PeP „Vom Kerzenlicht zum Laser“ Versuchsanleitung Versuch 7: Messung der Lebensdauer angeregter Zustände & Halbleiterelemente 1) Messung der Lebensdauer angeregter Zustände Theoretischer Hintergrund Das Bohr’sche Atommodell Nach Bohr kreisen die Elektronen ohne Energieverlust mit der speziellen Energie Ei auf konzentrischen Bahnen um den Atomkern. Sie können sich hierbei jedoch nicht auf jeder beliebigen Bahn bewegen, da der Umfang einer jeden Bahn ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge eines Elektrons sein muss, damit das Elektron sozusagen konstruktiv mit sich selbst interferiert (siehe Abb. 1). Abb. 1: Das Elektron mit der de Broglie Wellenlänge λ kreist auf einer Bahn mit dem Radius r, deren Umfang das Achtfache von λ beträgt. Dies ist somit die achte mögliche Bahn vom Kern aus gesehen. Es ergeben sich also ganz spezielle, man sagt auch diskrete, Bahnen, die ein Elektron beschreiben kann. Wird nun ein Atom angeregt (z.B. durch eine Gasentladung oder einen Lichtblitz), d.h. ein Elektron von einer niedrigeren Bahn mit der Energie Ej auf eine höhere Bahn mit der Energie Ei gebracht, so fällt es kurze Zeit später wieder zurück und sendet dabei Licht (auch als Quant oder Photon bezeichnet) der Energie ∆E = Ei –Ej = hfij aus. Hierbei ist fij die Frequenz des Photons und h das Planck’sche Wirkungsquantum. Da nur spezielle Bahnen erlaubt sind, sind auch nur spezielle Übergangsenergien und somit auch Frequenzen möglich. Es entsteht also ein Linienspektrum des entsprechenden Elements. Abb. 2: Einfallendes Photon (rot) wird absorbiert und hebt das Elektron auf eine höhere Bahn. Kurze Zeit später fällt das Elektron wieder zurück und emittiert dabei ein Photon (gelb) der Energie hf. Lebensdauer angeregter Zustände Mit einem Stroboskop, das intensive weiße Lichtpulse bei einer Wiederholrate von ca. 10 Hz liefert, wird ein Rubinkristall belichtet und die von ihm emittierte Lichtintensität mittels einer Photodiode auf einem Oszilloskop sichtbar gemacht. Dieser Aufbau bietet somit die Möglichkeit zu untersuchen, ob die Atome des Rubinkristalls oder eines anderen Materials das Licht absorbieren und somit in einen angeregten Zustand übergehen können. Da insbesondere von Interesse ist, wie lange die Atome nach dem Ende eines Lichtblitzes in diesen angeregten Zustand bleiben und welche mathematische Funktion das Abnehmen der Anzahl der Atome in diesem Zustand (Besetzungszahl) beschreibt, ist eine genaue Untersuchung des Abklingvorganges unerlässlich. Zunächst soll der theoretische Hintergrund näher beleuchtet werden: Bringt man ein Atom (z.B. durch Absorbtion eines Photons passender Energie hf) in einen energetisch angeregten Zustand Ei, so geht es von selbst (spontan) mit der Wahrscheinlichkeit Aij durch Emission eines Photons hfij in verschiedene tiefere Energiezustände Ej über (Fluoreszens) (siehe Abb. 3). Abb. 3: spontane Fluoreszensübergänge vom angeregten Zustand Ei in tiefere Zustände Ej Wird mit Aij die Wahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit bezeichnet, dass ein Atom im Zustand Ei spontan unter Aussendung eines Photons der Energie hf in einen tieferen Zustand Ej übergeht, so ist die Zahl der im Intervall dt in den Zustand Ej übergehenden Atome: dNi(t) = -AijNi(t)dt Kann der Zustand Ei in mehrere tiefere Zustände Ej < Ei übergehen, so wird dNi(t) = -AiNi(t)dt mit Ai = Σj Aij Division durch dt ergibt: dNi(t)/dt = Ni(t)’ = -AiNi(t) Ni(t) ist also