Warnung – if you have a schwaches Gemüt, then do not proceed - Die folgende Jugensünde wurde von mir zwangsweise während meiner Sturm- und Drangzeit erstellt. Für die stylistischen und sonstigen Missgriffe brauche ich mich daher in keinster weise bei niemandem entschuldigen. Bei der Herstellung verwendete ich wegen schon damals schwacher Finanzkraft ein aus einem 30 Mark 10-Pack stammendes Textprogramm. Um das in einem eigenartigen Format abgespeicherte, auf 5 Dateien verteilte Dokument doch noch der gespannten Allgemeinheit publik zu machen, habe ich jede Datei zunächst mittels eines PostscriptDruckertreibers in eine ps-Datei gedruckt, die sich dann nicht mehr vernünfitg ansprechen lässt, diese dann in pdf konvertiert und die 5 pdf-Dateien mittels eines Open Source Programms zu einer zusammengefügt. Bei all diesen Operationen sind einige der Figuren im Text durcheinander geraten, was den unästhetischen Wert dieser Sünde jedoch nur noch mehr erhöht! Ich wünsche ein fröhliches Grausen! Ignaz-Taschner Gymnasium Dachau Kollegstufe Abiturjahrgang 1999 FACHARBEIT im Leistungskurs Mathematik Thema: Kriterien und Sätze über Kollinearität dreier Punkte und Konvergenz dreier Geraden Verfasser: Martin Kohls Leistungskurs: Mathematik M2 Kursleiter: StD Johannes Guckel Abgabetermin: 1. Februar 1999 Erzielte Note: ........... in Worten: ................. Erzielte Punkte: ............ in Worten: ................. (einfache Wertung) Mit dem Kollegiaten besprochen am: ................................... Dem Direktorat vorgelegt am: ................................ Unterschrift des Kursleiters: korrigierte Fassung .................................. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Kriterien für Konvergenz und Kollinearität 2.1. Allgemeines Kriterium für Punkte und Geraden in R² 2.2. Spezialform des Kollinearitäts-Kriteriums 2.2.1. Beispiel: Kollinearität von Fixpunkt und beiden Zentren bei Verkettung zentrischer Streckungen 2.3. Der Satz von Menealos 2.3.1. Schnittpunkte der Winkelhalbierenden mit den Gegenseiten 2.3.2 Der Satz von Monge und eine Folgerung 2.3.3. Schnittpunkte von Umkreistangente und verlängerter Gegenseite 2.4. Der Satz von Ceva 2.4.1. Kombination der Sätze von Ceva und Menealos 2.4.2. Winkelform des Satz von Ceva bzw. Menealos 2.4.3. Anwendung auf Transversalen im Dreieck - Seitenhalbierende - Winkelhalbierende - zwei Aussen- und eine Innenwinkelhalbierende - neuer Beweis für 2.3.1. - Höhen - neuer Beweis für 2.3.3. 2.4.4. zwei weitere Folgerungen aus dem Satz von Monge 2.4.5. Aufgabe 3 aus der 2.Runde des BWM 1996 2.4.6. Satz vom Umkreistangentendreieck (Gergonne-Punkt) 2.4.7. Der Nagel-Punkt 2.4.8. Satz vom Schnittpunkt der Geraden durch die Eckpunkte und die Spitzen der gleichschenkligen Dreiecke an der Gegenseite mit gleichen Basiswinkeln 2.4.8.1. Der Fermat-Punkt 2.4.8.2. Interpretation bei gleichschenklig-rechtwinkligen Dreiecken mit dem Satz von Aubel 3. Weitere Sätze aus der projektiven Geometrie 3.1. Der Satz von Desargues 3.1.1. Analytischer Beweis (in der Ebene) 3.1.2. Beweis im Raum 3.1.3. Spezialfälle und verschiedene Realsierungen 3.1.4. Beweis des Kehrsatzes über die Dualform 3.2. Der Satz von Pappos 3.2.1. Beweis 3.2.2. Spezialfälle, Realisierungen 3.2.3. Dualform des Satz von Pappos 3.3. Der Satz von Pascal und verwandte Sätze 3.3.1. Beweis - durch Koordinatenrechnung - Trigonometrisch 3.3.2. Spezialfälle 3.3.3. Dualform: Der Satz von Brianchon 3.3.4. Anwendung auf Tangenten- bzw. Sehnenvierecke 3.3.4.1. Schnittpunkt der Geraden durch die Berührpunkte und der Diagonale im Tangentenviereck 3.3.4.2. Diagonalschnittpunkt des Sehnen-/Tangentenvierecks 3.3.4.3. Kollinearität der Schnittpunkte gegenüberliegender Seiten des Sehnen-/Tangentenvierecks 3.3.5. 3.3.5.1. Der Satz von Steiner an zwei Spezialfällen Äußeres Tangentensechseck aus dem Sehnensechseck bzw. inneres Sehnensechseck aus dem Tangentensechseck 3.3.5.2. Inneres Tangenten äußeres Sehnensechseck aus dem Tangentensechseck 4. Anhang - Der Chordalschnittpunkt Literaturverzeichnis Erklärung -1- 1. Einleitung Zuerst sollte der Zusammenhang zwischen drei sich schneidenden (in einem Punkt konvergierenden) Geraden und drei auf einer Geraden liegenden (kollinearen) Punkte verdeutlicht werden: g2 Der in der Abb. dargestellte Sachverhalt kann auf B g3 g1 zwei Arten beschrieben werden: 1. Die Geraden g1, g2, g3 schneiden sich in einem S Punkt, oder A 2. S ist der Schnittpunkt von g1 und g2, und die Punkte A, S, B sind kollinear. Das ist hier noch trivial, doch später ergeben sich so für einen Satz versch. Formulierungen, die auf den ersten Blick als nicht gleichwertig erscheinen. Die Konvergenz von Lichtstrahlen in einem Punkt ist z.B. in der Optik von Bedeutung, um ein scharfes Bild zu erhalten. Die Konvergenz bestimmter Dreieckstransversalen wie Mittelsenkrechte oder Winkelhalbierende war wohl schon Euklid bekannt, wenn auch in seinen Elementen C nicht direkt angesprochen1. scheinbar bekanntes birgt neues, wie folgen- H_B H_A A Doch auch H_C B des Bsp. zeigt: Wie jeder weis, schneiden sich die drei Höhen eines Dreiecks in einem Punkt. Weniger geläufig ist jedoch die Tatsache, dass die Schnittpunkte der verlängerten Seiten des Höhenfußpunktdreiecks mit den entsprechenden Dreiecksseiten auf einer Geraden liegen. Im Folgenden sollen nun die Grundlagen (Kriterien) zum Beweis solcher Sätze vorgestellt und dann an entsprechenden Beispielen angewendet werden. 2. Kriterien für Konvergenz und Kollinearität 2.1 Allgemeines Kriterium für Punkte und Geraden in R² 1 vgl. Übersetzung v. Clemens Thaer, "Die Elemente von Euklid", Thun; Frankfurt am Main 19973, Buch IV, §§4, 5 (S. 78f) sowie Anmerkungen auf S. 429 -2Besonders leicht lässt sich die Kollinearität dreier Punkte A, B, C dann feststel- → →→ len, wenn ihre Ortsvektoren A , B , C durch Koordinatendarstellung gegeben → → sind. Wenn nämlich zwei Verbindungsvektoren, z.B. AB und BC vielfache voneinander sind, also linear abhängig, dann folgt daraus die Kollinearität. Da → → → A, B, C ∈ R 2 muß dann das 2,2-System λ 1 AB + λ 2 BC = 0 (∗) für λ 1 , λ 2 unendlich viele Lösungen haben, womit man als Kollinearitäskriterium aus der Bedingung für eine unendliche Lösungsmenge homogener System erhält: → → x − xA xC − xB det(AB, BC) = B yB − yA yC − yB 1 xA yA = 1 xB yB 1 xC yC = 0 . Das zweite Gleichheitszeichen sieht man entweder direkt durch ausmultiplizieren oder durch algebraische Umformungen ein2. Die zweite Determinante kann man geometrisch (x A , y A, mit A, B, C auch die Punkte 1), (x B , y B , 1), (x C , y C , 1) kollinear sind. Der Ursprung und die so interpretieren, dass Gerade aus letzteren Punkten legen dann eine Ebene fest, womit die entsprechenden Ortsvektoren komplanar sind und die Determinante aus diesen Null wird (vertauschte Zeilen/Spalten beeinflussen dabei nur das Vorzeichen). Analog kann man sich nun ein Konvergenzkriterium für drei Geraden g i : y = m i x + b i mit i = 1, 2, 3 überlegen. Man schneidet g 1 mit g 2 sowie b −b b −b g 2 mit g 3 und erhält damit x 12 = m12 −m21 sowie x 23 = m23 −m32 (mit m 1 ≠ m 2 ≠ m 3 ) . Da sich die Geraden in einem Punkt schneiden erhält man mit x 12 = x 23 und nach wenigen Umformungen als Konvergenzkriterium (m 2 − m 1 )(b 3 − b 2 ) − (m 3 − m 2 )(b 2 − b 1 ) = 0 . Ersetzt man im Kollinearitätskriterium jeweils x durch m und y durch b sowie A, B, C durch 1,2,3 so erhält man nach ausrechnen der Determinante exakt den gleichen Ausdruck. Damit erhält man also als Konvergenzkriterium 1 m1 b1 1 m2 b2 1 m3 b3 = 0 , wobei die Analogie zwischen beiden Ausdrücken wieder auf die Dualität zwischen den Relationen Konvergenz/Kollinearität hindeutet. 2.2. Spezialform des Kollinearitätskriteriums Mit den beiden Kriterien liese sich rein theoretisch jeder (elementargeometrische) Satz bezüglich Konvergenz/Kollinearität beweisen, denn es ist stets 2 Gottwald, S., Meyers kleine Enzyklopädie Mathematik, Zürich 199514, S. 310; Gascha H., Compact Handbuch Mathematik, München 1992, S. 267 -3- möglich, Kreise, Dreiecke usw. mit Koordinatengleichungen zu beschreiben und dann die Kriterien anzuwenden. Das führt jedoch i.A. zu einem sehr großen Rechenaufwand, weshalb die obigen Kriterien zu Beweiszwecken kaum Verwendung finden. Doch (∗) in 2.1 lässt sich auf eine umgänglichere Form bringen: → → → → → → → → λ 1 ( B − A ) + λ 2 ( C − B ) = −λ 1 A + (λ 1 − λ 2 ) B + λ 2 C = 0 , bzw. → → → → α A + β B + γ C = 0 , wobei man aus obiger Gleichung als notwendige Bedingung für Kollinearität sieht, dass α + β + γ = 0 . Die Bedingung ist auch hinreichend, denn aufgelöst nach γ ergibt sich nach einsetzen → → → → → → → → α A + β B − (α + β) C = α( A − C ) + β( B − C ) = 0 , also → → → αCA + βCB = 0 . Aus der linearen Abhängigkeit ergibt sich die Kollinearität der drei Punkte. Es gilt also3: A, B, C kollinear ⇔ ∃(α, β, γ) | α + β + γ = 0 → → → → ∧ αA +βB +γC = 0 (wobei α 2 + β 2 + γ 2 > 0 ) 2.2.1. Beispiel: Kollinearität von Fixpunkt und beiden Zentren bei Verkettung zentrischer Streckungen4 Bildet man eine Ebene hintereinander durch zwei verschiedene zentrische Strekkungen auf sich ab, so liegt der Fixpunkt dieser neuen Abbildung (er ist das Zentrum einer einzigen zentrischen Streckung, die die anderen beiden ersetzt) und die beiden Zentren auf einer Geraden. Wie die Abbildung zeigt, erhält man für eine Zentrische Streckung um Z mit Streckfaktor m die Abbildungsgleichung5 → → → → → → s( Z , m) : X → X = m( X − Z ) + Z Für die Verkettung zweier zentrischer Strek- → → kungen s(Z 1 , m 1 ) s(Z 2 , m 2 ) damit als erhält man Abbildungsgleichung → → → → → → = ((m ( − ) + ) − X m1 Z2 Z2 Z1) + Z 1 2 X Für den Fixpunkt Z 0 muss dabei gelten Z 0 = Z 0 , womit man nach einsetzen → → → von und umstellen erhält, dass X = X = Z0 → → → → (m 1 m 2 − 1)Z 0 + (m 1 − m 1 m 2 )Z 2 + (1 − m 1 )Z 1 = 0 . Damit ein Fixpunkt existiert, muss offensichtlich m 1 m 2 − 1 ≠ 0 sein. Dann sind wegen 3 Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991, S. 70, 78 4 5 Schüler Duden - Die Mathematik I, Mannheim 1990 , Stichwort "Ähnlichkeitsabbildungen", S.20 Friedrich Barth, Gert Krumbacher, Elisabeth Matschiner, Anschauliche Geometrie 3, München 19881 , S. 54 5 Die Formel ist in Analogie zu den linearen Funktionen der komplexen Zahlen gebildet -4- (m 1 m 2 − 1) + (m 1 − m 1 m 2 ) + (1 − m 1 ) = 0 nach (2.2) Z 0, Z1 , Z 2 kollinear. 