Typische und spezielle Gesteine Osttirols

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Der Lehrkoffer und dieses Begleitheft wurden von Alex Stricker im Rahmen einer Bachelorarbeit
am Institut für Geologie erstellt. Betreuung und redaktionelle Überarbeitung: Christoph Spötl
2013
Vorwort
„Was ist das eigentlich für ein Stein der, so schön glitzert; wie entsteht er, warum hat er diese Form
und wie alt ist er?“ Das sind typische Fragen, die in den Gedanken vieler Personen, vor allem in jenen
von Kindern, beispielsweise im Laufe einer Bergwanderung, umherschwirren. Den meisten fällt es
dann auch schwer Antworten darauf zu finden und so bleibt es meist schlicht bei: „ein schöner,
glitzernder Stein“.
Ein geologischer Lehrkoffer für Osttirols Schulen, welcher im Zuge einer Bachelorarbeit im
Fachbereich Geologie angefertigt wurde, soll nun dazu dienen einfache und klare Antworten auf
diese Fragen zu geben. Der Koffer zeigt, dass sich nicht nur hinter glitzernden Steinen, sondern auch
hinter unauffälligen, matten Steinen interessante Geschichten längst vergangener Zeit verbergen.
Den Schülern soll mithilfe dieses Koffers möglichst früh ein Bezug zur regionalen Geologie ihres
Heimatbezirks gegeben werden. Ziel ist es, dass ein jeder Schüler typische Gesteine seiner Umgebung
erkennen kann, sie lernt zu unterscheiden, sie einem Gesteinstyp zuordnen kann und etwas über
deren Entstehung berichten kann. Es soll vor allem aber der Spaß und die Freude an den
Erdwissenschaften geweckt werden.
Der Lehrkoffer beinhaltet charakteristische Gesteine aus dem Bezirk Lienz, ein Begleitheft, eine
Salzsäure und eine Lupe. Die Gesteine sind angeschliffen und poliert, um besondere Merkmale
besser erkennbar zu machen. Die Objekte sind so gewählt worden, dass aus möglichst vielen
Bereichen Osttirols Gesteine im Koffer zu finden sind.
Das Begleitheft vermittelt allgemeines geologisches Basiswissen und gibt einen Überblick über
Osttirols komplexe aber besonders einzigartige Geologie und seiner Geschichte. Besondere und
typische Gesteine werden genauer vorgestellt. Auch auf den wirtschaftlichen Aspekt von Osttirols
Gesteinen und den ehemals intensiven Bergbau des Bezirks wird eingegangen. Auf den letzten Seiten
des Begleithefts finden sich Ausflugs- und Exkursionsvorschläge in Osttirol und seiner Umgebung, die
im Zusammenhang mit dem Thema Geologie stehen. Ein Kreuzworträtsel soll als Lernkontrolle
dienen. Zudem wurde eine Liste angefertigt, die für die jeweiligen Osttiroler Gemeinden die
wichtigsten Gesteine zusammenfasst.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...........................................................................................................................................Seite 1
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................Seite 2
Allgemeine geologische Informationen ..........................................................................................Seite 3
Gesteinsbestimmung.....................................................................................................................Seite 11
Regionale Geologie........................................................................................................................Seite 13
Geologische Karte von Osttirol......................................................................................................Seite 23
Typische und spezielle Gesteine Osttirols .....................................................................................Seite 24
Osttiroler Bergbau .........................................................................................................................Seite 45
Wirtschaftliche Nutzung Osttiroler Gesteine ................................................................................Seite 46
Weiterführende Literatur ..............................................................................................................Seite 51
Exkursionsmöglichkeiten ...............................................................................................................Seite 52
Kreuzworträtsel .............................................................................................................................Seite 57
Liste der Gesteine in den einzelnen Gemeinden...........................................................................Seite 59
Zitierte Literatur ............................................................................................................................Seite 61
2
Allgemeine geologische Informationen
Was ist Geologie?
Geologie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Aufbau, der Zusammensetzung, der Struktur und
der Entwicklungsgeschichte der Erde beschäftigt.
Aufbau der Erde
Unsere Erde besteht aus mehreren Schalen. Im Zentrum befindet sich auf Grund des hohen Drucks
ein fester Erdkern, welcher hauptsächlich aus Eisen und Nickel besteht. Daran schließt sich aufgrund
des abnehmenden Druckes der flüssige Teil des Erdkerns an; man spricht vom äußeren Erdkern. Nach
außen nimmt nicht nur der Druck, sondern auch die Temperatur ab und so folgt auf dem Erdkern der
zähplastische Erdmantel. Der oberste Teil des Erdmantels ist bereits fest. Auf dem Erdmantel folgt
die relativ dünne, harte Erdkruste. Im Wesentlichen wird zwischen der dichteren/dünneren
ozeanischen Kruste und der leichteren/dickeren kontinentalen Kruste unterschieden. Kruste und
Mantel unterscheiden sich zudem in ihrer chemischen Zusammensetzung. Der feste oberste Teil des
Erdmantels und die feste Erdkruste bilden zusammen die sogenannte Lithosphäre; es handelt sich
hierbei um die feste Gesteinshülle der Erde (vom Griechischen: líthos ‚Stein‘ und sphära ‚Kugel‘).
Die geologische Aktivität der Erde
Die Lithosphäre ist in sieben große und mehreren kleineren Lithosphärenplatten unterteilt. Diese
Platten „schwimmen“ förmlich auf dem zähflüssigen Mantel und sind somit ständig in Bewegung.
Typische Geschwindigkeiten dieser Bewegungen liegen bei mehreren Zentimetern pro Jahr.
Angetrieben werden diese Bewegungen durch starke Wärmeströmungen (Konvektion) im
Erdinneren, vor allem im Mantel. Die Platten können sich aufeinander zu bewegen, auseinander
bewegen oder aneinander vorbeigleiten. Dadurch entstehen verschiedene Plattengrenzen:
Konvergente (Kollision der Platten), divergente (Auseinandergleiten der Platten) und transversale
(Platten gleiten aneinander vorbei). An divergenten Plattengrenzen wird ständig eine neue Platte
gebildet, indem Magma (aufgeschmolzenes Gestein) entlang der Plattengrenzen aus der Tiefe an die
Oberfläche aufsteigt und abkühlt. An konvergenten Plattengrenzen taucht eine Platte unter die
andere ab und schmilzt in der Tiefe auf oder eine Platte schiebt sich über die andere Platte und führt
zur Auffaltung eines Gebirges. An transversalen Plattengrenzen können sich Platten beim
Vorbeigleiten ineinander verhaken. Dadurch entstehen Spannungen, die zu Erdbeben führen können.
Diese Bewegungen der Platten führen somit zu ständigen „Veränderungen der Geografie der
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Erdoberfläche“, zusammenfassend wird die Gesamtheit dieser Bewegungen als Plattentektonik
bezeichnet.
Abbildung 1 (links): Aufbau der Erde (Mineralogisches Museum Universität Köln, 1997).
Abbildung 2 (rechts): Lithosphärenplatten (Wikipedia, 2006).
Von Gesteinen, Mineralien, Kristallen und Fossilien
Bisher wurde noch nicht geklärt was eigentlich ein Gestein ist. Ein Gestein ist ein Feststoff, der aus
verschiedenen Mineralkörnern zusammengesetzt ist.
Ein Mineral kann man als feste natürliche Substanz mit einer einheitlichen chemischen
Zusammensetzung und einer inneren kristallinen Ordnung, meist anorganischen Ursprungs,
definieren. Unter kristalliner innerer Ordnung versteht man die für jedes Mineral spezielle
geometrische Anordnung der Atome (Bausteine der Minerale). Diese Anordnung der Atome kann
sich auch auf das äußere Erscheinungsbild von Mineralen auswirken und deshalb treten einige
Mineralien als schöne Kristalle auf, mit einer speziellen Anzahl und Ausprägung von äußeren Flächen.
Wichtige gesteinsbildende Minerale sind: Feldspat, Quarz, Amphibole, Glimmer, Pyroxene und
Karbonate (Calcit, Dolomit). Je nach ihrer chemischen Zusammensetzung sind die Minerale
verschiedenen Mineralklassen zugeordnet.
Granit ist beispielsweise ein Gestein, welches aus den drei Mineralen Feldspat, Quarz und Glimmer
zusammengesetzt ist. Ein Gestein kann im Einzelfall auch aus nur einem Mineral bestehen, ein
Quarzit besteht beispielsweise fast ausschließlich aus dem Mineral Quarz.
Neben Mineralen können Gesteine in unterschiedlichem Ausmaß organisches Material enthalten,
z.B. Reste oder Spuren toter Tiere oder Pflanzen (Knochen, Schalen, Zähne, Stängel, Blätter etc.). Es
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handelt sich hierbei um sogenannte Fossilien. Da ein Gestein natürlicher Herkunft ist, besteht
beispielsweise ein wesentlicher Unterschied zu Beton oder Ziegelsteinen, welche industriell
hergestellt wurden.
Ein Gestein bildet sich durch geodynamische Prozesse. Solche Prozesse haben ihre Ursachen
entweder im Erdinneren (endogene Prozesse) oder auf der Erdoberfläche (exogene Prozesse).
Endogene Prozesse drücken sich unter anderem durch die erwähnte Plattentektonik aus, exogene
Prozesse beispielsweise durch Wettereinflüsse oder Gravitation (Schwerkraft) an der Erdoberfläche.
Die Gesteine werden daher nach ihrer Entstehungsart in drei Grundtypen eingeteilt: magmatische,
sedimentäre und metamorphe Gesteine.
Gesteinsklassen
Magmatische Gesteine
oder
auch Erstarrungsgesteine
entstehen
durch
Abkühlen
und
Auskristallisieren von Gesteinsschmelzen aus der Tiefe, dem sogenannten Magma, und sind somit
endogenen Ursprungs. Nach Art der Förderung bzw. Entstehung werden magmatische Gesteine in
Plutonite und Vulkanite eingeteilt.
Plutonisches Gestein, welches auch als Intrusivgestein bezeichnet wird, hat seinen Ursprung in
Magma, das sich im Inneren der Erdkruste langsam abkühlt und auskristallisiert. Erst im Laufe der
Zeit kommt ein Pluton durch tektonische Hebung und/oder Erosion (Abtragung) des darüber
liegenden Gesteins an die Erdoberfläche.
Vulkanisches Gestein, welches auch als Ergussgestein bezeichnet wird, erstarrt hingegen auf der
Erdoberfläche. In der Erdkruste befinden sich oft tiefe Risse, entlang von diesen kann
aufgeschmolzenes Gestein (Magma) aus der Tiefe aufsteigen und gelangt dann in Form von Vulkanen
an die Erdoberfläche. Ab dem Zeitpunkt, an der das Magma an die Erdoberfläche tritt wird es als
Lava bezeichnet. Die Lava kühlt aufgrund des raschen Temperaturwechsels sehr rasch ab. Im
Gegensatz zu den plutonischen Gesteinen, welche durch das langsame Wachstum der Minerale
grobkörnig sind, sind Vulkanite feinkörnig, da dessen Minerale kaum Zeit hatten zu wachsen. Eine
Art
Zwischenform
stellen
Ganggesteine
dar,
welche
Merkmale
der Tiefengesteine und
der Ergussgesteine zeigen. Es handelt sich hierbei um Gesteine, die in Spalten aus der Tiefe
aufsteigen, aber auf ihrem Weg an die Erdoberfläche in diesen Aufstiegskanälen steckenbleiben und
erstarren. Zu den Ganggesteinen zählen unter anderem Pegmatite, welche auch in Osttirol zu finden
sind.
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Abbildung 3: Entstehungsmöglichkeiten magmatischer Gesteine (Ernst Klett Verlag Stuttgart;
http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/104002_0902.pdf).
Ein Sedimentgestein hingegen entsteht an der Erdoberfläche in Folge exogener Bildungsprozesse. Es
handelt sich um den am häufigsten anzutreffenden Gesteinstyp, denn obwohl er nur 8% der Gesteine
der Erdkruste ausmacht, bedeckt er 70% der Erdoberfläche und ist somit gut sichtbar. Nach Art und
Herkunft der Sedimente unterscheidet man klastische, chemische und biogene (organogene)
Sedimente.
Klastische Sedimente gehen aus der Erosion (Abtragung und Zerkleinerung von Festgestein) von
Oberflächengestein hervor. Beim Oberflächengestein kann es sich um Magmatite, Metamorphite
oder auch um Sedimentgesteine selbst handeln. Die Zersetzung des Gesteins ist vor allem auf die
Einwirkung von Wasser in Form von Gletschern (glaziale Sedimente), Flüssen (fluviatile Sedimente),
Seen (lakustrine Sedimente) oder dem Meer (marine Sedimente) zurückzuführen, aber auch durch
den Wind (äolische Sedimente). Je nach Zerkleinerungsgrad und Transporttyp unterscheidet man
verschiedene klastische Sedimente:
Sandstein, Tonstein, Brekzie
(eckige
Komponenten),
Konglomerat (gerundete Komponenten). Klastische Sedimente können somit als „RecyclingGesteine“ beschrieben werden.
Chemische Sedimente entstehen wenn Substanzen vom gelösten in den ungelösten Zustand
übergehen und somit Mineralien ausgefällt werden.
Biogene
Sedimente
oder
organogene
Sedimente
entstehen
auf
dieselbe
Weise,
die
Mineralausscheidung wird hier aber durch Lebewesen verursacht. Durch die Mineralausscheidung ist
es einigen Lebewesen wie Muscheln oder Schnecken möglich Hartteile zu bilden, die aus den
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Mineralen Kalzit oder Aragonit bestehen. Nach dem Absterben der Lebewesen bleiben Hartteile wie
Schalenreste zurück und bilden Sedimente.
Allen genannten Sedimenten gemeinsam ist die Ablagerung in sogenannten Sedimentationsbecken;
das kann beispielweise ein Meer oder eine leichte Vertiefung in der Erdkruste sein. In diesen Becken
verdichten und verfestigen sich die Sedimente. Dieser Gesteinsbildungsprozess wird als Diagenese
bezeichnet. Durch einen Wechsel in der Sedimentation bilden sich Sedimentschichten und aus
lockeren Sedimenten entstehen allmählich kompakte, harte Sedimentgesteine.
Abbildung 4: Entstehungsmöglichkeiten von Sedimentgesteinen (Ernst Klett Verlag Stuttgart;
http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/104002_0902.pdf).
