THEMENBEREICH I / Topic Area 1 Die Religionen als Bewahrer, Entwickler, Versöhner? Do the religions preserve, develop, reconcile? Alfred Weil 1.1 Training des Geistes und des Verhaltens Buddhistische Übungen in Weltwahrnehmung und Weltgestaltung Das Wesen der buddhistischen Spiritualität Die Ausrichtung des menschlichen Handelns ist stets “hin zum Besseren”. Das Augenmerk des Buddhismus gilt dabei weniger der Gestaltung der materiellen Welt als der Schulung des menschlichen Geistes und Verhaltens. Die buddhistische Praxis baut auf die, zu lernen und zu wachsen. Zu ihr zählen “Wissen”, “Ethisches Handeln” und “Meditation”, die in dem “Edlen Achtfachen Weg” näher beschrieben sind. 1) Training des Geistes (I) Dieser Weg beginnt mit zwei Aspekten der geistigen Schulung. Der erste Schritt bedeutet, sich von falschen Anschauungen frei zu machen und die Realität so zu sehen, wie sie tatsächlich ist. Neben einer korrekten Sichtweise ist eine angemessene Geisteshaltung (Motivation, Wollen) erforderlich. Training des Geistes bedeutet deshalb zweitens, sich von seinen charakterlichen Schwächen und Defiziten (übersteigertes Habenwollen, Rücksichtslosigkeit, Feindseligkeit) freizumachen und seine besseren Möglichkeiten zu entfalten (Zufriedenheit, Wohlwollen, Mitempfinden). 2) Training des Verhaltens Ein weiteres Lernfeld ist das Verhalten den Mitwesen gegenüber (buddhistische Ethik). Das betrifft zunächst die Sprache. Verbale Kommunikation (“Rechte Rede”) misst sich an vier unverrückbaren Regeln: nicht bewusst zu lügen; nicht mit Worten Streit oder Zwietracht zu verursachen; nicht roh, herzlos oder verletzend zu reden; weniger Unnützes, Oberflächliches, Nebensächliches und Banales zu sagen. Eine weitere Form von Aktivität ist das (körperliche) Handeln. Die entscheidenden Maximen hier: nicht zu töten; sich nichts unrechtmäßig anzueignen und Leid bringende Formen sexueller Begegnung zu vermeiden. Als Ergänzung dazu formuliert der Buddhismus vier weitere ethische Standards, die einen einwandfreien Lebensunterhalt (Beruf), Interessenausgleich und gegenseitige Achtung in den sozialen Beziehungen, die Wahl geeigneter Freundschaften sowie eine sinnvolle Freizeitgestaltung im Auge haben. 3) Training des Geistes (II) Der dritte Schwerpunkt des Lernens und Übens befasst sich noch einmal mit dem Geist des Menschen (Wahrnehmung, Emotionen etc.) und dessen Schulung in der Meditation. Sie ist der Weg der Transformation der eigenen, begrenzten Persönlichkeit. Zur ihr zählen drei Teilaspekte: Einsatz, um negative Eigenschaften und Verhaltensweisen zu “verlernen” und positive zu “erlernen”; das Training von Achtsamkeit und klarer Bewusstheit hinsichtlich aller Lebensvorgänge; die Bemühung um Konzentration und Sammlung (innere Ruhe und Harmonie). Weltwahrnehmung und Weltgestaltung Der skizzierte Weg führt zu zwei Ergebnissen: zu Weisheit und Befreiung. Unter Weisheit ist die direkte, intuitive und durchdringende Sicht der drei Merkmale aller weltlichen Erscheinungen zu verstehen: ihre Unbeständigkeit, ihre Unzulänglichkeit und Substanzlosigkeit. Befreiung meint das daraus folgende Ende von jeglicher Unvollkommenheit. Unter den Voraussetzungen dieser besonderen Weltwahrnehmung wird der Stellenwert von Weltgestaltung in der buddhistischen Tradition verständlich. Solange wir in der Welt leben, tragen wir eine besondere Verantwortung und stehen vor einer wichtigen Aufgabe. Was immer wir tun - im Denken, Reden und Handeln - orientiert sich daran, wie das menschliche Zusammenleben harmonischer und friedlicher und die allgemeinen Lebensbedingungen angemessener und befriedigender gestaltet werden können. Dennoch: Weltgestaltung hat nur eine relative Bedeutung, weil es eine perfekte Welt nicht geben kann. Wer völlige Freiheit von Leiden und Unzulänglichkeit erlangen will (das eigentliche Ziel der buddhistischen Spiritualität), wird sie innerhalb der phänomenalen Welt nicht finden. Hierzu bedarf es einer umfassenden Transformation der menschlichen Persönlichkeit, und zu nichts anderem will der “Achtfache Weg” des Buddha verhelfen. Reinhold Mokrosch Prof. Dr. Fuad Kandil Universität Karlsruhe 1.4 Feindesliebe — tauglich für Versöhnung? Die Bergpredigt In der Bibel und Im Qur´an. I.5 Christlich-Islamischer Dialog im Zeichen der Spannungen zwischen der „islamischen Welt“ und „dem Westen“ Kann Feindesliebe Frieden stiften? Widerspricht sie nicht gänzlich der menschlichen Natur? Hat der, der seinen Feind und Verfolger liebt, nicht nur schlechte Nerven? Fördert Feindesliebe nicht Unehrlichkeit und religiöse Liebedienerei? Ist sie nicht unverantwortlich, unvernünftig und ungerecht? Darf man die Stalin-, Hit 1er-, Saddamu.a. Terrorschergen, die es überall gibt, "lieben"? Ferner: Kann "Religiöse Friedenserziehung in globaler Verantwortung" mit diesem Paradigma etwas anfangen? Müssen wir Kinder und Jugendliche nicht zu einer klaren Monocodierung zwischen Gut und Böse, Nähe und Distanz, Zuneigung und Abneigung erziehen, damit sie der pluralen Codierung globaler Gesellschaften standhalten können? Erstaunlicherweise fordern alle großen Religionen, wie H. Küng im Weltethos aufzeigt, zur Feindesliebe auf – und zwar im individuellen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich! Sie sehen in ihr die Quelle für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden. Sind sie weltfremd oder besonders weltnah? Es gibt im Anschluss an Gandhi, King, Bonhoeffer, Camara, Romero viele Neu- Interpretationen der Feindes- bzw. Entfeindungsliebe von Fr. Alt über C. Fr. von Weizsäcker, Pinchas Lapide, H. Küng u.a. bis zum Dalai Lama. Sind sie tauglich für Versöhnung? Ich gehe im Vortrag besonders auf Feindesliebe in der christlichen Bergpredigt und im Qur´an ein und versuche, die gestellten Fragen aufzunehmen. Vor allem durch den Dauerkonflikt im Nahen Osten, der seit 1967 ständig eskaliert, aber auch infolge des ersten Krieges gegen den Irak von 1991 verschlechtert sich zunehmend das Verhältnis zwischen der arabischen Welt („Kernländer des Islam“) bzw. der „Islamischen Welt“ ganz allgemein und der westlichen Staatengemeinschaft (dem hier sog. „Westen“). Mit den Anschlägen vom 11. September 2001, dem darauf hin deklarierten „Krieg gegen den internationalen Terrorismus“, dem Feldzug gegen Afghanistan und dem 2. Irakkrieg im letzten Frühjahr erreichten die Spannungen zwischen beiden Welten einen vorläufigen Höhepunkt. Zwar stehen Islam und Christentum dabei – im Bewusstsein der überwiegenden Masse der Menschen – nicht als die eigentlichen Kontrahenten einander gegenüber, doch bleibt der christlich-islamische Dialog von diesen massiven politischen Spannungen ganz sicher nicht unberührt. Auf jeden Fall ist ein solcher Dialog hierdurch gewiss nicht leichter geworden – und zwar auf allen Ebenen. Zumal die Gefahr der Instrumentalisierung von Religion in Konfliktsituationen immer schon virulent gewesen ist – was sich auch im letzten Irakkrieg als höchst aktuell wie beängstigend erweisen sollte. Und wenn aktuelle Konflikte das gegenseitige Verhältnis prägen, so wundert es nicht, dass auf beiden Seiten Misstrauen und Argwohn wachsen, was das „Dialogklima“ zusätzlich belastet. Latent schwelende, historisch verwurzelte Aversionen und Vorbehalte erfahren in einer solchen Situation nicht selten eine neue Aktualität. Und ohne Frage ist im Zeichen zunehmender Spannungen ein Erstarken fundamentalistischer Tendenzen auf christlicher wie auf islamischer Seite zu beobachten, was die Position aufgeschlossener, dialogbereiter (und dialogfähiger) Menschen auf beiden Seiten nicht gerade erleichtert. Der interreligiöse Dialog steht in dieser Situation aber auch im Verdacht, die realen Konfliktmomente hinter einer „religiösen Fassade“ zu verschleiern. Ganz abgesehen davon, dass die anhaltenden Konflikte die Hilflosigkeit religiöser Diskurse und religiöser Institutionen in der politischen Realität unserer heutigen Welt auf deprimierende Weise vor Augen führen. In einer Zeit, in welcher Hegemonialinteressen ökonomischer und politischer Art, die sich auf gewaltige Militärpotentiale stützen können, die Weltordnung zunehmend strukturieren in einer Weise, dass mühsam erarbeitete Grundsätze und Spielregeln für ein geordnetes Zusammenleben der Völker und Nationen offenbar wieder zur Disposition gestellt werden, hat es fast den Anschein, dass Religionen dazu verdammt sind, entweder eine zusätzliche Mobilisierungsideologie für den politischen Konflikt zu liefern – oder aber dem wilden Treiben der Politik ohnmächtig zuzusehen. So betrachtet, kann ich die dringendste Aufgabe des christlich-islamischen Dialogs unter diesen Bedingungen am ehesten darin erblicken, einen Beitrag zur Verhinderung der Instrumentalisierung von Religion als zusätzliche Mobilisierungsressource für politisch-ökonomisch motivierte Aggressionen zu leisten. Was sicher nicht gering zu schätzen ist, wenn es nur gelänge! Diejenigen von uns auf beiden Seiten, die in einer liberal-offenen, versöhnungsbereiten „menschlichen Lesart von Religion“ den wahren, göttlichen Kern von Religiosität überhaupt sehen, sind daher gefordert, in diesem Sinne auf ihrer Seite offensiv, verbindlich und kompromisslos einzutreten. Die Sehnsucht der Menschen in aller Welt nach Frieden verpflichtet die hier Angesprochenen, ihr wahrhaftiges Einstehen für eine friedliche Koexistenz von Völkern, Kulturen und Religionen in einer globalisierten Welt gerade in Konfliktsituationen unter Beweis zu stellen. Deshalb geht mein Plädoyer dahin, den christlich-islamischen Dialog aus der Falle von theologischdogmatischer Polemik herauszuführen und zu einem umfassenden Friedens- und Kulturdialog auszubauen. Was freilich als Grundhaltung voraussetzt, den jeweils anderen in seiner Andersheit zu respektieren, anstatt diese zu dämonisieren und somit erst die oben beklagte Instrumentalisierung von Religion in Konfliktsituationen überhaupt möglich zu machen! Ulrich Gollmer 1.6 Versöhnung – ein Schlüsselbegriff im Offenbarungswerk Bahá’u’lláhs Abstract: Die zentrale Bedeutung des Versöhnungsgedankens in der Schrift ist unmittelbar bezogen auf das heilsgeschichtliche Ziel des Bahá’ítums, auf die „Einheit der Menschheit“. Die Möglichkeit jeglicher dauerhafter Versöhnung liegt nach der Bahá’í-Theologie in der souveränen Heilsstiftung Gottes, im umfassenden Heilsangebot der Offenbarungsreligionen. Dies ist nicht neu: In jeder historischen Offenbarung eröffnet sich dem Menschen das Angebot der Versöhnung mit Gott. Aus ihr ergibt sich die Chance der Versöhnung zwischen den Menschen. Neben der individuellen Dimension erfordert das Konzept der „Einheit der Menschheit“ heute mehr: Die tatsächliche, nachhaltige Versöhnung der „widerstreitenden Völker und Geschlechter der Erde“ (Bahá’u’lláh). Dies schließt insbesondere auch die Religionen ein. Für die Bahá’í ist dies ein konkreter Auftrag: Die Bahá’í-Gemeinde ist nach der Schrift konzipiert als dienende, als versöhnende Gemeinde. Ihre Aufgabe ist nicht die äußere, politische, formale Einheit der Menschheit - die gleichwohl für unvermeidlich gehalten wird. Ihr Auftrag ist die Überwindung aller trennenden Kategorien, der Einteilung der Menschen in eigen - fremd, gläubig - ungläubig, Freund und Feind, ihr Ziel ist die innere Einheit der Menschheit, ihre echte Aussöhnung. Die von den Bahá’í geforderte Politikabstinenz ergibt sich aus diesem Auftrag: Wer versöhnen will, kann nicht selbst Konfliktpartei sein oder Herrschaftsansprüche stellen. Er muss als „Sauerteig“ in der Welt wirken. Über die Einheit der Menschheit hinaus verweist die eschatologische Erwartung des „Reiches Gottes auf Erden“ auf die schließliche Versöhnung der Menschheit mit Gott. THEMENBEREICH II / Topic Area 2 Nachhaltigkeit und religiöse Werte – Langfristige Perspektiven für Politik, Wirtschaft und Kulturen Sustainability and religious values – long-term perspectives for politics, the economy and cultures PD Dr. Heiner Bieleldt Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Institut für Menschenrechte 2.2 Islam, Europa, Demokratie: Eine zukunftsfähige Perspektive? Abstract Die Präsenz von Muslimen in Europa wirft neben vielen praktischen Fragen des täglichen Zusammenlebens auch grundsätzliche Fragen der politischen Ethik auf, die sich vor allem auf die Themen Demokratie, Menschenrechte und staatliche Säkularität konzentrieren. Diese Fragen richten sich keineswegs nur an die muslimische Minderheit, sondern auch an die Gesellschaft im Ganzen, die angesichts der teils noch ungewohnten multireligiösen Realität zur präzisen Bestimmung der rechtsethischen und politischen Prinzipien des Gemeinwesens aufgerufen ist. Gleichzeitig stellt sich auch für Muslime die Aufgabe, ihr Verhältnis zu Demokratie, Menschenrechten sowie zur Säkularität des Rechtsstaates zu klären und theologisch zu verarbeiten. Wo dies geschieht, zeigt sich ein innerislamischer Pluralismus, der es verbietet, von der einen authentisch islamischen Position zu den anstehenden Fragen zu sprechen. Prinz El Hassan bin Talal von Jordanien 2.3 RELIGIONEN ALS TRIEBKRÄFTE FÜR FANATISMUS ODER FÜR VERSÖHNUNG? DER NAHÖSTLICHE KONFLIKT IM GLOBALEN ZUSAMMENHANG Ausgehend von grundlegenden Strukturen in den Religionen wird ihr Verhältnis zu politischen Entwicklungen und Interessen sowie zu der medialen Darstellung des Nahostkonflikts reflektiert: Religionen sind soziale Einrichtungen, die die menschlichen Beziehungen zu Gott, ihrem Schöpfer, ordnen, individuell wie kollektiv; umgekehrt werden diese Beziehungen in unserem täglichen Umgang miteinander widergespiegelt. Religion ist im Kern also die Form, in der wir uns dem Göttlichen, der Quelle alles Guten, nähern und es verehren, und die Art und Weise, in der wir durch diese Erfahrung angeregt werden, unser eigenes Leben und soziale Kontakte entsprechend zu gestalten. Gewalt hat in diesem Konzept keinen Platz: es setzt Schöpfung und Schöpfer herab. Daher muss auch unsere grundlegende Anstrengung, das, was die Muslime den “größeren Jihad” nennen, darauf gerichtet sein, unseren freien Willen zur Überwindung eigensüchtiger, zerstörerischer Anwandlungen zu nutzen, um dem Göttlichen näher zu kommen. Keine Religion befürwortet Gewalt. Trotzdem ist Glaube, wie das bekannte Wort Kirkegaards sagt, per definitionem irrational. Sobald also unsere Gefühle involviert sind, wenn wir etwa Zeuge großer Zerstörung oder Ungerechtigkeit werden oder ein schreckliches Geschehen