Politik/Gesellschaft/Wirtschaft Landesinstitut Hamburg 1 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft Inhaltsverzeichnis Auslandseinsätze der Bundeswehr – Normalisierung oder Militarisierung der deutschen Außenpolitik?.................................................................................................................. 4 Die „Schuldenbremse“ – ein geeigneter Weg zur Reduzierung der Staatsverschuldung von Bund und Ländern? ................................................................................................. 6 Sozialstaat und Globalisierung – ein Widerspruch?....................................................... 8 Die Vereinten Nationen – ein effektives Instrument der Konfliktlösung?...................... 11 „Working Poor“ in Deutschland – Muss der Staat vor Armut schützen? ...................... 14 Niedriglöhne in Deutschland – Gefahr oder Chance?.................................................. 17 Landesinstitut Hamburg 2 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit den hier vorgelegten Beispielaufgaben möchten wir Sie bei der Gestaltung der neuartigen Präsentationsprüfung im Abitur unterstützen. Die Aufgaben sind entwickelt worden mit dem Ziel, Ihnen hilfreiche und nachvollziehbare Hinweise für eigene Überlegungen zu Abituraufgaben zu geben. Grundsätzlich besteht ein wesentliches Merkmal „guter“ Prüfungsaufgaben darin, dass sie sinnvoll aus dem vorausgegangenen Unterricht abgeleitet werden und dadurch den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, die erworbenen Kompetenzen umfassend zu demonstrieren. Insofern sind unsere Beispielaufgaben mit Vorbehalt zu betrachten, da sie die unterrichtlichen Voraussetzungen nur in allgemeiner Weise – also bezogen auf den jeweiligen Rahmenplan und die Abiturrichtlinie – aufgreifen können. Wenn Sie die Beispiele in Ihren Fächern, aber auch mit den Beispielen aus anderen Fächern vergleichen, werden Sie eine gewisse Varianz feststellen – manche Beispiele sind knapper gehalten, andere ausführlich, einige verwenden Operatoren, andere verzichten darauf usw. Diese Unterschiedlichkeit ist gewollt; sie soll die Bandbreite aufzeigen, in der sich mögliche Aufgabenstellungen für die Präsentationsprüfung bewegen können, und Sie damit anregen und ermutigen, diese Bandbreite auch zugunsten Ihrer Schülerinnen und Schüler zu nutzen. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten: Die Beispiele sind grundsätzlich problemorientiert gestaltet, und sie lassen damit den Schülerinnen und Schülern Freiräume bei der Bearbeitung und der thematischen Schwerpunktsetzung. Außerdem sind alle Beispiele selbstverständlich so gestaltet, dass sie eine Bearbeitung auf allen drei Anforderungsebenen ermöglichen. Und schließlich halten sich die Beispielaufgaben selbstverständlich eng an die fachlichen Vorgaben des jeweiligen Rahmenplans und der Abiturrichtlinie. Ich hoffe, dass wir Ihnen mit diesen Beispielen eine Hilfe an die Hand geben können, mit der Sie die neuen Anforderungen besser bewältigen können. Über Anregungen und Kritik unter [email protected] freue ich mich! Dr. Jochen Schnack Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Landesinstitut Hamburg 3 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau Auslandseinsätze der Bundeswehr – Normalisierung oder Militarisierung der deutschen Außenpolitik? Diese Beispielaufgabe ist auf einen Kurs auf grundlegendem Niveau für das Inhaltsfeld „Globale Probleme Internationale Politik“ zugeschnitten. I Unterrichtliche Voraussetzungen • Die Schüler können gesellschaftliche, demokratische, wirtschaftliche Grundzusammenhänge und Entwicklungstendenzen sowie deren politisch-institutionelle Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. • Die Schülerinnen und Schüler können ein Fallbeispiel mithilfe je eines sozialwissenschaftlichen Modells und Kategoriensystems analysieren (z.B. Friedensstrategien) und dabei insbesondere die jeweilige Problemlage, die Akteure und ihre Positionen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen mit einbeziehen und dabei die europäische und die internationale Dimension der Fallbeispiele berücksichtigen. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen sowie Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile von politischen Akteuren identifizieren, in Grundzügen nachvollziehen und auseinanderhalten. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen von politischen Akteuren in Ansätzen auf zugrunde liegende Interessen, implizite politische Grundwerte und Grundorientierungen (z. B. liberale, konservative, sozialistische oder libertäre Gesellschaftsvorstellungen) zurückführen sowie auf Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile untersuchen. • Die Schülerinnen und Schüler können diese Positionen heranziehen, um einen eigenen Standpunkt zu aktuellen Fällen zu begründen und argumentativ zu vertreten. Sie können ihren Standpunkt auf eigene Grundwerte und eine politische Grundorientierung zurückführen. • Sie können ausgehend von ihrem eigenen Urteil Vorschläge zur Lösung politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Problemstellungen entwickeln. Die