dr. alexander pack dr. karl scherer dr. sandra kehr hüttenstraße 20 66583 spiesen-elversberg tel. 06821-179494 [email protected] www.tierklinik-elversberg.de montag bis freitag 9.00-19.00 uhr tierklinik elversberg Bekämpfung von Dermatophytosen bei Hunden, Katzen und Heimtieren Dermatophyten sind fadenförmige Pilze, die Keratin (Hornsubstanz) als Kohlenstoffquelle nutzen. Einige dieser Pilze verhalten sich wie echte Parasiten. Sie entwickeln sich in Haut und Haaren und verursachen Hautveränderungen. Die entsprechende Erkrankung bezeichnet man als Dermatophytose. Sie gilt als eine der häufigsten Hauterkrankungen bei Hund und Katze und tritt auch häufig bei den kleinen Heimtieren auf. In Deutschland sind vor allem folgende Erreger relevant: · Microsporum canis · Microsporum gypseum · Microsporum persicolor · Trichophyton mentagrophytes. Dermatophyten besiedeln Haarschäfte und das verhornte Epithel. Das Krankheitsbild präsentiert sich üblicherweise als fleckförmiger Haarausfall im Gesichtsbereich, an den Ohren oder den Vordergliedmaßen, der Haarausfall kann jedoch auch an anderen Körperregionen auftreten. In der Regel besteht zunächst kein Juckreiz, einige Tiere – insbesondere erwachsene Katzen – können jedoch einen mäßigen bis intensiven Juckreiz aufweisen. In vielen Fällen reicht die Immunabwehr des Tieres aus, um eine Ausbreitung der Hautveränderungen zu verhindern, so dass Dermatophytosen als selbstlimitierende Erkrankungen gelten. Aus folgenden Gründen sollte dennoch eine sachgerechte antimykotische Therapie vorgenommen werden: · zur Verkürzung der Krankheitsdauer und · zur Verhinderung einer Ausbreitung von infektiösem Material in der Übertragung auf weitere Tiere und den Menschen. Umgebung und Infektiöses Material besteht aus kleinen Haarteilen, die mit Pilzsporen besetzt sind. Es wird leicht verbreitet und Pilzsporen können in der Umgebung unter optimalen Bedingungen über Jahre lebensfähig bleiben. Infizierte Tiere (auch ohne klinische Symptome) und eine kontaminierte Umgebung exponieren andere Tiere und Tierbesitzer/-innen gegenüber Dermatophyten somit über einen langen Zeitraum und können zu Infektionen und Rezidiven führen. Das therapeutische Vorgehen umfasst mehrere Maßnahmen: Zunächst muss das Einzeltier behandelt werden. Die Therapie besteht in der Regel aus einer Kombination von sogenannten topischen (äußerlich anzuwendenden) und systemischen (innerlich wirksamen) Medikamenten. Die systemische Behandlung fördert die Überwindung der Infektion, während die topische Behandlung notwendig ist, um die Kontamination der Umgebung gering zu halten. Die Behandlung des Einzeltieres muss solange aufrecht gehalten werden, bis ein Therapieerfolg durch zwei negative Pilzkulturen belegt ist. Die erste Kontrollkultur wird nach ca. vier Wochen Behandlungsdauer angelegt. Bei negativem Ergebnis der ersten Untersuchung wird die Behandlung abgesetzt, bei positivem Ergebnis fortgeführt. Nach vier Wochen wird erneut eine Kontrolluntersuchung vorgenommen. Somit beträgt die Behandlungsdauer einen Zeitraum von mindestens sechs bis acht Wochen. Es werden grundsätzlich alle Tiere, die in einem Haushalt miteinander leben, behandelt. Alternativ hierzu können Tiere, die keine Hautveränderungen aufweisen, untersucht werden und es muss eine strikte Trennung von infizierten und nicht infizierten Tieren erfolgen. Das Scheren des Fells, vor allem bei stark infizierten Tieren sowie bei Langhaarkatzen und in Mehrkatzenhaushalten, kann den Erfolg der topischen Behandlung unterstützen und verringert die Umgebungskontamination. Zur Verhinderung einer Übertragung muss eine Desinfektion und Umgebungsbehandlung erfolgen. Diese sollte konsequent einmal wöchentlich über den gesamten Zeitraum der Behandlungsdauer des Patienten erfolgen. Entscheidend ist dabei eine sorgfältige Reinigung mit Anwendung geeigneter Desinfektionsmittel. Sporen und Teile infizierter Haare lassen sich zusätzlich durch Absaugen beseitigen. Desinfiziert werden vom Tier frequentierte Bereiche wie Liegeflächen, Möbelstücke, Transportkörbe, Böden und Auto sowie mit dem Tier in Kontakt gekommene Gegenstände wie Bürsten, Kämme, Halsbänder, Leinen und Spielzeuge. Die Desinfektion findet durch Einweichen/Waschen mit geeigneten Desinfektionsmitteln statt. Mittel der Wahl ist Chlorbleiche (Natriumhypochlorit, unterchlorige Säure). Handelsübliche Bleiche ist als Konzentrat (ca. 5% NaOCl) in Drogerien und Supermärkten erhältlich. Es sollte eine Verdünnung von 1:10 hergestellt werden und eine „Einweichzeit“ von zehn Minuten erfolgen. Vor der Anwendung von Chlorbleiche sollte jedoch geprüft werden, ob diese für die zu desinfizierenden Gegenstände, Materialien und Flächen geeignet ist. Dort, wo Chlorbleiche ungeeignet ist, kann alternativ für die Desinfektion von Gegenstände und kleineren Flächen Enilconazol (erhältlich als Waschlösung beim Tierarzt, Verdünnung 1:50) zur Desinfektion verwendet werden. Die empfohlenen Einwirkzeiten für Enilconazol betragen bei glatten Oberflächen zwanzig bis dreißig Minuten, bei absorbierenden Oberflächen zwei bis drei Stunden. Bitte beachten Sie: Bei der Dermatophytose handelt es sich um eine Zoonose, das heißt, die Erkrankung ist auf den Menschen übertragbar. Gefährdet sind insbesondere Kleinkinder und immungeschwächte grundsätzlich kann sich aber jede Kontaktperson infizieren. Menschen, Bitte beachten Sie daher die beschriebenen Behandlungsmaßnahmen. Sollten Sie an sich selbst veränderte Hautareale bemerken, suchen Sie bitte einen Dermatologen auf. Weisen Sie bereits charakteristisch veränderte Hautareale auf und ihr Tier zeigt (noch) keine Symptome, so wird dennoch – auch wenn die Diagnose bei Ihrem Tier noch nicht kulturell gesichert wurde – umgehend eine Behandlung Ihres Tieres eingeleitet.