uns an eigenes Unrecht erinnert, werden häufig ebenfalls unsere Glaubensüberzeugungen und die Religionen, die ihnen Struktur verleihen, in das Erleben hineingezogen. Manchmal suchen wir Trost oder eine Erklärung für das Geschehen, besonders wenn es uns persönlich betroffen hat. Manchmal wollen wir sicherstellen, dass es niemals wieder geschieht, und ziehen dabei unsere Verwandten, Freude, ja selbst uns völlig Unbekannte in eine glaubengetriebene Suche nach Lösungen. Und manchmal wollen wir nichts weiter als Rache und versuchen, eine Rechtfertigung dafür in religiösen Lehren zu finden. Bei solchen Gelegenheiten laufen wir Gefahr, Demagogen in die Hände zu fallen, Leuten, die persönlichen Gewinn, ob nun materiellen Vorteil oder schlicht Macht, daraus zu ziehen versuchen, und die darauf abzielen, dies durch eine Verkehrung aller unser guten Anlagen und geheiligsten Überzeugungen zu erreichen. Religiöse Überzeugung ist eine machtvolle Form menschlicher Energie, die zum Guten und zum Bösen eingesetzt werden kann. Religiöse Praktiken, Symbole und Strukturen sind dazu gedacht, diese Energie dem schöpferischen Prinzip dienend unterzuordnen. Die Wahl liegt bei uns: das bedeutet ja schließlich der freie Wille. Diese Wahl ist allerdings eingeschränkt, wenn wir von Gruppen statt von Personen reden. Da jeder von uns freien Willen hat, besteht immer die Möglichkeit, dass unsere separat getroffenen Entscheidungen im Kollektiv kollidieren. Religionen können zu Sekten zersplittern, neue können entstehen. Manche Menschen geben Religion völlig auf und folgen einem weltlichen Pfad. In all diesen Fällen kann die religiöse Identität auf andere, konkurrierende Identitäten treffen. Moralische oder ethische Prinzipien können angesichts scheinbar unüberwindbarer Widerstände nachgeben. Und fast unausweichlich kommt dann Politik, ein anderes System der Gesellschaftsstrukturierung, ins Spiel. Viele würden sogar behaupten, dass Religion und die Grundsätze, auf denen sie beruht, mit dem Ideal befasst ist, damit, wie Dinge sein sollten, während Politik versucht, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen, damit, wie Dinge sind. Aber nur zu oft geht es in der Politik nur um Wahrnehmung. Wahrnehmung natürlich nicht im Sinn einer intuitiven Erkenntnis von ewiger Wahrheit – eine solche Festlegung würde uns zum Gebiet der Ideale zurückbringen. Sondern ich hebe eher darauf ab, wie Wirklichkeit durch das Raster dessen, was wir wissen oder zu wissen glauben, wahrgenommen wird, und wie oft dieses Raster in weiten Teilen von anderen, hauptsächlich den Meinungsmachern in Politik und Massenmedien, geformt wird. Vor allem in Nordamerika, aber auch in Europa, werden Fernsehzuschauer mit einem unaufhörlichen Bildbrei gefüttert, der Vorstellungen von der Andersartigkeit der Muslime nährt. Eine typische Nachrichtenberichterstattung aus dem Nahen Osten enthält eine Demonstration oder ein Begräbnis; eine Menge wütender, lärmender, bärtiger junger Männer – der Bildausschnitt wird klein gehalten, um ihre bescheidene Anzahl zu verschleiern; einige wenige Frauen, tief verschleiert, die ihre Gewänder oder die Hände vernachlässigter Kinder festhalten, und einige sehr erschöpfte Soldaten – Amerikaner, Briten, Israeli? – als Helden der Szenerie: die haben immerhin vertraute Gesichter und scheinen den Versuch zu machen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Wenn der Zuschauer auch auf den Kommentar achtet, hört er bestimmte Wörter mit eintöniger Regelmäßigkeit wiederkehren: Krieg, militant, Islam, Islamist, Terror, Terrorist. Ich frage mich, was diese Worte und Bilder auslösen werden – Unverständnis, Widerwillen, Furcht, Hass? Um wie viel stärker ist diese Reaktion jetzt, kaum mehr als zwei Jahre nach dem 11. September? Viele dieser Bilder kehren in nahöstlichen Nachrichtensendungen wieder, ja sie machen den Großteil der Berichterstattung aus, da sie örtliche bzw. regionale Nachrichten bringen. Aber die Reaktionen darauf weichen ab: Das Begräbnis beschwört bittere Erinnerungen und gemurmelte Segenswünsche herauf. Die verzweifelten Rufe der jungen Männer – die so sehr den Söhnen, Brüdern, Freunden ähneln – werden genau wahrgenommen, denn sie sind auf Arabisch. Und der Ausdruck in den Augen der Frauen ruft so viele Fragen hervor: Wo ist der Ehemann – tot, eingesperrt? Wie wird sie ihre Kinder ernähren? Überflüssig zu erwähnen, dass die Soldaten, schwer bewaffnet und gut geschützt, die Schurken sind, die hochmütigen Werkzeuge einer bedrückenden Besatzung. Ihre politische Führer treten dann unweigerlich auf, um Warnungen, Drohungen und Ultimaten auszusprechen. Rufen diese Worte und Bilder ebenfalls Unverständnis, Widerwillen, Furcht und Hass hervor? Gegen wen richten sich diese Gefühle? Ich habe mich niemals der Behauptung angeschlossen, die zuerst in den frühen 90’ern propagiert wurde, dass ein Zusammenprall der Kulturen unausweichlich war. Und ich tue es immer noch nicht. Aber Huntingtons Warnung droht, sich selbst zu erfüllen. Zumindest fassten einige Islamisten die Diskussion dieser Behauptung im Westen als gleichbedeutend mit einer vorgezogenen Kriegserklärung auf. Und viele im Westen griffen diese Vorstellung dankbar als Orientierungspunkte einer neuen Weltordnung auf. Religion, obwohl an sich kein Streitpunkt, wird daher zunehmend als solcher dargestellt, wenn in einer Art unbekümmerter Verkürzung das ‘Andere’ abgestempelt und stigmatisiert wird. Die Medien tragen daran die Hauptschuld, wenn sie die Signale aufgreifen, die von Intellektuellen und politischen Führern ausgehen, die sich nicht den eigentlichen Problemen, die Ost und West trennen, stellen wollen. Darunter zählt in erster Linie die Palästinenserfrage. Den Menschen im Nahen Osten erscheint das Unvermögen der westlichen Politiker, den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis anzugehen, fast vorsätzlich. Im weiteren Referat wird ein differenziertes Bild von dem komplexen Spannungsfeld im Nahen Osten gezeichnet, es wird über Herausforderungen zu einer Lösung nachgedacht und der spezifische Versöhnungsauftrag der Religionsgemeinschaften umrissen. Prof. Dr. Horst Kopp Prof. Dr. Michael von Brück, München 2.5 Nachhaltigkeit und Weltkulturen – ein interdisziplinäres 2.7 Was können wir tun? Programm Religion und Spiritualität in einer Welt ohne Maß? – Das Nachhaltigkeitskonzept umfasst außer der natürlichen und ökonomischen auch die soziale Dimension. Nachhaltigkeit kann deshalb jeweils nur angepasst an die Regionalkultur realisiert Der Vortrag plädiert für eine Ethik des Seins, nicht des Sollens, und zwar auf der Basis interkultureller Diskurse. Es werden. Diese Erkenntnis ist zwar Kulturwissenschaftlern nicht geht um einen Aufbruch im doppelten Sinn: Aufbruch aus neu, aber seit einiger Zeit bemerken auch Techniker und festgefügten Strukturen von Denkmustern, Urteilen und konservative („orthodoxe“) Nationalökonomen, dass die im Vorurteilen; und Aufbruch zu neuen Ufern der christlich-abendländischen Kontext entwickelten Konzepte bzw. Wahrnehmung und des Denkens. Produkte „kulturbeladen“ sind und sich nicht überall auf der Welt Ethische Appelle an das Sollen nützen nichts. Wir brauchen in gleicher Weise anwenden bzw. einsetzen lassen. Deshalb eine neue Pädagogik der Wahrnehmungsschulung, durch fand im Februar dieses Jahres im Kloster Banz eine deren ästhetische Kraft die Aulität des Lebens mehr in die internationale Konferenz von Wissenschaftlern der genannten Erfahrung kommt, nicht nur die ständige Erhöhung der Disziplinen statt mit dem Ziel der Erarbeitung eines Memorandums, das Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung von Regionalkulturen neu definiert. Einige Aspekte daraus, insbesondere solche, die die religiösen Werte der Weltkulturen beinhalten, werden hier vorgestellt. Quantität in allen Lebensbereichen. Keine "asketische Kultur" also, sondern Vermehrung der Lebensqualität in allen Bereichen. Diese Wahrnehmungsschulung beruht auf der Schulung von Achtsamkeit und Genauigkeit im Fühlen, Denken, Urteilen, Handeln. By Lisa Palmieri-Billig gious assembly “Project: Interfaith Europe”, where the role of the media was again examined. 2.8 The Role of Media in Inter-religious Conflicts It is generally acknowledged that the power of media to shape reality is great. We learn of the world’s events through media reports and accordingly make moral judgments and political decisions involving nations and religious communities on the basis of the information received. Willingly or not, media people are thus saddled with a responsibility commensurate to this power. International media coverage of Muslim and Arab societies has helped produce Islampohobia. Much of the correspondence from the Middle East has enflamed the cinders of anti-Semitism worldwide. Some of the questions that arise are: How can media stop producing stereotypes of nations, religions and the parts in conflict? How At the Rome Conference, over 40 international media professionals and religious representatives spoke to an audience of approximately 400 people. The speakers came from 9 European countries (Austria, Bosnia, France, Germany, Greece, Holland, Italy, Turkey, the UK) 6 Arab nations (Algeria, Iraq, Morocco, Palestine, Syria , Tunisia), Israel and the U.S. They were of the Baha’i, Buddhist, Christian (Anglican, Cazhtolic, Orthodox and Protestant), Islamic, Jewish and Zoroastrian faiths. The great diversity of participants was in itself an antidote to preconceived notions on religious and ethnic minorities. A flagrant example was the self-evident (but unconventional) fact that the Arab world is not all Muslim, nor is the Islamic world all Arab. can media convey the deeper truths behind screaming headlines? How can media In Graz, where workshops with media professionals and religious representatives provide more and better context for issues? How can media work for peace? The permitted more in-depth discussions on measures that might be taken to counteract the debate on these questions is seen as part of an ongoing process aimed at better com- bias and superficiality that often distort media work, several suggestions were made. munication between the media and religious communities in Europe. A series of international conferences that grouped together media people of different religious backgrounds have been taking place recently, in response to a deeply felt need to respond to the concern of minorities in Europe who for many years now have been asking for effective action to stem the growing tide of xenophobia, Islamophobia a proposal to create a structure enabling representatives of European reli- gious communities and media people to meet periodically, also on the local level. Offering training courses for journalists before being sent to conflict situa- tions, or on the spot seminars of those reporting on both sides of a conflict involving religious and/or ethnic identities and anti-Semitism. It is commonly perceived that these phenomena of racism are intimately connected to the way in which media often report on international conflicts ent religious and political orientations Disseminating the information gathered by media-watch networks of differ- Creating videos on faith and interfaith issues of Europe in Strasbourg are among those that have hosted major events or focused in Working on standards for religion journalism in Europe, towards the formu- other ways on this theme. lation of guidelines involving religious communities. The cities of Graz, Rome, Vienna, and the Council Last February at Rome’s “Campidoglio”, The European section of the World Conference on Religion and Peace in cooperation with the City of Rome, the Austrian Foreign Ministry and the City of Graz as the 2003 Cultural Capitol of Europe organized a two day Conference on “Media and Truth: an interreligious perspective on ethical reporting. In July, WCRP again cooperated with Graz which held a large interreli- Sensitizing national and international journalists associations to organizing seminars on conflict situations. All these proposals were made in the belief that the media can be made to become more sensitive to the great possibilities of better cross-cultural, and interreligious understanding of conflict situations. THEMENBEREICH III / Topic Area 3 Religiöse und kulturelle Bildung in globalem Rahmen – Perspektiven pädagogischer Erneuerung Religious and cultural education in the global context- perspectives for pedagogical renewal Karl Ernst Nipkow 3.1 Versöhnung universal? Bildung zur Überwindung von Freund-Feind-Schablonen “Freund-Feind-Schablonen” äußern sich im Fühlen, Denken und Verhalten/Handeln von Menschen, individuell und kollektiv. Sie haben aus sozialpsychologischer Perspektive schwer zugängliche tiefenstrukturelle Wurzeln, die zum einen evolutionär, zum anderen durch gesellschaftliche Einflussfaktoren bedingt sind und hierdurch enorm verstärkt werden können, wie etwa durch ethnische Vorurteile, nationale Abgrenzungsideologien, politisch missverstandenen Patriotismus, religiös aufgeladene Propaganda und Indoktrination. Der theologische Knotenpunkt des Problems liegt darin, ob und wie gegebenenfalls die genannten "dualistischen" Gefühls- und Denkstrukturen durch entsprechende ‚letzte’ dualistische religiöse Gegenüberstellungen und Ausschließungen unterstützt werden und ob Theologien in der Lage sind, (1) diese Dualismen abzubauen, und wie sie (2) mit der Frage nach religiöser "Wahrheit" umgehen. Fehlende "Versöhnung" oder zumindest Verständigung ist bereits ein Befund innerhalb einzelner Religionsgemeinschaften selbst. Die Art und Weise, wie intern der Streit ausgetragen wird, wirkt sich extern auf die Versöhnungschancen und -wege zwischen den Religionen aus. Die Frage "Versöhnung universal?" birgt das schwierige, seit alters umstrittene philosophisch-anthropologische Problem in sich, ob es überhaupt im Menschen eine universal ‚angelegte’ Humanität (Menschlichkeit) gibt, die ohne Ausgrenzung alle anderen global mit umschließt. Von ihr sind die Chancen einer "ökumenischen", "weltbürgerlichen", "globalen" Erziehung und Bildung mit abhängig. Der Streit spiegelt sich akademisch in der Debatte über eine mögliche "universalistische Ethik". Ansätze zur pädagogischen Überwindung von Freund-FeindSchablonen können an drei Modellen erörtertet werden: "Assimilationsmodell", "Rahmenmodell", "Diffusionsmodell". Hierbei