Metamorphe Gesteine werden auch als Umwandlungsgesteine bezeichnet. Wenn Gesteine
bestimmten Bedingungen ausgesetzt werden (hoher Druck, hohe Temperaturen), können sie sich auf
bemerkenswerte Art und Weise verändern, sowohl was die mineralogische Zusammensetzung
betrifft, als auch hinsichtlich ihrer Struktur. Je nach Höhe von Druck und Temperatur kristallisieren
unterschiedliche Minerale aus. Der Metamorphismus hat seinen Ursprung in großen Tiefen im
Inneren der Erdkruste und kann jede Art von Gestein betreffen. Die Veränderungen finden stets im
festen Zustand statt. Werden der Druck und Temperatur so hoch, dass das Gestein schmilzt
(Anatexis), spricht man bereits von Magmatiten. Bei einem bestimmten Druck richten sich unter
anderem längliche oder blättrige Mineralien wie beispielsweise Glimmer in einer bestimmten
einheitlichen Richtung aus. Es entsteht die Schieferung, die nicht mit Schichtung zu verwechseln ist.
Metamorphe Gesteine werden je nach Ausprägung von Druck und Temperatur in Gruppen eingeteilt.
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Je nach räumlicher Ausprägung wird zwischen Lokaler und Regionaler Metamorphose (bei der
Gebirgsbildung) unterschieden. Bei der Versenkungsmetamorphose werden Sedimente oder
Magmatite im Zuge der hohen Überlagerungsdrücke und Temperaturen umgewandelt. Die
Impaktmetamorphose ist Produkt der hohen Energieausbreitung bei Meteoriteneinschlägen. Dringen
Magmenkörper in Krustenbereiche ein, kommt es im Zuge der hohen Temperaturen zur
Metamorphose. Man spricht dabei von Kontaktmetamorphose. Eine weitere Unterteilung der
Metamorphite erfolgt anhand des Ausgangsgesteins. Tabelle 1 zeigt einige Beispiele:
Tabelle 1: Metamorphite und ihre Ausgangsgesteine.
Ausgangsgestein (Protolith)
Metamorphit
Kalkstein
Marmor
Quarzreicher Sandstein
Quarzit
Granit
Orthogneis
Sandstein und Kies
Paragneis
Tonstein
Phyllit
Abbildung 5: Entstehungsmöglichkeiten von metamorphen Gesteinen (Ernst Klett Verlag Stuttgart;
http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/104002_0902.pdf).
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Der Kreislauf der Gesteine
Die drei großen Gesteinsgruppen stehen in einem Kreislauf miteinander in Beziehung. Die
Entstehung und Veränderung von Gesteinen finden in geologischen Zeiträumen statt. Ein erster
Teilkreislauf, der überwiegend durch exogene Kräfte gesteuert wird, beginnt mit der Verwitterung
(physikalische und chemische Zersetzung des Gesteins) des an der Erdoberfläche anstehenden
Gesteins. Fließendes Wasser, Wind oder Eis transportieren die Verwitterungsprodukte und lagern
diese im Meer oder auf dem Festland ab. Werden diese Lockersedimente von weiteren
Ablagerungen überdeckt, kommt es zur Verfestigung (Diagenese). Danach ergeben sich zwei
Möglichkeiten: Die Gesteine gelangen entweder durch Hebung wieder an die Erdoberfläche und der
Zyklus beginnt von vorne oder die Sedimente gelangen in größere Tiefen und werden durch hohen
Druck sowie hohe Temperaturen in metamorphe Gesteine umgewandelt. Mit zunehmender
Temperatur kann es dann zum Aufschmelzen kommen. Aus dem entstandenen Magma können
Tiefen-, Gang- oder Ergussgesteine entstehen. Ergussgesteine geraten sofort wieder in den
Einflussbereich exogener Kräfte, Tiefen- und Ganggesteine erst nach Hebung und Abtragung der
darüber- liegenden Gesteinsschichten. Ein solcher Kreislauf stellt nur eine Variante unter vielen dar,
weil einzelne Teilprozesse auch übersprungen werden können: Die Erde ist in der Tat ein
dynamischer Planet (im Gegensatz etwa zu Mond oder Mars).
Abbildung 6 (links): Kreislauf der Gesteine (Terra Helvetica, 2005).
Abbildung 7 (rechts): Einteilung der Gesteine nach der Entstehung (Ernst Klett Verlag Stuttgart;
http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/104002_0902.pdf).
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Die geologische Zeitskala
Einen wichtigen Faktor in der Geologie spielt die Zeit. So sind für ein Menschenleben Jahrzehnte
durchaus lange Zeiträume - bei den meisten geologischen Prozessen spricht man allerdings von
Jahrmillionen. Die Erde entstand vor etwa 4600 Millionen Jahren, also vor 4,6 Milliarden Jahren. Es
ist somit nicht einfach einen geologischen Kalender zu erstellen, da es an Informationen bedarf, die
lange vor der Geschichte der Menschheit liegen. Die Informationen fanden die Geologen in den
Gesteinsabfolgen. Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts stellten auf Grundlage der Überlagerung der
Schichten und deren fossilen Inhalts Abfolgen fest, die eine Grenzziehung möglich machten.
Generell gilt, je tiefer ein Fossil vergraben ist, umso älter ist es. Genauere Erkenntnisse gewinnen
Wissenschaftler heute durch geochemische Datierungsmethoden, die meist auf dem Prinzip des
radioaktiven Zerfalls einzelner Elemente beruhen. Durch diese Datierungsmethoden wurde die
Entwicklung der Erde in geologische – zeitliche Einheiten eingeteilt, die hierarchisch geordnet sind in:
Äon, Zeitalter, Periode, Epoche und Alter. Den letzten Äon bildet beispielsweise das Phanerozoikum.
Mit dem Beginn des Phanerozoikums vor 542 Millionen Jahren setzt unter anderem der
kontinuierliche Fossilbericht ein, da ab diesem Zeitpunkt die ersten hartteiltragenden Lebewesen
entstanden. Eingeteilt ist das Phanerozoikum in die drei Zeitalter: Paläozoikum (Erdaltertum),
Mesozoikum (Erdmittelalter) und Känozoikum (Erdneuzeit).
Abbildung 8: Geologische Zeittafel mit Zeitangaben rechts in Millionen Jahren (Modifiziert nach Wikipedia, 2013).
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Gesteinsbestimmung
Welches Gestein ist das? Um die Frage beantworten zu können hilft oft eine Art „Kochrezept“, das
auf einem Ausschließungsverfahren basiert. Um „kochen“ zu können, benötigt man Werkzeuge, die
ein Geologe deshalb immer dabei haben sollte. Einige dieser Werkzeuge wurden dem Koffer
beigelegt.
Als erstes wird die Farbe des Gesteins bestimmt. Der Geologe nimmt für die Gesteinsbestimmung
immer ein Handstück aus dem anstehenden Gestein. Der Geologenhammer dient dabei zum
Anschlagen des Gesteins. Da sich die Gesteine durch die verschiedenen Umwelteinflüsse, wie
beispielsweise Niederschlag, Temperatur und Frost, aber vor allem durch den Einfluss von Vegetation
(z.B. Flechten) in ihrer Farbe verändern können, sollte das Gestein immer neu angeschlagen werden
und der „frische Teil“ des Gesteins betrachtet werden. Ein weiteres wichtiges Merkmal eines
Gesteins ist die Härte. Ein Taschenmesser hilft dabei für Ritztests. So kann beispielsweise Quarzit von
Kalkstein unterschieden werden. Ein Quarzit hinterlässt Ritzspuren am Stahl des Messers, Kalkstein
hingegen wird vom Messer angeritzt. Gips kann bereits mit einem Fingernagel geritzt werden. Zum
unterscheiden der Gesteinsklasse ist das Gefüge (Anordnung und Ausbildung der Minerale) sehr
hilfreich. So sind metamorphe Gesteine meist geschiefert, Sedimente sind geschichtet und
Magmatite enthalten auskristallisierte (idiomorphe) Minerale. Nachdem diese ersten drei Merkmale
geklärt sind, kann das Gestein schon auf einen bestimmten Bereich eingegrenzt werden. Zu letzt wird
dann das entscheidendste Merkmal bestimmt, der Mineralinhalt. Hilfreich dabei sein kann eine
Handlupe. Durch die Eigenschaften der Minerale, wie beispielsweise Farbe, Glanz, Strichfarbe, Form
und Bruch, können die Minerale bestimmt und somit auf das Gestein geschlossen werden. Vor allem
bei Karbonatgesteinen ist zudem das Bestimmen von Fossilien wichtig; dadurch ist sogar eine
zeitliche Einordnung des Gesteins möglich. Als weiteres Werkzeug wird 10%-ige Salzsäure
verwendet. Tests mit Salzsäure sind für die Identifizierung von Karbonatgesteinen essentiell. Wird auf
einen Kalkstein ein Tropfen Salzsäure gegeben, braust dieser, da Kohlendioxid freigesetzt wird.
Dolomit hingegen braust nicht, da er andere Inhaltsstoffe als der Kalkstein hat. Falls alle diese
Aspekte für die Gesteinsbestimmung nicht genug waren bedient man sich analytischer Geräte im
Labor. Dazu zählen beispielsweise das Mikroskop, die Raman Spektroskopie oder die Mikrosonde.
Unter dem Mikroskop können spezielle Eigenschaften von Mineralen gut bestimmt werden. Dafür
müssen Gesteinsdünnschliffe angefertigt werden. In der Abbildung 9 sind einige Bespiele von
Gesteinsbildern, die mit einem Polarisationsmikroskop angefertigt wurden, dargestellt.
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Abbildung 9: Ein Polarisationsmikroskop kann dabei helfen Mineralien und Fossilien besser zu erkennen und ist somit ein
wichtiges „Werkzeug“ bei der Gesteinsbestimmung. In dieser Abbildung sind typische Gesteine die in Osttirol auftreten
dargestellt.
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Regionale Geologie
Osttirols geologische Geschichte – Von Pangäa bis heute
Osttirol im Herzen des Urkontinents
Durch die Plattentektonik kam es ständig zu Verschiebungen der Kontinente. Neue Ozeane bildeten
sich und schlossen sich nach einiger Zeit wieder. Vor etwa 300 Millionen Jahren (im Karbon)
schlossen sich die großen Urkontinente Laurasien im Norden und Gondwana im Süden zusammen
und bildeten den riesigen Urkontinent Pangäa. Osttirol befand sich zu diesem Zeitpunkt im zentralen
östlichen Bereich dieses riesigen Kontinents. Die Kollision von Gondwana und Laurasien führte zu
einer Gebirgsbildung, die in Osttirol deutlich ausgeprägt ist und als Variszische Orogenese bezeichnet
wird. Diese Gebirgsbildung führte zu einer Regionalen Metamorphose. Vorherige abgelagerte
Sedimentgesteine (Sandsteine, Kalksteine), Magmatite und auch ältere Metamorphite einer früheren
Gebirgsbildung (Kaledonische Orogenese) wurden in Metamorphite umgewandelt, ineinander
verschuppt, teils geschiefert und verfaltet. Aus Sandsteinen wurden Paragneise, aus Graniten
(Magmatit) wurden Orthogneise, aus quarzreichen Sandsteinen wurden Quarzite, aus Kalksteinen
entstand Marmor. In den Karnischen Alpen im Süden Osttirols finden sich beispielsweise
Karbonatriffe aus dem Devon, die durch die Metamorphose teils in Marmor umgewandelt wurden.
Aus Tonsteinen bildeten sich nördlich des Osttiroler Pustertals Quarzphyllite, der als Thurntaler
Quarzphyllit bezeichnet wird. Alle diese Metamorphite werden mit der einheitlichen Bezeichnung
Altkristallin zusammengefasst. Beim Kristallin handelt es sich um das sogenannte Basement, oder
metamorphes Grundgebirge. Zu diesem Kristallin zählen folgende Einheiten in Osttirol: Die Gesteine
des „ Alten Dachs“ der Hohen Tauern im Norden, die Gesteine der Schobergruppe, Defregger Alpen
und Kreuzeckgruppe im zentralen Bereich des Bezirks, das Gailtalkristallin und Teile der Karnischen
Alpen im Süden.
Wüstenklima in Osttirol
Nach der variszischen Gebirgsbildung kam es im Unterperm bereits wieder zu Bewegungen in der
Erdkruste (Dehnungstektonik). In der Erdkruste bildeten sich enorme Spannungen, die dazu führten,
dass Pangäa wieder langsam auseinanderbrach. Zu dieser Zeit kam es verbreitet zu
Aufschmelzprozessen in der tieferen Erdkruste mit entsprechender magmatischer Aktivität
(Plutonismus und Vulkanismus). In die Gesteine des „Alten Daches“ (Kristallin) drangen granitische
Schmelzen ein, die als Plutone erstarrten. Die Intrusion erfolgte in mehreren Phasen, deshalb findet
man Granite mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Das Kristallin umgab diesen Pluton wie eine
Art Dach, deshalb die Namensgebung „Altes Dach“. Im Laufe der Zeit wurde dann das Kristallin des
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„Alten Daches“ durch Erosion abgetragen und der Pluton wurde teilweise freigelegt. Im Perm wurde
nicht nur das „Alte Dach“ abgetragen, sondern auch alle anderen kristallinen Gebiete des
Variszischen Gebirges Osttirols. Dies führte zur Bildung von Sandsteinen und Konglomeraten. Ein
Konglomerat ist ein klastisches Sedimentgestein aus mindestens 50 % gerundeten Komponenten
(Kies oder Geröll). Aus dieser Zeit stammt der Alpine Buntsandstein bzw. die Sandsteine des Alpinen
Verrucano. Zu finden ist dieser beispielsweise rund um den Tristacher See bei Lienz. Beim Alpinen
Verrucano handelt es sich um ein Quarzkonglomerat. Durch Verwitterung und Oxidation des Eisens
erhielt das Sediment eine rote Färbung. Die Oxidation des Sediments ist ein Merkmal dafür, dass
während der Ablagerungszeit ein trocken-heißes Klima geherrscht hatte. Zudem wurden aus
anderen Gebieten, beispielsweise aus dem heutigen Südtirol abgetragene Sedimente des Bozner
Quarzporphyrs (rötliches im Perm gebildetes vulkanisches Gestein) eingeschüttet. Die abgelagerten
Sedimente dieses Vulkanits werden als Grödner Sandstein bezeichnet. Alle diese Sedimente lagerten
sich direkt auf dem Kristallin des Variszischen Gebirges ab.
Osttirol im Schelf und Küstenbereich eines Ozeans
Der Urkontinent Pangäa war vom weltumspannenden Panthalassa Ozean umgeben. Jedoch gab es im
Osten des Kontinents eine Einbuchtung. In dieser Einbuchtung befand sich auch ein Ozean, die
Tethys. Im Laufe des Oberen Perms drang die Tethys immer weiter nach Westen Richtung Kontinent
vor und überflutete weite Bereiche des zerfallenden Großkontinents Pangäa. Auch der Osttiroler
Raum war davon betroffen. Zuerst entwickelte sich ein Strandbereich, und als das Meer immer
weiter vordrang kam es zur ersten Ablagerung von kalkigen Sedimenten durch absterbende
Organismen. Der Meeresspiegel stieg zu Beginn nicht kontinuierlich an, sondern sank immer wieder
ab und stieg dann wieder an. Durch das Absinken trocknete das Meer aus und Ausfällungsprozesse
führten zur Bildung von Salz- und Gipsgesteinen. Im Laufe der mittleren Trias befand sich in Osttirol
bereits ein flaches Schelfmeer. In diesem bildeten sich riesige Karbonatplattformen und Riffe
(Kalksteine). Im Laufe der Zeit bildeten sich aus den meisten Kalksteinen (CaCO3) durch
Magnesiumzufuhr Dolomitgesteine. Durch diese Dolomitisierung ging der Bestand an fossilen
Organismenresten großteils verloren. Zeugen dieser riesigen Karbonatplattformen der Trias finden
sich heute in den Lienzer Dolomiten. In anderen Bereichen Osttirols fehlen weitgehend in der
Abfolge diese Sedimente aus der Trias (z.B. Defregger Alpen, Karnische Alpen) aufgrund von Erosion
bzw. tektonischen Bewegungen.
