Appenzeller Zeitung, 10. März 2015, 07:51 Uhr Perlen der Wiener Klassik Das Trio vereint Spielkultur und musikalische Ausstrahlung. (Bild: fo) APPENZELL. Der Schweizer Klarinettist Fabio di Casola und das luxemburgische Duo Niall Brown (Cello) und Isabelle Trüb (Klavier) begeisterten in Appenzell mit einem Konzert unter dem Motto «Grüsse aus Wien». FERDINAND ORTNER Artikel weiterempfehlen Die drei Musiker der internationalen Spitzenklasse präsentierten Perlen aus der kammermusikalischen Schatzkammer Wiens – Musik zum Geniessen. Sie schenkten mit Werken von Ludwig van Beethoven (1770–1827), Franz Schubert (1797–1828) und Johannes Brahms (1833–1897) dem faszinierten Publikum unvergessliche Musikerlebnisse. Das Trio brillierte mit spieltechnischer Perfektion und Klangkultur, gepaart mit Musizierfreude und subtiler Ausdruckskraft. Das Ausleuchten der facettenreichen Musik, die unbeschwerte Lebendigkeit der Vorträge sowie die frappierende Virtuosität begeisterten. Beethoven-Klaviertrio Beim Beethoven-Trio B-Dur, op. 11, auch «Gassenhauer-Trio» genannt, erfreuten der Liebreiz des Werkes und die ausgewogene klangliche Balance der Interpretation. Der eröffnende «Allegro»-Satz zeigte auch Züge von Festlichkeit. Im liedhaften «Adagio» brachten Klarinette und Cello die Melodik zur Entfaltung, während das Klavier das filigrane Figurenwerk dezent aufleuchten liess. Sehr elanvoll gespielt wurde der FinalSatz, bei dem Beethoven eine populäre Opernmelodie des Zeitgenossen Joseph Weigl als Thema für neun exklusive Variationen diente. Schuberts «Arpeggione»-Sonate Mit der «Arpeggione»-Sonate a-Moll für Cello und Klavier von Franz Schubert kam ein echtes Unikum – in Erinnerung an einen Wiener Instrumentenbauer – zur Aufführung. Das Arpeggione, ein heute vergessenes Instrument, vereinigte in sich Merkmale des Cellos und der Gitarre, womit besondere Ausdrucksmöglichkeiten verbunden waren. Vom souveränen Duo Niall Brown/Isabelle Trüb gefühlvoll musiziert, kam die reiche melodische Erfindungskraft Schuberts in den drei melancholisch-ernsten Sätzen optimal zum Ausdruck. Grossartig die brillanten Passagen und Spielfiguren vor allem im virtuosen Rondo-Finale. Brahms-Trio Beim Hauptwerk des Abends, dem Trio a-Moll, op. 114, von Brahms, einem Spätwerk des Meisters, brachte die Klarinette wunderschöne Farben in die kraftvolle Melodik mit ihren bewegenden Kantilenen, temperamentvollen Ausbrüchen und betörenden Klangwirkungen. Die Musiker loteten die vielfältige Thematik der vier Sätze auch solistisch intensiv aus. Wunderbar die kunstvollen Ecksätze mit den bewegenden Dialogen und Soli sowie das kantable «Adagio» und das anmutige «Andantino» Faszinierend das rondoartige Finale mit einer Fülle von Einfällen, einem Hauch ungarischer Zigeunermusik und einer klanglich kraftvollen Coda. Für den stürmischen Applaus bedankten sich die Künstler mit der «Rumänischen Melodie» von Max Bruch.