werden praktische Wege aufgezeigt. Geiko Müller-Fahrenholz 3.2 VERSÖHNUNG STATT VERGELTUNG Lernprobleme und Lernaufgaben nach dem 11. September 2001 Den Ausgangspunkt bildet ein fiktiver Entwurf einer Präsidentenrede nach den Attentaten auf das Pentagon in der Nähe von Washington und die Zwillingstürme von New York. Darum wird ein versöhnungspolitischer Ansatz vorgeschlagen. Warum hatte er keine Chance? Warum dominierte stattdessen ein vergeltungspolitischer Ansatz? Das Umlernen, welches versöhnungspolitische Bemühungen erfordert und ermöglicht, betrifft die "habits of the heart" (Robert Bellah), also die Selbstwahrnehmungen, in denen sich Machtdenken und Sendungsansprüche, aber auch Feindbilder und Ängste vermischen. Als besonders bedrohlich wird die Erfahrung der Verwundbarkeit empfunden. Und doch ist es gerade die bewusste und entschlossene Akzeptanz von Verwundbarkeit, die zu den kostitutiven Lernaufgaben für eine nachbarschaftliche Politik im 21. Jahrhundert gehört. James Wimberley, Council of Europe gions, but in fact some religious traditions are more congenial than others, and some are at points incompatible with it. 3.4 Political issues in inter-religious education: a European perspective The conflicts are exacerbated by the tendency to develop human rights from an incomplete set of constitutional principles into a comprehensive as well as global ethic, in effect a syncretic non-theistic religion. This would be dangerous; the democratic state should allow competing visions of a good life and a good society. Perspective The Council of Europe exists to promote European unity, human rights and democracy. It is neutral between states and religions, not between values. The mountain-top view gives perspective but hides detail. We try however to be concrete – cf. a current project on intercultural education including the religious dimension in schools. In that sense, the issue necessarily affects all schools and member states, modulated through inherited solutions to the church-and-state problem (from laïcité to establishment). Political expectations Reference texts: ECHR protocol 1; several recommendations of the Parliamentary Assembly on religion and culture and Euro-Arab dialogue; a belated recognition after 9/11 by the Committee of Ministers of the need to include interfaith dialogue in community relations and education: proposals by the Secretary General including new projects in education and culture, and a ministerial conference in Athens in November on intercultural education. The traditional expectations of rulers from religion have been if possible active support, and at least recognition of legitimacy and encouragement of obedience, virtue and a quiet life; “opium of the people”. Multicultural states from the Persian empire onwards have accepted religious diversity and also expect peaceful coexistence (not always forthcoming). Implications: RE should ensure young people acquire a minimum knowledge of, empathy for, and dialogue with other religions. The democratic rights-based state makes the same demands with greater legitimacy. It leads to a project of education for citizenship – inculcating democratic values, but including critical thinking. RE should cohere with EDC. Schizophrenically, the democratic state also accepts religious freedom and parental choice of values, creating dilemmas where these conflict with EDC and consensual RE: for instance on the status of women, the scientific study of religion, attitudes to religious authority, evolution, and of course theocracy. The democratic state may be formally neutral for or against and between reli- Educational expectations In practice we have found the greatest difficulty not with general political issues but with specifically educational politics, involving ministries, teachers, and educational theorists. The bone of contention has been how far to include RE in a general theory and praxis of intercultural education; the debate draws on two opposing concepts on interculturalism and indeed of what a culture is. In the radical theory, a culture is a self-contained causal and cognitive system that determines its various components, from stratification to language to sexual rules to religion. Religion is part of culture, therefore the explanation of religion lies in a sphere called Culture. Consequently communication and empathy with the Other across cultural paradigms is a heroic, near-impossible feat. In my view, the theory is quite wrong: it omits the causal input from economics and technology (Marx), from human biology (Darwin) and psychology (Chomsky and Freud); it denies the historical facts of human interchange in war, trade, sex and religion, and the common reality they create of multiple cross-cutting affiliations. The evidence is that human cultures are quite similar – over 140 common features (Donald Brown). A reasonable alternative is that the dimensions of culture are linked but partly autonomous. There are enough differences between groups to create problems, up to genocidal conflict, but enough common ground to understand them if we try. The list of commonalties and differences may be long but it is finite and subject to rational analysis. It is therefore open to debate generally how far intercultural issues should be tackled as wholes and how much as sets of specific issues in different domains, including religion. Analytically, it makes sense to start with a comprehensive approach to cultural differences, particularly as the labels that get attached in conflicts are often misleading: “Catholics” and “Protestants” in N Ireland, “Muslims” in Bosnia, and the invention of language differences as ethnic markers in the latter. For intercultural education, we distinguish the levels of pedagogy and policy. The major common elements of pedagogy are ones of method and style: recognition for the identity and views of children and parents, a school and classroom ethos of tolerance and respect, the search for multiple perspectives of understanding. The focus on praxis and skills and not just retention of data is a general educational value that translates to religion in the curriculum. However, the curriculum must respect the specific contents of culture reflected in the disciplines - history, language, arts, religion – and transmit a knowledge base in them. There is no interculturalism without cultural skills, and these are acquired indifferent ways. 3.5 Perspektiven aus der Arbeit der "Peace Education Standing Commission" von Religions for Peace (WCRP) The question of the confessional base of religion in school (or its absence) is largely determined by history and constitutional law. In the abstract, educators may have a preference for laïc neutrality, the secure roots of an established religion, or an interfaith, comparative perspective, but the choice is not theirs. In the Council’s project, we are developing resources to support teachers in developing tolerance and dialogue between faiths and convictions from whatever institutional starting-point they inherit. hervorgehoben. Jahrhunderte lang hätten Religionen ihre eigenen Gemeinschaften, ihr eigenes Ethos, ihre eigenen theologischen, ethischen und rechtlichen Mauern aufgebaut, um sich selbst zu schützen. Die Globalisierung führe immer mehr Menschen ungeachtet ihrer Religion, Rasse oder Kultur zusammen. Deshalb müsse eine neue „Kultur der Koexistenz“ Gestalt annehmen. Religiöse Gemeinschaften, die in der Vergangenheit einen oft ambivalenten Einfluss auf die Weltgeschichte gehabt hätten, müssten endlich „Brücken des Vertrauens“ zu bauen. Im ersten Beitrag aus der Arbeit der Friedenserziehungskommission beschreibt Dr. Hansjörg Biener (Nürnberg) die Arbeit interreligiöser Dialoggruppen in Deutschland als bürgerschaftliches Engagement für Bewahrung, Entwicklung und Versöhnung vor Ort, im zweiten macht Hans At the policy level, the balance tilts toward the comprehensive educational approach to cultural differences, the theme of our Ministerial conference in Athens: · Curriculum time is a zero-sum game, and a view has to be taken on priorities. An unintended consequence of 9/11 is to raise the priority of religion on school, provided it can deliver mutual understanding. · Governments are responsible for assuring quality in education, private and public. Comprehensive quality assurance should try to include hard-tomeasure outputs like tolerance and a democratic school ethos. Religious education should be held to the same quality standards as other subjects. · Teacher training has to equip all teachers to deal honestly and fairly with cultural differences on sensitive issues, including religious ones, without denying their own standpoints and identities. The greatest challenge to schools and policymakers alike is meeting both two legitimate demands: on the one hand for respect for specific identities and differences, including religious ones; on the other, for integration within a common democratic house, with its different levels of political communities, held together by a modicum of shared democratic values. The quality of life in Europe over the coming century will depend very largely on the success or failure of our schools in meeting this goal. Auf der diesjährigen Tagung des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen hat der Vorsitzende, Katholikos Aram I. von Kilikien, erneut die Bedeutung des interreligiösen Dialogs im Zeitalter der Globalisierung van Willenswaard (Bangkok) einen Vorschlag für ein Projekt, das Friedensarbeit in globale und lokale sozioökonomische Kontexte einbindet. Sulak Sivaraksa 3.7 Alternative Education for the Preservation of Life from Religious Principles Just last year the United Nations sponsored in my home city of Bangkok a symposium entitled “Human security in a borderless world”. The purpose of this gathering was to bring together policy makers, scholars, NGO workers, and citizens to discuss and devise effective solutions to the emerging complexities of an increasingly interdependent world. The conference was divided into two sessions based on UN Secretary General Kofi Annan’s attempts to provide ‘freedom from fear’ and ‘freedom from want’ for all global citizens. Throughout both sessions, one could not fail to sense that our world has become quite politically, socially, and economically interdependent. And in fact, the majority of the conference was spent discussing the political agenda of communities well beyond Siam, and even beyond Asia. It was apparent that what the sounds and actions in lands once distant were now having profound reverberation in our homes, even in the most remote of Siamese villages. Globalization has shown us that even the tiniest creature in the densest jungle of our Northern Siamese provinces lives and dies by the decisions of people who may or may not even be able to find Siam on the map. During his opening address at this conference Nobel Laureate and Co-Chair of the UN Commission on Human Security Amartya Sen, suggested that the political, social, and economic confusion we are now experiencing is ultimately due to human ignorance and what is truly needed today is enlightenment – an enlightenment that recognizes that we as individuals cannot, or should not, distinguish ourselves from one another or assume to be above another. In short he was suggesting that we suffer when we believe ourselves to be independent from one another. Those familiar with the basic teachings of Buddhism will immediately recognize similarities between Sen’s prescription to the UN Commission last year and the advice the Buddha gave to his disciples over 2500 years ago. Today I would like to offer some insight into how a Buddhist approach to education might put us on a path towards political and social enlightenment, which, as Amartya Sen has suggested would help establish human security and peace in an increasingly complex and fragile world. Objectives of Alternative Education In the West, education is primarily viewed simply as gaining knowledge, skills, or other forms of human capital that will assist one in earning a living sufficient to buy human security. This perspective, I’m afraid, will not get us very far. Fedor Kozyrev 3.8 HUMANITARIAN RELIGIOUS EDUCATION: A CONCEPT FOR RUSSIAN SCHOOLS The issue of the establishing religious education in Russian state schools is still under consideration. While the public opinion is split into two antagonistic positions as concerns the participation of Church in school education, the concept of humanitarian religious education appears to be one of the approaches preventing indoctrination and violations of human rights on the confessional ground. According to the basic idea of the concept religious education in school is treated like an ordinary component of educational process, equal among the others, playing the same role as humanities and submitted to the common pedagogical principles as formulated in the National law “On Education”, particularly the humanistic character of education, the priority of common human values, life and health of the people, the free development of a person, etc. The concept assumes attainment of the non-confessional educational model and development of the theory of secular religious pedagogy. The central point of the concept is the principle according to which the aim of studying religion at school is enculturation in its wider sense as the learning by the students of the cultural and historical setting they have to live in. The attention is given both to the task of reproducing national culture and developing a sense of identity on one hand and to the integration of a personality and a society as a whole into the global international culture on the other. A factual advantage of the approach presented is the fact that a wide-scale consensus is now forming in the society around the idea of the acculturating teaching of religion in state schools. The appearance of the document issued by the Ministry of Education entitled "The Possible Content of the Study of Christian Orthodox Culture" became an important step on the way to the forming of non-confessional religious pedagogy in Russia. Some correction of the ministerial project intended to ensure keeping more consequently principles of school secularity and ethnical and confessional pluralism being provided, a strong impulse will be given for inclusion religious components into the state school curricula. THEMENBEREICH IV / Topic Area 4 Schule in globaler Verantwortung – Was können Religionen und Kulturen dazu beitragen? The school and global responsibility – what can religions and cultures contribute? Ingo Baldermann 4.1 Biblische Worte als "Lebensbrot" für Kinder Ich berichte von Entdeckungen mit Kindern an biblischen Texten: Von Kindern mit der Frage nach glaubwürdiger Hoffnung bedrängt, griffen wir, von eigenen Erfahrungen geleitet, zunächst auf Worte der Psalmen zurück und machten die überraschende Erfahrung, dass Kinder in Worten der Klagepsalmen sich selbst wiederfinden, dadurch einen erstaunlich direkten Zugang zur Bibel gewinnen, zugleich eine Sprache für ihre sonst sprachlosen Ängste und schließlich über die Vertrauensworte der Psalmen zu einer ganz elementaren tröstlichen neuen Wahrnehmung der Wirklichkeit Gottes kommen. Einen ähnlich direkten Zugang zur Geschichte Jesu öffneten die Hoffnungsworte der Seligpreisungen: Hungernde werden satt, den Sanftmütigen gehört die Erde. In diesen Worten fanden Kinder ihren Traum von einer gerechteren Welt glaubwürdig wieder. Manfred Schreiner 4.2 Modell Islamunterricht in Bayern – Ein Weg zur Integration Johannes Lähnemann Seit über 20 Jahren bemüht sich der Freistaat Bayern den muslimischen Kindern in der Schule Grundsätze ihrer Religion zu vermitteln. Aufgrund der Vorgaben des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern sowie der Tatsache, dass es auf muslimischer Seite für diesen Unterricht keine offiziellen Ansprechpartner im Sinne einer Konfession gibt, geht man modellhaft und pragmatisch folgende Wege: 1. Türkisch sprechenden Muslimen wird eine islamische Unterweisung in türkischer Sprache angeboten. 