2.3. Der Satz von Menealos6 Dieser Satz stellt ein komfortables Kollinearitätskriterium dar, wenn die drei zu untersuchenden Punkte auf den C=0 (verlängerten) Seiten eines Drei- T1 ecks liegen. T3 Es lautet: Teilen die Punkte T2 B A die Seiten7 T 1, T 2 , T 3 [CA], [AB], [BC] jeweils im Verhältnis τ 1, τ 2 , τ 3 und gilt τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = −1, dann sind T 1, T 2 , T 3 kollinear. Beweis: O.B.d.A. kann man C = 0 setzen. Aus der aus der analytischen Geometrie bekannten Formel für den Teilpunkt einer Strecke bei gegebenem Teilverhältnis → → → →0 +τ 1 → → → → → A A +τ 2 B B +τ 3 0 erhält man: T 1 = 1+τ 1 T 2 = 1+τ 2 T 3 = 1+τ 3 → → −1 Wählt man nun A , B als Basis und setzt τ 2 = τ 1 τ 3 so erhält man −1 → → → → τ 1τ3 τ 1τ 3 → 1 −1 T2 = 1 A + 1 B = τ 1 τ 3 −1 A + τ 1 τ 3 −1 B , also 1− τ 1− τ τ 1 3 τ1 1+τ 1 1τ 3 → T1 = 0 Man sucht nun ein τ τ3 → τ 1 τ13−1 T 2 = −1 τ 1 τ 3−1 (α, β, γ) Tripel mit → 0 T3 = 1 1+τ 3 α+β+γ =0 und → → → → αT 1 + β T 2 + γT 3 = 0 - dann sind nach (2.2.) die drei Punkte kollinear. β = (τ 1 τ 3 − 1) , γ = 1 + τ 3 , so sind Wählt man α = −τ 3 (1 + τ 1 ), −τ 3 − τ 1 τ 3 + τ 1 τ 3 − 1 + 1 + τ 3 = 0 beide Bedingungen erfüllt: → −τ 1 τ 3 + τ 1 τ 3 + 0 = 0 A -Komponente: → 0−1+1= 0 B -Komponente: Damit sind T 1, T 2 , T 3 kollinear. Bei dieser Formulierung handelt es sich genaugenommen um den Kehrsatz - die ursprüngliche Formulierung lautet, das eine Gerade die Dreiecksseiten derart 6 Schüler Duden - Die Mathematik II, Mannheim 19905 , Stichwort "Menealos, Satz von", S. 274 Gottwald, S. Meyers kleine Enzyklopädie Mathematik, Zürich 199514, S.313 7 man beachte, das man hier die Reihenfolge der Punkte bei den Seiten beachten muss: Es macht einen Unterschied, ob die Strecke [AB] oder die Strecke [BA] in einem bestimmten Verhältnis geteilt wird! -5- teilt, das das Produkt der Teilverhältnitsse -1 ergibt. Aufgrund der Eindeutigkeit von Teilpunkten bei gegebenem Teilverhältnissen sind beide Formulierungen jedoch prinzipiell gleichwertig. In der letzten Formulierung lässt sich der Satz auch leicht geometrisch herleiten8: Es sei CD AB . Dann gilt: C=0 τ1 = D T1 CT 1 τ2 = − T T3 τ3 = T2 = T1 A AT 2 CD AT 2 2B BT 3 T3 C = T2B CD , also τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = −1 Für den Fall, dass auch τ 1 , τ 3 < 0 B A läuft der Beweis analog. 2.3.1. Schnittpunkte der Winkelhalbierenden mit den Gegenseiten A' C B' A' C A W B A W B B' Zum Beweis der nächsten Sätze benötigt man die folgende Beziehung: Die halbierende des (Aussen-) Innenwinkels eines Dreiecks teilt die Gegenseite (aussen) innen im Verhältnis der anliegenden Seiten9: Es sei jeweils CW die Winkelhalbierende. Man spiegle jeweils A, B an dieser und erhält somit A , B . Dann gilt: AW WB = AA BB = AC CB = AC CB Damit lassen sich nun leicht folgende Sätze beweisen: 1) Die Schnittpunkte der halbierenden des Außenwinkels mit den Gegenseiten liegen auf einer Geraden. 2) Die Schnittpunkte der halbierenden zweier Innenwinkel und eines Aussenwinkels mit den jeweiligen Gegenseiten liegen auf einer Geraden. (Zeichnungen auf der nächsten Seite.) Es werden jeweils die Seiten [AB] , [BC] , [CA] von den Punkten W C , W A , W B im Verhältnis τ C , τ A , τ B geteilt. Dann gilt b c a 1) τ C = − a , τ A = − b , τ B = − c 8 vgl. auch Anschauliche Geometrie 3, S. 33 9 Schüler Duden - Die Mathematik I, Mannheim 19905 , Stichwort "Winkelhalbierende", S. 497 -6- τ C = − ba , τ A = bc , τ B = ac Da beidemal τ A ⋅ τ B ⋅ τ C = −1, sind jeweils W A , W B , W C kollinear10. 2) 1) W_B C A B W_C W_A 2) (da es drei Möglichkeiten für die Wahl der C W_B AußenwinkelhalbierenW_A de gibt (bei Punkt A , B oder C ), gibt es drei A B W_C solche Geraden!) Zu 1) noch ein Hinweis: Da sich jeweils zwei Außenwinkelhalbierende und eine Innenwinkelhalbierende in einem Ankreismittelpunkt11 schneiden (aufgrund der Eigenschaft von geometrischen Örtern) erhält man somit ein Dreieck, das aus den drei Ankreismittelpunkten besteht und dessen Seiten die Außenwinkelhalbierenden sind. Da in ∆ABC jeweils Innen- und Außenwinkelhalbierende aufeinander senkrecht stehen, und jede Innenwinkelhalbierende durch einen 10 11 Dabei wird natürlich vorausgesetzt, das alle Schnittpunkte auch exisitieren, also dass das Dreieck nicht gleichschenklig ist (sonst wäre ein Teilverhältnis gleich -1). Schüler Duden - Die Mathematik I, Mannheim 19905 , Stichwort "Ankreis", S. 24; Siehe auch 2.4.3. Gottwald, S., Meyers kleine Enzyklopädie Mathematik, Zürich 199514, S.170f -7- Ankreismittelpunkt geht, ∆ABC ist das Höhenfußpunktdreieck des Ankreismittelpunktdreiecks. Damit entspricht 1) dem Satz aus der Einleitung (Dort ist ∆ABC das Ankreismittelpunktdreieck zu ∆H A H B H C . Dabei ist dann z.B. H A A eine Innenwinkelhalbierende und BC eine Aussenwinkelhalbierende von ∆H A H B H C .) 2.3.2. Der Satz von Monge und eine Folgerung Der Satz von Monge12 besagt: 1) Bei drei Kreisen mit den Radien r 1 ≠ r 2 ≠ r 3 liegen die Schnittpunkte der äußeren Tangentenpaare zu je zwei Kreisen auf ei- T1 ner Geraden. Die Folgerung besagt: M3 T2 2) Bei drei Kreisen mit den Radien r 1 ≠ r 2 ≠ r 3 liegen die Schnittpunkte M1 T3 zweier innerer Tan- M2 gentenpaare und eines äußeren Tangentenpaares zu je zwei Kreisen auf ei- ner Geraden13. M3 Beide Beweise laufen analog T2 wie bei (2.3.1.): T1 M1 M2 T3 1) Die Strecken [M 1 M 2 ] , [M 2 M 3 ] , [M 3 M 1 ] werden von T 3 , T 1 , T 2 in den Verhältnissen r1 r2 r2 r3 r3 r1 τ3 = − τ1 = − τ2 = − geteilt. Da τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = −1, sind T 1 , T 2 , T 3 kollinear. 12 Anschauliche Geometrie 3, S.56 13 Auch dieser Satz lässt sich mit der in Anschauliche Geometrie 3 verwendeten Methode zum Beweis des Satz von Monge beweisen. Sie beruht auf Satz (2.2.1.), wobei mit S(Z, m) die zentrische Streckung um Z, Streckfaktor m bezeichnet ist. Es ist offensichtlich 67UU67UU=67UU weswegen nach (2.2.1) die Zentren 7 7 7 kollinear sind -8- 2) Hier ist τ 3 = − r 12 r τ 1 = + r 23 r τ 2 = + r 31 und τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = −1 r Hier würde auch bloß r 1 ≠ r 2 genügen. Damit alle drei möglichen Geraden existieren, muss jedoch r 1 ≠ r 2 ≠ r 3 gefordert werden. T2 2.3.3. Schnittpunkte von Um- T1 kreistangente und verlängerter C * o T3 Gegenseite14 * Satz: Bei einem beliebigen Drei- o B A eck liegen die Schnittpunkte der Tangenten an den Umkreis durch einen Eckpunkt mit den entsprechenden Gegenseiten auf einer Geraden. T2 D Für den Beweis geht man wieder o wie üblich vor, das man die einzel- o pi-*-o nen Teilverhältnisse bestimmt und K E ergibt. C T1 Man verwendet dazu den Satz, o o T3 A * dann nachweist, das ihr Produkt -1 o * dass der Tangentenwinkel gleich B dem gegenüberliegenden Umfangswinkel ist (siehe F.S. S. 30). 14 Anschauliche Geometrie 4 (u. Lösungsheft) , S162/12; Dieser Satz ist ein Spezialfall des Satzes von Pascal. Dort und in (2.4.3.) wird nochmals auf ihn eingegangen -9Es wird nun zunächst τ 3 berechnet, die anderen Teilverhältnisse folgen dann analog. AT 3 = sin o sin(180 o −∗) sin(180 o −∗) = sin o CT 3 Es gilt: CT 3 T 3B (Sinussatz). Division beider Gleichungen liefert AT 3 T3 B 2 o = sin = ba sin∗ 2 Damit erhält man, wenn man alle Teilverhältnisse wieder auf [AB] , [BC] , [CA] bezieht (und die äußere Teilung berücksichtigt) τ 3 = − b 2 , τ 1 = − c 2 , a b 2 2 2 τ 2 = − ac 2 . Als Produkt ergibt sich wieder −1 womit der Satz bewiesen ist. C=0 Zu diesem Satz gibt es auch einen schönen geometrischen Beweis15: T3 Es sei K der Umkreis von ∆ABT 2 E / D sind die Schnittpunkte von BC / der Tangente an A mit K . T2 S Man vergleicht nun die Winkel, woA bei z.B. mit A, α der Winkel α am T1 B Punkt A gemeint ist. 1. C, o → B, o (Tangentenwinkel) → T 2 , o (Faßkreis über EA ), also ET 2 ||CT 3 (F-Winkel an AT 2 ) 2. A, o → B, o (Tangentenwinkel) → D, o (Faßkreis über EA ), also DE ||AC (Z-Winkel an AD ) 3. B, (o + ∗) → A, (o + ∗) → T 2 , 180 o − (o + ∗) (Faßkreis über BD ), also T 2 D ||T 3 A (E-Winkel an BT 2 ) (A, ∗→ B, ∗ folgt dabei wieder aus dem Tangentenwinkel) Deswegen sind die Dreiecke ∆ACT 3 und ∆DET 2 zentrisch ähnlich, und die Geraden durch entsprechende Eckpunkte, also AD, CE, T 3 T 2 schneiden sich im Streckzentrum T 1 . Also ist T 1 ∈ T 3 T 2 , und die Punkte sind damit kollinear16. 2.4. Der Satz von Ceva17 15 Dieser Beweis entspricht dem in Anschauliche Geometrie 3 auf S. 52 gegebenen zum Satz von Pascal, wenn man jeweils zwei Punkte zusammenlaufen lässt Das ist ein auch ein Beispiel dafür, wie die Tatsache, dass sich drei Geraden schneiden mit der Kollinearität dreier Punkte gleichgesetzt wird (siehe Einleitung!) 17 Schüler Duden - Die Mathematik II, Mannheim 19905 , Stichwort "Ceva", S. 69f; Die dort gegebene "physikalische Begründung" über Schwerpunktverlagerung funktioniert nur solange S innerhalb des Dreiecks liegt, sonst würde man "negative" Gewichte benötigen Gottwald, S. Meyers kleine Enzyklopädie Mathematik, Zürich 199514, S.312f 16 - 10 - Dieses Konvergenzkriterium ist ähnlich wie der Satz von Menealos. Es besagt: Teilen die Punkte T 1 , T 2 , T 3 die Strecken [AB] , [BC] , [CA] jeweils im Verhältnis τ 1 , τ 2 , τ 3 und gilt τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = +1, so schneiden sich AT 2 , BT 3 , CT 1 in einem Punkt S . Beweis: Man setzt wieder C = 0 . Man erhält dann jeweils als Geradengleichung → → → → A +τ 1 B λ also CT 1 : X = λ ⋅ T 1 = λ ⋅ 1+τ 1 , mit λ = 1+τ 1 → → → X = λ A + λ τ1 B → → → → → → → → AT 2 : X = A + µ ⋅ AT 2 = A + µ(T 2 − A ) = (1 − µ) A + µT 2 → → → und analog X = (1 − µ) A + µ ⋅ 1+τ1 2 B , → → → → → → 0 +τ A BT 3 : X = (1 − σ) B + σT 3 , hier mit T 3 = 1+τ33 , also → → τ → X = (1 − σ) B + σ ⋅ 1+τ3 3 A Berechnung von CT 1 ∩ AT 2 : → → Wegen der linearen Unabhängigkeit von A , B müssen für einen gemeinsamen Punkt jeweils entsprechende Faktoren übereinstimmen, also und I: λ = 1−µ II : λ τ 1 = µ 1+τ1 2 , also µ = λ (τ 1 + τ 1 τ 2 ) 1 Einsetzen in I : λ (1 + τ 1 + τ 1 τ 2 ) = 1, also λ = 1+τ +τ τ 1 1 2 Berechnung von CT 1 ∩ BT 3 : 1+τ τ I : λ = σ 1+τ3 3 , also σ = λ τ 3 3 und II : λ τ 1 = 1 − σ τ τ τ +1+τ I in II : λ 1 3τ 3 3 = 1 , also λ = 1+τ 3+τ3 1τ 3 = 1 1 . τ 3 +1+τ 1 1 1 1 Nach Vor. ist τ 3 = τ 1 τ 2 , also ist λ = τ τ +1+τ = 1+τ +τ τ 1 2 1 1 1 2 Beide Schnittpunkte sind also identisch, die drei Geraden schneiden sich in einem