Business Intelligence - Lösungen statt Technik

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Business Intelligence – Eine Technologie zur
Erschließung von Wettbewerbsvorteilen
Inhaltsverzeichnis
1.
DURCH BUSINESS INTELLIGENCE SYSTEME SCHNELLER DIE RICHTIGE
ENTSCHEIDUNG TREFFEN .................................................................................................................... 4
2.
WARUM BIS-PROJEKTE HÄUFIG SCHEITERN ....................................................................... 7
3.
SO GEHTS: UNTERNEHMEN AUF DIE IMPLEMENTIERUNG VORBEREITEN ............... 8
3.1. DIE STRATEGISCHE ZIELSETZUNG DEFINIEREN ................................................................................. 8
3.2. SICH ÜBER DIE ANFORDERUNGEN IM KLAREN SEIN .......................................................................... 9
3.3. BEI DER AUSWAHL DES BUSINESS INTELLIGENCE TOOLS AUF DIE FUNKTIONALITÄT ACHTEN ........10
3.4. DURCH INFORMATION, MANAGEMENT-COMMITMENT UND PILOT-PROJEKTE DIE UNTERSTÜTZUNG
DER MITARBEITER SICHERN
4.
......................................................................................................................11
ERFOLGSFAKTOREN, ERFAHRUNGEN, EMPFEHLUNGEN UND ERGEBNISSE ...........12
4.1. CUSTOMER RELATIONSHIP MANAGEMENT AUF DER BASIS VON BUSINESS INTELLIGENCE SYSTEMEN
12
4.2. PERSONALISIERTER INTERNET-AUFTRITT EINER UNIVERSALBANK .................................................13
4.3. MANAGEMENT INFORMATIONS SYSTEM IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE ..........................................14
Die Autoren Dr. Christoph Breitner, Dr. Dirk Buchta und Dr. Petra Elgass und sind
Berater bei der Top-Management-Beratung A.T. Kearney.
ZUSAMMENFASSUNG:
Business
Intelligence Systeme stellen die relevanten Informationen und die
entsprechende Infrastruktur für die strategische Entscheidungsfindung schnell und
bereichsübergreifend bereit. Daß viele Unternehmen nach der Einführung von Business
Intelligence Systemen von deren Leistung und Ergebnissen enttäuscht sind, liegt meist
nicht an der Leistungsfähigkeit der Systeme selbst, sondern viel eher daran, daß der
Gesamtzusammenhang außer acht gelassen und BIS implementiert wurden, ohne die
Anwender vorher zu ihren Anforderungen zu befragen.
Wenn das BIS allen Erwartungen gerecht werden soll, müssen Unternehmen die
strategische Zielsetzung festlegen, konkrete Anforderungen definieren und ihre
Mitarbeiter informieren und miteinbeziehen, bevor sie die eigentliche Anwendung
auswählen.
Schlagwörter:
Business Intelligence, Informationen, OLAP, Data Warehouse, Personalized Internet,
Customer Contact Management, Management-Informations-System
2
Kundenorientierung,
Deregulierung,
E-Commerce
–
die
Themen,
mit
denen
Unternehmen heute tagtäglich konfrontiert werden, verändern die Wettbewerbsbedingungen entscheidend und vor allem immer wieder neu. Schnell und flexibel auf das
neue Umfeld zu reagieren, wird deshalb für viele Unternehmen immer mehr zum
entscheidenden Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Doch das Management kann
nur dann schnell und flexibel reagieren, wenn es über die entscheidungsrelevanten
Informationen in klarer Ausrichtung auf Markt, Wettbewerb und das eigene
Unternehmen verfügt: Mangelnde Datenverfügbarkeit, Datenüberfluß oder unzureichende Dateninterpretation führen häufig zu kritischen Verzögerungen oder Fehlentscheidungen der Unternehmensleitung.
Moderne Business Intelligence Systeme (BIS) leisten hier durch die Bereitstellung der
erforderlichen Infrastruktur einen entscheidenden Beitrag zur „richtigen“ Informationsversorgung des Managements. Eine „richtige“ Informationsversorgung ist insbesondere
durch die Bereitstellung von korrekten, abgestimmten und entscheidungsrelevanten
Informationen gekennzeichnet, die sowohl zur Beantwortung strategischer Fragestellungen als auch für deren operative Konkretisierung verwendet werden können.