2. Deutsch sprechenden Muslimen aller Nationalitäten wird eine islamische Unterweisung in deutscher Sprache angeboten. 4.3.1 Interreligiöse Schulbuchforschung und -entwicklung Diese beiden Modelle sind kein Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes und der Verfassung des Freistaates Bayern, aber eine pragmatische Lösung zur Bildung und Erziehung muslimischer Kinder. 3. Ab September 2003 soll zusätzlich eine neue Form angeboten werden, Islamunterricht in Absprache mit einer religiösen Gemeinschaft in Erlangen. Dieser Unterricht ist noch nicht Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes, aber mehr als die bisher übliche islamische Unterweisung. Alle drei Modelle betrachten den Islam als Weltreligion und vermitteln die grundlegenden islamischen Glaubensinhalte, über die unter Muslimen der unterschiedlichen Ausprägungen und Ethnien Konsens besteht. In der Veranstaltung sollen folgende Fragen diskutiert werden: 1. Wodurch unterscheiden sich die Modelle zur Bildung und Erziehung muslimischer Kinder in Bayern? 2. Unter welchen Voraussetzungen ist ein Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes möglich? 3. Wer soll diesen Unterricht für muslimische Kinder erteilen? Bedeutung, Erfahrungen, Aufgaben - Eine Thesenreihe 1. Die Bedeutung der Schulbuchforschung liegt darin, dass Schulbücher - auch im Zeitalter audio-visueller Medien fundamentales Wissen an die nachwachsende Generation weitergeben: mit ausgewählten und didaktisch aufbereiteten Texten (historische und religiöse Quellen, Impulstexte, Memorierstoffe), Leitmotiven, Bildern, Anregungen. Nicht selten sind - bei fachlich begrenzter Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer - Schulbücher die „Lehrer der Lehrer“ und ein maßgeblicher Faktor der Unterrichtsgestaltung. 2. Interreligiöse Schulbuchforschung hat besondere Relevanz angesichts von Pauschalurteilen, negativen Vorurteilen und Stereotypen hinsichtlich der jeweils anderen Religion und Kultur („So ist der Islam“ - „So ist der Westen“), die auch in Schulbüchern gefunden werden konnten und können. Sie werden nicht selten durch die Medien verstärkt und lassen sich leicht politisch missbrauchen. In der Spannung zwischen einem „Clash of Civilisations“ und dem nötigen „Dialogue among Civilisations“ kommt Schulbüchern eine wichtige Aufgabe zu. 3. Die Bedeutung der Schulbuchforschung wird durch die bisherigen Erfahrungen bestätigt. So haben etwa die deutsch-israelische und die deutsch-polnische Schulbuchkommissionen (die im Kontext des Georg Eckert-Instituts Braunschweig für internationale Schulbuchforschung wirkten) zu einer deutlich intensivierten und sensibilisierten wechselseitigen Wahrnehmung beigetragen. Im interreligiösen Feld hat das Kölner Schulbuchprojekt „Islam in deutschen Schulbüchern“ (Leitung: A. Falaturi; U. Tworuschka) zu einer wesentlichen (wenn auch immer noch nicht ganz durchgreifenden) Verbesserung der Darstellung des Islam in den Schulbüchern geführt. 4. Das Nürnberg/Rostocker Forschungsprojekt „Die Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder“ (Leitung: J. Lähnemann; K. Hock; Mitarbeiter: P. Bartsch; W. Reiss) hat sichtbar gemacht, dass Schulbücher ein Schlüssel für den internationalen pädagogischen und interreligiösen Dialog sein können; denn 1) sie verdeutlichen den Stand der gegenseitigen Wahrnehmung; 2) sie spiegeln die theologische und pädagogische Wissenschaft in dem jeweiligen Land; 3) sie ermöglichen den Dialog an einem umgrenzten, exemplarischen Gegenstand. Dabei wurde erkennbar, dass die Bedingungen in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sind, dass ihre jeweilige interreligiöse Geschichte und Gegenwart ernst genommen werden muss und dass Pauschalurteile vermieden werden sollten. 5. Im Laufe der Schulbuchforschung haben sich Gesichtspunkte ergeben, die für die Beurteilung und die Entwicklung neuer Schulbücher hinsichtlich der Darstellung der Religionen beachtet werden sollten. Es handelt sich um Erkenntnisse, die sich besonders im europäischen Kontext (und dabei gerade auch im Dialog mit türkischen Kolleginnen und Kollegen) als wertvoll erwiesen haben. Sie machen deutlich, was auch unter globaler Perspektive wünschbar wäre. Wie weit sie auf anderen Länder und Kontinente übertragen werden können, ist im Einzelfall sorgfältig zu überprüfen. Prinzipielles Anliegen sollte es danach sein, ein möglichst zusammenhängendes Gesamtbild der verschiedenen Religionen zu vermitteln, das von ihren Anhängern als authentisches Bild, nicht als Zerrbild akzeptiert werden kann. Das schließt kritische Elemente in der Darstellung der eigenen wie auch der anderen Religionen nicht aus, sondern mit ein. Diese Hauptthese wird in 10 weiteren Thesen entfaltet. Prof. Dr. Klaus Hock, Universität Rostock 4.3.2 Die Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder 1. Hintergrund und Vorgeschichte Vorbild waren die Arbeit des Georg-Eckert-Instituts für Internationale Schulbuchforschung —> Beitrag zu Verbesserung von Inhalten und Förderung grenzüberschreitender wiss. Kooperation das Kölner Schulbuchprojekt zur Darstellung des Islam in deutschen Schulbüchern —> Ausweitung auf Europa —> Frage nach Umkehrung der Fragestellung 2. Forschungsdesign a) Ziele: detaillierte und umfassende Analyse der Darstellung des Christentums in den Schulbüchern ausgewählter islamischer Länder Identifikation und Analyse derjenigen Faktoren, die das jeweilige Bild des Christentums prägen Einbeziehung der Verantwortlichen und der Kirchenvertreter vor Ort sowie Anregung von Gesprächen Dokumentation und Publikation des untersuchten Materials und der Forschungsergebnisse internationale, interreligiöse, interkulturelle und interdisziplinäre Kooperation und Netzwerkbildung an einem konkreten Themenbereich b) Methodengerüst: Darstellung der Situation der Christen in den jeweiligen Ländern vor dem Hintergrund der jeweiligen den gesellschaftlichen, politischen, religiösen und kulturellen Rahmenbedingungen Darstellung des jeweiligen Bildungswesens und der pädagogischen Infrastruktur, insbes. des Schulsystems. Einzelanalyse der das Christentum betreffenden Darstellungen in den Schulbüchern: 1. Quantitative Analyse:- Schulbuchprofile - „explizites“/ “implizites“ Vorkommen (Raumanalyse) 2. Qualitative Analyse: - Übersetzung/Darstellung des Inhalts Didaktische Beurteilung (Inhaltsanalyse) c) Einschränkung des Objektbereichs: Ägypten: „klassische“ islamische Tradition; Präsenz des koptischen Christentums; Orientierungsfunktion für islam. geprägte Länder Türkei: osmanischen Tradition; institutionalisierter Laizismus mit Neubesinnung auf islamische Tradition; Brückenregion zwischen Europa und islamischer Welt Palästina: Übergangssituation; Erstellung neuer, eigener Schulbücher; interreligiöse Konfliktkonstellation Iran: Sonderfall Islamische Republik schiitischer Prägung 3. Ergebnisse/wichtige Aspekte a) bzgl. der Schulbuchanalyse im Einzelnen Ägypten: grundsätzlich respektvolle Würdigung des Christentums als Religion - vs.- defizitäre Darstellung zentraler Aspekte christlichen Glaubens und Lebens fundierte Informationen über das koptische Christentum in vorislamischer Zeit - vs. - Vernachlässigung des koptischen Christentums als lebendige Religion Bezugnahme auf Kulturaustausch zwischen christl. Abendland und islam. Welt - vs. - Stereotypisierung „des Westens“ als Erzfeind der islam. Kultur Türkei: grundsätzlich positive Darstellung des Christentums - vs. de facto trad.-islam. Sichtweise des Christentums als überholte Religion z.T. recht ins Detail gehende Darstellungen christlicher Inhalte und Praktiken - vs. - z.T. sachliche Fehler aufgrund trad.-islam. geprägter Interpretationen Erwähnung der konfessionellen Aufgliederung des Christentums vs. - keine tiefer gehende Bezugnahme Iran: Knappe, indirekte Erwähnung des Christentums als Religion - vs. Funktionalisierung der Bezugnahme auf das Christentum (Konversion) Aufruf zum Respekt gegenüber Christen als Anhängern Jesu - vs. negative Charakterisierung von Christen als „unrein“ und „ungläubig“ (Selektive) Darstellung der Geschichte des Christentums - vs. ideologisierte Wertung; Nichterwähnen christlicher Präsenz im Iran Palästina: geradezu vorbildliche Erwähnung des Christentums in Sozialkundebüchern - vs. rein an westlich-säkularen Werten orientiert, ohne „Erdung“ im paläst. Kontext respektvolle, aber minimale Erwähnung des Christentums in Religionsbüchern - vs. Marginalierung im idealisierten Rahmen einer konservativen IslamGesellschaft Darstellung der Christentumsgeschichte in den Geschichtsbüchern vs. polemischer Unterton (Feindbild christl. Abendland) b) bzgl. vorbereitender Fachgespräche Aufgrund der grundlegenden Unterschiede in den verschiedenen Ländern gestalteten sich entsprechende Dialoge recht unterschiedlich: Ägypten: bilaterale Gespräche (Okt. 2002) Türkei: Fachkolloquium (Nov. 2001) u.ö. bilaterale Gespräche Iran: bilaterale Gespräche (Sept. 2002) Palästina: ./. 4. Ausblick Anstehende Publikation der Ergebnisse/ Verarbeitung eintreffender Reaktionen Ausweitung des Projekts (Algerien, Jordanien, Libanon, Syrien) Erkundung weiterführender Kooperationsmöglichkeiten (Symposium; cf. Thesenreihe Prof. Lähnemann) Ophir Yaden, M.A. - Interreligious Coordinating Council in Israel Peter Schreiner, Comenius-Institut Münster 4.4 Reconciliation after the Hurt? Religion and School in Israel and Palestine. 4.6 Religiöse Erziehung in den Schulen Europas – Chancen und Herausforderungen für Kirchen und Politik This talk will present and contrast two frameworks that brought together Jewish-Israeli and Arab-Palestinian-Israeli educators for regular study and discussion. These two programs have several aspects in common yet differed in significant ways. One, an in-service training course for high school teachers, had as it’s theme: Common Values from our Different Religious Traditions while the second group studied and discussed texts dealing with the most discordant of all possible themes: The Land. In the realm of the similar, both were initiated after the beginning of the El-Aksa Intifada, after the optimism (and complacency) of the Oslo process had waned. In both frameworks the teachers studied texts taken from the various religious traditions. The programs differed in that one was Jewish-Christian-Muslim while the other was strictly Muslim-Jewish. The discussion of these programs will contain an analysis of the dynamics of the groups’ interactions and how they differed in the different thematic contexts. Lessons for reconciliation from the methodology of joint text study will be presented as well. Einleitung: Die Relevanz des Themas beruht auf drei Beobachtungen: Europa verändert sich durch Ausweitung und Vertiefung der Zusammenarbeit Religiöse Erziehung in den Schulen Europas bewegt sich zwischen Identitätsbildung und Verständigung Das Gespräch zwischen Kirchen und Politik in Europa verändert sich. 1. Ausgangslage In einem ersten Abschnitt werden aktuelle Entwicklungen in den drei für das Thema wichtigen Feldern vorgestellt und charakterisiert: Europa: Erweiterung und Vertiefung, Wertegemeinschaft, europäische Zivilgesellschaft, Europa und Globalisierung. Kirche und Politik: EU-Verfassungsentwurf und die Position der Kirchen; Zivilgesellschaft und regelmäßiger Dialog, Anerkennung des öffentlichen Wirkens der Kirchen und Religionsgemeinschaften; Kirchen auf europäischer Ebene (KEK). Religiöse Erziehung: Annäherung bestehender Modelle in Europa, Umgang mit Pluralität und Differenz, gemeinsame Standards? Interreligiöse Orientierung; europäische Kooperationen. 