Punkt. Auch hier gilt die Umkehrung, dass also drei Geraden durch S die Gegenseiten in entsprechenden Verhältnissen teilen. Das lässt sich leicht mit dem Satz von Menealos beweisen18 (1): Menealos in ∆AT 1 C (B, S, T 3 kollinear): (2): Menealos in ∆T 1 BC (A, S, T 2 kollinear): 18 → AB → BT 1 → T 1A → AB ⋅ ⋅ → → T 1 S CT 3 → ⋅ → SC T 3 A → → BT 2 CS → ⋅ → T 2 C ST 1 = −1 = −1 Anschauliche Geometrie 3, S34. Die nicht ganz korrekte Schreibweise der "Division" linear abhängiger Vektoren ist wie im Schüler Duden unter dem Stichwort "Menealos" zu verstehen. - 11 - Multiplikation von (1) und (2): → AT 1 → T 1B ⋅ → BT 2 → T2 C ⋅ → CT 3 → T3A = τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = +1 , womit der Satz bewiesen19 ist. 2.4.1. Kombination der Sätze von Ceva und Menealos Satz: Gegeben sei ein beliebiges Dreieck ∆ABC und ein beliebiger Punkt P (der auch ausserhalb von ∆ABC liegen kann). Die Schnittpunkte der Geraden durch eine Ecke und dem Punkt P mit den Gegenseiten seien mit T A , T B , T C bezeichnet. Die Schnittpunkte S_B jeweils zweier Gegenseiten von ∆ABC und ∆T A T B T C seien S A , S B , S C . Dann sind S A , S B , S C kollinear20. C T_B T_A (Zeichnung auf der nächsten P A B T_C Seite) S_C Beweis21: S_A Die Seiten [AB] , [BC] , [CA] werden von T C , T A , T B bzw. von S C , S A , S B in den Verhältnissen τ C , τ A , τ B bzw. σ C , σ A , σ B geteilt. Dann gilt nach Voraussetzung jeweils: I (nach Ceva), und S_B II : σ A τ B τ C = −1 III : τ A σ B τ C = −1 IV : τ A τ B σ C = −1 (Menealos). C Multiplikation der letzten drei T_B Gleichungen liefert T_A σ A σ B σ C ⋅ (τ A τ B τ C ) 2 = −1, mit I also σ A σ B σ C = −1 . A B S_C T_C Damit sind nach Menealos S A , S B , S C kollinear. (Hinweis: Aus I und IV folgt z.B. auch das τ C = −σ C usw., dass also A, T C , B, S C harmonische Punkte sind22) P 19 Wegen der Eindeutigkeit von Teilverhältnissen sind auch hier Satz und Kehrsatz prinzipiell identisch, weshalb der zweite, kürzere Beweis (auch alleine) zur Begründung gereicht hätte. Der relativ aufwendige Vektorbeweis demonstriert jedoch gut diese Art des Beweisens über vergleichen der Parameter. 20 Dieser Satz ist ein Spezialfall des Satz von Desargues, siehe (3.1.) 21 eigentlich müsste man noch Voraussetzen, das jeder Schnittpunkt auch existiert, d.h. P darf z.B. nicht auf einer der Seitenhalbierenden liegen (sonst wären die entsprechenden Gegenseiten Parallel!). Ansonsten kann man ein Teilverhältnis von -1 (also Parallelität) als Schnittpunkt "im Unendlichen" interpretieren. 22 Schüler Duden - Die Mathematik I, Mannheim 19905 , Stichwort "Viereck", S. 483f - 12 - Man beachte hier auch "besondere" Geraden wenn man für P den Schnittpunkt der Winkelhalbierenden23 oder der Höhen wie im Satz aus der Einleitung (der hiermit bewiesen ist) wählt. (Für den Schwerpunkt funktioniert es allerdings nicht, da dann die entsprechenden Seiten parallel wären) ∠PAB = α 1 C ∠CAP = α 2 alpha_2 P alpha_1 A B P alpha_2 C CAP alpha_1 A B C gamma_1 gamma_2 T_B T_A S alpha_2 A 23 alpha_1 T_C x beta_1 beta_2 B Man beachte hier auch 2.3.1: nach 2) liegen die Schnittpunkte zweier Innen- und einer Außernwinkelhalbierenden mit den entsprechenden Gegenseiten auf einer Geraden. Wählt man für P den Innkreismittelpunkt (Schnittpunkt der Innenwinkelhalbierenden), so erhält man für T_A, T_B, T_C die Schnittpunkte der Innenwinkelhalbiernden mit - 13 Ferner gilt: Die Geraden AT A , CS C , BS B schneiden sich in einem Punkt24 (entsprechendes gilt für BT B undCT C ). Beweis: Multiplikation I ⋅ III ⋅ IV liefert:τ A σ B σ C ⋅ (τ A τ B τ C ) 2 = +1, also τ A σ B σ C = +1, weswegen sich die drei Geraden nach Ceva in einem Punkt schneiden. 2.4.2. Winkelform des Satz von Ceva bzw. Menealos Oft sind die Teilverhätltnisse nicht direkt gegeben, sondern nur der Winkel, die die Gerade durch Eckpunkt und Teilpunkt mit den beiden anliegenden Seiten einschließt. Dann müsste man zu Anwendung von Ceva/Menealos jedesmal umständlich mit Hilfe des Sinussatzes die einzelnen Teilverhältnisse bestimmen. Macht man dies einmal allgemein, erhält man eine einfach anzuwendende Form der beiden Sätze. Dazu zunächst folgende Definition: Ein Winkel ∠CAB wird von P im Sinusverhältnis θ = sin ∠PAB sin ∠CAP geteilt. Dabei werden gerichtete Winkel verwendet, d.h. das z.B. ∠CAP = 360 o − ∠PAC . Beispiele: T_B θ= C sin ∠PAC sin ∠CAP = sin α 1 sin α 2 > 0 (innere Teilung) T_A A B T_C den Gegenseiten. Die Schnittpunkte der drei Geraden durch T_A, T_B, T_C mit den Gegenseiten sind nach 2) gleich den Schnittpunkten der jeweiligen Aussenwinkelhalbierenden mit den Gegenseiten; nach 2.4.1. liegen diese Schnittpunkte auf einer Geraden, was auch die Aussage von 2.3.1. 1) ist. Somit hängen 1) und 2) über 2.4.1. zusammen. 24 Das ist ein Spezialfall des Satzes von Pappos (siehe 3.2.) (Geradenstrahlen ASB und ASC , jeweils mit den drei Punkten TB, C, SB, und TC, B, SC. ; Nach Pappos liegen P, TA und (CSC)(BSB) auf einer Geraden. - 14 - ∠PAB = α 1 , ∠CAP = 360 o − α 2 sin α 1 sin α 1 sin ∠PAB θ = sin = sin(360 o −α = − <0 sin α 2 ) ∠CAP 2 C (aüßere Teilung). 90-gamma A h_a 90-beta B Es gilt nun folgender Satz: Im ∆ABC liegen die Punkte T A , T B , T C jeweils auf entsprechenden Seiten, und teilen die Winkel ∠CAB , ∠ABC , ∠BCA jeweils im Verhältnis θ A , θ B , θ C . Gilt nun θ A ⋅ θ B ⋅ θ C = +1 (bzw. θ A ⋅ θ B ⋅ θ C = −1 ), so schneiden sich AT A , BT B , CT C in einem Punkt (liegen T A , T B , T C auf einer Geraden). Das ist die Winkelform des Satz von Ceva (Menealos). Beweis (zur Ceva-Winkelform): (die Seiten werden hier alle im Verhältnis τ A , τ B , τ C > 0 geteilt. Für äußere Teilung verläuft der Beweis analog, ebenso wie der Beweis zur Winkelform des Satzes von Menealos - dieser unterscheidet sich nur in der Voraussetzung). Es gilt (mit x = ∠BT A A ): sin α 1 sin x = sin α 2 sin(180 o −x) BT A c ; = TAC b Division beider Gleichungen liefert: sin α 1 sin α 2 BT A = θ A = bc ⋅ T AC = bc ⋅ τ A Analog folgen θ B = a ⋅ τ B und ⋅ τ C . Nach Voraussetzung ist c θ C = ab θ A ⋅ θ B ⋅ θ C = 1, also b⋅c⋅a ⋅ τ A ⋅ τ B ⋅ τ C = 1. Da damit c⋅a⋅b M3 T2 T1 das Produkt der Seitenteilverhältnisse 1 ergibt, schneiden M1 T3 sich T2 M2 nach Ceva AT A , BT B , CT C salen im Dreieck in einem M3 Mit Hilfe der beiden Punkt. Formen des Satzes 2.4.3. T1 Anwendung auf Transver- M1 M2 T3 - 15 - von Ceva lassen sich nun alle bekannten Sätze über die Ecktransversalen im Dreieck beweisen. Seitenhalbierende: Es ist offensichtlich τ A = τ B = τ C = 1 Winkelhalbierende: Hier ist θ A = θ B = θ C = 1, oder (nach 2.3.1.) τ A = bc , τ B = ac , τ C = ba Eine Innenwinkelhalbierende und zwei Aussenwinkelhalbierende schneiden sich in einem Punkt.25 (dem Ankreismittelpunkt). Mit den üblichen Bezeichnungen erhält man (mit 2.3.1.) τ A = bc , τ B = − ac , τ C = − ba , bzw. θB = − C2 sin sin 180 o − (180−β) 2 = −1 , und analog auch θ C = −1 Aus der Berechnung von θ B sieht man, C1 C θA = 1, 180 o −β 2 A2 das bei der Aussenwinkelhalbierenden das A B2 B Sinusverhältnis gleich -1 ist. Damit kann man auch noch mal (mit der Winkelform) B1 A1 die beiden Sätze aus 2.3.1 beweisen: Bei 1) gilt θ A = θ B = θ C = −1; bei 2) gilt θ A = θ B = +1 , θ C = −1 . C2 s C1 C r A2 Höhen: (fürs spitzwinklige Drei- s P A r B2 B A' t eck; beim stumpfwinkligen analog) τA = t h a ⋅tan(90 o −β) h a⋅ tan(90 o −γ) = tan γ tan β analog A1 τC = tan β tan α . Mit der Winkelform: θ A = B1 sin(90 o −β) sin(90 o −γ) = cos β cos γ , τB = tan α tan γ , θB = cos γ cos α , θC = cos α cos β Auch 2.3.3. lässt sich mit der Winkelform des Satz von Menealos beweisen: (mit α = ∗, β = o , γ = 180 o − (α + β) ) 25 Das lässt sich natürlich auch (wie allgemein üblich) damit beweisen, das der Schnittpunkt z.B. der beiden Außewinkelhalbierenden von allen Dreiecksseiten gleich weit entfernt ist und damit auch auf der halbierenden des Innenwinkel liegen muss. und - 16 - θA = − sin γ sin β sin β sin α α = − sin β , θ B = − sin(α+β) = − sin , θ C = − sin(β+γ) = − sin α sin γ sin(α+β) sin β 2.4.4. Zwei weitere Folgerungen aus dem Satz von Monge Aus den Beweisen in 2.3.2 lassen sich durch einfaches Umtauschen der Vorzeichens zwei weitere Beziehungen erhalten: Bei drei Kreisen um M 1 , M 2 , M 3 mit den Radien r 1 , r 2 , r 3 1) -schneiden sich die drei Geraden durch einen Mittelpunkt und dem Schnittpunkt der inneren Tangenten der beiden anderen Kreise 2) -wobei r 1 ≠ r 2 , r 1 ≠ r 3 , schneiden sich die Gerade durch M 1 und dem Schnittpunkt der inneren Tangenten von K 2 , K 3 sowie die bei den Geraden durch M 2 bzw. M 3 und dem Schnittpunkt der äußeren Tangenten an die beiden anderen Kreise jeweils in einem Punkt. Wie üblich teilen T 1 , T 2 , T 3 die Seiten [M 2 M 3 ] , [M 3 M 1 ] , [M 1 M 2 ] im Verhältnis τ 1 , τ 2 , τ 3 . Dann gilt bei 1) τ1 = τ2 = τ3 = r2 r3 r3 r1 r1 r2 - 17 - und bei 2) τ 1 = r 23 r τ 2 = − r 31 r τ 3 = − r 12 r (Hier gibt es drei solcher Schnittpunkte, je nachdem wo man den inneren Tangentenschnittpunkt wählt.) In beiden Fällen gilt wieder τ 1 ⋅ τ 2 ⋅ τ 3 = 1. Man beachte, wie hier 2.4.4. mit 2.3.2. über 2.4.1. zusammenhängt. (entspricht Fußnote 23): Man wähle in 2.4.4. 1) den gemeinsamen Schnittpunkt als P in 2.4.1. Nach 2.3.2. 2) sind die Schnittpunkte einer Gegenseite mit der Geraden durch die Schnittpunkte zweier innerer Tangenten gleich dem Schnittpunkt der anderen äußeren Tangente. Nach 2.4.1. liegen die drei Möglichen Punkte auf einer Geraden, was auch Aussage von 2.3.2. 1) ist. Die Aussage 2.4.4. 2) ergibt sich dann analog, wenn man den zweiten Satz in 2.4.1. anwendet. 