1 II. Wirtschaftliche Lage 2 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 Internationale Wirtschaftsentwicklung Weltwirtschaft: Verhaltene Aufwärtsdynamik. Die Weltwirtschaft hat im Jahr 2016 nach Auffassung von OECD und Weltbank das schwächste Wachstum seit dem Jahr 2009 aufgewiesen.1 Nach der OECD waren es 2,9 %. Die konjunkturelle Dynamik der globalen Wirtschaft dürfte sich nur allmählich etwas steigern. Die OECD erwartet einen Anstieg des globalen BIP von 3,3 % für das Jahr 2017 und von 3,6 % für das Jahr 2018. Frühindikatoren grundsätzlich auf eine weiter positive Dynamik hin. Die Weltindustrieproduktion ist in der Tendenz weiter aufwärtsgerichtet. Der globale EinkaufsmanagerIndex von Markit für das Verarbeitende Gewerbe ist im Dezember leicht gestiegen. In einzelnen größeren Staaten dürfte die konjunkturelle Dynamik im vierten Quartal jedoch temporär wieder etwas an Schwung verlieren. Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte sich im vierten Quartal daher nicht weiter beschleunigen. In den Vereinigten Staaten hat sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2016 deutlich belebt. In der EU setzte sich die moderate konjunkturelle Entwicklung im dritten Quartal 2016 fort. Für das vierte Quartal wird eine leichte Beschleunigung erwartet. In Japan ist lediglich ein moderates Wachstum zu verzeichnen, was sich im Jahr 2017 leicht beschleunigen könnte. USA: Konjunkturelle Belebung. Mit anziehenden Rohstoffpreisen werden Russland und Brasilien ihre Rezession verlassen und im nächsten Jahr wieder ein positives Wirtschaftswachstum verzeichnen. Chinas Wirtschaft entwickelt sich weiter mit hohen, aber leicht abnehmenden Wachstumsraten. Der Arbeitsmarkt ist weiter die wichtigste Stütze der Konjunktur in den Vereinigten Staaten. Im Dezember ist die Beschäftigung weiter deutlich um 156.000 Personen gestiegen. Die Arbeitslosigkeit lag mit 4,7 % nahe dem historischen Tiefststand. Die Stundenlöhne nehmen weiter deutlich zu. Angesichts der guten Arbeitsmarktlage haben sich die nominalen Einzelhandelsumsätze im November mit 0,1 % gegenüber dem Vormonat weiter erhöht. Bereits in den beiden Vormonaten hatten sie jeweils sehr kräftig zugenommen. Nachdem sich das globale Wachstum im dritten Quartal etwas beschleunigt haben dürfte, deuten die globalen Industrieproduktion International (Volumenindex 2010 = 100, saisonbereinigt) 115,0 112,5 110,0 107,5 105,0 102,5 100,0 97,5 95,0 92,5 2013 2014 2015 Eurozone USA Japan Quellen: Eurostat, Fed, Japanese MITI, eigene Berechnung 1 2016 Die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten erholt sich zunehmend. Das Wachstum im dritten Quartal wurde nochmals auf 0,9 % gegenüber dem Vorquartal aufwärts korrigiert. Die Industrie musste im November hingegen einen Rückschlag hinnehmen. Im Verarbeitenden Gewerbe war die Produktion gegenüber dem Vormonat um 0,1 % rückläufig. Zudem sind die Auftragseingänge im November um 2,4 % zurückgegangen. Damit setzte sich der sehr kräftige Anstieg des Vormonats nicht fort. Die Stimmungsindikatoren für die Industrie stützen allerdings das grundsätzlich positive Bild. Sowohl der Markit Einkaufsmanager-Index als auch der nationale Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) haben sich im Dezember erhöht. Im Gesamtbild dürfte das BIP im vierten Quartal deutlich angestiegen sein. Das Modell der FED von Atlanta ermittelt aktuell eine Zunahme um etwa 0,7 %. Dies wäre etwas weniger als im sehr starken Vorquartal. Somit ergibt sich eine gute Ausgangsposition für das Jahr 2017. Bankvolkswirte erwarten im Mittel einen Anstieg des BIP von 2,3 % in diesem Jahr, nach 1,6 % im Jahr 2016. In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 16. Januar 2017 vorlagen. 3 M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 Internationale Wirtschaftsentwicklung Euroraum: BIP und Geschäftsklima (saisonbereinigt) Bruttoinlandsprodukt Veränderung gegen Vorzeitraum (preis- und saisonbereinigt) 2015 Q3 2015 Q4 2016 Q1 2016 Q2 2,5 1,0 2016 Q3 2,0 0,8 1,5 0,6 1,0 0,4 0,5 0,2 0,0 0,0 -0,5 -0,2 -1,0 -0,4 Euroraum 0,3 0,5 0,5 0,3 0,3 USA 0,5 0,2 0,2 0,4 0,9 Japan 0,2 -0,4 0,7 0,5 0,3 Arbeitslosenquote Abgrenzung nach ILO (saisonbereinigt) Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. 