Merkwürdige Punkte im Dreieck Ausarbeitung im Rahmen des Seminars Zeitlose Geometrie Wintersemester 2004/2005 Seminarleitung: Dr. Andreas Klein vorgelegt von: Petra Reddeck L1, Mathematik, SU, Deutsch 5. Semester e-mail: [email protected] Matr.Nr.: 02230991 Inhaltsverzeichnis Einleitung Seite 1 Satz 1 Seite 2 Satz 2 Seite 4 Satz 3 Seite 5 Satz 4 Seite 6 Einleitung - Merkwürdige Punkte im Dreieck Im Zusammenhang mit Dreiecken gibt es viele merkwürdige Punkte und Geraden, die eine besondere Bedeutung haben, und die interessant wären näher untersucht und betrachtet zu werden. In dieser Ausarbeitung soll es vorwiegend um den Schwerpunkt und den Inkreismittelpunkt und ihre Bedeutung im Dreieck gehen. In der vorliegenden Ausarbeitung sind Punkte, sowie Winkel mit Großbuchstaben wie A bezeichnet, Strecken mit zwei Großbuchstaben wie AB und Flächen mit Großbuchstaben der Eckpunkte in Klammern wie (ABC). Vorab möchte ich einen Punkt vorstellen, auf den sich schon vorher bezogen wurde, und der die Gruppe des Schwerpunkts und des Inkreismittelpunkts komplettiert, den Umkreismittelpunkt. Er ist definiert als der Mittelpunkt eines Kreises, der einem Dreieck umschrieben ist, das heißt alle Eckpunkte des Dreiecks liegen auf dem Kreis. Dieser Kreis wird Umkreis des Dreiecks genannt. Der Umkreismittelpunkt entsteht aus dem Schnittpunkt der drei Mittelsenkrechten der Dreiecksseiten und ist in der folgenden Abbildung mit M bezeichnet. Der Radius des Umkreises wird mit R bezeichnet und ist der Abstand zwischen M und A bzw. M und B bzw. M und C. A R M B C Abb. 1 1 Im Folgenden werde ich auf die Seitenhalbierenden eines Dreiecks und den Schwerpunkt, den Schnittpunkt der Seitenhalbierenden eingehen und interessante Zusammenhänge und Beziehungen, die sich daraus ergeben und in Satz 1 und Satz 2 formuliert sind, erklären. Satz 1: Ein Dreieck wird durch seine Seitenhalbierenden in sechs kleinere flächengleiche Dreiecke zerlegt. A C' B' G B C A' Abb. 2 Beweis: Seitenhalbierende werden definiert als Transversalen 1, die die Ecken des Dreiecks mit den Mittelpunkten der jeweils gegenüberliegenden Seiten verbinden. In dem oben abgebildeten Dreieck (ABC) sind AA’, BB’ und CC’ die Seitenhalbierenden dieses Dreiecks (s. Abb2). Eine Seitenhalbierende hat die Eigenschaft, dass sie die Seite, die sie halbiert in zwei gleich große Strecken teilt, so dass gilt: BA’ = A’C; CB’ = B’A und AC’ = C’B. 1 Transversale ist eine Gerade, die eine Figur (Dreieck oder Vieleck) schneidet. 2 Nach dem Satz von Ceva schneiden sich drei Ecktransversalen in einem Punkt und es gilt: BA’ / A’C x CB’ / B’A x AC’ / C’B = 1. BA’ / A’C = 1, da BA’ = A’C, analog CB’ / B’A = 1 und AC’ / C’B =1 Für die Gleichung gilt 1 x 1 x 1 =1 Aus dem Satz von Ceva lässt sich daher für das Dreieck in Abb. 2 schließen, dass sich die Seitenhalbierenden in einem Punkt G schneiden. Der Schnittpunkt G wird Schwerpunkt genannt. Dieser Begriff kommt daher, dass sich ein Dreieck bestehend aus einem Material mit gleichmäßiger Dichte im Gleichgewicht befinden würde, wenn man es an diesem Punkt aufhängt. A z C' Y B' G y Z X x B A' C Abb. 3 Zwei Dreiecke sind flächengleich wenn sie die gleiche Grundseite