Obduktionsbericht Obduziert wird ein 1 Tag altes schwarzbuntes Kalb. Das Tier ist weiblich und wiegt 56kg. Einsender des Tieres ist die Klinik für Wiederkäuer und Schweine. Die Sektion des Kalbes findet am 16.11.99 von 10:15 bis 12:00 in der Sektionshalle des Instituts für Veterinärpathologie. Vorbericht: Das Kalb hat nach der Geburt keine Tränke aufgenommen, wies keinen Saugreflex auf und starb einen Tag später. Äußere Besichtigung: Die Zerlegung erfolgt 48 Stunden post mortem. Der Tierkörper ist gleichmäßig kalt und mit Ausnahme der Hintergliedmaßen frei beweglich. Der Turgor der Augen ist geringgradig reduziert. Die Cornea weist eine mittelgradige Trübung auf. Die ventrale Brust- und Bauchwand weisen gelbliche Verfärbungen auf. Das Kalb befindet sich in linker Seitenlage und ist bis auf die distalen Gliedmaßenenden und den anogenitalen Bereich abgehäutet. Körper und Fell liegen zur Ansicht vor. Das Fell weist im Bereich des Schwanzes und der Oberschenkel gelbe Verschmutzungen auf. Der Ernährungszustand des Tieres ist gut. Innere Besichtigung: Das Unterhautzellgewebe stellt sich als leicht feucht dar. Die Muskulatur ist nach hellbraun verfärbt. Das rechte Tarsalgelenk weist eine geringgradig vermehrte Füllung auf. Bauch- und Beckenhöhle: Die Milz weist multifokale, pfennig- bis markstückgroße rote Verfärbungen auf. Der Mageninhalt ist grau und schleimig. Spuren von aufgenommener Milch sind nicht zu erkennen. Im gesamten Darmkanal zeigen sich geringgradige Fibrinauflagerungen. Jejunum und Caecum weisen multifokale und zum Teil konfluierende rötliche Verfärbungen auf. Die Darmschleimhaut sowie die Serosa des Darmes sind gerötet. Im Colon befindet sich grünlicher, flüssiger Inhalt. Die Mesenteriallymphknoten sind vergrößert. Die Leber weist an der Oberfläche stecknadelkopfgroße, gasgefüllte Bläschen auf und ist gelblich verfärbt. Die Konsistenz ist breiig verändert. Die Nieren sind von breiiger Konsistenz. Die Nabelarterien weisen im Bereich des Urachus und distal davon rote Verfärbungen auf. Brusthöhle: Im Thorax befinden sich ca. 50ml rötliche Flüssigkeit von wäßriger Konsistenz. Am Herzen sind subepikardial an der Herzspitze rote und subendokardial im Bereich der Aortenklappe dunkelrote bis schwarze Verfärbungen zu erkennen. Die Lunge ist auf der rechten Seite im Mittellappenbereich von dunkelroter Farbe und deutlich verdichteter Konsistenz. Die Trachea ist mit Schaum gefüllt. Der Thymus zeigt multifokale, pfennig- bis markstückgroße rote Verfärbungen. Pathologisch-anatomische Diagnose: 1.Hydrohämothorax 2.Akute, diffuse, katharralische Enteritis 3.Lymphadenitis simplex der Mesenteriallymphknoten 4.Angeborene Atelektase der rechten Lunge 5.Akutes, diffuses, alveoläres Lungenödem und -emphysem Epikrise: Der Hydrohämothorax stellt einen gemischten Erguß dar, der sowohl einen Austritt von Exsudat als auch eine Beimengung von Blutzellen beinhaltet. Als Ursache für einen Hydrothorax kommen Linksherzinsuffizienz, chronische Pleuritis, Neoplasien, Hypalbumie sowie zur Kachexie führende chronische Erkrankungen in Frage. Ein Hämothorax entsteht durch mechanische Traumen, als postoperative Nachblutungen, infektiös bedingte Gefäßarrosionen, nach Gefäßläsionen durch neoplastische Infiltration oder Tumorruptur. Er kann außerdem im Rahmen von hämorrhagische Diathesen und Infarzierungen auftreten. Da die Flüssigkeit in diesem Fall von sehr wäßriger Konsistenz und nicht blutrot gefärbt ist kann hier auf das Vorliegen eines Hydrohämothorax geschlossen