2.4.5. Aufgabe 3 aus der 2. Runde des BWM 1996 Auf den Seiten eines Dreiecks ABC sind nach außen Rechtecke ABB 1 A 1 , BCC 1 B 2 , CAA 2 C 2 errichtet. Man beweise, daß sich die Mittelsenkrechten der Strecken A 1 A 2 , B 1 B 2 , C 1 C 2 in einem gemeinsamen Punkt schneiden26. Hier lässt sich Ceva nicht unmittelbar anwenden. Gleichwertig ist jedoch der folgende Satz: Die Lote von A, B, C auf A 1 A 2 , B 1 B 2 , C 1 C 2 schneiden sich in einem Punkt. Verschiebt man nämlich die Dreiecke ∆XX 1 X 2 (X ist A , B , oder C ) entlang ihrer Lote nach P, so dass jeweils X auf P zu liegen kommt, setzen sich die drei verschobenen Dreiecke zu einem neuen zusammen; In diesem schneiden sich die Mittelsenkrechten in einem Punkt, und da Höhen || Mittelsenkrechten, gilt dies nach dem zurückschieben auch für die Ur-Dreiecke. Es ist θ A = sin ∠PAB , sin ∠CAP und es gilt ∠PAB = 180 o − 90 o − ∠A 1AA = 90 o − ∠A 1 AA ∠CAP = 90 − ∠A AA 2 mit sin(90 o − α) = cos α folgt: o 26 nach http://www.bubis.com/muaddib/mathaufg.htm - 18 Analog folgen θ B = r , θ C = s . Da θ A ⋅ θ B ⋅ θ C = 1 ist der Satz bewiesen. t θ r C' z z B Hinweis: Der Beweis lässt sich genauso A x durchführen, wenn man die Rechtecke nach y innen errichtet; auch dann gilt also der Satz. A' C x y B' Für die zweite Formulierung des Satzes soll noch ein weiterer Beweis gegeben werden, der zwar ungleich aufwendiger ist als der erste, der aber aufgrund der Verwendung komplexer Zahlen sehr interessant ist: Man beachte dazu: - Um a ∈ C um 90 o gegen den Uhrzeigersinn zu drehen, muss man a mit i multiplizieren B' - Für eine Drehung um 90 o im Uhrzeigersinn multipliziert man a mit −i Es sei a, b ∈ C und r, s, t ∈ R + (diese werden zum bestimmen der Längen der Rechteckseiten verwendet). y y B z A' x x Man erhält also: C' z A C → A 2 A 1 : t ⋅ i(a − b) − (−s ⋅ ia) → B 1 B 2 : r ⋅ ib − t ⋅ i(a − b) → C 2 C 1 : r ⋅ ib − (−s) ⋅ ia Um nun die Richtungen der zu diesen "Vektoren" senkrechten Geraden g 1 , g 2 , g 3 zu bestimmen, muss man die Vektoren nur noch jeweils mit i multiplizieren. Die "Aufpunkte" sind dann 0, a, b . Man erhält also: g 1 : z = i 2 (rb + sa) ⋅ λ 1 g 2 : z = a + i 2 (ta − tb + sa) ⋅ λ 2 g 3 : z = b + i 2 (rb − ta + tb) ⋅ λ 3 Korrekterweise müsste man nun für i 2 jeweils −1 setzen. Da man bei Rich- tungsvektoren jedoch grundsätzlich auch den Gegenvektor verwenden kann, kann man dass i 2 auch einfach weglassen. Da in den drei Geradengleichungen die Komplexen Zahlen a, b "Vektorcharakter" haben, kann man sie auch tatsächlich als Basis von Vektoren im R 2 verwenden. (man macht praktisch eine x →→ ). Die entsprechende Basis sei dann B = a , b y Abbildung x + iy → Damit erhält man dann als neue Geradengleichungen: - 19 → T_BC C M_A M_B T_B T_BA T_A T_C A T_AB B T_CB T_CA M_C λ1 = 1 → 0 (Es ist a = und b = ) 0 B 1 B → s g1 : X = λ1 ⋅ r B → 1 s+t g2 : X = + λ2 ⋅ 0 B −t B → 0 −t g3 : X = + λ3 r+t B 1 B Berechnen des Paramaters λ 1 für g1 ∩ g2 : I : sλ 1 = 1 + λ 2 (s + t) II : rλ 1 = −tλ 2 , in I : sλ 1 = 1 − rt λ 1 (s + t) T_AC umstellen liefert: λ 1 (st + rs + rt) = t , also t rs+st+tr Berechnen des Parameters λ 1 für g 1 ∩ g 3 : I : sλ 1 = −tλ 3 in II : rλ 1 = 1 + λ 3 (r + t) liefert: rλ 1 = 1 − st λ 1 (r + t) , t nach umstellen: λ 1 (rt + rs + ts) = t , also λ 1 = rs+st+tr . Da für λ 1 beidemal der gleiche Wert resultiert, sind die Schnittpunkte identisch, die Geraden schneiden sich in einem Punkt. 2.4.6. Satz vom Umkreistangentendreieck27(Gergonne-Punkt) Für "zwischendurch" ein leicht zu beweisender Satz: Schneidet man die Tangenten durch die Eckpunkte an C B' den Umkreis eines Dreiecks paarweise, so schneiden sich die A' Eckpunkt und den Schnittpunkt alpha2 A drei Geraden durch jeweils einen der beiden gegenüberliegenden alpha1 omega B C' Tangenten in einem Punkt. In beiden Zeichnungen gelte x = A C = A B , y = B A = B C, z = C A = C B. (Zeichnungen nächste Seite) 1. Spitzwinkliges Dreieck: Die Teilverhältnisse werden hier auf ∆A B C bezogen. Dann gilt: 27 Dieser Satz ist ein Spezialfall des Satz von Steiner als auch des Satzes von Brianchon (vgl.: http://www.math.nthu.edu.tw/gc/chuan/gc10/gc-10.html) vgl. auch Anschauliche Geometrie 3, S.42, Aufgabe 16 - 20 - τC = y x τA = τ B = xz , das Produkt ergibt 1. z y Andere Formulierung des Satzes (bezogen auf ∆A B C ): Die Geraden durch Eckpunkt und Inkreisberührpunkt der Gegenseite schneiden sich in einem Punkt, dem Gergonne-Punkt. 2. Stumpfwinkliges Dreieck Hier gilt, bezogen auf ∆A B C : (Achtung: anderer Drehsinn!!!) B' C A' Q y τ C = − xy τ A = − z τB = z x Wieder ist das Produkt 1. F A B 60.0 ° Die gleichwertige Formulierung lautet hier (für ∆A C B ): Die Geraden durch einen Eckpunkt und den Ankreisberührpunkt der Gegenseite schneiden sich in einem Punkt. Da es C' drei Ankreise gibt, gibt es hier drei solche Punkte. Mit diesem Satz lässt sich zusammen mit 2.4.1. 1) auch Satz 2.3.3 beweisen. Wählt man den Schnittpunkt als P (in 2.4.1.), so liegen jeweils die Schnittpunkte AB ∩ A B usw. auf einer Geraden. Da A B die Tangente an C ist, ist das genau die Aussage von 2.3.3. 2.4.7. Der Nagel-Punkt28 Ähnlich lässt sich auch folgender Satz beweisen: Die Geraden durch Eckpunkt und Ankreisberührpunkt der Gegenseite schneiden sich in einem Punkt, dem Nagel-Punkt. Es seien r A , r B , r C die Radien der Ankreise. Es gilt offensichtlich: τ 1 ⋅ τ2 ⋅ τ3 = 28 AT C TC BT A CT B A TBA ⋅ B T ⋅ C Anschauliche Geometrie 3, S. 42 Aufgabe 17 - 21 Da Tangenten an einen Kreis jeweils gleich lang sind gilt: XT Y = XT YX , wobei X ≠ Y, X, Y ∈ {A, B, C} . Damit erhält man: τ 1 ⋅ τ2 ⋅ τ3 = AT C AT BA ⋅ BT AB TC B ⋅ AT C ⋅ B TC CT BC TAC = BT AB ⋅ CT BC T A C AT BA rC r A rB r B ⋅ rC ⋅ rA = =1 (X-Figur für innere Tangenten) 2.4.8. Satz vom Schnittpunkt der Geraden durch die Eckpunkte und die Spitzen der gleichschenkligen Dreiecke an der Gegenseite mit gleichen Basiswinkeln Satz: Errichtet man auf den Seiten eines beliebigen DreiC B' A' ecks jeweils gleichschenklige Dreiecke mit gleichen Basiswinkeln nach aussen (oder A nach innen), so schneiden sich B die drei Geraden durch einen Eckpunkt des Dreiecks und C' der Spitze des auf der Gegenseite errichteten gleichschenkligen Dreiecks Punkt29. Beweis: Es gilt: (1) (2) sin α 1 AB sin α 2 AC = sin(β+ω) = sin(γ+ω) AA und AA (Sinussatz in ∆ABA bzw. in ∆AA C ) 29 Das gilt auch in dem Extremfall, dass A,B,C auf einer Gerade liegen (entartetes Dreieck) in einem - 22 - -i*a i*b 0.5*(a-i*a) B' C=0 0.5*(b+i*b) A' a b b-a A B 0.5*( (b-a) -i*(b-a) ) -i*(b-a) C' Wegen A B = A C (Gleichschenkligkeit!) erhält man durch Division beider Gleichungen (1)/(2): θ A = Es folgt30 θ B = sin(γ+ω) sin(α+ω) , θC = sin(α+ω) sin(β+ω) sin α 1 sin α 2 = sin(β+ω) sin(γ+ω) , und damit θ A ⋅ θ B ⋅ θ C = 1 . Für den Fall, das eine der drei Geraden ausserhalb des Dreiecks verläuft (also z.B. wenn α + ω > 180 o ) oder wenn die Dreiecke nach innen errichtet werden (ω < 0 o ), laufen die Beweise analog. Von diesem Satz sollen nun zwei Spezialfälle noch genauer vorgestellt werden: 2.4.8.1. Der Fermat-Punkt31 Es ist ω = 60 o . Der Schnittpunkt der drei Geraden heisst dann Fermat-Punkt des Dreiecks. Dieser hat folgende Eigenschaften: (1) AA = BB = CC 32 (2) der Winkel zwischen AA , BB , CC beträgt jeweils 60 o , also z.B. ∠AFB = 60 o (3) Verlaufen alle drei Geraden innerhalb des Dreiecks (d.h., dass F innerhalb des Dreiecks liegt), also wenn α, β, γ < 180 o − 60 o = 120 o so gilt für alle Punkte P ≠ F , dass AP + BP + CP > AF + BF + CF 30 Man beachte: für 31 * *G =0o sind AA' usw. die Seitenhalbierenden, für 90o erhält man die Höhen Schüler Duden - Die Mathematik I, Mannheim 19905 , Stichwort "Fermat-Punkt", S. 109 32 o o Das kann man auch so formulieren: Vergrößert man einen Dreieckswinkel um 60 (z.B. nach jeder Seite um 30 ), wobei man die anliegenden Seiten beibehält, so sind die entstehenden dritten Seiten gleichlang. Siehe Anschauliche Geometrie 4, Aufgabe S162/11 - 23 - Beweise: zu (1) und (2): Es ist AC = AB , AC = AB (Gleichseitige Dreiecke) und ∠CAC = ∠B AB = α + 60 o (ω = 60 o ). Aus dem SWS-Satz folgt damit ∆AC C ≅ ∆ABB , und ∆ABB geht aus ∆AC C durch eine 60 o -Drehung um A hervor. Damit folgt sowohl CC = BB als auch ∠B FC = 60 o . Analog folgt auch CC = AA sowie die anderen Winkel. zu (3)33: Man drehe F um A um 60 o nach links. Der Bildpunkt sei Q . Da F ∈ CC ist Q ∈ BB (nach obigen Beweis). Es ist also ∠QAF = 60 o , und wegen (2) auch ∠QFA = 60 o . Damit ist auch ∠FQA = 60 o , und ∆AFQ ist gleichseitig, also AF = FQ . Der Bildpunkt von C bei der Drehung ist B . Aus den Eigenschaften einer Drehung folgt damit CF = B Q . Man erhält also AF + BF + CF = FQ + BF + B Q = BB . Wählt man einen anderen Punkt P (anstatt F ) , so bleibt das Bild von C weiterhin B , aber P und sein Bild P können nicht mehr gleichzeitig auf BB liegen. Da die Gerade die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten B, B ist, aber B, B , P, P nicht mehr kollinear sind, ist der Satz bewiesen. 2.4.8.2. Interpretation bei gleichschenklig-rechtwinkligen Dreiecken mit dem Satz von Aubel Es ist ω = 45 o . Die Punkte A , B , C sind dann die Mittelpunkt der über den Dreiecksseiten errichteten Quadrate. Dann schneiden sich AA , BB , CC in einem Punkt. Beweis: Nach dem Satz von Aubel (s.u.) gilt AA ⊥ B C BB ⊥ A C CC ⊥ A B also sind AA , BB , CC die Höhen von ∆A B C . Da sich die Höhen in einem Punkt schneiden, ist der Satz bewiesen. 33 Der gegeben Beweis entspricht einer Verallgemeinerung des in E. Quaisser, H.-J. Sprengel, "Geometrie in Ebene und Raum", Thun; Frankfurt am Main 1989 (Deutsch Taschenbücher, Band 65) auf S. 50 gegebenen Beweises (für ein gleichseitiges Dreieck ABC). Siehe auch Hinweis auf S. 55 dort - 24 - Beweis zum Satz von Aubel (Spezialfall):34 Zeichnet man über den Seiten eines Dreiecks die Aussenquadrate, so stehen die Strecken, die die Mittelpunkte zweier Quadrate sowie einen Eckpunkt und den Mittelpunkt des gegenüberliegenden Quadrats verbinden, senkrecht aufeinander und sind gleichlang. Man verwendet wieder die Komplexen Zahlen, also a, b ∈ C . Unter Verwendung der Vektorschreibweise erhält man → → B = 0.5 ⋅ (a − ia) A = 0.5 ⋅ (b + ib) , also → B A = 0.5 ⋅ (b + ib − a + ia) → → → AC = 0.5 ⋅ ((b − a) − i(b − a)) , C = a + AC , also → C = 0.5 ⋅ (b + a − ib + ia) . → → → → Da i ⋅ C = 0.5 ⋅ (ib + ia + b − a) = B A , geht B A aus C durch 90 o Drehung gegen den Uhrzeigersinn hervor, also CC ⊥ A B . 34 4 E. Barth, G. Krumbacher, F. Barth, "Anschauliche Analytische Geometrie", (Ehrenwirt Verlag) München 1995 , S. 72ff - 23 - 3. Weitere Sätze aus der projektiven Geometrie 3.1. Der Satz von Desargues Der Satz von Desargues ist wohl der bedeutendste Satz über Konvergenz bzw. Kollinearität, da er beide Eigenschaften verknüpft. Er besagt: Schneiden sich bei zwei Drei- D=0 ecken ∆ABC , ∆A B C in beliebiger Lage die drei Geraden AA , BB , CC in einem Punkt D , so liegen die C B A S_C S_A S A = BC ∩ B C , S B = AC ∩ A C , S C = AB ∩ A B B' S_B Schnittpunkte35 A' auf einer Geraden. Der Satz wird nun zuerst in dieser allge- C' meinen Form (in der Ebene) bewiesen, später wird noch auf einige Besonderheiten und Spezialfälle hingewiesen. 