Die USA im 20. Jahrhundert Zwischen Monroe- und Truman-Doktrin Die Monroe-Doktrin Präsident Monroe formulierte in seiner Neujahresbotschaft 1823 einen Grundsatz, der später als die Monroe-Doktrin bezeichnet werden sollte. Monroe fürchtete, dass die europäischen Kolonialmächte, das damals unbesiedelte Land Nordamerikas nutzen würden, um sich auf dem amerikanischen Kontinent anzusiedeln, was ihnen ein Mitspracherecht für Politik und Konflikte in dieser Region gewährleisten würde. Die Monroe-Doktrin beschreibt die Neutralität und Politik des Nicht-Einmischens der Vereinigten Staaten in die europäischen Angelegenheiten und verlangt im Gegenzug keine Einmischung der Europäer auf dem amerikanischen Kontinent, was eine Kolonisierung durch europäische Mächte ausschließen soll. Im Laufe der amerikanischen Geschichte wurde aus der Monroe Doktrin mehr als nur eine Jahresbotschaft, vielmehr noch wurde sie ein Bündel politischer Prinzipien der Vereinigten Staaten. Das "Nichtkolonisationsprinzip" der Doktrin wurde von den Präsidenten Polk und Grant sogar zum "No-Transfer-Prinzip" erweitert, das nichtamerikanischen Mächten verbot, Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent an andere Mächte zu übertragen, ohne dass die USA diesem Handel zustimmten. Später wurde durch die Doktrin sogar der Erwerb amerikanischen Landes durch nichtamerikanische Mächte, ohne Zustimmung der USA, verboten. Die Monroe-Doktrin ist aber kein Grundsatz, deren Inhalt und Tragweite festgelegt ist, sondern die Doktrin wird vielmehr durch ihre Interpretation zum jeweils gegebenen Zeitpunkt bestimmt. So wurde die Monroe-Doktrin in allen Phasen amerikanischer Geschichte als Schutzdoktrin für den Wohlstand und die Sicherheit des Volkes der USA interpretiert. Sie umfasst alle politischen Ideale der Vereinigten Staaten und ist deshalb für die Sicherheit der Demokratie von großer Bedeutung. Nachdem das Ziel der Monroe-Doktrin in ihrer ursprünglichen Form im 19. Jahrhundert erreicht war, das Streben europäischer Staaten nach unmittelbarer Machtausübung in Amerika zu vereiteln, verlagerte sich das Ziel der MonroeDoktrin im 20. Jahrhundert darauf, die ideologischen Mächte des Faschismus und Kommunismus vom amerikanischen Kontinent fern zu halten. Die Truman-Doktrin Am 12. März 1947 verkündete der amerikanische Präsident Truman seine Doktrin, die so genannte Truman-Doktrin. Nach ihr sollte es zum außenpolitischen Grundsatz der USA werden, "allen Völkern, deren Freiheit von militanten Minderheiten oder durch einen äußeren Druck bedroht ist" Beistand zu gewähren. Speziell waren in der damaligen Situation die Länder Türkei und Griechenland gemeint. Die Türkei stand seit 1945 unter dem Druck der UdSSR, die unter anderem territoriale Forderungen stellte. In Griechenland tobte seit 1946 ein erneuter Bürgerkrieg und Großbritannien sah sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr alleine in der Lage die griechische Regierung gegen die kommunistische Seite zu unterstützen. Die Truman-Doktrin, in der deutlich die Rede von zwei unterschiedlichen Lebensformen war, nämlich einer durch Freiheit und einer durch Totalitarismus charakterisierten, erhob einen universalen Anspruch (Zwei-Lager-Theorie). Sie stand damit am Anfang einer amerikanischen Eindämmungspolitik (Containment-Politik) gegenüber der UdSSR und bildete damit einen grundlegenden Bestandteil des Kalten Krieges. Auch das amerikanische Engagement im Koreakrieg und der Marshallplan wurde mit den Argumenten der Truman-Doktrin begründet. Die Außenpolitik der USA Der Isolationismus war die dominierende Einstellung der Amerikaner bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Durch die politischen Wertevorstellungen der amerikanischen Gesellschaft ließ sich diese selbstgewählte Position auch immer begründen. Im Rahmen der Monroe-Doktrin von 1823 wird dies besonders deutlich. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die USA zur stärksten Wirtschaftsmacht und einer der wenigen Demokratien von weltpolitischer Bedeutung aufgestiegen; zusätzlich gewährte die insulare Position und die Entfernung zu den Krisenherden in Europa ein Gefühl relativer Sicherheit. Es stellte sich die Frage, ob die isolationistische Haltung nicht einem Verzicht auf Außenpolitik gleichkomme. Der seit 1901 amtierende Präsident Theodore Roosevelt rückte daher die Wiederherstellung des Mächtegleichgewichtes in Europa in den Vordergrund des amerikanischen realpolitischen Interesses und wurde damit zum Begründer einer neuen interventionistischen Tradition. Gleichzeitig erfuhr auch der Idealismus der Amerikaner neuen Aufwind, wonach die USA als Vorbild für eine neue Weltordnung dienen könnten. Unter der Präsidentschaft Wilson griffen die USA spätestens 1917 unmittelbar in die Geschicke Europas ein. Ein Wechsel der außenpolitischen Optionen zum Realismus schien unumgänglich. Dem folgte auch Woodrow Wilsons idealistische und interventionistische Forderung nach einer neuen Ordnung, die sich in seiner Idee des Völkerbundes manifestierte. 1918 verkündete Wilson seine Vierzehn Punkte als Grundlage für Friedensverhandlungen, konnte sein Programm aber auf der Pariser Friedenskonferenz von 1919 nur teilweise gegenüber den europäischen Westmächten durchsetzen. Nachdem der Senat 1920 die Ratifizierung des Versailler Vertrages abgelehnt hatte und die USA somit außerhalb des Völkerbundes blieben, trat die Politik des Isolationismus wieder in den Vordergrund. Durch den 1.Weltkrieg waren die USA zum Gläubiger der meisten europ. Länder geworden; 1921 schlossen sie einen Separatfrieden mit Deutschland und wirkten maßgebend an der Regelung der Reparationsfrage durch den Dawesplan und Youngplan mit. In der Folge überholten die USA die europäischen Großmächte aufgrund ihrer Wirtschaftskraft und wurden zur neuen Supermacht. 1933 nahmen die USA diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion auf; angesichts der Expansionspolitik der Achsenmächte wurde die isolationistische Außenpolitik aufgegeben. Nach Beginn des 2.Weltkrieges in Europa lieferten die USA Kriegsmaterial an die westlichen Alliierten, später auch an die Sowjetunion, was durch das Pacht- und Leihgesetz legitimiert wurde. Zu Beginn des 2. Weltkrieges verschlechterten sich die amerikanisch-japanischen Beziehungen rasch. Die USA sperrten Japan die Ausfuhr von Stahl und Erdöl und blockierten die japanischen Guthaben. Verhandlungen blieben erfolglos, weil Präsident Roosevelt als Vorbedingungen den Austritt Japans aus dem Dreimächtepakt und die Räumung Indochinas forderte. Unter dem Eindruck dieser Unnachgiebigkeit kam es zum japanischen Überfall auf Pearl Harbor und nach der deutschen sowie italienischen Kriegserklärung aufgrund des Dreimächtepaktes traten die USA 1941 selbst in den Krieg ein. Ihr Eingreifen auf dem europäischen Kriegsschauplatz (insbesondere seit der angloamerikanischen Invasion in der Normandie im Juni 1944) trug maßgeblich zur bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 bei. Nach der Niederlage der Japaner bei Midway im Pazifik besetzten die Amerikaner nach und nach die von Japan besetzten Gebiete. Der