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Abbildung 10. Rekonstruktion des Großkontinents Pangäa im Perm. In der Trias drang der Tethys Ozean nach Westen vor
und überflutete weite Bereiche Pangäas (Bild oben, modifiziert nach:
www.geogrify.net/GEO1/Lectures/PlateTectonics/#(3), 2005). Es bildeten sich Flachmeere, in denen kalkige Sedimente
abgelagert wurden. So wurden unter anderem die Lienzer Dolomiten gebildet (Bild unten).
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Osttirol versinkt im Meer
Im Jura stieg der Meeresspiegel rasant an, die Karbonatplattformen zerbrachen und rutschten in die
Tiefsee ab. Zugleich kam es zu einer sogenannten Bruchschollentektonik. Dadurch bekam die Kruste
eine Struktur, die mit umgefallenen Dominoblöcken vergleichbar ist. Dies hatte unterschiedliche
Ablagerungsmilieus aufgrund der unterschiedlichen Meerestiefe zur Folge. In Beckensedimenten
finden sich fossilreiche Rote Kalke und Brekzien. In tieferen Lagen finden sich bereits Radiolarien
(Strahlentierchen). Diese einzelligen Lebewesen haben mikroskopische Skelette aus Opal
(wasserhältiges SiO2) und sind typisch für die Tiefsee. Zudem finden sich in diesen Bereichen
Turbidite. Dabei handelt es sich um eine Art feinkörnige Unterwasserlawinen, die vom kontinentalen
Bereich in die Tiefsee gelangen. Im Jura fand zudem ein weiteres markantes Ereignis statt, welches
für Osttirols Geologie von großer Bedeutung ist. Nordwestlich der Tethyseinbuchtung kam es
innerhalb des Großkontinents zur Öffnung eines weiteren Ozeans, dem sogenannten Penninischen
Ozean oder Alpine Tethys. Spuren dieses Ozeans finden sich im Norden Osttirols, in den Hohen
Tauern. Am Rande dieses Ozeans herrschten flachmarine Bedingungen und im Ozeanbecken
herrschten Tiefseebedingungen. Deshalb bildeten sich in diesem Ozean unterschiedliche Sedimente,
man spricht von sogenannten Fazieszonen. Im Randbereich lagerten sich kalkige Sedimente und
Sandsteine ab. Im Übergangsbereich zur Tiefsee finden sich Turbidite. In der Beckenfazies der Tiefsee
lagerten sich mergelige Tiefseesedimente ab (Mergel ist ein mit Ton vermischter Kalkstein). In diesen
Tiefseesedimenten eingeschaltet sind mächtige basische Vulkanite (Basalte), welche am
Ozeanboden durch magmatische Aktivität entstanden. Durch Versenkungsmetamorphose kam es am
Ozeanboden bereits zu Umwandlungen dieser Vulkanite, dadurch bildete sich unter anderem im
Zusammenspiel mit Wasser das Gestein Serpentinit.
Durch die Öffnung des Penninischen Ozeans kam es zu einer Teilung des Großkontinents. Die
Kontinentalmassen die sich nördlich des neu gebildeten Ozeans befanden, bilden ab diesem
Zeitpunkt die Europäische Platte (Helvetikum). Die Kontinentalmassen südlich des Penninischen
Ozeans bilden hingegen die Afrikanische Platte (Apulien).
Abbildung 11: Öffnung des Penninischen Ozeans führt zur Teilung des Großkontinents in Europäischer und Afrikanischer
Platte.
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Die Gesteine innerhalb der beiden Kontinente im Penninischen Ozean bilden das sogenannte
Penninikum. Zu den Osttiroler Penninischen Einheiten zählen das „Alte Dach“ als kristallines
Grundgebirge, die darin eingedrungenen Plutone (Granite), die darüber abgelagerten Sedimente aus
dem Perm und der Trias (Sandsteine und Kalke), und schließlich die Sedimente und Vulkanite des
penninischen Ozeans.
Die Bildung der Alpen
In einer 1. Phase (frühalpidische Orogenese) kam es in der Kreidezeit zur Schließung der Tethys. In
Folge dessen kam es zur ersten Heraushebung der Gesteinseinheiten aus dem Tethys – Meer: Die
Alpen entstehen. Diese Heraushebung war begleitet von Verfaltungen und Überschiebungen und
einer Regionalen Metamorphose. Es entstand ein sogenannter Deckenstapel. Gesteinseinheiten die
ursprünglich nebeneinander lagen, kamen nun übereinander zu liegen. Alle abgelagerten Sedimente
wurden in Metamorphite umgewandelt, dadurch ging auch weitgehend der Bestand an fossilen
Schalenresten verloren, da die Schalenformen aus Calcit in größere Calzitkristalle umkristallisierten.
Betroffen von dieser 1. Phase waren jedoch fast nur die Gesteinseinheiten südlich des Penninischen
Ozeans, also die Apulische bzw. Afrikanische Platte.
Innerhalb der Apulischen (Afrikanischen) Platte kam es zu dieser Zeit zudem zu einer
Seitenverschiebung, die für Osttirols Geologie von großer Bedeutung ist. So entstand die
Periadriatische Störungslinie, die als transversale Plattengrenze angesehen werden kann (Eine
Störung ist im Allgemeinen eine tektonisch bedingte Trennfläche im Gestein). Die Ausbildung dieser
Störungslinie führte zur Teilung der Apulischen Platte in zwei größere Deckeneinheiten: Nordapulien
und Südapulien. Diese Abgrenzung machte es möglich, dass Südapulien im Gegensatz zu Nordapulien
von dieser ersten alpinen Deckenstapelung und regionalen Metamorphose verschont blieb. Die
Nordapulischen Einheiten bezeichnet man als Ostalpin, die Südapulischen Einheiten als Südalpin.
Diese Störungslinie verläuft heute in Osttirol von Sillian das Lesachtal entlang weiter bis ins Gailtal.
Dies erklärt auch warum die Lienzer Dolomiten nördlich dieser Linie im Gegensatz zu den Südtiroler
Dolomiten südlich dieser Linie fossilarm, metamorph und strukturgeologisch im Sinne von
Verfaltungen, Decken, Störungen, Versätzen einen viel komplizierteren Aufbau haben. Im
Allgemeinen haben beide Einheiten aber eine fast identische Gesteinsabfolge, da deren Sedimente
zur gleichen Zeit im gleichen Ozean (Tethys) abgelagert wurden.
Zum Osttiroler Südalpin zählen die Karnischen Alpen, die weitgehend metamorph sind. Hier stellt
sich die Frage wieso das eigentlich so ist? Im Osttiroler Teil der Karnischen Alpen sind nur Sedimente
aus dem Paläozoikum anzutreffen, die bereits bei der variszischen Gebirgsbildung einer
Metamorphose unterzogen wurden. Sedimente aus Perm, Trias, Jura und Kreide wie im Südalpin der
Südtiroler Dolomiten fehlen.
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Der Penninische Ozean bestand im Gegensatz zur Tethys länger, nämlich bis in die obere Kreide. Das
Helvetikum und das Penninikum waren von der 1. Gebirgsbildungsphase nicht betroffen. Da diese
Gesteine heute überwiegend in den heutigen Westalpen (Frankreich, Schweiz) zu finden sind,
werden diese als Westalpin bezeichnet, im Gegensatz zum Ostalpin, das überwiegend in den
heutigen Ostalpen (Österreich) auftritt.
In der Oberkreide kam es dann zur 2. Phase der Alpidischen Gebirgsbildung (mesoalpidische
Orogenese). Es kam zur Schließung des penninischen Ozeans, da sich die Apulische Platte (Afrika)
auf die Europäische Platte (Europa) zubewegte und schließlich beide miteinander kollidierten.
Abbildung 12: Schließung (Subduktion) des Penninischen Ozeans führt zur 2.Gebirgsbildungsphase der Alpen.
Die Europäische Platte bildete bei dieser Bewegung die Unterplatte und die Apulische (Afrikanische)
Platte die Oberplatte. In mitten dieses Plattenstapels befindet sich das Penninikum, das unter die
Apulische Platte abtauchte (subduziert wurde). Bei dieser Subduktion bildete sich ein Tiefseegraben
und Reste davon finden sich heute in der sogenannten Matreier Zone Osttirols.
Die 2. Alpidische Gebirgsbildungsphase führte also wieder zu einer Deckenstapelung, die in
Abbildung 13 modellhaft dargestellt ist. Gesteinseinheiten des Helvetikum, Penninikum und Ostalpin,
die ursprünglich nebeneinander lagen, kamen nun übereinander zu liegen.
Abbildung 13: Die 2. Alpidische Gebirgsbildungsphase führt zu einer Deckenstapelung.
In dieser 2. Phase waren nun alle Gesteinseinheiten von Überschiebungen und einer Metamorphose
betroffen. In den Ostalpen wurde die Afrikanische Platte viel weiter nach Norden auf die Europäische
18
Platte überschoben als in den Westalpen. Dies ist der Grund dafür, dass in Österreich fast
ausschließlich „Afrika“ (Ostalpin und Südalpin) anzutreffen ist. Während dieser 2. Phase kam es zur
Umwandlung der granitischen Plutone in Gneise (Zentralgneis genannt). Die Sandsteine aus dem
Perm wurden zu Quarziten bzw. Glimmerschiefern. Kalksteine wurden teils in Marmor umgewandelt.
Aus den mergeligen Tiefseesedimenten bildeten sich Kalkglimmerschiefer und aus den basischen
Vulkaniten wurden Prasinite (Grün- oder Chloritschiefer) und Serpentinite. Die metamorph
überprägten Sedimentgesteine des penninischen Ozeans werden zusammenfassend als Obere
Schieferhülle bezeichnet. Im Südalpin der Karnischen Apen führte diese Metamorphose hingegen zu
einer retrograden Entwicklung. Dadurch wurden höhergradig- metamorphe Gesteine aus der
variszischen Gebirgsbildung in niedergradige Gesteine umgewandelt.
Die Bildung des Tauernfensters
Eigentlich müsste das Penninikum unter den ostalpinen Einheiten aufgrund der Deckenstapelung aus
der 2. Phase verdeckt sein. In Osttirol treffen wir aber dennoch auf Gesteine dieses ehemaligen
Ozeans aus dem Jura. Wie kommt das? In einer dritten Phase der Gebirgsbildung (jungalpidische
Orogenese) drückte der südalpine Block weiter nach Norden in Richtung Europa. Der Südschub
führte dazu, dass das Penninikum in einem bestimmten Abschnitt kuppelförmig hochgedrückt wurde
und die ostalpinen Decken nach allen Seiten abgeschoben wurden. Die Erosion ostalpiner Einheiten
begünstigte zudem diesen Prozess. Das herausgehobene und freigelegte Penninikum wird als
Tauernfenster bezeichnet. Fenster daher, weil man wie durch einem Fenster in die tieferliegenden
Einheiten sehen kann (Abb. 14). Das Tauernfenster verläuft vom Brennerpass im Westen bis zum
Katschberg im Osten. In Osttirol erstreckt es sich circa von der Linie Prägraten – Matrei – Kals im
Süden bis zur Salzburger Grenze im Norden. Die Heraushebung des Tauernfensters ist unter anderem
dafür verantwortlich, dass der Gebirgszug der Hohen Tauern so viele Dreitausender aufweist. Der aus
penninischen Gesteinen aufgebaute Großglockner ist zugleich der höchste Berg Österreichs.
Die Heraushebung des Tauernfensters ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Allerdings wird diese
durch die Prozesse der Verwitterung und Erosion ausgeglichen.
Abbildung 14: Modellhafte Darstellung zur Entstehung des Tauernfensters.
19
Abbildung 15: Geologische Übersichtskarte des Tauernfensters (Krainer, 2005, S. 24, modifiziert nach Tollmann 1977).
Magmatische Aktivität jüngerer Zeit
Im Olligozän (vor 30 Millionen Jahren) kam es durch den Schub des Südalpins nach Norden, entlang
der
Periadriatischen
Naht
und
seinen
Parallelstörungen
zu
magmatischen
Aktivitäten.
Ausschlaggebend war, dass in diesen Bereichen die Kruste eine Art Schwächezone aufwies. Entlang
der Defereggen – Antholz – Vals Linie, die durch das Antholzer Tal (Südtirol), über den Staller Sattel
und das Defereggental verläuft, bildete sich ein Pluton, der in das ostalpine Kristallin der Deferegger
Alpen eindrang. Beim Intrusionsgestein handelt es sich um einen speziellen Typ von Granit, dem
Tonalit. Dieser baut das Gebirgsmassiv der Rieserferner Gruppe am Staller Sattel auf und wird daher
als Rieserferner Tonalit bezeichnet.
Wie Osttirols Täler entstanden
Der Südschub der Afrikanischen Platte verursachte die Ausbildung Ost-West verlaufender
Störungslinien (Seitenverschiebungen), die allesamt etwa parallel der Periadriatischen Störung
verlaufen. Die Bildung dieser Störungen erklärt sich durch Ausgleichsbewegungen nach Osten, um
den starken Spannungen und Drücken aus dem Süden auszuweichen. Entlang dem Verlauf dieser Ost
– West Störungen entwickelten sich die großen Osttiroler Täler. Tabelle 2 zeigt einige Beispiel.
Im Zuge der Bildung dieser Störungen entstanden zudem sogenannte Riedelbrüche in der Kruste, die
in einem ganz bestimmten Winkel zu den Ost – West Störungen stehen. Dies hat zur Folge, dass diese
Störungen circa einen Nord – Süd Verlauf haben. Durch einen solchen Riedelbruch ist beispielsweise
das Iseltal entstanden.
20
Tabelle 2: Einige Ost - West verlaufende Osttiroler Täler erklären sich als Ausgleichsbewegungen durch den Schub des
Südalpinen Blocks nach Norden.