und die gleiche Höhe haben. Aus diesem Grund gilt (GBA’) = (GA’C). Der Übersichtlichkeit halber kann man die beiden Flächen mit x bezeichnet (s. Abb.3). Analog gilt (GCB’) = (GB’A) und (GAC’) = (GC’B), die Flächen werden y und z genannt (s. Abb. 3). Aus dem gleichen Grund gilt auch (ABA’) = (AA’C), daraus folgt 2z + x = 2y + x, woraus y = z folgt. Ebenso gilt (BCB’) = (BB’A) und damit 2x + y = 2z + y, woraus x = z folgt und weiterführend x = y = z. Satz 1 ist damit bewiesen. 3 Satz 2: Die Seitenhalbierenden eines Dreiecks teilen sich gegenseitig im Verhältnis 2:1; anders ausgedrückt: In einem Dreieck dritteln sich die Seitenhalbierenden gegenseitig. A C' B' G h B A' C Abb. 4 Beweis: Nach Satz 1 ist (GBC) = 2 (GCB’). Nimmt man GB und GB’ jeweils als die Grundseite der beiden Dreiecke, so haben sie die gleiche Höhe h und daraus folgt BG = 2 GB’ (s. Abb.4). Für die anderen Dreiecke und die Streckenverhältnisse gilt in gleicher Weise AG = 2 GA’ und CG = 2 GC’. Damit wäre Satz 2 bewiesen. Die beiden nachfolgenden Sätze, Satz 3 und Satz 4, beschäftigen sich mit den Winkelhalbierenden und deren Eigenschaften im Dreieck. 4 Satz 3: Jede Winkelhalbierende eines Dreiecks teilt die gegenüberliegende Seite im Verhältnis der Längen der anliegenden Seiten. A c N K b I L B a C Abb. 5 Beweis: Die drei Winkelhalbierenden eines Dreiecks sind Ecktransversalen. AL ist eine Winkelhalbierende und teilt das Dreieck (ABC) wie in Abb. 5 in die zwei Dreiecke (ABL) und (ALC). Diese beiden Dreiecke haben die Eigenschaft, dass die Winkel in L denselben Sinuswert haben, da die beiden Winkel zusammen 180° ergeben. Nach dem erweiterten Sinussatz gilt in einem Dreieck (ABC) mit dem Umkreisradius R: a / sinA = b / sinB = c / sinC = 2R Übertragen auf die Dreiecke (ABL) und ALC) kann folgende Gleichung aufgestellt werden: BL / sin ½ A = c / sin L und LC / sin ½ A = b / sin L Nach Umformen folgt daraus BL / LC = c / b. Betrachtet man die beiden Winkelhalbierenden in B und C, so ergibt sich analog CN / NA = a / c und AK / KB = b / a. Satz 3 ist damit bewiesen. 5 Satz 4: Die Winkelhalbierenden der drei Winkel eines Dreiecks schneiden sich in einem Punkt. A c b I r B a C Abbildung 6 Beweis: Die Winkelhalbierende ist genau die Gerade, auf der alle Punkte liegen, die von den beiden Schenkeln des Winkels jeweils den gleichen Abstand haben. Bezogen auf das Dreieck ABC in Abb. 5 gilt, dass jeder Punkt auf AL von CA und AB den gleichen Abstand hat. Ebenso hat jeder Punkt auf BN den gleichen Abstand zu AB und BC. Also hat der Schnittpunkt I der beiden Winkelhalbierenden AL und BN von AB, BC und CA den gleichen Abstand. I liegt somit auch auf der Winkelhalbierenden CK und hat zu allen Seiten den gleichen Abstand r (r hat die Eigenschaft, dass es die kürzeste Verbindung zu den Dreiecksseiten ist und senkrecht auf ihnen steht). Wenn man um I einen Kreis zeichnet, dessen Radius genau dieser Abstand ist, so berührt dieser Kreis die drei Seiten des Dreiecks und ist der Inkreis des Dreiecks (s. Abb. 6). I ist der Inkreismittelpunkt und r der Inkreisradius. Literaturangabe: Coxeter, H.S.M. / Greitzer, S.L.: Zeitlose Geometrie, Stuttgart 1967. S. 8 – 10, 12 - 15 6