10,0 9,9 9,8 9,8 - USA 4,9 4,9 4,8 4,6 4,7 Japan 3,1 3,0 3,0 3,1 - Okt. Nov. Dez. Euroraum Verbraucherpreise Veränderung gegen Vorjahreszeitraum (Ursprungswerte) Aug. Sept. -1,5 2013 2014 2015 2016 Euroraum 0,2 0,4 0,5 0,6 1,1 Geschäftsklima, BCI (linke Skala) USA 1,1 1,5 1,6 1,7 - BIP Euroraum, Veränderung gegen Vorquartal in % (rechte Skala) Japan -0,5 -0,5 0,2 0,5 - -0,6 Quellen: Eurostat, Europäische Kommission Quellen: Eurostat, OECD, Macrobond Japan: Leichte Besserungstendenzen. Euroraum und EU: Solide wirtschaftliche Entwicklung. In Japan ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Die Konsum­ ausgaben trugen deutlich zum Wachstum bei, während die Investitionen rückläufig waren. Die Wirtschaftsleistung des Euroraums ist im dritten Quartal um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Langsam erfasst das Wachstum auch den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit im Euroraum ist in den letzten beiden Monaten auf nunmehr 9,8 % gesunken. Die Industrieproduktion hat im November recht deutlich um 1,5 % gegenüber dem Vormonat zugenommen. Auch die Frühindikatoren für die Industrie zeichnen ein positiveres Bild. Der Einkaufsmanager-Index von Markit stieg im Dezember deutlich an. Auch der Tankan-Index zeigte für das vierte Quartal eine Verbesserung der Stimmung unter den Unternehmen an. Zudem signalisiert der Tankan-Index auch eine steigende Arbeitsnachfrage. Der Arbeitsmarkt bleibt somit weiter in guter Verfassung. Die Beschäftigung ist im November gegenüber dem Vorjahr kräftig um 1,4 % gestiegen und die Arbeitslosigkeit lag bei nur 3,1 %. Trotz der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt ist das nominale Lohnwachstum zum Erliegen gekommen und betrug im November nur 0,2 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Kern­inflationsrate lag im Oktober lediglich bei 0,1 %. Nach dem deutlichen Anstieg im Oktober konnten sich die Einzelhandelsumsätze erneut um 0,2 % leicht erhöhen. Die Internationalen Bankvolkswirte erwarten für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,1 % nach 0,9 % im Jahr 2016. Der moderate Aufschwung dürfte sich fortsetzen. Hierfür sprechen unter anderem auch die aktuellen Stimmungs­ indikatoren. Der Economic Business Climate Indicator der Europäischen Kommission und der Einkaufsmanager-Index von Markit haben sich im Dezember deutlich erhöht und neue Jahreshöchststände erreicht. Auch von den harten Konjunkturindikatoren kommen positive Signale. Die Industrieproduktion hat sich nach zwei Rückgängen in Folge im November deutlich um 1,5 % gesteigert. Trotz Rückgang im November um 0,4 % sind die Einzelhandelsumsätze in der Tendenz weiter aufwärts gerichtet. Aufgrund im Vorjahresvergleich anziehender Rohölpreise hat sich die Inflationsrate im Dezember auf eine Jahresrate von 1,1 % erhöht. Nach einem Wachstum im Jahr 2016 von voraussichtlich 1,6 % erwarten die Analysten aufgrund des Brexits für das Jahr 2017 ein Wachstum von 1,4 %. 4 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland 1. Gesamtwirtschaft 2. Produzierendes Gewerbe Die wirtschaftliche Aktivität hat sich im Jahresschluss­ quartal beschleunigt. Die Industrieproduktion hat sich belebt. Auftragseingänge und Stimmung in den Unternehmen deuten auf eine Beschleunigung im Schlussquartal 2016 hin. Die Konjunktur in Deutschland hat sich zum Jahresende 2016 belebt.2 Laut Statistischem Bundesamt nahm die gesamtwirtschaftliche Leistung im vierten Quartal um ½ Prozent gegenüber dem Vorquartal zu.3 Die verhaltene Entwicklung im dritten Quartal ist damit überwunden. Darauf deuten unter anderem auch die soliden Produktions- und Umsatzzahlen in der Industrie hin. Die Bau­ tätigkeit hat sich in den letzten Monaten ebenfalls positiv entwickelt. Zudem stellt sich das außenwirtschaftliche Umfeld etwas freundlicher dar. Bruttoinlandsprodukt (Veränderungen gegen Vorjahr in %) Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich belebt. Die Erzeugung wurde im November gegenüber dem Vormonat um 0,4 % ausgeweitet, nach einem Anstieg um 0,5 % im Oktober. Das durchschnittliche Produktionsniveau im laufenden Quartal liegt damit um 0,7 % über dem des dritten Quartals. Darüber hinaus deutet sich angesichts der positiven Entwicklung der Auftragseingänge und der Stimmungsindikatoren eine gute Entwicklung in den kommenden Monaten an. Produktion im Produzierenden Gewerbe nach Wirtschaftszweigen (Volumenindex 2010 = 100, saisonbereinigt) 5 4 115 3 2 112 1 0 109 -1 106 -2 -3 103 -4 -5 Bruttoinlandsprodukt, preis- und kalenderbereinigt Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt Quelle: StBA 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 100 2001 -6 97 2013 2014 2015 2016 Produzierendes Gewerbe insgesamt Industrie Baugewerbe Quellen: StBA, BBk 2 3 In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 16. Januar 2017 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten. M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 Nach der Schwächephase zur Jahresmitte bewegte sich die Industrieproduktion im November mit +0,4 % wie bereits im Vormonat leicht aufwärts. Es wurden 0,9 % mehr Vorleistungsgüter und 0,3 % mehr Konsumgüter produziert als im Vormonat. Die Produktion von Investitionsgütern verlief mit -0,1 % seitwärts. Auffällig war der kräftige Zuwachs im Wirtschaftsbereich Maschinenbau (+3,7 %). 