3
1. Durch Business Intelligence Systeme schneller die richtige Entscheidung treffen
Unternehmen verfügen zwar häufig über umfangreiche Datenbestände und Datenquellen,
können daraus aber nicht die erforderlichen Informationen ableiten. Wichtige
Fragestellungen sind meist nicht oder nur unter hohem Zeit- und Ressourcenaufwand zu
beantworten (vgl. Abb. 1).
Ich werde permanent mit Berichten
überhäuft, nur um an einige Kennzahlen heranzukommen ...
Wir haben alle Daten verfügbar,
aber trotzdem bekomme ich nicht
die Informationen, die ich benötige ...
Welche Kunden sind in den
nächsten Monaten stark
kündigungsgefährdet ...
Wie können die wichtigsten
Finanzkennzahlen durch das
Management selbst, schnell und
flexibel analysiert und aufbereitet
werden ...
Welche Kunden sollten durch
welche Marketingkampagnen
und Vertriebsaktionen
angesprochen werden ...
Abbildung 1: Fragestellungen im BIS-Umfeld
Doch diese Fragestellungen sind oftmals nur die Spitze des Eisberges, viel
entscheidender ist der strategische Gesamtzusammenhang dieser Fragen. Zur optimalen
Lösung dieser Problemstellungen ist die scheinbar naheliegende Einführung einer
Softwarelösung jedoch meist nicht ausreichend. Vielmehr ist es notwendig, den
strategischen
Gesamtkontext
zu
analysieren
und
entsprechend
übergreifende
Fragestellungen zu bearbeiten: Wie soll das Management die richtige Entscheidung
treffen, wenn es nicht auf aktuelle Kennzahlen zurückgreifen kann? Wie soll das
4
Marketing Kunden akquirieren und binden, wenn es nicht über kündigungsgefährdete
Kunden informiert ist?
Während die IT-Abteilungen bisher oftmals Anwendungen für die Datenanalyse und
Berichtserstellung in einzelnen Abteilungen - auch bei ähnlichen und überlappenden
Anforderungen
unterschiedlichen
-
unabgestimmt
und
Datenquellen,
mit
von
Anwendung
Berechnungsmodellen
und
zu
Anwendung
daher
sogar
unterschiedlichen Ergebnissen und Qualitätslevels programmierten, stellen Business
Intellicence
Systeme
(BIS)
Tools
zur
gezielten
Informationsverteilung
und
Entscheidungsunterstützung dar, die auf einer gemeinsamen umfassenden Datenbasis
operieren. Die erforderlichen Unternehmensinformationen können aus einer Vielzahl von
Datenquellen schnell abgerufen und effizient aufbereitet werden.
Abbildung 2: Bausteine von Business Intelligence Systemen
Ein Data Warehouse bildet die integrierte Informationsbasis, in der die Daten auf der
Grundlage eines einheitlichen Datenmodells und eindeutigen, bereichsübergreifenden
Begriffsdefinitionen gesammelt und langfristig verwaltet werden. Voraussetzung für die
5
Erstellung des gesamthaften, einheitlichen Datenmodells ist eine detaillierte Analyse der
Business Anforderungen. Ein Data Warehouse, das über unzureichende oder schlecht
modellierte Daten verfügt, wird zwangsläufig die Erwartungen und Hoffnungen der
Anwender bezüglich einer schnellen und geeigneten Informationsbereitstellung
enttäuschen. Damit in einem solchen Fall die Daten überhaupt die „Rohmasse“ für die
Bereitstellung entscheidungsrelevanter Informationen bilden können, sind nach der
Datensammlung meist aufwendige Prozesse zum Datenaudit und zum Datenclearing zu
durchlaufen. Nur so kann die für die Entscheidungsfindung des Managements
notwendige Voraussetzung der Konsistenz und Aktualität der Daten sichergestellt, die
Abfrage
von
aktuellen
und
historischen
Daten
ermöglicht
und
aufwendige
Einzellösungen für bestimmte Abteilungen verhindert werden.