Störung
Tal
Periadriatische Störungslinie
Lesachtal und Gailtal
Draustörung
Osttiroler Pustertal
Defereggen – Antholz - Vals Linie
Defereggental
Die Eiszeit prägt Osttirols Landschaft
Anfangs schnitten sich nur Gebirgsbäche in die Gesteinseinheiten Osttirols ein und formten dadurch
V-förmige Täler. Mit Beginn des Quartärs vor 2,6 Millionen Jahren begannen in regelmäßigen
Abständen die Gletscher stark anzuwachsen und Eis floss bis hinaus an den Alpenrand: Die Eiszeiten
begannen. Gletscher sind infolge der Schwerkraft ständig in Bewegung und tragen enorm zur Erosion
einer Landschaft bei. Als Folge wurden die V-Täler allmählich in tiefe und breite U-förmige Täler
umgeformt. Das Virgental beispielsweise ist eines der schönsten U-Täler der Ostalpen. Durch die
glaziale Erosion entstanden viele andere markante Formen der heutigen Bergwelt, wie scharfe Grate
oder Kare.
Nach dem Abschmelzen der großen eiszeitlichen Gletscher kam zu mehreren Fels- und Bergstürzen.
Dadurch wurden Gebirgsbäche gestaut und es bildeten sich dahinter Seen. Auf diese Weise ist
beispielweise die Entstehung des Dorfersees im Kalser Dorfertal zu erklären (Abbildung 16).
Abbildung 16: Das hintere Kalser Dorfer Tal ist besonders durch Quartäre Ereignisse geprägt. So formte der Gletscher ein
U-Tal und ein Bergsturz sorgte für die Ausbildung des Dorfersees.
21
Neben den allgegenwärtigen Erosionserscheinungen finden sich vielerorts auch Sedimente aus dem
Quartär. Da diese aufgrund ihres geologisch sehr jungen Alters meist nicht verfestigt sind spricht man
auch von Lockersedimenten. Dazu gehören beispielweise Flussschotter, Moränenablagerungen,
Murschuttfächer oder Blocklandschaften von Fels- und Bergstürzen. Aufgrund ihrer fehlenden
Verfestigung sind Lockersedimente leicht erodier- und transportierbar. Dies hat zur Folge, dass
Starkregen zu Massenbewegungen führen können, die wir Menschen als Naturkatastrophen
wahrnehmen.
Westlich von Leisach in den Lienzer Dolomiten kam es beispielsweise im Februar 2010 nach
mehreren Regentagen zum Abgleiten solcher Lockersedimente. Die Drautalstraße B100 wurde auf
einer Länge von 100 m mit feinkörnigem Karbonatschutt überschüttet. Das Bachbett der Drau, das
sich parallel zur Bundesstraße befindet, wurde verlegt und kurzzeitig aufgestaut.
Abbildung 17: Die leichte Mobilisation von Lockersedimenten bei Starkregenereignissen sorgte im Februar 2010 zur
Verlegung der Drautalstraße B100. Das Bild wurde im April 2013 von der Bundesstraße aufgenommen. Diese wurde nach
dem Ereignis aus Sicherheitsgründen weiter nach Norden versetzt. Der Hang südlich der Straße steht unter der ständigen
Kontrolle von Landesgeologen, da immer wieder kleinere Bewegungen zu verzeichnen sind.
22
Geologische Karte von Osttirol
Die geologische Geschichte Osttirols ist also komplex. Erst wenn man sich mit dieser genauer
auseinandergesetzt hat, versteht man warum heute ein Gestein an einer bestimmten Stelle Osttirols
zu finden ist und an einer anderen nicht. Beim Betrachten der geologischen Karte von Osttirol wird
dies besonders verdeutlicht. Osttirol ist reich an unterschiedlichen Gesteinen. Möglich macht dies vor
allem der Deckenbau durch die Gebirgsbildung der Alpen und das Vorhandensein eines geologischen
Fensters (Penninikum in Form des Tauernfensters). Das Auftreten von Südalpin, Ostalpin und
Penninikum
innerhalb eines Bezirks ist einmalig für Österreich, und macht Osttirol dadurch
geologisch besonders interessant. Bei den folgenden beiden Karten handelt es sich zum einen um
eine geologische Karte (Gesteine) und zum anderen um eine tektonische Karte (Gebirgsbau).
Abbildung 18: Geologische Karte von Osttirol, gekennzeichnet sind die häufigsten Gesteine (modifiziert nach Brandner,
1980).
23
Abbildung 19: Tektonische Karte von Osttirol (modifiziert nach Brandner, 1980).
Typische und spezielle Gesteine Osttirols
Im Folgenden werden wichtige Gesteine Osttirols vorgestellt, darunter auch ein paar spezielle. Die
Wahl fiel aufgrund des Osttiroler Gesteinsreichtums gar nicht so leicht. So wurden beispielsweise in
Osttirol auftretende Vulkanite (Porphyre) oder Marmor nicht berücksichtigt. In einigen Boxen des
Koffers sind zudem zwei Gesteinsstücke vorhanden. Diese sollen regionale Unterschiede und
unterschiedliche Entstehungsgeschichten verdeutlichen. Alle Gesteine bis auf den Gips sind auf
mindestens einer Seite poliert. Abbildung 20 zeigt die Orte, wo die Gesteine gefunden wurden.
Aufgelistet sind die Gesteine Großteils nach ihrem Entstehungsalter, von älteren zu jüngeren
Gesteinen:
24
1a. Glimmerschiefer – Johannishütte
9. Gips – Kals/Ködnitztal
1b. Kalkglimmerschiefer - Virgen
10. Hauptdolomit - Nörsach
2. Paragneis - Innervillgraten
11. Kössener Schichten - Dolomitenhütte
3. Thurntaler Quarzphyllit - Sillian
12. Roter Jurakalk - Rötenbachtal
4. Amphibolit – Kalser Tauernhaus
13. Prasinit – Hinterbichl/Dorfertal
5. Grüner Quarzit - Obertilliach/Dorfertal
14. Serpentinit –Hinterbichl/Dorfertal
6. Bänderriffkalk – Obstanzer See
15. Eklogit – Hinterbichl/Johannishütte
7. Zentralgneis – Kals/Dorfersee
16. Rieserferner Tonalit – Staller Sattel
8. Buntsandstein – Tristacher See
7
1a
15
4
14
13
9
1b
16
2
8
12
3
6
5
Abbildung 20: Lage der Fundorte der ausgewählten Gesteine des Bezirks Lienz.
25
11
10
Glimmerschiefer
Steckbrief
Koffernummer 1a
Gesteinsklasse
Minerale
Alter
Vorkommen
Fundort
Besonderheit
Metamorphit (ehemaliges
Sedimentgestein)
Glimmerminerale (Muskovit,
Biotit, Chlorit) , Feldspat,
Quarz, Granat
Kambrium bis Karbon,
vielleicht noch älter
Typisch für das kristalline
Grundgebirge
Hinterbichler Dorfertal, im
Bereich der Johannishütte.
Ausgeprägte Schieferung
Abbildung 21: Granatglimmerschiefer
Glimmerschiefer finden sich in weiten Bereichen Osttirols. Sie zählen zu den typischen Gesteinen des
Kristallins, das dem Grundgebirge entspricht. Zum Kristallin zählen folgende Einheiten: „Altes Dach“
(Tauernfenster, Penninikum), Kristallin der Defregger Alpen, Schobergruppe, Kreuzeckgruppe und
Gailtaler Alpen und das untere Stockwerk der Karnischen Alpen.
Der Gesteinsname Glimmerschiefer ist bereits eine kurz gefasste Beschreibung dieses Gesteins. Ein
Glimmerschiefer ist ein geschiefertes Gestein und besteht hauptsächlich aus Glimmermineralen.
Dabei handelt es sich um sogenannte Schichtsilikate. Zu diesen blättrigen glitzernden Mineralen
zählen Muskovit, Biotit und Chlorit. Des Weiteren enthalten Glimmerschiefer untergeordnet die
Minerale Quarz und Feldspat (Gerüstsilikate).
Glimmerschiefer waren ehemals tonige Sedimente, aus denen im Zuge der Diagenese Tonsteine und
Sandsteine wurden. Während der variszischen Gebirgsbildung (Karbon) kam es zur Umwandlung des
Mineralbestands dieser Sedimentgesteine; es kristallisierten u.a. mm-große Glimmer aus und diese
blättrigen Kristalle orientierten sich aufgrund der Deformation des Gesteins in einheitlicher Richtung.
Aufgrund der vielen Glimmerminerale ist die Schieferung deutlich ausgeprägt. Neben Muskovit
(weiß), Biotit (braun, schwarz), Chlorit (grün), Quarz (weiß,durchsichtig) und Feldpat (weiß, matt)
enthält die Probe aus dem Hinterbichler Dorfertal zudem Granat (rote Punkte) und wird daher als
Granatglimmerschiefer bezeichnet.
26
Paragneis
Steckbrief
Koffernummer 2
Gesteinsklasse
Minerale
Alter
Vorkommen
Fundort
Besonderheit
Metamorphit
(ehemaliges sandigkiesiges Sedimentgestein)
Feldspat und Quarz,
untergeordnet Glimmer
Kambrium bis Karbon,
vielleicht noch älter
Typisch für das kristalline
Grundgebirge
Innervillgraten
Flächenmäßig häufigstes
Gestein in Osttirol
Abbildung 22: Paragneis
Der Paragneis ist wie der Glimmerschiefer ein typisches Gestein des Kristallins und tritt somit in
ähnlichen Gebieten auf. Er ist zudem das flächenmäßig häufigste anzutreffende Gestein Osttirols.
Gneise sind im Allgemeinen grobkörnige, undeutlich geschieferte, hochmetamorphe Gesteine und
bestehen meist aus Quarz und Feldspäten. Untergeordnet treten Glimmer (Muskovit, Biotit) und
Granat, Disthen oder Amphibole auf. Im Gegensatz zu Glimmerschiefern wirken sie massiger, sind
weniger geschiefert, haben weniger Glimmer, aber dafür mehr Feldspat und Quarz.
Die Vorsilbe „Para“ steht für ein sedimentäres Ausgangsgestein, beispielsweise ein Sandstein.
Während der variszischen Gebirgsbildung kam es zur Umwandlung des Sedimentgesteins in einen
Paragneis.
Der Paragneis des Gesteinskoffers stammt aus dem hinteren Villgraten Tal (Kristallin der Defregger
Alpen). Er enthält unter anderem Granat (bräunlich rote Punkte). In anderen Gegenden Osttirols
treten unter anderem Paragneise mit einem erhöhten Anteil an Glimmern auf. So finden sich in der
Gegend nördlich von Huben stark verfaltete Biotit-Paragneise (siehe Abbildung 9).
Typisch für Paragneise ist, dass sie häufig bräunlich-rot anwittern.
27
Thurntaler Quarzphyllit
Steckbrief
Koffernummer
3
Gesteinsklasse
Minerale
Metamorphit (ehemaliger
Tonstein)
Glimmer (Serizit), Quarz
Alter
Ordovizium bis Devon
Vorkommen
Nördlich des Pustertals
Fundort
Eingang Villgraten Tal bei
Sillian
Seidiger Glanz
Besonderheit
Abbildung 23: Thurntaler Quarzphyllit
Als Phyllite werden feinkörnige schwach metamorphe, dünn geschieferte Gesteine bezeichnet. Der
Name Phyllit stammt vom altgriechischen Wort phýllon und bedeutet Blatt. Diese feinblättrigen
Gesteine bestehen hauptsächlich (über 50%) aus feinschuppigen Glimmern wie Serizit. Dabei handelt
es sich um eine besonders feinschuppige Art von Muskovit und erzeugt auf den Schieferflächen einen
typischen seidenartigen Glanz. Neben Glimmern enthält der Phyllit häufig auch Quarz in Form von
Knollen (Knauern genannt) und wird dann als Quarzphyllit bezeichnet.
Bei Phylliten handelt es sich um ehemalige Tonsteine, die im Zuge der variszischen Gebirgsbildung
unter einem geringen Metamorphosegrad umgewandelt wurden. Wäre der Metamorphosegrad
(Temperatur,
Druck)
weiter
angestiegen,
so
hätte
sich
der
Phyllit
in
einen Glimmerschiefer umgewandelt. Die gesteinsbildenden Minerale des Phyllits hätten sich durch
Kristallwachstum soweit vergrößert, dass sie mit der Lupe oder mit bloßem Auge erkennbar sind.
In Osttirol befindet sich nördlich des Pustertals ein größeres Vorkommen von Quarzphyllit in Form
einer eigenen tektonischen Decke. Das Gestein wird dort als Thurntaler Quarzphyllit bezeichnet,
benannt nach dem Sillianer Hausberg. Phyllite finden sich zudem häufig im Tauernfenster.
Beispielsweise findet man in der Umgebung von Matrei (Matreier Zone) schwarze, dunkle Phyllite
28
Amphibolit
Steckbrief
Koffernummer 4
Gesteinsklasse
Minerale
Alter
Vorkommen
Fundort
Besonderheit
Metamorphit (ehemaliges
magmatisches Gestein,
Basalt)
Amphibol (Hornblende) und
Feldspat (Plagioklas)
Kambrium bis Karbon,
vielleicht noch älter
Kristallines Grundgebirge
Kalser Dorfertal, Umgebung
Tauernhaus
Dunkles hartes Gestein
Abbildung 24: Granatbänderamphibolit
Amphibolite sind dunkle metamorphe Gesteine und sind in Osttirol neben Gneisen und
Glimmerschiefern im kristallinen Grundgebirge häufig in Form von Linsen anzutreffen.
Bemerkenswert ist der Weg, den Gesteine im Laufe von Jahrmillionen zurücklegen. So wurde der
Amphibolit ursprünglich im Bereich von ozeanischer Kruste als Basalt gebildet. Basalte sind
magmatische Gesteine, welche vorwiegend an Mittelozeanischen Rücken zwischen zwei sich
auseinanderbewegenden Platten entstehen und somit vor allem in der ozeanischen Kruste zu finden
sind. Im Zuge einer Gebirgsbildung (variszisch oder älter) kam das Gestein in große Tiefen. Der
Amphibolit war dadurch Temperaturen im Bereich von (400 - 650 °C) und Drücken zwischen 2000
und 10000 bar unterworfen, was einer mittelgradigen Metamorphose entspricht. Dadurch änderte er
sein Aussehen und er fand schließlich durch tektonische Prozesse seinen Weg zurück an die
Erdoberfläche.
Bei diesem Amphibolit spricht man speziell von einem Bänderamphibolit, da er helle und dunkle
Streifen besitzt. Die dunklen Anteile verdankt der Amphibolit dem namensgebenden Mineral
Amphibol. Amphibole sind eine häufige Mineralgruppe in der Erdkruste und in ihrer chemischen
Zusammensetzung sehr variabel. Plagioklas, ein Vertreter der Feldspatgruppe, bildet im
Wesentlichen die hellen Bereiche in diesem Gestein. Zudem enthält dieses Stück auch das Mineral
Granat (rote Punkte), weshalb man auch von einem Granat-Bänderamphibolit sprechen kann.
Ein besonderes Merkmal des Amphibolits ist seine Härte, weshalb er in der Steinzeit häufig als
Werkzeug verwendet wurde.