werden. Die infolge einer Linksherzinsuffizienz entstehende Dilatation oder Hypertrophie des Herzens kann hier nicht beobachtet werden. Auch eine Stenose des Aortenostiums oder der Aorta, die in der frühen postpartalen Lebensphase oft Ursache für eine Linksherzhypertrophie sein können kann nicht festgestellt werden. Somit kann eine Herzinsuffizienz als Ursache für einen Hydrohämothorax ausgeschlossen werden. Da an der Pleura keine Anzeichen für eine Entzündung wie Fibrin oder Eiter vorhanden sind kommt auch eine chronische Pleuritis als Ursache für den Hydrohämothorax nicht in Betracht. Auch Neoplasien können als Ursache ausgeschlossen werden, da keine tumorösen Veränderungen gefunden werden können. Da das Kalb nicht kachektisch ist, können Krankheiten, die eine Kachexie verursachen ebenfalls nicht für den Hydrohämothorax verantwortlich sein. Hypalbuminämien infolge von vermehrter Albuminausscheidung entstehen häufig im Rahmen von Enteropathien. Da dieses Kalb an einer Enteritis erkrankt war kommt ein verminderter Albumingehalt des Blutes und damit vermehrter Austritt von Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem in das umliegende Gewebe und wie hier in Körperhöhlen als Ursache für den Hydrothorax in Betracht. Allerdings müßte in diesem Fall auch eine Aszites festzustellen sein. Für die Entstehung eines Hämothorax können traumatische Einwirkungen sowie postoperative Nachblutungen aufgrund fehlender sonstiger Hinweise als Ursache ausgeschlossen werden. Allerdings litt das Kalb an Diarrhoe, an Thymus, Herz, Milz und Darmserosa sind außerdem multifokale Blutungen zu erkennen. Daher rührt der Hydrohämothorax von Gefäßarrosionen her, die durch eine hämorrhagische Septikämie verursacht worden sind. Eine Septikämie bewirkt eine Alteration der Gefäßwand durch toxisch-infektiöse Einflüsse. Im Rahmen dieser Erkrankung kann es auch zur disseminierten intravasalen Gerinnung kommen und somit zur Verbrauchskoagulopathie. Dies erklärt auch, warum das Blut im Thorax keine Anzeichen einer Gerinnung aufweist. Die Infektion mit dem Erreger der Septikämie kann schon intrauterin erfolgt sein. Dies erklärt auch den vorberichtlich erwähnten fehlenden Saugreflex, der bei neonataler Septikämie häufig zu finden ist. Die Septikämie kann auch im Zusammenhang mit der Enteritis des Kalbes stehen. Zur Identifikation des Erregers kann eine bakteriologische Untersuchung von Milz, Leber oder Niere vorgenommen werden. Eine akute, diffuse, katharralische Enteritis ist durch Hyperämie und ödematöse Schwellung der Schleimhaut sowie durch ein seromuköses Exsudat und einen dünnflüssigen, ungeformten Darminhalt gekennzeichnet. Sie ist abzugrenzen von postmortalen Veränderungen sowie von einer Verdauungshyperämie. Da bei diesem obduzierten Kalb gleichzeitig mit der Veränderungen am Darm eine Lymphadenitis Simplex der Mesenteriallymphknoten auftritt kann die Diagnose Enteritis hier sicher gestellt werden. Die an der Enteritis beteiligten Pathomechanismen sind Maldigestion, Malabsorption, Hypersekretion und Motilitätsstörungen, wobei nur die beiden erstgenannten histopathologisch erfaßbare Veränderungen aufweisen. Diarrhöen beim Kalb können infektiös oder fütterungsbedingt sein. In der kolostralen Phase können Fütterungsfehler wie zu späte Kolostrumverabreichung post natum, Verabreichung von zu kalter oder zu heißer Milch, unsaubere Tränkegefäße sowie zu große Tränkemengen pro Mahlzeit zu Diarrhöen führen. Außerdem sind Qualitätsmängel im Kolostrum als Ursache zu