Bei der Festlegung der Informationsverteilung und des Nutzerkreises (Organisation)
werden mehrere Kriterien spezifiziert und berücksichtigt, um eine optimale Infrastruktur
zur Nutzung des Data Warehouse zu etablieren. „Power User“ – die das System häufig
nutzen - benötigen beispielsweise sehr viel weitergehende Zugriffsrechte und Zugriffsmöglichkeiten als „einfache“ Anwender.
Für diesen Anwenderkreis ist es sinnvoll,
Informationen abhängig von der Zahl der User, der Funktionalität, der Intensität der
Nutzung sowie der sonstigen IT-Infrastruktur des Unternehmens (insbesondere
Netzwerke) über dedizierte, lokale oder aber verteilte Remote-Zugriffspunkte abrufen zu
können. Existieren wiederkehrende, standardisierte Informationsbedürfnisse, so lassen
sich automatisierte Informationsversorgungsprozesse einrichten: Z.B. eine automatische
Informationsverteilung vorgefertigter Reports (push), im Gegensatz zu den individuellen
ad-hoc Anfragen, die vom Benutzer initiiert werden (pull). Ein weiterer wesentlicher
Aspekt der Informationsverteilung ist die Berücksichtigung der Datensicherheit und
Relevanz der Daten. So wird ein Unternehmen im Internet und auch nur eingeschränkt im
Intranet Daten zur Verfügung stellen, auf deren Grundlage es seine Marketingstrategie
entwickelt. Für den Controlling-Bereich müssen andere Daten als für das Marketing
bereitgestellt werden.
6
Schließlich beinhalten BIS Anwendungen zur Entscheidungsunterstützung wie z.B.
OLAP, Data Mining, Query, etc., auf deren Basis Berichte und Abfragen generiert
werden können. Der wesentliche Vorteil dieser flexiblen Tools liegt in der signifikant
kürzeren
Zeitspanne,
die
für
die
Bereitstellung
der
entscheidungsrelevanten
Informationen benötigt wird sowie in der Qualitätsgüte dieser Informationen. Da
Datenauswertungen heute vielfach noch primär von der IT-Abteilung ausgeführt werden,
stehen im günstigsten Fall – unter Einrechnung der notwendigen, oftmals mehrstufigen
Kommunikation zwischen Management und IT-Abteilung – Informationen nach wenigen
Stunden, im ungünstigsten Fall jedoch erst nach mehreren Monaten zur Verfügung wenn nämlich die Anforderung zur Datenauswertung noch programmiert werden muß.
Das BI-Tool hingegen kann durch den Entscheider weitestgehend selbst bedient und
durch seine Flexibilität den unterschiedlichen Informationsanforderungen angepaßt
werden. Zudem steigert der Einsatz dieser Tools auch die Qualität der Information: BITools können heute schon „selbständig“ bestimmte Muster, Auffälligkeiten oder
Zusammenhänge in den Daten entdecken, ohne daß der Benutzer jeden einzelnen Schritt
kontrollieren und vorgeben muß.
2. Warum BIS-Projekte häufig scheitern
Nun sind die Vorteile von BIS längst bekannt. Daß dennoch viele BIS-Projekte scheitern
und die Erwartungen häufig enttäuscht werden, hat vielfältige Gründe - organisatorische
Verflechtungen, die mit der neuen Informationslandschaft nicht in Einklang zu bringen
sind, falsche Fragestellungen, etc. - von denen an dieser Stelle die wichtigsten genannt
sind:

Viele Unternehmern sehen BIS als reines IT-Thema und legen ihren Schwerpunkt auf
die technische Umsetzung eines BIS. Dabei wird nur in wenigen Fällen die
strategische Zielsetzung definiert und so werden häufig BIS Anwendungen
implementiert, welche die Bedürfnisse der Anwender nicht in geeigneter Weise
abbilden.