eine Funktion abhängig von t, deren Ableitung nach t wieder die Funktion selbst mit dem Vorfaktor -Ai ergibt. Hier kommt nur eine Exponentialfunktion folgender Form in Frage: Ni(t) = Ni(0) exp(-Ait) Die Besetzung des angeregten Zustandes Ei sinkt also von einem Anfangswert Ni(0) zur Zeit t = 0 exponentiell auf Null ab (siehe Abb. 4). Die Konstante τi = 1/Ai ist die mittlere Lebensdauer des Zustandes Ei und gibt den Zeitraum an, in dem die Besetzungszahl auf den Bruchteil 1/e seine Anfangswertes N(0) abgefallen ist. Abb.4: Abklingkurve der Besetzungszahl Ni(t) Da jeder Wechsel in einen Zustand der Energie Ej die Emission eines Photons bedeutet, kann die Lichtintensität als Maß für die Abnahme der Besetzungszahl, also ihrer Änderung -dNi(t)/dt, genutzt werden: I(t) ~ -dNi(t)/dt = (1/τi)Ni(0) exp(-t/τi) = (1/τi)Ni(t) Die Intensität I(t) ist also proportional zu Ni(t), woraus folgt, dass beide Größen zum selben Zeitpunkt auf den Bruchteil 1/e ihres jeweiligen Anfangswertes abgefallen sind. Für die Intensität lässt sich also auch schreiben: I(t) = I(0) exp(-t/τi) Die Spannung, die an der Photodiode abfällt, ist direkt proportional zur Intensität des einfallenden Licht, weshalb gilt: U(t) = U(0) exp(-t/τi) Wobei U(0) der Spannungswert bei Beginn des exponentiellen Abfalls (t = 0) ist. Das Drei-Niveau-System Möchte man die Vorgänge im Rubinkristall nach Einfallen des Lichtblitzes genauer verstehen, so muss man die wichtigen Energieniveaus und die entsprechenden Übergänge betrachten, die ein sogenanntes Drei-Niveau-System (siehe Abb. 5) bilden. Rubin ist eine Abart des Minerals Korund (Al2O3) und erhält seine rote Farbe durch einen geringen Anteil (ca. 0,05 %) an Chromionen. Cr3+-Ionen absorbieren grünes und blaues Licht, das im weißen Licht des Stroboskops (Kontinuumsstrahler) auch enthalten ist. Nach dem Zünden der Blitzlampe gelangt ein intensiver, einige Millisekunden dauernder Lichtpuls in den Rubinkristall, und ein hoher Anteil der Chromionen wird in die Zustände mit hoher Energie angeregt, die das erste Niveau mit der Energie E1 bilden. Die Elektronen verweilen auf diesem Energieniveau jedoch nur für sehr kurze Zeit (τ1 < 1 ns) bevor sie über strahlungslose Übergänge (inelastische Stöße) auf das nächst tiefere Energieniveau E2 wechseln. Dort ist die Verweildauer (τ2 ~ 3 ms) wesentlich größer als im ersten Niveau, weshalb sich eine sehr große Anzahl von Chromionen im angeregten Zustand dieser Energie E2 = 1,79 eV ansammelt. Beim Übergang von diesem Niveau zurück in den Grundzustand emittieren die Ionen Licht der Wellenlänge 694,3 nm, das von der Photodiode detektiert wird. Betrachtet man also auf dem Oszilloskop die Spannung an der Photodiode der obigen Versuchsanordnung, so kann man hierüber die mittlere Lebensdauer τ2 genau dieses angeregten Zustandes der Energie E2 bestimmen. E1 E2 Abb. 5: Drei-Niveau-System eines Rubinkristalls - Versuche Versuch 1: direkte Untersuchung des Stroboskopblitzes Haltet das Stroboskop direkt vor die Photodiode und speichert das entsprechende Oszilloskopbild auf einer Diskette. Bestimmt aus dem Bild außerdem die Frequenz sowie die Dauer der Lichtpulse des Stroboskops. Versuch 2: Untersuchung des emittierten Lichts eines Glasstabes Justiert nun den Glasstab in der Messanordnung und belichtet ihn mit dem Stroboskop. Speichert auch dieses Messergebnis wieder auf Diskette ab. Könnt Ihr einen Unterschied zu dem Bild in Versuch 1 erkennen. Versucht Eure