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Auschwitz –Birkenau Komplex
Dieses Luftbild wurde aus einem amerikanischen Aufklärer 1944 geschossen.
Birkenau
Stammlager
Buna/Monowitz
Luftaufnahme von Auschwitz und Umgebung, 1944 © National Archives, Washington, DC
Der ganze Komplex besteht aus dem Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager), dem
Vernichtungslager Birkenau und dem Konzentrationslager Buna Monowitz, außerdem noch
zahlreichen kleineren Arbeitsaußenlager.
Stammlager oder Auschwitz
Das Stammlager entstand 1940 auf dem Gelände einer
alten österreichischen Kaserne am Rande der
polnischen Industriestadt Oswiecim (deutsch:
Auschwitz). Sie wurde zuletzt von der polnischen Armee
benutzt. Als die Deutschen in Polen einmarschierten,
benötigten sie möglichst schnell Platz, um polnische
Geiseln, Widerstandskämpfer und Angehörige der
polnischen Intelligenz einzusperren. Deshalb benutzte
Lagerkommandant Höß die Gebäude um sein Lager
aufzubauen. Schon 1940 wurde ein Krematorium
gebaut, weil so viele Gefangene starben. Später wurden
dann auch aus ganz Europa aus unterschiedlichen
Gründen Verfolgte nach Auschwitz verschleppt. Ab 1942
wurde vielen Häftlingen eine sechsstellige Nummer auf den Unterarm eintätowiert.
Als die Deutschen auch Russland überfielen, verlegten sie Überlebende aus sowjetischen
Kriegsgefangenenlagern nach Auschwitz. 10.000 Soldaten der Roten Armee wurden von Oktober
1941 bis März 1942 in abgesperrten Blöcken des Stammlagers eingepfercht. Sie mussten das Lager
Birkenau errichten. Die Soldaten wurden noch schlechter behandelt, als die anderen Gefangenen.
Bis 1943 wuchs die Zahl der Häftlinge auf 20.000 Personen an, die in insgesamt 28
zweigeschossigen Ziegelsteinbaracken untergebracht waren. Die Häftlinge mussten in den
naheliegenden SS Produktionsstätten, Bauernhöfen und Versuchsanstalten Zwangsarbeit leisten.
Die Lebensbedingungen im Lager waren unmenschlich und viele Menschen starben an Hunger,
Krankheiten, Misshandlungen und willkürlichen Tötungen. Im Block 10 wurden Häftlinge Opfer
medizinischer Menschenversuche von SS-Ärzten. Bekannt sind besonders die sadistischen Versuche
durch den SS-Arzt Josef Mengele.
Der Block 11 war der berüchtigte Folter- und Strafblock. An der Schwarzen Wand – einer
Hinrichtungsstätte – wurden tausende Häftlinge erschossen. In diesem Block wurde im September
1941 zum ersten Mal das Giftgas Zyklon B an russischen Kriegsgefangenen ausprobiert. Nach
diesem Versuch wurde die Leichenhalle des Krematoriums im Stammlager zur Gaskammer
umgebaut. Zuerst wurden kranke Häftlinge und sowjetische Kriegsgefangene aus dem Lager
vergast, dann wurden tausende in Transporten ankommende Juden und Kriegsgefangene hier
vergast.
Im Januar 1945 wurden 10.000 männliche Häfltlinge und 6.000 Frauen in einem Todesmarsch
Richtung Westen getrieben. Nur 1000 kranke und schwache Häftlinge wurden von der Roten Armee
befreit.
Auschwitz Birkenau/Auschwitz II
Eingangstor von innen gesehen
Luftaufnahme von Auschwitz II (Birkenau), 1944© National Archives, Washington, DC
Im März 1941 besuchte der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, das
besetzte Polen. Bei dem Besuch von Auschwitz I ordnete er den Bau eines noch größeren Lagers
an. Die Bevölkerung der umliegenden Dörfer wurde vertrieben und auf dem Gelände des Dorfes
Brzezinka (deutsch: Birkenau) mussten russische Kriegsgefangene das Lager errichten. Fast alle
der 10.000 Soldaten kamen dabei von Oktober 1941 bis März 1942 in einem Winter ums Leben.