29
Grüner Quarzit
Steckbrief
Koffernummer 5
Gesteinsklasse
Minerale
Alter
Vorkommen
Fundort
Besonderheit
Metamorphit (ehemaliger
Quarz-reicher Sandstein)
Quarz, untergeordnet
Glimmer (Chlorit)
Paläozoisch
Karnische Alpen (unteres
Stockwerk)
Obertilliacher Dorfertal,
Umgebung Klapfsee
Monomineralisch
Abbildung 25: Grüner laminierter Quarzit
Hierbei handelt es sich um ein typisches metamorphes Gestein aus den Karnischen Alpen. Die
Karnischen Alpen gehören dem Südalpin an. Eingeteilt werden die Karnischen Alpen in ein unteres
(metamorphes) Stockwerk und in ein oberes (nicht metamorphes) Stockwerk. Der Grund für diese
Einteilung ist die Variszische Gebirgsbildung im Karbon, die alle Sedimentgesteine in Metamorphite
umwandelte. Alle Sedimente, die nach dieser Gebirgsbildung abgelagert wurden, wurden keiner
Metamorphose mehr unterzogen. Die Alpidische Metamorphose ist im Südalpin, im Gegensatz zum
Ostalpin, kaum ausgeprägt. In den Osttiroler Karnischen Alpen ist im Vergleich zu den Kärntner
Karnischen Alpen fast ausschließlich das untere Stockwerk anzutreffen, und somit fast nur
Metamorphite wie der Quarzit.
Der Quarzit ist ein ehemaliger quarzreicher Sandstein, der an einem Sandstrand abgelagert wurde.
Wie der Name schon sagt, besteht er hauptsächlich aus Quarz und ist normalerweise weiß. Er kann
aber auch farblich variieren; beispielsweise durch feine Einlagerung von Glimmer (Chlorit) erhält das
Gestein eine leicht grünliche Farbe wie er in den Karnischen Alpen häufig ist. Zudem spricht diese
Farbe für ein reduzierendes Milieu.
Das Gestein des Koffers stammt aus dem Obertilliacher Dorfertal aus der Nähe des Klapfsee. Dieser
grünliche Quarzit ist zudem laminiert und oberflächlich weiß angewittert. Auf dem ersten Blick ist er
dadurch einem Kalkstein ähnlich. Salzsäuretest (negativ) und Härtemessung (ritzt den Hammer)
sprechen aber eindeutig für einen Quarzit.
30
Bänderriffkalk
Steckbrief
Koffernummer
6
Gesteinsklasse
Sedimentgestein
Minerale
Calzit
Alter
Devon
Vorkommen
Karnische Alpen (Unteres
Stockwerk)
Kartitsch – südlich des
Obstanzer Sees
Ältestes Riffgestein
Osttirols
Fundort
Besonderheit
Abbildung 26: Bänderriffkalk aus dem Devon
Das Zeitalter des Devon war geprägt durch große Riffe, die vor allem durch kalkbildende Algen
aufgebaut wurden. Solche Riffe aus Kalkgestein bauen viele Gipfel der Osttiroler Karnischen Alpen
auf; sie sind die ältesten Riffe in Osttirol.
Im Laufe der Zeit wurden einige Riffe durch Magnesium-Zufuhr dolomitisiert und die Variszische
Metamorphose führte zur Umwandlung des Gesteins in Kalkmarmor bzw. Dolomitmarmor im
Karbon.
Südlich der Obstanzer Seehütte findet sich ein ehemaliges Riff, wo die Metamorphose nicht so stark
ausgeprägt ist und somit noch Kalkstein vorliegt. Von dieser Stelle stammt das Gestein des Koffers.
Die Besonderheit dieses im frischen Bruch dunklen Kalksteins ist seine Bänderung. Durch die
Verwitterung ist dies äußerlich besonders gut in Form von grauschwarzen und braunorangen Streifen
zu erkennen. Die braunorangen Anteile sind reich am Element Eisen. Dies weist auf die Anwesenheit
von eisenhaltigen Mineralen wie Pyrit (FeS2) im Gestein hin. Dieses Mineral hat eine kubische
Kristallform und eine goldgelbe Farbe und wirkt somit für ein nichtgeschultes Auge auf den ersten
Blick wie Gold.
Fließt Wasser durch Kalkgestein, so kann es zur sogenannten Verkarstung kommen. Das bedeutet,
dass Kalkstein im Wasser gelöst wird. Die Folge ist die Bildung von Höhlensystemen (Obstanzer
Eishöhle). Die Verkarstung ist besonders für die Trinkwasserversorgung von Bedeutung, da dadurch
die Berge große Mengen an Wasser speichern können und große Trinkwasserquellen speisen.
31
Zentralgneis (Orthogneis)
Steckbrief
Koffernummer 7
Gesteinsklasse
Minerale
Alter
Vorkommen
Fundort
Besonderheit
Metamorphit (ehemaliger
Granit)
Feldspat, Quarz, Glimmer
(Biotit, Muskovit)
Oberkarbon bis Unterperm
Hohe Tauern
(Tauernfenster)
Kalser Dorfertal, Umgebung
Granatspitze
Baut u.a. den
Großvenediger auf
Abbildung 27: Orthogneis
Beim Zentralgneis handelt es sich um ein metamorphes Gestein. Speziell handelt es sich um einen
Orthogneis, der im Gegensatz zum Paragneis nicht ein sedimentäres sondern ein magmatisches
Ausganggestein hat.
Vor 270 bis 230 Millionen Jahren drangen kurz nach der Variszischen Gebirgsbildung granitische
Schmelzen in Form mehrerer Plutone in die Gesteine des „Alten Dachs“ (Glimmerschiefer,
Paragneise, Amphibolite) ein und schmolzen das Nebengestein teils auf. Diese Intrusion erfolgte in
mehreren Phasen, weshalb die Mineralanteile an Feldspat (weiß matt), Quarz (weiß durchsichtig)
und Glimmer (schuppig) variieren.
Während der Alpidischen Gebirgsbildung wurden die Granite metamorph überprägt und geschiefert.
Die schuppigen Minerale Biotit (Dunkelglimmer) und Muskovit (Hellglimmer) wurden dadurch in eine
Richtung ausgerichtet.
Da sich diese Othogneise im zentralen Bereich der Ostalpen befinden, werden sie speziell als
Zentralgneise bezeichnet. In Osttirol sind zwei große Plutone vorhanden, der Venedigerkern und der
Granatspitzkern. Aufgrund der Verwitterungsbeständigkeit baut dieses Gestein hohe Gipfel in den
Hohen Tauern auf, wie den Großvenediger (3674 m) oder die Granatspitze (3086 m).
32
Alpiner Buntsandstein – Alpiner Verrucano
Steckbrief
Koffernummer 8
Gesteinsklasse
Sedimentgestein
Minerale
Quarz, Feldspat
Alter
Perm
Vorkommen
Randbereiche der Lienzer
Dolomiten
Tristacher See, Parkplatz
Seehotel
Ehemaliges Wüstenklima
Fundort
Besonderheit
Abbildung 28: Buntsandstein – Alpiner Verrucano
Während des Perms kam es auf dem Großkontinent Pangäa zur Erosion des Variszischen Gebirge, das
aus metamorphen Gesteinen wie Paragneise, Glimmerschiefer oder Quarzite aufgebaut war. Die
Gesteine wurden durch Flüsse abtransportiert und dabei zerkleinert und gerundet. Dadurch kam es
zur Bildung sogenannte fluviatiler Sedimente, die in großen Sedimentbecken auf das Kristallin
abgelagert wurden.
Beim Buntsandstein bzw. Alpinen Verrucano handelt es sich um ein rötlich-violettes, seltener weißes
Quarzkonglomerat bis Sandstein. Ein Konglomerat ist ein klastisches Sedimentgestein aus mindestens
50 % gerundeten Komponenten. Die Komponenten können unterschiedlich zusammengesetzt sein,
was sich unter anderem in den variablen Farben widerspiegelt.
Durch Verwitterung und Oxidation vom im Sediment vorhandenen Eisen erhielt das Sediment eine
rote Färbung. Die Oxidation des Sediments ist ein Merkmal dafür, dass während der Ablagerungszeit
heißes Klima geherrscht haben muss. Diese Sedimentgesteine bilden unter anderem die Basis der
Lienzer Dolomiten und sind somit in deren Randbereichen wie Lesachtal/Gailtal oder am Tristacher
See nahe Lienz aufgeschlossen.
33
Gips
Steckbrief
Koffernummer 9
Gesteinsklasse
Sedimentgestein, Evaporit
Minerale
Gips (Calciumsulfat)
Alter
Trias
Vorkommen
Tauernfenster (Matreier
Zone)
Kals, Eingang Ködnitztal
Fundort
Besonderheit
Wasserlöslich, mit
Fingernagel ritzbar
Abbildung 29: Gips aus der Matreier Zone
Bei Gips handelt es sich um Calciumsulfat (CaSO4 • 2H2O). Dieses Gestein hat meistens eine weiße
Farbe, ist ein sehr leichtes Gestein und im Gegensatz zu anderen Gesteinen besonders weich und
kann sogar mit dem Fingernagel geritzt werden.
Gips bildet sich aus dem Meerwasser, wenn dieses in Folge von Hitze verdunstet. Ab der 3,5-fachen
Konzentration des Meerwassers beginnen sich Kristalle Gips zu bilden. Die Entstehung von Steinsalz
(Halit) verläuft nach dem gleichen Prinzip, nur muss die Konzentration des mindestens das 10-fache
des Ausgangs-Meerwassers erreichen (vgl. Totes Meer). Solche chemische Sedimentgesteine werden
auch als Verdunstungsgesteine bzw. Evaporite bezeichnet.
Gips ist in Wasser leicht löslich und daher nicht häufig an der Erdoberfläche anzutreffen.
Gips ist in Osttirol bei Matrei und Kals anzutreffen. Dieser Gips bildete sich zu Beginn der Trias, als
das Tethys-Meer nach Westen vorstieß, sich aber auch kurzeitig wieder zurückzog und unter einem
wüstenhaften Klima austrocknete. Der Gips und auch weitere Gesteine gelangen in Form von Blöcken
vom ostalpinen Kontinentalrand in den Tiefseegraben des
Penninischen Ozeans. Reste dieses
Tiefseegrabens finden sich heute in der sogenannten Matreier Zone am Südrand des Tauernfensters.
Experten sprechen von einer sogenannten Melange-Zone, da die verschiedenen Gesteine (Phyllite,
Serpentinite, Kalkglimmerschiefer, Quarzit, Karbonate und Gips) intensiv miteinander vermischt
vorliegen.
34
Hauptdolomit
Steckbrief
Koffernummer 10
Gesteinsklasse
Sedimentgestein
Minerale
Dolomit (Calzit in
Rissfüllungen)
Alter
Trias
Vorkommen
Lienzer Dolomiten,
Rabantbergschuppe
Fundort
Nörsach, Rabantberg
Besonderheit
Baut Gipfel der Lienzer
Dolomiten auf, unter
anderem die Große
Sandspitze
Abbildung 30: Hauptdolomit
Abbildung 31: Plattiger Dolomit der Abfaltersbach –
Formation.
Der Hauptdolomit baut den Großteil der Lienzer Dolomiten und deren Gipfel auf, die sich zwischen
Sillian im Westen und dem Drautal im Osten befinden. Geologisch gesehen gehört zu den Lienzer
Dolomiten auch noch die sogenannte Rabantbergschuppe, die sich östlich des Drautals bei Nikolsdorf
befindet.
Der Hauptdolomit - CaMg(CO3)2 - entstand in der Triaszeit vor 220 Millionen Jahren in den Lagunen
und Wattbereichen der Tethys. Er erreicht eine Mächtigkeit von bis zu 2500 m. Aufgrund des
erhöhten Salzgehaltes und der hohen Temperatur herrschten damals lebensfeindliche Bedingungen
und es besiedelten nur wenige Tiere und Pflanzen diese Bereiche, weshalb Versteinerungen im
Hauptdolomit eine Seltenheit sind. Die Entstehung des Dolomits selbst ist teilweise noch nicht ganz
geklärt, da primäre Bildung bzw. Ablagerung von Dolomit im Meerwasser nur extrem langsam vor
sich geht. Wissenschaftler vermuten hierbei eine nachträgliche Zufuhr von Magnesium aus dem
Meerwasser, als die Sedimente bereits abgelagert waren. Man bezeichnet diesen Vorgang als
35
Dolomitisierung, bei welchem primär abgelagerter Kalkstein durch nachträglich zugeführtes
Magnesium zu Dolomit wird.
Dolomit der Hauptdolomit-Formation kann man oft an seinem typischen bituminösen Geruch
erkennen, wenn man den Stein zerschlägt oder anritzt. Bitumen sind langkettige Kohlenwasserstoffe
(ehemalige organische Substanz), welche bei der Ablagerung des Hauptdolomits als Nebenprodukt
eingelagert wurden.
Typisch sind auch die im Handstück zu erkennenden weißen Adern. In den Bruchstellen und Klüften,
die durch das Zerbrechen des Gesteins während der Alpenfaltung entstanden sind, zirkulierten
mineralisierte Gewässer, aus denen das Mineral Calcit auskristallisierte. Beim Salzsäuretest
schäumen somit nur diese Adern aus Kalzit, der Dolomit selbst nicht.
Dem Hauptdolomit sehr ähnlich ist die sogenannte Abfaltersbach Formation (Abbildung 31). Diese
besteht aus einem plattigen Dolomit, der zeitlich etwas früher in der Trias abgelagert wurde als der
Hauptdolomit. Benannt ist diese Formation nach der Ortschaft Abfaltersbach im Osttiroler Pustertal,
wo dieses Gestein häufig auftritt.
36
Kössener Schichten
Steckbrief
Koffernummer 11
Gesteinsklasse
Sedimentgestein
Minerale
Calzit, Tonminerale
Alter
Obertrias
Vorkommen
Lienzer Dolomiten
Fundort
Südlich der
Dolomitenhütte,
Egerländer
Besonderheit
Enthalten Fossilien
Abbildung 32: Kössener Schichten
Abbildung 33: Wühlgänge von Organismen
Bei den Kössener Schichten handelt es sich um tonige, mergelige bis kalkige Sedimentgesteine, die im
Rhät (obere Trias) in Becken des Tethys Ozeans abgelagert wurden und heute in den Lienzer
Dolomiten anzutreffen sind. Benannt ist diese Formation nach der Nordtiroler Ortschaft Kössen. In
den kalkreichen Lagen sind häufig Fossilienreste von Muscheln und Schnecken zu finden.
Charakteristisch ist auch das Auftreten einer wenigen Meter mächtigen Korallenkalk-Bank in den
östlichen Lienzer Dolomiten. Diese ist gekennzeichnet durch helle fossile Korallenäste in der dunklen
Matrix. Zudem finden sich in den Kössener Schichten Wühlgange, die durch Organismen entstanden
sind, die im Schlamm des damaligen Meeresgrundes nach Nahrung suchten. Durch die Einbettung in
feinkörnigen Tone und Mergel sind die Fossilien geschützt worden.