3.1.1. Analytischer Beweis36: 0 b a c=a+b B A → → → a , b , so dass a die Rich→ → → tung von A , b die Richtung von B und → → → → c = a + b die Richtung von C hat (D sei der Man wählt eine Basis Nullpunkt). Dies ist stets möglich, wie die Zeichnung C zeigt. → 0 1 und b = . 0 1 → → → → B =bb, C = c c und → → → → B =b b, C =c c → Bezogen auf die gegebene Basis ist a = Es gilt weiter: 35 36 → → A =aa, → → A =a a, Der Einfachheit halber werden in diesem Kapitel die Mengenklammern um die Schnittpunkte weggelassen vgl.: Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991.S. 72-77 sowie die Lösungshinweise auf S. 80-83 Der hier dargestellte Beweis entspricht der Durchführung von Aufgabe 8 auf S. 73, wobei der Nachweis der Kollinearität durch "Handrechnung" anstelle des Einsatzes eines Computeralgebraprogramms durchgeführt wird. Auf die Wiedergabe des eleganteren Beweises auf S. 74f wurde bewußt verzichtet, da obiger Beweis gut demonstriert, wie der Satz von Desargues auf rein schematische Weise hergeleitet werden kann. - 24 Es wird nun zunächst S C = AB ∩ A B berechnet. Die anderen beiden Punkte erhält man dann durch zyklisches vertauschen. → → → → X = b b + λ ⋅ (a a − b b ) → → → → A B : X = b b + λ ⋅ (a a − b b ) AB : Mit gleichsetzen37 erhält man durch Koeffizientenvergleich: → → Für a : und für b : II : b − λb = b − λ b I : λa = λ a a Einsetzen von λ = λ ⋅ a in II liefert nach multiplizieren mit a : a (b−b ) b = a b−ab II : a b − λa b = a b − λab , also λ = aa b−a b−ab → → → Einsetzen in AB : X = λa a + (b − λb) b liefert für S C : → → → 1 S C = a b−ab aa (b − b ) a + (a b 2 − abb − a b 2 + a bb ) b → → 1 aa (b − b ) a + (−bb )(a − a ) b = a b−ab durch zyklisches Vertauschen erhält man → SA = → SA = 1 b c−bc 1 b c−bc → → → → → bb (c − c ) b + (−cc )(b − b ) c , mit c = a + b folgt → → (−cc )(b − b ) a + (bb (c − c ) − cc (b − b )) b sowie → → → → aa (c − c )→ a a c , c = a + b , also + (−cc )(a − ) → → 1 (aa (c − ) − (a − )) + (−cc )(a − ) c cc a a a b a c−ac → → Bezogen auf die Basis a , b erhält man: → SB = → SB = 1 a c−ac → SA = −cc (b − b ) bb (c − c ) − cc (b − b ) → aa (c − c ) − cc (a − a ) 1 S B = a c−ac −cc (a − a ) → aa (b − b ) 1 S C = a b−ab −bb (a − a ) Zum Nachweis der Kollinearität muss man nach 2.2. nun α, β, γ so bestimmen, 1 b c−bc → → → → dass α + β + γ = 0 und αS A + βS B + γS C = 0 . Im Gegensatz zu den vorigen Schritten, die rein schematisch ablaufen, liegt im Auffinden der drei Zahlen nun die eigentliche Schwierigkeit. Man könnte als Kollinearitätskriterium natürlich auch 2.1. verwenden (das ebenfalls rein schematisch abläuft), doch sind 37 Der Einfachheit halber wird im Folgenden vorausgesetzt, dass alle Schnittpunkte existieren, also dass z.B. a'b-ab' nicht Null ist. (Entartungsbedingungen) - 25 - dann die auftretenden Terme sehr lang. Dafür verwendet man dann besser den Computer. Nach einigen Versuchen findet man jedoch: α = (b c − bc )(a − a ) = ab c − abc − a b c + a bc β = (a c − ac )(b − b) = a b c − ab c − a bc + abc γ = (a b − ab )(c − c ) = a bc − ab c − a bc + ab c also α + β + γ = 0 . → Für die a -Komponente erhält man außerdem: −cc (a − a )(b − b ) + aa (b − b)(c − c ) − cc (a − a )(b − b) + aa (b − b )(c − c ) = 0 → und für die b -Komponente: bb (a − a )(c − c ) − cc (a − a )(b − b ) − cc (a − a )(b − b) − bb (a − a )(c − c ) = 0 → → → → also αS A + βS B + γS C = 0 , womit der Satz bewiesen ist: 3.1.2. Beweis im Raum38 D Die Punkte A, B, C bzw. A , B , C liegen C A in verschiedenen, nicht E B S_C S_A B' g E' S_B Parallelen Ebenen E bzw. E . Die Geraden (X = A, B, C ) XX schneiden sich in einem A' C' Punkt D . Ist kein Geradenpaar XY , X Y parallel, so liegen die Punk- g=E∩E . te S Z auf der Geraden Beweis: Da X ∈ XD , Y ∈ YD sind X, X , Y, Y komplanar, und S Z = XY ∩ X Y (Da die Geraden nach Vor. nicht parallel sind, existiert der Schnittpunkt auch) Da XY ⊂ E , X Y ⊂ E , ist S Z ∈ E und S Z ∈ E , also S Z ∈ E ∩ E = g . Also liegen die S Z auf g . Mit der räumlichen Fassung kann man auch die ebene Fassung begründen: Es liegen zunächst alle Punkte (wie in 3.1) in der Ebene E . Man errichtet in D auf E das Lot und wählt auf ihm, im Abstand h von E , den Punkt D 2 . Die Geraden DX = DX sind dann die senkrechten Projektionen von D 2 X auf E . Errichtet man nun die Lote in X (auf E ), so schneiden diese D 2 X in X 2 . Die Punkte A , B , C und A 2 , B 2 , C 2 (in E ) bilden dann mit D 2 eine 38 Schüler Duden, Die Mathematik I, Stichwort "Desargues, Satz von", S. 59f E. Quaisser, H.-J. Sprengel, "Geometrie in Ebene und Raum", S.15ff - 26 räumliche Desargueskonfiguration. Da die Schnittpunkte von der Gerade X 2 Y 2 bzw. ihrer senkrechten Projektion XY mit X Y übereinstimmen (XY und X Y liegen in E und haben einen Schnittpunkt. Da X 2 Y 2 beide Geraden schneidet, mit E aber nur einen gemeinsamen Punkt haben kann, müssen sich alle drei Geraden in einem Punkt schneiden39), wobei wegen der räumlichen Fassung des Satz von Desargues die Schnittpunkte X 2 Y 2 ∩X Y auf einer Geraden liegen, gilt das also auch für die Schnittpunkte XY ∩ X Y . 3.1.3. Spezialfälle und verschiedene Realisierungen Falls nicht alle Schnittpunkte XY ∩ X Y existieren, so spricht man von "entarteten Desargues-Konfigurationen40". Es sei hier bloß auf folgende hingewiesen: - sind AB A B und BC B C so gilt auch AC A C . Das folgt auch sofort aus den Eigenschaften der V-Figur gilt nur AB A B , so ist AB auch zu S A S B - parallel. D Beweis: Menealos in ∆A C D, Gerade AS B : → A SB → SB C A B ⋅ → DA → AA =1 → DB → BB =1 Menealos in ∆B C D , Gerade BS A : C S_A ⋅ → CC → CD → B SA → SA C S_B C' ⋅ → CC → CD ⋅ Da AB A B folgt (V-Figur): A' B' A SB SB C = B SA SAC - Es kann auch vorkommen, dass S_C S_A DB BB SAS B . B C = Aus den beiden Gleichungen folgt somit auch , und damit (X-Figur) A B A DA AA D nicht existiert, nämlich wenn AA BB CC . Man kann sich diese Form dadurch entstan- S_B C' den denken, dass man in 3.1. die B' A' Punkte A , B , C , C, S A , S B beibehält, während man D auf der Gerade CC immer weiter "ins unendliche" bewegt. Es er- gibt sich dann jeweils A = DA ∩ CS B , B = DB ∩ CS A , wobei A, B gegen den Schnittpunkt der Parallelen zu CC durch A bzw. B konvergieren. 39 40 vgl. auch E. Quaisser, H.-J. Sprengel, "Geometrie in Ebene und Raum", S.13, Satz (1.13) siehe Literatur wie bei 38 - 27 Da die Punkte S A , S B , S C dabei stets kollinear sind, kann man das dann auch für den Grenzfall der Parallelität annehmen. Hier gilt auch eine Kehrform: Sind S A , S B , S C kollinear, und CC BB , so ist auch AA BB : ∆S B CC und ∆S C BB bilden Desargues-Konfiguration: S B S C ∩ CB ∩ C B = S A . Da hier CC BB gilt nach vorherigen Satz auch AA BB , mit A = S B C ∩ S C B , A = S BC ∩ SC B - Als letzter, sehr bedeutender Spezialfall sei genannt, wenn A , B , C auf den (verlängerten) Seiten von ∆ABC liegen: In dieser Form wurde der Satz von Desargues schon in D=0 2.4.1. bewiesen und benutzt: Die Dreiecke ∆ABC C und ∆T A T B T C bilden B A dort offensichtlich eine Desargues-Konfiguration B' A' (die Geraden XT X schneiden sich in P ), weswegen S A , S B , S C kollinear C' sind! Noch ein letzter Hinweis: Bilden ∆ABC und ∆A B C eine Desargues-Konfiguration, so trifft dies offensichtlich auch auf z.B. ∆A BC und ∆AB C zu. Je nachdem, welchen der Punkte X oder X auf der Geraden DX man zum "ersten" Dreieck rechnet, erhält man 23 2 = 4 verschiedene Geraden. (Der Faktor 1 2 kommt daher, weil es egal ist, ob man drei Punkte nun zum ersten oder zweiten Dreieck rechnet). 3.1.4. Beweis des Kehrsatzes über die Dualform Sätze aus der projektiven Geometrie haben die Eigenschaft, das es zu ihnen stets auch eine "duale Form" gibt. Diese entsteht aus dem ursprünglichen Satz dadurch, wenn man jeweils die Begriffe "Punkt - Gerade", "schneiden - verbinden", "liegt auf - geht durch" jeweils vertauscht. Auf die tieferen Gründe soll hier nicht eingegangen werden, doch es hängt damit zusammen, das bereits die Axiome der projektiven Geometrie bezüglich dieser Begriffe identisch sind (Bsp.: "Durch zwei Punkte geht genau eine Gerade" - "Zwei Geraden schneiden sich in genau einem Punkt)41. Eine weitere Begründung für diesen Sachverhalt 41 Schüler Duden - Die Mathematik I: Stichwort "projektive Geometrie" S. 362f - 28 - ist die Tatsache, das sich die entsprechenden Operationen wie z.B. schneiden zweier Geraden bzw. verbinden zweier Punkte durch dieselben Gleichungen beschreiben lassen42. Mit dieser Methode soll im Folgenden auch gearbeitet werden. Dualform des Satz von Desargues (Kehrsatz): zwei Dreiecken ∆ABC , ∆A B C die Schnittpunkte S C = AB ∩ A B , S A = BC ∩ B C , S B = AC ∩ A C auf einer Geraden, so schneiden sich AA , BB , CC in einem Punkt. Liegen bei Zum Beweis werden nun jeweils entsprechende Aussagen aus Satz und Kehrsatz nebeneinandergeschrieben. Aus der Gültigkeit des Satzes ergibt sich dann die Gültigkeit des Kehrsatzes. O.B.d.A. kann man als Gerade auf der die 3 Schnittpunkte liegen die x- Achse wählen. (Zeichnung: siehe 3.1) Dualform von Desargues Satz von Desargues Die Punkte S A , S B , S C Die Geraden AA , BB , CC haben die Koordinaten haben die Geradengleichungen (x 1 , 0), (x 2 , 0), (x 3 , 0) y = x 1 x, y = x 2 x, y = x 3 x Die entsprechenden Geraden Die entsprechenden Punkte S A B, S B C, S C A haben die Gleichungen y = m i (x − x i ) und entsprechend S A B , S B C , S C A die Gleichung y = m i (x − x i ) A, B, C haben die Koordinaten (m i , x i m i ) und entsprechend A , B , C die Koordinaten (m i , x i m i ) Schneiden von S A B ∩ S B C = C Verbinden von A und B : c = AB ∆y y = m c x + b c , Steigung m c = ∆x m 1 (x C − x 1 ) = m 2 (x C − x 2 ) m x −m x x C = 1m11−m 22 2 yC = m1xC − m1x1 mc = offensichtlich gilt: x C = m c m 1 x 1 −m 2 x 2 m 1 −m 2 b c = y A − m c x A = m 1 x 1 − mc m 1 = m1x1 − xCm1 offensichtlich gilt: y C = −b c Damit erhält man also: Dem Punkt (x C , y C ) im Kehrsatz entspricht die Gerade y = x C x − y C im Satz. Die Beziehung gilt für die Punkte A, B, C, A , B , C im Kehrsatz und die Geraden a, b, c, a , b , c im Satz, wie man durch zyklisches Vertauschen allgemein einsieht. Verbinden von A, A : AA schneiden von a ∩ a = S A Schüler Duden - Die Mathematik II: Stichwort "Dualitätsprinzip" S. 85f Meyers Kleine Enzyklopädie Mathematik, S. 596, ab "Dualitätsprinzip" 42 das sieht man z.B. auch an der Dualität des Kollinearitäts- / Konvergenzkriteriums aus 2.1 - 