Beobachtungen zu erklären. Versuch 3: Untersuchung des emittierten Lichts weiterer Stäbe Untersucht auf gleiche Weise wie in Versuch 2 das emittierte Licht der anderen Stäbe. Welchen Unterschied stellt Ihr nun fest? Stellt das Oszilloskop so ein, dass der exponentielle Abfall komplett zu sehen ist und die Werte vor der Anstiegsflanke knapp über Null liegen, da sonst der Logarithmus nicht definiert ist. Speichert die entsprechenden Ergebnisse auf der Diskette ab und importiert die einzelnen Messwerte (auch die aus Versuch 1 und 2) in das Programm Origin. Tragt hier zunächst die Spannung gegen die Zeit auf. Für die Messwerte aus Versuch 3 solltet Ihr auch den ln[U(t)] gegen die Zeit auftragen und das Ergebnis diskutieren. Nach Logarithmieren und Umformen gilt: ln[U(t)] = ln[U(0)] – (1/τ) t Gehorcht der Zusammenhang zwischen Spannung und Zeit tatsächlich einer Exponentialfunktion, so solltet Ihr eine Gerade U(t) = b + mt mit der Steigung m = 1/τ und dem y-Achsenabschnitt b = ln [U(0)] erhalten. Bestimmt aus den Graphen die Konstante τ und vergleicht sie mit dem Literaturwert. 2) Das Intensitäts-Abstands-Gesetz einer Lichtquelle Die Beleuchtungsstärke oder auch Intensität des Lichts einer Punktquelle fällt mit dem Quadrat des Abstandes, d.h. man kann die Intensität schreiben als: I ( r ) = I ( 0) ⋅ 1 r² Dies kann damit begründet werden, dass die Kugelfläche A = 4πr² um die Lampe mit r² wächst. Wieso ist dies eine Erklärung? Eine Auftragung von I(r) gegen 1/r² sollte also eine Gerade mit der Steigung I(0) ergeben. Der gleiche Zusammenhang gilt für die Spannung an einer Photodiode, die sich im Abstand r befindet, da die beiden Größen proportional zueinander sind. Diese Proportionalität soll erst im nächsten Experiment überprüft werden und dann in die Beurteilung der Ergebnisse dieses Experiments einfließen. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Theorie nur für punktförmige Lichtquellen gilt!!!!! Versuch: Um das Abstandsgesetz für eine punktförmige Lichtquelle zu überprüfen, solltet Ihr für eine Halogenlampe den Spannungsverlauf für einen Abstand von 30 – 150 cm in 10 cm-Schritten aufnehmen. Da die Spannung an der Photodiode mit steigendem Abstand sinkt, könnt Ihr davon ausgehen, dass die Spannung proportional zu 1 r n ist, wobei n eine gerade positive Zahl ist. Um dieses n näher zu n bestimmen, könnt Ihr im Programm Origin die Spannung gegen 1 r mit n = 1 bis n = 3 auftragen. - Beschreibt die Funktionen und versucht, Euch auf ein n festzulegen. - Wie müsste die Funktion bei dem richtigen n aussehen? - In welchem Abstandsbereich entspricht die Funktion nicht ganz der Theorie und warum? 3) Überprüfung der Linearität der Photodiode mit zwei Polarisationsfiltern Polarisationsfilter Zur Herstellung eines Polarisationsfilters werden spezielle Plastikfolien sehr stark in eine Richtung gedehnt. Dabei entstehen lange Molekülketten, deren Elektronen ausschließlich in dieser Ausdehnungsrichtung schwingen können. Nun ist Licht aber nichts anderes als ein schwingendes elektrisches Feld und kann den Filter nur über eine Schwingungsübertragung durch die Elektronen, also in einer speziellen Richtung, passieren und wird somit linear polarisiert. Da jedoch auch bei schräg gestelltem Polarisationsfilter Licht mit einem Bruchteil der Maximalintensität passieren kann, muss die Darstellung der Lichtwelle durch einen E-Vektor noch eine Erweiterung erfahren. Dieser kann, wie auch der