Die Gesteinsprobe stammt von südlich der Dolomitenhütte entlang des Wanderwegs, wo Kössener
Schichten schön aufgeschlossen sind. Auf der Oberseite dieses Gesteinsstücks sind unter anderem
Schalenreste mit Berippung von Armfüßlern (Brachiopoden, Typ Rhynchonella) zu sehen.
37
Roter Jurakalk
Koffernummer
Steckbrief
12
Gesteinsklasse
Sedimentgestein
Minerale
Calzit und Quarz Detritus
Alter
Vorkommen
Jura
Lienzer Dolomiten,
Amlacher Wiesen
Synklinale
Eingang Rötenbach,
westlich von Amlach
Roter Kalk, fossilienhaltig
Fundort
Besonderheit
Abbildung 34: Roter Jurakalk
Im Jura kam es aufgrund von Dehnungstektonik in der Erdkruste zu einer kleinräumigen Aufteilung
des Meeresbeckens in Schwellen- und Beckenbereiche. Die Folge waren unterschiedliche
Wassertiefen und somit unterschiedliche Sedimentgesteine. In den flacheren Bereichen kam es im
Dogger und Malm zur Ablagerung von meist farbkräftigen, roten bis rötlichen, sowie gelblichen bis
grünlichen ("bunte") Kalksteinen. Sie sind massig, knollig, flasrig oder marmoriert, teilweise stark
klüftig und von weißen Kalzitadern durchzogen.
Im Bereich der Amlacher Wiesen und westlich von Leisach im Bereich des Rötenbachs in den Lienzer
Dolomiten finden sich Rote Jurakalke. In diesem Abschnitt befindet sich innerhalb der Lienzer
Dolomiten eine große Faltenstruktur, die Amlacher Wiesen Synklinale, die bereits im Gelände in
Form einer Mulde erkennbar ist. In einer Falte wurden die Schichten verbogen. Im Kern dieser Falte
befinden sich so jüngere Sedimente aus Jura und Kreide wie der Rote Jurakalk. In äußeren Bereichen
der Falte finden sich ältere Sedimentgesteine aus der Trias wie etwa der Hauptdolomit.
Der Rote Jurakalk ist geringmächtig und wurde in einer Wassertiefe unterhalb von 30 m abgelagert.
Das Gestein ist reich an Fossilien, die meist aus geringeren Wassertiefen eingeschwemmt wurden.
Enthalten sind Schnecken, Muscheln, Armfüßer, Foraminiferen, Radiolarien und vor allem SeelilienStil- und Armglieder (Abbildung 9). Jedes Stilglied bildet einen Calcit Einkristall, die im Gestein durch
die weiße Farbe erkennbar sind. Die Rotfärbung des Gesteins ist auf festländische
Einschwemmungen zurückzuführen, wo oxidierende Bedingungen herrschten, was für ein trockenes,
warmes Klima spricht.
Des Weiteren enthält das Gestein auch Einkristalle von Quarz-Detritus (Gesteinsschutt), welcher vom
kontinentalen Bereich ins Meer gelang.
38
Kalkglimmerschiefer
Steckbrief
Koffernummer
1b
Gesteinsklasse
Minerale
Metamorphit
(ehemaliges feinkörniges
Tiefseesediment)
Calzit, Glimmer, Quarz
Alter
Jura bis Unterkreide
Vorkommen
Tauernfenster, Obere
Schieferhülle
Virgental, Iselschlucht
Fundort
Besonderheit
Abbildung 35: Kalkglimmerschiefer
Tiefe Schluchten
schneiden sich in dieses
Gestein ein
Ein Kalkglimmerschiefer ist ein metamorphes, geschichtetes bzw. geschiefertes Gestein mit
grobschuppigem Gefüge; es ist in der Oberen Schieferhülle des Tauernfensters anzutreffen. Dieses
Gestein tritt unter anderem auch im Engadiner Fenster (Schweiz und Bezirk Landeck) auf und wird
dort als Bündnerschiefer bezeichnet.
Als Hauptbestandteile enthält dieses Gestein Glimmer (zumeist den Hellglimmer Muskovit) und
Calcit. Der Wesentliche Unterschied zum Glimmerschiefer ist sein Kalkanteil. Ein Kalkglimmerschiefer
braust somit bei einem Salzsäuretest.
Der Kalkanteil erklärt sich aus der Geschichte dieses Gesteins: Der Kalkglimmerschiefer war ehemals
ein feinkörniges mergeliges Tiefseesediment des Penninischen Ozeans. Ein Mergel ist wie bereits
besprochen eine Mischung aus Kalkstein und Ton, sowie Beimengungen an Quarz. Durch die
Alpidische Gebirgsbildung kam es zur Heraushebung des Tauernfenster (Penninikum) und zur
metamorphen Überprägung dieser Sedimente, was zur Bildung der Kalkglimmerschiefer führte.
Ein wesentliches Merkmal dieses Gesteins ist, dass es leicht abgetragen werden kann. So finden sich
in Gegenden, wo dieses Gestein auftritt, mächtige Schluchten. Beispiele dafür sind die Iselschlucht im
Virgental und die Daberklamm am Eingang des Kalser Dorfertal.
39
Prasinit (Chloritschiefer)
Steckbrief
Koffernummer 13
Gesteinsklasse
Minerale
Alter
Vorkommen
Fundort
Besonderheit
Metamorphit
(ehemaliger basischer
Vulkanit eines
Ozeanbodens)
Glimmer (Chlorit),
Epidot, Feldspat (Albit),
Amphibole (Aktinolith,
Hornblende)
Jura bis Unterkreide
Tauernfenster (Obere
Schieferhülle)
Vorderer Steinbruch
Hinterbichler Dorfertal
Dekorstein
(„Dorfergrün“ )
Abbildung 36: Prasinit
Das Wort Prasinit kommt vom altgriechischen Wort prasinos und bedeutet grün. Ein Prasinit ist also
ein Grünschiefer, der aus einem basischen Vulkanit entstanden ist.
Durch Ozeanbodenmetamorphose und die alpidische Metamorphose wurden die ehemaligen Basalte
in Prasinite umgewandelt. Durch die Heraushebung des Tauernfensters (Penninikum) trat das
Gestein dann an die Erdoberfläche.
Das Gestein ist meist geschiefert und hat eine typische grüne Farbe. Dies ergibt sich aus dem
Mineralbestand an grünen Glimmern (Chlorit) und grünen Amphibolen (Aktinolith). Weitere Minerale
sind Feldspat (Albit), Hornblende und Epidot. Das Gestein ist oft stark verfaltet, und tritt das gelbliche
Mineral Epidot im grünen Gestein auf, so ist die Verfaltung besonders gut zu erkennen.
Prasinit baut Österreichs höchsten Gipfel auf, den Großglockner (3798 m).
Verwendet wird der Prasinit vor allem auf Grund seiner farblichen Eigenschaften als Dekorationsstein
und wird als „Dorfergrün“ vermarktet.
40
Serpentinit
Steckbrief
Koffernummer
14
Gesteinsklasse
Metamorphit,
ehemaliger basischer
Magmatit (Basalt,
Gabbro) oder
Mantelgestein
(Peridotit)
Serpentingruppe
Minerale
Abbildung 37: Serpentinit
Alter
Jura bis Unterkreide
Vorkommen
Tauernfenster (Obere
Schieferhülle und
Matreier Zone)
Hinterer Steinbruch
Hinterbichler Dorfertal
Fundort
Besonderheit
Dekorstein
(„Tauerngrün“)
Abbildung 38: Das Mineral Serpentin (Antigorit/Chrysotil)
Der Serpentinit ist ein dichtes, hell- bis dunkelgrünes, meist geschiefertes faserig-schuppiges
metamorphes Gestein, das überwiegend aus Mineralen der Serpentingruppe besteht. Diese
Schichtsilikate treten in blättriger oder faseriger Form auf. Beispiele sind Chrysotil und Antigorit.
Daneben treten häufig noch Granat, Olivin, Chromit und Hornblende auf.
Serpentine entstehen bei der Umwandlung von Orthopyroxen oder Olivin unter Zufuhr von Wasser.
Diese Umwandlung kann im Wesentlichen an zwei Orten stattfinden:
1. In einer Subduktionszone. Hierbei handelt es sich um eine konvergente
Plattengrenze. Die schwerere ozeanische Kruste taucht dabei unter die leichtere
kontinentale ab. Im Falle von Osttirol wäre die ozeanische Kruste der Penninische
Ozean, der unter dem Ostalpin („Afrika“) abtaucht. An der Plattengrenze entsteht
dabei ein Tiefseegraben. In diesem Bereich herrschen gewaltige Drücke und
charakteristisch ist dort das Auftreten von Gesteinen des Erdmantels (z.B.
41
Peridotit, bestehend aus Olivin und Pyroxen). Durch Wasserzufuhr können sich
diese Minerale in Serpentin umwandeln. Im Prinzip stellt die Matreier Zone des
Tauernfensters eine solche Subduktionszone dar.
2. Am Ozeanboden: Serpentinminerale entstehen auch bei niedriggradiger
Metamorphose
im
Zusammenspiel
von
Ozeanbodenmetamorphose
und Umwandlung von Basalten. So bildeten sich im Penninischen Ozean aus
basischen Vulkaniten neben Prasiniten auch Serpentinite durch Wasserzufuhr,
und sind heute in der Oberen Schieferhülle zu finden.
Da die Serpentine im Gestein ein faseriges fleckiges Gefüge bewirken, wird der Serpentinit auch
manchmal als Schlangenstein bezeichnet. In einigen Fällen ist auch noch das magmatische Gefüge
des Ausgangsgesteins erkennbar.
Verwendet wird der Serpentinit vor allem auf Grund seiner farblichen Eigenschaften als
Dekorationsstein und wird als „Tauerngrün“ vermarktet.
42
Eklogit
Steckbrief
Koffernummer
15
Gesteinsklasse
Alter
Metamorphit (ehemaliger
basischer Vulkanit; Basalt)
Glimmer (Chlorit), Epidot,
Feldspat (Albit),
Amphibole (Aktinolith,
Hornblende)
Unterkreide oder älter
Vorkommen
Tauernfenster, Altkristallin
Fundort
Hinterbichler Dorfertal,
Bereich Johannishütte
Ultrahochdruckgestein
Minerale
Besonderheit
Abbildung 39: Eklogit, retrograd überprägt
Ein Eklogit ist ein metamorphes, zumeist grobkörniges Gestein mit rotem Granat und grünen
Klinopyroxenen (Augit, Omphazit). Nebenbei können auch Disthen und Hornblende enthalten sein.
In Osttirol findet man dieses Gestein in den kristallinen Arealen. Es handelt sich bei diesem Gestein
um ein sogenanntes Ultrahochdruckgestein, d.h. das Gestein war extremen Drücken ausgesetzt.
Solche Drücke entstehen nur in Subduktionszonen, wo die ozeanische Kruste unter die kontinentale
Kruste abtaucht. Dort herrschen Drücke von 10000 bar (entspricht ca. 35 km Tiefe) und
Temperaturen von 500 bis 1000°C. Basische Vulkanite wie der Basalt ändern dabei ihre
mineralogische Zusammensetzung und werden zu Eklogit.
Bei der Heraushebung an die Erdoberfläche können die Eklogite durch retrograde (rücklaufende)
Metamorphose überprägt werden, die bei abnehmendem Druck und Temperatur ablauft. Dabei
bilden sich Minerale wie z.B. Plagioklas (Feldspat). Auch der Eklogit im Koffer ist ein retrograder
Eklogit.
Eklogite sind für Geologen wichtig, da man beispielweise damit Subduktionszonen (alte
Kontinentgrenzen) zurückverfolgen kann.
Der Eklogit ist wie der Amphibolit ein sehr hartes Gestein und wurde in der Steinzeit auch als
Werkzeug verwendet.
43
Rieserferner Tonalit
Steckbrief
Koffernummer 16
Gesteinsklasse
Magmatit (Tiefengestein)
Minerale
Feldspat, Quarz, Glimmer
Alter
Olligozän
Vorkommen
Defereggen Tal –
Rieserferner Gruppe
Staller Sattel
Fundort
Besonderheit
Junges magmatisches
Gestein
Abbildung 40: Rieserferner Tonalit
Vor circa 30 Millionen Jahren (Oligozän) kam es entlang der Defereggen – Antholz – Vals Linie (DAV),
einer Parallelstörung der Periadriatischen Störungsline, zu einer Intrusion. Im Zuge der Alpidischen
Gebirgsbildung drangen granitische Schmelzen in diese Schwächezone der Kruste ein. Die
umgebenden Gesteine des Altkristallins wurden randlich durch die heißen Schmelzen
kontaktmetamorph überprägt. Auch magmatische Gänge wurden im Zuge dieser Intrusion gebildet.
Speziell handelt es sich beim sogenannten Rieserferner Pluton um einen Tonalit. Tonalit besteht aus
20% Quarz, albitreichen Plagioklas und dunklen Gemengteilen wie Biotit. Im Gegensatz zum Granit ist
er ärmer am Mineral Alkalifeldspat und reicher an Plagioklas.
Durch Erosion und Hebung gelangte der Pluton an die Erdoberfläche. Dieses Gestein ist sehr
verwitterungsbeständig und baut heute die Gipfel der Rieserferner Gruppe am Staller Sattel auf. Im
Gegensatz zum Zentralgneis der Hohen Tauern ist dieses Gestein kaum geschiefert, da es erst relativ
spät eingedrungen ist und somit die alpidische Deformation kaum ausgeprägt ist.
Verwendet wird dieses Gestein häufig im Straßenbau als Randstein.
44
Osttiroler Bergbau
Bergbau hat in Osttirol eine lange Geschichte. Dies ist auf die zahlreichen Erzvorkommen
zurückzuführen, die in Osttirol in vielen Gebieten vorzufinden sind.
Erz ist ein allgemeiner Ausdruck für Mineralaggregate oder Gesteine, aus denen Metalle oder
Metallverbindungen gewonnen werden können, sowie alle Mineralaggregate, deren Abbau und
Ausbeutung einen wirtschaftlichen Nutzen verspricht oder bringt. Ein wirtschaftlich nutzbares
Erzvorkommen bezeichnet man als Erzlagerstätte.
In der Osttiroler Bergbaugeschichte ist eine gewisse Auf- und Abbewegung zu verzeichnen,
resultierend aus „Bergfieber“ und Niedergang. Erste Belege führen zurück bis in die Metallzeiten der
Urgeschichte. In diesen Zeiten wurden vor allem die Erzvorkommen im oberen Iseltal genutzt
(Kupferschmelzplatz am Klaunzer Bühel in Matrei, Gräberfeld bei Welzelach, Bergbausiedlung Burg
bei Obermauern). Auch das Gestein Serpentinit wurde bereits früh genutzt; so wurde ein Steinbeil
aus Serpentinit auf dem Schlossberg von Lienz gefunden, das aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. stammt.
