SCHWERPUNKT COLLABORATION Der Workplace ist out – es lebe der Workspace Immer mehr Mitarbeiter arbeiten mobil, losgelöst von einem festen Ort im virtuellen Raum. Diese veränderte Arbeitsweise stellt andere Herausforderungen an einen IT-Arbeitsplatz. Andy Hinder Wählt ein Unternehmen letztere Variante, muss es sich bewusst sein, dass sich damit auch die Rolle der IT massgeblich ändert. Ihre Aufgabe ist nicht mehr, selbst Lösungen umzusetzen, sondern einen oder mehrere externe Provider zu führen und zu managen. Um diesen Transformationsprozess meistern zu können, benötigen Unternehmen vor allem Unterstützung in den Bereichen Virtualisierung, Mobilität, Unified Communications & Collaboration und Servicedesk. Bild: Fotolia Die Mobilität ist einer der Haupttreiber dafür, dass sich die ICTBedürfnisse der Unternehmen und deren Mitarbeiter in den letzten Jahren drastisch verändert haben. Während die Mitarbeiter früher an ihren Arbeitsplatz gebunden waren, weil nur dort die nötige Technik zur Verfügung stand, ist der Arbeitsplatz heute oft da, wo sich der Mitarbeiter gerade aufhält. Es findet eine Verlagerung vom «Managed Workplace» zum «Managed Workspace» statt – von einem festen Ort zu einer virtuellen Umgebung. Bereits heute benutzen 90 Prozent der Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit mindestens zwei verschiedene Geräte (PC, Laptop, Tablet oder Smartphone). Die damit verbundene, massiv gestiegene Komplexität der ITProzesse stellt die CIOs von Unternehmen vor Herausforderungen auf drei Ebenen: Netzwerk-Ebene: Netzwerke sind die Voraussetzung, die ein Workspace Management erst möglich machen. Verschiedene Technologien wie Mobilnetze auf 3G- und 4G/LTEBasis haben dazu geführt, dass bedeutend höhere Kapazitäten und Bandbreiten zur Verfügung stehen. Aber auch andere Alternativen wie Fiber-to-the-Home oder flächendeckendes WLAN sorgen für neue Konnektivitätswege. Diese Technologien erhöhen die Mobilität des Arbeitsplatzes, und ohne sie wären Quantensprünge bei der Infrastruktur als Fundament für die rasante Entwicklung des mobilen Arbeitens nicht denkbar gewesen. Device-Ebene: Nicht weniger richtungsweisend ist die Entwicklung der Device-Landschaft. Smartphones, Tablets und moderne Laptops haben überhaupt erst die Möglichkeit geschaffen, dass Mitarbeiter standortunabhängig arbeiten können. Die Schwierigkeit besteht darin, dass diese mobilen Geräte teilweise mit unterschiedlichen Betriebssystemen arbeiten. Diese in eine IT-Umgebung einzubinden, bedeutet für die IT-Abteilung eine grosse Herausforderung – vor allem auch aus sicherheitstechnischer Sicht. Kommunikationssoftware: Die schnelle Verbreitung von BYOD-Programmen und Cloud-Diensten bringt es mit sich, dass sich immer mehr Geräte und Applikationen der direkten Kontrolle der IT-Abteilung entziehen. Applikationen, etwa zur Synchronisierung von Dateien oder SaaS-Lösungen für die Zusammenarbeit, tragen massgeblich dazu bei, dass die Kontrollmöglichkeiten schwinden. Auf der anderen Seite bieten solche Applikationen auch neue Möglichkeiten in der Kommunikation. So machen etwa vollintegrierte und geräteübergreifende Lösungen inklusive Videoconferencing-Fähigkeiten den Workspace vollends mobil. Die neuen Herausforderungen an die IT Für die IT-Abteilung eines Unternehmens bedeuten diese Trends nicht nur eine Zunahme der Komplexität, sondern oft auch eine Abnahme der Kontrollmöglichkeit und der Sicherheit. Aus diesem Grund sollte die Gestaltung des Workspace sorgfältig geplant werden. Dazu müssen in einem ersten Schritt die Bedürfnisse verschiedener User-Gruppen analysiert und ein Benutzergruppenprofil erstellt werden. In einem weiteren Schritt kann dann das Arbeitsumfeld – eben der Workspace – auf diese User-Gruppen zugeschnitten werden. Dabei ist auch die Frage zu klären, wie umfassend der Support sein soll und ob er intern oder mit externen Servicepartnern erbracht wird. Die Palette reicht vom Online-Selfservice-Portal über lokale Servicepoints (nach dem Prinzip des Apple-Store) bis zu 24-Stunden-Servicedesk- und Cloud-Lösungen. Implikationen auf Unternehmensseite Wie verändert die Mobilität der Nutzer das IT-Management eines Unternehmens? Zum einen ist ein Geräteausfall nicht mehr ganz so dramatisch, da der User mehrere Geräte besitzt und über alternative Wege auf seine E-Mails oder Unternehmensinformationen zugreifen kann. Dies heisst, dass die Service Level Agreements (SLA) in diesem Bereich reduziert werden können. Zum anderen erhält der User vom IT-Support vermehrt auch eine beratende Unterstützung, etwa in Form von Best-Practice-Empfehlungen, mit welchem Gerät und welchen Applikationen er wie arbeiten kann oder wann der richtige Zeitpunkt für Upgrades über die Onlinestores ist. Dies erfordert teilweise andere Modelle im IT-Support. Ein Ansatz ist die Kombination eines Basis-Supports, der SLA/Ticketbasiert gesteuert wird, mit einem erweiterten Support, bei dem vor allem die Beratung im Vordergrund steht. < Andy Hinder ist Chief Service Delivery Officer bei der Connectis AG. 01/2014 © netzmedien ag 27