Datei herunterladen

Werbung
Wahlsystem USA
Langer Atem ist gefragt
Das Verfahren, nach dem in den Vereinigten Staaten von Amerika alle vier Jahre ein Präsident gewählt wird, ist
komplex, langwierig und bisweilen erscheint es sogar chaotisch. Kleinteilig und riesige Summen an Geld
verschlingend, hält die Wahl ein geschlagenes Jahr lang Land und Leute auf Trab - und bestimmt die
Schlagzeilen in der Berichterstattung der nationalen sowie internationalen Medien.
Zwei Umstände lassen diese Präsidentenkür besonders vertrackt erscheinen: Zum einen handelt es sich nicht
um eine direkte Wahl der Kandidaten. Zum anderen – und das ist noch entscheidender – bekommen die
Kandidaten die Stimmen nach dem Mehrheitswahlrecht zugeteilt. So zieht am Ende nicht unbedingt der
Bewerber mit der größten Wählerunterstützung im Land ins Weiße Haus ein.
Stimmenmehrheit führt nicht zwangsläufig ins Weiße Haus
Al Gore etwa, der Präsidentschaftskandidat der Demokraten aus dem Jahr 2000, gilt vielen in den USA deshalb
als größtmöglicher Verlierer ihres politischen Systems. "Hi, ich heiße Al Gore und war einmal der nächste
Präsident der Vereinigten Staaten", sagt er heute auf Veranstaltungen gerne zur Begrüßung - und erntet damit
schallendes Gelächter. Jedem ist bekannt, dass Gore so knapp am höchsten Amt der USA vorbeigeschrammt
ist, wie vor ihm noch keiner; dass er nicht gekürt wurde, obwohl er mit 600.000 Stimmen Vorsprung eine
Mehrheit der amerikanischen Wähler auf sich vereinen konnte. Seine damalige Niederlage lag an eben dieser
Besonderheit des Wahlsystems: Die Bürger der Vereinigten Staaten wählen ihren Präsidenten indirekt; nicht die
absolute Anzahl aller Wählerstimmen entscheidet über Erfolg und Misserfolg eines Kandidaten, sondern die der
Wahlmännerstimmen (die übrigens auch Wahlfrauenstimmen sein können). Und diese werden nach einem
bestimmten Schlüssel von jedem der 50 Einzelstaaten sowie dem Regierungsbezirk "Washington D.C." separat
vergeben.
Wer wird ins Rennen geschickt?
Mindestens genauso spannend wie die eigentliche Wahl am "Election Day" Anfang November ist der
vorausgehende Prozess der Kandidaten-Nominierung innerhalb der beiden großen Parteien. Für den einzelnen
Bürger, den Urwähler, hat das im Wahljahr dadurch im Wesentlichen einen zweistufigen Urnengang zur Folge.
Zuerst legt er sich aus einer Vielzahl von Bewerbern für seinen Kandidaten bei den Demokraten oder den
Republikanern fest. Ein halbes Jahr später dann wird aus dieser Auswahl das eigentliche Duell zweier Parteien angereichert durch eine Handvoll weitgehend chancenloser Bewerber kleinerer Gruppierungen.
Bei den Vorwahlen, die in den einzelnen Bundesstaaten von beiden Parteien gesondert abgehalten werden, geht
es also bei weitem nicht um die Frage "Wer wird Präsident?" sondern lediglich darum, wen die Partei überhaupt
ins Rennen schicken soll. Es stand demnach Anfang 2012 nicht zur Debatte, ob Ron Paul, Newt Gingrich, Rick
Santorum oder Mitt Romney die Präsidentschaft erlangen würde, sondern lediglich, wer von den Republikanern
gegen den demokratischen Präsidenten Barack Obama antreten durfte.
Die vier Stufen zum Erfolg
Schematisch betrachtet läuft die Wahl des US-amerikanischen Präsidenten in vier Stufen ab: Zunächst gibt es
die Vorwahlen, daran schließen sich die Nominierungsparteitage an, dann folgt der Wahltag und schließlich
versammelt sich das Wahlmänner-Gremium.
Stufe 1: Die Vorwahlen
Mit den Vorwahlen bestimmen die beiden großen Parteien - Demokraten und Republikaner - ihre Delegierten für
die nationalen Parteitage im Sommer eines jeden Wahljahres. Durch ihre Wahl erhalten die Delegierten das
Mandat, sich auf diesen Nominierungsparteitagen für einen der parteiinternen Kandidaten auszusprechen. Jede
Partei hat bei den Vorwahlen ein eigenes Verfahren, das zudem noch von Staat zu Staat unterschiedlich
geregelt ist: Die Demokraten verteilen ihre Delegierten an die unterschiedlichen Bewerber exakt im Verhältnis
der erzielten Wählerstimmen. Wohingegen bei den Republikaner das "winner-take-all"-Prinzip gilt. Das heißt:
Der Kandidat mit den meisten Wählerstimmen bekommt prompt alle Delegiertenstimmen zugesprochen.
Die Vorwahlen ziehen sich über mehrere Monate hin und bestehen entweder aus der Methode "Primary" (in 41
Staaten) oder "Caucus" (in 9 Staaten) - bzw. in Texas sogar aus einer Kombination von beidem. Caucuses
verschaffen sich ein Meinungsbild durch örtliche Versammlungen von Parteimitgliedern, während Primaries
anhand einer Direktwahl im gesamten Bundesstaat zu einer Entscheidung kommen. Bei einem Caucus treffen
sich Menschen etwa in einem Gemeindesaal oder einer Turnhalle, diskutieren miteinander, stellen sich dann je
nach favorisiertem Politiker in Gruppen zusammen und werden anschließend gezählt. Dieses Vorgehen wird als
typisches Beispiel basisdemokratischer Entscheidungsprozesse angesehen. Eine Primary hingegen verläuft eher
wie eine Wahl in Deutschland - durch geheime Stimmabgabe (elektronisch oder schriftlich) in einem Wahllokal.