2. Spannungen Für das Zusammenspiel der drei Bereiche ist die Wahrnehmung bestehender Spannungen wichtig, um Chancen und Herausforderungen religiöser Erziehung besser einschätzen zu können. Darum geht es in einem zweiten Teil des Beitrages: Politik/Gesellschaft: Religion ist Privatsache aber hat öffentliche/gesellschaftliche Relevanz und Funktion, kann „gefährlich“ werden (Fundamentalismus, Gewalt) und „nützlich“ sein (Heilung und Versöhnung); plurale Gesellschaft als Herausforderung und Gestaltungsaufgabe. Bildungsdiskussion: Auftrag der Schule: Orientierung, Partizipation, die Sachen klären, die Menschen stärken; Vokabeln des Lebens lernen (compassion) steht in „Konkurrenz“ zu Fragen von Bildungsstandards, Liberalisierung von Bildungsleistungen und neuen Bildungsmöglichkeiten, die Schule relativieren können. Ist die religiöse Dimension in diesem Kontext eine wichtige Dimension allgemeiner Bildung? Religionsgemeinschaften: Drei Modelle von Kooperation: Institutionalisierte Präsenz der Kirchen (Staatskirchen z.B. England) Lobbying Modell für inhaltliche Zielsetzungen und Anliegen Partnerschaftsmodell zwischen Kirche und Staat 3. Herausforderungen und Chancen In einem dritten Teil werden drei Ebenen und dargelegt und diskutiert, welche Chancen und Herausforderungen mit ihnen verbunden werden können. Konkrete Beispiele illustrieren die konzeptionellen Überlegungen. Mikroebene: Was kann der RU leisten im Blick auf das Zusammenleben in Europa? z.B. Pilgrim – Nachhaltigkeit im Dialog der Religionen Mesoebene: Austausch derjenigen die in der Praxis stehen und konzeptionell arbeiten z.B. Herbert-Quandt-Stiftung: Trialog der Kulturen Makroebene: Europäische Institutionen und die Anliegen des RU, z.B. Europarat: Interkulturelles Lernen und religiöse Dimension Prof. Dr. Stephan Leimgruber 4.7 Auf Kultur, Medien und Politik hinweisen Interreligiöses in der Öffentlichkeit Die Begegnung zwischen den Religionen, wie sie in der heutigen religiöspluralen Welt unausweichlich ist, muss auch im Raum der Öffentlichkeit bekannt werden. Soll es zu einem gedeihlichen Zusammenleben der Religionen und sogar zu einem interreligiösen Lernen kommen, müssen Kultur, Medien und Politik in diese Begegnungen involviert werden. Der Vortrag zeigt Begründungen und Chancen interreligiösen Lernen auf für Kultur, Medien und Politik. Nur wenn sich interreligiöses Lernen öffentlich kommuniziert, kann Bewegung in die Gesellschaft und in die Kirchen kommen. Dr. Christel Hasselmann, Hannover 4.8 "Werte und Normen"-Unterricht in Niedersachsen. Ein zukünftiges Modell für interreligiöse Erziehung in der Schule? "Wir sind verschieden und wollen es sein, aber wir müssen lernen miteinander zu leben." Mit diesem aussagekräftigen Satz beenden 15jährige Schülerinnen und Schüler des Werte und Normen-Unterrichts ihre entwickelte Ausstellung: "Schüler erklären Schülern das Weltethos." (Sie ist auf CD bei der Stiftung Weltethos erhältlich.) Dieser Satz ließe sich auch als Motto für den niedersächsischen Werte und Normen-Unterricht übertragen, gewinnt dieser Satz doch zudem seit dem "11. September" eine aktuelle überlebenswichtige Relevanz für das interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben der Menschen auf diesem Globus. Fernab der großen Medienspektakel um LER (Lebensgestaltung-EthikReligionskunde) in Brandenburg und der seit Jahrzehnten geführten Orientierungsdebatten um das Fach Ethik in den verschiedenen Bundesländern entwickelte sich in Niedersachsen ein anderes Alternativ- bzw. Ersatzfach zum konfessionellen Religionsunterricht: das Fach "Werte und Normen". Ein Fach mit festgelegtem gesetzlichen Rahmen, Bezugswissenschaften und universitärem Studiengang. Sein Name existiert schon seit 1974. Seine inhaltliche Struktur hat jedoch durch die Novellierung des Niedersächsischen Schulgesetzes von 1993 eine bemerkenswerte Wandlung erfahren und bietet damit beachtenswerte Voraussetzungen für die Erfüllung der Forderung nach einem Minimalkonsens in der Werteerziehung, die seit langem von vielen Wissenschaftlern in der Pädagogik gestellt wird. Das diskutierwürdige Konzept des Werte und Normen-Unterrichts ist im Niedersächsischen Schulgesetz (§ 128 Abs. 2) eindeutig festgelegt: "Im Fach Werte und Normen sind religionskundliche Kenntnisse, das Verständnis für die in der Gesellschaft wirksamen Wertvorstellungen und Normen und der Zugang zu philosophischen, weltanschaulichen und religiösen Fragen zu vermitteln." Folgende Themenbereiche werde schwerpunktmäßig behandeln: ich in meinem Referat 1) Ethische Erziehung als Basiskompetenz des 21. Jahrhunderts. 2) Die "Bausteine" des Werte und Normen-Unterrichts. 3) Religiöse und interkulturelle/interreligiöse Bildung: Fruchtbare Ergänzung und gegenseitige Bereicherung oder Gegensatz und Feindbild? Nach über dreißig Jahren Ersatzunterricht Werte und Normen lässt sich gut eine deutliche Bilanz in Form der Beantwortung folgender Fragestellungen ziehen: – Hat der Werte und Normen-Unterricht sein vorderstes, von den Kirchen verlangtes Ziel, die Abmeldezahlen vom Religionsunterricht zu reduzieren, erfüllt? – Wie wurde der Werte und Normen-Unterricht innerhalb dieser Zeitspanne ausgestaltet? – Welches Verhältnis besteht zwischen dem Werte und NormenUnterricht und den übrigen Schulfächern? – Welchen Stellenwert nimmt das Unterrichtsfach Werte und Normen hinsichtlich der erzieherischen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Anforderungen unserer Zeit ein? Da der Schule die Verantwortung für das Zusammenleben und die Verantwortung zur Orientierung in einer unübersichtlichen Welt immer stärker zukommt, sind Wege zu suchen, diesen Aufgaben gerecht zu werden. Eine heterogene Gesellschaft erfordert eine Pädagogik der Heterogenität. Der Werte und Normen-Unterricht soll dafür in den "Blick" genommen werden. Dr. Ilas Körner-Wellershaus, Klett-Verlag 4.9 Virtuelle Begegnungen mit den Religionen der Welt 1. Kurzbeschreibung des Verfahrens Das Projekt „Weltreligionen – Virtuelle Begegnung mit den Religionen der Welt“ ist ein Medienpaket, gegliedert in drei miteinander verknüpfte Bereiche: 1. Über eine CD-ROM werden die großen Religionen in einem Erlebnisraum erschlossen. Durch die Einstiegsebene einer Stadtlandschaft mit Gebäuden der jeweiligen Religion ist ein modularer Aufbau gegeben. 2. Über eine Internet-Plattform werden Kontakte zu Gruppen und Vertretern der Religionen in Deutschland eröffnet. 3. Diese Angebote werden durch Arbeitsblätter zum Download gestützt, mit deren Hilfe Arbeitsergebnisse gesichert und vertieft werden können. In der Verbindung von On- und Offline-Medien können die Schülerinnen und Schüler das komplexe Mosaik der Religionen kennen lernen: Das Medienpaket will über phänomenologische Zugänge wichtige Erscheinungsformen erarbeiten; emotionales Lernen durch Erlebnisebenen (Animation, Videosequenzen etc.) ermöglichen; kognitive Zugänge durch Informationsund Wissensvermittlung schaffen (via CD-Rom und Arbeitsblätter); zum Dialog befähigen durch wachsende Vertrautheit mit religiösen Phänomenen und Erfahrungen vor dem Hintergrund trennender und verbindender Elemente. Lehrerinnen und Lehrer erhalten mit diesem Konzept die Möglichkeit eigene Informationsdefizite schnell und ohne großen Aufwand abzubauen. (Viele Lehrpersonen – auch Fachlehrkräfte für Ethik, Geschichte und Religion – klagen über ein mangelndes Hintergrundwissen in diesem Bereich). Die Software kann sowohl im Computerraum/ITG-Raum zur Einzel- und Gruppenarbeit eingesetzt werden wie auch nachmittags zur selbstständigen Vor- bzw. Nachbereitung des Unterrichts. Im Vorfeld dieses Antrages sind Entwicklungspartnerschaften mit Schulen in ganz Deutschland abgeschlossen worden. Dabei wurde auf eine Streuung sowohl regional als auch im Niveau Wert gelegt. Auf diese Weise sind bereits von Anfang an künftige Nutzer in die Entwicklung des Projektes einbezogen. Die Produktentwicklung vollzieht sich in gestaffelten Schritten, die mit den drei Ebenen der Software zusammengehen. Für die fünf verschiedenen Hauptthemen (fünf Weltreligionen) werden prinzipiell die gleichen Software-Module benötigt. Im Rahmen der Produktentwicklung ist es daher möglich, dass die jeweiligen Prototypen von den Evaluationspartnern geprüft werden können, bevor der Prototyp für die anderen vier Themenbereiche eingesetzt wird. So kommen erste Nutzereindrücke und anregungen dem gesamten System frühzeitig zu Gute. Diese Funktionalitätsprüfung wird nach Fertigstellung aller fünf Themeneinheiten auf die Testschulen und weitere Evaluationspartner ausgedehnt. Abgeschlossen wird die Produktentwicklung mit einem Einsatz der Beta-Version durch die Evaluationspartner. 2. Zielgruppe Das Medienpaket zu den Weltreligionen kann schulisch breit eingesetzt werden: im Unterricht der Fächer Ethik und Religion, u. U. auch Geschichte, Sozialkunde, Geografie; in Vertretungsstunden, zur Freiarbeit und an Projekttagen sowie zur Unterrichtsvorbereitung. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I aller Schularten (ab Klasse 7). THEMENBEREICH V / Topic Area 5 Gemeinde, Familie, außerschulische Bildung – herausgefordert im globalen Horizont Community, family, education outside the school – the challenges of the global horizon Prof. Dr. Cemal Tosun ,Theologische Fakultät der Ankara Universität 5.4.1 KATECHISMUSUNTERRICHT IN EINER GLOBALISIERTEN WELT Einleitung: Das Problem „Globalisierung” und „Rückbesinnung auf Religion oder spirituelle Werte“ sind Phänomene, die auf zwei wichtige Realitäten der gegenwärtigen Weltgesellschaft hinweisen. Beide Phänomene haben keine übereinstimmende Definition. Wissenschaftler definieren oder erklären diese Begriffe zumeist je nach ihren eigenen Fachebenen und Fachinteressen. Auch ich möchte, anstelle einer Definition, direkt eine Erklärung anbieten, die unmittelbar mit meinem Thema in Beziehung steht. Ich möchte mit dem Begriff „Globalisierung“ beginnen: Die Welt ist durch die überstürzten Entwicklungen der letzten Jahre, die in fast allen Lebensbereichen erlebt wurden, noch kleiner geworden. Zunächst hat es damit angefangen, daß jeder alles und sogar jeder von jedem alles wissen konnte. Folglich begann sich jeder für die Dinge, die er wußte, zu interessieren und wurde davon beeinflußt. In der letzten Stufe, in der wir uns augenblicklich befinden, sehen wir, daß sich die Menschen für den Anderen verantwortlich fühlen und daß sie den Lauf der Welt in eine wünschenswerte Richtung zu beeinflussen versuchen. Im Laufe der Globalisierung sind sich alle Menschen und Dinge so nahe gekommen, daß niemand mehr die Möglichkeit oder Gelegenheit hat, alleine und unabhängig von allen anderen zu leben oder zu handeln. Schließlich ist eine Lebensform entstanden, die man Globalisierung nennt, und in der das gesamte soziale und besonders das ökonomische Leben durch globalisierte Vorgänge bestimmt wird. Globalisierung ist u.a. durch drei Merkmale gekennzeichnet: Menschenrechte, Demokratie und liberale Ökonomie. Diese drei Merkmale stehen mit der Religion oder der Rückbesinnung auf die Religion in direkter oder indirekter Beziehung. Der Mensch, der ganz allein mit seinen Gefühlen, Bedürfnissen und Kenntnissen irgendwo mit beschränkten Mitteln auf der Welt lebte, macht sich heute mit den Neuerungen unserer Zeit zu neuen Ufern auf. Diese neuen Ufer geben ihm einerseits mehr Freiheit. Andererseits schränken sie auch seine Freiheit ein, da er unter der Kontrolle vieler steht. Von der Freiheit, so zu leben oder zu glauben, wie man möchte, ist nicht viel geblieben, da man stets auf die anderen in seiner Umgebung Rücksicht nehmen muß. Dies ist das wichtigste Merkmal, das die Globalisierung gebracht hat. Man wird beobachtet und muß sich in Form von Ratschlägen anhören, ob das, was man tut oder getan hat, richtig oder falsch ist. Manchmal mischt man sich sogar in Freiheiten anderer ein. Diese Meinungsäußerungen und Einmischungen können bisweilen richtig oder falsch sein. Dies möchte ich jedoch hier nicht diskutieren. Ich komme nun auf die religiöse Rückbesinnung zu sprechen, die meiner Meinung nach eine weitere Besonderheit unserer Zeit darstellt. In der Tat hat der heutige Mensch erkannt, daß er die geistigen Werte lange Zeit vernachlässigt hat. Er ist sich bewußt geworden, daß der Materialismus die geistigen Werte nicht ersetzen konnte, und sich auf die Suche nach diesen Werten gemacht. Leider konnte die Rückbesinnung auf die Religion vielerorts nicht auf einer stabilen Basis realisiert werden. Im Laufe dieses Prozesses haben sämtliche religiösen und spirituellen Tendenzen, von einfachen bis zu komplexen, von gemäßigten bis zu radikal-fundamentalistischen, zahlreiche Anhänger und Befürworter gefunden. Die Tatsache der Globalisierung, daß jeder mit jedem in Beziehung steht, läßt sich auch bei der Rückbesinnung auf die Religion wahrnehmen. Es scheint so zu sein, daß die Frage, wie man Religion unterrichtet, nicht mehr nur eine Angelegenheit der einzelnen Religionen oder Konfessionen ist, sondern ein globales Problem, ja ein Problem der „Weltinnenpolitik“ der sich globalisierenden Welt. Wo, wie, mit welchen Zielen, Inhalten und Methoden sowie mit welchem Unterrichtsmodel man die (eigene) Religion unterrichtet, ist ein Interessengebiet für alle geworden. Nichtsdestotrotz gilt es einige Punkte zu erwähnen, die dieses Interesse an der Religionserziehung anderer Religionen rechtfertigen. Zwei von diesen Punkten kann man wie folgt beschreiben: 1. Wenn man bei der Religionserziehung Inhalte und Methoden anwendet, die, unabsichtlich oder manchmal absichtlich, die anderen Religionen diskriminieren und als minderwertig darstellen, um eigene Wahrhaftigkeitsansprüche zu begründen. 