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STRESSTEST FÜR AKTIENPORTFOLIOS IN
BEZUG AUF KLIMAWANDELFOLGEN:
DER EMISSIONSFAKTOR
Klimawandel als Herausforderung in
der Anlagepolitik
2015 wurden die höchsten Temperaturen seit Beginn
der Aufzeichnungen im Jahr 1880 registriert1. Diese
Messungen stehen in Einklang mit den Erkenntnissen
des IPCC2 und den Projektionen seines Klimamodells.
Tatsächlich waren die Jahre 2015, 2014 und
2010 laut der National Oceanic and Atmospheric
Administration (NOAA) die drei wärmsten seit Beginn
der Aufzeichnungen.
Vor diesem Hintergrund entstand mit dem
„Übereinkommen von Paris“ der UNKlimaschutzkonferenz 2015 ein globales Abkommen
zum Klimawandel gemäß internationalem Recht. Es
legt fest, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen
„so bald wie möglich“ ihren Höhepunkt überschreiten
sollten, um den globalen Temperaturanstieg gegenüber
dem vorindustriellen Zeitalter auf 1,5 bis 2°C zu
begrenzen. Die Temperatur im Jahr 2015 entspricht
bereits einem Anstieg um 0,9°C.
Rechtsverbindlich sind zwar nur einige
Bestimmungen des Übereinkommens von Paris,
doch scheint der politische Wille zur Senkung der
Treibhausgasemissionen hoch. Die politischen
Programme der Staaten und die KlimaschutzZusagen der Länder (Intended Nationally Determined
Contributions – INDCs), insbesondere in Bezug auf
den Energie-Sektor und die zukünftigen Emissionen,
signalisieren dies. Desweiteren liefern sie Hinweise
anhand derer institutionelle Investoren AktienportfolioPerformance-Risiken aufgrund der möglichen
Veränderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen
abschätzen können. Gleichermaßen können die Effekte
auf die gewählten Benchmark-Portfolios evaluiert
werden, welche zur Beurteilung der strategischen
Anlageallokation gewählt wurden.
National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) – State of Climate Reports Year 2015
IPCC: Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss für
Klimaänderungen)
3
The Investment Association Annual Survey Asset Management in the UK 2014-2015
1
2
Institutionelle Anleger weisen nach wie vor einen
bedeutenden Anteil ihres wirtschaftlichen Kapitals
Aktienstrategien zu. Die durchschnittliche
Aktienallokation eines globalen Pensionsfonds liegt bei
über 42 Prozent3 und in den großen Pensionsmärkten,
wie etwa Australien, Großbritannien und Vereinigte
Staaten von Amerika, sogar noch darüber. Die Risiken,
die sich durch den Klimawandel für Aktienportfolios
ergeben, erfordern daher eine sorgfältige Untersuchung,
da die Risiko- und Ertragsfaktoren für globale
Pensionspläne eng mit Aktienportfolios verbunden sind.
Vor allem zeigen sich viele Pensionsfonds und andere
Anlageinhaber äußerst besorgt über den Klimawandel
und sind dabei bzw. planen, ihre Anlageportfolios
komplett emissionsfrei zu gestalten.
Insbesondere sind für Aktienanleger wie Pensionsfonds
Kenntnisse der Finanzrisiken wie etwa die Reduktion
der Firmenwerte oder Gewinn-Risiken für Aktien im
Anlageportfolio von zentraler Bedeutung. Diese Risiken
könnten ihre Fähigkeit beeinträchtigen, laufende
Verbindlichkeiten zu bedienen. Die Berichterstattung
über Übergangsrisiken (d.h. finanziellen Risiken
in Zusammenhang mit der Umstellung auf
eine emissionsarme Wirtschaft) ist eine der
Hauptanforderungen gemäß Artikel 173 des französischen
Energiewandelgesetzes, der man durch Stresstests und
Szenarioanalysen nachkommen kann. Diese Ansätze
sollen die Risikotransparenz erhöhen und Anlageinhaber
bei der Einhaltung des Gesetzes unterstützen.