Schüler sind vertraut mit Aufgaben, die den selbständigen Wissenserwerb und eigene Materialrecherchen voraussetzen, mit problemorientierten Aufgabenstellungen und der Arbeit in verschiedenen Sozialformen, auch der Einzelarbeit. Hierzu gehört auch das Wissen über unterschiedliche Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen im Unterricht. Die Entwicklung von sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit sowie die politisch-moralische Urteilsfähigkeit war ein wesentliches Ziel des PGWUnterrichts in der Sekundarstufe II. Unterrichtsthema war die Fallanalyse eines aktuellen internationalen Konfliktes am Beispiel des Kongos sowie der Wandel des Systems internationaler Beziehungen nach dem Ost-West-Konflikt. Hierbei spielten auch Beiträge zur Lösung internationaler Konflikte durch die deutsche und europäische Außenpolitik sowie durch internationale Institutionen (z.B. NATO, UNO) eine Rolle. Ebenfalls waren internationale Konfliktlösungsstrategien sowohl militärischer als auch nicht-militärischer Art Thema und wurden anhand des der Kontroverse Intervention vs. Souveränität vertieft. Den Abschluss bildeten Szenarien zu möglichen Entwicklungstendenzen der internationalen Beziehungen. Landesinstitut Hamburg 4 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft II grundlegendes Niveau Erwartungshorizont Dieser Erwartungshorizont bezieht sich auf die Aufgabenstellung, nicht auf die vom Prüfling zu erarbeitende und in der Dokumentation darzustellende Konkretisierung. Der vom Prüfer zu erstellende Erwartungshorizont muss sich auf die Dokumentation beziehen. Erwartet werden die Arbeit mit u.a. Lexika, Internetrecherche, regionaler und überregionaler Presse und eine sachangemessene Wahl der medialen Präsentationsmethoden, die der Schüler inhaltsbezogen begründen kann. Die Komplexität und Offenheit der Fragestellung ermöglicht unterschiedliche methodische Vorgehensweisen und Arbeitsschwerpunkte. Ein mögliches Gliederungsprinzip der Präsentation könnte ein chronologisches Vorgehen sein. Dabei untersucht der Prüfling die Geschichte der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Wichtige Etappen sollten auf jeden Fall die Debatte um den Einsatz der Bundeswehr in Bosnien, das Bundesverfassungsgerichtsurteil zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr unter UN-Mandat von 1994 und die Rahmenbedingungen des Grundgesetzes, der erstmalige Beteiligung an NATO-Kampfeinsätzen in Serbien 1999 sowie die Beteiligung am AfghanistanEinsatz im Rahmen von ISAF sein. (Anforderungsbereiche I und II) Aus der Analyse der jeweils begleitenden politischen Diskussion (z.B. Bundestagsdebatten zur Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes, innerparteiliche Debatten bei den GRÜNEN, insbesondere während der Zeit ihrer Regierungsbeteiligung) lassen sich Positionen und Standpunkte gewinnen, die der Prüfling zur eigenen Urteilsbildung heranziehen kann. (Anforderungsbereich III) III Bewertungskriterien Eine „gute“ Leistung liegt vor, wenn • die in der Themenstellung angelegte Kontroverse prägnant problematisiert und daraus ein geeignetes methodisches Vorgehen ableitet wird; • ein fundierter, strukturierter und geschlossener Überblick über den Verlauf der politischen Debatte über Auslandseinsätze der Bundeswehr präsentiert wird; • Positionen von beteiligten, auch internationalen, Akteuren differenziert dargestellt und auf zugrunde liegende Interessen und politische Grundorientierungen zurückgeführt werden; • die kritische Reflexion dieser Standpunkte in eine eigenständige, kriteriengeleitete Beurteilung mündet, die im Prüfungsgespräch auch hinterfragt wird. Eine „ausreichende“ Leistung liegt vor, wenn • die in der Themenstellung angelegte Kontroverse grundsätzlich vom Prüfling erfasst wird: • ein Überblick über die zentralen Etappen der politischen Debatte über Auslandseinsätze der Bundeswehr präsentiert wird; • einzelne, kontroverse Positionen und Argumente politischer Akteure sachlich zutreffend gegenüber gestellt werden und im Ansatz auf zugrunde liegende Interessen und politische Grundorientierungen zurückgeführt werden; • die verschiedenen Positionen und Argumente zur eigenen, begründeten Urteilsbildung herangezogen werden. Landesinstitut Hamburg 5 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau Die „Schuldenbremse“ – ein geeigneter Weg zur Reduzierung der Staatsverschuldung von Bund und Ländern? Diese Beispielaufgabe ist auf einen Kurs auf grundlegendem Niveau für das Inhaltsfeld „Wirtschaftssystem und Wirtschaftspolitik“ zugeschnitten. I Unterrichtliche Voraussetzungen • Die Schüler können gesellschaftliche, demokratische, wirtschaftliche Grundzusammenhänge und Entwicklungstendenzen sowie deren politisch-institutionelle Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. • Die Schülerinnen und Schüler können ein Fallbeispiel mithilfe je eines sozialwissenschaftlichen Modells und Kategoriensystems analysieren und dabei insbesondere die jeweilige Problemlage, die Akteure und ihre Positionen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen mit einbeziehen sowie • Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien identifizieren, in Grundzügen nachvollziehen und auseinanderhalten. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien in Ansätzen auf zugrunde liegende Interessen, implizite politische Grundwerte und Grundorientierungen (z. B. liberale, konservative, sozialistische oder libertäre Gesellschaftsvorstellungen) zurückführen sowie auf Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile untersuchen. • Die Schülerinnen und Schüler können diese Positionen heranziehen, um einen eigenen Standpunkt zu aktuellen Fällen zu begründen und argumentativ zu vertreten. Sie können ihren Standpunkt auf eigene Grundwerte und eine politische Grundorientierung zurückführen. Die Schüler sind vertraut mit Aufgaben, die den selbständigen Wissenserwerb und eigene Materialrecherchen voraussetzen, mit problemorientierten Aufgabenstellungen und der Arbeit in verschiedenen Sozialformen, auch der Einzelarbeit. Hierzu gehört auch das Wissen über unterschiedliche Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen im Unterricht. Die Entwicklung von sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit sowie die politisch-moralische Urteilsfähigkeit war ein wesentliches Ziel des PGWUnterrichts in der Sekundarstufe II. Inhalt des Unterrichts waren Grundprinzipien der Marktwirtschaft, Wirtschaftsindikatoren und -prognosen, Funktionen und Handlungsmöglichkeiten des Staates (Steuern, Abgaben, Subventionen, Konjunkturpolitik) sowie die wirtschaftspolitischen Grundpositionen der Debatte um Liberalismus vs. Staatsinterventionen (Smith, Keynes, Friedman). II Erwartungshorizont Dieser Erwartungshorizont bezieht sich auf die Aufgabenstellung, nicht auf die vom Prüfling zu erarbeitende und in der Dokumentation darzustellende Konkretisierung. Der vom Prüfer zu erstellende Erwartungshorizont muss sich auf die Dokumentation beziehen. Landesinstitut Hamburg 6 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau Erwartet werden die Verwendung von u.a. Lexika, Internetrecherche, regionaler und überregionaler Presse sowie eine sachangemessene Wahl der medialen Präsentationsmethoden, die der Schüler inhaltsbezogen begründen kann. Folgende Aspekte sollten bei der Präsentation in jedem Fall Berücksichtigung finden, jedoch erfordert und ermöglicht die Komplexität der Fragestellung vom Prüfling das Setzen eigener Arbeitsschwerpunkte (Anforderungsbereiche angegeben): • Darstellung von Entwicklung, Struktur und Ursachen der schuldung (I); • Herausarbeiten der Problematik überhöhter Staatsverschuldung (I,II); • theoretische Fundierung: Funktion und Bedeutung von Staatsverschuldung im keynesianischen Ansatz und im (neo-)liberalen Ansatz (I); • Darstellung und Erläuterung der Schuldenbremse (beschlossene Maßnahmen des Gesetzgebers, bisherige Regelungen (Art. 115 GG, Europäischer Stabilitätspakt) (II); • Darstellung und Erläuterung der Position beteiligter (politischer) Akteure (z.B. Parteien, Ökonomen) (II); • Eigene Stellungnahme zum Beispiel unter Bezugnahme auf die Kategorie Nachhaltigkeit (eindeutige Begrenzung, Zulässigkeit von Überschreitungen nur durch Kanzlermehrheit im Bundestag, Verpflichtung zu antizyklischer Haushaltspolitik, Verfassungsrang der Regelungen) oder auf die Kategorie Legitimität (starke Einschränkung der Länderparlamente) oder Effektivität (Beschränkung notwendiger Investitionen der öffentlichen Hand) (III). III deutschen Staatsver- Bewertungskriterien Eine „gute“ Leistung liegt vor, wenn • Entwicklung, Struktur, Ursachen und die Problematik der Verschuldung der öffentlichen Haushalte präzise, sachlich richtig und sinnvoll strukturiert dargestellt werden; • Staatsverschuldung begründet in die jeweiligen wirtschaftstheoretischen Ansätze eingeordnet wird; • der Mechanismus der Schuldenbremse präzise, sachlich richtig und sinnvoll strukturiert erläutert wird; • mehrere unterschiedliche Positionen beteiligter Akteure erläutert werden; • eine eigenständige, begründete und kriteriengeleitete Urteilsbildung erfolgt und im Prüfungsgespräch reflektiert werden kann. Eine „ausreichende“ Leistung liegt vor, wenn • Entwicklung, Struktur, Ursachen und die Problematik der Verschuldung der öffentlichen Haushalte in den Grundzügen zutreffend dargestellt werden; • die Staatsverschuldung im Wesentlichen nachvollziehbar in die jeweiligen wirtschaftstheoretischen Ansätze eingeordnet wird; • der Mechanismus der Schuldenbremse in den Grundzügen zutreffend erläutert wird; • eine im Ansatz nachvollziehbare und schlüssige Urteilsbildung erfolgt. Landesinstitut Hamburg 7 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau Sozialstaat und Globalisierung – ein Widerspruch? Diese Beispielaufgabe ist auf einen Kurs im grundlegenden Niveau für die Inhaltsfelder „Globale Probleme/Internationale Politik“ sowie „Gesellschaft und Gesellschaftspolitik“ zugeschnitten. I Unterrichtliche Voraussetzungen • Die Schüler können gesellschaftliche, demokratische, wirtschaftliche Grundzusammenhänge und Entwicklungstendenzen sowie deren politisch-institutionelle Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. • Die Schülerinnen und Schüler können ein Fallbeispiel mithilfe je eines sozialwissenschaftlichen Modells und Kategoriensystems (z.B. Milieumodelle) analysieren und dabei insbesondere die jeweilige Problemlage, die Akteure und ihre Positionen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen mit einbeziehen. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen sowie Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien identifizieren, in Grundzügen nachvollziehen und auseinanderhalten. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien in Ansätzen auf zugrunde liegende Interessen, implizite politische Grundwerte und Grundorientierungen (z. B. liberale, konservative, sozialistische oder libertäre Gesellschaftsvorstellungen) zurückführen sowie auf Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile untersuchen. • Die Schülerinnen und Schüler können diese Positionen heranziehen, um einen eigenen Standpunkt zu aktuellen Fällen zu begründen und argumentativ zu vertreten. Sie können ihren Standpunkt auf eigene Grundwerte und eine politische Grundorientierung zurückführen. • Sie können ausgehend von ihrem eigenen Urteil Vorschläge zur Lösung politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Problemstellungen entwickeln. Die Schüler sind vertraut mit Aufgaben, die den selbständigen Wissenserwerb und eigene Materialrecherchen voraussetzen, mit problemorientierten Aufgabenstellungen und der Arbeit in verschiedenen Sozialformen, auch der Einzelarbeit. Hierzu gehört auch das Wissen über unterschiedliche Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen im Unterricht. Die Entwicklung von sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit sowie die politisch-moralische Urteilsfähigkeit war ein wesentliches Ziel des PGWUnterrichts in der Sekundarstufe II. Im Inhaltsfeld Gesellschaft/Gesellschaftspolitik wurde die Modernisierung anhand des Wandels und der Zukunft der Arbeit behandelt, der Sozialstaat mit verschiedenen Gerechtigkeitsvorstellungen in die aktuellen Debatten und Entscheidungen der Sozialpolitik eingeführt. Im Rahmen des Inhaltsfeldes Globale Probleme/ Internationale Politik wurde die Globalisierung mit einem Fallbeispiel zur internationale Arbeitsteilung und dem Standortwettbewerb verdeutlicht. Die europäische und internationale Wettbewerbspolitik wurden anhand der Textilindustrie untersucht und die allgemeinen Auswirkungen der Globalisierung thematisiert. Landesinstitut Hamburg 8 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft II grundlegendes Niveau Erwartungshorizont Dieser Erwartungshorizont bezieht sich auf die Aufgabenstellung, nicht auf die vom Prüfling zu erarbeitende und in der Dokumentation darzustellende Konkretisierung. Der vom Prüfer zu erstellende Erwartungshorizont muss sich auf die Dokumentation beziehen. Erwartet werden die Verwendung von u.a. Lexika, Internetrecherche, regionaler und überregionaler Presse sowie eine sachangemessene Wahl der medialen Präsentationsmethoden, die der Schüler inhaltsbezogen begründen kann. Im Rahmen der Präsentation muss der Schüler auf die sozialstaatlichen Grundlagen Deutschlands eingehen (Sozialstaatsgebot, Soziale Sicherung) sowie die Trends der wirtschaftlichen Globalisierung verdeutlichen. Hierzu gehören insbesondere die Entwicklungen auf den Waren- und Kapitalmärkten, wobei sich die Finanzmärkte zunehmend von den ebenfalls wachsenden Warenmärkten abkoppeln und wesentlich stärker expandieren. (Anforderungsbereich I) Im Zentrum der Überlegungen muss die Frage stehen, wie bzw. inwiefern der bundesdeutsche Sozialstaat unter den weltweiten Bedingungen relativ frei zirkulierenden Kapitals weiterhin aufrechterhalten werden kann. Der Schwerpunkt der Erwartungen liegt auf der kritischen Analyse der gegenwärtigen Lösungsansätze (z.B. Gesundheitsfonds, Lohnnebenkosten, Steuererhöhungen, Grundeinkommen). (Anforderungsbereich II) Auch die Chancen und Risiken, die sich aus weltweiter Migration ergeben, können Gegenstand der Betrachtungen sein. Der Schüler soll insbesondere zeigen, dass er in der Lage ist, das Thema im Rahmen seines individuellen Präsentationsansatzes angemessen zu strukturieren. (Anforderungsbereich III) III Bewertungskriterien Eine „gute“ Leistung liegt vor, wenn • die Grundlagen des Sozialstaats sowie die grundlegenden und für das Thema relevanten Trends der Globalisierung präzise, sachlich richtig und sinnvoll strukturiert herausgearbeitet werden; • Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Globalisierung und Sozialstaat prägnant problematisiert werden und anhand von Beispielen veranschaulicht werden; • mehrere aktuelle Lösungsansätze dargestellt und auf ihre Wirkungsweise hin sachlich zutreffend analysiert werden; • Lösungsansätze und die damit verbundenen Interessen begründet auf politische Grundorientierungen zurückgeführt werden; • auf Nachfragen im Prüfungsgespräch angemessen reagiert wird; • ein eigenständiges und kriteriengeleitetes Urteil formuliert wird. Eine „ausreichende“ Leistung liegt vor, wenn • die Grundlagen des Sozialstaats sowie die grundlegenden und für das Thema relevanten Trends der Globalisierung in den Grundzügen und strukturiert herausgearbeitet werden; Landesinstitut Hamburg 9 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau • Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Globalisierung und Sozialstaat im Kern nachvollziehbar problematisiert werden; • einzelne aktuelle Lösungsansätze beispielhaft dargestellt und auf ihre Wirkungsweise hin sachlich zutreffend analysiert werden; • die mit den Lösungsansätzen verbundenen Interessen einiger beteiligter Akteure identifiziert und im Ansatz auf wesentliche politische Grundorientierungen zurückgeführt werden; • eine im Ansatz nachvollziehbare Urteilsbildung erfolgt. Landesinstitut Hamburg 10 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau Die Vereinten Nationen – ein effektives Instrument der Konfliktlösung? Diese Beispielaufgabe ist auf einen Kurs im erhöhten Niveau für das Inhaltsfeld „Globale Probleme/ Internationale Politik“ zugeschnitten. I Unterrichtliche Voraussetzungen • Die Schüler können gesellschaftliche, demokratische, wirtschaftliche Grundzusammenhänge und Entwicklungstendenzen sowie deren politisch-institutionelle Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. • Die Schülerinnen und Schüler können ein Fallbeispiel mithilfe je eines sozialwissenschaftlichen Modells und Kategoriensystems analysieren (z.B. Deutungsmodelle zur Beschreibung der internationalen Beziehungen) und dabei insbesondere die jeweilige Problemlage, die Akteure und ihre Positionen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen mit einbeziehen und dabei die europäische und die internationale Dimension der Fallbeispiele berücksichtigen. • die Schülerinnen und Schüler vollziehen die verwendeten Analyse-Modelle nach und untersuchen sie auf Begründungsstrukturen. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen sowie Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile von politischen Akteuren identifizieren, in Grundzügen nachvollziehen und auseinanderhalten. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen von politischen Akteuren in Ansätzen auf zugrunde liegende Interessen, implizite politische Grundwerte und Grundorientierungen (z. B. liberale, konservative, sozialistische oder libertäre Gesellschaftsvorstellungen) zurückführen sowie auf Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile untersuchen. • Die Schülerinnen und Schüler können für jedes der vier Inhaltsfelder Grundzüge einer zentralen wissenschaftlichen Theorie darstellen, die sich der Analyse und Lösung politischer Probleme sowie der Weiterentwicklung institutioneller Rahmenbedingungen widmet. • Die Schülerinnen und Schüler können diese Positionen heranziehen, um einen eigenen Standpunkt zu aktuellen Fällen zu begründen und argumentativ zu vertreten. Sie können ihren Standpunkt auf eigene Grundwerte und eine politische Grundorientierung zurückführen. • Sie können ausgehend von ihrem eigenen Urteil Vorschläge zur Lösung politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Problemstellungen entwickeln. Die Schüler sind vertraut mit Aufgaben, die den selbständigen Wissenserwerb und eigene Materialrecherchen voraussetzen, mit problemorientierten Aufgabenstellungen und der Arbeit in verschiedenen Sozialformen, auch der Einzelarbeit. Hierzu gehört auch das Wissen über unterschiedliche Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen im Unterricht. Die Entwicklung von sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit sowie die politisch-moralische Urteilsfähigkeit war ein wesentliches Ziel des PGWUnterrichts in der Sekundarstufe II. Die Fallanalyse des aktuellen internationalen Konfliktes Irak-Krieg war im Unterricht erarbeitet worden. Der Wandel des Systems internationaler Beziehungen nach dem Ost-West-Konflikt spielte in Zusammenhang mit einer Analyse der veränderten NATOStrategie eine entscheidende Rolle. Hierzu gehörten auch internationale KonfliktlöLandesinstitut Hamburg 11 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft grundlegendes Niveau sungsstrategien sowohl militärischer als auch nicht-militärischer Natur. Am Beispiel von NATO und ASEAN wurden Szenarien zu möglichen Entwicklungstendenzen der internationalen Beziehungen sowie zur zukünftigen Gestaltung supranationaler Institutionen entwickelt. II Erwartungshorizont Dieser Erwartungshorizont bezieht sich auf die Aufgabenstellung, nicht auf die vom Prüfling zu erarbeitende und in der Dokumentation darzustellende Konkretisierung. Der vom Prüfer zu erstellende Erwartungshorizont muss sich auf die Dokumentation beziehen. Erwartet werden die Verwendung von u.a. Lexika, Internetrecherche, regionaler und überregionaler Presse sowie eine sachangemessene Wahl der medialen Präsentationsmethoden, die der Schüler inhaltsbezogen begründen kann. Die Komplexität und Offenheit der Fragestellung ermöglicht unterschiedliche methodische Vorgehensweisen und Arbeitsschwerpunkte. In diesem Fall wird die Bedeutung der Vereinten Nationen für die Wahrung internationaler kollektiver Sicherheit thematisiert. Denkbar wäre auch, die Bedeutung der Vereinten Nationen in der internationalen Klimaschutzpolitik in den Mittelpunkt der Präsentation zu stellen. (Anforderungsbereiche sind angegeben) • Darstellung grundlegender Informationen