5 Auftragseingang in der Industrie (Volumenindex 2010 = 100, saisonbereinigt) 118 116 114 112 110 108 Industrie 106 Veränderung gegen Vorzeitraum in % (Volumen, saisonbereinigt) 104 Q2 Q3 Sept. Okt. Nov. -0,6 0,1 -1,5 0,4 0,4 Vorleistungsgüter -0,7 0,0 -0,2 -0,1 0,9 Investitionsgüter -0,8 0,3 -2,6 1,0 -0,1 0,2 -0,1 -1,3 0,1 0,3 Insgesamt -0,5 -0,2 -1,2 0,2 0,4 Inland -1,3 -0,7 -0,8 0,0 0,0 Ausland 0,2 0,3 -1,5 0,3 0,8 Insgesamt -0,4 0,6 -0,4 5,0 -2,5 Inland 1,0 -2,0 -1,0 5,7 -2,8 Ausland -1,4 2,5 -0,1 4,6 -2,3 Vorleistungsgüter 1,6 0,3 0,6 1,9 0,5 Investitionsgüter -1,3 1,2 -1,2 7,3 -4,8 Konsumgüter -2,1 -2,3 0,5 1,8 1,5 Produktion Insgesamt Konsumgüter 102 100 2013 2014 2015 2016 Monate gleitender 3-Monatsdurchschnitt Quellen: StBA, BBk Umsätze Auftragseingänge Quellen: StBA, BBk Wie die Produktion stiegen auch die Industrieumsätze im November an (+0,4 %). Während die Umsätze im Inland unverändert blieben, konnten die Auslandsumsätze um 0,8 % zulegen. Damit waren auch die Industrieumsätze im Trend aufwärtsgerichtet. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im November zwar um 2,5 % zurückgegangen – nach einem überaus kräftigen Anstieg von 5,0 % im Vormonat. Diese Gegenbewegung ist vor allem auf die schwache Entwicklung der Großaufträge zurückzuführen. Ein aussagekräfti- 4 geres Bild vermittelt angesichts dieser monatlichen Volatilität der Zweimonatsvergleich. In den Monaten Oktober/ November gegenüber August/September nahmen die Bestellungen in der Industrie um sehr kräftige 3,5 % zu. Die Aufträge für Investitionsgüter erhöhten sich um 4,1 %, die von Vorleistungsgütern um 2,5 % und die von Konsumgütern um 2,8 %. Die Impulse kamen in der Zweimonats­ betrachtung sowohl aus dem Inland als auch aus Ländern außerhalb des Euroraums. Die Bestellungen aus dem Euroraum blieben rückläufig. Insbesondere die Bestellungen in den Wirtschaftsbereichen Bekleidung, Chemie und Kraftfahrzeuge zeigten sich überdurchschnittlich positiv. Auch die unverändert lange Reichweite des Auftragsbestands von fünf Monaten zeigt, dass die Auftragsbücher im Verarbeitenden Gewerbe gut gefüllt sind.4 Die positiven Aussichten für das Verarbeitende Gewerbe werden durch die vorausschauenden umfragebasierten Konjunkturindikatoren bestärkt. Das ifo Geschäftsklima für das Verarbeitende Gewerbe lag im Dezember sehr nahe an seinem Zweijahreshöchstwert. Insgesamt sprechen die vorausschauenden Indikatoren und auch die Auftrags­ eingänge für eine Belebung der Industriekonjunktur im Winterhalbjahr. Quelle: Statistisches Bundesamt, Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe, Veränderungsraten und Reichweiten, November 2016. 6 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 ifo Geschäftsklima für das Verarbeitende Gewerbe (saisonbereinigt, Salden) Die Bauwirtschaft setzt die Aufwärtsbewegung aus dem dritten Quartal fort. Die Produktion im Baugewerbe nahm im November im Vergleich zum Vormonat um 1,5 % erneut deutlich zu. Während die Produktion im Bauhauptgewerbe im November um 4,0 % ausgeweitet wurde, ging die Aktivität im Ausbaugewerbe mit -1,4 % zurück. 30 25 20 15 Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe haben sich im Oktober mit +10,1 % erheblich erhöht. Insbesondere die Bauaufträge der gewerblichen und öffentlichen Auftraggeber schnellten in die Höhe (+18,1 % bzw. +14,8 %). Aufträge im Wohnungsbau gingen dagegen im Oktober um 8,8 % zurück. Insgesamt bewegen sich die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe weiterhin auf hohem Niveau. Sie lagen im Oktober um satte 21,6 % über dem des Vorjahres. 10 5 0 -5 -10 2013 2014 2015 2016 Geschäftsklima Die Stimmung in der Baubranche bleibt im langjährigen Vergleich gut. Der ifo Geschäftsklimaindex setzt seinen seit März 2016 bestehenden kontinuierlichen Aufwärtstrend fort und erreichte im Dezember ein neues Allzeithoch. Geschäftserwartungen Geschäftslage Quelle: ifo Institut Baugewerbe Auftragseingang im Bauhauptgewerbe (Volumenindex 2010 = 100, saisonbereinigt) Veränderung gegen Vorzeitraum in % (Volumen, saisonbereinigt) 135 Produktion Q2 Insgesamt Q3 Sept. Okt. Nov. 130 -3,7 0,4 -0,4 1,1 1,5 Bauhauptgewerbe -5,3 2,0 -1,3 2,0 4,0 Ausbaugewerbe -2,0 -1,4 0,7 0,1 -1,4 120 115 125 Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe Q2 Q3 Aug. Sept. Okt. Insgesamt -0,1 -5,5 -2,2 1,6 10,1 Hochbau 6,1 -5,8 -4,7 2,7 3,6 Wohnungsbau* -0,6 -0,8 2,7 14,1 -8,8 Gewerblicher* 15,9 -10,7 -10,8 -8,8 16,9 Öffentlicher* -5,9 -1,8 -2,0 7,8 5,8 -6,9 -5,0 0,9 0,3 17,8 -12,1 -1,9 -5,7 2,1 11,9 Gewerblicher* -0,9 -8,9 2,4 -0,2 19,8 Öffentlicher* -6,5 -4,7 8,9 -1,9 23,4 -9,1 -2,8 -0,2 1,6 14,8 Tiefbau Straßenbau* Öffentlicher Bau insg. Quellen: StBA, BBk * Angaben in jeweiligen Preisen 110 105 100 2013 2014 Monate gleitender 3-Monatsdurchschnitt Quellen: StBA, BBk 2015 2016 7 M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 3. Privater Konsum Der private Konsum war 2016 die wichtigste Wachstumsstütze. Die Stimmung im Einzelhandel ist weiterhin gut. Der private Konsum stellte auch im Jahr 2016 die wesent­ liche Wachstumsstütze dar. Gegenüber dem Vorjahr