2016 entwickelte BNP Paribas gemeinsam mit Avalerion
Capital einen neuen Ansatz für Klima-Stresstests. Unser
Ansatz zieht die absoluten Kohlendioxidemissionen nicht
mehr als Hauptrisikofaktor heran, sondern berücksichtigt
drei Faktoren, die die Emissionssenkung beeinflussen,
sowie deren Auswirkung auf den Vorsteuergewinn: 1) die
CO²-Preise; 2) die Energieeffizienz-Verordnungen; 3) die
Energiesubventionspolitik.
Die unterschiedlichen Emissionspreissysteme ergeben ein
Patchworkmuster aufsichtsrechtlicher Bemühungen, die
auf regionaler, nationaler und städtischer Ebene häufig
miteinander kollidieren. Die Emissionshandelsysteme
verschiedener Länder legen den Schwerpunkt auf
unterschiedliche Sektoren. Emissionszertifikate sind
angesichts der aufsichtsrechtlichen Komplexität über
die Märkte hinweg nicht leicht zu handeln. Diese
Schwierigkeiten werden durch Probleme mit der Messung
und Prüfung der tatsächlichen Treibhausgasemissionen
der einzelnen Unternehmen sowie der diesbezüglichen
Berichterstattung noch gesteigert. Unter dem Strich gibt
es keinen weltweit einheitlichen Preis für CO²-Emissionen.
Im Zentrum unserer Stresstestarbeit stehen drei
grundsätzliche Fragen:
¡Stellt die Klimawandelpolitik ein wesentliches Risiko
für die erwartete künftige Wertentwicklung von
Aktienportfolios dar? Falls dies der Fall ist: Welcher der
vorstehend genannten Faktoren ist am bedeutsamsten?
¡Mit welchem Tracking Error und zu welchen
Performance-„Kosten“ können Aktienportfolios ohne
wesentliche Performanceverluste umgeschichtet
werden, um diese Risiken zu senken?
¡Wie können institutionelle Anleger „bessere“ Beta-Werte
erzielen, um die Verluste zu senken, die durch die mit
dem Klimawandel verbundenen Risiken entstehen?
Zudem sind die von den größten Emissionshandelsmärkten
vorgegebenen Preise niedrig. Das Preisniveau bei EU-ETS,
dem weltgrößten Markt dieser Art, bewegt sich seit langem
im Bereich von 8 bis 12 US-Dollar. China befindet sich
gerade in der Übergangsphase: Nach einer Testphase mit
sieben regionalen Emissionshandelsmärkten steht nun
im Jahr 2017 die Einführung des weltgrößten nationalen
Emissionsmarktes bevor. Die Emissionspreise in den
chinesischen Testregionen schwanken, liegen aber in der
Regel ebenfalls im Bereich von 8 bis 10 US-Dollar. Ähnliche
Preisspannen sind an den Emissionsmärkten der USA,
Koreas und Indiens zu verzeichnen.
Zunächst konzentrierten wir uns auf die CO²-Preise als
zentralen Einfluss-Faktor auf den Vorsteuergewinn.
Der Einfluss von fossilen Brennstoffreserven (‚Stranded
Assets’) und die Ergebnisse von Stresstests der
Energie- und Subventionspolitik werden in einer
Folgeveröffentlichung vorgestellt.
Der Vorsteuergewinn wird stellvertretend für den
Firmenwert herangezogen, da die Summe der zukünftigen
Gewinne mit dem Marktwert der Unternehmen
korreliert. Somit dient ein prozentualer Rückgang des
Jahresvorsteuergewinns als Hinweis auf den potenziellen
prozentualen Verlust des Markt- und Aktienwerts.
Sie stehen in deutlichem Kontrast zu den „wahren
wirtschaftlichen Kosten“ von CO², die sich – je nach
Studie – im Bereich von 65 bis 85 US-Dollar je Tonne
CO² bewegen. Desgleichen liegen die Marktpreise
deutlich unter dem langfristigen Niveau, das eine
Umstellung von Kohle auf Gas auslösen würde und
Schätzungen zufolge 25 bis 35 US-Dollar entspricht.
Der Emissionsfaktor
Die CO²-Preise werden zunehmend eingesetzt, um
das Emissionsverhalten zu beeinflussen. Die derzeit
laufenden Programme umfassen 40 Staaten und
Regionen sowie mehr als 20 Städte. Sie reichen von
Kohlendioxidsteuern in Höhe von 50-130 US-Dollar
pro Tonne CO² in einigen skandinavischen Ländern
über eine Steuer von 2 bis 3 US-Dollar in Japan bis
hin zu Emissionshandelssystemen, in deren Rahmen
Emissionszertifikate pro Tonne CO² ausgestellt und
so die zulässigen Treibhausgasemissionen in dem
betreffenden Land begrenzt werden.
Das Konzept, Erdgas als „Übergangsenergiequelle“
einzusetzen, wird von den großen Öl- und
Gasgesellschaften begrüßt. Eine Vereinheitlichung
der Energiepolitik über die großen Volkswirtschaften
hinweg wäre erforderlich, um entsprechende
Infrastrukturinvestitionen zu fördern. Klare Signale
in Bezug auf CO²-Preise in der vorstehend genannten
Preisspanne würden diesen Übergang unterstützen.
Abbildung: Weltweite Emissionspreissysteme
ALBERTA
T
Wirkungsthese und Stresstestansatz
MANITOBA
ONTARIO
BRITISH
SH
COLUMBIA
BIA
ICELAND
EU
UKRAINE
KAZAKHSTAN
REPUBLIC
OF KOREA
Angesichts dieser „Realitäten“ in Bezug auf
Emissionsmärkte und CO²-Preise vertreten wir die These,
dass CO² derzeit ein finanziell unterschätztes Risiko für
Unternehmen ist. Somit stellt es eine wesentliche und
bisher „verborgene“ Gefahr für institutionelle Anleger
dar, die Aktienportfolios verwalten. Die derzeit im Markt
angewandten absoluten CO²Emissionsanalysen schätzen
diese Risiken nicht umfassend ab.
QUÉBEC
WASHINGTON
ON
ON
OREGON
IA
CALIFORNIA
JAPAN
RGGI
TURKEY
CHINA
MEXICO
THAILAND
BRAZIL
RIO DE JANEIRO
SÃO PAULO
CHILE
NORWAY
SWEDEN
UK
ESTONIA
LATVIA
IRELAND
POLAND
BEIJING
CHONGQING
SLOVENIA
SWITZERLAND
KYOTO
TIANJIN
HUBEI
PORTUGAL
Wir weisen darauf hin, dass sich unser Stresstest-Ansatz
auf den „Vorsteuergewinn-Effekt“ konzentriert und
sich damit deutlich vom Ansatz der Optimierung der
absoluten CO²-Emissionen unterscheidet. Das hat eine
Reihe von Gründen:
REPUBLIC
OF KOREA
FINLAND
DENMARK
FRANCE
NEW
ZEALAND
SOUTH AFRICA
SAITAMA
TOKYO
SHANGHAI
GUANGDONG
SHENZHEN
ETS implemented or scheduled
for implementation
ETS and carbon tax implemented or scheduled
Carbon tax implemented or scheduled
for implementation
ETS implemented or scheduled, tax under consideration
ETS or carbon tax under consideration
Carbon tax implemented or scheduled, ETS under consideration
Zunächst versuchen wir, die CO²-Emissionen eines
Unternehmens in den tatsächlichen VorsteuergewinnEffekt umzurechnen und dadurch eine explizite
Abschätzung der Finanz-Risiken zu erhalten. Dies ist
wichtig, um die Risikobeurteilungen institutioneller
Anleger im Rahmen ihres ganzheitlichen
Risikomanagements zu unterstützen.
Quelle: Worldbank Group & Ecofys, Carbon Price Watch
2015; Vorab-Kurzdarstellung aus dem State and Trends
of Carbon Pricing 2015 Report
2
der Preise für die Waren und Dienstleistungen auf
Kunden überwälzt werden können. Diese Schätzungen
basieren auf unserem Research, unserer Kenntnis
der Marktmacht und Einschätzungen der NachfrageElastizitäten. So gingen wir beispielsweise davon aus,
dass die CO²-Preise im Versorgungssektor zu 100
Prozent als höhere Kosten von den Unternehmen
absorbiert würden, während im Technologiesektor
50 Prozent auf den Endpreis der Ware aufgeschlagen
werden könnten7.
Ferner sei darauf hingewiesen, dass dieser Bericht
lediglich Emissionen berücksichtigt, die unter die
Scope-1- und Scope-2-Emissionen des TreibhausgasProtokolls fallen. Dazu gehören alle direkten und alle
indirekten, durch Energieerzeugung (Strom, Hitze, Dampf)
erzeugten Treibhausgasemissionen. Nicht berücksichtigt
in diesem Bericht sind die sogenannten Scope-3Emissionen des Treibhausgas-Protokolls. Tatsächlich
können Scope-3-Emissionen in bestimmten Sektoren sehr
hoch ausfallen und sollten daher in der Theorie ebenfalls
berücksichtigt werden. Es bestehen jedoch nach wie vor
einige praktische Bedenken in Bezug auf die Qualität
und Verfügbarkeit von Daten zu Scope-3-Emissionen auf
Unternehmensebene, die uns daran hindern diese Daten
zu nutzen.
5)Portfolioverlust: Wir berechneten anhand der
vorstehenden Daten den Effekt des CO²-Preises
auf den Vorsteuergewinn für 95 Prozent8 der
Unternehmen im MSCI ACWI.
6)Techniken zur Verlustreduzierung:
Zweitens verwenden wir zukunftsorientierte Szenarien bis
2025 für Firmen-Emissionen und mögliche CO²-Preise.
a) Strategische Asset-Allokation: Bestimmung
welcher Sektor/welches Land sollte über- oder
untergewichtet werden sollte?
Wir betrachteten die Finanzauswirkungen im MSCI All
Countries World Index (ACWI) Referenzportfolio mittels
eines sechsstufigen Ansatzes:
b) Smart Beta durch Optimierungs-Techniken
Abbildung: Stresstestansatz Emissionspreiseffekt
¡Die Niedrigemissionsmethode versucht
das Anlageportfolio durch Minimierung der
absoluten CO²-Emissionen zu optimieren, wobei
Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error
und Länder- sowie Sektorgewichtungen gelten.
¡Die Methode der Vorsteuergewinnabsicherung
optimiert das Anlageportfolio hinsichtlich der
Effekte der CO²-Preisauswirkungen, wobei
Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error
und Länder- sowie Sektorgewichtungen gelten.
¡Die Smart Carbon Hybrid-Methode stellt
eine Kombination der beiden vorstehend
beschriebenen Methoden dar: Zunächst
nutzen wir die Niedrigemissionsmethode zur
Festlegung eines Anlagespektrums, das im
Wesentlichen aus Unternehmen mit geringen
CO²-Emissionen besteht. Im Anschluss wird
der Vorsteuergewinn abgesichert, um etwa
noch verbleibende CO²-Preisrisiken für
das Anlageportfolio zu minimieren, wobei
Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error
und Länder- sowie Sektorgewichtungen gelten.
6. Verlustreduzierung
des
Portfolios
5. Verlustmessung
bzgl. Vorsteuergewinn
Zerlegung des
CO²-Faktors in
drei Komponenten
je Unternehmen im
Referenzportfolio
4. CO²-Kostenweitergabe
3. Riskiertes Emissionsprofil
2. CO²-Preisszenarien
1. Makroökonomische Klimawandelszenarien
5. Measure
Quelle: BNP Paribas & Avalerion
portfolio PBT loss
4. Carbon cost pass through
1)Makroökonomische Klimawandelszenarien:
3. Carbon footprint at risk
a) B
usiness-as-usual (BAU)/Basisszenario: Erwärmung
2. Carbon price scenarios
um 3 bis 4°C
1. Macroeconomic climate change scenarios
b) Nationale Klimaschutz-Zusagen (INDCs)4/
Gemäßigtes Szenario: Erwärmung um 2,7°C
c) U
N-Klimaschutzkonferenz (COP5)/aggressives
Szenario: Erwärmung um 1,5 bis 2°C
2)CO²-Preise: Wir entwickelten für jeden der 6
Hauptemissionsmärkte6, die zusammen rund 75
Prozent des globalen BSP ausmachen, drei nationale
CO²-Preisszenarien bis 2025;
(Wir weisen darauf hin, dass die festgelegten
Einschränkungen für alle Methoden gelten, die wir im
Rahmen unserer Tests anwenden, da das Ziel darin
besteht, umgeschichtete Portfolios oder Benchmarks
mit geringen CO²-Emissionen zu bieten, gleichzeitig
aber den ursprünglichen Anlagefokus und die
anfängliche Asset-Allokation beizubehalten.)
3)Emissionen mit Finanzrisiken: Mit Hilfe der Thomson
Reuters Asset4-Datenbank ermittelten wir die
CO²-Emissionen aller Unternehmen im Index und
projizierten diese bis 2025. Anschließend schätzten
wir ab, welcher Anteil dieser gesamten FirmenEmissionen aus Märkten stammt, in denen effektive
CO²-Preise einen Kostenfaktor für die GuV der
Unternehmen darstellen;
Hinsichtlich des zweiten Schritts unseres Ansatzes
entwickelten wir drei CO²-Preis Szenarien bis 2025
für jeden der sechs Emissionsmärkte, die im Rahmen
unserer Untersuchung berücksichtigt wurden.
4)CO²-Kostenüberwälzung: Wir trafen auf Sektorebene
Annahmen welcher Anteil der entstehenden CO²Kosten voraussichtlich von den Unternehmen
getragen werden müssen bzw. welcher Anteil mittels
INDCs sind die Intended Nationally Determined Contributions (Klimaschutzzusagen der
einzelnen Länder) zur Senkung der Treibhausgasemissionen
COP ist die so genannte Conference of the Parties als Steuerungsgremium einer internationalen
Konvention, hier: United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)
6
Berücksichtigte Emissionsmärkte: EU-ETS, China, Südkorea, Japan, Indien und USA
7
Dies begründen wir damit, dass die Energieanbieter in vielen Strommärkten mit festen
Abnahmeverträgen operieren, sodass Kostensteigerungen vom Verkäufer getragen werden
müssten. Der Technologiesektor ist eine Mischung aus produzierendem Gewerbe und
Dienstleistungsfirmen
8
Thomson Reuters Asset4-Datenbankergebnisse
4
5
3
In unserem Basisszenario unterstellen wir, dass die
derzeitigen CO²-Märkte sich in ihrer fragmentierten
Form weiterentwickeln. Für jeden Markt analysierten wir
die zentralen CO²-Preisfaktoren wie z.B. das projizierte
Wirtschaftswachstum, die CO²-Emissionswerte und
Reduktionsziele, derzeitige Zertifikatssituationen
und steuerliche Aspekte, Reformpläne für den
Emissionsmarkt oder die Steuerpolitik (z.B. mögliche
Auswirkungen der Stabilitätsreserve am EU-ETS).
Desweiteren betrachteten wir sonstige Strategien zur
Senkung der Treibhausgasemissionen, beispielsweise
Energieversorgungsziele usw. Darüber hinaus nahmen
wir an, dass die Preisdynamik der einzelnen Märkte
weiterhin von den nationalen politischen Programmen
abhängen wird, ohne dass wesentliche Verknüpfungen
zwischen den Märkten entstehen.
Abbildung: Spanne der CO²-Preisszenarien
Beurteilung der CO²-Preisfaktoren der einzelnen Märkte
Quelle: BNP Paribas & Avalerion
80
2020
60
USD/
2
Tonne CO
Projiziertes
Wirtschaftswachstum
Aktuelle CO²-Marktbeihilfen/
Steuersysteme und politische
Reformpläne (falls bekannt)
50
50
40
35
25
20
0
18
12
2.5
Baseline
20
20
12
3
Gemäßigt
Aggressiv
CO²-Preisszenario
Im abschließenden Schritt unseres Ansatzes (Schritt
6) schichteten wir das Referenzportfolio um, wobei
die „Minimierung des Gesamt-Vorsteuereffekts für das
Portfolio“ das Optimierungskriterium war und eine
Reihe von Einschränkungen galten. Wir führten einen
dreijährigen Backtest unseres neuen Portfolios durch:
Nationale Treibhausgasemissionen
und –zielvorgaben
CO²-Preis
HEUTE
75
2025
CO²-Preisszenarien
2020/2025
i.Beibehaltung der Sektor- und Ländergewichtungen
um +/- 0,25 Prozent des ursprünglichen Indexes
Rolle von CO²-Bepreisung ggü.
anderen Strategien zum
Abbau von Treibhausgasen
ii. Erzielung eines maximalen Tracking Errors von
2 Prozent
iii.Vergleich unserer Backtest-Ergebnisse mit einer
Portfolioumschichtung, bei welcher die absolute
Emissionssenkung als Optimierungsfunktion diente.
Beurteilte CO²-Preisfaktoren
Quelle: BNP Paribas & Avalerion
Auf der Grundlage dieser Analyse halten wir für dieses
BAU-Szenario marktübergreifend (ohne Japan) ein
zukünftiges CO²-Preisniveau von 7 bis 18 US-Dollar
für plausibel.
Ergebnisse
Stresstest der CO²-Preise und Effekt der strategischen
Asset-Allokation:
Unser gemäßigtes CO²-Preisszenario (INDCs) geht von
einem aggressiveren Preisniveau zwischen 20 und 35 USDollar im Jahr 2025 aus. Politischer Wille die langfristige
Umstellung von Kohle auf Gas zu beschleunigen und
Verknüpfungen zwischen den großen Emissionsmärkten
herzustellen charakterisieren dieses Szenario.
Im Rahmen dieser CO²-Preisszenarien und unserer
anderen Annahmen sind die GuV-Effekte auf die
Unternehmen bis 2020 und 2025 in vier Sektoren
von wesentlicher Bedeutung: Versorgung, Rohstoffe,
Energie und Industrie9. Die geschätzten jährlichen
Vorsteuereinbußen im Referenzportfolio erreichen
im Basis-Szenario 1,5 Prozent bis 15 Prozent des
Vorsteuergewinns (2020) bzw. von 2 bis 20 Prozent
(2025). Im Rahmen des aggressiven CO²-Preisszenarios
steigen diese Effekte bei jeder Analyse um das
Fünffache. Dabei handelt es sich allerdings um eine
rein fiktive Vorstellung: Wenn der Vorsteuergewinn
eines Unternehmens in Wirklichkeit einem derartigen
Jahreseffekt unterläge, wäre das Geschäft als solches
nicht weiter fortführbar. Daher beläuft sich der
Portfolioeffekt potenziell auf einen 100-prozentigen
Verlust des Engagements.
Das dritte Szenario (COP 21/aggressive Zielvorgabe)
leiteten wir von folgender Frage ab: „Was müsste
geschehen, damit die CO²-Preise bis 2025 bedeutend
vom Basis- und gemäßigten Szenario abweichen?“. Die
plausibelste Antwort für uns lautete wie folgt: Neben
dem politischen Willen zur Begrenzung der Erwärmung
auf 1,5 bis 2°C müssten extreme Klimakatastrophen
Druck auf die politischen Verantwortlichen in den
großen Volkswirtschaften ausüben, welches zu
„Klaren Signalen bezüglich der CO²-Preise“ führt,
um die Emissionssenkung in der Weltwirtschaft
zu beschleunigen. In diesem (am wenigsten
wahrscheinlichen, nicht aber unmöglichen) Szenario
beläuft sich unsere angenommene CO²-Preisspanne
(eine angenommene Steuer bis 2025) auf 50 bis
75 US-Dollar und liegt damit im Bereich der geschätzten
wahren wirtschaftlichen Kosten von Kohlendioxid.
9
4
ie Vorsteuereffekte in anderen Sektoren lagen unterhalb von 1,5 bis 2 Prozent des
D
jährlichen Vorsteuergewinns
Abbildung: Smart Beta-Portfolio mit Effekt durch
niedrige Emissionen
Abbildung: Relativer Sektoreffekt auf Vorsteuergewinn
nach Sektor 2020
Verlust in 5-jährigem aggregierten Vorsteuergewinn-Pool des Portfolios
(Annahme: CO²-Preise der Baseline)
Rohstoffe
Industrie
-11.8
-15.3
60
-1.5
-2.8
-4.2
-16%
Energie
Carbon impact on PBT 5Y baseline
scenario (in Mn USD)
Versorgung
0%
-7.2
-19.4
-32%
-48%
-64%
-80%
prozentualer
Vorsteuergewinn-Effekt
-76.5
Baseline
MSCI ACWI
50
Jahresportfolioertrag:
13,6%
40
30
20
10
0
Umgeschichtetes Portfolio
Dec 10
Dec 11
Dec 12
Dec 13
Jahresportfolioertrag:
13,8%
Dec 14
MSCI ACWI baseline
Aggressiv
Minimised indicator: impact on PBT 5Y baseline
Quelle: BNP Paribas & Avalerion
Source: BNP Paribas & Avalerion
Der Jahresumschlag des Portfolios mit VorsteuergewinnAbsicherung ist über 160 Prozent. Dies kann im
Widerspruch zu dem für institutionelle Anleger typischen
langen Anlagehorizont und der standardmäßigen jährlichen
Prüfung ihrer strategischen Asset-Allokation stehen.
Analyse der Smart Beta-Methode
10
Niedrigemissionsmethode
Der Einsatz der Niedrigemissionsmethode zur
Minimierung des absoluten CO²-Profils (unter
Beachtung der gewählten Tracking Error Limite,
Länder- und Sektorgewichtungen) generierte ein
Niedrigemissionsportfolio mit einem Tracking Error von
1,1 Prozent p.a. und einem höheren Jahresportfolioertrag
von 14,9 Prozent p.a. (Sharpe-Ratio: 98.6 Prozent).
Diese Methode senkt die CO²-Emissionen des Portfolios
um mehr als 60 Prozent. Sie fängt jedoch nur rund
22 Prozent des im Stresstest ermittelten potenziellen
Vorsteuerverlusts ab. Dies deutet darauf hin, dass die
Verringerung des CO²-Profils das finanzielle Risiko des
Portfolios nicht wesentlich senkt.
Smart Carbon Hybrid-Methode
Die Methode der Vorsteuergewinn-Absicherung bringt
bezüglich der CO²-Preisentwicklung einen Puffer für
über 90 Prozent des Portfolio-Vorsteuergewinns.
Sie weist zwar klare Vorteile auf, kann aber durch
zusätzliche Faktoren ausgebaut werden, beispielsweise
durch Ergänzung einer absoluten Beschränkung für das
gesamte CO²-Profil des Portfolios.
Die Smart Carbon Hybrid-Methode nutzt die
Vorteile beider Verfahren zur weiteren Senkung des
emissionsbedingten Risikos. Im ersten Schritt wird
die Niedrigemissionsmethode zur Festlegung eines
Anlagespektrums eingesetzt, das im Wesentlichen
aus Unternehmen mit kleinem CO²-Profil besteht. Im
Anschluss wird der Vorsteuergewinn abgesichert, um
etwa noch verbleibende CO²-Preisrisiken abzusichern,
wobei Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error und
Länder- sowie Sektorgewichtungen eingehalten werden.
Methode der Vorsteuergewinn-Absicherung
Die Umschichtung des Portfolios anhand der Methode
der Vorsteuergewinn-Absicherung, welche speziellen
Schutz vor der CO²-Preisgefahr bietet, fängt den
Vorsteuerverlust im CO²-Preis-Basisszenario zu über 90
Prozent ab. Die „Kosten“ für diese Umschichtung sind
ein Tracking Error von 2,3 Prozent p.a. Die annualisierte
Performance dieses CO²-orientierten Smart BetaPortfolios beträgt 13,8 Prozent p.a. (Sharpe-Ratio: 87,6
Prozent). Dies steht in Einklang mit dem Ausgangs-MSCI
ACWI von 13,6 Prozent p.a. (Sharpe-Ratio: 91,8 Prozent).
Mit Hilfe des Smart Carbon Hybrid-Ansatzes können
Anlageverwalter ein Portfolio strukturieren, das ihnen
die Verkleinerung ihres CO²-Profil und die Senkung
ihres CO²-Preisrisikos ermöglicht. So haben die Anleger
den unmittelbaren Vorteil einer CO²-Reduktion und
einer Absicherung gegenüber CO²-Preisschwankungen,
was ihnen den Übergang in die emissionsarme
Wirtschaft erleichtert.
Der Smart Carbon Hybrid-Ansatz stellt einen
möglichen Einstieg für institutionelle Anleger auf dem
Weg zur vollständigen Befreiung ihrer Portfolios von
Emissionen dar.
Smart Beta ist ein Anlagekonzept, das Merkmale passiver und aktiver Anlagen miteinander
verbindet. Sein Ziel ist die Nutzung der Vorteile einer Portfoliodiversifikation und damit
Risikosenkung bei gleichzeitiger Ertragsverbesserung durch Engagement in systematischen
Anlagefaktoren.
10 5
Zusammenfassung
Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass der CO²-Preis
ein erhebliches Performance-Risiko für Aktienportfolios
darstellt, vor allem in vier Sektoren mit hohen
Emissionen. Dies hat für institutionelle Anleger angesichts
ihrer erheblichen Aktien-Allokation messbare quantitative
Effekte und Einfluss auf ihr Risikomanagement.
Höhere Transparenz bezüglich des CO²-Profils im
Portfolio und der anschließenden Reduktion der
Portfolioemissionen sind ein erster Schritt zur
Verringerung des CO²-Preiseffekts. Dieser Ansatz alleine
hat jedoch Grenzen.
Stresstests und die Umschichtung von Portfolios
auf der Basis des erwarteten GuV-Effekts der CO²Preise ergeben andere, unserer Ansicht nach solidere
Ergebnisse als der einfache „CO²-Abbau“ in Portfolios
auf der Basis der absoluten Emissionen. Die Steuerung
des CO²-Risikos über die absoluten CO²-Emissionen
der Unternehmen schützt das Portfolio nicht vor den
Auswirkungen künftiger CO²-Preiserhöhungen.
Die Erstellung von Smart Beta- oder Carbon SmartPortfolios mit Hilfe des präsentierten Ansatzes ist
machbar, ohne den Jahresertrag zu kompromittieren.
Die „Kosten“ sind ein Tracking Error von rund 2 Prozent.
Wir halten unseren Ansatz für einen sinnvollen Schritt auf
dem Weg zur Einschätzung der möglichen finanziellen
Auswirkungen der CO²-Preise auf das Nettoergebnis der
Unternehmen. Künftig sollten zusätzliche Dynamiken
in Bezug auf GuV und Bilanz berücksichtigt werden.
Wir konzentrieren uns rein auf die Kosteneffekte. Die
umsatzsteigernden Auswirkungen des Verkaufs von
„emissionsarmer Technologie“ am Markt und der
Bilanzeffekt der Investitionen in emissionssenkenden
Technologien zur Vermeidung von CO²-Kosten wurden
noch nicht berücksichtigt. Darüber hinaus könnten
Emissionshandelssysteme Möglichkeiten für Firmen
mit (im Vergleich zu ihren Sektor-Peers) geringem
Emissionsprofil bieten, zusätzlich zugewiesene
Emissionsrechte zu veräußern.
Wir verfeinern und optimieren unsere
Stresstestergebnisse weiter. So werden wir zum
Beispiel in einem nächsten Schritt die Faktoren
Energieeffizienz und Subventionspolitik sowie
die Effekte von nur begrenzt nutzbaren fossilen
Brennstoffreserven untersuchen, um die Effekte der
Klimapolitik auf Aktienportfolios mittels Stresstests
zu prüfen. Unsere Ergebnisse werden wir in einer
nachfolgenden Publikation veröffentlichen. Des
Weiteren arbeiten wir an der Weiterentwicklung des
in diesem Papier erwähnten Smart-Carbon-HybridAnsatzes. Dabei verfolgen wir das Ziel, CO²-Emissionen
und das CO²-Risiko des Portfolios zu reduzieren.
Beiträge von:
BNP Paribas Global Markets:
– Manishi Raychaudhuri, Asian Equity Strategist
Robert Barker, Head of CSR and Sustainable Investment
Solutions, Asia Pacific
Avalerion Capital Pte. Ltd.:
Andreas Schaffer, Gründer
BNP Paribas Securities Services, Investment Reporting
and Performance:
– Madhu Gayer, CIPM, FRM, Head of Asia Pacific
– Jean-Philippe Hecquet, CFA, FRM, Risk and
Performance Analyst
– David Smykowski, Global Head of Research
and Development
– Aymeric Blanchet, Praktikant, Research and
Development team
– Gregoire Hug, Research and Development Analyst
– Pierrick Arnault, Research and Development Analyst
– Marion Debeux, Research and Development Analyst
– Trevor Allen, Product Sales Specialist
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BNP Paribas Securities Services ist eine franzöische Kommanditgesellschaft auf Aktien. Sie wurde durch die europäische Zentralbank (EZB), die französische Aufsichtsbehörde ACPR (Autorité
de Contrôle Prudentiel et de Résolution) und die französische Kapitalmarktaufsichtsbehörde AMF (Autorité des Marchés Financiers) lizenziert und untersteht deren Aufsicht. Die Niederlassung
der BNP Paribas Securities Services in Frankfurt unterliegt für die Durchführung ihrer Geschäftstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland der beschränkten Aufsicht der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht.
September 2016
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