zu Charta, Organisation und Institutionen der Vereinten Nationen, insbesondere zu Funktion und Arbeitsweise des VNSicherheitsrates und Möglichkeiten der VN zur Beilegung von Konflikten (I); • Kritische und themenbezogene Auseinandersetzung mit der Rolle der VN in ausgewählten Konfliktfällen (z.B. Somalia 1992, Kosovo 1998/99, Afghanistan 2001, Irak 2002/2003) und mit dem Konzept der „humanitären Intervention“ sowie neueren völkerrechtlichen Ansätzen („Responsibility to Protect“) (I/II); • Defizite und Kritik an den Vereinten Nationen (z.B. Kompetenzen, Sicherheitsrat) (II); • aktuelle Ansätze zur Reform der Vereinten Nationen (II); • eine eigenständige Beantwortung der Fragestellung und Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Vereinten Nationen unter Bezugnahme auf grundlegende Modelle zur Beschreibung der internationalen Beziehungen (z.B. Realistische Denkschule, Konzept von Global Governance)(III). III Bewertungskriterien Eine „gute“ Leistung liegt vor, wenn • grundlegende Informationen zu den Vereinten Nationen sachlich zutreffend und strukturiert dargestellt werden; • an mehreren Beispielen von internationalen Konflikten eine eigenständige Bewertung von Erfolgen und Misserfolgen der Vereinten Nationen vorgenommen wird; • Argumente und Positionen für bzw. wider die in der Fragestellung formulierte These differenziert abgewogen werden; • unterschiedliche Deutungsmodelle der internationalen Beziehungen in Grundzügen dargestellt werden; Landesinstitut Hamburg 12 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft • grundlegendes Niveau die eigene Position zur in der Fragestellung formulierten These kriteriengeleitet begründet sowie im Prüfungsgespräch reflektiert wird und in Beziehung gesetzt wird zu den dargelegten Deutungsmodellen der internationalen Beziehungen. Eine „ausreichende“ Leistung liegt vor, wenn • grundlegende Informationen zu den Vereinten Nationen sachlich zutreffend und strukturiert dargestellt werden; • an mindestens zwei Beispielen von internationalen Konflikten eine grundsätzlich nachvollziehbare Bewertung von Erfolgen und Misserfolgen der Vereinten Nationen vorgenommen wird; • wenn einzelne Argumente und Positionen für bzw. wider die in der Fragestellung formulierte These genannte und im Ansatz nachvollziehbar abgewogen werden; • unterschiedliche Deutungsmodelle der internationalen Beziehungen in elementarer Form dargestellt werden; • die eigene Position zur in der Fragestellung formulierten These in Ansätzen begründet wird. Landesinstitut Hamburg 13 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft erhöhtes Niveau „Working Poor“ in Deutschland – Muss der Staat vor Armut schützen? Diese Beispielaufgabe ist auf einen Kurs auf erhöhtem Niveau für die Inhaltsfelder „Politik und demokratisches System“ sowie „Gesellschaft/Gesellschaftspolitik“ zugeschnitten. I Unterrichtliche Voraussetzungen • Die Schüler können gesellschaftliche, demokratische und wirtschaftliche Grundzusammenhänge und Entwicklungstendenzen sowie deren politisch-institutionelle Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. • Die Schülerinnen und Schüler können ein Fallbeispiel mithilfe je eines sozialwissenschaftlichen Modells und Kategoriensystems (z.B. Milieumodelle) analysieren und dabei insbesondere die jeweilige Problemlage, die Akteure und ihre Positionen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen mit einbeziehen. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen sowie Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien identifizieren, in Grundzügen nachvollziehen und auseinanderhalten. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien in Ansätzen auf zugrunde liegende Interessen, implizite politische Grundwerte und Grundorientierungen (z. B. liberale, konservative, sozialistische oder libertäre Gesellschaftsvorstellungen) zurückführen sowie auf Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile untersuchen. • Die Schülerinnen und Schüler können diese Positionen heranziehen, um einen eigenen Standpunkt zu aktuellen Fällen zu begründen und argumentativ zu vertreten. Sie können ihren Standpunkt auf eigene Grundwerte und eine tendenzielle politische Grundorientierung zurückführen. • Sie können ausgehend von ihrem eigenen Urteil Vorschläge zur Lösung politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Problemstellungen entwickeln. Die Schüler sind vertraut mit Aufgaben, die den selbständigen Wissenserwerb und eigene Materialrecherchen voraussetzen, mit problemorientierten Aufgabenstellungen und der Arbeit in verschiedenen Sozialformen, auch der Einzelarbeit. Hierzu gehört auch das Wissen über unterschiedliche Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen im Unterricht. Die Entwicklung von sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit sowie die politisch-moralische Urteilsfähigkeit war ein wesentliches Ziel des PGWUnterrichts in der Sekundarstufe II. Im Mittelpunkt des Inhaltsfeldes Gesellschaft/Gesellschaftspolitik stand die Modernisierungsdebatte: Anhand des Wandels und der Zukunft der Arbeit wurde in einer Fallanalyse die Hartz IV-Debatte und ihre Folgen