Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner

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Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin
Klinikum rechts der Isar der TU München
Ismaninger Str. 22, 81675 München
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner
Ernährungsempfehlungen bei Leberzirrhose
Eine Hepatitis wie auch die Fettleber können fließend und irreversibel in eine Leberzirrhose
übergehen.
Die Leberzirrhose ist durch einen fortschreitenden Untergang aktiver Leberzellen, welche durch
knotiges Bindegewebe ersetzt werden, sowie durch eine Zerstörung der Leberarchitektur
gekennzeichnet.
Das Bindegewebe kann die Leistungen der Leber nicht übernehmen und die
Stoffwechselfunktionen der Leber werden zunehmend schlechter.
Das Lebergewebe verfestigt sich und schrumpft, daher wird die Leberzirrhose auch
Schrumpfleber genannt.
In Abhängigkeit von Art und Ausmaß der Funktionseinschränkung sind die diätetischen
Maßnahmen dem individuellen Krankheitsbild anzupassen.
Begleiterscheinungen der Leberzirrhose:
Die Vergrößerung und die Verhärtung der Leber und der zunehmende Druck im
Pfortadersystem beeinflussen die Darmfunktion. Es kommt zu Unverträglichkeiten gegenüber
Nahrungsmitteln, die durch folgende Beschwerden gekennzeichnet sein können:
• Völlegefühl
• Appetitlosigkeit
• Bauchschmerzen
• Blähungen
Die Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln sind individuell verschieden.
Ernährungsempfehlungen bei Leberzirrhose:
Die Bedeutung der Ernährung bei Leberzirrhose wird leider unterschätzt. Eine leberangepasste
Ernährung ist Teil der Therapie genauso wie die Einnahme von Medikamenten.
1. Kompensierte Form:
Solange die Leber ihre Aufgaben noch erfüllt, bedarf es keiner diätetischen Therapie,
sondern einer gesunden Ernährung mit:
• absoluter Alkoholmeidung
Bereits ab dem ersten Anzeichen einer Leberschädigung, bzw. Leberzirrhose sollten
alle alkoholhaltigen Getränke eliminiert werden.
•
Leichte Vollkost unter Berücksichtigung der individuellen Unverträglichkeiten
Die leichte Vollkost unterscheidet sich von der Vollkost durch Verzicht auf von
Lebensmittel und Speisen, die erfahrungsgemäß häufig Unverträglichkeiten auslösen.
Die Empfehlung für Sie lautet daher:
“Alles was Sie vertragen, können Sie auch essen!”
Die Verträglichkeit von Lebensmitteln, Speisen und Getränken ist von Person zu Person
unterschiedlich und sollte von jedem Einzelnen individuell ausgetestet werden.
Fettreiche und ballaststoffreiche Speisen haben eine längere Verweildauer im Magen
und werden nur langsam verdaut. Dadurch können unangenehme Beschwerden wie
Druck, Völlegefühl, Blähungen etc. auftreten. Weiche oder gut gekaute Lebensmittel und
kleine Nahrungsportionen haben eine kurze Verweildauer im Magen, was sich positiv auf
das Wohlbefinden auswirkt.
Folgende Lebensmittel werden häufig schlecht vertragen:
Hülsenfrüchte, Gurkensalat, frittierte Speisen, Weißkohl, Getränke mit Kohlensäure,
Grünkohl, fette Speisen, Paprikagemüse, Sauerkraut, Rotkraut, süße und fette
Backwaren, Wirsing, Zwiebeln, Pommes frites, hartgekochte Eier, frisches Brot,
Bohnenkaffee, Kohlsalat, Majonäse, Kartoffelsalat, Geräuchertes, Eisbein, zu stark
gewürzte Speisen, zu heiße und zu kalte Speisen, stark angebratene Speisen, Pilze,
Rotwein, Lauch, Spirituosen, Birnen.
Besser verträglich sind:
Weiß- und Mischbrot, Milch, Buttermilch, Orangensaft, Kartoffel, Nudeln, Reis, Knödel,
Schwarzer Tee, Äpfel, Bananen, Orangen, Honig, Marmelade, Tomaten, Blattsalate,
Schnittkäse, Camembert, Schimmelkäse, Butter
Empfehlungen für zu Hause:
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Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.