2. Wenn man beim Unterricht über andere Religionen unrechte Vergleiche anstellt, um die eigene Religion zu schützen und deren Überlegenheit zu demonstrieren. Diese und/oder ähnliche pädagogische Fehler bringen den Menschen, die sich in der Phase der religiösen Rückbesinnung befinden, bei, daß sie sich von den anderen völlig unterscheiden und daß die Werte der anderen vollkommen falsch und schlecht sind. Die Fehler, die im Namen der Globalisierung in den ökonomischen, politischen und kulturellen Bereichen gemacht werden, werden somit durch religionspädagogische Fehler verstärkt und entwickeln sich zu einem bedeutenden Menschheitsproblem. Wie in allen anderen Bereichen ist es auch in der Religionspädagogik eine dringende Notwendigkeit, ein Verständnis und ein Programm zu entwickeln und in Anwendung zu bringen, in denen die globalisierte Welt berücksichtigt wird und durch die der Mensch in dieser globalisierten Welt ein Hilfsangebot findet. Das Katechismusverständnis und der Katechismusunterricht müssen auch in diesem Sinne genau untersucht und entwickelt werden. Dr. Karlo Meyer 5.4.2 Katechismusunterricht in einer globalisierten Welt Das Christentum hat weitere Bezugspunkte als den eigenen Kirchturm vor Ort, das kann im Konfirmandenunterricht deutlich werden. Nicht nur die Schule wird sich ihrer globalen Verantwortung bewußt, auch der Konfirmandenunterricht tritt heraus aus den örtlichen Gegebenheiten und dem oft noch zu findenden Bild eines Katechismusund Bibelunterrichts mit sozialen Komponenten. Im Gespräch mit den Rahmenrichtlinien für den KU in Bayern werden vier Erfahrungsräume des Konfirmandenunterrichts identifiziert, Gottesdienst (Leiturgia), diakonisches Handeln (Diakonia), gemeinsames Leben (Koinonia) und Suche und Ausdruck des eigenen Glaubens. Das Verständnis der christlichen Koinonia (gemeinsames Leben) wird sich heute nicht mehr beschränken können auf die Kerngemeinde vor Ort. Und auch in Gottesdienst und in diakonischem Handeln der Kirchen haben die globalen Verhältnisse Eingang gefunden (z.B. durch afrikanischen, chinesische u.a. Lieder im EG). Durch Aufnahme dieser weiteren Perspektive kann das Bild des Christ-Seins bei den Jugendlichen einen neuen Horizont gewinnen. Der Vortrag stellt Leitlinien und einzelne Bausteine für einen Konfirmandenunterricht in globaler Verantwortung vor, durch den eine erweiterte Sicht auf Religion und Christentum bei den Konfirmandinnen und Konfirmanden angebahnt wird. Anstöße werden einerseits aus weltweiten Partnerschaft in den Ortsgemeinden oder den Kirchenkreisen (eventuell Häusern der Missionswerke) gewonnen, andererseits auch durch die lokale Situation: So können andere Religionen in den KU einbezogen werden. Besuche z.B. der örtlichen Moschee oder (ehemaligen?) Synagoge öffnen den persönlichen Horizont und weiten den Begriff von ausgeübter Religion in unserer säkularisierten westlichen Welt. Dr. Koichi Kawamoto, Rissho Kosei Kai 5.5 Solving family problems in community: the Hoza session of Rissho Kosei Kai Rissho Kosei Kai is one of the new religious groups founded in the post-war Japan. In that period the country was in a deep political, social and economical chaos. Certainly, along with the Rissho Kosei Kai many other new religious groups were created at those times formed out either of the traditional or non-traditional religious associations. Nowadays we can hear their names not only in Japan, but also in many European and other countries. Rissho Kosei Kai is however a unique lay Buddhist movement which was founded by the late ex-president Nikkyo Niwano in Japan 1938. The key of the growth of Rissho Kosei Kai movement is socalled Hoza: a kind of dialogue circle, under a leader with teachings of Buddhism, which takes place daily at the branches of the movement or at the believers’ home. Members of Hoza are not only believers who already know each other, but also people who meet for the first time. Hoza is held everyday, and it is intended to give the group members an opportunity to share each other’s suffering and joy. We can find therefore that Hoza plays an important role in people’s everyday life appearing to be thus an effective solution method for their problems. At the end of Hoza the people find themselves enlightened and encouraged to live with a forward-looking intention. In such a small circle, the participants listen to each other’s problems trying to share the sufferings, to reduce the others’ life burden, and solve the problems with the teachings of Buddha. In our contemporary society this dynamism indicates an effective approach to the pain relief. In earlier times there existed a meeting, uposatha (p.) at which the monks (bhiksu, bhikusuni) confessed, if they have failed to practice the teaching and they openly repented the false conduct which they discovered through self-examination. Such meetings were held sev- eral times monthly. This self-examination had important meaning in keeping the groups (samgha). Hoza is a practice which helps keeping the Shakyamuni’s teaching alive. The term ‘ho’ in Japanese means ‘dharma’ in Buddhism, teachings of Buddha Shakyamuni, and the meaning of ‘za’ is ‘sit’ or ‘seat’. The number of the Hoza participants is either five or eight, but it may vary depending on the circumstances. Usually these circles are formed according to the geographical areas. In Hoza the role of the leader is the most significant aspect. The quality of the leader determinates the direction of Hoza, and also the way which every person with life-problems is supposed to follow in order to solve them. Hoza leaders are not academic experts, neither they are monks, but common people. In Hoza the members attend the problems of the others. In the circle therefore a therapeutic, healing process is going on including e.g. acceptance, expression and insight. The next important aspect of Hoza is process to the solution of problem. The purpose of Hoza is to apply the teachings of the fundamental Buddhism nand the Lotus Sutra to everyday life difficulties, and to help and guide the people in solving their problems by proper application of teachings. The leader of Hoza considers the problems in detail following the doctrine of Buddhism. At the end of this process the people who have problem, are supposed to reach a clear vision of possible options for solving their problem, as well as to initiate a real action towards solving it. In this way the religious experience helps to support the people in their daily concerns and anxieties. The other members help and encourage the person with problems to execute the contents of the direction he was given. The guidance to the proper solution is not easy, because it depends strongly on the personality of each member, which shows convincingly the significance of the Hoza leader as a guide of the dialogue circle members. VI WORKSHOPS Hartmut Garreis 6.2.1.2 Berufsschulprojekt: Nachhaltiges Wirtschaften auf ethischer Grundlage Vorbemerkung: Seit dem Schuljahr 2002/2003 werden durch BVJ-Schüler, an der Beruflichen Schule 6, Abteilung Einzelhandel, in Nürnberg, im schuleigenen BVJ-Shop, einem kleinen Schreibwarenladen in der Schule, fair gehandelte Produkte verkauft. Sowohl im Theorieunterricht, als auch durch den Verkauf dieser Produkte im Laden werden die Schüler der B6 immer wieder, direkt bzw. indirekt mit den Prinzipien eines nachhaltigen Wirtschaftens auf ethischer Grundlage vertraut gemacht. Dieser BVJ-Shop wird auch am VIII. Nürnberger Forum mit einem kleinen Verkaufsstand vertreten sein. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie bei uns einkaufen würden. Schüler: Ziele: (Beispiele) BVJ-Klassen (Berufsvorbereitungsjahr: Schüler, die für einen Beruf im Einzelhandel vorbereitet werden und aufgrund unterschiedlichster Ursachen keinen Ausbildungsplatz erhalten haben. Schüler als Kunden des BVJ-Shops Den Schülern soll durch konkretes Handeln die Bedeutung des nachhaltigen Wirtschaftens bewusst gemacht werden. Die Schüler sollen erkennen, dass wir alle Verantwortung für diese „Eine Welt“ tragen müssen. Die Schüler sollen eine christlich-ethische Begründung (Ehrfurcht vor dem Leben) für solches Handeln kennen lernen. Inhalte: Ethisches Prinzip: Ehrfurcht vor dem Leben (Beispiele) Umwelt- und sozialrelevante Aspekte von Produkten Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen, die diese Produkte herstellen Bleistiftproduktion von Faber Castell Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften: Produkte aus fairem Handel Vergleich herkömmlich gehandelte Waren – fair gehandelte Waren Methoden: Eigene Sortimentsauswahl, Bestellung, Warenpräsentation, Verkauf von Produkten aus fairem Handel Analyse von geeigneten Texten Die Schulklasse besucht den Lorenzer Laden (Lieferant der fair gehandelten Produkte) Besuch einer Ausstellung zur Kinderarabeit in Nürnberg Kundenberatung/Kundeninformation über fair gehandelte Produkte Dr. Manfred Müller 6.2.1.3 Das Welt-Ethosprojekt als normative Basis im Schulentwicklungsprozess der Berufsschule 3 in Nürnberg An unserer Schule, an der 75 Lehrkräfte in unterschiedlichen Berufsbereichen etwa 3000 Schüler/innen unterrichten, ist das WeltEthosprojekt im Sinne der „Vier unverrückbaren ethischen Weisungen„ sowie der „Goldenen Regel„ im Religions- und Ethikunterricht sowie im gesamten pädagogischen Weiterentwicklungsprozess konzeptionell verankert. Ausgangspunkt für diese Verankerung waren unsere Erfahrungen bei der Unterrichtsentwicklung, insbesondere im Versuch, von unseren Schülerinnen und Schülern zukünftig mehr Eigenverantwortung zu fordern und gleichzeitig deren Kommunikations- und Teamfähigkeit systematisch zu fördern. Vor dem Hintergrund unserer Schülerklientel, die hinsichtlich schulischer Vorbildung, Leistungsfähigkeit und ihrem kulturellen Herkunft in einzelnen Berufsbereichen sehr heterogen zusammengesetzt ist, hielten wir es bei einer solchen Zielsetzung für erforderlich, zunächst eine konstruktive, wertschätzende Kommunikationskultur im Unterricht zu fordern. Ob im Verlauf einer Gruppenarbeit, bei der Präsentation von Teamergebnissen oder bei einem Schülervortrag: stets handelt es sich hier um Situationen, in denen Menschen von ihren Mitmenschen Feedback erhalten - ob sie es wollen oder nicht. Deshalb betrachten wir das systematische Einführen und Pflegen einer positiven Kultur menschlichen Miteinanders als wichtige Voraussetzung für das Gelingen von offenen, schüleraktivierenden Unterrichtsformen. In Unterrichtsformen mit hoher Schüleraktivität sind die Schüler der Willkür ihrer Mitschüler/innen stärker ausgesetzt als in lehrerzentrierter Plenumsarbeit (Frontalunterricht). Deshalb sollte besonders in schüleraktivierenden Unterrichtsformen das pädagogische Ziel im Vordergrund stehen, dem zu Beurteilenden gegenüber die nötige Achtung (Ehrfurcht) seiner Person entgegen zu bringen und zwar unabhängig von seiner Leistung, seiner Herkunft oder seinem Geschlecht. Auch sollte hier stets respektvoll, fair und tolerant mit unterschiedlichen Wahrnehmungen und Meinungen umgegangen werden. Mit diesem Ziel vor Augen wurden an unserer Berufsschule u.a. folgende zwei Unterrichtseinheiten für den Deutsch-, Sozialkunde-, Religions- und Ethikunterricht entwickelt: KOMM: Fair und respektvoll miteinander kommunizieren (wertschätzende Kommunikation) TEAM: Vom Einzelkämpfer zum Teamarbeiter (selbst- und sozialverantwortliches Handeln). Aufgrund der genannten Erfahrungen mit schüleraktivierenden Unterrichtsmethoden wurde in beiden Einheiten - neben methodischen Skills - schwerpunktmäßig versucht, mindestens folgende vier ethische Grundhaltungen an unserer Schule zu vermitteln: 1. Achtung vor allen Mitschülern (d.h. Respekt vor der Person, der - unabhängig von deren Leistung – jegliche Verunglimpfung oder gar Gewaltandrohung verbietet) 2. Solidarität mit den Mitschülern, insbesondere mit den jeweiligen Teammitgliedern 3. Toleranz gegenüber den Mitschülern (d.h. Akzeptanz unterschiedlicher Wahrnehmungen und Meinungen) 4. Gleichberechtigung der unterschiedlichen Geschlechter (vor allem, wenn z.B. in typischen Männerberufen nur wenige weibliche Auszubildende vertreten sind). Wie zu erkennen ist, besteht zwischen diesen empirisch gewonnenen Anforderungen an das Sozialverhalten und den Vier ethischen Weisungen des Welt-Ethosprojekts ein enger Zusammenhang, so dass er als normativ-ethisches Fundament unseres Schulentwicklungsprozesses bezeichnet werden kann. Hier die Vier Weisungen des Welt-Ethosprojekts zum Vergleich: 1. Ehrfurcht vor dem Leben (Kultur der Gewaltlosigkeit) 2. Gerecht und fair handeln (Kultur der Solidarität) 3. Wahrhaftigkeit (Kultur der Toleranz) 4. Partnerschaft von Mann und Frau (Kultur der Gleichberechtigung) Entscheidend an unserem Entwicklungsprozess ist, dass die dargestellten Unterrichtserfahrungen und die daraus abgeleiteten Anforderungen an ein Wertevermittlungskonzept dem Wissen um die Existenz des Welt-Ethosprojekts vorausgegangen sind. Wenn wir also von den Vier ethischen Weisungen als normative Basis unseres Schulentwicklungsprozesses sprechen, so wurden diese an unserer Schule nicht etwa deduktiv eingeführt und entsprechende Unterrichtskonzepte dazu entwickelt. Vielmehr sind sie uns im Verlauf des Unterrichtsentwicklungsprozesses - d.h. auf induktivem Wege bewusst geworden. Damit sind sie auch nicht allein bei Religions- bzw. Ethik-Lehrkräften, sondern insofern im Gesamtkollegium verankert, als die genannten Unterrichtseinheiten von unterschiedlichen Lehrkräften entweder in den Fächern Deutsch, Sozialkunde, Religion/Ethik oder in Klassenteams an einzelnen Projekttagen präsentiert werden. Auch werden die Grundintentionen dieser Einheiten über die genannten Fächer hinaus potenziell von allen Lehrkräften in Orientierung an unserem Schulleitbild gepflegt und eingeübt. Um diese Pflegephase sicherzustellen, wurden im Rahmen schulinterner Lehrerfortbildungen pädagogische Tage zu den Themen „Kommunikation und Teamentwicklung im Klassenzimmer„ durchgeführt. Der Schwerpunkt lag bei beiden Themen wieder auf den vier ethischen Grundhaltungen. Nach diesem Erkenntnis- und Entwicklungsprozess wurde gezielt auch für die Fächer Religionslehre und Ethik eine auf die einzelnen Ausbildungsberufe bezogene Unterrichtseinheit zu den Vier ethischen Weisungen und der Goldenen Regel entwickelt und schließlich das Gesamtkollegium über diese normativ-ethische Basis informiert. Seit dieser Zeit werden die Vier ethischen Weisungen zusammen mit der Goldenen Regel auf einer Fahne sowie auf Plakaten im gesamten Schulhaus visualisiert und auch auf diese Weise allen Schülern und Lehrkräften täglich ins Bewusstsein gebracht. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist die konzeptionelle Verankerung des Weltethos-Gedankens als ethische Norm in unserem Schulentwicklungsprozess einer großen Mehrheit unseres Kollegiums vermittelt worden. Die Akzeptanz dieser ethisch-normativen Basis beruht in unserem Kollegium auch darauf, dass bei uns Schüler mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit bis hin zu einem hohen Anteil an bekenntnislosen Schülern unterrichtet werden und beim Welt-Ethos-Gedanken nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten fokussiert werden. Diese Konzeption hat auf unserem Weg der inneren Schulentwicklung neben anderen pädagogischen Weichenstellungen mit dazu beigetragen, im Januar 2002 den begehrten i.s.i.