Dieser Beil sowie ein gelochtes Exemplar vom selben Fundort sind leider gestohlen worden.
Angelockt
von
den
zahlreichen
Metallen
der
Tauern
wie
Gold,
Bleiglanz,
Antimon,
Eisen und Kupfer wurden auch die Römer relativ früh aufmerksam auf Osttirols Naturschätze. Die
Römerstadt Aguntum bei Lienz wurde dadurch zu einem wichtigen Handelszentrum für Metalle in
den Ostalpen. Die Metalle nutzten die Römer für die Werkzeug-, Waffen-und Schmuckherstellung.
Die zweite Hälfte des ersten Jahrtausend nach Christi Geburt ist hingegen kaum durch Quellen im
Bergbau belegt. Ein richtiger Aufschwung des Bergbaus erfolgte hingegen Mitte des 16. Jahrhunderts
nach Christus. Ein bedeutendes Bergwerk der frühen Neuzeit waren die Knappengruben Blindis bei
St. Jakob im Defereggental, wo neben Kupfer auch nach Blei, Gold und Silber geschürft wurde.
Hammer und Meißel im Wappen der Gemeinde spiegeln diesen Bergbaugeschichtlichen Hintergrund
wider.
Im Laufe der Zeit stieß der Osttiroler Bergbau auf immer größere Probleme, die zur Stilllegung
mehrerer Bergwerke führten. Die Hauptursache dafür war die billige Konkurrenz aus Amerika.
Mittlerweile sind in Osttirol alle Bergwerke stillgelegt. Die folgende Karte (Abbildung 41) gibt einen
Überblick über das Erzvorkommen in Osttirol und den historischen Bergbau.
45
Abbildung 41: Bergbau und Erzvorkommen in Osttirol (Modifiziert nach Grancy, 1965)
Wirtschaftliche Nutzung Osttiroler Gesteine
Der wirtschaftliche Abbau von Gesteinen spielt auch heute noch eine große Rolle. Besonders für das
Bauwesen sind mineralische Rohstoffe unverzichtbar und werden in großen Mengen benötigt.
Ergebnisse aus den Untersuchungen im Jahre 2004 des „Gesteinskonzept Tirol“ ergaben, dass der
Pro-Kopf Bedarf je Einwohner und Jahr in Tirol rund 10,5 Tonnen (exklusive Zementrohstoffe)
beträgt. Diese Menge kann derzeit aus heimischen Rohstoffvorkommen gewonnen werden. Neben
Baurohstoffen werden die Gesteine auch für Dekorzwecke wie etwa Skulpturen genutzt.
46
In Osttirol werden zurzeit an mehreren Stellen Lockergesteine und Festgesteine abgebaut. Im
Folgenden Abschnitt werden diese Abbaue kurz vorgestellt, die Abbildung 42 zeigt deren Lokalitäten.
Abbildung 42: Abbau von Fest-und Lockergesteinen im Bezirk Lienz
Bei den Lockergesteinen handelt es sich überwiegend um Schottergruben. Bei Schotter handelt es
sich um natürliche Geröll- bzw. Kiesablagerungen. Mit Brechmaschinen können verschiedene
Korngrößen hergestellt werden. Verwendet wird Schotter vor allem im Verkehrswegebau. Beim Bau
von Gleisanlagen dient ein sogenanntes Schotterbett, auch Schotteroberbau genannt, zur
frostsicheren Stabilisierung der Gleisanlagen. Im Beton wird Schotter als Zuschlagstoff verwendet.
An folgenden Orten werden Lockergesteine abgebaut:
47
Anras: Entnahme von Geschiebe aus der Griesbachsperre. Bei Hochwasser werden größere Mengen
an Schotter aus den Lienzer Dolomiten (Karbonatgesteine) nachgeliefert. Die Aufbereitung des
Schotters findet am Fuß des Griesbachschwemmkegels statt.
Assling: Westlich von Thal befindet sich eine Karbonatschottergrube guter Qualität der Firma
Natursteine Berta Nagele GesmbH. Das Werk wird auch als der „Weiße Riese“ bezeichnet. Hergestellt
werden in diesem Werk Gesteinskörnungen für Beton, Mörtel und Tragschichten.
Leisach/Burgfrieden: Schottergrube mit Karbonatschotter (Dolomitgestein) guter Qualität.
Lavant: In Form einer Nassbaggerung (Materialentnahme im Grundwasserbereich) werden hier
gerundete, überwiegend silikatische (beispielsweise Glimmerschiefer, Gneise) Gesteine gewonnen.
Bei der Mülldeponie befindet sich ein weiterer Schotterabbau. Hier wird sehr guter gerundeter
Karbonatschotter gewonnen.
Oberlienz: Entnahme von Isel-Schotter nordwestlich der Glanzer Iselbrücke. Dieser Schotter stammt
somit aus Gesteinen des Tauernfensters, der Deferegger Alpen und der Schobergruppe.
St. Veit i. D.: Bei Osing befindet sich eine Schottergrube, wo Silikatschotter gewonnen wird.
Kals: Kleiner Schotterabbau bei der Raseggbachmündung (Gesteine aus der Matreier Zone),
zusätzlich Entnahme aus dem Lesachbach (Gesteine aus dem Kristallin der Schobergruppe).
Neben Lockergesteinen werden auch Festgesteine in verschiedenen Steinbrüchen abgebaut:
St. Johann i. W.: Am Michlbach wird gut gebankter Schiefergneis von der Baufirma Natursteine Berta
Nagele GesmbH abgebaut. Hergestellt werden Gesteinskörnungen für Beton, Mörtel und
Tragschichten,
sowie
Wasserbausteine,
Bruchsteine,
Mauersteine,
Straßenschotter
und
Einbettmaterial.
Oberlienz: Westlich der Isel befindet sich der Gesteinsbruch Pfister, indem ein heller Orthogneis
aufgeschlossen ist. Die Baufirma Natursteine Berta Nagele GesmbH verwendet dieses Gestein zur
Herstellung von Gesteinskörnungen für Tragschichten. Weitere Erzeugnisse sind Mauersteine,
Bruchsteine und Einbettmaterial.
Nikolsdorf: Bei Nörsach befindet sich ein Steinbruch, wo von der Firma Alpine Mayreder Bau Gmb.H
Dolomitgestein abgebaut wird. Verwendung findet das abgebaute Gestein für verschiedenste
Bauprojekte des großen Baukonzerns Alpine.
St. Jakob i.D.: In einem Steinbruch westlich von Erlsbach wird der Rieserferner Tonalit abgebaut. Im
hinteren Defereggental befinden sich noch weitere kleinere Tonalitsteinbrüche entlang der
Mautstraße. Verwendung findet dieses Gestein als Baumaterial für Straßenbeläge. Geschliffen und
poliert findet es auch oft Verwendung als Platten und Treppenstufen.
Prägraten: Bei Hinterbichl am Eingang des Dorfertals befinden sich zwei bedeutende Steinbrüche: Bei
einem Steinbruch, der auf ca. 1400 m Höhe liegt, wird Chloritschiefer (Prasinit) abgebaut, der unter
48
dem Handelsnamen Dorfergrün bekannt ist. Beim anderen Steinbruch, welcher auf ca. 1800 m liegt,
wird Serpentinit abgebaut, der unter den Handelsnamen Tauerngrün bekannt ist.
Geführt und auch erschlossen wurden beide Steinbrüche von der Lauster Steinbau GmbH mit
Hauptsitz in Stuttgart. Das Material Tauerngrün wird seit 1962/1963 abgebaut, das Material
Dorfergrün hingegen erst seit 1995. Im Material Dorfergrün werden nach Angaben der Firma bis zu
2.000 m³ Rohblöcke pro Jahr gewonnen, im Material Tauerngrün bis zu 500 m² Rohblöcke pro Jahr.
Die abgebauten Steine werden für alle denkbaren Werksteinarbeiten verwendet. Es werden
Rohblöcke gewonnen, die in einem modernen Verarbeitungswerk in St. Johann im Walde zu Platten
und Massivteilen für Grabmäler, Denkmäler, Bildhauer und Bauarbeiten aufgearbeitet werden. Die
Verwendung reicht von Platzbelag bis zur Fassade, und von Grabmal zum Bildhauerstein.
Produktionsreste werden zu Körnungen aufbereitet. Die Werksteine werden weltweit verkauft.
Schwerpunkte sind Österreich, die Schweiz und Deutschland. Aktuell wird im neuen Hauptbahnhof
der Stadt Wien der Bodenbelag und Wände in den Materialien Dorfergrün und Tauerngrün
ausgeführt.
In Deutschland wird zurzeit beim Neubau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in
Berlin die Fassade, die Böden und Treppen mit dem Material Dorfergrün ausgeführt.
Insgesamt sind bei der Firma Lauster in Osttirol ca. 30 Mitarbeiter beschäftigt.
Abbildung 43: Serpentinit-Steinbruch Tauerngrün im Hinterbichler Dorfertal
49
Abbildung 44: Prasinit-Steinbruch Dorfergrün am Eingang des Hinterbichler Dorfertals
Als Baurohstoffe würden sich auch viele weitere Osttiroler Gesteine eignen. Das Problem liegt aber
darin, dass die Vorkommen relativ geringmächtig sind. In diesem Zusammenhang ist Gips zu
erwähnen. Wie bereits erwähnt befindet sich in der Matreier Zone bei Kals und am Glanzenberg ein
relativ bescheidenes Gipsvorkommen in Form von Linsen. Eine wirtschaftliche Nutzung solcher
Vorkommen in der Zukunft ist jedoch nicht ganz auszuschließen. Gips wird als Werkstoff in der
Bauindustrie (z. B. Gipswände) oder etwa
in der Medizin (Stabilisieren von Knochenbrüchen)
verwendet.
Abbildung 45: Geringmächtige Gips-Vorkommen entlang des Forstweges am Eingang des Ködnitztal bei Kals.
50
Weiterführende Literatur
Allgemeines geologisches Nachschlagewerk
Grotzinger J., Jordan T.H., Press F., Siever R. (2008): Allgemeine Geologie; 5. Auflage, Spektrum
Verlag, München. Dieses Buch vermittelt sehr verständlich einen einfachen Überblick über die
Allgemeine Geologie. Der Aufbau der Erde, die Plattentektonik, Minerale und Gesteine, Störungen,
Falten und Gesteinsdeformationen, Vulkanismus und Erdbeben sowie zahlreiche weitere Themen
werden erklärt und zusammengeführt.
Geologische Nachschlagewerke zu Osttirol
Stöhr, W. (2006): Osttirol, Naturjuwele südlich des Felbertauern, Studienverlag, Innsbruck. Dieses
Buch vermittelt einen wunderbaren Überblick zur Hochgebirgslandschaft Osttirols im Bereich des
Nationalparks Hohe Tauern. Neben fundierten und verständlichen Kapiteln zu Bergwelt, Kristallen
und Fundstellen steht der Mensch als Sammler und Landschaftspfleger im Mittelpunkt. Das Buch ist
im Moment leider vergriffen.
Hauser, C. et al. (1995): Geologie von Osttirol, Schwerpunkt Blatt 179 Lienz. Arbeitstagung 1995,
Geologische Bundesanstalt, Wien. Dieses „Expertenbuch“ vermittelt neueste Erkenntnisse in Form
von Wissenschaftliche Beiträgen, Vortragskurzfassungen und Exkursionsberichten zu Lienzer
Dolomiten, aber auch anderen Gebieten Osttirols. Es soll den ganz Interessierten als Anregung
dienen.
Geologische Übersichtskarte
Brandner, R. (1980): Geologische Übersichtskarte von Tirol 1:300.000 (Universitätsverlag Wagner).
Geologische Karten der Republik Österreich 1:50000
Schönlaub, H. P. (1997): Kartenblatt Obertilliach, Nummer 196. - Geologische Bundesanstalt, Wien.
Schönlaub, H. P. (2000): Kartenblatt Sillian, Nummer 195. - Geologische Bundesanstalt, Wien.
Höck, V. (1994): Kartenblatt Großglockner, Nummer 153. - Geologische Bundesanstalt, Wien.
Frank, W. (1987): Kartenblatt Matrei in Osttirol, Nummer 152. - Geologische Bundesanstalt, Wien.
Karl, F. (1979): Kartenblatt Krimml, Nummer 151. - Geologische Bundesanstalt, Wien.
51
Kreuss, O. (2006): Kartenblatt Hopfgarten in Deffereggen, Nummer 178. – Geofast Karte, Geologische
Bundesanstalt, Wien.
Moser, M. (2006): Kartenblatt Sankt Jakob in Defereggen, Nummer 177. – Geofast Karte, Geologische
Bundesanstalt, Wien.
Anmerkung: Für das Kartenblatt Winklern (Nummer 180) gibt es gemeinsam mit dem Kartenblatt
Obervellach (Nummer 181) eine Geofast Karte der Geologischen Bundesanstalt Wien. Das
Kartenblatt Lienz (Nummer 179) ist noch in Bearbeitung und erscheint demnächst.
 Die geologischen Karten sind erhältlich bei der Buchhandlung Thalia (http://www.thalia.at)
oder online bestellbar unter: http://www.geologie.ac.at/produkte-shop/maps/.
Exkursionsmöglichkeiten
Museen
Themenmuseum Zeitreise Defereggental
Das Themenmuseum "Zeitreise Defereggen" in St. Jakob ist auf zwei Räume geteilt. Interaktiv
gelangen Besucher im ersten Raum im Zeitraffer beginnend von der Eiszeit durch die Jahrtausende.
Der ca. 1000 Jahre alte Einbaum, konserviert in einer Glasvitrine, die von der Decke hängt, ist der
Mittelpunkt der Schau im zweiten Raum, wo die Funde von der Bergbaublüte zu sehen sind. Täglich
von 09.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. (E-Mail: [email protected])
Nationalparkhaus
Im Nationalparkhaus in Matrei befinden sich verschiedene Ausstellungen rund um das Thema
„Nationalpark Hohe Tauern“. Natürlich spielt dabei die Geologie eine besondere Rolle. Nähere Infos
unter: http://www.hohetauern.info.
Großglockner Ausstellung
In der Kalser Großglockner Ausstellung gibt es seit Neuem auch eine Mineralienausstellung: In den
60er und 70er Jahren wurden von den Kalsern zahlreiche wertvolle Mineralien geborgen. Eine
erlesene Auswahl von Kalser Funden in der Glockner- und Granatspitzgruppe sind in einer neu
gestalteten Vitrine präsentiert. (Tel.: 05 50 212 540)
Heimatmuseum „Oberbichl“
Das Heimatmuseum Oberbichl in Prägraten beherbergt eine außerordentlich interessante und
vielseitige Sammlung. Im Keller des aus dem 13./14. Jahrhundert stammenden Hauses befindet sich
52
ein Schmelzofen, in dem füher das Kupfererz vom Bergwerk Sajat (auf ca. 2600m Höhe) geschmolzen
wurde. Geöffnet jeden Freitag von 17.00 bis 19.00 Uhr, sonst auf telefonische Anfrage 04877-536.