29 Steigung α A = y A −y A x A −x A (x A x S A − y A ) = (x A x S A − y A ) y −y A x S A = x AA −x A es gilt also α A = x S A mit y = α A x + β A erhält man mit y S A = x A x S A − y A β A = y A − α Ax A folgt y S A = x A α A − y A also gilt β A = −y S A Die Geraden AA : y = α A x + β A usw. im Kehrsatz entsprechen also den Punkten S A (α A , −β A ) usw. im Satz. Die drei Geraden AA , BB , CC (im Kehrsatz) schneiden sich genau dann in einem Punkt, wenn das Konvergenzkri- 1 αA βA terium aus 2.1. erfüllt ist, also wenn 1 α B β B = 0 . Da der Satz von Des1 αC βC argues jedoch gilt, also S A , S B , S C das Kollinearitätskriterium aus 2.1. erfüllen, 1 α A −β A gilt 1 α B −β B = 0 . Da der Betrag des Wertes einer Determinante durch 1 α C −β C Änderung aller Vorzeichen einer Spalte nicht geändert wird, ist also auch das Konvergenzkriterium erfüllt. Aus der Gültigkeit des Satz von Desargues folgt somit die Gültigkeit des Kehrsatzes. Der Kehrsatz lässt sich zum Glück aber auch ohne diese aufwendige Rechnung beweisen, die hauptsächlich das Phänomen der Dualität veranschaulichen sollte: (Zeichnung wie 3.1.) ∆S B AA und ∆S A BB bilden eine Desargues Konfiguration: Da S A , S B , S C kollinear gilt S B S A ∩ AB ∩ A B = S C . Nach Desargues sind damit C = S B A ∩ S A B , C = S B A ∩ S A B , AA ∩ BB kollinear. Gleichbedeutend damit ist P3 (Einleitung!), das sich AA , BB , CC in einem Punkt schneiden. P2 S1 P1 3.2. p 0 S2 S3 q Q1 Q2 Q3 Der Satz von Pappos43 Auf zwei Geraden p, q seien jeweils drei Punkte P 1 , P2 , P 3 Q 1 , Q 2 , Q 3 gewählt. Dann sind die Schnittpunkte (falls sie existieren) 43 vgl.: Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991.S. 68-71 sowie die Lösungshinweise auf S.78-80 und - 30 - S 1 = P2 Q 3 ∩ P3 Q 2 , S 2 = P1 Q 3 ∩ P3 Q 1 , S 3 = P1 Q 2 ∩ P2 Q 1 der kreuzweisen Verbindungsgeraden kollinear. 3.2.1. Beweis Im Folgenden sei die Einschränkung gemacht, das p und q nicht parallel sind. Der Satz gilt allerdings auch für p q (siehe 3.2.2.). Wie im Beweis zum Satz von Desargues sei auch hier wieder gefordert, das alle Schnittpunkte auch existieren, das also auftretende Nenner von Null verschieden sind. O.B.d.A. sei der Schnittpunkt p ∩ q der Nullpunkt. Damit erhält man als Geradengleichungen → → → → p : X = λ p und q : X = σ q . → → Bezogen auf die Basis p, q → pi und 0 erhält man damit P i = → 0 Q i = . Zur Berechnung von S 3 = P1 Q 2 ∩ P2 Q 2 kann man das Er qi gebnis für aus 3.1.1. verwenden. Man erhielt dort SC → SC = 1 a b−ab aa (b − b ) . −bb (a − a ) Durch zyklisches Vertauschen → → → → a , b , a, a , b, b → p , q , p 1 , p 2 , q 2 , q 1 erhält → p 1 p 2 (q 2 − q 1 ) p 1 p 2 (q 1 − q 2 ) 1 1 S 3 = p 2 q 2−p = p 1 q 1−p 2 q 2 . 1q1 −q 1 q 2 (p 1 − p 2 ) q 1 q 2 (p 1 − p 2 ) Analog folgt: → S1 = 1 p 2 q 2 −p 3 q 3 1 p 3 q 3 −p 1 q 1 → 1 S 3 = p 1q 1 −p 2q 2 → S2 = p 2 p 3 (q 2 − q 3 ) q 2 q 3 (p 2 − p 3 ) p 3 p 1 (q 3 − q 1 ) q 3 q 1 (p 3 − p 1 ) p 1 p 2 (q 1 − q 2 ) q 1 q 2 (p 1 − p 2 ) → → von man → Man sucht nun wieder α, β, γ mit α + β + γ = 0 und αS 1 + βS 2 + γS 3 = 0 . Mit α = (p 2 q 2 − p 3 q 3 )p 1 q 1 β = (p 3 q 3 − p 1 q 1 )p 2 q 2 γ = (p 1 q 1 − p 2 q 2 )p 3 q 3 sind beide Bedingungen erfüllt: Die erste sieht man sofort ein, für die zweite erhält man: → p -Komponente: p 1 p 2 p 3 (q 1 q 2 − q 1 q 3 + q 2 q 3 − q 1 q 2 + q 1 q 3 − q 2 q 3 ) = 0 → q -Komponente: q 1 q 2 q 3 (p 1 p 2 − p 1 p 3 + p 2 p 3 − p 1 p 2 + p 1 p 3 − p 2 p 3 ) = 0 Damit ist nach 2.2. die Kollinearität von S 1 , S 2 , S 3 nachgewiesen. - 31 - P1 P2 P3 Q1 q Q2 p Q3 P3 P1 S2 X P2 p Z q Y S1 Q1 Q2 Q3 P1 P2 P3 Q1 Q2 Q3 - 32 - 3.2.2. Spezialfälle44, Realisierungen Ein Spezialfall, nämlich das die Gerade durch den Schnittpunkt von p und q geht, wurde schon in 2.4.1. besprochen P2 P3 (vgl. Fußnote 24). Interessanter ist der Fall, das P1 p q . Auch dann gilt der p Q3 0 Q2 Q1 q Satz von Pappos, was jedoch nicht direkt aus dem Beweis bei 3.2.1. hervorgeht, wo ein Schnittpunkt gefordert wurde. Man kann sich das so überlegen, das ein Schnittpunkt p ∩ q existiert, wenn man q mit allen Punkten festhält und von p z.B. P 1 festhält und von P 2 /P 3 nur die x-Koordinate beibehält. Solange die Steigung von p größer/kleiner als die von q ist, existiert der Schnittpunkt p ∩ q , und nach dem Beweis aus 3.2.1. liegen die drei untersuchten Punkte auf einer Gerade. Mit einem Grenzprozess analog dem in 3.1.3 beim Satz von Desargues kann man nun die Steigung m p von oben und unten gegen m q konvergieren lassen. Damit konvergieren auch P 2 /P 3 und die Schnittpunkte Pi Q j ∩ P j Q i . Da sie stets auf einer Geraden liegen, wird das dann auch im Grenzfall zutreffen. Eine weitere Spezial- form ist: Gilt P 1 Q 2 P 2 Q 1 , so gilt auch S 2 S 1 P 1 Q 2 . s2 S s3 Nach Pappos sind T p1 X = P1 Q 3 ∩ P3 Q 2 , Y = P2 Q 3 ∩ Q 1 P 3 , Z = P1 Q 1 ∩ P 2 Q 2 p2 V P p3 Beweis: s1 q3 q2 q1 kollinear. Damit bilden die Dreiecke ∆XP 1 Q 2 und ∆YQ 1 P 2 Q eine Desargues-Konfiguration, denn XY ∩ P1 Q 1 ∩ P 2 Q 2 = Z . Da P1 Q 2 Q 1 P2 ist nach 3.1.3. auch die Gerade 44 Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991.S. 71 Schüler Duden - Die Mathematik II: Stichwort "Pappos, Satz von", S304 - 33 durch XQ 2 ∩ YP 2 = S 1 und XP 1 ∩ YQ 1 = S 2 dazu parallel, also auch S 2 S 1 P 1 Q 2 . (auch hier gilt der Satz falls p q ) Am leichtesten einzusehen ist folgender Spezialfall: Aus P 1 Q 2 P 2 Q 1 und P 1 Q 3 P3 Q 1 folgt auch P2 Q 3 P 3 Q 2 . Das folgt sofort aus der V-Fi- gur. Wieder gilt der Satz auch für p||q (das lässt sich über Parallelogramme beweisen). So wie beim Satz vom Desargues gibt es auch hier bei sechs gegebenen Punkten mehrere Möglichkeiten, diese entsprechend zu verbinden, und damit auch verC B A P2 P1 P3 P4 P6 P5 schiedene Geraden zu erhalten. Behält man die Reihenfolge der Punkte auf q fest, permutiert jedoch die Punkte P 1 , P 2 , P 3 , so erhält man also 3! = 6 verschiedene Verbindungsmöglichkeiten und ebenso viele Pappos-Geraden. 3.2.3. Dualform des Satz von Pappos Wie beim Satz von Desargues gibt es auch hier eine Dualform. Sie lautet: Gehen durch zwei Punkte P , Q jeweils drei Geraden p 1 , p 2 , p 3 bzw. P5 P2 P3 P1 A P3 P1 B C A P4 P6 P2 B C P4 P6 P5 q 1 , q 2 , q 3 , dann schneiden sich die Geraden durch die kreuzweisen Schnittpunkte, nämlich s 1 durch p 2 ∩ q 3 und p 3 ∩ q 2 s 2 durch p 1 ∩ q 3 und p 3 ∩ q 1 - 34 sowie s 3 durch p 1 ∩ q 2 und p 2 ∩ q 1 in einem Punkt. Man könnte diesen Satz ähnlich wie die Dualform bei Desargues beweisen. Aufgrund des großen Aufwands soll hier jedoch nur der einfacherere Beweis, der direkt über Pappos geht, angeführt werden. Bei Betrachtung der Zeichnung erkennt man, das nach Pappos T, V, S kollinear sind. Da jedoch s 1 = TV und S = s 2 ∩ s 3 folgt damit S ∈ s 1 , weshalb sich s 1 , s 2 , s 3 in S schneiden. B Damit entspricht die Aussa- C A P1= P2 ge der Dualform gleich der Aussage P3 des Satz von Pappos45. P6 P4 P5 3.3. Der Satz von Pascal und verwandte Sätze Satz von Pascal: Liegen die Eckpunkte P 1 , P 2 , P 3 , P 4 , P 5 , P 6 eines Sechsecks auf einem Kegelschnitt, handelt es sich also um ein Sehnensechseck, so liegen die Schnittpunkte (falls sie existieren) E' A = P1 P2 ∩ P4 P5 B = P2 P3 ∩ P5 P6 C = P3 P4 ∩ P6 P1 Spitze S Kegel K gegenüberliegender Seiten auf einer Geraden (der "Pascal-Geraden"). m E Abweichend vom bisherigen Vorgehen soll zuerst auf einige Besonderheiten hingewiesen h werden, bevor der Satz bewiesen wird. So wird an die Reihenfolge der sechs Punkte kei- ne Anforderung gestellt - sie kann beliebig umgeändert werden. Damit erhält man zu sechs festen Punkten 45 (6−1)! 2 = 60 verschiedene Möglichkeiten der Meyers Kleine Enzyklopädie Mathematik, S. 597, Abb. 25.4-4 - 35 Numerierung46, und ebenso viele Pascal-Geraden (das (6 − 1)! kommt aus der 1 Formel für Ringpermutationen, der Faktor 2 ist nötig, da es egal ist, ob man ein Sechseck im oder gegen den Uhrzeigersinn angibt)47. Für die rechte Zeichnung kann man sich das auch mit dem Satz von Desargues veranschaulichen. Bezogen auf das konvexe Sechseck P 1 P 2 P 3 P 6 P 5 P 4 liegen nämlich die Schnittpunkte der gegenüberliegenden Seiten, also P 1 P 2 ∩ P5 P6 = AP1 ∩ BP6, P 2 P 3 ∩ P4 P5 = AP4 ∩ BP3, P 1 P 4 ∩ P3 P6 auf einer Geraden. Damit bilden die ∆AP 1 P 4 und ∆BP 6 P 3 eine Desargues-Konfiguration (bzgl. des Kehrsatzes) weswegen sich AB, P1 P6 , P 4 P 3 in einem Punkt C schneiden - also sind A, B, C kollinear. Doch damit nicht genug. Die sechs Punkte müssen nicht verschieden sein, sondern es können auch zwei Punkte identisch sein, so dass aus einer Sehne im Grenzfall eine Tangente wird. Damit ist auch 2.3.3. ein Spezialfall des Satzes von Pascal (dort besteht eine Ecke des Dreiecks also jeweils aus zwei Punkten eines Sehnensechsecks). Setzt man z.B. P 1 = P 2 , so erhält man einen Satz über das Sehnenfünfeck48. Analog lassen sich so auch Sätze über das Sehnenviereck bilden (siehe in 3.3.4.). Bis jetzt wurden alle Aussagen nur auf einen besonderen Kegelschnitt, nämlich auf Kreise bezogen. Tatsächlich können die sechs Punkte jedoch auf einem beliebigen Kegelschnitt49, also auch auf einer Ellipse, Parabel oder Hyperbel (und im Grenzfall der Hyperbel sogar auf einem Geradenpaar (Satz von Pappos), siehe 3.3.2) liegen. Man kann sich das folgendermaßen erklären: Der Satz sei beispielsweise gültig, falls die sechs Punkte auf einem Kreis liegen. Liegen die Punkte nun z.B. auf einer Parabel, so kommt diese ja dadurch zustande, das ein (gerader) Kegel von einer Ebene E , die parallel zu genau einer Mantellinie m ist, geschnitten wird. Ferner stehe E senkrecht auf der Höhe h . Durch eine Zentralprojektion50 durch die Kegelspitze S kann nun E auf E abgebildet werden. Die Punkte P 1 , ..., P 6 , A , B , C in E gehen dabei auf die Punkte P 1 , ...P6 , A, B, C in E über, die Parabel wird auf einen Kreis abgebildet (da E ⊥ h ). Da die Zentralprojektion geradentreu ist, und nach Vor. der Satz am 46 Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991.S. 89ff: Ausschnitt aus Math Monthly 76, 1969, pp 895-905: Cerrutti,E. /Davis.: FORMAC meets Pappus 47 linke Zeichnung aus: Gottwald, S., Meyers kleine Enzyklopädie Mathematik, Zürich 199514, S.604; Gascha H., Compact Handbuch Mathematik, München 1992, S. 296 48 49 50 vgl. auch: http://www.math.nthu.edu.tw/gc/chuan/gc10/gc-10.html Schüler Duden - Die Mathematik I: Stichwort "Kegelschnitte", S.205f Schüler Duden - Die Mathematik I: Stichwort "projektive Abbildung", S. 359ff - 36 Kreis gelte, sind mit A, B, C auch A , B , C kollinear. Damit gilt der Satz für beliebige Kegelschnitte. 