Allergien

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Matthias Birnstiel
Modul
Allergien
Medizinisch wissenschaftlicher
Lehrgang
CHRISANA
Wissenschaftliche Lehrmittel, Medien, Aus- und Weiterbildung
Inhaltsverzeichnis des Moduls Allergien
• Immunsystem und Allergien
• Unverträglichkeitsreaktionen
• Allergien
• Sensibilisierung des Immunsystems
• Pseudoallergie
• Ursachen von Allergien
• Pathophysiologie der Allergie
• IgE-Antikörper
• Sofortreaktion (Typ I-Reaktion)
• Anaphylaktischer Schock
• Zytotoxische Reaktion (Typ II-Reaktion)
• Immunkomplexbedingte Reaktion (Typ III-Reaktion)
• Zellulärvermittelte Reaktion (Typ IV-Reaktion)
• Therapeutische Möglichkeiten
Auszug aus dem Modul Allergien
Sensibilisierung des Immunsystems
Fresszellen, z.B. Makrophagen, durchwandern ständig unseren Körper
auf der Suche nach körperfremden Stoffen. Wenn sie einen Eindringling,
z.B. ein Bakterium oder ein Allergen, entdeckt haben, nehmen sie diese
Stoffe auf und zerlegen sie im Zytoplasma in viele kleine Teile. Dies
bezeichnen wir als Allergenprozessierung. Anschliessend «präsentieren»
sie Bruchstücke des Allergens wieder auf ihrer Zelloberfläche. Solche
allergenpräsentierenden Zellen können nun in Kontakt mit anderen
Immunzellen treten, den T-Helferzellen (TH-Zellen oder CD4-Zellen;
siehe Abb. 12 und 3.1.1.2).
Die T-Helferzellen werden dadurch aktiviert (und schütten nun
bestimmte Botenstoffe aus (Interleukine und andere Zytokine1), mit deren
Hilfe die verschiedenen Zellen des Immunsystems sich untereinander
Signale geben können. Durch den Interleukinstimulus kommt es zu einer
Beeinflussung der Entwicklung bestimmter B-Zellen (Abb. 13 ). Diese
wandeln sich in sogenannte Plasmazellen (Abb. 14 ) um, die nun bei Allergikern in grosser Menge Antikörper der Klasse IgE (Immunglobulin E)
gegen das Allergen produzieren und freisetzen.
Diese IgE-Antikörper binden an die Rezeptoren einer weiteren Sorte von
Zellen, die wir als Mastzellen2 bezeichnen (Abb. 15). Sensibilisierte (d.h.
reaktionsbereite) Mastzellen finden sich bevorzugt in der Haut und den
Schleimhäuten. Sie sind prall gefüllt mit kleinen Bläschen (Granula3), die
Substanzen enthalten (allergische Mediatoren), die nach ihrer Freisetzung
zu den allergischen Symptomen führen (siehe unter 3.5.3).
Abb. 1:
Allergen


Antikörper
Allergenpräsentation
1
Allergen
Prozessierung
1
2
3
4
5
Sensibilisierung des
Immunsystems.
2

3
Die Funktion der TH2-Zellen wird im Kapitel
3.1.1.2 besprochen
4


Bildquelle: Eigenes Bild

Interleukine,
z.B. IL4, IL5
IgE
Plasmazellen
setzten IgE frei
IgE-Rezeptor
Makrophage
TH2-Lymphozyt (CD4-Zelle)
B-Lymphozyt
IgE produzierende Plasmazelle