Heimatmuseum von Matrei in Osttirol
Das Heimatmuseum beim Rathaus in Matrei beinhaltet unter anderem eine interessante
Mineraliensammlung. Besichtigungen nach Vereinbarung (Tel.: 0 50 212 500 ).
Bergwerke
Knappenloch Ganotz
Schaubergwerk auf 2315 m, eine Besonderheit des spätmittelalterlichen und frühzeitlichen
Bergbaues im hinteren Iseltal. Der alte Bergwerksstollen Ganotz (unterhalb der Blauspitze), in dem
im 15. und 17. Jahrhundert Kupfer, Gold und Schwefeleisen abgebaut wurde, wurde wieder
zugänglich gemacht und mit einer Beleuchtungsanlage ausgestattet.
Zugang: Auffahrt mit den Kalser Bergbahnen und von der Bergstation Blaupspitz in ca. 30 Minuten
erreichbar. Kontakt: Kalser Bergbahnen (Tel.: 04876 8233 ).
Serpentinit und Prasinit Steinbruch Hinterbichl
Führungen und spezielle Besuche der Steinbrüche sind auf Anmeldung für Schulklassen möglich.
Beim Serpentin-Steinbildhauer-Symposium 1999 haben Künstler aus aller Welt SerpentinitSkulpturen angefertigt, die heute an verschiedenen Stellen in Prägraten zu bewundern sind. Das
Büchlein über das Serpentin Steinbildhauer-Symposium ist im Tourismusbüro Prägraten erhältlich.
Informationen unter: [email protected] oder http://www.laustersteinbau.de/.
Knappenlöcher St. Jakob im Defereggental
Die Knappenlöcher befinden sich im Blindis in 2300 m Seehöhe. Zugang nur mehr bis zum Eingang
der Stollen möglich. In den Sommermonaten begehbar. Weitere Infos beim Tourismusbüro St. Jakob
(E-Mail: [email protected]).
Themenwege/Wasserfälle/ Höhlen/Schluchten
Geomorphologischer Lehrpfad Kals
Im Ködnitztal bei Kals befindet sich ein geomorphologischer Lehrpfad. Dieser soll zum besseren
Verständnis des Hochgebirges dienen. Geologie wird in Form von Schautafeln leicht verständlich
gemacht. Beschrieben und erläutert werden Einzelheiten der Naturlandschaft bei verschiedenen
Haltepunkten und Wegabschnitten vom Lucknerhaus zur Glorerhütte. Ein Naturführer ist im
Tourismusbüro Kals erhältlich.
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Obstanser Eishöhle
Über einen schmalen Steig wandert man zum Eingang der Höhle auf 2300 m Seehöhe nahe der
Obstanser Hütte. Beim Durchwandern der Gänge können die im Schein der Stirnlampe glitzernden
bizarren Eisgebilde bewundert werden. Führungen werden empfohlen. Führungstermine auf Anfrage
bei der Bergschule Alpin Aktiv Hochpustertal (www.bergschule-aah.at). Allgemeine Informationen
unter: [email protected].
Stronacher Erdpyramiden
Von Stronach aus Richtung Zwischenbergen kann man nach wenigen Gehminuten auf Höhe des
früheren "Dabernighofes" am gegenüber liegenden Hang die Erdpyramiden sehen. Sie entstanden
durch Erosion von Gletscherablagerungen aus der letzten Eiszeit.
Daberklamm
Der Kalser Bach hat sich am Eingang des Kalser Dorfertals tief in die Gesteine der Oberen
Schieferhülle (Kalkglimmerschiefer, Prasinite) eingeschnitten. Vor kurzem ist ein neuer NationalparkLehrweg mit einer Aussichtskanzel in der Daberklamm errichtet worden.
Abbildung 46: Die Daberklamm am Eingang des Kalser Dorfertals. Der Kalserbach hat sich tief in die Kalkglimmerschiefer
und Prasinite eingeschnitten.
54
Iselschlucht
Die Iselschlucht erreicht man über die Schattseite ausgehend vom Ortsteil Bobojach. Der breite,
schön
angelegte
Weg
führt
bis
nach
Welzelach
(Gemeinde
Virgen).
Das Ost-West verlaufende Iseltal biegt hier plötzlich durch eine tektonische Verschiebung nach NordSüd ab. An dieser Stelle hat die Isel eine beeindruckende Schlucht mit schönen Erosionsformen
gebildet.
Galitzenklamm
Die
Galitzenklamm
befindet
sich
am
Fuße
der
Lienzer
Dolomiten
bei
Leisach.
Dieses Naturjuwel wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Entlang einer neu angelegten
Weganlage
kann
der
Besucher
die
tosenden
Wasserfälle
besichtigen.
Schautafeln informieren unter anderem über die Geologie und Geschichte der Klamm.
Seit 2004 gibt es auch eine Steinkugelmühle, in der Steine mit der Kraft des Wassers zu runden,
glatten
Kugeln
in
verschiedensten
Größen
geschliffen
werden.
Informationen
unter:
http://www.galitzenklamm.info/.
Frauenbachwasserfall
Der Frauenbachwasserfall bei Lavant liegt am Fuße
der mächtigen Hochstadelnordwand, der
dritthöchsten Felswand der Ostalpen. Ein neuer, leicht
begehbarer Steig endet in einer spektakulären
Aussichtsplattform. Im Bereich dieser
Aussichtsplattform sind auf wenigen Metern die
dunklen Kössener Schichten aufgeschlossen, umgeben
sind diese vom helleren und viel mächtigeren
Hauptdolomit. Zutritt nur zu bestimmten Zeiten
möglich! Informationen dazu erhalten Sie beim
Tourismusbüro Lienz ([email protected])!
Abbildung 47: Frauenbachwasserfall bei Lavant.
Anstehend sind hier die Kössener Schichten und der
Hauptdolomit.
55
Themensteig „Gemeinsame Heimat“
Zwischen Sillian und Sexten (I) über den Helm wurde 2009 ein grenzüberschreitender Themensteig
(Heimatsteig) errichtet, unter anderem mit Schautafeln zur lokalen Geologie. Hier am Beginn des
Karnischen Kamms treffen geologische Welten aufeinander. Aufgrund seines hohen Alters und der
Vielfalt an geologischen Raritäten zählt der Karnischen Kamm zu den wichtigsten geologischen
Regionen der Erde. Informationen unter: [email protected].
Exkursionsmöglichkeit außerhalb Osttirols
GEOPARK-Karnische Alpen
Der Geopark fußt auf ca. 80 erwanderbaren Geotopen und fünf Geotrails sowie dem in Dellach im
Kärntner Gailtal gelegenen Besucherszentrum. Zu den Naturschätzen gehören nicht nur
Gesteinsformationen mit den darin enthaltenen Fossilien, sondern auch unzählige Naturdenkmale
wie idyllische Bergseen, geheimnisvolle Klammen oder tosende Wasserfälle. Weitere Informationen
unter: www.geopark-karnische-alpen.at.
Abbildung 48: Der rund 830 km² große Geopark liegt im Süden Österreichs an der Grenze zu Italien
und umfasst die Karnischen und Gailtaler Alpen (Grafik: Offizielles Logo des Geoparks)
56
Kreuzworträtsel
57
Kreuzworträtsel - Auflösung
58
Liste der Gesteine in den einzelnen Gemeinden
Gemeinde
Abfaltersbach
Tektonische Einheiten
Ostalpin
Gesteine
Thurntaler Quarzphyllit, Glimmerschiefer,
Paragneis, Buntsandstein, Abfaltersbacher
Plattendolomit
Ainet
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer, Amphibolit, Tonalit
Amlach
Ostalpin
Karbonatgesteine (Trias, Jura, Kreide), Sandsteine
Anras
Ostalpin
Thurntaler Quarzphyllit, Glimmerschiefer,
Paragneis, Orthogneis, Buntsandstein,
Karbonatgesteine (Trias, Jura)
Assling
Ostalpin
Thurntaler Quarzphyllit, Glimmerschiefer,
Paragneis, Orthogneis, Karbonatgesteine (Trias,
Jura)
Außervillgraten
Ostalpin
Thurntaler Quarzphyllit, Paragneis, Orthogneis,
Amphibolit
Dölsach
Ostalpin
Paragneis, Quarzphyllit, Tonalit, Amphibolit
Gaimberg
Ostalpin
Paragneis
Heinfels
Ostalpin,
Paragneis, Thurntaler Quarzphyllit,
Südalpin
Glimmerschiefer, Amphibolit,
Quarzit, (Ton)schiefer.
Hopfgarten in Defereggen
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer, Amphibolit, Marmor,
Rieserferner Tonalit, Orthogneis
Innervillgraten
Ostalpin
Paragneis, Orthogneis, Thurntaler Quarzphyllit,
Buntsandstein (Perm), Karbonatgesteine (Trias)
Iselsberg-Stronach
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer, Amphibolit, Tonalit
Kals am Großglockner
Ostalpin,
Glimmerschiefer, Amphibolit, Paragneis,
Penninikum
Serpentinit, Gips, Zentralgneis, Gesteine des
„Alten Daches“, Prasinit, Kalkglimmerschiefer,
Quarzit, Phyllit
Kartitsch
Ostalpin,
Paragneis,
Südalpin
Quarzit, (Ton)schiefer, Kalkmarmor,
Dolomitmarmor, Bänderriffkalk, Porphyroide
Lavant
Ostalpin
Karbonatgesteine (Trias, Jura), Glimmerschiefer
Leisach
Ostalpin
Karbonatgesteine (Trias, Jura), Glimmerschiefer,
Orthogneis
Lienz
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer, Orthogneis,
Thurntaler Quarzphyllit
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Matrei in Osttirol
Ostalpin,
Glimmerschiefer, Amphibolit, Paragneis, Marmor,
Penninikum
Serpentinit, Gips, Zentralgneis, Gesteine des
„Alten Daches“, Prasinit, Kalkglimmerschiefer,
Quarzit, Phyllit, Eklogit
Nikolsdorf
Ostalpin
Phyllit, Glimmerschiefer, Karbonatgesteine (Trias)
Nußdorf-Debant
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer, Amphibolit, Tonalit
Oberlienz
Ostalpin
Paragneis, Thurntaler Quarzphyllit,
Glimmerschiefer
Obertilliach
Ostalpin,
Karbonatgesteine (Trias), Buntsandstein,
Südalpin
Paragneis, Glimmerschiefer,
Quarzit, (Ton)schiefer, Kalkmarmor,
Dolomitmarmor, Bänderriffkalk
Prägraten am Großvenediger
Penninikum
Prasinit, Kalkglimmerschiefer, Serpentinit,
Zentralgneis, Gesteine des „Alten Daches“,
Quarzit, Phyllit, Eklogit, Kalkmarmor
St. Jakob in Defereggen
Ostalpin,
Rieserferner Tonalit, Glimmerschiefer,
Penninikum
Amphibolit, Paragneis, Marmor,
Serpentinit, Prasinit, Kalkglimmerschiefer, Phyllit
St. Johann im Walde
Ostalpin
Glimmerschiefer, Paragneis, Orthogneis, Marmor,
Tonalit
St. Veit in Defereggen
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer, Rieserferner Tonalit
Schlaiten
Ostalpin
Paragneis, Orthogneis, Tonalit, Marmor
Sillian
Ostalpin,
Thurntaler Quarzphyllit, Glimmerschiefer,
Südalpin
Amphibolit,
Quarzit, (Ton)schiefer, Intrusionsgestein
Strassen
Ostalpin
Thurntaler Quarzphyllit, Glimmerschiefer,
Paragneis
Thurn
Ostalpin
Paragneis, Glimmerschiefer
Tristach
Ostalpin
Karbonatgesteine (Trias, Jura, Kreide),
Glimmerschiefer, Buntsandstein
Untertilliach
Ostalpin,
Karbonatgesteine (Trias), Buntsandstein,
Südalpin
Paragneis, Glimmerschiefer,
Quarzit, (Ton)schiefer, Kalk- Dolomitmarmor,
Bänderriffkalk, Intrusionsgestein
Virgen
Ostalpin,
Glimmerschiefer, Amphibolit, Paragneis,
Penninikum
Prasinit, Kalkglimmerschiefer, Quarzit, Phyllit,
Eklogit, Serpentinit
Legende:
— Penninische Gesteine
— Ostalpine Gesteine
60
— Südalpine Gesteine
Zitierte Literatur
Brandner, R. (1980): Geologische Übersichtskarte von Tirol 1:300.000, Universitätsverlag Wagner,
Innsbruck.
Ghassemi, B. (1980): Über Erzvorkommen im Defereggergebirge, in der Lasörling- und
Schobergruppe (Osttirol). – Unveröff. Dissertation, Universität Innsbruck
Grotzinger, J., Jordan T.H.,. Press F., Siever R. (2008): Allgemeine Geologie, 5. Auflage, Spektrum
Verlag, Heidelberg-Berlin
Hauser, C., et al. (1995): Geologie von Osttirol. – Arbeitstagung 1995, Geologische Bundesanstalt,
Wien
Hofer, H. (1985): Beitrag zur Geologie des Gebietes zwischen Dorfertal (Kals) und
Felbertauerntal/Osttirol, südlich des Granatspitzkerns. – Unveröff. Dissertation, Universität Innsbruck
Knoflach, H., Sailer, M. (2004): Gesteinsabbaukonzept Tirol. – Amt der Tiroler Landesregierung,
Abteilung Raumordnung-Statistik, Innsbruck
Krainer, K. (2005): Nationalpark Hohe Tauern – Geologie. - Universitätsverlag, Klagenfurt
Sperling, M. (1990): Stratigraphie und Strukturgeologie der westlichen Lienzer Dolomiten. –
Unveröff. Dissertation, Universität Innsbruck
Schmidt, T., Blau, J. (1989): Die Unterlias der Lienzer Dolomiten: Ein Beispiel syntektonischer
Sedimentation auf einem passiven Kontinentalrand. – Geologische Paläontologische Mitteilungen,
Innsbruck, 16, 185 – 187
Stöhr, W. (2006): Osttirol, Naturjuwele südlich des Felbertauern, StudienVerlag, Innsbruck
Tollmann, A. (1977-1986): Geologie von Österreich – 3 Bände, Deuticke Verlag, Wien
Murawski, H., Meyer, W. (2010): Geologisches Wörterbuch. – 12. Auflage, Spektrum Akademischer
Verlag, Heidelberg
Zanon, S. (2004): Stratigraphie und Strukturgeologie der Rauchkofel-Schuppe und der RabantbergSchuppe (Lienzer Dolomiten, Osttirol/Kärnten). – Unveröff. Dissertation, Universität Innsbruck
Internetseite:
http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/104002_0902.pdf
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