Selbsthilfegruppe 1 Hereditäre spastische Paraparese Gehen geht nicht mehr Die hereditäre spastische Paraparese (HSP) ist eine genetisch bedingte Erkrankung. Mutationen in bestimmten Genen sind dafür verantwortlich, dass erkrankte Personen ihr Bewegungsvermögen kontinuierlich verlieren und zunächst auf Gehhilfen wie Krücken und später häufig auf den Rollstuhl angewiesen sind. Bisher sind 45 Genloci bekannt, in denen eine Mutation zur HSP führen kann. 70 bis 80% der Patienten zeigen autosomal-dominante Erbgänge; es sind aber auch autosomal-rezessive und sehr selten X-chromosomal-rezessive Erbgänge bekannt. Es wird geschätzt, dass eine Prävalenz von 3,5 pro 100 000 vorliegt. Die Störungen bleiben nicht auf das Bewegungsvermögen beschränkt. Viele Betroffene haben ständig mit starken Schmerzen zu kämpfen; zusätzlich zeigen sich häufig andere Fehlfunktionen. Manchmal sind die Arme und Hände betroffen; in seltenen Fällen kommen Demenz und Epilepsie zu den auftretenden Symptomen hinzu. Die HSP ist als seltene Erkrankung bis heute nicht heilbar. Bei etwa 70% der HSP-Betroffenen beginnt die Erkrankung im dritten Lebensjahrzehnt. Der Zeitpunkt ist für die Erkrankten häufig zeitgleich mit dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre berufliche Ausbildung abgeschlossen und ihre Familie gegründet haben. Daraus ergeben sich gravierende Veränderungen in der Planung der Zukunft und in der Realisierung des vorgesehenen Lebensweges. Bei etwa 20% der Betroffenen zeigen sich die Symptome erst nach dem 60. Lebensjahr, bei ca. 10% der Erkrankten beginnt die HSP bereits in der frühen Kindheit. Der Verein hat drei Haupttätigkeitsschwerpunkte. Zum einen die Information und die Unterstützung der erkrankten Personen. Zu diesem Zweck veranstaltet die Gruppe regelmäßig regionale Treffen.Außerdem organisiert sie einmal im Jahr ein bundesweites Treffen von HSPPatienten, auf dem kompetente Mediziner über die HSP, über mögliche Therapien sowie über sinnvolle Rehabilitationsmaßnahmen vortragen. Der Verein hat 2008 ein umfangreiches Buch herausgegeben, in dem die Erkrankung aus der Sicht von erfahrenen, in der Forschung tätigen Medizinern und von Erkrankten vorgestellt wird. Zusätzlich wurde gemeinsam mit dem Verein eine 30-minütige Fernsehsendung zur HSP produziert, die als DVD über den Verein zu beziehen ist. Zum Zweiten informiert der Verein gezielt die Öffentlichkeit über das sehr seltene Krankheitsbild. Bisher ist die HSP als seltene Erkrankung noch weitgehend unbekannt. In Folge dessen müssen die Erkrankten oft jahrelang Die Arbeit des Vereins Zum Krankheitsbild hat sich 2004 die bundesweit aktive HSP-Selbsthilfegruppe Deutschland gegründet, die heute in der Rechtsform des eingetragenen Vereins tätig ist. Von den geschätzt 2 500 an HSP erkrankten Personen in Deutschland sind 450 Betroffene imVerein organisiert. © Schattauer 2010 auf ihre Diagnose warten. Als ein Beispiel für diese lange Arztodyssee soll das „Arzthopping“ von Rudolf Kleinsorge, dem Vorsitzenden des Vereins, dienen. Zwischen den ersten Anzeichen der Erkrankung und dem Zeitpunkt der endgültigen Diagnose vergingen in seinem Fall zwölf Jahre. Das ist eine nicht länger zu verantwortende Zeitspanne. Um für die Erkrankten vorteilhafte Lösungen aufzuzeigen, stellt der Verein bereits die Erkrankung mit ihren typischen Symptomen, ihrem Verlauf und mit ihren Konsequenzen auf seinen Internetseiten dar. Er gibt auf diesem Weg Patienten und Ärzten Hinweise auf diese seltene Erkrankung. Zum Dritten engagiert sich der Verein in der Unterstützung und Initiierung von Forschungsprojekten. Ein aktuelles Projekt in der HSPGendiagnostik ist der „Genhochdurchsatzsequenzierer“. Ein solches, modernes Gerät wurde an der Universitätsklinik Tübingen erworben. Es war ursprünglich nur für die populären Genkrankheiten vorgesehen. Der Verein finanziert die Erweiterung dieses Gerätes für die HSP-Gendiagnostik. Ziel ist es, zu erreichen, dass die Menge der Erkrankten, die einen genetischen Nachweis ihrer Erkrankung haben möchten, diesen Nachweis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als bisher bekommen kann. Von den bislang bekannten 45 Genloci, bei denen eine Genmutation zum Krankheitsbild HSP führt, lassen sich derzeit auf 17 Genen Mutationen nachweisen. Mit der vom Verein finanzierten Erweiterung sollen sich Mutationen auf diesen Genen schnell und kostengünstig nachweisen lassen. Es soll damit erreicht werden, dass sich das Wissen zur Häufigkeit der unterschiedlichen Mutationen verbessert. Zudem werden solche Ergebnisse die Forschungsbemühungen unterstützen und verbessern. Dem Verein wurde durch unser Finanzamt die Gemeinnützigkeit zugesprochen. Rudolf Kleinsorge, Weil der Stadt Kontakt Vereinsposter: Gehen geht nicht (Quelle: HSP Deutschland e. V., Weil der Stadt) HSP-Selbsthilfegruppe Deutschland e. V. Leimtelstr. 17, 71263 Weil der Stadt Tel. 07033/36353 [email protected] www.hsp-verein.de Nervenheilkunde 3/2010