Das Lager sollte so groß sein, dass 100.000 Menschen und langfristig sogar 200.000 Menschen dort
eingesperrt werden konnten. 1943 waren 140.000 Menschen in dem Lager eingepfercht (zum
Vergleich: Marburg hat ca. 80.000 Einwohner). Einzelne Bereiche waren mit doppeltem, tödlichem
Elektrozaun aus Stacheldraht abgetrennt.
Das Lager war unterteilt in mehrere Unterlager. Es gab das Männerlager und das Frauenlager, ab
1943 wurde noch weitere Lager angebaut: das Zigeunerlager (22.000 Menschen wurden hier
eingepfercht), das Theresienstädter Familienlager (hier wurden die Bewohner eines kompletten
KZ/Ghettos-Theresienstadt- vor ihrer Vergasung noch ein halbes Jahr untergebracht),ein
Quarantänelager für Neuankömmlinge, das Krankenlager und Mexiko (hier mussten Jüdinnen aus
Ungarn unter entsetzlichen Bedingungen leben). Die Lager wurden im Verlauf der Zeit liquidiert,
das heißt, die meisten Insassen wurden vergast, einige wenige „Arbeitsfähige“ wurden in andere
Konzentrationslager überführt.
Auschwitz Birkenau wurde erst ab 1943 zum Zentrum der Vernichtung.
In den polnischen Städten Belzec, Treblinka und Sobibor hatten die Nazis gleich nach Beginn des
Einmarschs in Polen Vernichtungslager errichtet, in denen von 1942 bis 1943 1,5 Millionen Juden
vernichtet wurden. Die Vernichtung ist auch bekannt unter dem Namen „Aktion Reinhardt“.
Insgesamt wurden bei der Aktion sogar über 2 Millionen Juden und 50.000 Roma ermordet. Die
Nazis vergasten ihre Opfer in Gaskammern durch Motorabgase und verbrannten die Leichen auf
Metallrosten. Das Ziel sollte die vollständige Vernichtung aller Juden im nördlichen Teil
(Generalgouvernement) Polens sein. Diese Morde fanden innerhalb eines Jahres, von Juli 1942 bis
Oktober 1943 statt. Aus diesen Vernichtungslagern gibt es kaum Überlebende. Bei einem Aufstand
in Treblinka konnten einige Menschen entkommen. Die Vernichtungslager wurden 1943 aufgelöst
und die Spuren möglichst beseitigt. Daher sind diese schrecklichen Orte vielen Menschen nicht so
bekannt wie Auschwitz, obwohl hier mehr Menschen umgebracht wurden. Die Nazis bereicherten
sich an dem Vermögen der Ermordeten. Für die Abschlussrechnung wurden fast 180 Millionen
Reichsmark Einnahmen dokumentiert.
Nach der Auflösung der ersten drei Vernichtungslager wurde die Vernichtung in Auschwitz Birkenau
fortgesetzt. Nach einer ersten „Versuchsphase“, die in zwei Bauernhütten (Bunker 1 und 2) erst mit
Motorabgasen dann mit Zyklon B durchgeführt wurden, wurden ab Frühjahr 1943 fünf Krematorien
mit angeschlossenen Gaskammern in Betrieb genommen. Die größten von ihnen konnten 2000
Opfer mit einem Durchgang fassen (in der Richtsberg Gesamtschule sind ca. 500 Schüler). In den
Verbrennungsöfen wurden die Leichen dann verbrannt, die Überreste wurden zerkleinert und mit
der Asche weggebracht, zum großen Teil in den Fluss Vistula geschüttet oder als Dünger über die
Äcker im weiten Umkreis verteilt. Wenn man den Boden auf dem Gelände heute genau ansieht,
sieht man heute noch als Besucher die Knochensplitter der Ermordeten.
Häftlinge des Sonderkommandos mussten den Toten, bevor diese in Verbrennungsgruben oder in
den Krematorien verbrannt wurden, die Goldzähne herausbrechen. Den Frauenleichen wurden
zudem die Haare abgeschnitten, die ein SS-eigener Betrieb, die Deutschen Ausrüstungswerke, zu
Decken verarbeitete. Die nicht mehr arbeitsfähigen Häftlinge aus den Arbeitslagern wurden nach
Birkenau gebracht und ebenfalls vergast.