nennen, was wieder auf falsche Fütterung oder Fehler in der Trockenstehperiode beim Muttertier zurückzuführen ist. Da dieses Kalb jedoch vorberichtlich keine Nahrung aufgenommen hat und dies auch durch die pathologisch-anatomische Diagnose bestätigt werden kann, kommen Fütterungsfehler als Ursache für die Diarrhoe nicht in Betracht. Das völlige Fehlen maternaler Antikörper durch Kolostrumgabe begünstigt jedoch die Entstehung einer infektiösen Diarrhoe. Als infektiöse Noxen kommen hierfür folgende Viren in Betracht: Rotaviren, Coronaviren, Parvoviren, BVD-Virus, Adenoviren, Breda-Virus, Newbury-Agent, Astroviren, Herpesviren und Caliciviren. Bei den fünf letztgenannten ist die effektive Bedeutung in Europa allerdings nicht bekannt, so daß sie hier vernachlässigt werden können. Bakterien, die zu einer Enteritis führen sind vor allem E.Coli- und Salmonellen-Infektionen. Von untergeordneter Bedeutung sind hier noch Chlamydien und Klebsiellen zu nennen. Auch Protozoen können Enteritiden verursachen. Hier sind Kryptosporidien, Eimerien und Giardien zu nennen.Außer den genannten lokalen enteralen Infektionen, die zu Durchfall führen, gibt es auch systemische Infektionen, bei denen, vor allem im fortgeschrittenen Stadium Diarrhoe als Komplikation auftritt. Hier sind die infektiöse bovine Rhinotracheitis und die Pneumokokkose zu nennen. Da für diese Erkrankungen jedoch keine Hinweise gefunden werden können, kommen sie als mögliche Diagnose nicht in Betracht. Lediglich die Pneumokokkose in ihrer perakuten Verlaufsform als Septikämie könnte die Todesursache des Kalbes sein, erklärt aber nicht die Enteritis. Die klinische Symptomatik ist bei allen Erregern der Diarrhö die gleiche. Aufgrund von Felduntersuchungen kann man davon ausgehen, daß den meisten infektiösen Diarrhöen Mischinfektionen zugrunde liegen. Für eine Infektion mit E.Coli sind vor allem Kälber in den ersten Lebenstagen gefährdet. Es handelt sich hier um Stämme, die in der Lage sind, hitzestabiles Enterotoxin zu bilden (ETEC-Stämme). Diese sind der Auslöser der Colidiarrhö. EPEC-Stämme (enterotoxische E.Coli) und STEC-Stämme (Shiga-Toxin-bildende E.Coli) hingegen verfügen über ein Haftantigen mit dem sie in der Lage sind, an die Enterozyten zu binden und so die Mikrovilli zu zerstören. Diese, auch AttachingEffacing-E.Coli genannten, Bakterien sind der Auslöser der Colienteritis. Das von ETEC gebildete Enterotoxin aktiviert die Adenylatcyclase und induziert über eine Konversion von ATP zu cAMP eine Hypersekretion der Darmschleimhaut durch Störungen des aktiven Transports von Natrium-, Kalium-, und Chloridionen durch die Zellmembran. Es erfolgt eine erhöhte Abgabe und verminderte Aufnahme dieser Ionen durch die Enterozyten. Da Wasser dem Fluß der Ionen folgt wird gleichzeitig die Resorption von Flüssigkeit vermindert. Das Resultat ist eine sekretorische Diarrhoe. Diese Erkrankung tritt vor allem in den ersten Lebenswochen auf. Auch kann eine gleichzeitige Erkrankung mit Rota- oder Corona-Viren und Kryptosporidien prädisponierend für eine Colidiarrhö sein. EPEC-Stämme beeinträchtigen die Enterozytenfunktion im Zottenbereich, wodurch die Konzentration der Verdauungsenzyme im Darmlumen sinkt. Dadurch verbleiben die osmotisch aktiven Oligosaccharide im Darmlumen und binden Wasser. Es kommt zur osmotischen Diarrhoe und zur Maldigestion. Die Bakterien können die Zotten aber auch schädigen und somit zu einer Atrophie derselben führen. Die Zotten werden nun von unreifen Enterozyten aus dem