der österreichischen Bevölkerung um 42%! Durch den rasanten Anstieg an Erkrankten und das höhere Lebensalter der Patienten kommt es zwangsläufig zu steigenden Herausforderungen bei der Versorgung durch die behandelnden Augenärzte. 1 Therapie des Glaukoms Der Grüne Star ist eine Erkrankung, die bei frühzeitiger Diagnose sehr gut behandelt werden kann. Die Therapieoptionen sind vielfältig und die Behandlungsstrategien wirksam um eine langfristige Erhaltung der Sehkraft zu gewährleisten. Die Anforderungen an die zur Verfügung stehenden Therapeutika sind hoch, denn das Ziel ist eine wirksame Therapie zu verordnen, ohne die Lebensqualität der Patienten wesentlich einzuschränken. Die Therapie des Grünen Stars ist eine lebenslange und die Augenheilkunde ist ständig bemüht, die unterschiedlichen Therapieformen zu verbessern und neue anzubieten. Das primäre Ziel der Therapie des Grünen Stars ist die Senkung des Augendrucks. Jeder Patient hat einen individuellen für ihn persönlich passenden Augendruck. Der durch die Therapie angestrebte Augendruck richtet sich nach dem Alter des Patienten, dem Stadium des Grünen Stars, der Geschwindigkeit in der die Erkrankung fortschreitet und dem Augendruck vor Behandlungsbeginn, unter dem das Glaukom entstanden ist. Dieser angestrebte Augendruck wird Zieldruck genannt und kann bei fortgeschrittenen Erkrankungen auch sehr nieder z.B. zwischen 10 und 12 mmHg angesetzt werden. Der Augendruck kann durch die Gabe von Augentropfen, Laserbehandlungen und chirurgische Eingriffen gesenkt werden. Augentropfen Die Therapie der ersten Wahl sind in der Regel Augentropfen. Je nach Bedarf kann die Dosis verstärkt werden. Das kann zur gleichzeitigen Anwendung von bis zu fünf verschiedenen Substanzklassen führen. Ein besonders wichtiger Punkt der letzten Jahre ist die Einführung von konservierungsmittelfreien Augentropfen zur Behandlung des Grünen Stars. Die Therapie mit diesen neuen Präparaten soll verhindern, dass Bindehaut und Hornhaut des Auges geschädigt werden und es zur Ausbildung von chronischen Entzündungen und Benetzungsstörungen (trockenes Auge) kommt. Wesentlich für alle Tropftherapien ist die Einhaltung des Tropfschemas. Nur wenn die Tropfen genau so oft wie vom Augenarzt verordnet verabreicht werden, findet auch eine entsprechend kontinuierliche und damit den Sehnerven schützende Senkung des Augendrucks statt. Bei Nichteinhaltung des Tropfschemas kann auch nicht von einer Wirksamkeit der Therapie ausgegangen werden. Laserverfahren Zusätzlich zu den Augentropfen aber auch um die Tropfbelastung zu reduzieren, kann ein Laserverfahren zur Anwendung kommen (Selektive Laser Trabekuloplastik, Argon Laser Trabekuloplastik). Diese Laserverfahren sind schmerzlos in der Anwendung und können 2 tageschirurgisch durchgeführt werden, der Patient kann am gleichen Tag die Klinik wieder verlassen. Operation Sollten die genannten Therapieverfahren zu keiner ausreichenden Augendruck-Senkung führen, muss eine Operation durchgeführt werden. Diese findet meistens in lokaler Betäubung mit oder ohne zusätzliche Verabreichung eines Beruhigungs- oder Schmerzmittels statt. In schweren Fällen kann auch eine Intubationsnarkose nötig sein. Je nach Operationstechnik können Patienten die Klinik noch am gleichen Tag oder bei schweren Eingriffen nach einigen Tagen wieder verlassen. Die Schmerzen nach der Operation sind beim Glaukom generell kein großes Problem. Vor allem neuere Verfahren die bereits in Anwendung sind oder gerade entwickelt werden, stellen einen vereinfachten Ablauf mit vergleichsweise geringer Belastung des Patienten dar (z.B. Mikrostents, neue Laser und Ultraschallverfahren, Kanaloplastiken). Behandlungsplan Obwohl dem Augendruck eine wichtige Bedeutung bei der Behandlung des Grünen Stars zukommt, wissen wir mittlerweile, dass auch ein zu niederer Blutdruck, Glaukom der Eltern und Großeltern oder Geschwister, nächtliche Blutdruckabfälle, Schlaf Apnoe, Migräne und vieles mehr zu den Risikofaktoren zählen und sich negativ auf den Krankheitsverlauf des Grünen Stars auswirken können. Nicht immer ist die Senkung des Augendrucks alleine ausreichend um das Voranschreiten des Glaukoms zu verzögern. In diesen Fällen versucht der Augenarzt zusammen mit Internisten und gegebenenfalls Neurologen weitere Untersuchungen wie z.B. eine 24h Blutdruckmessung, ein EKG, eine Magnetresonanztomographie oder eine Schlafdiagnostik durchzuführen. Entsprechend den Ergebnissen wird vom entsprechenden Facharzt zusammen mit dem Augenarzt ein Behandlungsplan erstellt. Rückfragehinweis: Public Health PR Thomas Braunstorfer Tel.: 0699/19258677 Mail: [email protected] Web: www.publichealth.at 3