untersucht; theoretische Grundlagen waren Klassen-, Schichten- und Milieumodell sowie Überlegungen zu sozialen Lagen, dem Sozialstaat, Gesellschaftstheorien und -konzepte. Die Grundlagen zur Analyse politischer Abläufe wurden im Inhaltsfeld „Politik und demokratisches System“ gelegt, in dem Politikfeldanalysen auch Erkenntnisse über Landesinstitut Hamburg 14 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft erhöhtes Niveau Strukturen (politisches System der Bundesrepublik) und Inhalte (Fallbeispiele Atomausstieg) beinhalteten. II Erwartungshorizont Dieser Erwartungshorizont bezieht sich auf die Aufgabenstellung, nicht auf die vom Prüfling zu erarbeitende und in der Dokumentation darzustellende Konkretisierung. Der vom Prüfer zu erstellende Erwartungshorizont muss sich auf die Dokumentation beziehen. Erwartet werden die Verwendung von u.a. Lexika, Internetrecherche, regionaler und überregionaler Presse sowie eine sachangemessene Wahl der medialen Präsentationsmethoden, die der Schüler inhaltsbezogen begründen kann. • Klärung des Begriffes „Working Poor“ (I); • Darstellung zentraler Daten und Fakten zur Entwicklung des Niedriglohnsektors in Deutschland (I); • Darstellung aktueller Trends (I/II); • Erläuterung von Ursachen der genannten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt (II); • Herstellung von Bezügen zu Modellen zur Beschreibung der Sozialstruktur (II); • Erörterung der Problemstellung durch Abwägung verschiedener Pro-/KontraArgumente, dabei geht der Prüfling auch ein auf das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes. Er macht weiterhin den grundsätzlichen Wertegegensatz zwischen „Freiheit und Eigenverantwortung“ auf der einen Seite und „Solidarität“ auf der anderen Seite deutlich (III); • Erläuterung möglicher staatlicher Maßnahmen und Beurteilung ihrer jeweiligen Wirkungsweisen (II/III); • Herstellung von Bezügen zu den Programmen politischer Parteien und maßgeblicher Interessenverbände (II); • Abschließende eigene, kriteriengeleitete Urteilsbildung (III). (Anforderungsbereiche sind angegeben) III Bewertungskriterien Eine „gute“ Leistung liegt vor, wenn • Daten und Fakten zur Situation im Niedriglohnbereich umfassend, präzise, strukturiert dargelegt werden; • eine differenzierte, stringente und vielfältige Abwägung von Pro- und KontraArgumenten erfolgt; • mehrere Lösungsansätze staatlicher Arbeitsmarktpolitik hinsichtlich ihrer Wirkungsweisen begründet beurteilt werden und dabei auch die Sichtweisen und Interessen relevanter politischer Akteure berücksichtigt werden; • im Prüfungsgespräch angemessen reflektiert werden kann und Landesinstitut Hamburg 15 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft • erhöhtes Niveau eine eigene, kriteriengeleitete Urteilsbildung erfolgt. Eine „ausreichende“ Leistung liegt vor, wenn • Daten und Fakten zur Situation im Niedriglohnbereich so dargelegt werden, dass sie eine ausreichende Basis für die weitere Urteilsbildung darstellen; • Zentrale Pro- und Kontra-Argumente erläutert werden; • exemplarisch Lösungsansätze genannt und im Ansatz zutreffend auf ihre Wirkungsweisen beurteilt werden und dabei die Sichtweisen und Interessen einzelner politischer Akteure grundsätzlich zutreffend berücksichtigt werden; • eine im Ansatz nachvollziehbare Urteilsbildung erfolgt. Landesinstitut Hamburg 16 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft erhöhtes Niveau Niedriglöhne in Deutschland – Gefahr oder Chance? Diese Beispielaufgabe ist auf einen Kurs auf erhöhtem Niveau für das Inhaltsfeld „Wirtschaftssystem und Wirtschaftspolitik“ zugeschnitten. I Unterrichtliche Voraussetzungen • Die Schüler können gesellschaftliche, demokratische, wirtschaftliche Grundzusammenhänge und Entwicklungstendenzen sowie deren politisch-institutionelle Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. • Die Schülerinnen und Schüler können ein Fallbeispiel mithilfe je eines sozialwissenschaftlichen Modells und Kategoriensystems analysieren und dabei insbesondere die jeweilige Problemlage, die Akteure und ihre Positionen sowie die institutionellen Rahmenbedingungen mit einbeziehen. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen sowie Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien identifizieren, in Grundzügen nachvollziehen und auseinanderhalten. • Die Schülerinnen und Schüler können Positionen von Parteien, Verbänden, Organisationen, Sozialwissenschaftlern und verschiedenen Medien in Ansätzen auf zugrunde liegende Interessen, implizite politische Grundwerte und Grundorientierungen (z. B. liberale, konservative, sozialistische oder libertäre Gesellschaftsvorstellungen) zurückführen sowie auf Argumentationsstrategien und Inszenierungsstile untersuchen. • Die Schülerinnen und Schüler können diese Positionen heranziehen, um einen eigenen Standpunkt zu aktuellen Fällen zu begründen und argumentativ zu vertreten. Sie können ihren Standpunkt auf eigene Grundwerte und eine politische Grundorientierung zurückführen. Die Schüler sind vertraut mit Aufgaben, die den selbständigen Wissenserwerb und eigene Materialrecherchen voraussetzen, mit problemorientierten Aufgabenstellungen und der Arbeit