Kryptenbereich ersetzt, welche noch nicht zur Resorption befähigt sind. Daraus resultiert eine Malabsorption, was ebenfalls zur Ausbildung einer osmotischen Diarrhoe führt. Infektionen mit EPECStämmen führen sowohl zu einer Dünndarm- als auch zu einer Dickdarm-Diarrhoe, da sie auch hier Funktionsstörungen hervorrufen. Histologisch findet man im Dünndarm Epitheldesquamation mit gering- bis hochgradiger Zottenatrophie sowie gelegentlicher Zottenfusion. Im Dickdarm treten auch kleine Erosionen und herdförmige Infiltrate von Granulozyten auf. STEC lösen eine fibrinös-hämorrhagische Entzündung vor allem des Colons und des Rectums aus. Auch hier sind in der Regel Rota-, Coronaviren oder Kryptosporidien am Krankheitsgeschehen mit beteiligt. EHEC-Stämme (enterohämorrhagische E.Coli) hingegen rufen eine reine Dünndarmdiarrhö hervor. Allerdings kommt es auch hier zur Diarrhoe, da die Resorptionskapazität des Dickdarmes überschritten wird. Der Kot wird dünnbreiig, wäßrig, hell und ist mitunter von Gasblasen durchsetzt. Der hierdurch entstehende Flüssigkeitsverlust führt schnell zu Erscheinungen der Dehydratation und Acidose. Infolge der Resistenzminderung kommt es leicht zu Sekundärinfektionen. Im Rahmen einer E.Coli-Infektion können auch Septikämien auftreten. Diese Erkrankung verläuft perakut oder akut. Sie geht mit Entzündungen der Gelenke einher, die hier, allerdings nur durch die vermehrte Füllung des rechten Tarsalgelenkes, auch festgestellt werden kann. Allerdings treten im Zusammenhang mit Coli-Septikämien auch Entzündungen der Augen und der Serosen auf. Vor allem aber sind hier Veränderungen im ZNS zu nennen, die beim vorliegenden Fall makroskopisch nicht beobachtet werden können. Die Erreger der Septikämie sind allerdings mit Ausnahme der Infektion mit nekrotischen E.Coli nicht darmpathogen. Da die Enteritis nicht nekrotisierend verläuft kann eine Infektion mit Coliseptikämie hervorrufenden Bakterien zwar Ursache für die Septikämie des Kalbes sein, nicht aber für die Enteritis. Wahrscheinlich hingegen ist eine Infektion mit ETEC oder EPEC, die beide eine katharralische Enteritis hervorrufen. Eine Infektion mit Salmonellen (Die Erkrankung wird in mehr als 90% der Fälle von Salmonella Typhimurium oder Salmonella dublin hervorgerufen, außerdem noch von S. Enteritidis.) tritt in der Regel erst ab der zweiten Lebenswoche auf. Besonders gefährdet sind Kälber, deren Resistenz durch ungünstige Fütterungsbedingungen oder durch Begleiterkrankungen herabgesetzt ist. Mit zunehmendem Alter der Tiere verläuft die Infektion vermehrt klinisch inapparent. Salmonellen haften wie E.Coli-Bakterien an der Darmschleimhaut und sind in der Lage, Enterotoxine zu bilden. Diese Enterotoxine rufen die gleichen Pathomechanismen hervor wie Enterotoxine der E.Coli. Es kommt zur sekretorischen Diarrhoe mit entsprechenden Folgen wie Dehydratation und Acidose. Die entstehende Enteritis kann akut katharralisch oder fibrinös aber auch chronisch diphteroid-nekrotisierend verlaufen. Im Verlauf der Erkrankung kann es zu einer septikämischen Ausbreitung des Erregers kommen. Hier kommt es zu metastatischen Infektionen in Gelenken, Sehnenscheiden, und Serosen. An Milz und Leber entstehen miliare Nekrosen. Es kommt bei Kälbern zur Ausbildung einer sogenannten Gummimilz. Die Kälber sterben hier meist nach längerer Krankheitsdauer. Da die Erkrankung erst im Alter von ca. 2 Wochen auftritt ist sie vermutlich nicht Ursache der Enteritis bei diesem Kalb. Chlamydien erzeugen bei neugeborenen