Auschwitz Birkenau lag an einer Bahnlinie. Ankommende Transporte von Häftlingen wurden an der
(Entlade-)Rampe aus dem Transport gescheucht. Hier fand dann, meistens durch Lagerärzte, die
sogenannte Selektion statt. Dabei wurden arbeitsfähige Häftlinge von den Menschen getrennt, die
gleich vergast werden sollten. Manche Transporte wurden gleich im Ganzen zu den Krematorien
geschickt. Die Entscheidung wurde durch die Anzahl der Transporte und den Bedarf an
Arbeitskräften im Lager bestimmt. 1944 wurden innerhalb weniger Monate fast alle Juden Ungarns
nach Auschwitz deportiert. Dort wurden in drei Monaten 400.000 ungarische Juden umgebracht. Es
kamen bis zu 12.000 Juden pro Tag an. Man kann sich nicht vorstellen, welche Grauen dort
stattfanden.
Bereits ab 1944 wurden dann erste Krematorien abgebaut, um sie in Deutschland weiter zu
benutzen. Vor dem Einmarsch der Russen, versuchten die Nazis dann ihre Spuren zu vertuschen.
Die Gaskammern und Krematorien wurden gesprengt. 60.000 Häftlinge wurden von Birkenau aus
auf Todesmärsche Richtung Westen geschickt. Insgesamt konnte die Rote Armee nur noch ca.
7.000 Schwache und Kranke befreien. Leider starben viele auch noch nach der Befreiung an
Entkräftung.
In den Jahren 1940 bis 1945 wurden knapp über 400.000 Häftlinge registriert. Mehr als die Hälfte
von ihnen sind auf Grund der Arbeitsbedingungen, Hunger, Krankheiten, Menschenversuchen und
Tötungen gestorben. Dazu kommen noch 900.000 nach Birkenau Deportierte, die nicht registriert
wurden, weil sie gleich nach der Ankunft ermordet wurden. Insgesamt geht man davon aus, dass
in Auschwitz 1,5 Millionen Opfer gestorben sind.
Auschwitz III / Buna/Monowitz
Die Firma IG Farben plante ein Werk zur Herstellung von künstlichem Gummi und zur Produktion
von Treibstoff. 1941 einigte man sich auf den Ort Monowice, weil hier eine gute
Eisenbahnanbindung und Kohlevorkommen, sowie ausreichend Wasser durch zwei Flüsse
vorhanden war. Die Aussicht auf günstige Arbeitskräfte in ausreichender Zahl aus den
Konzentrationslagern machte den Standort attraktiv. Es kam zu einer Zusammenarbeit der Firma
mit der SS. IG Farben war mit Materiallieferungen für den Ausbau von Auschwitz Birkenau
behilflich und bekam im Gegenzug Arbeitskräfte gestellt. Zunächst waren 1000 Häftlinge zugesagt,
1942 sollten 3.000 Häftlinge bereitgestellt werden. Die IG Farben zahlte täglich vier Reichsmark für
jeden Facharbeiter, drei Reichsmark für Hilfsarbeiter. Kosten für Verpflegung und Transport
übernahm die SS. Durch Selektionen sorgte die SS für den Austausch geschwächter oder kranker
Häftlinge. Wegen der schwächenden Transporte der Häftlinge (Birkenau lag 6km entfernt) wurde
direkt an der Baustelle ein Lager errichtet.
In dem Lager waren fast ausschließlich Männer inhaftiert. Es gab eine kleine Gruppe von Frauen,
die in einem Bordell arbeiten mussten und dort den Funktionshäftlingen (Berufsverbrecher, die die
Arbeit der Inhaftierten beaufsichtigten) als Belohnung zur Verfügung stehen mussten.
Man geht davon aus, dass 20.000 Menschen durch die Arbeit zu Tode kamen.
Leider sind die Verantwortlichen für die grauenhaften Bedingungen nach Kriegsende nur kurz
bestraft worden und haben wieder wichtige Positionen in der Wirtschaft eingenommen.
Überlebende Zwangsarbeiter haben lange versucht mit Entschädigungsklagen wenigstens eine
kleine Wiedergutmachung zu bekommen. Nach starkem Druck aus dem Ausland flossen im Juni
2001 erste Gelder aus einem Entschädigungsfond an Opfer der Zwangsarbeit. In den Fond sollten
Firmen Geld einzahlen, die von Zwangsarbeitern profitiert haben. Darüber gibt es andauernd Streit,
weil fast keine Firma das zugeben will. 2006 werden die Zahlungen eingestellt, weil man davon
ausgeht, dass es keine Überlebenden mehr gibt.
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