-Innovationspreis der Stiftung Bildungspakt Bayern zu erhalten. Gerade weil beim Welt-Ethosprojekt die Betonung der Gemeinsamkeiten aller großen Religionen und ethischen Traditionen im Vordergrund steht, kann er als normativethische Basis auch anderen Schulen, denen Wertevermittlung ebenfalls ein zentrales Anliegen ist, nur empfohlen werden. Weitere Informationen können auch unserer Schulhomepage entnommen werden: http://mitglied.lycos.de/Berufsschule_2/ Dr. Jacobus Schoneveld (Rijswijk,The Netherlands / Jerusalem, Israel) Fuad Giacaman (Bethlehem, Palestine) 6.2.2.2 Living in the Holy Land – especting Differences ture of others as part of a positive attitude to the values of cultural pluralism. to contribute to the shaping of the adolescent’s spiritual world and values in appreciation of others in the Holy Land who hold different opinions and beliefs, in a spirit of mutual responsibility and acceptance. to create a significant learning experience that encourages creative thinking and takes place in an atmosphere of dialogue between the “I” and the “You”, between the individual and in his community and between the different communities. An Educational Project developed in Israel and Palestine “Living in the Holy Land - Respecting Differences” is an educational curriculum, teacher training and in-school implementation project developed by Dr. J. Schoneveld, a Dutch theologian in cooperation with leading Palestinian and Israeli educators, with the aim of promoting understanding and tolerance between Moslem, Christian and Jewish youth in the Holy Land (Palestine and Israel) by concentrating on their religious heritages Its objectives are: to provide High School students with central concepts in Judaism, Islam and Christianity, while pointing out their differences and similarities and to expose them to examples within the overall framework of these three monotheistic traditions while emphasizing their living and functioning in inter-relationship in a shared atmosphere in past and present. to foster each student’s affinity first of all to his/her own culture and on this basis to foster openness toward the cul- Work on the project consists of developing a curriculum, recruiting schools, conducting teachers’ workshops and establishing encounters, activities and common dialogue between the teachers and youth of the three religions, as far as the political situation will allow. An interactive web site serves as an English, Arabic and Hebrew forum for the exchange of information, experience, opinions and general dialogue encouraging informal communication between teachers, students and the general public. (...) Dr. Udo J. Gedig Dr John B. Taylor, Representative to the UN (Geneva) of the International Association for Religious Freedom 6.2.2.3 Partnerschaft zwischen einer 6.4.0 Workshop on Inter-religious Interpretation Grundschulen in Bingen und Grundschulen in entfernten Gebieten Nord-Sulawesis, Indonesien – und was daraus folgte! 1. Where do I see the main problems in the history of the encounter of religions and for dealing with them? Nach Vorstellung der Situation im Dorf Baturirir, Insel Lembeh, und im Dorf Lirung, Archipel Talaud, sollen die Teilnehmer des Workshops vermuten, welche gemeinsame Fragestellungen für gemeinsames Lernen sich für diese Partnerschaft anbieten. Im Anschluss daran werden das Projekt ‚Schulpartnerschaft’ und die daraus resultierenden Folgeprojekte dargestellt. I see a primary difficulty in the idea of encounter of religions as institutions and much prefer to speak of an encounter of people belonging to different faiths and beliefs. An inter-religious encounter should be inter-personal if we are to avoid the generalizations and artificialities of talk about clash of civilizations. Dialogue means talking and working together among neighbours, albeit taking seriously religious, ideological or cultural contexts; such contexts affect the dialogue but should not circumscribe it. Meeting and working together, seeking common goals and recognizing differences, people can bring their religious/spiritual faith or ideological/secular conviction into encounters. Such encounters may be spontaneous and easy, a natural way of life in a pluralist society, or may be struggles to overcome alienation and suspicion bred of centuries of actual or presumed antagonism. I believe that ignorance of one’s neighbour of another faith or belief is the main cause of misunderstanding, prejudice and enmity. Ignorance of the “other” may be provoked by fear of difference or an exclusive sense of one’s own identity. The ignorance bred of exclusivity may be a result of being prohibited or protected from knowledge which ranges outside one’s own community or it may be a deliberate aversion towards or lack of curiosity about the unfamiliar. Ignorance may also be a result of false interpretation of one’s own or one’s neighbour’s faith, or a result of misleading information emanating from detractors or sometimes from inarticulate proponents of a particular faith or belief. Wherever the ignorance originates, whether it be in one’s own attitudes, in lack of opportunity to learn or meet neighbours of other faiths or be- liefs, or in false interpretations or presentations, the result of ignorance is more likely to be arrogance whereby one assumes that one knows the answers to questions that one has not even raised or taken seriously. If ignorance leading to arrogance is a root cause of the lack of in-depth encounter between adherents of religions or beliefs, this does not mean that perfect instruction or enlightenment will automatically lead to harmony and co-operation. As one learns about common ground and common concerns between religions and beliefs one may indeed grow into mutual understanding and respect, but as one becomes aware of differences and even conflicting views one must learn to handle these in their contexts and with fair and open attitudes. Respect for diversity can, however, grow as the differences are faced and understood. Comparison and balancing of agreements and differences are necessary, especially if one is to avoid falling into the error of comparing the “best/ideal” in one’s own tradition with the “worst/failing” in that of one’s neighbour. rocal appreciation does not mean offering respect in return for one’s being respected, but it should mean that appreciation of commonalities and differences exist simultaneously on either side of the relationship. This may mean that one potential partner has to take the lead in offering unconditional appreciation and eventually the other partner may reciprocate…but if appreciation is withdrawn because it is not reciprocated then it is not true appreciation. True appreciation must be grounded in sincerity and truthfulness. Caricatures and prejudices are based in enmities, falsehoods and distortions. So reciprocal appreciation will focus on what is good and true in the respective traditions. It will be important to establish an awareness of common visions before entering into criticisms of failings in perception or action. School textbook presentation of religions and religious people too often puts limelight on wars and conflicts instead of illuminating values and ideals. One can of course learn from failings or abuses but one should also learn about positive achievements. Inter-religious interpretation and communication should include comparing like with like; it should include recognizing areas of mystery; it should include respecting diversities within and between traditions. One should also recognize that visions may well be shared with people of other traditions, while not necessarily being shared with one’s coreligionists! The openness for encounter and co-operation and the opposites of defensiveness and exclusivity can be found within each and every religious, philosophical and cultural tradition. Ignorance may be widespread but openness and curiosity can be discerned and encouraged in every culture or context. One of the surest methods of promoting reciprocal appreciation is to allow adherents of a particular religion or belief to be their own exponents. Although objective description by “outsiders” can be helpful and valid, nothing can replace exposition by adherents; such exposition may include self-criticism, which will be much more appropriate for eventual understanding than an outsider’s critique. Mutual criticism may be possible but it is more likely to succeed if foundations of mutual, reciprocal appreciation have already been laid. Each partner should learn not only to be articulate about his or her own faith or belief but should at the same time learn to listen to the exposition given by the neighbour. 2. Which should be the main guidelines/criteria for reciprocal appreciation? 3. Which are the main tasks in this field? I believe that there should be an unconditional readiness for dialogue. Arguments or conditions requiring reciprocity indicate a self-interest and reluctance which are unlikely to elicit or encourage openness in the neighbour. True reciprocity is mutual openness and spontaneity. Recip- In the classroom context there need to be a differentiated understanding of what is involved in religious education, which is itself the foundation for inter-religious encounter. Beyond the usual starting point of learning about one’s own religion, whether in the public school system or in parallel confessional education (whichever applies in a particular coun- try), there is the need to learn about all religions and beliefs in a spirit of fairness and balance. Each context will require a different emphasis but there should be a common denominator in terms of teaching tolerance and respect. There is the third stage of learning from religious, philosophical and cultural traditions both in terms of their achievements and ideals (e.g. selfless service or love of enemy) and also, where appropriately and sensitively taught, in terms of their failings (e.g. self aggrandizement or hate-mongering). The spiritual and ethical dimensions of life should not be excluded from syllabi. The strategies to introduce inter-religious sensitivities need not be restricted to religious education, where this exists. History, human rights education, peace education, civics and ethics are all privileged fields for changing attitudes of intolerance and for demonstrating ideals and achievements in multi-cultural living. A narrowly confessional, continental or national approach will not serve the best interests of the confession, continent or nation on which all the focus is being put. People live today in a global society where their own identity is to be contributed but not imposed. Any failure of a religious, historical, ethical or civics-orientated syllabus to encompass world issues and global perspectives will undermine its relevance and credibility. The global dimension is needed. A final comment about “main tasks” is to underline the importance of training teachers with skills that allow pupils to learn and discern for themselves. Inculcation of religious teachings is likely to be counterproductive not only in a widely secular world but also in remaining strongholds of religious conservatism or privilege. Freedom of religion or belief calls for freedom to teach and preach but also for freedom to choose and even change one’s own beliefs. We need education which affirms true identity, which empowers freedom of choice, and which motivates respect for and activation of the ideal teachings of all religions and beliefs. Berndt Hamm 6.4 Workshop „Interreligiöse Hermeneutik“ Als Kirchenhistoriker einer Evang.-theologischen Fakultät wähle ich meinen Zugang von der Christentumsgeschichte her. 1. Diese Geschichte ist eine Abfolge von Unduldsamkeit, Ausgrenzungen, Aggressivität, Angst erregender Einschüchterung, Verteufelung und Gewalt. Sowohl im Verhältnis zu anderen Religionen als auch in der Beziehung der Christen untereinander dominieren kirchenhistorisch die Phänomene einer hart angrenzenden, eliminatorischen und gewaltbereiten Christenheit. 2. Diese Geschichte wurzelt in Angst und Schrecken verursachenden harten Gottesbildern und Gerichtsvorstellungen. Dazu gehören auch unterschiedliche Formen von Erwählungsbewusstsein, Prädestinationslehren, dogmatischen Wahrheitsanspruch und Überlegenheitsgefühlen anderen Glaubensweisen und Frömmigkeitsformen gegenüber. 3. Historisch gesehen gibt es keinen reinen Urspruch des Christentums und der Kirche, dem gegenüber es dann zu einer Verfallsgeschichte der Unduldsamkeit, Ausgrenzung und Gewalt gekommen wäre. Schon in den Texten des Neuen (und Alten) Testaments und in der Verkündigung Jesu finden sich starke Elemente von Aggressivität, unduldsamer Härte und religiöser Ausgrenzung. Den Seligpreisungen stehen Weherufe und Verdammungsurteile gegenüber. 4. Religionsgeschichtlich hängt dieser – sehr variable und immer wieder modernisierte – Ausgrenzungs- oder Eliminationscharakter des christlichen Glaubens mit der gedanklichen, emotionalen und institutionellen Fixierung auf bestimmte transzendenzbezogene Begriffe, Symbole, Dogmen, Gesetze und Rituale zusammen. Damit verbindet sich die Vergewisserung der eigenen Identität und die Angst vor Identitätsverlust – wie überhaupt Angst vor der Gefährdung des Eigenen eine der Haupttriebfedern für das Bedürfnis nach klaren Grenzziehungen und absoluter religiöser „Geradlinigkeit“ sein dürfte. 5. Es gibt aber in der Christentumsgeschichte auch immer wieder Konzeptionen und Lebensformen, die – zumindest in der Tendenz – nicht auf abgrenzende, unduldsame Härte, sondern auf eine Sanftmut des Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns zielen und mit ihrer „Verflüssigung“ religiöser Grenzen für einen heutigen Dialog der Versöhnung vorbildlich sein können. Ich denke vor allem an Gastalten und Formen einer mystischen Theologie, die mit gutem Grund den Hütern schulmäßiger Korrektheit und terminologisch-dogmatischer Fixierungen stets suspekt war. Aus dem Bereich der mittelalterlichen Mystik des Abendlandes ist besonders Meister Eckhart (gest. um 1328) zu erwähnen, und zwar besonders mit seinen Gedanken über die „Weiselosigkeit“ Gottes und die „Gelassenheit“ des Menschen. 6. „Weiselosigkeit“ bedeutet, dass Gott mit seiner unbegreiflichen Güte und Barmherzigkeit über allem determinierten Sein und allen religiösen Seinswesen – und damit auch allen Begriffen, Symbolen, Dogmen, Bekenntnissen, Ritualen und Heiligkeiten – steht. Aus dieser Einsicht gewinnt der religiöse Mensch die befreiende Gelassenheit, die Suche nach dem eigenen Selbst und der eigenen Identität loszulassen und andere Religionsweisen in ihrer Andersartigkeit gleichberechtigt gelten zu lassen. Mystik in diesem Sinne heißt: Gegensätze transzendieren und die Grenzziehungen radikal relativieren, sich von allen Christentümern „ablösen“, in der Religion transreligiös und in den Institutionen institutionstranszendierend werden. Für den „weiselosen“ Gott gibt es keine Christen, Juden oder Muslime, sondern nur liebesbedürftige Kreaturen. 