Kälbern ebenfalls eine katharralische Enteritis. Diese weist besonders ausgeprägte Entzündungen in den terminalen Ileumabschnitten und eine Polyarthritis auf. Da die Enteritis nicht auf die terminalen Ileumabschnitte beschränkt ist und keine ausgeprägte Polyarthritis vorliegt, ist eine Infektion mit Chlamydien als Auslöser nicht wahrscheinlich. Eine Infektion mit Rotaviren führt in der Regel, sofern es sich um eine Monoinfektion handelt, nur zu leichten Durchfällen, die 24 Stunden nach den ersten Symptomen sistieren. Es kommt durch die Viren zu einer Atrophie der Zotten und damit wie bei EPEC-Infektionen zu einer osmotischen Diarrhoe. Es entwickelt sich eine katharralische Entzündung vor allem im Bereich von Jejunum und Ileum. Mischinfektionen vor allem mit ETEC führen zu schweren, teilweise blutigen Diarrhöen mit hoher Letalität. Da die pathologischen Veränderungen des Darmes nicht auf Jejunum und Ileum beschränkt bleiben und das Kalb schon innerhalb kurzer Zeit verstarb war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eine Infektion mit Rotaviren Ursache der Enteritis. Eine Mischinfektion mit ETEC kann nicht ausgeschlossen werden, allerdings kann kein Blut in den Faeces nachgewiesen werden. Massive Infektionen mit Coronaviren führen ebenfalls zu atrophischen Veränderungen im Bereich der Zotten. Die klinische Manifestation erfolgt oft erst in der dritten Lebenswoche und entwickelt sich langsamer als eine Infektion mit Rotaviren. Die Krankheit nimmt allerdings meist einen schwerwiegenderen Verlauf. Trotzdem sind sowohl Morbidität als auch Mortalität relativ niedrig. Es tritt eine katharralische Entzündung in Dünn- und Dickdarm auf. Sekundärinfektionen, vor allem mit E.Coli sind auch hier von großer Bedeutung. Da diese Erkrankung meist erst in den ersten Lebenswochen auftritt und eine geringe Mortalität zeigt ist eine Infektion mit Coronaviren als Ursache für die Enteritis des obduzierten Kalbes unwahrscheinlich. Die Infektion mit dem BVD-Virus erfolgt vorwiegend intrauterin. Der weitere Verlauf der Erkrankung ist vom Zeitpunkt der Infektion abhängig. Es kann zu Schädigungen der Frucht, die zum Tod der Frucht (Infektion vor dem 90. Tag) oder zu Mißbildungen, vor allem an Auge oder Kleinhirn kommen (okulozerebelläres Syndrom, bei Infektion zwischen 90. und 150. Tag der Trächtigkeit). Erfolgt die Infektion zwischen dem 150. und 190. Tag der Trächtigkeit kommt es zur erregerspezifischen Immuntoleranz. Bei Infektion mit einem nicht zytopathogenen Stamm kann eine Superinfektion mit einem zytopathogenen Stamm zur Ausbildung der Mucosal Disease führen. Erfolgt die Infektion der Feten zwischen dem 180. und 200. Tag der Trächtigkeit bleibt der Fetus gesund. Er ist zu diesem Zeitpunkt immunkompetent und bildet Antikörper. Infektionen in der neonatalen Phase können zu schweren, oft tödlichen Enteritiden führen. Bestimmte BVD-Stämme können außerdem eine hochgradige Thrombozytopenie mit hämorrhagischer Diathese, blutiger Diarrhoe und Anämie hervorrufen. Eine Infektion mit dem BVD-Virus nach der Geburt könnte Die Ursache für die Erkrankung des Kalbes sein. Dagegen spricht allerdings, daß kein Blut in den Faeces nachgewiesen werden kann. Damit handelt es sich nicht um einen Thrombozytopenie verursachenden Stamm. Kryptosporidien sind kommen bei Kälbern vorwiegend in der zweiten bis vierten Lebenswoche vor. Kryptosporidien kommen meist im Zusammenhang mit Infektionen mit Rota- oder Corona-Virus-Diarrhö und sind somit, und außerdem aufgrund des