Nehmen Sie ihre Mahlzeiten in Ruhe ein und essen Sie langsam.
Essen und Trinken Sie nicht zu heiße bzw. kalte Speisen.
Kochen und essen Sie fettbewusst.
Probieren Sie Ihnen unbekannte Gerichte nur in kleinen Mengen auf ihre
Verträglichkeit.
• Rauchen Sie möglichst nicht und verzichten Sie auf alkoholische Getränke.
2. Dekompensierte Form:
Eine diätetische Therapie wird bei folgenden Anzeichen begonnen:
- Ausbildung einer Aszites (Bauchwassersucht) oder Ödemen
- Ösophagusvarizenblutung (Speiseröhrenblutung)
- Anzeichen einer hepatischen Enzephalopathie (Konzentrationsstörungen,
Zittern der Hände, Koordinationsstörungen, Müdigkeit…)
Gastro-Liga
Friedrich-List-Str. 13
35398 Gießen
Tel.: 0641 / 97481-0
www.gastro-liga.de
E-Mail: [email protected]
Diätetische Maßnahmen:
1. Eiweißeinschränkung je nach Stadium der Enzephalopathie auf 40-60g / Tag
Bei der Eiweißverdauung im Darm fallen Giftstoffe an, die die kranke Leber nicht
vollständig entgiften kann und die das Gehirn schädigen können. Doch nicht alle
Eiweiße sind gleich schädlich:
Milch/ Milchprodukte und pflanzliches Eiweiß sind günstiger als tierisches Eiweiß
wie Fleisch, Fisch und Ei.
Pflanzliche Eiweißträger haben eine geringere toxische Wirkung sind also besser
verträglich.
2. Einsatz von verzweigtkettigen Aminosäuren (in Form von Medikamenten)
Bei einer Eiweißeinschränkung unter 60g / Tag besteht die Gefahr einer
Eiweißunterversorgung mit der Folge eines Abbaus von körpereigenem Eiweiß
(Muskel). Verzweigtkettige Aminosäuren liefern dem Körper gut verträgliches Eiweiß
zur Verhinderung eines Eiweißmangels und fließen nicht in die Eiweißberechnung
ein.
3. Ausreichende Energiezufuhr
Viele Leberzirrhotiker sind mangelernährt. Eine Mangelernährung schwächt das
Immunsystem und führt zu Muskelabbau.
4.
Einschränkung von Salz und salzreichen Lebensmitteln
Da Salz im Körper Wasser bindet, sollte der Verzehr von Salz und salzreichen
Lebensmitteln reduziert werden, um der Entstehung einer Aszites bzw. von Ödemen
vorzubeugen.
5. Flüssigkeitseinschränkung bei Wassereinlagerung
Eine Beschränkung der Trinkmenge ist nur bei Auftreten eines zu niedrigen
Natriumspiegels im Blut oder bei Ödemen und Aszites angezeigt. Die Trinkmenge
sollte dann auf 0,5-1l / Tag reduziert werden.
6. Kaliumreiche Ernährung
Kalium ist ein Gegenspieler von Natrium bzw. Salz und hilft dem Körper Wasser
auszuschwemmen.
Kaliumreich sind Gemüsesäfte und alle Gemüsesorten (insbesondere Kartoffeln,
Tomaten, Spinat, Kohl, Champignons und Pfifferlinge, Kräuter) sowie Obst
(insbesondere Fruchtsäfte, Aprikosen, Bananen, Trockenobst und Avocados).
7. Reichlich Ballaststoffe
Ballaststoffe binden Gifte im Darm und verkürzen die Passagezeit der Nahrung, so
dass sich weniger Giftstoffe bilden können.
8. Zusätzliche Einnahme von Laktulose
Laktulose gelangt ungespalten in den Darm, wo sie von Bakterien zu Essigsäure
und Milchsäure abgebaut wird. Durch die Ansäuerung des Darminhaltes verändert
sich die Bakterienflora im Darm, die bakterielle Eiweißspaltung nimmt ab, damit
werden weniger Giftstoffe gebildet.
9. Weiche Kost
zum Schutz der leicht einreißenden Ösophagusvarizen sollte die Nahrung gut
gekaut oder zerkleinert (passiert) werden.
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