Man unterscheidet die "geschlossenen Vorwahlen", die nur für Parteimitglieder sind, von den "offenen
Vorwahlen", bei denen auch eingeschriebene Mitglieder anderer Parteien sowie unabhängige und parteilose
Wähler abstimmen dürfen.
Stufe 2: Die Nominierungsparteitage
Im Spätsommer bestimmt jede Partei auf den großen nationalen Nominierungsparteitagen für sich ihren
Kandidaten für die anstehende Wahl. Bei den Demokraten wählen 4.049 Delegierte, bei den Republikanern
knapp 2.380. Die meisten von ihnen, etwa vier Fünftel, sind durch die Vorwahlen auf einen Namen festgelegt.
Zünglein an der Waage bei dieser Entscheidungsfindung sind die so genannten Super- beziehungsweise
Unverpflichteten Delegierten; das sind typischerweise Kongressmitglieder, Gouverneure sowie Vertreter des
Parteiapparates. Sie haben die Freiheit, sich ohne Auflagen erst auf dem Parteitag für einen der Bewerber zu
entscheiden. In der Praxis aber haben auch sie sich häufig schon während der Vorwahlen für einen Kandidaten
ausgesprochen, so dass es selten zu Überraschungen auf diesen Parteitagen kommt. Der designierte
Präsidentschaftskandidat sucht sich nach seiner Nominierung dann diejenige Person aus, die von der Partei als
Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten ("Running Mate") in die Wahl geschickt werden soll.
Stufe 3: Der Wahltag
Sind die Präsidentschaftskandidaten nominiert, beginnt die heiße Phase des Wahlkampfs, in der die
Präsidentenbewerber vor allem die Wähler in den bevölkerungsreichen Staaten zu gewinnen suchen. Denn dort
gibt es für sie die meisten Wahlmännerstimmen zu holen. Auf der dritten Stufe der Präsidentschaftswahl, am
Wahltag, gilt nämlich wieder das Prinzip der einfachen Mehrheit ("winner-take-all"): Ein Kandidat benötigt pro
Bundesstaat lediglich eine Wählerstimme mehr als irgendeiner seiner Mitbewerber - und es werden ihm direkt
alle Wahlmännerstimmen dieses Staates zugesprochen. Sowohl die Wählerstimmen für die unterlegenen
Kandidaten als auch die Stimmen, die über das unabdingbare Minimum zur Erreichung eines Mandats
hinausgehen, spielen bei der Ermittlung des Wahlergebnisses danach keine Rolle mehr. Und genau das ist auch
der Grund, warum Al Gore im Jahr 2000 gegen George W. Bush den Kürzeren zog - trotz zahlenmäßig größerer
Unterstützung in der Bevölkerung.
Das Kuriose an diesem Wahlsystem ist also: Gelingt es einem der Kandidaten die elf bevölkerungsreichsten
Staaten für sich zu entscheiden, verfügt er bereits über eine Mehrheit der 538 Wahlmännerstimmen. Damit
würde er neuer amerikanischer Präsident werden, auch wenn die anderen 39 Bundesstaaten gegen ihn
votierten. "Election Day" ist für die US-Amerikaner - einer alten Tradition folgend - immer am Dienstag nach
dem ersten Montag im November. Am Ende dieses Tages steht der Sieger häufig bereits fest.
Stufe 4: Das Wahlmänner-Gremium
Doch erst mehr als einen Monat später - genauer gesagt am Montag nach dem zweiten Mittwoch im Dezember treten die Wahlmänner zusammen, um nun formal für Präsident und Vizepräsident zu stimmen. Allerdings
versammelt sich das Wahlmänner-Gremium nicht an einem zentralen Ort, sondern kommt einzeln in den 50
Bundesstaaten sowie in der Hauptstadt Washington D.C. zusammen. Unterschrieben, versiegelt und beglaubigt
werden die Wahlmänner-Stimmen dann an den Senatspräsidenten und den Archivar der Vereinigten Staaten
am Regierungssitz verschickt. Erst jetzt hat der fast einjährige Auswahlprozess ein Ende gefunden, und der
neue Präsident ist offiziell bestimmt.
Politische Positionen
Hillary Rodham Clinton
Donald J. Trump
Partei
Demokraten
Republikaner
Enge Partnerschaft
mit EU und Nato
Ja
nicht zwingend
Beziehungen zu
Russland
belastet
unbelastet
US-Bodentruppen im
Anti-Terror-Kampf
Nein
Nein
Atom-Deal mit dem
Iran
Ja
Nein
Freihandel
Ja
Nein
Legalisierung und
Integration illegaler
Migranten
Ja
Nein
Aufnahme von
Flüchtlingen
Ja
Nein
Klimaschutz
Ja
Nein
Obamacare
ausbauen
ersetzen
Strengere
Waffengesetze
Ja
Nein
Abschaffung der
Todesstrafe
Nein
Nein
Steuererhöhung für
Reiche
Ja
Nein, ausser für HedgefondsManager
Steuerliche
Entlastung von
Geringverdienern
Ja
Ja
Homo-Ehe
Ja
Nein
Abtreibung
Persönlich dagegen, soll aber Nur bei Vergewaltigungen,
Entscheidung jeder Frau sein Inzest, oder Gefahr für die
Mutter
Herunterladen