Auftretens in der zweiten bis vierten Lebenswoche des Kalbes, wohl nicht die Ursache für die Diarrhö des Kalbes. Die wahrscheinlichste Ursache für die akute, diffuse, katharralische Enteritis des obduzierten Kalbes ist eine Infektion mit E.Coli oder zumindest eine Beteiligung von E.Coli-Bakterien an einer Mischinfektion. Weitere beteiligte Erreger sind möglicherweise Rota-, Coronaviren und / oder Kryptosporidien. Eine genaue Abklärung kann durch bakteriologische, virologische und parasitologische Untersuchungen im Kot sowie ein pathologisch-histologische Untersuchung des Darmepithels erfolgen. Die Lymphadenitis simplex der Mesenteriallymphknoten ist im Zusammenhang mit der Enteritis zu sehen. Sie tritt häufig auf, wenn im Einzugsgebiet des betroffenen Lymphknotens entzündliche Prozesse ablaufen. Normalerweise beobachtet man dann eine reaktive Hyperplasie des Lymphknotens, eine markige Schwellung. Ist diese Schwellung mit lokalen Kreislaufstörungen wie Hyperämie oder Ödem verbunden, so spricht man von einer Lymphadenitis simplex. Unter Atelektase versteht man einen verminderten Luftgehalt der Lunge. Atelektatische Lungenbezirke besitzen ein kleineres Volumen als luftenthaltende Bezirke der Lunge, sind blaurot gefärbt und kompakt. Bei der Schwimmprobe gehen atelektatische Lungenbezirke unter. Man unterscheidet hier zwischen einer physiologischen fetalen Atelektase. Sie besteht pränatal, da der Fetus noch keine Atmung zeigt, welche die Lunge belüften könnte. Von einer angeborenen Atelektase spricht man, wenn sich das Lungengewebe nach der Geburt nicht ausdehnt. Eine erworbene Atelektase entsteht, wenn ehemals belüftete Bezirke der Lunge wieder luftleer werden. Die erworbene Atelektase kann unterteilt werden in Entspannungsatelektase (Lungenkollaps, durch Aufhebung des Unterdrucks im Thorax), Kompressionsatelektase (entstanden durch raumfordernde Prozesse im Thorax) sowie Resorptionsatelektase. Letztere entsteht durch Resorption von Luft distal eines verschlossenen Bronchus oder einer verschlossenen Bronchiole. In diesem Fall handelt es sich um eine angeborene Atelektase. Dies kann zum einen mit dem Alter des Kalbes, zum anderen damit begründet werden, daß die im Thorax befindliche Flüssigkeit zuerst ventral eine Atelektase ausgelöst hätte. Hinweise auf eine andere Genese der Atelektase können nicht gefunden werden. Agonale Veränderungen: Das akute, diffuse, alveoläre Lungenödem entsteht durch Austritt von Blutflüssigkeit in das Alveolargewebe durch die kardial bedingte Steigerung des hydrostatischen Druckes während der Agonie und Erhöhung der Kapillarpermeabilität durch Hypoxie. Die Flüssigkeit vermischt sich dort mit Luft und durch die Waschmittelwirkung des Surfactant entsteht der in der Trachea beobachtete Schaum. Das Lungenemphysem hat seine Ursache in den besonderen Inspirations- und Exspirationsverhältnissen in der Agonie. Einer angestrengten Inspiration erfolgt eine unvollständige Exspiration. Die Luft wird nicht vollständig abgeatmet, es kommt zum Luftstau und letztlich zur Überdehnung der elastischen Fasern und schließlich zur Ruptur der Alveolen.Postmortale Veränderungen: Die gelblichen Verfärbungen der Brust- und Bauchwand entstehen postmortal durch die Bildung von Sulfmethämoglobin. Die breiige Konsistenz der Nieren und der Leber ist auf Fäulnisprozesse zurückzuführen. Die gelbliche Verfärbung der Leber beruht auf Sulfmethämoglobinbildung. Todesursache: Die Todesursache ist ein akutes Herz- Kreislaufversagen durch eine Sepsis.