2 r Felder 1 Der Begriff „Feld“ 1.1 Historisches Abb. 1 a: Michael Faraday führte als Erster Feldlinien ein, um elektrische und magnetische Phänomene zu beschreiben. Abb. 1 b: James Clerk Maxwell war fasziniert von Faradays gründlichen Beobachtungen und entwickelte eine dazu passende mathematische Beschreibung. Eine grundlegend neue Idee zur Beschreibung physikalischer Phänomene war das Konzept des Feldes. Begründet wurde der Feldbegriff von Michael Faraday (1791 –1867, Abb. 1 a), der ihn benutzte, um die Ergebnisse seiner Experimente zur Elektrizität und zum Magnetismus zu beschreiben. Faraday, der von Humphry Davy (1778 –1829) als Chemiker ausgebildet wurde, besaß nur wenige mathematische Kenntnisse und suchte daher nach einer anschaulichen, nicht-mathematischen Beschreibung seiner Versuchsergebnisse. Dazu führte er die heute häufig verwendeten Feldlinien ein. Der Schotte James Clerk Maxwell (1831–1879, Abb. 1 b) war eine große mathematische Begabung und interessierte sich sehr für Faradays Untersuchungen zur Elektrizität, die dieser in einer Reihe von Artikeln unter dem Titel „Experimental Researches in Electricity“ veröffentlicht hatte. Es gelang ihm, nicht nur Faradays Feldlinien, sondern auch dessen experimentelle Ergebnisse mathematisch abstrakt zu beschreiben, wobei er sich stark von Analogien zwischen den Feldlinien und Strömungen von Flüssigkeiten leiten ließ. Wir kennen diese Beschreibung heute als die vier Maxwell’schen Gleichungen, die in der klassischen Physik immer noch die Grundlage für die Beschreibung elektromagnetischer Felder darstellen. Es dauerte allerdings noch einige Zeit, bis der Feldbegriff als adäquate Beschreibung für elektromagnetische Phänomene bei den Physikern akzeptiert wurde. Dabei konnte Maxwell seine Überlegungen damals schon so weit ausbauen, dass sie ihn zur Vermutung führten, dass Licht als elektromagnetische Welle zu beschreiben sei. Der Feldbegriff wurde später auch auf die Beschreibung der Gravitation übertragen und in zunehmendem Maße verallgemeinert. Heute sieht man Felder als eigenständige physikalische Objekte an, die durch entsprechende Eigenschaften (physikalische Größen) charakterisiert werden. So ordnet man Feldern heute u. a. Energie und Impuls zu. 1.2 Grundlagen Im mathematischen Sinne bezeichnet man als Feld eine Funktion, die jedem Punkt des dreidimensionalen (oder bei Bedarf auch nur zweidimensionalen) Raumes eine Größe zuordnet. Im einfachsten Fall wird jedem Raumpunkt ein Zahlenwert zugeordnet; ein Beispiel dafür sind Felder r 3 z. B. die Angaben für Luftdruck und Lufttemperatur auf einer Wetterkarte (Abb. 2). Man spricht in diesem Fall von einem Skalarfeld. Häufig werden in Skalarfeldern Punkte mit gleichen Zahlenwerten durch Linien verbunden (Isolinien von griech. `ίσος: gleich). Abb. 2: Die Angaben von Lufttemperatur und Luftdruck auf einer Wetterkarte stellen mathematisch gesehen ein Skalarfeld dar. Jedem Punkt auf der Karte wird ein entsprechender Zahlenwert (Skalar) zugeordnet. Punkte mit gleichen Werten werden häufig durch Linien verbunden, hier z. B. durch Linien gleichen Luftdrucks, die Isobaren. Abb. 2 Abb. 3 Etwas aufwendiger ist die Beschreibung bei Vektorfeldern. Hier wird jedem Punkt eine gerichtete Größe, ein (Feld-)Vektor zugeordnet. Dieser wird durch seine Richtung und seinen Betrag charakterisiert. Auch hier kann die Wetterkarte als Beispiel dienen, wenn man jedem Punkt der Erdoberfläche die momentane Windgeschwindigkeit mit Betrag und Richtung zuordnet (Abb. 3). Häufig verwendet man bei Vektorfeldern Feldlinien zur Beschreibung. Feldlinien werden so angelegt, dass an jedem Punkt des Feldes der entsprechende Vektor tangential zur Feldlinie verläuft. Hier in der Wetterkarte wurde der Betrag des Vektors über die Anzahl der Federn an dem Windpfeil dargestellt, damit die Darstellung trotz vieler eingetragener Werte übersichtlich bleibt. Häufiger verwendet man in der Physik (wie auch in der Mathematik) zur Darstellung von Vektoren Pfeile, deren Länge ein Maß für den Betrag des Vektors ist. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür dürften die Kraftpfeile sein, deren Länge den Betrag der Kraft darstellt und deren Richtung mit der Richtung der Kraft übereinstimmt. Zahlentechnisch stellt man Vektoren durch Zahlentupel dar, z. B. im dreidimensionalen Fall durch ein Zah lentripel wie etwa x = (3 − 2 4), für die man entsprechende Rechenregeln aufstellt. Die Überlagerung von Skalarfeldern lässt sich auf einfache Weise durchführen: Man muss nur die entsprechenden Zahlenwerte für jeden Ortspunkt addieren. Ordnet man z. B. jedem Punkt der Erdoberfläche die in einem Monat gefallene Regenmenge in mm Wasserhöhe zu, so Abb. 3: Die kurzen Linien mit den „Fähnchen“ (Windpfeile) geben die Windrichtung und die Windstärke an. Sie stellen ein Beispiel eines Vektorfeldes dar. Zieht man eine Linie so, dass die Windpfeile stets tangential zu ihr verlaufen, erhält man eine Feldlinie (hier farbig gezeichnet).