legten die privaten Konsumausgaben um 2,0 % zu und leisteten mit +1,1 Prozentpunkten wie im Vorjahr den größten Beitrag zum BIP-Wachstum. Dahinter stehen vor allem eine positive Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung sowie die sehr moderate Inflation der Verbraucherpreise. Die Umsätze im Einzelhandel haben sich in den letzten Monaten recht volatil entwickelt. Insgesamt scheint es aber eine Belebung zum Jahresende gegeben zu haben. Nach einem starken Einstieg in das vierte Quartal (Oktober: +2,5 %) fielen die Umsätze im November zwar wieder um 1,8 % schwächer aus. Folgt man der Prognose des Statistischen Bundesamtes, die für das Gesamtjahr 2016 ohne die Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten ein Umsatzplus von 1,8 % bis 2,1 % erwartet, so dürfte es im Dezember und damit auch im Schlussquartal insgesamt einen spürbaren Anstieg der Einzelhandelsumsätze gegeben haben. Einzelhandelsumsatz (ohne Handel mit Kfz) (Volumenindex 2010 = 100, saisonbereinigt) 109 108 Der Handel mit Kraftfahrzeugen, der allerdings auch gewerbliche Käufe einschließt, hatte sich im Herbst 2016 nach einer vorübergehenden Schwächephase wieder beschleunigt und damit an die Wachstumsdynamik der letzten zwei Jahre angeknüpft. Im Oktober fielen die Umsätze allerdings um 1,5 % geringer aus als im Vormonat. Zusammen mit der schwachen Entwicklung der privaten Neuzulassungen ist damit mit einer eher verhaltenen Entwicklung im vierten Quartal zu rechnen. Das Geschäftsklima im Einzel- und Kfz-Handel hat sich seit August aufgehellt und liegt weiterhin deutlich über dem Durchschnittswert. Im Dezember hat sich die Einschätzung im Vergleich zum Vormonat nicht wesentlich geändert. Die aktuelle Geschäftslage wurde etwas schlechter eingeschätzt, dagegen wurden die Erwartungen für das kommende halbe Jahr leicht angehoben. Auch auf der Verbraucherseite bleibt die Kauflaune hoch. Das GfK-Konsumklima hatte sich seit dem Höchststand im Herbst zwar etwas eingetrübt, stieg zuletzt aber wieder an und bewegt sich insgesamt auf sehr hohem Niveau. Klimaindikatoren für den privaten Konsum (Salden) 16 11 14 10 12 9 10 8 8 7 6 6 4 5 2 4 0 3 -2 2 106 -4 1 105 -6 107 104 2014 2015 GfK-Konsumklima (rechte Skala) 103 ifo Geschäftsklima Einzelhandel (linke Skala) 102 Quellen: ifo Institut, GfK 101 100 99 2013 2014 Monate gleitender 3-Monatsdurchschnitt Quellen: StBA, BBk 2015 2016 2016 2017 0 8 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 4. Außenwirtschaft Die Exporte und Importe haben sich im November deutlich gesteigert. Das außenwirtschaftliche Umfeld verbessert sich leicht. Im November 2016 wurden aus Deutschland Waren und Dienstleistungen im Wert von 128,7 Mrd. Euro ausgeführt.5 Bei saisonbereinigter Betrachtung waren dies 3,1 % mehr als im Vormonat. Da die Exportpreise angestiegen sind, sollte die reale Zunahme der Exporte im November nied­ riger ausgefallen sein. Die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen sind mit saisonbereinigt 3,3 % im November noch stärker als die Exporte gestiegen. Aufgrund steigender Ölpreise haben die Einfuhrpreise im November deutlich zugenommen. Der reale Anstieg der Importe dürfte daher etwas schwächer sein. Warenhandel (in Mrd. Euro, kalender- und saisonbereinigt) In den vergangenen Monaten entwickelten sich die Importe besser als die Exporte, sodass der Handelsbilanzsaldo tendenziell sinkt. Der saisonbereinigte Saldo beim Handel mit Waren und Dienstleistungen lag im November bei 20,4 Mrd. Euro und damit unter dem Niveau vom Frühjahr. Der Leistungsbilanzsaldo beziffert sich nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank kumuliert von Januar bis November 2016 auf 241,8 Mrd. Euro (Ursprungszahl), rund 6,5 Mrd. Euro mehr als vor einem Jahr. Im Vorjahresvergleich trugen die günstigeren Energieimporte wesentlich zum Anstieg des Leistungsbilanzsaldos bei. Dieser Effekt kehrt sich angesichts steigender Ölpreise um. Im monatlichen Verlauf geht der Leistungsbilanzüberschuss bei saisonbereinigter Rechnung gegenwärtig tendenziell zurück. Im November lag er mit 21,3 Mrd. Euro deutlich niedriger als beim Jahreshöchststand von 29,1 Mrd. Euro im Februar. Außenhandel* Q2 Q3 Sept. Okt. Nov. Warenhandel und Dienstleistungen (Zahlungsbilanzstatistik) Veränderung gegen Vorperiode in % (saisonbereinigt) Ausfuhr 0,9 0,2 -1,7 1,6 3,1 Einfuhr -0,3 1,4 -0,3 1,7 3,3 Außenhandel mit Waren nach Ländern (Außenhandelsstatistik) Veränderung gegen Vorjahr in % (Ursprungswerte) 105 Ausfuhr 100 2,2 -0,5 0,6 -4,0 5,6 Eurozone 2,5 1,1 1,8 -4,0 5,2 95 EU Nicht-Eurozone 6,0 0,9 1,6 -5,3 2,8 90 Drittländer 0,0 -2,6 -1,1 -3,3 7,5 0,1 -1,2 -1,6 -2,3 4,5 Eurozone 0,6 -1,1 -2,3 -2,8 3,0 EU Nicht-Eurozone 4,7 1,6 2,7 -0,6 8,5 -3,5 -3,0 -3,6 -2,7 3,9 Einfuhr 85 80 Drittländer 75 Quellen: StBA, BBk * Angaben in jeweiligen Preisen 70 2013 2014 2015 Ausfuhr, Monate Ausfuhr, gleitender 3-Monatsdurchschnitt