Einsatz von Atombomben (Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki im Aug. 1945) beendete den Krieg gegen Japan (Sept. 1945) und wies die USA als erste Nuklearmacht der Welt aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich die USA wegen des Kalten Krieges nicht erneut auf ihre Insellage zurückziehen. Die USA gerieten in den Konflikt, ob die neuen Befreiungsbewegungen gemäß der isolationistischen Tradition zu unterstützen seien oder ob vielmehr interventionistisch, im Sinne der neuen Strömung des Antikommunismus, agiert werden solle. Präsident Truman entschied sich für den interventionistischen Weg. Und 1947 formulierte er die sogenannte Truman-Doktrin. Dennoch blieben die Prioritäten deutlich formuliert: die politische Handlungsfreiheit durfte nicht beschränkt werden, Wirtschaft und ideelle Werte stellten die dominierenden Antriebsfaktoren der Außenpolitik dar. Keineswegs sollten Interessen der USA oder ihr Anspruch auf eine Weltmachtrolle mit militärischen Mitteln durchgesetzt werden. Somit versuchte Truman die sowjetische Expansion – die Allianz mit der Sowjetunion begann bereits kurz nach Kriegsende wegen der völligen Divergenz bei der Gestaltung der Nachkriegsordnung zu zerbröckeln - in Europa und Asien einzudämmen. Die Spannungen zw. den Alliierten entwickelten sich zum Kalten Krieg, der zuerst außenpolitisch (Berliner Blockade, Gründung der NATO, Koreakrieg), unter dem republikanischen Präsident Eisenhower, aber auch innenpolitisch geführt wurde (Kommunistengesetze 1954 und »rote Psychose« durch J.R. McCarthy). Außenminister Dulles verfolgte eine Politik der Zurückdrängung des Ostblocks. Mit der Eisenhower-Doktrin meldeten die USA ihre strategischen Ansprüche im Nahen Osten an. Nachdem sich der Ost-West-Konflikt mit dem Bau der Berliner Mauer und der Kubakrise erneut gefährlich zugespitzt hatte, war die Außenpolitik des demokratischen Präsidenten Kennedy auf einen Abbau der Spannungen zur Sowjetunion und auf eine verbesserte Zusammenarbeit mit den europäischen Verbündeten gerichtet. Die bereits in der Regierungszeit Kennedys verstärkte Militärpräsenz in Süd-Vietnam steigerte sich zum direkten militärischen Einsatz im Vietnamkrieg, der bis Anfang der 70erJahre stetig eskalierte. Die Misserfolge seiner Vietnampolitik und die von den Universitäten ausgehende Protestbewegung gegen die amerikanische Kriegsbeteiligung wurde die Bombardierung Nord-Vietnams eingestellt. Der Präsident Nixon leitete eine Normalisierung der Beziehungen zur VR China ein und suchte mit der Sowjetunion zu Abrüstungsvereinbarungen zu kommen (SALT-Verhandlungen). Über eine „Vietnamisierung“ (d.h. Rücknahme aller nicht-vietnamesischen Streitkräfte aus dem militärischen Geschehen) erreichte er durch seinen Sonderberater Kissinger einen Waffenstillstand mit Nord-Vietnam. Darüber hinaus nahmen die USA seit 1973 an der KSZE teil. Dem Präsidenten Ford folgte der Demokrat Carter im Amt, der in seiner Politik anfangs nachdrücklich die Menschenrechte betonte, in Verträgen mit Panama die schrittweise Übergabe des Panamakanals vereinbarte und im Nahostkonflikt einen Separatfriedensvertrag zw. Ägypten und Israel vermittelte. Die zunächst fortgesetzte Entspannungspolitik (Unterzeichnung des SALT-II-Abkommens mit der UdSSR, dessen Ratifizierung jedoch ausblieb) geriet durch den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan in eine schwere Krise. Die islamische Revolution in Iran 1979 brachte die USA, die das Schah-Regime gestützt hatten, in außenpolitische Verwicklungen, die in der Besetzung