in verschiedenen Sozialformen, auch der Einzelarbeit. Hierzu gehört auch das Wissen über unterschiedliche Möglichkeiten der Präsentation von Arbeitsergebnissen im Unterricht. Die Entwicklung von sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit sowie die politisch-moralische Urteilsfähigkeit war ein wesentliches Ziel des PGWUnterrichts in der Sekundarstufe II. Thema des Unterrichts im Inhaltsfeld „Wirtschaft und Wirtschaftssystem“ waren auch Grundprinzipien der Marktwirtschaft sowie Wirtschaftsindikatoren und -prognosen (insbesondere Entwicklung der Beschäftigung). Als Beispiel für die Funktionen und Handlungsmöglichkeiten des Staates im Wirtschaftsablauf wurde das Kartellrecht behandelt, der Bereich der Arbeitsmarktpolitik nur gestreift. Konkrete Auswirkungen wirtschaftspolitischer Entscheidungen bezogen sich z.B. auf die Bewältigung der Immobilien- und Bankenkrise. Zudem wurden die wirtschaftspolitischen Grundpositionen im Sinne der Angebots- und Wettbewerbsorientierung mit der aktuellen Wirtschaftspolitik in Fallbeispielen verglichen. Landesinstitut Hamburg 17 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft II erhöhtes Niveau Erwartungshorizont Dieser Erwartungshorizont bezieht sich auf die Aufgabenstellung, nicht auf die vom Prüfling zu erarbeitende und in der Dokumentation darzustellende Konkretisierung. Der vom Prüfer zu erstellende Erwartungshorizont muss sich auf die Dokumentation beziehen. Erwartet werden die Verwendung von u.a. Lexika, Internetrecherche, regionaler und überregionaler Presse sowie eine sachangemessene Wahl der medialen Präsentationsmethoden, die der Schüler inhaltsbezogen begründen kann. Die Komplexität der Fragestellung erfordert und ermöglicht das Setzen eigener Arbeitsschwerpunkte. Folgende Aspekte sollten bei der Präsentation jedoch in jedem Fall Berücksichtigung finden, je nach gewähltem Arbeitsschwerpunktes des Prüflings in unterschiedlicher Tiefe und Intensität (Anforderungsbereiche sind angegeben): • Darstellung von Entwicklung und Struktur des Niedriglohnbereiches und Herausarbeiten der Problematik von Niedriglöhnen (Lohnentwicklung im Niedriglohnbereich z.B. dargestellt anhand von statistischem Material, konkreten Fallbeispielen, betroffenen Branchen; Gründe für die problematisierten Lohnentwicklungen: gezielter Ausbau dieses Arbeitsmarktsegmentes durch entsprechende Arbeitsmarktgesetze) (I); • Erläuterung grundlegender Positionen beteiligter Akteure (z.B. politische Parteien, Verbände, Gewerkschaften, Wirtschaftsforschungsinstitute), dabei sollte deutlich gemacht werden, dass der Ausbau des Niedriglohnsektors einerseits als entscheidender Hebel und einzige Chance für eine wirksame Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten gesehen wird, andererseits „Hungerlöhne“ als Angriff auf die Würde der menschlichen Arbeit und Zeichen einer neuen Form ökonomischer Ausbeutung, die gesetzlich unterbunden werden muss, verstanden werden (I/II); • Erläuterung (Merkmale und Funktion) und Erörterung (Abwägung von Vor- und Nachteilen) politischer Lösungsansätze (z.B. gesetzlicher Mindestlohn oder Kombilohnmodelle) (II/III); • Eigene Stellungnahme unter ökonomischer und sozialpolitischer Betrachtungsweise und unter Offenlegung eigener Wertmaßstäbe und Grundorientierungen (III). III Bewertungskriterien Eine „gute“ Leistung liegt vor, wenn • Entwicklung, Struktur und Problematik von Niedriglöhnen, insbesondere auch die Ursachen durch die Arbeitsmarktgesetzgebung, präzise, sachlich richtig und sinnvoll strukturiert dargestellt werden; • durch vergleichende Analyse verschiedener Standpunkte beteiligter Akteure zu Grunde liegende grundsätzliche Argumentationsweisen, Interessen und politische Grundorientierungen herausgearbeitet werden; • Vor- und Nachteile einer in diesem Kontext einschlägigen arbeitsmarktpolitischen Maßnahme differenziert gegeneinander abgewogen werden; Landesinstitut Hamburg 18 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft erhöhtes Niveau • die im Präsentationsvortrag aufgezeigten Standpunkte auch im Gespräch reflektiert werden können; • eine eigenständige, begründete Urteilsbildung unter Offenlegung eigener Wertmaßstäbe und Grundorientierungen erfolgt. Eine „ausreichende“ Leistung liegt vor, wenn • Entwicklung, Struktur und Problematik von Niedriglöhnen in den Grundzügen zutreffend dargestellt werden; • durch vergleichende Analyse verschiedener Standpunkte beteiligter Akteure zu Grunde liegende grundsätzliche Argumentationsweisen, Interessen und politische Grundorientierungen im Kern nachvollziehbar herausgearbeitet werden; • Vor- und Nachteile einer in diesem Kontext einschlägigen arbeitsmarktpolitischen Maßnahme in den Grundzügen dargestellt; • eine im Ansatz nachvollziehbar begründete und schlüssige Urteilsbildung erfolgt. Landesinstitut Hamburg 19 Politik/Gesellschaft/Wirtschaft Impressum Herausgeber: Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Gestaltungsreferat: Gesellschaftswissenschaftlicher Unterricht Referatsleitung: Martin Speck Fachreferent: André Bigalke Redakteur: Rüdiger Baar Alle Rechte vorbehalten. Hamburg Oktober 2010 Landesinstitut Hamburg 20