3.3.1. Beweis Bevor der Satz bewiesen wird, soll nun noch überlegt werden, an welchem Kegelschnitt der Beweis zu führen ist (nach obigen Ausführungen genügt es ja, den Satz an einem der möglichen Kegelschnitte Kreis (bzw. Ellipse), Parabel und Hyperbel zu beweisen). Oberflächlich betrachtet wird man mit dem vertrauten Kreis sympathisieren, doch seine vermeintlich einfache Form erweist sich als Trugschluß51: Bei der Koordinatenrechnung hätte man mit Ausdrücken wie y = ± r 2 − x 2 bzw. x = r cos ϕ, y = r sin ϕ zu tun. Mit diesen zu rech- nen ist außerordentlich schwierig. Am einfachsten lässt sich ein Analytischer Beweis an der Normalpararabel führen (da alle Parabeln ähnlich sind, genügt das auch). Die sechs Punkte auf dem Kegelschnitt haben dann die Koordinaten (x i /x 2i ) . Als Planfigur dient die Zeichnung aus 3.3; Das dort die Punkte auf einem Kreis liegen soll nicht weiter stören. Man berechnet nun also zunächst die Punkte A, B, C und wendet zum Nachweis der Kollinearität dann (2.2) an. Analytischer Beweis: Berechnung von A = P 1 P 2 ∩ P 4 P 5 : P1P2 : y = x 22 −x 21 x 2 −x 1 (x x 3 −x 1 x 2 +x 2 x 2 −x 3 − x 1 ) + x 21 = (x 1 + x 2 )x + 1 x 22−x 11 1 x x (x −x ) = (x 1 + x 2 )x + 1 x22−x1 1 2 = (x 1 + x 2 )x − x 1 x 2 Analog folgt: gleichsetzen und umstellen liefert P 4 P 5 : y = (x 4 + x 5 )x − x 4 x 5 x(x 1 + x 2 − x 4 − x 5 ) = x 1 x 2 − x 4 x 5 , also x 1 x 2 −x 4 x 5 , einsetzen in P 1 P 2 x A = x 1 +x 2 −x 4 −x 5 (x 1 +x 2 )(x 1 x 2 −x 4 x 5 )−x 1 x 2 (x 1 +x 2 −x 4 −x 5 ) yA = x 1 +x 2 −x 4 −x 5 Dabei heben sich (x 1 + x 2 )x 1 x 2 und −x 1 x 2 (x 1 + x 2 ) auf, übrig bleibt somit x x (x +x )−x x (x +x ) y A = 1 2 x41+x52−x 44−x5 5 1 2 Für B = P 2 P 3 ∩ P 5 P 6 und C = P 3 P 4 ∩ P 6 P 1 erhält man die entsprechenden Koordinaten durch zykl. Vertauschen. Es gilt also52: → A = 51 1 x 1 +x 2 −x 4 −x 5 x1x2 − x4x 5 x 1 x 2 (x 4 + x 5 ) − x 4 x 5 (x 1 + x 2 ) vgl. auch Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991.S. 89ff: Ausschnitt aus Math Monthly 76, 1969, pp 900, Abschnitt 5: Cerrutti,E. /Davis.: FORMAC meets Pappus 52 Der Einfachheit halber sei auch hier wieder gefordert, dass alle Schnittpunkte existieren und damit alle Nenner ungleich Null sind (Nicht-Entartungsbedingungen) - 37 - → B = 1 x 2 +x 3 −x 5 −x 6 → 1 C = x 3 +x 4−x 1 −x 6 x2x3 − x5x 6 x 2 x 3 (x 5 + x 6 ) − x 5 x 6 (x 2 + x 3 ) x3x4 − x1x 6 x 3 x 4 (x 1 + x 6 ) − x 1 x 6 (x 3 + x 4 ) Man benötigt zum Nachweis der Kollinearität nun drei Zahlen α, β, γ mit → → → → α A + β B + γ C = 0 und α + β + γ = 0 . Die Suche nach diesen Zahlen stellt wieder die hauptsächliche Anforderung bei dieser Art des Beweisens dar. Mit viel Geduld findet man schließlich: α = (x 1 + x 2 − x 4 − x 5 )(x 3 − x 6 ) = x 1 x 3 − x 1 x 6 + x 2 x 3 − x 2 x 6 −x 3 x 4 + x 4 x 6 − x 3 x 5 + x 5 x 6 β = (x 2 + x 3 − x 5 − x 6 )(x 4 − x 1 ) = x 2 x 4 − x 1 x 2 + x 3 x 4 − x 1 x 3 P5 P1 p p' p r r' p' A q −x 4 x 5 + x 1 x 5 − x 4 x 6 + x 1 x 6 γ = (x 3 + x 4 − x 1 − x 6 )(x 5 − x 2 ) = P3 r C q' r' B −x 1 x 5 + x 1 x 2 − x 5 x 6 + x 2 x 6 q' Durch Vergleichen aller Zeilen be- q P4 P6 stätigt man α + β + γ = 0 . Für die x-Komponente erhält man: P2 → A : (x 1 x 2 − x 4 x 5 )(x 3 − x 6 ) = x 1 x → B : (x 2 x 3 − x 5 x 6 )(x 4 − x 1 ) = x 2 x → C : (x 3 x 4 − x 1 x 6 )(x 5 − x 2 ) = x 3 x 4 x 5 − x 2 x 3 x 4 − x 1 x 5 x 6 + x 1 x 2 x 6 Schließlich fehlt noch die etwas aufwendige y-Komponente: → A : (x 1 x 2 x 4 + x 1 x 2 x 5 − x 1 x 4 x 5 − x 2 x 4 x 5 )(x 3 − x 6 ) = x 1x 2x 3x 4 + x 1x 2 x3 x5 − x1 x3 x4 x 5 − x 2x 3x 4x 5 −x 1 x 2 x 4 x 6 − x 1 x 2 x 5 x 6 + x 1 x 4 x 5 x 6 + x 2 x 4 x 5 x 6 → B : (x 2 x 3 x 5 + x 2 x 3 x 6 − x 2 x 5 x 6 − x 3 x 5 x 6 )(x 4 − x 1 ) = x 2x 3 x4 x5 + x2 x3 x4 x 6 − x 2x 4x 5x 6 − x 3x 4 x5 x6 −x 1 x 2 x 3 x 5 − x 1 x 2 x 3 x 6 + x 1 x 2 x 5 x 6 + x 1 x 3 x 5 x 6 → C : (x 1 x 3 x 4 + x 3 x 4 x 6 − x 1 x 3 x 6 − x 1 x 4 x 6 )(x 5 − x 2 ) = x 1x 3x 4x 5 + x 3x 4 x5 x6 − x1 x3 x5 x 6 − x 1x 4x 5x 6 −x 1 x 2 x 3 x 4 − x 2 x 3 x 4 x 6 + x 1 x 2 x 3 x 6 + x 1 x 2 x 4 x 6 Beide Komponenten addieren sich jeweils zu Null, womit der Satz bewiesen ist. Dieser Beweis ist relativ aufwendig, besonders das Vergleichen der einzelnen Summanden am Schluß ist sehr mühsam. Der Vorteil ist allerdings, das der - 38 - Beweis keine bestimmte Reihenfolge C der Punkte verlangt, womit alle 60 r' Möglichkeiten r' p' P' der Numerierung praktisch auf einmal erfasst werden. Bei einem (anschaulicheren) geomeP p' q' trischen Beweis53 muss man prinzipi- q' B A ell noch argumentieren, ob er sich auf alle 60 Möglichkeiten übertragen lässt. Als Beispiel sei hier für zwei Spezialfälle der Numerierung der Satz trigonometrisch, mit Hilfe der Winkelform des Satz von Ceva bewiesen. C B A r' r P2 p' p P1 p' q q P6 P3 p q' P4 q' P5 trigonometrischer Beweis: (der gestrichene Winkel ist jeweils der kleinere) . Aufgrund der Faßkreisbogeneigenschaft erhält man jeweils gleiche Winkel p ( ) bzw. q ( ) . (Die Gleichheit der r muss noch gezeigt werden.) Man wendet nun die Ceva-Winkelform zuerst auf ∆P 1 P 4 C an. Da sich P 1 A, P 4 A, CA in A schneiden gilt also: sin p sin(p−p ) sin q sin r ⋅ sin(q−q ) ⋅ sin(r−r = 1 (*) ) Falls sich nun die Geraden AC, P 5 P 6 , P 2 P 3 ebenfalls schneiden so wäre mit B = P2 P3 ∩ P5 P6 also auch B ∈ AC und der Satz bewiesen. Damit sich die Geraden schneiden, müsste nach der Winkelform bezogen auf ∆CP 6 P 3 gelten: 53 z.B. in Anschauliche Geometrie 3, S. 52 (vgl. auch 2.3.3) - 39 sin r sin(r−r ) sin q sin p ⋅ sin(q−q ) ⋅ sin(p−p ) = 1 , was jedoch genau die Aussage von (*) ist. Die Aussage scheint fast trivial, weil die Dreiecke ∆P 1 P 4 C und ∆P 3 P 6 C ja ähnlich sind (www) und man deshalb vermuten P5 könnte, das daraus folgt , das sich die 3 Gera- P4 p den beidemal schneiden, doch das ist nicht r q der Grund: Man beachte nämlich, das die FiP3 P6 r' p P1 q P2 guren P 1 P 4 CA und P 3 P 6 CB NICHT ähnlich sind, denn in ∆P 1 P 4 C ist der Winkel q an der Seite angetragen, die dem Winkel p gegenüberliegt; Im Dreieck ∆P 3 P 6 C dagegen ist q an der Seite angetragen, die dem Winkel r gegenüberliegt! (Nur deswegen C muss man überhaupt auf die Ceva-WinkelB form zurückgreifen, sonst ergäbe sich der Sachverhalt Z 5 allein aus Ähnlichkeitseigenschaften!). 4 6 Bezogen auf ein Dreieck kann man das so Y 3 1 2 formulieren: Trägt man an die Seiten [AB], [BC], [CA] jeweils die Winkel p , q , r an, wobei der erste Punkt der Scheitel ist, und schneiden sich die so ent- X standenen Geraden in einem Punkt P , so schneiden sich die Geraden auch dann in ei- nem Punkt P , wenn man die Winkel p , r , q jeweils an [AC], [CB], [BA] anbringt. (Aufgrund der Eigenschaften der Ceva-Winkelform können die Winkel dabei auch negativ sein) Dieser Beweis lässt sich auch auf andere Numerierungen übertragen: P 1 , p → P 3 , p : Komplementärwinkel beim Faßkreis überP 4 P 6 P 1 , p → P3 , p : p = 180 0 − ∠P 4 P 3 P 2 (Sehnenviereck P 1 P 4 P 3 P 2) P 6 , q → P 4 , q : Faßkreis über P 1 P 3 P 6 , q → P4 , q : q = 180 o − ∠P 5 P 4 P 3 (Sehnenviereck P6 P5 P4 P3) Der restliche Beweis läuft wie bei der ersten Numerierung, wobei allerdings q < 0 ist. Es soll noch erwähnt werden, das auch der Kehrsatz gilt54 (der hier jedoch nicht bewiesen werden kann): Wenn die Schnittpunkte gegenüberliegender Seiten 54 Schüler Duden - Die Mathematik II: Stichwort "Pascal, Satz von", S. 311f - 40 - des Sechsecks auf einer Geraden liegen, dann liegen die Eckpunkte des Sechsecks auf einem Kegelschnitt. G23 t2 G12 3.3.2. Spezialfälle t3 Wie bei Desargues/Pappos gibt t1 es auch beim Satz von Pascal ei- G34 nige entartete Konfigurationen. G16 t4 t6 genauer vorgestellt werden: a) G56 t5 Zwei dieser Spezialfälle sollen Gilt P 1 P 2 //P 4 P 5 und P2 P3 //P 5 P 6 so ist auch P 3 P 4 //P 1 P 6 G45 Beweis: G23 t2 G12 t4 t1 G34 G16 t6 t3 t5 G45 (Z-Winkel: P2, p → P5, p P 1 P 2 //P 4 P 5) (Z-Winkel: P2, q → P5, q P 2 P 3 //P 5 P 6) r = 180 o − (p + q) = r (Sehnenvierecke P 1 P 2 P 3 P 4 bzw. P 1 P 4 P 5 P 6) => P 3 P 4 //P 1 P 6 (Z-Winkel) G56 b) Gilt nur 12//45 , so ist auch BC//12 (mit B = 23 ∩ 56, C = 34 ∩ 16 ) Beweis: Mit einer anderen Numerierung liegen nach Pascal auch X = 23 ∩ 16 , Y = 14 ∩ 25 , Z = 34 ∩ 56 auf einer Geraden (vgl. 3.3.). Damit bilden ∆Z54 und ∆X21 eine Desargues - Konfiguration, denn ZX ∩ 52 ∩ 41 = Y . Da 12//45 ist nach einer entarteten Desargues Form (vgl. 3.1.3.) auch die Gerade durch die Schnittpunkte C = Z4 ∩ X1 und B = Z5 ∩ X2 zu 12 parallel, also BC//12 . Schließlich soll noch gezeigt werden, wie man aus dem Satz von Pascal den Satz von Pappos gewinnen kann: Wie in 3.3. gezeigt wurde, gilt der Satz von - 41 - Pascal auch für Hyperbeln, die die Gleichung x2 a2 y2 − b 2 = 1 haben55. Ihre Asym- ptoten haben die Gleichungen y = ± a . Behält man nun das Verhältnis a bei, lässt jedoch a → 0 laufen, so bleiben die Asymptotengeraden gleich, aber die b b Hyperbelpunkte konvergieren dabei gegen die Geradenpunkte. Da der Satz von Pascal auch für noch so kleines a gilt, gilt er auch für den Grenzfall, das die Punkte des Sechsecks auf den Asymptotengeraden liegen. 