Einfuhr, Monate Einfuhr, gleitender 3-Monatsdurchschnitt Quelle: Zahlungsbilanzstatistik BBk 5 Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank. 2016 Der deutliche Anstieg der Exporte im November kam überraschend, denn im vierten Quartal wird für die deutschen Absatzmärkte keine deutliche Belebung der wirtschaftlichen Aktivität erwartet. Die Abwertung des Euro, welche im November einsetzte, braucht für gewöhnlich mehr Zeit, um die Warenexporte zu beeinflussen. Auch die weltwirtschaftlichen Perspektiven deuten für die kommenden Monate eine eher moderate Exportentwicklung an. Die nationalen Indikatoren weisen ebenfalls auf eine weitere, wenn auch weniger dynamische Exportexpansion hin. 9 M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 Entwicklung der Erwartungen des jährlichen Wachstums der Weltwirtschaft und der deutschen Absatzmärkte (Veränderung des realen BIP gg. Vj. in %) 4,0 für 2016 für 2017 3,5 3,0 2,5 2,0 ifo Beschäftigungsbarometer und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 112 3,50 111 3,25 110 3,00 109 2,75 108 2,50 107 2,25 106 2,00 105 1,75 104 1,50 103 1,25 102 1,5 Jan. März Mai Juli Sept. Nov. Jan. März Mai Juli Sept. Nov. 2013 2014 2015 deutsche Absatzmärkte (gewichtet mit Exportanteilen) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Veränderung gegen Vorjahr in %, rechte Skala) Welt (gewichtet mit Purchasing-Power-Parity) ifo Beschäftigungsbarometer (Index 2005 = 100, linke Skala) Quelle: Economist Poll of Forecasters, Macrobond, eigene Berechnungen Zwar waren die Bestellungen der Industrie aus dem Ausland im November um 2,3 % rückläufig. Doch im Oktober sind diese um 4,6 % deutlich gestiegen. Die ifo Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe haben sich im Dezember erhöht. Gleichwohl bleiben die Risiken im außenwirtschaftlichen Umfeld insgesamt hoch. 2016 Quellen: BA, ifo Institut führen. Die Arbeitslosigkeit sank im Dezember saisonbereinigt. Die Arbeitslosigkeit unter deutschen Staatsbürgern dürfte auch im Jahr 2017 tendenziell weiter sinken. Bei Flüchtlingen, die Zugang zum Arbeitsmarkt haben und gegenwärtig nicht in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen qualifiziert werden, nahm die Arbeitslosigkeit schrittweise zu. Dies wirkte sich auf die Unterbeschäftigung aus. 5. Arbeitsmarkt Gemeldete Arbeitsstellen (in 1000) Die Beschäftigung stieg im Jahresdurchschnitt 2016 auf einen neuen Rekordstand. Ihre Aufwärtsdynamik hat sich seit den Sommermonaten abgeschwächt. Die Arbeitslosigkeit sank im Jahresdurchschnitt 2016 und im Dezember (saisonbereinigt) weiter, unterstützt durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Der Arbeitsmarkt entwickelte sich bei einem soliden Wirtschaftswachstum 2016 weiter gut und der Ausblick ist positiv. Die Erwerbstätigkeit nahm weiter zu. Die Entwicklung bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist seit dem Sommer unstetig und deutlich verlangsamt, wobei aber auch im Oktober der Vorjahresstand deutlich überschritten wurde. Die Frühindikatoren deuten auf eine weiterhin hohe Nachfrage nach Arbeitskräften hin, wobei es schwieriger wird, Angebot und Nachfrage zusammenzu- 1,00 700 650 600 550 500 450 400 2013 Ursprung saisonbereinigt Quellen: BA, BBk 2014 2015 2016 10 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 Die Frühindikatoren signalisierten im Dezember weiter gute Aussichten für den Arbeitsmarkt. Das ifo Beschäftigungs­ barometer erreichte mit 111,8 Punkte einen neuen Höchststand. Vor allem die Bau- und Dienstleistungsbranchen, aber auch Industrie und Handel sind auf Mitarbeitersuche. Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarktund Berufsforschung (IAB) bestätigt auch nach leichter Abschwächung ebenfalls sehr gute Beschäftigungsaussichten. Der Teilindikator Arbeitslosigkeit deutet einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit an. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) – ein Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften – erreichte einen neuen Rekordwert. tig und deutlich gedämpft. Im Oktober (+4.000 Personen) ist die Beschäftigung nur geringfügig höher als im Mai. Diese Entwicklungen zeigten sich in nahezu allen Wirtschaftsbereichen, insbesondere aber in Teilen des Verarbeitenden Gewerbes, dem Handel und bei den Finanzdienstleistern. Da die Frühindikatoren positive Signale senden, dürfte die Beschäftigung aber tendenziell weiter zunehmen. Nach den Ursprungszahlen lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Oktober bei 31,73 Mio. Personen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von 1,2 %. Arbeitsmarkt Die Erwerbstätigkeit ist in diesem Jahr nahezu in jedem Monat gestiegen, wenn auch im Sommerhalbjahr nicht mehr so dynamisch. Im November erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im Inland gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt wieder stärker um 34.000 Personen. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Erwerbstätigen im Inland um 297.000 Personen auf 43,82 Mio. Erwerbstätige (Ursprungszahl) zu. Im Jahresdurchschnitt 2016 stieg sie, vorläufigen Berechnungen zufolge, um 1 % auf knapp 43,5 Mio. Personen. Q3 Q4 Okt. Nov. Dez. in Mio. (Ursprungszahlen) 2,651 2,547 2,540 2,532 2,568 gg. Vorjahr in 1.000 -108 -108 -109 -101 -113 gg. Vorperiode in 1.000* -21 -27 -14 -6 -17 Arbeitslosenquote 6,0 5,8 5,8 5,7 5,8 Erwerbstätige (Inland) Q2 Q3 Sept. Okt. Nov. in Mio. 43,5 43,6 43,8 43,8 43,8 gg. Vorjahr in 1.000 500 369 344 326 297 82 12 20 15 34 gg. Vorperiode in 1.000* Erwerbstätigkeit und s ozialversicherungspflichti e Beschäftigung (in 1000, saisonbereinigt) 44000 Arbeitslose (SGB III) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 32500 31,5 31,5 31,8 31,7 133 486 427 363 105 16 36 -4 4 31500 Quellen: BA, StBA, BBk 42500 31000 42000 30500 41500 30000 41000 29500 2016 29000 Erwerbstätige (Inlandskonzept/linke Skala) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (rechte Skala) Quellen: BA, StBA, BBk Der Anstieg der Erwerbstätigkeit basiert vor allem auf der tendenziell steigenden sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Entwicklung war jedoch seit Juni unste- Okt. 283 43000 2015 Sept. 31,4 gg. Vorperiode in 1.000* 2014 Aug. in Mio. 32000 2013 Q3 gg. Vorjahr in 1.000 43500 40500 Q2 * kalender- und saisonbereinigte Angaben Die registrierte Arbeitslosigkeit fiel im Jahresdurchschnitt 2016 auf 2,691 Mio. Personen, den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Gegenüber dem Vorjahr waren 104.000 Personen weniger arbeitslos gemeldet. Im Dezember sank die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um 17.000 Personen, nach einem Rückgang um 6.000 im Vormonat. Die Zahl entlastender arbeitsmarkpolitischer Maßnahmen steigt weiterhin an. Zugenommen haben im Vorjahres­ vergleich insbesondere Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung sowie Integrationskurse beim BAMF. Nach Ursprungszahlen stieg die Arbeitslosigkeit aus saisonalen Gründen im Dezember leicht auf 2,57 Mio. Personen. Der Vorjahresstand wurde um 113.000 Personen unterschritten. Die Arbeitslosigkeit deutscher Staatsbürger sank im Vorjahresvergleich um 184.000 (-8,8 %) deutlich, während sie bei ausländischen Staatsbürgern um 70.000 11 M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (in 1000) Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit umfasst, sank im Jahresdurchschnitt um 1,4 % auf 3,58 Mio. Personen. Sie belief sich im Dezember auf 3,56 Mio. Personen (Ursprungszahl, ohne Kurzarbeit). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Unterbeschäftigung im Berichtsmonat um 59.000 Personen. Saisonbereinigt zum Vormonat betrug der Anstieg 2.000 Personen. 4250 4000 3750 3500 3250 6. Preise 3000 2750 Die Verbraucherpreise stiegen im Jahr 2016 dank günstiger Energiepreise mit durchschnittlich +0,5 % sehr verhalten. 2500 2013 2014 2015 2016 Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit), Ursprung Der Rohölpreis findet nach dem OPEC-Beschluss von Anfang Dezember sein neues Gleichgewicht bei ca. 55 US-Dollar je Barrel. Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit), saisonbereinigt Arbeitslose, Ursprung Arbeitslose, saisonbereinigt Quellen: BA, IAB, BBk anstieg (+12,2 %). Dies ist auf die Entwicklung bei Personen aus den acht wichtigsten nicht-europäischen Asylzugangsländern zurückzuführen. Die Arbeitslosenquote stieg im Dezember jahreszeitlich bedingt auf 5,8 %. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm im Dezember auf 0,936 Mio. Personen ab (-76.000 zum Vorjahr). Die nach dem Konzept der ILO berechnete saisonbereinigte Erwerbslosenquote lag im November weiter bei 4,1 %, einer der niedrigsten Erwerbslosenquoten der Industrieländer. Die Preisentwicklung in Deutschland verlief im zurückliegenden Jahr auf allen Wirtschaftsstufen in sehr ruhigen Bahnen, auch wenn sich im Jahresschlussquartal 2016 die Preisdynamik wieder deutlich beschleunigte. Nach einer sehr langen moderaten Entwicklung erreichten die Verbraucherpreise im Dezember mit einer Inflationsrate von +1,7 % ihren Jahreshöchststand. Im Januar ist aufgrund von ölpreisbedingten Basiseffekten mit einem weiteren Anstieg der Jahresrate zu rechnen. Danach dürfte sich die Jahresrate Rohölpreis der Sorte Brent (je Barrel) Internationale Erwerbslosenquoten (ILO-Konzept, saisonbereinigt, in %, Stand: November 2016) 120 110 100 Deutschland 90 Eurozone 80 70 Frankreich 60 Italien 50 40 Spanien 30 OECD-Länder 20 USA 0,0 Quelle: Eurostat 2014 in US-Dollar 2,5 5,0 7,5 10,0 12,5 15,0 17,5 20,0 in Euro Quelle: Macrobond 2015 2016 2017 12 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 erst einmal wieder abschwächen. Die jahresdurchschnitt­ liche Inflationsrate wird im Jahr 2017 aber deutlich über der des Jahres 2016 von 0,5 % liegen. Der Rohölpreis pendelte in den letzten Wochen in einer engen Spanne von 53 bis 56 US-Dollar je Barrel. Voraus­ gegangen war ein deutlicher Preissprung nach der OPECEntscheidung von Anfang Dezember, die Ölproduktion zu kürzen. Mitte Januar notierte der Rohölpreis mit ca. 55 USDollar in etwa auf seinem Vormonatsniveau. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Preis allerdings fast verdoppelt. Verbraucherpreisindex Veränderungen in % gg. Vormonat gg. Vorjahresmonat Nov. Dez. Nov. Dez. Insgesamt 0,1 0,7 0,8 1,7 Insgesamt ohne Energie und Nahrungsmittel (Kerninflation) 0,0 0,6 1,2 1,4 Nahrungsmittel 1,3 0,9 1,2 2,5 Pauschalreisen 0,0 20,9 -4,1 2,0 Energie -1,2 2,3 -2,7 2,5 Dienstleistungen 0,0 1,1 1,1 1,5 Insgesamt (saisonbereinigt) 0,0 0,5 - - Die Einfuhrpreise sind im November erstmals seit vier Jahren auf Jahressicht wieder gestiegen (+0,3 %). Der Anstieg war zu einem erheblichen Teil der Entwicklung der Energiepreise geschuldet, aber auch die Preise für importierte Vorleistungs- und Verbrauchsgüter erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat. Investitionsgüter und Gebrauchs­ güter verbilligten sich dagegen. Im Vormonatsvergleich von Oktober auf November stiegen die Preise für Importwaren um 0,7 %. Vor allem Strom, Erdgas und Steinkohle verteuerten sich, Rohöl und Mineralölerzeugnisse wurden preiswerter. Quellen: StBA, BBk Die Ausfuhrpreise legten im November im Vergleich zum Vorjahr mit einer Rate von 0,3 % zu. Dies war der erste Anstieg im Jahr 2016. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Ausfuhrpreise im November um 0,5 %. Die Preis­ relation im Außenhandel (Terms of Trade) änderte sich gegenüber dem Vorjahreswert nicht. Die Verbraucherpreise erhöhten sich nach vorläufigen Angaben im Jahr 2016 im Durchschnitt um 0,5 %. Im Jahr 2015 hatte der durchschnittliche Verbraucherpreisanstieg noch bei 0,3 % gelegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Inflationsrate im Dezember sprunghaft um 0,9 Prozentpunkte auf 1,7 %. Dazu trug bei, dass die Energiepreise (+2,5 %) erstmals seit drei Jahren den Anstieg der Preise nicht mehr dämpften. Die Kerninflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie erhöhte sich im Dezember demgegenüber nur leicht auf 1,4 %. Auch im Vormonatsvergleich zogen die Konsumentenpreise mit +0,7 % kräftig an. Teurer wurden zur Weihnachtszeit vor allem Nahrungsmittel und Pauschalreisen. Kraftstoffe und Heizöl verteuerten sich im Zuge der Rohölpreisentwicklung ebenfalls erheblich. Erste Preisnachlässe gab es zum Jahresschluss bei Bekleidung und Schuhen. Preisentwicklung (Veränderungen gegen Vorjahr in %) 2,0 10,0 1,5 7,5 1,0 5,0 0,5 2,5 0,0 0,0 -0,5 -2,5 -1,0 -5,0 -1,5 2013 2014 Verbraucherpreise (linke Skala) Einfuhrpreise (rechte Skala) Erzeugerpreise (rechte Skala) Quelle: StBA 2015 2016 -7,5 Im Inlandsabsatz stiegen die Erzeugerpreise im November binnen Jahresfrist erstmals seit fast dreieinhalb Jahren wieder an. Sie nahmen um 0,1 % zu. Die Preise für Konsum­ güter (+1,4 %) stiegen am stärksten. Nur die Preise für Energie (-1,7 %) ermäßigten sich noch, vor allem weil Heizöl und Mineralölerzeugnisse noch preisgünstiger als im November 2015 waren. Im Vergleich zum Vormonat verteuerten sich die Preise auf der Produzentenstufe um 0,3 %. 13 M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 7. Monetäre Entwicklung EZB Bilanzsumme (in Bio. Euro) Die Erholung der Kreditentwicklung im Euroraum geht weiter. Zinssätze verharren auf historisch niedrigen Niveaus. 3,75 3,50 3,25 3,00 2,75 Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt weiterhin eine expansive Geldpolitik. Seit Mitte März 2016 liegt der Haupt­ refinanzierungssatz unverändert bei 0,0 %. Für die Einlagefazilität fällt seitdem ein Negativzins in Höhe von -0,4 % an. Laut EZB wird das niedrige Zinsniveau für einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. 2,50 2,25 2,00 1,75 2013 2014 2015 2016 2017 Quellen: EZB, Macrobond Geldmarktsätze in der Eurozone (in %) Die Bilanz der EZB hat sich durch die Ankaufprogramme seit Dezember 2014 von 2,0 auf zuletzt knapp 3,7 Bio. Euro ausgeweitet. Im Zuge des Ankaufprogramms der EZB steigt die tagesdurchschnittliche Überschussliquidität weiter an. Während diese im Mai bei 817 Mrd. Euro lag, beziffert sie sich im Dezember auf 1.201 Mrd. Euro. 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 Liquidität im Eurobankensystem (in Mrd. Euro, Monatsdurchschnitte) -0,25 -0,50 2014 2015 2016 2017 EURIBOR, 3 Monate EZB Hauptrefinanzierungssatz Risikoprämie, Differenz aus 3-Monats-EURIBOR und 3-Monats-STOXX GC Pooling Quelle: Macrobond Der besicherte Interbankenzins liegt bei -0,4 % und der unbesicherte bei -0,3 %. Zusätzliche Liquidität soll der Markt zudem durch die geldpolitischen Sondermaßnahmen der EZB im Rahmen des Erweiterten Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (EAPP) erhalten. Das Programm wurde zuletzt bis mindestens Ende 2017 verlängert. Gleichzeitig soll das monatliche Ankaufvolumen ab April 2017 von 80 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro reduziert werden. 