Arbeitsblatt: Gesundheit Das Ziel dieses Arbeitsblatt ist es diejenigen Präparate vorzustellen, die derzeit am häufigsten zur kognitiven (geistigen) Leistungssteigerung eingesetzt werden. Dabei soll geklärt werden, welche Auswirkungen der Konsum der Präparate auf das körperliche und geistige Wohlbefinden hat und welche Nebenwirkungen eintreten könnten. Wirkungen der Präparate Zunächst einmal müssen die verschiedene Präparattypen und deren Wirkweisen unterschieden werden. Psychostimulanzien(Methylphenidat bzw. Ritalin und Modafinil) Eine erste Gruppe von Präparaten sind die Psychostimulanzien. Dazu zählen das Methylphenidat, besser bekannt als Ritalin und Modafinil. Ritalin wird üblicherweise bei Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Ritalin steigert die Konzentration des Botenstoffes Dopamin an den Nervenendigungen. Gesunde Menschen erhoffen sich durch den Konsum eine gesteigerte Wachheit und Konzentration und eine euphorische Grundstimmung (vgl. Rebscher et al. 2015: 48). Tatsächlich konnte eine kurzzeitige Verbesserung in der Lösung von räumlichen Aufgaben nachgewiesen werden. Eine längerfristige Einnahme hatte bei Gesunden aber keinen positiven Effekt, eher im Gegenteil. Ritalin kann das längerfristige Lernen sogar einschränken (vgl. Normann et al. 2009: 70). Der zweite Wirkstoff in dieser Kategorie ist Modafinil. Die Präparate dazu heißen entweder Provigil oder Vigil. Modafinil wird zur Behandlung von Narkolepsie oder ähnlichen Erkrankungen eingesetzt. Gesunde Menschen erhoffen sich durch den Konsum eine Steigerung der Wachheit, Verbesserung der Gedächtnisleistung, Aufhellung der emotionalen Stimmung und Senkung des Schlafbedürfnisses (vgl. Rebscher et al. 2015: 49). Vor allem nach Schlafentzug konnte eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit bei Gesunden nachgewiesen werden. Dies beinhaltet eine Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Reaktionszeit und eine Verminderung von Erschöpfung und Schläfrigkeit (vgl. Normann et al. 2009: 70). Antidepressiva Antidepressiva werden, wie der Name schon sagt, meist bei Depressionen, Angsterkrankungen, Zwangsstörungen etc. verschrieben. Sie steigern die Konzentration von Serotonin im Raum zwischen den Nervenzellen. Gesunde Menschen setzen Antidepressiva zur Stimmungsaufhellung und Überwindung von Unsicherheiten ein. Es gibt keine aussagekräftigen Studien oder sonstige fundierte Belege für eine positive Wirkung bei Gesunden. Verwendete Medikamente sind Fluoxetin, Sertralin, Citalopram und Escitalopram (vgl. Rebscher et al. 2015: 50). Antidementiva Antidementiva werden zur Behandlung von Demenzerkrankungen eingesetzt. Gesunde Menschen verwenden sie, weil sie sich eine Verbesserung der Gedächtnisleistung erhoffen. Studien weisen jedoch widersprüchliche Ergebnisse auf bzw. weisen sogar nach, dass eine Verschlechterung der Gedächtnisleistung eintreten kann. Entsprechende Medikamente sind Donepezil, Piracetam, Rivastigmin und Galantamin (vgl. Rebscher et al. 2015: 51). β-Blocker Medikamente aus dieser Kategorie werden üblicherweise zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Angstzuständen eingesetzt. Sie „blockieren“ die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin und werden daher von Gesunden zum Abbau von Stress, Nervosität und Lampenfieber eingesetzt (vgl. Rebscher et al. 2015: 52). Diese Wirkung konnte auch bestätigt werden. Vor allem bei Musikern der klassischen Musik sind β-Blocker verbreitet, da sie eine „ruhige Hand“ versprechen (vgl. Welt 2008: o.S.). Verwendete Medikamente sind Metoprorol und Propranolol (vgl. Rebscher et al. 2015: 52). Nebenwirkungen und Suchtpotential der Präparate Alle Präparate weisen Nebenwirkungen auf, die sich meist sehr ähneln. So haben alle Wirkstoffgruppen Kopfschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen, Probleme mit dem MagenDarm-Trakt und Herzrasen als Nebenwirkungen gemeinsam (vgl. Rebscher et al. 2015: 48 ff.). Vor allem Ritalin und Antidepressiva können zudem zu