7

BIS sind relativ komplexe Tools. Ihre Implementierung kann deshalb nur auf Basis
einer angepaßten Prozeß- und Organisationsstruktur realisiert werden. Unternehmen,
die BIS als reines IT-Thema sehen, unterschätzen daher meist zum einen die
Notwendigkeit,
Anpassungen
von
Prozessen
und
Organisationsstrukturen
vorzunehmen und zum anderen, die damit verbundenen Gesamtkosten.

Ein weiterer Punkt, der häufig vernachlässigt wird sind die spezifischen
Anwenderanforderungen. Heute verwenden ca. 10% aller Mitarbeiter 100% ihrer Zeit
dafür, Daten zu entscheidungsrelevanten Infomationen zu verdichten. In fünf bis zehn
Jahren werden dagegen 100% der Mitarbeiter 10% ihrer Zeit für die Datenanalyse
verwenden. Je mehr Mitarbeiter Business Intelligence Systeme anwenden, desto
wichtiger ist es, Anforderungen umfassend aufzunehmen und sinnvoll umzusetzen.
Daher muß die Einführung eines BIS systematisch in Ausrichtung auf die
Geschäftsanforderungen und die spezifische Unternehmenssituation implementiert
werden.
3. So gehts: Unternehmen auf die Implementierung vorbereiten
Die Einführung eines Business Intelligence Systems kann also nur dann erfolgreich sein,
wenn sie sorgfältig geplant und das Unternehmen darauf vorbereitet wird. Dies erfordert
jedoch die Berücksichtigung des strategischen Hintergrunds, zu dem neben der genauen
Definition der Zielsetzung auch die Prozesse und die Organisationsstruktur gehören. Die
Auswahl und Implementierung der BI-Tools – also das, worauf die meisten Unternehmen
ihren Schwerpunkt setzen - erfolgt erst im letzten Schritt.
3.1.
Die strategische Zielsetzung definieren
Zunächst ist daher die Frage zu klären, welches Ziel das BIS im jeweiligen Unternehmen
erfüllen soll. Business Intelligence Systeme können das Unternehmen in vieler Hinsicht
unterstützen. Sie können dem Unternehmen relevante Daten beispielsweise für ein
bereichsübergreifendes
Customer
Contact
Management,
einen
personalisierten
8
Internetauftritt oder die Entwicklung eines Controllingkonzeptes liefern (siehe Beispiele).
Die Daten können aber auch zur Verkaufssteuerung, zur Optimierung der Lagerhaltung,
für die Prognose von Kundenverhalten, etc. genutzt werden.
Weil die Möglichkeiten vielfältig sind, ist es umso wichtiger, genau zu definieren, wie
die strategische Fragestellung lautet. Nur wenn sie durch das BIS adressiert und gelöst
wird, kann das gesamte Nutzenpotential erschlossen werden.
Steht die strategische Fragestellung fest, dann müssen die Geschäftsbereiche, die das
Business Intelligence System künftig nutzen sollen, in die Definition der Anforderungen
eingebunden werden. Neben der benötigten Datenbasis sind hier Meß- und
Steuerungsgrößen festzulegen, die später über den Erfolg oder Mißerfolg des BIS
informieren. Gemeinsam werden hier die größten Nutzenpotentiale identifiziert und eine
optimale Einführungsstrategie festgelegt werden, die einerseits die bereichsübergreifende
Nutzung der Infrastruktur sichert und andererseits den Sinn und Zweck der Einführung
(z.B. Zusammenhang mit bestehenden bzw. künftigen IT-Initiativen) verdeutlicht.
3.2.
Sich über die Anforderungen im Klaren sein
Neben der Zielsetzung und der Definition von Anforderungen muß vor der Auswahl des
eigentlichen Tools auch die Prozeß- und Organisationsstruktur festgelegt werden, da erst
durch sie eine sinnvolle Nutzung gewährleistet wird. Hier entscheiden die beteiligten
Bereiche über die Zugriffsmöglichkeiten der einzelnen Nutzergruppen und legen
verschiedene hierarchische Ebenen fest. So können nur ausgewählte Anwender Daten
auch ändern. Das Top-Management erhält die notwendigen Key Performance Indikatoren
und die Sachbearbeiter verfügen über spezifische Detaildaten.