der Teheraner US-Botschaft und der Festsetzung von über 50 US-Bürgern als Geiseln gipfelten. Der republikanische Präsident Reagan, der bei seinem Amtsantritt ein Programm der „nationalen Erneuerung Amerikas“ verkündete, verfolgte zunächst eine strikt antikommunistische Politik der äußeren Stärke und Aufrüstung (u.a. SDI, Aufstellung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Westeuropa), gegen die sich eine anwachsende Friedensbewegung richtete, und betonte die Rolle der USA als Ordnungsmacht in Mittelamerika (u.a. Invasion in Grenada, Unterstützung der Contras gegen das sandinistische Nicaragua). Die von ihm eingeleitete Hochzinspolitik führte auch zu wirtschaftlichen Differenzen mit den westeuropäischen Verbündeten. In seiner 2.Amtszeit suchte Reagan einen Ausgleich mit der Sowjetunion zu erreichen, der durch die 1985 begonnene sowjetische Reformpolitik unter Gorbatschow und den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan möglich wurde. Nach mehreren amerikanisch-sowjetischen Gipfeltreffen seit 1985, in deren Mittelpunkt v.a. Fragen der Abrüstung standen, wurde mit der Unterzeichnung des INFVertrages zur Beseitigung der Mittelstreckenraketen beider Länder erstmals ein Erfolg bei Abrüstungsinitiativen im Bereich der atomaren Waffen erzielt. Für eine nachhaltige Schwächung der Position Reagans sorgte 1987 die Iran-Contra-Affäre um den von Regierungsbeamten organisierten geheimen Waffenhandel mit Iran zur Finanzierung der nicaraguanischen Contras. Die durch den irakisch-iranischen Golfkrieg verursachte Gefährdung der Transportwege für das in der Golfregion geförderte Erdöl veranlasste die USA 1987 zur Entsendung von Flotteneinheiten in den Persischen Golf (Verwicklung amerikanischer Kriegsschiffe in Kampfhandlungen mit iranischen). Im 2.Golfkrieg stellten sich die USA an die Spitze einer multinationalen Militärkoalition, die die Räumung Kuwaits durch Irak durchsetzte. Ihren danach gewachsenen Einfluss im Nahen Osten nutzten die USA, um die Abhaltung einer Nahostfriedenskonferenz durchzusetzen. Präsident Bush führte die Annäherung an die Sowjetunion fort. Nach deren Auflösung zielte die Politik der USA gegenüber den in der GUS zusammengeschlossenen Nachfolgestaaten, insbesondere gegenüber Russland, auf die Verwirklichung bereits vereinbarter Abrüstungsschritte und ihre Weiterführung. 1993 unterzeichneten die USA und Russland den Vertrag über die Verringerung der strategischen Atomwaffen. Ihre militärische Präsenz in Asien begannen die USA 1991 zu verringern. In der Außenpolitik konnten die USA unter Clinton ihre Stellung als einzig verbliebene Weltmacht nach dem Zerfall der Sowjetunion ausbauen. Nach der gescheiterten UN-Intervention in Somalia machten die USA ihre Beteiligung an weiteren UNFriedensmissionen u.a. von einer klaren Zieldefinition, realistischen Erfolgsaussichten sowie einer zeitlichen Begrenzung des Einsatzes abhängig. Den ins Stocken geratenen Friedensprozess im Nahen Osten suchte die Regierung Clinton durch diplomatische Missionen wieder in Gang zu bringen. Die USA sehen sich heute als unangefochtene globale Führungsmacht. Seit den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 ist der Glaube der Bevölkerung an die eigene Unverwundbarkeit jedoch tief erschüttert worden. Das Vorgehen gegen den internationalen Terrorismus und die Staaten, die ihn unterstützen, ist zum bestimmenden Element der amerikanischen Außenpolitik geworden, dem bis auf weiteres alle anderen Ziele untergeordnet werden. Der Irak-Krieg steht aus US-Sicht in diesem Zusammenhang.