reaktionsbereite Mastzelle in Haut und Schleimhäuten
5
Granula
1 Zytokine sind vom menschlichen Körper produzierte regulatorische Eiweisse (Peptide), die der Steuerung der Immunantwort dienen. Sie werden von Makrophagen, B-Lymphozyten, T-Lymphozyten, natürlichen Killerzellen (NKs) und Fibroblasten gebildet.
2Eine Mastzelle ist eine zu den Leukozyten gehörende Blutzelle. Sie reift aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark heran. Im Zytoplasma der Mastzellen finden sich auffällig viele Granula, die
reich an den Gewebshormonen Histamin und Heparin sind. Mastzellen spielen für das Immunsystem des
menschlichen Körpers, beispielsweise im Rahmen der Wundheilung und bei der Abwehr von Pathogenen, eine wichtige Rolle. Desweiteren spielen Mastzellen eine wichtige Rolle bei Allergien, insbesondere bei allergischen Sofortreaktionen (Typ-I-Allergie). Wenn sie aktiviert werden, setzen sie bestimmte
Botenstoffe ins Interstitium frei. Die Aktivierung erfolgt hauptsächlich über Stimulation von IgE-Rezeptoren durch das Immunglobulin E. Dieses Immunglobulin wird von B-Lymphozyten produziert.
3 Granula sind im Licht- oder Elektronenmikroskop sichtbare, rundliche, in der Regel unregelmäßig begrenzte Einschlüsse im Zytoplasma. Häufig wird der Begriff «Granulum» als Synonym für Vesikel
verwendet. Andere Autoren trennen beide Begriffe dahingehend auf, dass Granula im Gegensatz zu
Vesikeln nicht von einer einfachen Membran umschlossen sind.
Interpretation der Abb. 1: Ein Makrophage «frisst» ein Allergen und
 präsentiert Bruchstücke davon, zusammen mit einem MHC II-Molekül
(in der Abb. nicht dargestellt; siehe Abb. 3), an seiner Oberfläche. Die
Allergen-präsentierende Zelle nimmt nun Kontakt mit undifferenzierten
TH2-Lymphozyten auf und koppelt mit dem Allergen-MHC II-Komplex an
dessen Rezeptoren.Die T-Lymphozyten werden dadurch aktiviert und
schütten nun bestimmte Botenstoffe aus (Interleukine und andere Zytokine). Durch den Interleukinstimulus kommt es zu einer Stimulierung
von B-Zellen. Diese wandeln sich in sogenannte Plasmazellen um, die
nun bei Allergikern in grosser Menge IG E Antikörper. Diese IgE-Antikörper binden an die Rezeptoren von Mastzellen und werden dadurch
sensibilisierte. Sie können auch zu zweit, ein Allergenmolekül einfangen
und neutralisieren. Das nennt sich auch Antigen-Antikörper-Reaktion.
Bei einem ersten Kontakt mit dem Allergen werden also nur wenige der
auf der Mastzelle angehefteten IgE-Antikörper zur Neutralisation belegt.
IgE-Antikörper
Allergische Reaktionen vom Soforttyp oder Typ I fundieren auf der
Produktion von spezifischen IgE-Antikörper gegen harmlose Antigene
meist tierischem und pflanzlichem Ursprungs. Diese gelangen in kleinen
Mengen durch die Haut und Schleimhaut in den Organismus. Dort werden
sie von antigenpräsentierenden Zellen (APZ) phagozytiert und prozessiert
(Abb. 1 u. 3). Über die MHC-Klasse II-Moleküle präsentieren die APZ die
Allergenfragmente (Epitope4) undifferenzierten T-Lymphozyten (Abb. 3).
Abb. 3:
Antigenpräsentierende Zelle
(APZ: Makrophage, dendritische
Zellen)
inneres Epitop des Allergens
Allergenpräsentation
durch eine APZ..
T- Lymphozyt
(undifferenziert)
IL-4
phagozytierte Allergene
körpereigenes Strukturmolekül (MHC-II-Molekül)
T-Zellrezeptor
Durch die Wirkung von IL-4, produziert von den APZ, werden undifferenzierte T-Lymphozyten angelockt, sie docken mit ihrem T-Zellrezeptor
am MHC-II-Allgergen-Komplex an und differenzieren sich zu einer reifen
T-Helferzelle. Die aktivierten T-Helferzellen (TH2-Zellen; siehe unter
3.1.1.2) senden ihrerseits durch Zytokine Signale (IL-4 und IL-13) für
B-Lymphozyten aus. Diese werden dadurch aktiviert und differenzieren
sich zu Plasmazellen, die dann mit der Produktion von hochspezifischen
(auf das Epitop des Allergens gerichtete) IgE-Antikörper beginnen.
Die neugebildeten IgE-Antikörper werden freigesetzt und koppeln an
membranständige IgE-Rezeptoren von basophilen Granulozyten und
Mastzellen.
4 Epitope sind die Molekülabschnitte eines Antigens, die eine spezifische Immunantwort auslösen können. Die Determinanten eines Antigens bestimmen seine antigene Spezifität. Es handelt sich dabei um
bestimmte exponierte Molekülabschnitte von Proteinen bzw. Proteiden. Nach der Phagozytose von Antigenen präsentieren die antigenpräsentierenden Zellen die Epitope auf ihrer Zelloberfläche, um damit
die spezifische Immunantwort auszulösen
Siehe auch Abb. 1
Bildquelle: Eigenes Bild
Anmerkung
Durch die Kopplung des IgE an basophile Granulozyten und
Mastzellen wird die IgE Produktion effektiv verstärkt.
Durch diese beschriebenen Prozesse ist eine sogenannte IgE-Sensibilisierung entstanden (siehe auch Abb. 1).
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