Himmelserscheinungen im November: Blick in die galaktische Nachbarschaft - Wissenschaft Hintergründe - NZZ.ch NZZ.CH WISSENSCHAFT Himmelserscheinungen im November Blick in die galaktische Nachbarschaft Felicitas Mokler ⋅ Im Monat November bietet das markante Herbstviereck aus der Pegasus-Andromeda-Konstellation vor allem in der ersten Nachthälfte eine gute Orientierungshilfe. Es steht noch hoch über dem Horizont, hat aber bereits den Meridian passiert und wendet sich langsam gegen Westen. Die hellen Sterne sind auch in weniger dunklen Gegenden gut auszumachen. Von Osten her ziehen die klassischen Wintersternbilder herauf: der Fuhrmann mit seinem Hauptstern Kapella, Orion mit den beiden hellsten Sternen Beteigeuze und Rigel sowie die Tierkreiszeichen Stier mit dem Aldebaran und die Zwillinge mit Kastor und Pollux. Tief im Westen dagegen treten allmählich die Sommersternbilder Adler, Leier und Schwan von der Himmelsbühne ab. Leuchtendes Band Seite 1 von 3 Himmelserscheinungen im November: Blick in die galaktische Nachbarschaft - Wissenschaft Hintergründe - NZZ.ch Unter guten Sichtbedingungen zieht die Milchstrasse unsere Aufmerksamkeit auf sich. Als blass leuchtendes Band erstreckt sie sich in der ersten Nachthälfte dieses Monats von Ost nach West nahezu durch den Zenit über das Himmelsgewölbe. Wir blicken hier in die Scheibenebene unserer Heimatgalaxie und sehen das Licht der dort konzentrierten Sterne als schwachen Schimmer. Das Milchstrassensystem zählt zur Klasse der Spiralgalaxien. Diese Sternsysteme sind abgeplattet und besitzen in der Mitte eine Verdickung, von Fachleuten auch «Bulge» genannt, in dessen Zentrum häufig ein extrem massereiches Schwarzes Loch ruht. In der Scheibenebene finden sich zwei oder auch mehr Spiralarme, in denen sich ein Grossteil der Sterne und der interstellaren Materie aus Gas- und Molekülwolken konzentriert. In Regionen mit besonders hoher Materiedichte entstehen dort auch heute noch fortlaufend Sterne. Des Weiteren ist das Spiralsystem in einen kugelförmigen Halo aus nicht sichtbarerer dunkler Materie eingebettet, der sich weit über den leuchtenden Bereich einer Spiralgalaxie hinaus erstreckt. Durch ihn bewegen sich auch die Kugelsternhaufen, die ältere Sterne enthalten und das Zentrum einer Spiralgalaxie in weitläufigen elliptischen Bahnen umkreisen. Gerade noch sichtbar Die uns nächste grössere Spiralgalaxie können wir in einer klaren Nacht und dunkler Umgebung sogar mit blossem Auge sehen: Um sie aufzufinden, lassen wir den Blick vom zweithellsten Stern (beta Andromedae) im Sternbild Andromeda ein Stück in Richtung Nordwesten schweifen. Dort treffen wir auf ein blasses Nebelfleckchen mit hellem Kern: die Andromedagalaxie, auch bezeichnet als M 31 (Messier 31). Sie ist bei einer Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahren die nächste grosse Galaxie in unserer Nachbarschaft und das am weitesten entfernte Objekt, das wir ohne optische Hilfsmittel erkennen können. In einem guten Fernglas zeigt sich M 31 als langgezogene Ellipse mit einer hell leuchtenden Zentralregion; wir blicken hier in schrägem Winkel auf die Scheibe der Spiralgalaxie. Die Spiralarme lassen sich jedoch nur erahnen. Im Teleskop erscheint die Andromedagalaxie deutlich heller, gelegentlich lassen sich auch mehrere Helligkeitsabstufungen um den Kern herum ausmachen. Detailliertere Strukturen werden jedoch kaum hervortreten. Dafür können wir nun die sehr viel kleineren Sternsysteme M 32 und M 110 jeweils an den gegenüberliegenden Längsseiten von M 31 erkennen. Bei guter Sicht sind sie sogar bereits in einem grösseren Fernglas zu sehen. Dabei handelt es sich um eine elliptische (M 32) und eine kugelförmige (M 110) Zwerggalaxie. Beide liegen auch räumlich so nah bei der deutlich massereicheren Andromedagalaxie, dass sie durch die Schwerkraft an ihre Muttergalaxie gebunden sind; sie werden daher auch als Begleit- oder Satellitengalaxien von M 31 bezeichnet. Seite 2 von 3 Himmelserscheinungen im November: Blick in die galaktische Nachbarschaft - Wissenschaft Hintergründe - NZZ.ch Übrigens besitzt auch unser Milchstrassensystem Satellitengalaxien: Die beiden bekanntesten sind die Grosse und die Kleine Magellansche Wolke. Diese irregulären Zwerggalaxien sind allerdings nur von der Südhalbkugel aus zu sehen. Zudem befinden sich in der kosmischen Nachbarschaft sowohl der Milchstrasse als auch der Andromedagalaxie eine ganze Menge weiterer masseärmerer Galaxien von unterschiedlicher Form. Da sie jedoch recht leuchtschwach sind, wurden einige von ihnen erst relativ spät entdeckt. Inzwischen aber gelten sie als wichtige Bausteine bei der Bildung der kosmischen Struktur. Die Ansammlung all dieser Sternsysteme um M 31 und unsere Galaxis wird als Lokale Gruppe bezeichnet. Der Lauf des Mondes: Am 6. November steht der Vollmond im Tierkreiszeichen Widder, am 14. des Monats finden wir den abnehmenden Halbmond im Krebs. Zu Neumond befindet sich der Erdtrabant am 22. November im Sternbild Waage, und am 29. November ist der wieder zunehmende Halbmond im Wassermann zu sehen. Sichtbarkeit der Planeten: Merkur lässt sich in der ersten Monatshälfte noch mit etwas Glück in der Morgendämmerung über dem Osthorizont erblicken. Mars dagegen steht am frühen Abend tief im Westen und ist dort den ganzen November über gut zu sehen, freie Horizontsicht vorausgesetzt. Jupiter dominiert weiterhin die zweite Nachthälfte, geht mit fortlaufendem Monat jedoch immer früher auf und zeigt sich bald auch vor Mitternacht. Uranus ist weiterhin im Sternbild Fische aufzufinden, Neptun im Wassermann ist am besten noch in der ersten Nachthälfte zu orten. Meteore: Der bekannteste Meteorstrom im November sind die Leoniden. Sie scheinen aus Richtung des Löwen zu kommen, daher der Name. Vor allem in den Nächten um den 17. und den 20. November kann es sich lohnen, nach ihnen Ausschau zu halten. Seite 3 von 3