Himmelserscheinungen im April: Spiralgalaxien und ein «neuer Stern» im Schützen - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch STERNENHIMMEL Himmelserscheinungen im April Spiralgalaxien und ein «neuer Stern» im Schützen Von Felicitas Mokler Nachdem auch astronomisch der Frühling begonnen hat, verabschieden sich die typischen Konstellationen des Winterhimmels bereits am frühen Abend. Stier und Orion ragen dann nur noch teilweise über den Westhorizont, und auch der Fuhrmann bewegt sich bereits deutlich Richtung Nordwesten. Die Zwillinge und der Krebs mit dem offenen Sternhaufen Präsepe (Krippe) sind in der ersten Nachthälfte hingegen noch gut im Südwesten aufzufinden. Hoch im Süden steht dann der Löwe, dem auf der Ekliptik die Jungfrau folgt. Darüber in nördlicher Richtung finden sich die eher unscheinbaren Sternkonstellationen Haar der Berenike und die Jagdhunde ein. Gen Osten folgen der Bärenhüter Bootes mit seinem hellsten Stern, Arktur, und schliesslich Herkules. Tief im Nordosten steigt bereits die Sommerkonstellation Leier über den Horizont. Himmelserscheinungen im April: Spiralgalaxien und ein «neuer Stern» im Schützen - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch Begeben wir uns am Frühlingshimmel zunächst auf Galaxienjagd. Dabei werden wir in der Himmelsgegend zwischen Grossem Wagen und Haar der Berenike fündig. Dort warten gleich mehrere interessante Objekte. Etwas südwestlich des ersten Deichselsterns im Grossen Wagen treffen wir auf die Spiralgalaxie M51, die sich in einer Entfernung von 30 Millionen Lichtjahren befindet. Sie trägt den Beinamen Whirlpool-Galaxie und ist eines der schönsten Objekte dieser Art. Sie verfügt über einen hellen Kern und ist bereits im Fernglas zu erkennen. In einem Teleskop zeichnen sich die langen Spiralarme ab. Einer davon scheint zu einer weiteren Galaxie in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft überzulaufen, zu NGC 5195. Hierbei handelt es sich um eine kleinere, etwas unregelmässigere Spiralgalaxie. Beide Sternsysteme sind sich vor einigen hundert Millionen Jahren recht nahe gekommen, längst entfernen sie sich aber wieder voneinander. Die Spiralgalaxie M 51 und ihre Begleitgalaxie NGC 5195, aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop. (S. Beckwith (STScI), Hubble Heritage Team) Weiter südlich, in den Jagdhunden, finden wir mit einem Fernglas eine weitere Spiralgalaxie, M94. Sie ist sogar noch ein wenig heller als M51, doch die Spiralarme zeigen sich auch erst in einem Teleskop. Im Haar der Berenike schliesslich treffen wir auf die «Black-Eye»-Galaxie M64. Auf diese Spirale blicken wir etwas von der Seite. Nahe dem hellen Zentrum zeichnet sich im Teleskop eine längliche Dunkelregion ab, in der vermutlich Staub das Sternenlicht absorbiert. Wer über die nötige Ausdauer verfügt und sich gerne an Herausforderungen wagt, nehme ausserdem das Sternbild Schütze ein wenig genauer unter die Lupe. Diese Konstellation geht erst in den letzten Nachtstunden vor Sonnenaufgang auf und ragt in unseren Breiten auch dann nicht weit über den Horizont. Zudem ist dieses Sternbild eher unscheinbar. Doch zurzeit leuchtet darin eine Nova – ein «neuer Stern» – auf. Bei extrem guten Sichtbedingungen könnte sie in Himmelserscheinungen im April: Spiralgalaxien und ein «neuer Stern» im Schützen - Sternenhimmel Hintergründe - NZZ.ch diesen Tagen sogar noch mit blossem Auge sichtbar sein. Leichter haben es allerdings Hobbyastronomen in südlicheren Breiten, da die Konstellation dort höher über dem Horizont steht und die Sicht dann besser ist. Entdeckt hat die Nova Sagittarii 2015 Nr. 2 der australische Hobbyastronom und Nova-Jäger John Seach. In seinen Aufnahmen war am 15. März plötzlich ein heller Stern aufgetaucht, der auf den Fotos der vorangegangenen Nächte noch nicht zu sehen war. Als Nova leuchten gelegentlich sogenannte Weisse Zwerge auf, die sich in einem Doppelsternsystem befinden. Diese ausgedienten Sternenüberreste haben ihren Kernbrennstoff aufgebraucht und leuchten nur noch schwach vor sich hin. Unter bestimmten Bedingungen kann vom Begleitstern wasserstoffreiches Gas auf die Oberfläche des Weissen Zwergs überlaufen. Werden dort Dichte und Temperatur des eingeströmten Materials sehr hoch, kommt es zu einer nuklearen Explosion, und der Stern leuchtet vorübergehend um ein Vieltausendfaches seiner eigentlichen Leuchtkraft auf. Schätzungsweise treten 40 bis 80 solcher Novae pro Jahr in der Milchstrasse auf, beobachtet werden allerdings nur etwa 10 pro Jahr. Ihre Helligkeit steigt zunächst rasch an, stagniert dann kurz und nimmt schliesslich langsam wieder ab. Nur wenige davon werden so hell wie die jetzt sichtbare. Die letzte vergleichbar helle Nova ereignete sich im August 2013. Doch nicht immer fällt die Klassifizierung so leicht. So berichteten Forscher kürzlich, dass ein «neuer Stern», der im Jahr 1670 die Astronomen in Aufregung versetzt hatte, gar keine klassische Nova war. Vielmehr wurde die helle Leuchterscheinung durch die Kollision zweier Sterne ausgelöst. Lauf der Planeten: Merkur taucht im letzten Monatsdrittel tief im Westen in der Abenddämmerung auf. Ebenfalls im Westen verteidigt Venus weiterhin ihre Stellung als heller Abendstern. Mars verschwindet allmählich in der abendlichen Dämmerung am Horizont. Der Gasriese Jupiter, derzeit im Sternbild Krebs aufzufinden, dominiert die erste Nachthälfte. In der zweiten Nachthälfte finden wir Saturn im nördlichen Teil des Skorpions. Lauf des Mondes: Am 4. April steht der Vollmond in der Jungfrau. An diesem Tag ereignet sich eine Mondfinsternis, die allerdings von Europa aus nicht zu sehen ist, sondern nur vom Pazifik, von Australien, Asien und Amerika aus. Der abnehmende Halbmond befindet sich am 12. des Monats zwischen Schild und Schütze. Zu Neumond zieht der Erdtrabant am 18. April durch die Fische, der wieder zunehmende Halbmond steht am 26. April im Krebs.