1.400 1.300 1.200 1.100 1.000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 2013 Einlagenfazilität Überschuss-Reserven Mindestreserven Überschuss-Liquidität Quellen: EZB, Macrobond 2014 2015 2016 2017 14 M O N AT S B E R I C H T 0 2 -2 0 1 7 Im Gegensatz dazu setzt sich die Zinswende in den Vereinigten Staaten fort. Angesichts der guten Arbeitsmarktergebnisse hat die amerikanische Notenbank ihren Leitzins im Dezember wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte ange­ hoben. Dieser bewegt sich nun in einer Bandbreite von 0,5 bis 0,75 Prozent. Bereits in Erwartung dieser Entscheidung waren die Zinsen für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen von 1,8 % auf 2,5 % gestiegen und liegen auch weiterhin bei etwa 2,5 %. Parallel zu den steigenden Zinsen kam es auch zu einer Höherbewertung des US-Dollars. Die anfänglich starke Wechselkursreaktion wurde etwas korrigiert. Momentan sind 1,06 Dollar für einen Euro zu entrichten. Auch die deutliche Abwertung des Pfunds gegenüber dem Euro seit dem Brexit wurde teilweise zurückgenommen. Seit Anfang Dezember wertete der Euro gegenüber dem Pfund um 1 % auf. Der reale effektive Wechselkurs Deutschlands gegenüber 56 Handelspartnern wertete im Dezember um -0,7 % ab. Bereits im Vorfeld der Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten war ein Anstieg der Kapitalmarktzinsen zu beo­ bachten. Derzeit liegen die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen bei 0,23 %. Mitte Dezember lag die Rendite noch bei 0,37 %. Die Zinsdifferenz innerhalb des Euroraums bleibt bestehen. Während für französische Staatsanleihen der Zins ebenfalls aktuell nur bei 0,8 % liegt, beträgt die Rendite zehnjähriger portugiesischer Anleihen 3,9 % und für spanische Anleihen 1,4 %. Die Verzinsung italienischer Staatsanleihen blieb trotz gescheiterter Verfassungsreform und Rücktritts des Premierministers stabil bei 1,9 %. Auch die Zinsen für Unternehmensanleihen sind leicht gestiegen. Aktuell liegen die Unternehmensanleihen mit bester Bonität bei 0,31 %. Renditen zehnjähriger Staatsanleihen (Tageswerte in %) 20,0 17,5 15,0 12,5 10,0 7,5 5,0 2,5 0,0 -2,5 2014 2015 Deutschland Spanien Irland Griechenland Portugal Italien 2016 2017 Quelle: Macrobond Die Vergabe von Unternehmenskrediten folgt mit zeitlicher Verzögerung dem Wirtschaftswachstum. Nachdem die Kreditvergabe an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften in Deutschland bis November 2015 im Vorjahresvergleich rückläufig war, haben die Bestände seit Dezember wieder zugenommen. Im November 2016 lagen die Buchkredite 2,5 % über dem Niveau des Vorjahres. Die moderate Steigerung der Buchkredite entspricht den Ergebnissen des Bank Lending Survey der EZB von Oktober 2016, die den Banken in Deutschland eine geringfügig steigende Kreditnachfrage der Unternehmen attestiert sowie eine weitere Senkung der Kreditstandards. 15 M O N AT S B E R I C H T 0 2 - 2 0 1 7 Die Kreditvergabe an private Haushalte expandiert etwas dynamischer und nahm im November um 3,0 % gegenüber dem Vorjahr zu. Die wichtigste Triebfeder blieb die Vergabe von Wohnungsbaukrediten (+3,7 %), die durch das sehr niedrige Zinsniveau begünstigt wird. Auch die Kreditvergabe im Euroraum konnte sich weiter erholen. Im November war das Kreditvolumen für nicht­ finanzielle Kapitalgesellschaften 2,2 % höher als im Vorjahr. Das Kreditvolumen für private Haushalte stieg um 1,9 %. Gemäß dem Bank Lending Survey gehen die Banken im Euroraum auch für das vierte Quartal von einer ansteigenden Kreditnachfrage aus. Der Zinsabstand für Unternehmenskredite innerhalb des Euroraums verringerte sich tendenziell weiter. Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften in Portugal, Spanien, Italien und Griechenland zahlen im Mittel 1,2 Prozentpunkte höhere Kreditzinsen als deutsche Unternehmen (Stand: November 2016). Anfang 2013 lag dieser Abstand noch bei 2,4 Prozentpunkten. Der Anstieg der Geldmenge M3 des Euroraums setzte sich auch im November fort. Im Vergleich zum Vorjahr legte sie um 4,8 % zu. Der Anstieg ging wie im vorherigen Monat vorrangig auf eine Ausweitung der enger gefassten Geldmenge M1 zurück, die auf Jahresfrist angesichts des erweiterten Anleihekaufprogramms der EZB um 8,7 % gestiegen ist. Die monetäre Dynamik blieb aber niedriger als zu Vorkrisenzeiten. Zwischen 2000 und 2007 hatte das durchschnittliche Jahreswachstum der Geldmenge M3 über 7 % betragen. Buchkredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften in Deutschland (Veränderungen gegen Vorjahr in %, Beiträge in Prozentpunkten, Ursprungszahlen) 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 2013 Laufzeit bis 1 Jahr Laufzeit über 1 bis 5 Jahre Laufzeit über 5 Jahre insgesamt Quelle: BBk 2014 2015 2016