Thermodynamik I Sommersemester 2012 Kapitel 4, Teil 2 Prof. Dr.-Ing. Heinz Pitsch Kapitel 4, Teil 2: Übersicht 4 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik 4.5 Entropiebilanz 4.5.1 Allgemeine Entropiebilanz 4.5.2 Entropieflüsse 4.6 Exergie 4.6.1 Exergie und Anergie eines Wärmestroms 4.6.2 Exergie und Anergie eines Stoffstroms 2 4.5 Entropiebilanz 4.5.1 Allgemeine Entropiebilanz • 2. Hauptsatz 3 4.5.2 Entropieflüsse • Energieflüsse über Systemgrenzen werden unterschieden in Arbeit, Wärme und Energiefluss durch Massenströme • Je nach Qualität der zu- oder abgeführten Energie wird dem System auch Entropie zugeführt oder entzogen 1. Reversible Arbeit: kein Entropiestrom 2. Reversible Wärme: 3. Massenstrom: 4 Entropiefluss durch reversible Arbeit Betrachte adiabates System • 1. Hauptsatz: • Fundamentalgleichung: • Entropiebilanz: Reversible Arbeit führt keine Entropie mit sich! • Zustandsänderung: adiabat & reibungsfrei Isentrop 5 Entropiefluss durch Wärmestrom Betrachte nicht-adiabates System • 1. Hauptsatz: • Fundamentalgleichung: • Entropiebilanz: für reversiblen Wärmeübergang • Daraus folgt: 6 Entropiebilanz • Die Entropie S eines Systems ändert sich durch Zu- und Abfuhr durch die mit Stoff- und Wärmeströmen über die Systemgrenzen mitgeführte Entropie und durch Bildung innerhalb des Systems. • und sind die spezifischen Entropien der ein- und austretenden Massenströme und , die Entropieströme durch Wärmezufuhr über die Systemgrenzen. • Die im System entropiebildenden irreversiblen Prozesse die Entropie (2. Hauptsatz): 7 erhöhen stets • Beschreibt die so definierte Zustandsgröße Entropie die Irreversibilität von Prozessen? • Wir wollen zeigen, dass sich die Entropie in unterschiedlicher Weise ändert, je nachdem ob der Prozess als reversibel oder irreversibel betrachtet werden soll • Vergleich mit 1. Hauptsatz für geschlossene Systeme in differentieller Form 8 Beispiel: Stationäre Wärmeleitung durch feste Wand • Entropiebilanz innerhalb der Wand • 1. Hauptsatz: • Entropieproduktion in der Wand durch irreversiblen Wärmefluss: • Entropieproduktion nur positiv (2. HS), wenn T1 > T2 • Reversibler Wärmeübergang nur bei verschwindender Temperaturdifferenz! 9 Entropiebilanz außerhalb der Wand • Die Zustandsänderungen in den Systemen 1 und 2 werden als reversibel betrachtet (kein Temperaturgradient) • Mit sind die Entropieströme • Somit ist wegen (Bilanzsystem Wand) • Der Entropiefluss in System 2 ist gleich dem Entropiefluss aus System 1 plus der Entropieproduktion im wärmeleitenden Gebiet (Wand) 10 Betrachtung der Kelvin-Planck-Arbeitsmaschine • Kelvin-Planck Aussage als qualitative Formulierung des 2. HS besagt, dass bei einer Wärmemaschine ein Wärmestrom abgeführt werden muss • Frage: Wie groß muss der abgeführte Wärmestrom mindestens sein? • Entropiebilanz: • Für wäre im Widerspruch zum 2. Hauptsatz! 11 Betrachtung der Kelvin-Planck-Arbeitsmaschine • Da sein muss, folgt mit • Für den maximal erreichbaren Wirkungsgrad folgt: Carnot-Wirkungsgrad hC • Annahmen: • Reversible Arbeitsmaschine • Reversibler Wärmeübergang • Wärmezu- und abfuhr bei konstanten Temperaturen • Keine weitere Annahme über Funktionsweise der Arbeitsmaschine! 12 Der Carnot-Prozess Sadi Nicolas Léonard Carnot 1 Juni 1796 - 24 Aug. 1832 13 Wärmemaschine mit Carnot-Wirkungsgrad Eine idealisierte, reversible Maschine muss folgende Bedingungen erfüllen: • Jeder Vorgang muss zu jedem Zeitpunkt umkehrbar sein, das heißt, nach der Rückkehr zum Anfangszustand darf in der Umgebung keine bleibende Veränderung zurückbleiben - Dazu muss der Vorgang reibungsfrei ablaufen - Es dürfen keine endlichen Temperaturunterschiede zwischen dem Arbeitsmedium und den Wärmereservoirs auftreten (Quasistationäre Zustandsänderung, Folge von Gleichgewichtszuständen) 14 Entwurf einer solchen Maschine: • Arbeitsmedium in einem Zylinder mit reibungsfreiem Kolben • Zwei Wärmereservoirs von unterschiedlicher Temperatur: 1. Schritt: isentrope (adiabat und reibungsfrei) Kompression 2. Schritt: isotherme Wärmezufuhr (Expansion) bei Temperatur Th 3. Schritt: isentrope (adiabat und reibungsfrei) Expansion 4. Schritt: isotherme Wärmeabfuhr (Kompression) bei Temperatur Tk 15 Darstellung im p,v- und T,s-Diagramm 16 Schaltschema Idealisierter Prozesses durch Hintereinanderschaltung stationärer Fließprozesse • Adiabate und reibungsfreie Kompression im Verdichter: p1, T1=Tk p2, T2=Th • Isotherme Expansion in der Turbine unter Wärmezufuhr: p2 p3 mit Th = const • Adiabate und reibungsfreie Expansion in einer Turbine: p3, T3=Th p4, T4=Tk • Isotherme Kompression im Verdichter unter Wärmeabfuhr:p4 p1 mit Tk = const 17 • Zu- und abgeführte Wärmen, wenn zur Vereinfachung der Rechnung ideales Gas vorausgesetzt wird • 1 – 2: Adiabate Kompression: • 2 – 3: Isotherme Expansion: • 3 – 4: Adiabate Expansion: • 4 – 1: Isotherme Kompression: • Mit 2. HS folgt: 18 • Damit ergibt sich für den thermischer Wirkungsgrad • Wärmezufuhr erfolgt bei der maximalen Temperatur Th • Wärmeabfuhr bei der minimalen Temperatur Tk • , obwohl ein idealisierter, verlustloser Prozess betrachtet wurde! • Carnot-Faktor: hC = 1 – Tmin /Tmax gibt an, welcher Anteil der Wärme maximal in Arbeit umgewandelt werden kann! 19 • Carnot Wirkungsgrad hC = 1 – Tmin /Tmax ist der in einer zwischen zwei Temperaturen arbeitenden thermischen Arbeitsmaschine maximal erreichbare Wirkungsgrad • Dabei ist egal, wie die Maschine tatsächlich konstruiert ist, und welches Arbeitsmedium genutzt wird • Dies wurde anhand der Kelvin-Planck Maschine gezeigt 20 Betrachtung der Clausius Kältemaschine • Wie groß muss die zugeführte Arbeit mindestens sein? • Entropiebilanz: • Mit der Energiebilanz folgt • Für wäre zum 2. Hauptsatz! • Da im Widerspruch sein muss, folgt wegen • Für die maximal erreichbare Leistungszahl folgt: Carnotsche Leistungszahl eC 21 Kapitel 4, Teil 2: Übersicht 4 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik 4.5 Entropiebilanz 4.5.1 Allgemeine Entropiebilanz 4.5.2 Entropieflüsse 4.6 Exergie 4.6.1 Exergie und Anergie eines Wärmestroms 4.6.2 Exergie und Anergie eines Stoffstroms 22 4.6 Exergie • Die Exergie bezeichnet die maximale Arbeit, die in einem reversiblen Prozess beim Austausch mit einer vorgegebenen Umgebung (z. B. pu, Tu, hu , su , c = 0, z = 0) gewonnen werden kann • Flussbild für die reversible Maschine • Exergie der Wärme: • Anergie der Wärme : 23 4.6.1 Exergie und Anergie eines Wärmestroms • Energiebilanz an der stationären reversiblen Maschine: • Mit folgt: • Entropiebilanz: • Exergiestrom: mit dem Carnot-Faktor: • Anergiestrom: 24 4.6.2 Exergie und Anergie eines Stoffstroms • Ausgangspunkt: stationäres, offenes System • Energiebilanz für den stationären Fließprozess • Entropiebilanz: Entropie der reversiblen Wärmeaustauschprozesse 25 Gesamtexergiestrom durch Wärme und Stoffströme: • Für maximale Arbeit entspricht Zustand 2 dem Umgebungszustand 2 u, c2 = 0, z2 = 0 sowie reversibler Prozess Exergie des Wärmestroms Exergie des Stoffstroms • Exergie des Stoffstroms: Exergie der Enthalpie • Anergie des Stoffstroms: 26 Beispiel: Exergie der inneren Energie • Geschlossenes System im Zustand p1,T1 wird auf den Umgebungszustand pu,Tu gebracht • Damit ist eine Volumenänderung verbunden • Betrachte geschlossenes Zylinder-Kolbensystem - Maximale Nutzarbeit muss die in innerer Energie U gespeicherte Exergie EU sein - Maximale Nutzarbeit bei reversiblem Prozess • Es ist damit: • Volumenänderungsarbeit errechnet sich aus 1. Hauptsatz zu (Wärmestrom um Tu zu erreichen) • Daraus folgt für die Exergie der inneren Energie: 27 • Wärmestrom ist prozessabhängige Größe, die durch Zustandsgrößen ausgedrückt werden soll • Definition der Entropie und damit • Da dQrev/T Zustandsfunktion ist, hängt das Integral nicht vom Pfad ab Integrationspfad kann frei gewählt werden Isentrope + isotherme Zustandsänderung • Dann ist und • Exergie EU der inneren Energie ist damit: 28 4.6.2 Exergiebilanzen und exergetische Wirkungsgrade • Der Wärmestrom Q wird bei der Temperatur Tm zugeführt • Der Wärmestrom Q0 wird bei T0 Tu abgeführt • Bei nicht reversiblen Prozessen: • Exergieverluststrom 29 Exergetischer Wirkungsgrad • Bilanz des Exergiestromes: • Gewonnene Leistung: • Wirkungsgrade Thermischer Wirkungsgrad: Exergetischer Wirkungsgrad: 30