Kraftvektor im Rahmen der Mechanik, in eine zur Gitterausrichtung parallele und senkrechte Komponente aufgeteilt werden, wie in Abb. 1 dargestellt. Auch wenn das Gitter im Winkel β zur Polarisationsrichtung des Lichts steht, kann die parallele Komponente des E-Feldes passieren und es gilt für die Amplitude Ep: Ep = Eg cos(β) Hierbei ist Eg die Gesamtamplitude des einfallenden Lichts. Da die Intensität des Lichts proportional zum Quadrat der Amplitude ist, folgt für diese: Ip = Ig cos2(β) Abbildung 1:Veranschaulichung der Funktionsweise eines Polarisationsfilters. Die parallele, dunkelrot gekennzeichnete Komponente des blauen Einfallsvektors kann den Filter passieren, während die orange gekennzeichnete blockiert wird. Versuch: Verwendet zwei Polarisationsfilter und einen Laser, um zu überprüfen, ob für die Spannung derselbe Zusammenhang U p = U g cos ²( β ) gilt und beide Größen somit proportional zueinander sind. Tip: Fokussiert den Laserstrahl mit einer Linse, damit Ihr möglichst hohe Spannungswerte erreicht. Dreht immer nur den Analysator, nie den Polarisator. Warum? 4) Bestimmung des Planck’schen Wirkungsquantums h mittels LED’s Bringt man n- und p-dotierte Halbleiter in Kontakt miteinander, rekombinieren über die Grenzschicht die freien Elektronen des n- Halbleiters mit den freien Löchern des p- Halbleiters, weshalb die n-Schicht positiv und die p-Schicht negativ geladen werden. Es entsteht dort eine so genannte Entleerungszone (Raumladungszone), die nur noch wenige freie Ladungsträger enthält und gleichzeitig baut sich durch das Wandern der freien Ladungsträger eine Potentialdifferenz, die so genannte Diffusionsspannung Ud, auf. Die Leuchtwirkung der LED wird durch die strahlende Rekombination weiterer Elektronenlochpaare in der Grenzschicht erreicht und kann nur stattfinden, wenn an die Diode eine Spannung U > Ud in Durchlassrichtung angelegt wird. Es werden also in die n-Schicht Elektronen und in die p-Schicht Löcher mit der Energie E = eU injiziert, die diese Energie bei Rekombination in Form von elektromagnetischer Strahlung der Frequenz f = eU/h abgeben. Versuch: Der Versuch zur Lebensdauerbestimmung spricht den Zusammenhang zwischen Energieniveaudifferenz ∆E eines Elektrons beim Wechsel von einer höheren auf eine niedrigere Bahn und der dabei emittierten Frequenz f des Quants über das Plancksche Wirkungsquantum h an, ohne dabei näher auf die experimentelle Bestimmung dieser Konstanten einzugehen. Eine elegante und recht einfache Methode hierzu stellt die Nutzung von LEDs dar. Bei gegebener Wellenlänge des emittierten Lichts verschiedener LEDs kann über die jeweiligen Spannungen, bei denen eine starke Stromzunahme (Schwellstrom) beobachtbar ist, eine Auswertung erfolgen. Trägt man nämlich diese Spannungen Ui gegen die entsprechenden Frequenzen fi auf, so kann über Division der Steigung der Ausgleichsgeraden durch die Elementarladung e das Wirkungsquantum ermittelt werden, weil gilt: U ⋅e = h⋅ f ⇒U = h e⋅ f Habt Ihr geklärt, wie Amperemeter und Voltmeter an das Steckbrett mit den LEDs angeschlossen werden müssen, kann die Messwertaufnahme beginnen. Bei jeder LED wird die angelegte Spannung langsam erhöht und eine StromSpannungs-Kennlinie aufgenommen, anhand derer der Schwellstrom und die entsprechende Schwellspannung bestimmt werden können. Diese Spannungen werden gegen die jeweiligen Frequenzen der LEDs aufgetragen und mittels Origin wie oben beschrieben ausgewertet.