Ist die hierarchische Struktur definiert, können Berichtsstrukturen und Prozesse zur
Informationsverteilung festgelegt werden, für die unter anderem folgende Fragen zu
klären sind: Welche Funktionalitäten und Themen sollen im Intranet/Internet/Extranet
abgebildet werden? Wie wird das zukünftige Document Management aussehen? Wie
kann bereits vorhandenes Wissen sinnvoll genutzt werden (Knowledge Management)?
Können Workflow Systeme die Prozesse sinnvoll unterstützen? Entscheidend ist dabei
9
auch die Frage, auf welche Art und Weise die Information verteilt wird, ob per push(z.B. automatisierte Mails) oder pull-Prinzip (z.B. Abfragen über das Intranet), und
welche Bedeutung remote access für die Gestaltung des Business Intelligence Systems
hat.
Die Definition der Prozeß- und Organisationsstruktur liefert konkreten Input dafür,
welche Kriterien für das Erreichen der Zielsetzung entscheidend sind. Datenelemente,
Datenformate und Aktualisierungszyklen, welche die verschiedenen Abteilungen für die
Entscheidungsunterstützung benötigen, werden identifiziert. Das gleiche gilt für die
Berichtstrukturen: Auch hier müssen gewünschte Inhalte und Layouts festgelegt werden.
Die genaue Definition der Anforderungen ist nicht zuletzt deshalb so entscheidend, weil
die Zahl der Anbieter und Softwareprodukte mittlerweile nur schwer zu überblicken ist.
Wer hier nicht im Vorfeld genau definiert, welche Anforderungen das BIS erfüllen soll,
darf sich später nicht wundern, wenn das neue IT-System zwar Informationen jeder Art
liefert, aber nicht die, die eigentlich gebraucht werden.
3.3.
Bei der Auswahl des Business Intelligence Tools auf die Funktionalität
achten
Erst wenn der strategische Gesamtzusammenhang durch die Analyse der Prozeß- und
Organisationsstruktur gewährleistet ist und die Anforderungen definiert sind, wählt das
Unternehmen die entsprechenden BIS Anwendungen aus, welche die Schnittstelle
zwischen Benutzer und System sind. Sie müssen in der Lage sein, auf die vorhandenen
Daten zuzugreifen, sie zu verändern, zu aggregieren oder zu neuen Informationen zu
verknüpfen.
Anwender werden das neue Tool jedoch nur dann nutzen, wenn es einfach zu bedienen
ist und sie verstehen, welchen Sinn die einzelnen Funktionen haben. Bei der Auswahl ist
deshalb darauf zu achten, daß das System anwenderfreundlich ist. Zudem sollte das
Abfrageergebnis eine verständliche Entscheidungsgrundlage bieten, also z.B. eindeutig
definierte Begriffe verwenden und keine Redundanzen beinhalten, so daß z.B. Vertrieb
und Controlling unter dem Begriff „Sales“ dieselben Inhalte verstehen. Untersuchungen
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zeigen, daß vor allem das Management gerne auf „externe“ Daten zugreift und das
System häufig um weitere Abfrageroutinen erweitert werden muß. Bei der Auswahl des
Systems ist deshalb zu berücksichtigen, daß es auf einer einen Seite um weitere
Funktionen erweitert werden kann, aber auf der anderen Seite beispielsweise nicht zu viel
Netzkapazität beansprucht.
Gerade weil der Markt für BIS so groß und schwer durchschaubar ist, zahlt sich hier eine
genaue Anforderungsdefinition aus: Weil sich die Systemen in vielen Funktionen nur
marginal unterscheiden, bestimmen oft Randfunktionalitäten die Auswahl des BIS.
3.4.
Durch Information, Management-Commitment und Pilot-Projekte die
Unterstützung der Mitarbeiter sichern
Für die erfolgreiche Einführung eines BIS ist es außerdem notwendig, alle Mitarbeiter
über die Anforderungen und Möglichkeiten des neuen Systems zu informieren. So
können sowohl überhöhte Erwartungen als unbegründete Ängste vermieden werden. Die
Durchführung von Trainings- und Change-Management-Programmen sollte die
Mitarbeiter auf das neue Tool vorbereiten.
Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Einführung eines BIS ist auch die
Unterstützung des Top-Management. Dadurch wird sowohl die Bedeutung der
Themenstellung unterstrichen als auch die Möglichkeit zur ggf. notwendigen
Priorisierung anderer Projekte ermöglicht.
Des weiteren sind Pilotprojekte ein äußerst effektives Mittel, um das Involvement der
Mitarbeiter zu gewinnen und die Funktionsweise des Business Intelligence Systems zu
testen. Dadurch können zum einen Fehler der Anwendung sukzessive und wesentlich
effektiver eruiert und beseitigt werden als bei einer sofortigen unternehmensweiten
Einführung und zum anderen schrittweise Erfahrungen mit der BIS Anwendung
gesammelt werden.
11
4. Erfolgsfaktoren, Erfahrungen, Empfehlungen und Ergebnisse
4.1.
Customer Contact Management auf der Basis von Business Intelligence
Systemen
„Zufriedenere Kunden und konsistenter Marktauftritt: Customer Contact Management
(CCM) auf der Basis von BIS.“
Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs wird die Bindung profitabler Kunden immer
mehr zum entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg. So planen einer Umfrage
des Marktforschungsunternehmens New Business Intelligence zufolge 95% von 131
europäischen Top-Managern, die Kundenkontakte ihrer Unternehmen zu verbessern und
dafür in entsprechende Softwaretools zu investieren.
Durch die Realisierung von Customer Contact Management soll die gezielte und
zielgruppenspezifische Kundenansprache ermöglicht werden. Weil die kundennahen
Unternehmensfunktionen Service, Vertrieb und Marketing oftmals relativ unabhängig
voneinander agieren, sind die Kundendaten häufig in unterschiedlichen Systemen und
Formaten gespeichert. Eine schnelle bereichsübergreifende Auswertung ist meist
unmöglich.
Die Einführung eines Customer Contact Management Systems setzt nun die Integration
der verschiedenen Daten in einer Datenbasis voraus, auf welche die verschiedenen
Abteilungen schnell zugreifen und die benötigten Informationen selektieren können.
Hier gilt es, zunächst die wesentlichen Bestandteile des unternehmensspezifischen
Customer Contact Management zu identifizieren und einen geeigneten Umsetzungsplan
zu entwickeln. Je nach Unternehmenssituation kann das Ergebnis einer umfassenden
Analyse der bisherigen Kundenkontaktmaßnahmen und unter Berücksichtigung von
Benchmarking und Wettbwerbsvergleichen z.B. ein mehrstufiger Ansatz sein, der in
einem ersten Schritt die Einführung einer wertorientierten Kundensegmentierung sowie
die Vorhersage der potentiellen Kündiger vorsieht.
Beide Module werden zunächst primär im Marketing angesiedelt sein, wobei anfangs nur
einzelne Power-User (Analysten) über einen speziellen Arbeitsplatz auf eine
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vorgefertigte Articifial Intelligence Anwendung (AI-Solution) zugreifen können. In den
nächsten Umsetzungsschritten erhalten eine größere Zahl von Mitarbeitern über
vorgefertigte Reports aufbereitete Informationen bzw. können online zusätzliche, neue
Anfragen stellen (OLAP). Der komplette Ausbau des CCM bezieht schließlich alle
Unternehmensbereiche und alle Anwendungsgebiete des CCM mit ein.
Auf der Grundlage dieser Daten und Abfrageroutinen können Kunden zum einen
wesentlich gezielter und individueller angesprochen und auch die Serviceleistungen
verbessert werden – was die Kundenzufriedenheit steigert. Zum andern können
Kundeninformationen bereichsübergreifend genutzt und so ein konsistenter Marktauftritt
erzielt werden.
4.2.
Personalisierter Internet-Auftritt einer Universalbank
„Kundenbindung durch Steigerung der Profitabilität: Vorteile eines personalisierten
Internet-Auftritts für Banken“
Traditionelle Banken sehen sich heute durch die Online-Vertriebsmöglichkeiten teilweise
in ihrer Existenz gefährdet. Allein innerhalb der letzten sechs Monate hat sich die Zahl
der Banken mit Online-Zugang mehr als verdreifacht (darunter auch immer mehr
Internet-Kanäle). Mit dieser Automatisierung einher geht der Verlust an „persönlicher“
Betreuung durch den Vertriebsmitarbeiter.