7. Eine solche Mystik sagt dem einzelnen Menschen zugleich: Habe den Mut, durch alle starren Grenzziehungen des Kirchlichen und Religiösen hindurch deine eigenen unmittelbaren Erfahrungen mit der Gegenwart Gottes zu machen! Frage nicht, ob es erlaubt, erwünscht, orthodox und korrekt ist, was du erfährst, sondern sei bereit, Gott überall, zu jeder Zeit und in allem zu begegnen – und für das Wort „Gott“ darfst du einsetzen: Dem zu begegnen, was hinter der Oberfläche liegt: Dem Sinn, dem Ziel, dem Wesen, dem Glück und der Lebendigkeit deines Lebens. 8. Religiöse Erziehung heute hat, wie ich meine, die Aufgabe und Chance, in dieser Weise Grenzen zu „verflüssigen“ und Mut zu angst- uns aggressionsfreier eigener religiöser Lebenserfahrung zu machen. Wenn es eine Lehre der Kirchengeschichte gibt, dann könnte sie etwa lauten: Es gibt nicht die wahre Religion und Konfession, sondern es gibt unterschiedliche authentische Erfahrungsweisen Gottes, die darin konvergieren können, dass sie die Menschenfreundlichkeit Gottes verehren und den Menschen gegenüber seinen Mitgeschöpfen achtsam, mitfühlend und duldsam machen. Prof. Dr. F. Kandil, Zentrum für angewandte Kulturwissenschaft Universität Karlsruhe 6.4.3 Thesen zum Workshop „Intereligiöse Hermeneutik“ I. Zu „Geschichte der Religionsbegegnung und ihrer Bearbeitung“ 1. Ein Erfolg der in der Themenstellung angesprochenen „Bearbeitung“ wird m.E. letzten Endes davon abhängen, ob beide Seiten wirklich ernsthaft interessiert und gewillt sind, die Vergangenheit endlich zu überwinden und der anderen Seite versöhnlich gegenüberzutreten. Oder aber ob sie bestimmte Aspekte der Geschichte im „Gedächtnis ihrer Völker“ (Jan Assmann) eher lebendig zu erhalten suchen, um bei Bedarf – so in einem politischen Konflikt – als mittel zur Dämonisierung der anderen Seite darauf zurückzugreifen. Die Geschichte ist in der Regel unterschiedlichen Lesarten zugänglich, da sie meist vielfältige Aspekte und Entwicklungsperioden aufweist. So kann die europäische Geschichte genauso wenig einzig und allein auf die Konfrontation mit dem Islam reduziert werden, wie die Geschichte des Vorderen Orients lediglich auf die Konfrontation mit dem Christentum reduziert werden kann. Entscheidend ist, wie bereits oben angedeutet, ob die eine oder andere Seite bestrebt bleibt, das kollektive Gedächtnis der Völker in ihrem Kulturbereich in einseitiger Manier auf eine bestimmte historische Zeitspanne festzulegen – oder eben nicht!. 2. Vor diesem Hintergrund scheint mir der heute in den europäischen Gesellschaften vorherrschende Islam-Diskurs alles andere als geeignet, um die religiösen Gräben zum islamischen Kulturkreis zu überwinden oder zu einem gegenseitigen religiös-kulturellen Frieden überhaupt etwas beizutragen. Er bewegt sich nämlich im großen und ganzen weiterhin auf den ausgetretenen Pfaden des „Orientalismus“ vergangener Zeiten, und sorgt somit mehr oder weniger für die Aufrechterhaltung der tradierten Exotisierung, Dämonisierung und religiös-kulturellen Ausgrenzung der „orientalischen Völker“ unverändert fort. 3. Indes scheint die heute in vielen Gesellschaften des Vorderen Orients verbreitete Neigung zur religiösen Artikulierung politischer Bestrebungen einem solchen Diskurs ein willkommenes Alibi zu liefern. Erleichtert dies doch die ohnehin vorherrschende Tendenz, das ganze Geschehen in unseren Gesellschaften auf ein Abstraktum namens Islam zu reduzieren, so dass die eigentlichen Triebkräfte der aktuellen Konflikte mit der arabischen Welt im Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten hinter einer „religiösen Fassade“ verschwinden. So gesehen trägt der heute dominierende Islam-Diskurs letzten Endes eher dazu bei, in den westlichen Gesellschaften gewissermaßen ein „falsches Bewusstsein“ ständig zu reproduzieren, das eine Verständigung mit dem Islam regelrecht blockiert. 4. Im Verein mit einer neuen Hegemonial- und Machtpolitik, der gegenüber sich unsere Völker hilflos ausgeliefert sehen, führt ein solcher Diskurs (analog dem bekannten sozialen Mechanismus von „Ethnisierung und Selbstethnisierung“!) auf arabisch-islamischer Seite vielfach zur Entstehung einer „Gegenidentität“, die in dialektischer Verflechtung mit dem im Westen gepflegten Bild ebenso im Islam „den Kristallisationspunkt einer authentischen Identität sieht“ (W. Ruf). So entsteht auf beiden Seiten eine Situation, die schließlich nicht nur zur Verhärtung der politischen Gegensätze, sondern auch der religiöskulturellen Differenzen führt, und geradezu zum Rückgriff auf entsprechende geschichtliche Konstrukte auffordert. II. Zur „wechselseitigen Wahrnehmung“ 1. Die wechselseitige Wahrnehmung ist auf völlig verschiedenen Ebenen angesiedelt. So verweist allein schon die gängige Redeweise von „der islamischen Welt“ und „dem Westen“ einerseits auf eine ausschließlich religiöse Sicht der einen auf die andere Seite („islamische Welt“). Dieser religiös festgelegten Sicht steht andererseits eine profane, ja fast „säkulare“ Sicht gegenüber („der Westen“). Denn, mit „dem Westen“ werden eher politische und keineswegs religiöse Merkmale in aller erster Linie assoziiert. Zudem werden die hier vielfach beklagten Auswüchse „westlicher“ Politik im allgemeinen weder „den Christen“ als solchen noch dem Christentum angelastet. PD Dr. Reinhold Boschki / Dr. Oliver Kliss - Universität Tübingen 2. Während auf muslimischer Seite Christen (und Juden) als „Besitzer heiliger Schrift“ gelten, die in der Nachfolge der ehrwürdigen Abrahamitischen Tradition stehen, der man sich selbst zugehörig fühlt, fällt es der christlichen Seite schwer, – trotz einiger anerkennenswerter Ansätze – dem islamischen Glauben gegenüber eine annähernd offene Haltung einzunehmen. Was jedoch nicht bedeutet, dass eine Verständigung zwischen beiden Seiten unmöglich wäre. 6.5.1.1 Empirische Untersuchungen zu konfessionsübergreifendem und interreligiösem Religionsunterricht III. „Vordringliche Arbeitsfelder“ Trotz aller theologischen Differenzen gibt es m.E. hinreichend viele und äußerst wichtige genuin-religiöse Verantwortlichkeiten, die Christentum und Islam in einer weitgehend globalisierten Welt gemeinsam wahrzunehmen hätten. Und zu deren Wahrnehmung die göttliche Heilsbotschaft Verpflichtet, zu welcher sie sich bekennen, wollen sie dieser Botschaft wirklich gerecht werden. Da wäre vor allem hier an die Verantwortlichkeit für das Gottesgeschöpf Mensch in einer Zeit zu erinnern, in welcher eben dieser Mensch zunehmend auf seine materiellen Bedürfnisse reduziert wird und zum „Konsumenten“ schlechthin degeneriert. Einer Zeit, in welcher, um mit Carl Amery zu sprechen, „der Konsumismus als Erlösungsideologie des freien Marktes“ dabei ist, für immer mehr Menschen zur Ersatzreligion zu werden. Da müssten unsere Religionen gemeinsam alles daran setzen, um der drohenden Untergrabung aller spirituellen Werte – und zwar weltweit – ein ethisch-moralisches Gegengewicht entgegenzustellen. Einer göttlichen Heilsbotschaft entspringt nicht zuletzt auch eine religiöse Verantwortlichkeit für eine im kapitalistischen Zeitalter von der völligen Ausplünderung bedrohten Schöpfung, deren Bewahrung schließlich dem Menschen als „Statthalter Gottes auf der Erde“ obliegt, um nur noch ein weiteres vordringliches Arbeitsfeld anzusprechen! Zur Vorbereitung des Workshops stellen wir folgende Thesen und offene Fragen vor, die wir zusammen mit Prof. Albert Biesinger, Prof. Friedrich Schweitzer, Anke Edelbrock, Prof. Monika Scheidler und Claudia Schlenker entwickelt haben: „Gemeinsamkeiten stärken – Unterschieden gerecht werden“ Thesen / offene Fragen (1) Das von uns entwickelte Forschungsdesign mit dem dreifachen Zugang über Kinder, Lehrer und Unterricht eignet sich in besonderer Weise zur Untersuchung konfessionellkooperativen Unterrichts. (2) Auch Grundschulkinder sind zu Gesprächen über zum Teil sehr komplexe, auf Konfession bezogene Inhalte fähig und können von konfessionell-kooperativem Religionsunterricht auch nach eigener Einschätzung profitieren. (3) Die Entscheidung für oder gegen kooperativen Religionsunterricht muß die Lern- und Entwicklungsbedürfnisse der Kinder konstitutiv berücksichtigen, kann aber von den ausdrücklichen Wünschen der Kinder allein nicht abhängig gemacht werden. (4) Sowohl die Kinderinterviews als auch die Unterrichtsanalysen und die Wahrnehmung der Lehrerinnen und Lehrer lassen erwarten, daß sich ein Verständnis von Konfession sowie ein konfessionelles (Selbst-)Bewußtsein im Zuge einer langfristigen Genese herausbilden. (5) Im Vergleich zwischen den Kinder- und Lehrerbefragungen ergibt sich, daß konfessionell-kooperativer Religionsunterricht besonders für die Lehrerinnen und Lehrer eine einschneidende Erfahrung darstellt. (6) Religionslehrerinnen und -lehrer sind stärker konfessionell geprägt, als dies in der Öffentlickeit angenommen oder durch die Selbsteinschätzung der Lehrkräfte deutlich wird. (7) Die Unterrichtsanalysen und die Lehrerbefragung, zum Teil auch die Kinderinterviews belegen, daß konfessionellkooperativer Religionsunterricht einen deutlichen „Mehrwert“ an religiösen Lernprozessen erbringt. (8) Unterschiedliche Realisierungsformen in der Organisation konfessioneller Kooperation im Religionsunterricht haben deutliche Folgen für die Qualität des Lernens und müssen daran bemessen werden. (9) Eine Didaktik des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts stellt ein wichtiges Desiderat dar. (10) Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht macht eine veränderte Ausbildung erforderlich. Dr. Barbara Asbrand, EWF Nürnberg Lehrstuhl Pädagogik I 6.5.1.2 Diskussionsbeitrag zum Workshop ‚Forschungsprojekte im Bereich interreligiöser Erziehung’ Hintergrund des Diskussionsbeitrags ist eine grundschulpädagogische Studie, die im Rahmen qualitativer Feldforschung Unterrichtspraxis des interreligiösen Religionsunterrichts in der Grundschule untersucht hat (vgl. Asbrand, B.: Zusammenleben und Lernen im Religionsunterricht. Frankfurt am Main 2000.). Wie kann Religionsunterricht gestaltet werden, an dem Kinder unterschiedlicher religiöser Herkunft im Klassenverband gemeinsam teilnehmen, lautete die Fragestellung. Dies ist eine Herausforderung die sich vor dem Hintergrund der zunehmenden religiösen Pluralität als Folge von Migration und Modernisierungsprozessen stellt. Die qualitativ-empirische Untersuchung beschäftigt sich mit Religionsunterricht aus einer erziehungswissenschaftlichen, grundschulpädagogischen Perspektive und arbeitet mit Methoden der qualitativen Sozialforschung. In der teilnehmenden Beobachtung ging es darum, die Interaktion der Mikroebene des Unterrichts zu analysieren. In Grundschulen, deren Umfeld als großstädtisch, westdeutsch und multikulturell bezeichnet werden kann, fand über längere Zeit in mehreren Feldphasen teilnehmende Beobachtung im Religionsunterricht statt. Darüber hinaus wurde in Hospitationen am Unterricht und am Leben der Schulklasse teilgenommen, mit Kindern und Lehrerinnen wurden Gespräche und Interviews geführt. Das empirische Material wurden mit Hilfe der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse interpretiert. Der Diskussionsbeitrag wird zunächst unter einer methodologischer Perspektive einige Aspekte des Forschungsprozesses skizzieren: die Veränderung der Beobachtungskategorien von theoretischen Konzepten hin zu Kategorien, die in der Interpretation des empirischen Material gewonnen wurden; den Stellenwert theoretischer Reflexion in qualitativempirischen Forschungsprojekten; den Kontext der qualitativ-empirischen bzw. ethnographischen Schul- und Unterrichtsforschung. Die Forschungsergebnisse werfen drei Fragekomplexe auf: 1. Wie geht Religionsunterricht mit religiöser Heterogenität um, die sich einerseits als Migrationsfolge, andererseits aus Säkularisierungsprozessen ergibt? 2. Was bedeutet das Dilemma der interkulturellen Pädagogik, dass Anerkennung von Differenz in guter Absicht zu ethnischen Kategorisierungen führen kann, für den Religionsunterricht? 3. Wie lassen sich interreligiöse Lernprozesse theoretisch beschreiben? Gordon Mitchell 6.5.2 “It was kind of strange to see the others again.” Jugendliche begegnen Verschiedenheit in Kapstadt 1993 waren diverse Zwölfjährige in das „Pupil’s Project“ involviert. Sie besuchten sich gegenseitig zu Hause, an den jeweiligen religiösen Andachtsorten und lernten die Freunde der Anderen kennen. Zehn Jahre später gab es ein Wiedersehen. Diese Begegnung wurde audiovisuell aufgezeichnet und später von den Teilnehmern interpretiert. Während dieser Interviews gab es Gelegenheit, sich der eigenen Gefühle bezüglich dieser Begegnungen zu erinnern. Die Beteiligten äußerten sich ebenfalls über ihre Biographien und Zukunftspläne. Als sie sich ihre Eindrücke des „Pupil’s Project“ ins Gedächtnis riefen, wurde das Andenken an den Kontakt mit religiöser Verschiedenheit von lebhaften Erinnerungen an das eigene schockiert Sein anlässlich der erlebten Extreme zwischen Luxusvillen und ärmlichen Hütten überschattet. Nachdem für ein Jahrzehnt keinerlei Kontakt über Ethnische und Klassengrenzen hinweg bestanden hatte, waren einige Teilnehmer anfänglich sehr zögerlich, was den Gedanken an ein neues Treffen anbetraf. In der Anfangsrunde auf die spontane Eingangsfrage „Was machst Du jetzt?“ zu antworten, gestaltete sich gerade für diejenigen schwierig, die die Schule abgebrochen und bestenfalls die Aussicht Denkweisen ihres Zuhauses hinausgewachsen waren, beschrieben sie auch das ihnen allen gemeinsame Ideal, die eigene Zukunft selbst zu lenken. Die Wichtigkeit auf niedere berufliche Tätigkeiten hatten. Im Gegensatz zu den verheerenden Bildungserfahrungen in den Townships, hatten die Teilnehmer aus den interreligiösen Dialogs wurde betont und in Zusammenhang zu gesellschaftlich-religiösen Tugenden der „Rainbow Nation“ gebracht. wohlhabenderen Stadtteilen spannende Karriereaussichten. Die Diskursanalyse der Gruppeninteraktionen und der Konträr zur Verlegenheit während des Gesprächs über berufliche Karrieren, entspannte sich die Atmosphäre, als der momentane, persönliche Religionsbezug als Thema aufkam. In dem Sinne, in dem die Beteiligten über religiöse autobiographischen Narrationen illustriert sowohl die Wichtigkeit von Religion als Zeichen der Abgrenzung, als auch die Tatsache, dass sie neben Ethnizität, Klasse und Sprache u. a. nur eine von vielen ist.