Persönlichkeitsveränderungen, Stimmungsschwankungen und schwereren Herzrhythmusstörungen führen. Bei Antidepressiva kann es unter Umständen auch zu schweren Reaktionen an Lunge, Nieren und Leber kommen (vgl. ebd. 48 und 50). β-Blocker können Müdigkeit und depressive Verstimmungen hervorrufen. Zudem kann es bei Menschen mit Asthma zu Atemnot kommen (vgl. ebd. 52). Ein erhöhtes psychisches Abhängigkeitspotential besteht vor allem bei den Psychostimulanzien, also Methylphenidat bzw. Ritalin und Modafinil. Durch die Erhöhung von Dopamin im Bluthaushalt und dem damit einhergehenden angenehmen und als entlastend empfundenen Effekt auf die Psyche, entsteht ein gesteigertes Verlangen nach solchen Präparaten. Bei Antidepressiva kommt es häufiger zu sogenannten Absetzproblemen, die mit Schlafstörungen und Unruhezuständen einhergehen. Das mündet nicht selten in dem Verlangen die Einnahme des Präparats fortzuführen (vgl. Glaeske et al. 2011: 6). Lückenhafter Forschungsstand Es sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass noch immer empirische Studien mit gesicherten Ergebnissen hinsichtlich der Wirkung leistungssteigernder Mittel bei Gesunden fehlen. Bei Modafinil ist es sogar so, dass der Wirkmechanismus (obwohl bereits 1980 erfunden) bis heute nicht bekannt ist (vgl. Rebscher et al. 2015: 49). So ist es möglich, dass weitere Nebenwirkungen, neben den bereits erwähnten, auftreten können, die zum jetzigen Stand nicht abzusehen sind. Sehr wahrscheinlich ist, dass vor allem negative Folgen für die Psyche zu erwarten sind und es unter Umständen zu einer Abstumpfung der emotionalen Ebene kommen kann. Um ein detailgetreueres Bild zu zeichnen soll noch auf einen Erfahrungsbericht einer Redakteurin der Augsburger Allgemeinen hingewiesen werden. Sie nahm das Medikament Ritalin über drei Tage zweimal täglich in Tablettenform ein. Sie berichtete, dass sie sich besser auf einzelne Aufgaben konzentrieren konnte, da alles andere um sie herum ausgeblendet wurde. So berichtete sie: „Ich fühlte mich wie auf Watte“ (Thies 2013: o.S.). Diese verzerrte Wahrnehmung beschrieb sie als gruselig. Nach den drei Tagen hatte sie mit Absetzproblemen zu kämpfen, die sie allerdings nicht näher beschrieb, aber als negativ wahrgenommen wurden (vgl. ebd.: o.S.). Arbeitsaufgaben Aufgabenart: Gruppendiskussion Es wird das Video „Hirndoping: Wenig Nutzen, großes Risiko gezeigt“. Die Schüler erhalten dazu weitere Infomaterialien über die Wirkungen und Nebenwirkungen von HirndopingPräparaten. Video: Hirndoping: Wenig Nutzen, großes Risiko Fragen: 1. Ist der Nutzen von „Hirndoping“ größer als der gesundheitliche Schaden und würde man unter Anbetracht der Wirkweisen die Medikamente zur Leistungssteigerung einsetzen? 2. Welche Nebenwirkungen gelten eigentlich als tolerierbar und welche nicht? 3. Vertraut man den Warnhinweisen von Ärzten, Apothekern und Forschern oder vertraut man nur den eigenen Erfahrungen? Methode: Rotierendes Partnergespräch/Kommunikatives Partnerrücken Quellen Glaeske, G., Merchlewicz, M., Schepker, R., Soellner, R., Böning, J., & Gaßmann, R. (2011). Hirndoping: Die Position der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen eV (DHS). SUCHT, 57(5), 402-407. Normann, C., Boldt, J., Maio, G., & Berger, M. (2010). Möglichkeiten und Grenzen des pharmakologischen Neuroenhancements. Der Nervenarzt, 81(1), 66-74. Rebscher, H., Hildebrandt, S., Marschall, J., Nolting, H. D., & Sydow, H. (2015). DAK Gesundheitsreport 2015-Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Update: Doping am Arbeitsplatz. Medhochzwei-Verlag, Heidelberg. Thies, L. (2013). Angstzustände und Tunnelblick: Meine Tage auf Ritalin. In: http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Angstzustaende-undTunnelblick-Meine-Tage-auf-Ritalin-id25220166.html, zugegriffen am 29.02.2016. Welt (2008): Jetzt hat auch die Klassik ein Drogenroblem. http://www.welt.de/kultur/article2045625/Jetzt-hat-auch-die-Klassik-einDrogenproblem.html, zugegriffen am 29.02.2016. In: