STRESSTEST FÜR AKTIENPORTFOLIOS IN BEZUG AUF KLIMAWANDELFOLGEN: DER EMISSIONSFAKTOR Klimawandel als Herausforderung in der Anlagepolitik 2015 wurden die höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880 registriert1. Diese Messungen stehen in Einklang mit den Erkenntnissen des IPCC2 und den Projektionen seines Klimamodells. Tatsächlich waren die Jahre 2015, 2014 und 2010 laut der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) die drei wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Vor diesem Hintergrund entstand mit dem „Übereinkommen von Paris“ der UNKlimaschutzkonferenz 2015 ein globales Abkommen zum Klimawandel gemäß internationalem Recht. Es legt fest, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen „so bald wie möglich“ ihren Höhepunkt überschreiten sollten, um den globalen Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf 1,5 bis 2°C zu begrenzen. Die Temperatur im Jahr 2015 entspricht bereits einem Anstieg um 0,9°C. Rechtsverbindlich sind zwar nur einige Bestimmungen des Übereinkommens von Paris, doch scheint der politische Wille zur Senkung der Treibhausgasemissionen hoch. Die politischen Programme der Staaten und die KlimaschutzZusagen der Länder (Intended Nationally Determined Contributions – INDCs), insbesondere in Bezug auf den Energie-Sektor und die zukünftigen Emissionen, signalisieren dies. Desweiteren liefern sie Hinweise anhand derer institutionelle Investoren AktienportfolioPerformance-Risiken aufgrund der möglichen Veränderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen abschätzen können. Gleichermaßen können die Effekte auf die gewählten Benchmark-Portfolios evaluiert werden, welche zur Beurteilung der strategischen Anlageallokation gewählt wurden. National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) – State of Climate Reports Year 2015 IPCC: Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) 3 The Investment Association Annual Survey Asset Management in the UK 2014-2015 1 2 Institutionelle Anleger weisen nach wie vor einen bedeutenden Anteil ihres wirtschaftlichen Kapitals Aktienstrategien zu. Die durchschnittliche Aktienallokation eines globalen Pensionsfonds liegt bei über 42 Prozent3 und in den großen Pensionsmärkten, wie etwa Australien, Großbritannien und Vereinigte Staaten von Amerika, sogar noch darüber. Die Risiken, die sich durch den Klimawandel für Aktienportfolios ergeben, erfordern daher eine sorgfältige Untersuchung, da die Risiko- und Ertragsfaktoren für globale Pensionspläne eng mit Aktienportfolios verbunden sind. Vor allem zeigen sich viele Pensionsfonds und andere Anlageinhaber äußerst besorgt über den Klimawandel und sind dabei bzw. planen, ihre Anlageportfolios komplett emissionsfrei zu gestalten. Insbesondere sind für Aktienanleger wie Pensionsfonds Kenntnisse der Finanzrisiken wie etwa die Reduktion der Firmenwerte oder Gewinn-Risiken für Aktien im Anlageportfolio von zentraler Bedeutung. Diese Risiken könnten ihre Fähigkeit beeinträchtigen, laufende Verbindlichkeiten zu bedienen. Die Berichterstattung über Übergangsrisiken (d.h. finanziellen Risiken in Zusammenhang mit der Umstellung auf eine emissionsarme Wirtschaft) ist eine der Hauptanforderungen gemäß Artikel 173 des französischen Energiewandelgesetzes, der man durch Stresstests und Szenarioanalysen nachkommen kann. Diese Ansätze sollen die Risikotransparenz erhöhen und Anlageinhaber bei der Einhaltung des Gesetzes unterstützen. 2016 entwickelte BNP Paribas gemeinsam mit Avalerion Capital einen neuen Ansatz für Klima-Stresstests. Unser Ansatz zieht die absoluten Kohlendioxidemissionen nicht mehr als Hauptrisikofaktor heran, sondern berücksichtigt drei Faktoren, die die Emissionssenkung beeinflussen, sowie deren Auswirkung auf den Vorsteuergewinn: 1) die CO²-Preise; 2) die Energieeffizienz-Verordnungen; 3) die Energiesubventionspolitik. Die unterschiedlichen Emissionspreissysteme ergeben ein Patchworkmuster aufsichtsrechtlicher Bemühungen, die auf regionaler, nationaler und städtischer Ebene häufig miteinander kollidieren. Die Emissionshandelsysteme verschiedener Länder legen den Schwerpunkt auf unterschiedliche Sektoren. Emissionszertifikate sind angesichts der aufsichtsrechtlichen Komplexität über die Märkte hinweg nicht leicht zu handeln. Diese Schwierigkeiten werden durch Probleme mit der Messung und Prüfung der tatsächlichen Treibhausgasemissionen der einzelnen Unternehmen sowie der diesbezüglichen Berichterstattung noch gesteigert. Unter dem Strich gibt es keinen weltweit einheitlichen Preis für CO²-Emissionen. Im Zentrum unserer Stresstestarbeit stehen drei grundsätzliche Fragen: ¡Stellt die Klimawandelpolitik ein wesentliches Risiko für die erwartete künftige Wertentwicklung von Aktienportfolios dar? Falls dies der Fall ist: Welcher der vorstehend genannten Faktoren ist am bedeutsamsten? ¡Mit welchem Tracking Error und zu welchen Performance-„Kosten“ können Aktienportfolios ohne wesentliche Performanceverluste umgeschichtet werden, um diese Risiken zu senken? ¡Wie können institutionelle Anleger „bessere“ Beta-Werte erzielen, um die Verluste zu senken, die durch die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken entstehen? Zudem sind die von den größten Emissionshandelsmärkten vorgegebenen Preise niedrig. Das Preisniveau bei EU-ETS, dem weltgrößten Markt dieser Art, bewegt sich seit langem im Bereich von 8 bis 12 US-Dollar. China befindet sich gerade in der Übergangsphase: Nach einer Testphase mit sieben regionalen Emissionshandelsmärkten steht nun im Jahr 2017 die Einführung des weltgrößten nationalen Emissionsmarktes bevor. Die Emissionspreise in den chinesischen Testregionen schwanken, liegen aber in der Regel ebenfalls im Bereich von 8 bis 10 US-Dollar. Ähnliche Preisspannen sind an den Emissionsmärkten der USA, Koreas und Indiens zu verzeichnen. Zunächst konzentrierten wir uns auf die CO²-Preise als zentralen Einfluss-Faktor auf den Vorsteuergewinn. Der Einfluss von fossilen Brennstoffreserven (‚Stranded Assets’) und die Ergebnisse von Stresstests der Energie- und Subventionspolitik werden in einer Folgeveröffentlichung vorgestellt. Der Vorsteuergewinn wird stellvertretend für den Firmenwert herangezogen, da die Summe der zukünftigen Gewinne mit dem Marktwert der Unternehmen korreliert. Somit dient ein prozentualer Rückgang des Jahresvorsteuergewinns als Hinweis auf den potenziellen prozentualen Verlust des Markt- und Aktienwerts. Sie stehen in deutlichem Kontrast zu den „wahren wirtschaftlichen Kosten“ von CO², die sich – je nach Studie – im Bereich von 65 bis 85 US-Dollar je Tonne CO² bewegen. Desgleichen liegen die Marktpreise deutlich unter dem langfristigen Niveau, das eine Umstellung von Kohle auf Gas auslösen würde und Schätzungen zufolge 25 bis 35 US-Dollar entspricht. Der Emissionsfaktor Die CO²-Preise werden zunehmend eingesetzt, um das Emissionsverhalten zu beeinflussen. Die derzeit laufenden Programme umfassen 40 Staaten und Regionen sowie mehr als 20 Städte. Sie reichen von Kohlendioxidsteuern in Höhe von 50-130 US-Dollar pro Tonne CO² in einigen skandinavischen Ländern über eine Steuer von 2 bis 3 US-Dollar in Japan bis hin zu Emissionshandelssystemen, in deren Rahmen Emissionszertifikate pro Tonne CO² ausgestellt und so die zulässigen Treibhausgasemissionen in dem betreffenden Land begrenzt werden. Das Konzept, Erdgas als „Übergangsenergiequelle“ einzusetzen, wird von den großen Öl- und Gasgesellschaften begrüßt. Eine Vereinheitlichung der Energiepolitik über die großen Volkswirtschaften hinweg wäre erforderlich, um entsprechende Infrastrukturinvestitionen zu fördern. Klare Signale in Bezug auf CO²-Preise in der vorstehend genannten Preisspanne würden diesen Übergang unterstützen. Abbildung: Weltweite Emissionspreissysteme ALBERTA T Wirkungsthese und Stresstestansatz MANITOBA ONTARIO BRITISH SH COLUMBIA BIA ICELAND EU UKRAINE KAZAKHSTAN REPUBLIC OF KOREA Angesichts dieser „Realitäten“ in Bezug auf Emissionsmärkte und CO²-Preise vertreten wir die These, dass CO² derzeit ein finanziell unterschätztes Risiko für Unternehmen ist. Somit stellt es eine wesentliche und bisher „verborgene“ Gefahr für institutionelle Anleger dar, die Aktienportfolios verwalten. Die derzeit im Markt angewandten absoluten CO²Emissionsanalysen schätzen diese Risiken nicht umfassend ab. QUÉBEC WASHINGTON ON ON OREGON IA CALIFORNIA JAPAN RGGI TURKEY CHINA MEXICO THAILAND BRAZIL RIO DE JANEIRO SÃO PAULO CHILE NORWAY SWEDEN UK ESTONIA LATVIA IRELAND POLAND BEIJING CHONGQING SLOVENIA SWITZERLAND KYOTO TIANJIN HUBEI PORTUGAL Wir weisen darauf hin, dass sich unser Stresstest-Ansatz auf den „Vorsteuergewinn-Effekt“ konzentriert und sich damit deutlich vom Ansatz der Optimierung der absoluten CO²-Emissionen unterscheidet. Das hat eine Reihe von Gründen: REPUBLIC OF KOREA FINLAND DENMARK FRANCE NEW ZEALAND SOUTH AFRICA SAITAMA TOKYO SHANGHAI GUANGDONG SHENZHEN ETS implemented or scheduled for implementation ETS and carbon tax implemented or scheduled Carbon tax implemented or scheduled for implementation ETS implemented or scheduled, tax under consideration ETS or carbon tax under consideration Carbon tax implemented or scheduled, ETS under consideration Zunächst versuchen wir, die CO²-Emissionen eines Unternehmens in den tatsächlichen VorsteuergewinnEffekt umzurechnen und dadurch eine explizite Abschätzung der Finanz-Risiken zu erhalten. Dies ist wichtig, um die Risikobeurteilungen institutioneller Anleger im Rahmen ihres ganzheitlichen Risikomanagements zu unterstützen. Quelle: Worldbank Group & Ecofys, Carbon Price Watch 2015; Vorab-Kurzdarstellung aus dem State and Trends of Carbon Pricing 2015 Report 2 der Preise für die Waren und Dienstleistungen auf Kunden überwälzt werden können. Diese Schätzungen basieren auf unserem Research, unserer Kenntnis der Marktmacht und Einschätzungen der NachfrageElastizitäten. So gingen wir beispielsweise davon aus, dass die CO²-Preise im Versorgungssektor zu 100 Prozent als höhere Kosten von den Unternehmen absorbiert würden, während im Technologiesektor 50 Prozent auf den Endpreis der Ware aufgeschlagen werden könnten7. Ferner sei darauf hingewiesen, dass dieser Bericht lediglich Emissionen berücksichtigt, die unter die Scope-1- und Scope-2-Emissionen des TreibhausgasProtokolls fallen. Dazu gehören alle direkten und alle indirekten, durch Energieerzeugung (Strom, Hitze, Dampf) erzeugten Treibhausgasemissionen. Nicht berücksichtigt in diesem Bericht sind die sogenannten Scope-3Emissionen des Treibhausgas-Protokolls. Tatsächlich können Scope-3-Emissionen in bestimmten Sektoren sehr hoch ausfallen und sollten daher in der Theorie ebenfalls berücksichtigt werden. Es bestehen jedoch nach wie vor einige praktische Bedenken in Bezug auf die Qualität und Verfügbarkeit von Daten zu Scope-3-Emissionen auf Unternehmensebene, die uns daran hindern diese Daten zu nutzen. 5)Portfolioverlust: Wir berechneten anhand der vorstehenden Daten den Effekt des CO²-Preises auf den Vorsteuergewinn für 95 Prozent8 der Unternehmen im MSCI ACWI. 6)Techniken zur Verlustreduzierung: Zweitens verwenden wir zukunftsorientierte Szenarien bis 2025 für Firmen-Emissionen und mögliche CO²-Preise. a) Strategische Asset-Allokation: Bestimmung welcher Sektor/welches Land sollte über- oder untergewichtet werden sollte? Wir betrachteten die Finanzauswirkungen im MSCI All Countries World Index (ACWI) Referenzportfolio mittels eines sechsstufigen Ansatzes: b) Smart Beta durch Optimierungs-Techniken Abbildung: Stresstestansatz Emissionspreiseffekt ¡Die Niedrigemissionsmethode versucht das Anlageportfolio durch Minimierung der absoluten CO²-Emissionen zu optimieren, wobei Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error und Länder- sowie Sektorgewichtungen gelten. ¡Die Methode der Vorsteuergewinnabsicherung optimiert das Anlageportfolio hinsichtlich der Effekte der CO²-Preisauswirkungen, wobei Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error und Länder- sowie Sektorgewichtungen gelten. ¡Die Smart Carbon Hybrid-Methode stellt eine Kombination der beiden vorstehend beschriebenen Methoden dar: Zunächst nutzen wir die Niedrigemissionsmethode zur Festlegung eines Anlagespektrums, das im Wesentlichen aus Unternehmen mit geringen CO²-Emissionen besteht. Im Anschluss wird der Vorsteuergewinn abgesichert, um etwa noch verbleibende CO²-Preisrisiken für das Anlageportfolio zu minimieren, wobei Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error und Länder- sowie Sektorgewichtungen gelten. 6. Verlustreduzierung des Portfolios 5. Verlustmessung bzgl. Vorsteuergewinn Zerlegung des CO²-Faktors in drei Komponenten je Unternehmen im Referenzportfolio 4. CO²-Kostenweitergabe 3. Riskiertes Emissionsprofil 2. CO²-Preisszenarien 1. Makroökonomische Klimawandelszenarien 5. Measure Quelle: BNP Paribas & Avalerion portfolio PBT loss 4. Carbon cost pass through 1)Makroökonomische Klimawandelszenarien: 3. Carbon footprint at risk a) B usiness-as-usual (BAU)/Basisszenario: Erwärmung 2. Carbon price scenarios um 3 bis 4°C 1. Macroeconomic climate change scenarios b) Nationale Klimaschutz-Zusagen (INDCs)4/ Gemäßigtes Szenario: Erwärmung um 2,7°C c) U N-Klimaschutzkonferenz (COP5)/aggressives Szenario: Erwärmung um 1,5 bis 2°C 2)CO²-Preise: Wir entwickelten für jeden der 6 Hauptemissionsmärkte6, die zusammen rund 75 Prozent des globalen BSP ausmachen, drei nationale CO²-Preisszenarien bis 2025; (Wir weisen darauf hin, dass die festgelegten Einschränkungen für alle Methoden gelten, die wir im Rahmen unserer Tests anwenden, da das Ziel darin besteht, umgeschichtete Portfolios oder Benchmarks mit geringen CO²-Emissionen zu bieten, gleichzeitig aber den ursprünglichen Anlagefokus und die anfängliche Asset-Allokation beizubehalten.) 3)Emissionen mit Finanzrisiken: Mit Hilfe der Thomson Reuters Asset4-Datenbank ermittelten wir die CO²-Emissionen aller Unternehmen im Index und projizierten diese bis 2025. Anschließend schätzten wir ab, welcher Anteil dieser gesamten FirmenEmissionen aus Märkten stammt, in denen effektive CO²-Preise einen Kostenfaktor für die GuV der Unternehmen darstellen; Hinsichtlich des zweiten Schritts unseres Ansatzes entwickelten wir drei CO²-Preis Szenarien bis 2025 für jeden der sechs Emissionsmärkte, die im Rahmen unserer Untersuchung berücksichtigt wurden. 4)CO²-Kostenüberwälzung: Wir trafen auf Sektorebene Annahmen welcher Anteil der entstehenden CO²Kosten voraussichtlich von den Unternehmen getragen werden müssen bzw. welcher Anteil mittels INDCs sind die Intended Nationally Determined Contributions (Klimaschutzzusagen der einzelnen Länder) zur Senkung der Treibhausgasemissionen COP ist die so genannte Conference of the Parties als Steuerungsgremium einer internationalen Konvention, hier: United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) 6 Berücksichtigte Emissionsmärkte: EU-ETS, China, Südkorea, Japan, Indien und USA 7 Dies begründen wir damit, dass die Energieanbieter in vielen Strommärkten mit festen Abnahmeverträgen operieren, sodass Kostensteigerungen vom Verkäufer getragen werden müssten. Der Technologiesektor ist eine Mischung aus produzierendem Gewerbe und Dienstleistungsfirmen 8 Thomson Reuters Asset4-Datenbankergebnisse 4 5 3 In unserem Basisszenario unterstellen wir, dass die derzeitigen CO²-Märkte sich in ihrer fragmentierten Form weiterentwickeln. Für jeden Markt analysierten wir die zentralen CO²-Preisfaktoren wie z.B. das projizierte Wirtschaftswachstum, die CO²-Emissionswerte und Reduktionsziele, derzeitige Zertifikatssituationen und steuerliche Aspekte, Reformpläne für den Emissionsmarkt oder die Steuerpolitik (z.B. mögliche Auswirkungen der Stabilitätsreserve am EU-ETS). Desweiteren betrachteten wir sonstige Strategien zur Senkung der Treibhausgasemissionen, beispielsweise Energieversorgungsziele usw. Darüber hinaus nahmen wir an, dass die Preisdynamik der einzelnen Märkte weiterhin von den nationalen politischen Programmen abhängen wird, ohne dass wesentliche Verknüpfungen zwischen den Märkten entstehen. Abbildung: Spanne der CO²-Preisszenarien Beurteilung der CO²-Preisfaktoren der einzelnen Märkte Quelle: BNP Paribas & Avalerion 80 2020 60 USD/ 2 Tonne CO Projiziertes Wirtschaftswachstum Aktuelle CO²-Marktbeihilfen/ Steuersysteme und politische Reformpläne (falls bekannt) 50 50 40 35 25 20 0 18 12 2.5 Baseline 20 20 12 3 Gemäßigt Aggressiv CO²-Preisszenario Im abschließenden Schritt unseres Ansatzes (Schritt 6) schichteten wir das Referenzportfolio um, wobei die „Minimierung des Gesamt-Vorsteuereffekts für das Portfolio“ das Optimierungskriterium war und eine Reihe von Einschränkungen galten. Wir führten einen dreijährigen Backtest unseres neuen Portfolios durch: Nationale Treibhausgasemissionen und –zielvorgaben CO²-Preis HEUTE 75 2025 CO²-Preisszenarien 2020/2025 i.Beibehaltung der Sektor- und Ländergewichtungen um +/- 0,25 Prozent des ursprünglichen Indexes Rolle von CO²-Bepreisung ggü. anderen Strategien zum Abbau von Treibhausgasen ii. Erzielung eines maximalen Tracking Errors von 2 Prozent iii.Vergleich unserer Backtest-Ergebnisse mit einer Portfolioumschichtung, bei welcher die absolute Emissionssenkung als Optimierungsfunktion diente. Beurteilte CO²-Preisfaktoren Quelle: BNP Paribas & Avalerion Auf der Grundlage dieser Analyse halten wir für dieses BAU-Szenario marktübergreifend (ohne Japan) ein zukünftiges CO²-Preisniveau von 7 bis 18 US-Dollar für plausibel. Ergebnisse Stresstest der CO²-Preise und Effekt der strategischen Asset-Allokation: Unser gemäßigtes CO²-Preisszenario (INDCs) geht von einem aggressiveren Preisniveau zwischen 20 und 35 USDollar im Jahr 2025 aus. Politischer Wille die langfristige Umstellung von Kohle auf Gas zu beschleunigen und Verknüpfungen zwischen den großen Emissionsmärkten herzustellen charakterisieren dieses Szenario. Im Rahmen dieser CO²-Preisszenarien und unserer anderen Annahmen sind die GuV-Effekte auf die Unternehmen bis 2020 und 2025 in vier Sektoren von wesentlicher Bedeutung: Versorgung, Rohstoffe, Energie und Industrie9. Die geschätzten jährlichen Vorsteuereinbußen im Referenzportfolio erreichen im Basis-Szenario 1,5 Prozent bis 15 Prozent des Vorsteuergewinns (2020) bzw. von 2 bis 20 Prozent (2025). Im Rahmen des aggressiven CO²-Preisszenarios steigen diese Effekte bei jeder Analyse um das Fünffache. Dabei handelt es sich allerdings um eine rein fiktive Vorstellung: Wenn der Vorsteuergewinn eines Unternehmens in Wirklichkeit einem derartigen Jahreseffekt unterläge, wäre das Geschäft als solches nicht weiter fortführbar. Daher beläuft sich der Portfolioeffekt potenziell auf einen 100-prozentigen Verlust des Engagements. Das dritte Szenario (COP 21/aggressive Zielvorgabe) leiteten wir von folgender Frage ab: „Was müsste geschehen, damit die CO²-Preise bis 2025 bedeutend vom Basis- und gemäßigten Szenario abweichen?“. Die plausibelste Antwort für uns lautete wie folgt: Neben dem politischen Willen zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 bis 2°C müssten extreme Klimakatastrophen Druck auf die politischen Verantwortlichen in den großen Volkswirtschaften ausüben, welches zu „Klaren Signalen bezüglich der CO²-Preise“ führt, um die Emissionssenkung in der Weltwirtschaft zu beschleunigen. In diesem (am wenigsten wahrscheinlichen, nicht aber unmöglichen) Szenario beläuft sich unsere angenommene CO²-Preisspanne (eine angenommene Steuer bis 2025) auf 50 bis 75 US-Dollar und liegt damit im Bereich der geschätzten wahren wirtschaftlichen Kosten von Kohlendioxid. 9 4 ie Vorsteuereffekte in anderen Sektoren lagen unterhalb von 1,5 bis 2 Prozent des D jährlichen Vorsteuergewinns Abbildung: Smart Beta-Portfolio mit Effekt durch niedrige Emissionen Abbildung: Relativer Sektoreffekt auf Vorsteuergewinn nach Sektor 2020 Verlust in 5-jährigem aggregierten Vorsteuergewinn-Pool des Portfolios (Annahme: CO²-Preise der Baseline) Rohstoffe Industrie -11.8 -15.3 60 -1.5 -2.8 -4.2 -16% Energie Carbon impact on PBT 5Y baseline scenario (in Mn USD) Versorgung 0% -7.2 -19.4 -32% -48% -64% -80% prozentualer Vorsteuergewinn-Effekt -76.5 Baseline MSCI ACWI 50 Jahresportfolioertrag: 13,6% 40 30 20 10 0 Umgeschichtetes Portfolio Dec 10 Dec 11 Dec 12 Dec 13 Jahresportfolioertrag: 13,8% Dec 14 MSCI ACWI baseline Aggressiv Minimised indicator: impact on PBT 5Y baseline Quelle: BNP Paribas & Avalerion Source: BNP Paribas & Avalerion Der Jahresumschlag des Portfolios mit VorsteuergewinnAbsicherung ist über 160 Prozent. Dies kann im Widerspruch zu dem für institutionelle Anleger typischen langen Anlagehorizont und der standardmäßigen jährlichen Prüfung ihrer strategischen Asset-Allokation stehen. Analyse der Smart Beta-Methode 10 Niedrigemissionsmethode Der Einsatz der Niedrigemissionsmethode zur Minimierung des absoluten CO²-Profils (unter Beachtung der gewählten Tracking Error Limite, Länder- und Sektorgewichtungen) generierte ein Niedrigemissionsportfolio mit einem Tracking Error von 1,1 Prozent p.a. und einem höheren Jahresportfolioertrag von 14,9 Prozent p.a. (Sharpe-Ratio: 98.6 Prozent). Diese Methode senkt die CO²-Emissionen des Portfolios um mehr als 60 Prozent. Sie fängt jedoch nur rund 22 Prozent des im Stresstest ermittelten potenziellen Vorsteuerverlusts ab. Dies deutet darauf hin, dass die Verringerung des CO²-Profils das finanzielle Risiko des Portfolios nicht wesentlich senkt. Smart Carbon Hybrid-Methode Die Methode der Vorsteuergewinn-Absicherung bringt bezüglich der CO²-Preisentwicklung einen Puffer für über 90 Prozent des Portfolio-Vorsteuergewinns. Sie weist zwar klare Vorteile auf, kann aber durch zusätzliche Faktoren ausgebaut werden, beispielsweise durch Ergänzung einer absoluten Beschränkung für das gesamte CO²-Profil des Portfolios. Die Smart Carbon Hybrid-Methode nutzt die Vorteile beider Verfahren zur weiteren Senkung des emissionsbedingten Risikos. Im ersten Schritt wird die Niedrigemissionsmethode zur Festlegung eines Anlagespektrums eingesetzt, das im Wesentlichen aus Unternehmen mit kleinem CO²-Profil besteht. Im Anschluss wird der Vorsteuergewinn abgesichert, um etwa noch verbleibende CO²-Preisrisiken abzusichern, wobei Einschränkungen in Bezug auf Tracking Error und Länder- sowie Sektorgewichtungen eingehalten werden. Methode der Vorsteuergewinn-Absicherung Die Umschichtung des Portfolios anhand der Methode der Vorsteuergewinn-Absicherung, welche speziellen Schutz vor der CO²-Preisgefahr bietet, fängt den Vorsteuerverlust im CO²-Preis-Basisszenario zu über 90 Prozent ab. Die „Kosten“ für diese Umschichtung sind ein Tracking Error von 2,3 Prozent p.a. Die annualisierte Performance dieses CO²-orientierten Smart BetaPortfolios beträgt 13,8 Prozent p.a. (Sharpe-Ratio: 87,6 Prozent). Dies steht in Einklang mit dem Ausgangs-MSCI ACWI von 13,6 Prozent p.a. (Sharpe-Ratio: 91,8 Prozent). Mit Hilfe des Smart Carbon Hybrid-Ansatzes können Anlageverwalter ein Portfolio strukturieren, das ihnen die Verkleinerung ihres CO²-Profil und die Senkung ihres CO²-Preisrisikos ermöglicht. So haben die Anleger den unmittelbaren Vorteil einer CO²-Reduktion und einer Absicherung gegenüber CO²-Preisschwankungen, was ihnen den Übergang in die emissionsarme Wirtschaft erleichtert. Der Smart Carbon Hybrid-Ansatz stellt einen möglichen Einstieg für institutionelle Anleger auf dem Weg zur vollständigen Befreiung ihrer Portfolios von Emissionen dar. Smart Beta ist ein Anlagekonzept, das Merkmale passiver und aktiver Anlagen miteinander verbindet. Sein Ziel ist die Nutzung der Vorteile einer Portfoliodiversifikation und damit Risikosenkung bei gleichzeitiger Ertragsverbesserung durch Engagement in systematischen Anlagefaktoren. 10 5 Zusammenfassung Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass der CO²-Preis ein erhebliches Performance-Risiko für Aktienportfolios darstellt, vor allem in vier Sektoren mit hohen Emissionen. Dies hat für institutionelle Anleger angesichts ihrer erheblichen Aktien-Allokation messbare quantitative Effekte und Einfluss auf ihr Risikomanagement. Höhere Transparenz bezüglich des CO²-Profils im Portfolio und der anschließenden Reduktion der Portfolioemissionen sind ein erster Schritt zur Verringerung des CO²-Preiseffekts. Dieser Ansatz alleine hat jedoch Grenzen. Stresstests und die Umschichtung von Portfolios auf der Basis des erwarteten GuV-Effekts der CO²Preise ergeben andere, unserer Ansicht nach solidere Ergebnisse als der einfache „CO²-Abbau“ in Portfolios auf der Basis der absoluten Emissionen. Die Steuerung des CO²-Risikos über die absoluten CO²-Emissionen der Unternehmen schützt das Portfolio nicht vor den Auswirkungen künftiger CO²-Preiserhöhungen. Die Erstellung von Smart Beta- oder Carbon SmartPortfolios mit Hilfe des präsentierten Ansatzes ist machbar, ohne den Jahresertrag zu kompromittieren. Die „Kosten“ sind ein Tracking Error von rund 2 Prozent. Wir halten unseren Ansatz für einen sinnvollen Schritt auf dem Weg zur Einschätzung der möglichen finanziellen Auswirkungen der CO²-Preise auf das Nettoergebnis der Unternehmen. Künftig sollten zusätzliche Dynamiken in Bezug auf GuV und Bilanz berücksichtigt werden. Wir konzentrieren uns rein auf die Kosteneffekte. Die umsatzsteigernden Auswirkungen des Verkaufs von „emissionsarmer Technologie“ am Markt und der Bilanzeffekt der Investitionen in emissionssenkenden Technologien zur Vermeidung von CO²-Kosten wurden noch nicht berücksichtigt. Darüber hinaus könnten Emissionshandelssysteme Möglichkeiten für Firmen mit (im Vergleich zu ihren Sektor-Peers) geringem Emissionsprofil bieten, zusätzlich zugewiesene Emissionsrechte zu veräußern. Wir verfeinern und optimieren unsere Stresstestergebnisse weiter. So werden wir zum Beispiel in einem nächsten Schritt die Faktoren Energieeffizienz und Subventionspolitik sowie die Effekte von nur begrenzt nutzbaren fossilen Brennstoffreserven untersuchen, um die Effekte der Klimapolitik auf Aktienportfolios mittels Stresstests zu prüfen. Unsere Ergebnisse werden wir in einer nachfolgenden Publikation veröffentlichen. Des Weiteren arbeiten wir an der Weiterentwicklung des in diesem Papier erwähnten Smart-Carbon-HybridAnsatzes. Dabei verfolgen wir das Ziel, CO²-Emissionen und das CO²-Risiko des Portfolios zu reduzieren. Beiträge von: BNP Paribas Global Markets: – Manishi Raychaudhuri, Asian Equity Strategist Robert Barker, Head of CSR and Sustainable Investment Solutions, Asia Pacific Avalerion Capital Pte. Ltd.: Andreas Schaffer, Gründer BNP Paribas Securities Services, Investment Reporting and Performance: – Madhu Gayer, CIPM, FRM, Head of Asia Pacific – Jean-Philippe Hecquet, CFA, FRM, Risk and Performance Analyst – David Smykowski, Global Head of Research and Development – Aymeric Blanchet, Praktikant, Research and Development team – Gregoire Hug, Research and Development Analyst – Pierrick Arnault, Research and Development Analyst – Marion Debeux, Research and Development Analyst – Trevor Allen, Product Sales Specialist Follow us: Visit us: securities.bnpparibas.de Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen („Informationen“) wurden mit großer Sorgfalt zusammengestellt. BNP Paribas Securities Services übernimmt jedoch keine Gewähr dafür, dass die Informationen korrekt und vollständig sind. Hierin enthaltene Meinungen und Prognosen entsprechen der Einschätzung von BNP Paribas Securities Services und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Dieses Material stellt kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Um Missverständnisse auszuschließen, sind Informationen in diesem Dokument keine Vereinbarung zwischen den Parteien. Zusätzliche Informationen sind auf Anfrage erhältlich. BNP Paribas Securities Services ist eine franzöische Kommanditgesellschaft auf Aktien. Sie wurde durch die europäische Zentralbank (EZB), die französische Aufsichtsbehörde ACPR (Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution) und die französische Kapitalmarktaufsichtsbehörde AMF (Autorité des Marchés Financiers) lizenziert und untersteht deren Aufsicht. Die Niederlassung der BNP Paribas Securities Services in Frankfurt unterliegt für die Durchführung ihrer Geschäftstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland der beschränkten Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. September 2016