Hoffnungsschimmer am Horizont sind hier Ansätze zur „Personalisierung“ der an sich
unpersönlichen Kontaktpunkte insbesondere des Internet. Business Intelligence ist hier
ein, wenn nicht der Schlüssel dafür, die immer kürzeren Zeitfenster eines einzelnen
Kundenkontakts zu nutzen und Wissen über den Kunden zu erhalten, das beim nächsten
„Besuch“ im Internet für den Kunden und die Bank gewinnbringend angewendet werden
kann.
Durch gegenseitigen Austausch und automatischen Abgleich der Profile wird eine
gemeinsame Historie und damit ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das für den Kunden
eine hohe „Austrittsbarriere“ darstellt, ihn also an die Bank bindet. Gleichzeitig kann die
Bank durch intelligentes Cross-Selling von Produkten und die Nutzung ihrer
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Kontaktdaten für eine gezielte proaktive Kundenansprache die Profitabilität der Kunden
steigern.
Wenn aufgrund des personalisierten Internetauftritts immer mehr Kunden das Internet
nutzen, bedeutet das für die Bank zudem einen entscheidenden Kostenvorteil. Nicht
zuletzt kann ein personalisierter Internetauftritt zur Integration der unterschiedlichen
Vertriebskanäle führen und so kanalübergreifende, identische Service-Level bewirken.
Eine derartige Plattform eignet sich auch für andere Unternehmensbereiche wie z.B. die
Bereiche Firmenkunden oder sogar interne Mitarbeiterkommunikation, die ihrerseits die
Möglichkeiten des E-Business in Verknüpfung mit Business Intelligence nutzen, um
ihren Kunden individuell zugeschnittene Informationen und Services zu liefern.
4.3.
Management-Informations-Systeme in einem Handelsunternehmen
“Aussagekräftige Informationen über das Unternehmen gewinnen: Vorteile eines
Management-Informations-Systems”
Auch im Bereich der Automobilindustrie verändern sich im Zuge der “Digitalisierung”
Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse dramatisch. Das traditionelle Berichtswesen
kann
diese
Veränderungen
sowie
die
daraus
resultierenden
neuen
Informationsanforderungen des Managements oftmals nicht mehr nachvollziehen und
wird damit zu einer entscheidenden Hürde für eine erfolgreiche Reaktion auf die
Veränderungen.
Ein Handelsunternehmen stand vor dem Problem, keine exakten bzw. keine zuverlässigen
Informationen über seinen genauen Warenbestand, die “Verweildauer” (Durchlaufzeit)
und deren Entwicklungen geben zu können. Insbesondere herrschte keine Klarheit,
wieviele Waren zum Verkauf anstehen, an welchen Orten sie vorgehalten werden und
wer für den Verkauf zuständig ist. Das im Haus verfügbare Berichtswesen konnte keine
sinnvollen Antworten liefern, da es aufgrund seiner historischen Entwicklung z.T.
überlappende und oftmals vermeintlich widersprüchliche Informationen generierte.
Ziel war es daher, ein einheitliches Konzept für die Unternehmens- und
Bereichssteuerung
zu
entwickeln,
welches
monetäre
und
nicht-monetäre
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Steuerungsgrößen sowohl aus internen wie auch externen Quellen berücksichtigen und
bereichsübergreifend abbilden kann.
In der ersten Ausbaustufe wurde das neue Informationssystem primär der ersten
Berichtsebene über eine geeignete Online-Darstellung zur Verfügung gestellt. Um ein
abgerundetes Bild der Unternehmensentwicklung sicherzustellen und alle relevanten und
regelmäßig nachgefragten Steuerungsgrößen aus den Geschäftsführungsbereichen
möglichst vollständig in das MIS-System zu integrieren, wurden dazu die relevanten
Steuerungsgrößen ermittelt, die identifizierten Steuerungsgrößen hinsichtlich Definition,
Datenquelle und Ausprägungstiefe detailliert und dann durch eine Balanced Scorecard
strukturiert und verdichtet.
Das MIS wurde als Bestandteil des im Unternehmen existierenden Data Warehouse
aufgebaut. Da die vollständige Integration aller für das MIS relevanten Daten in das Data
Warehouse noch nicht abgeschlossen ist, werden zunächst nur Top Management
Informationen im MIS zur Verfügung gestellt. Das technische Konzept wurde jedoch von
Anfang an so ausgelegt, daß langfristig weitere Kenngrößen aufgenommen werden
können.
Das Unternehmen konnte auf diese Weise die interne Transparenz erheblich verbessern.
Personalplanungen und Umsatzvorgaben für die Zweigstellen waren nach Einführung des
Berichtswesens wesentlich fundierter durchzuführen. Ist-Größen wie Bestandsmenge und
Durchlaufzeiten konnten ermittelt und auf ihrer Basis wesentlich profundere Prognosen
und
damit
Plan-Größen
abgeleitet
werden.
Für
den
weiteren
Ausbau
des
Informationssystems wurden Schwachstellen in der Organisationsstruktur identifiziert
und Zuständigkeiten sowie Berichtsstrukturen neu aufgebaut.
5. Fazit
Business
Intelligence
ist
ein
vielversprechender
Ansatz
für
die
strategische
Entscheidungsfindung. Er darf nicht lösgelöst von Prozessen und Organisation als reines
15
IT-Thema betrachtet werden, sondern muß im Gesamtkontext der Unternehmens
eingebettet sein. Die Themen, die durch ein BIS abgedeckt werden können, sind vielfältig
und reichen von strategischen Aspekten wie dem Konzept zur Unternehmenssteuerung
bis hin zu operativen Fragestellungen wie der Lageroptimierung.
Die Akzeptanz dieses Ansatzes im jeweiligen Unternehmen wird jedoch immer davon
abhängig sein, inwieweit er die Mitarbeiter in der Praxis dabei unterstützt, die
anstehenden operativen und strategischen Fragestellungen zu bewältigen. Jede
Technologie ist nur so gut und wird auch nur so hoch geschätzt, wie sie den Unternehmen
hilft, die Anforderungen der Zukunft zu bewältigen. An diesem Maßstab wird sich auch
der zukünftige Erfolg von Business Intelligence messen lassen müssen. Nur IVTechnologien, die die Wettbewerbssituation der Unternehmen nachhaltig zu verbessern
helfen, werden sich langfristig und breitflächig durchsetzen. Insofern hat Business
Intelligence – auch bei bereits hohem Potential – noch eine Entwicklung vor sich.
16
6. Literaturverzeichnis:
[1]
W.H. Inmon. Building the data bridge: the ten critical success factors of
building a data warehouse. Database programming & Design, 1992.
[2]
C. A. Breitner, U. Herzog. Abhängigkeit von der IT-Abteilung
aufgehoben: Data Warehouse als Schlüssel zur Bewältigung der
Informationsflut. Computerwoche (Sonderheft Extra), (1), Februar 1996.
[3]
C. A. Breitner. Data Warehousing and OLAP: Delivering Just-In-Time
Information for Decision Support. In G. Nakhaeizadeh und G. Bol (Hrsg.),
Proceedings of the 6th Intl. Workshop for Oeconometrics, Seiten 18-30,
Physica Verlag, Karlsruhe, 1997.
[4]
The
Data
Warehouse
Institute.
Ten
Mistakes
to
Avoid
(http://www.tekptnr.com/tpi/tdwi/papers/10mistks.htm)
[5]
C. A. Breitner. Ein Informationsmodell für den Wissensgewinnungsprozess. Sankt Augustin, Infix Verlag, 1998.
[6]
Poe. Building a Data Warehouse for Decision Support. Prentice Hall,
1995. ISBN 0-13-371121-8
[7]
Dinter, Sapia, Vrca, Höfling. Der OLAP-Markt – Architekturen, Produkte,
Trends. FORWISS – Forschungsgruppe Wiesbaden, 1997.
17
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