3.3.3. Dualform: Der Satz von Brianchon56 Wie zu allen Sätzen der projektiven Geometrie gibt es auch beim Satz von Pascal eine Dualform. Im Gegensatz zur Dualform von Pappos/Desargues liefert diese aber eine wirklich "neue" Aussage: Satz von Brianchon: Die Geraden durch je zwei gegenüberliegende Ecken eines Tangentensechsecks an einen beliebigen Kegelschnitts schneiden sich in einem Punkt. Für diesen Satz gibt es ähnliche Besonderheiten wie beim Satz von Pascal (z.B. gibt es auch hier je nach Numerierung der Tangentenberührpunkte 60 verschiedene Schnittpunkte usw.). Der Beweis wird ähnlich wie bei der Dualform des Satz von Desargues geführt, wobei man als Kegelschnitt wieder die Normalparabel verwendet: Satz von Brianchon Satz von Pascal Gleichung der Tangente t i im 2 Punkt (x i , x i ) : Koordinaten der Eckpunkte: 1 (Parabel y = − 4 x 2 ) t i : y = 2x i (x − x i ) + x 2i = 2x i x − x 2i =: m i x + b i Schnittpunkt: G 12 = t 1 ∩ t 2 m 1x + b 1 = m 2x + b 2 b −b x 12 = m21 −m12 b −b y = m 1 m 21−m12 + b 1 m b −m b +m b −m b = 1 2 1m 11−m12 1 2 1 m b −m b = 1m21 −m22 1 b 2 −b 1 m 1 b 2 −m 2 b 1 also G 12 ( m 1 −m 2 , m 1 −m 2 ) 55 56 P i (2x i , − x 2i ) P i (m i , b i ) Gerade g 12 = P 1 P 2 ∆y Steigung a 12 = ∆x b −b a 12 = m22 −m11 b −b y = m22 −m11 (x − m 1 ) + b 1 b −b m b −m b −m b +m b = m22−m11 x − 1 2 1m12 −m21 1 1 1 b −b m b −m b = m22−m11 x − 1m22−m 21 1 Schüler Duden - Die Mathematik I: Stichwort "Hyperbel" S181ff Schüler Duden - Die Mathematik II: Stichwort "Brianchon, Satz von", S. 64 - 42 - =: G 12 (x 12 , y 12 ) Für die Gerade r := G 12 G 45 g 12 : y = −x 12 x + y 12 Schnittpunkt R = g 12 ∩ g 45 −x 12 x + y 12 = −x 45 x + y 45 y −y x = x 4545 −x 1212 y −y y = −x 12 x 4545−x 1212 + y 12 −x y +x y +x y −x y = 12 45 12x 4512−x 1245 12 12 12 x y −x y = 45x 1245−x 1212 45 R(m r , b r ) S = g 23 ∩ g 56 , T = g 34 ∩ g 61 erhält man durch ähnliche Rechnung r: y= y 45 −y 12 x 45 −x 12 x − x 12 y 45 −x 45 y 12 x 45 −x 12 r : y = mr x + br Für s = G 23 G 56 und t = G 34 ∩ G 61 gilt analog sD t : y = mt x + bt S(m s , b s ) , T(m t , b t ) Die Geraden r, s, t schneiden sich Da nach Pascal R, S, T kollinear R C Q genau dann in einem Punkt wenn S B gilt P gilt T A 1 mr br 1 ms bs 1 mt bt = 0 (nach 2.1) Aus der Gültigkeit des Satzes von Pascal folgt also die Gültigkeit des Satzes von Brianchon. Hinweis: Damit ist auch 2.4.6. (sowohl 1. als auch 2. ) ein Spezialfall des Satzes von Brianchon, wobei jeweils 2 benachbarte Tangentenberührpunkte gegeneinandergelaufen sind: A CB AC B ist ein Tangentensechseck, und damit schneiden sich A A , CC , B B in einem Punkt. 3.3.4. Anwendung auf Tangenten- bzw. Sehnenvierecke Auch auf Sehnen- bzw. TangentenR D C Pascal bzw. Brianchon anwenden, V Q S B P A vierecke lassen sich der Satz von wenn man jeweils zweimal zwei Punkte "zusammenlaufen" lässt. Da vier Punkte, die auf einem Kreis liegen, als Eckpunke ein Sehnenviereck bestimmen, als Tangentenberührpunkte jedoch auch ein Tangentenviereck, - 43 - lassen sich hier sowohl Pascal als auch Brianchon anwenden. Die beiden durch die vier Kreispunkte festgelegten Vierecke werden dabei im Folgenden als korrespondierend bezeichnet. Das Sehnenviereck hat dabei die Ecken P, Q, R, S und das Tangentenviereck die Ecken A, B, C, D , wobei P ∈ AB , Q ∈ BC , R ∈ CD und S ∈ DA ist. Mit der Gerade PP wird die Tangente an den Kreis im Punkt P , also die Gerade AB bezeichnet. 3.3.4.1. Schnittpunkt der Geraden durch die Berührpunkte und der Diagonale im Tangentenviereck57 Satz: Die Geraden BD, PS, RQ schneiden sich in einem Punkt T . Analog schneiden sich AC, PQ, RS in einem Punkt U . Der Beweis wird hier zunächst elementar mit dem Satz von Menealos geführt. Ein Beweis über den Satz von Pascal folgt dann im nächsten Abschnitt. Es sei BD ∩ RQ = T und BD ∩ PS = T Nach Menealos in ∆DCB , Gerade RQ gilt: DR RC ⋅ CQ QB BT ⋅ − TD = −1 Nach Menealos in ∆DAB , Gerade SP M gilt: N R C D DS SA ⋅ AP ⋅ − BT = −1 PB T D Q Aufgrund gleich langer V S B P Tangentenabschnitte gilt außerdem: DS = DR , RC = CQ , QB = PB A und SA = AP . Damit erhält man nach gleichsetzen der beiden oberen Gleichungen: BT TD = BT TD , also T = T . Das sich auch AC, PQ, RS in einem Punkt schneiden, lässt sich genauso beweisen, oder man wendet Desargues auf ∆PBQ und ∆SDR an: Da PS ∩ BD ∩ QR = T liegen nach Desargues PB ∩ SD = A , PQ ∩ SR , 57 vgl. BWM 1984, 2. Runde, Aufgabe 4 - 44 - BQ ∩ DR = C auf einer Geraden, also schneiden sich AC, PQ, RS in einem Punkt. 3.3.4.2. Diagonalschnittpunkt des Sehnen-/Tangentenvierecks58 Satz: T M U N C R D Q V S B P A Die Diagonalen AC, BD des Tangentenvierecks und die Diagonalen PR, QS des Sehnenvierecks schneiden sich in einem Punkt V . a) Beweis mit Brianchon RDAPBC bilden ein Tangentensechseck. => RP, DB, AC schneiden sich in einem Punkt. Auch SABQCD ist ein Tangentensechseck => SQ, AC, BD schneiden sich in einem Punkt. Da beidemal die Geraden durch AC ∩ BD gehen, gehen alle vier Geraden durch diesen Punkt. b) Beweis mit Pascal RRPSSQ ist ein Sehnenviereck => RR ∩ SS = D , RP ∩ SQ und PS ∩ QR = T (vgl. 3.3.4.1) sind kollinear. PPSQQR ist ein Sehnenviereck => PP ∩ QQ = B , PS ∩ QR = T und SQ ∩ RP sind kollinear. 58 entspricht 3.3.4.1., wenn man dort z.B. P und Q vertauscht (andere Numerierung der Berührpunkte) - 45 Damit sind B, D, T, RP ∩ SQ kollinear, womit auch 3.3.4.1 nochmal bewiesen ist. Da sich also BD, RP, SQ in einem Punkt schneiden, und durch analoge Rechnung sich auch AC, RP, SQ in einem Punkt schneiden, gehen also alle vier Geraden durch diesen Punkt. c) Beweis mit Menealos Es sei SQ ∩ DB = V und PR ∩ DB = V Menealos in ∆DBM , Gerade SQ : DV VB A F P1 P2 Menealos in ∆DBN , Gerade PR : DV B VB P3 P6 BQ ⋅ QM ⋅ MS =1 SD BP NR ⋅ PN ⋅ RD = 1 Gleichsetzen unter Beachtung von C P4 BQ = BP, QM = MS, S P5 E (gleich lange Tangentenabschnitte) D DV VB = DV VB liefert: , also V = V . Damit schneiden sich DB, SQ, PR in einem Punkt. Auch hier kann man ähnlich zeigen, dass sich auch AC, SQ, PR in einem Punkt schneiden. 3.3.4.3. Kollinearität der Schnittpunkte gegenüberliegender Seiten des Sehnen-/ Tangentenvierecks Satz: Die Schnittpunkte der gegenüberliegenden Seiten des Tangentenvierecks, AB ∩ CD = N , BC ∩ DA = M , und die Schnittpunkte der gegenüberliegenden Seiten des Sehnenvierecks, PQ ∩ RS = U , QR ∩ SP = T sind kollinear. Der Beweis59 wird wieder auf zwei Arten geführt: 59 Auch hier könnte man den Beweis mit Menealos führen (Dreiecke => M,T,N kollinear; Dreiecke MAN/MCN, Geraden PS/QR MDN/MBN, Geraden RS/PQ => M,U,N kollinear) - 46 - a) Beweis mit Desargues Da DB ∩ SQ ∩ RP = V bilden ∆DSR und ∆BQP eine Desargues- Konfiguration. Damit sind DS ∩ BQ = M , DR ∩ BP = N , SR ∩ QP = U kollinear. Auch ∆CRQ und ∆APS (CA ∩ RP ∩ QS = V ) bilden eine Desargues- Konfiguration. Also sind auch CR ∩ AP = N , CQ ∩ AS = M , RQ ∩ PS = T kollinear. Also liegen M, N, U, T auf einer Geraden. b) Beweis mit Pascal RRSPPQ ist ein Sehnensechseck => RR ∩ PP = N , RS ∩ PQ = U , SP ∩ QR = T sind kollinear SSPQQR ist ein Sehnensechseck => SS ∩ QQ = M , SP ∩ QR = T , PQ ∩ RS = U sind kollinear Also sind M, N, U, T kollinear. 3.3.5. Der Satz von Steiner60 an zwei Spezialfällen Der Satz von Steiner besagt, das von den 60 möglichen Pascal - Geraden eines Sehnensechsecks jeweils 3 durch einen Punkt gehen, d.h. es gibt 20 solcher Punkte. Das kann hier nicht allgemein bewiesen werden, aber es sollen zwei der möglichen 20 Punkte genauer untersucht werden. 3.3.5.1. Äußeres Tangentensechseck aus dem Sehnensechseck bzw. inneres Sehnensechseck aus dem Tangentensechseck61 a) Schneidet man jeweils eine Seite eines Sehnensechsecks mit der übernächsten (Zeichnung) so bestimmen die sechs Schnittpunkte ein weiteres Sechseck. In diesem schneiden sich die Geraden durch gegenüberliegende Eckpunkte in einem Punkt, womit es sich nach dem Kehrsatz von Brianchon um ein Tangentensechseck handelt. (Je nach Numerierung erhält man versch. Schnittpunkte). Bew.: Nach Pascal liegen die Schnittpunkte gegenüberliegender Seiten, AC ∩ FD CE ∩ FB EA ∩ BD auf einer Geraden. Damit bilden ∆ACE und ∆DFB eine Desargues - Konfiguration (bzgl. des Kehrsatzes), also schneiden sich AD, CF, EB in einem Punkt. 60 vgl. auch Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991.S. 89: Ausschnitt aus Math Monthly 76, 1969, pp 900, Abschnitt 5: Cerrutti,E. /Davis.: FORMAC meets Pappus http://www.astro.virginia.edu/~eww6n/math/PascalLines.html 61 lässt man hier jeweils zwei benachbarte Punkte zusammenlaufen, so entspricht der Satz 2.4.6. - 47 - b) Schneidet man in einem Tangentensechseck jeweils zwei Geraden durch einen Eckpunkt und den übernächsten Eckpunkt (Zeichnung), so liegen in dem entstehenden Sechseck die Schnittpunkte gegenüberliegender Seiten auf einer Geraden, es handelt sich also nach Pascal um ein Sehnensechseck. Der Beweis läuft analog: Im Tangentensechseck schneiden sich AD, CF, BE in einem Punkt, und nach Desargues liegen dann die Schnittpunkte P 1 P 2 ∩ P4 P5 , P 2 P 3 ∩ P 5 P 6, P 3 P 4 ∩ P 6 P 1 auf einer Geraden. Hinweis: Auch wenn bei a) z.B. von einem Kreis (besonderer Kegelschnitt) ausgegangen wird, muss es sich bei dem entstehenden Tangentensechseck nicht notwendig um Tangenten an einen Kreis handeln (es können auch Tangenten an einen anderen Kegelschnitt sein). - 46 - 3.3.5.2. Inneres Tangentensechseck aus dem Sehnensechseck bzw. äußeres Sehnensechseck aus dem Tangentensechseck a) Schneidet man in einem Sehnensechseck die Geraden durch Eckpunkt und übernächsten Punkt (Zeichnung), so entsteht ein Sechseck, bei dem sich die Geraden durch gegenüberliegende Punkte in einem Punkt schneiden. A U g B W X Y C Z Der Beweis ist etwas schwieriger: Nach Pascal sind X, Y, Z kollinear. Nach Pappos am Geradenpaar g, h mit A, U, B ∈ g und C, V, D ∈ h sind auch W, Y, Z kollinear, also sind X, W, Y, Z kollinear. V h D A M U X g B W T Z C N Nach Pappos mit A, M, U ∈ g und C, N, V ∈ h sind aber auch X, W, T kollinear, also sind auch X, T, Z kollinear Da T = MV ∩ NU ist das gleichbedeutend damit, dass sich XZ, MV, NU in einem Punkt schneiden. V h D b) Schneidet man in einem Tangentensechseck jeweils eine Seite mit der übernächsten, so entsteht ein Sehnensechseck P 1 P 2 P 3 P 4 P 5 P 6, d.h. P 1 P 2 ∩ P4 P5 , P 2 P 3 ∩ P 5 P 6, P3 P4 ∩ P6 P1 liegen auf einer Geraden (in der Zeichnung mit F, C, T bezeichnet). Der Beweis läuft wieder über den Satz von Pappos - 47 Nach schneiden Brianchon sich AD, BE, CF in M , also M ∈ FC (*) P4 P2 E D H F M T Nach Pappos mit P4 , E, D und P 1 , A, B auf zwei Geraden sind P6 F, H, M kollinear, wegen (*) also C H ∈ FC 62 P3 Mit Pappos auf die Punkte P 4 , D, P 6 bzw. P1 angewandt P1 , B, P 3 P5 sind auch H, T, C kollinear, also T ∈ HF = FC . Damit sind die Punkte F, T, C kollinear. Mit den vier Sätzen aus 3.3.5. lässt sich somit von jedem Sehnensechseck nach aussen bzw. innen ein Tangentensechseck errichten und umgekehrt. Mit dem neu entstandenen Sechseck kann man dann genauso verfahren, so das immer neue Sehnen- bzw. Tangentensechsecke entstehen. B A 4. Anhang - Der Chordalschnittpunkt63 Zuguterletzt soll noch ein interessanter Satz vorgestellt werden, der jedoch von der Beweismehtode her nicht in die anderen beiden großen Abschnitte passt. Die Chordale ist dabei der geometrische Ort aller Punkte, welche an zwei gegebene Kreise gleich lange Tangentenabschnitte besitzen. Es sei nun M 1 (0; 0) und P M 2 (a; 0) . Für alle Punkte P der Chordale gilt dann offensichtlich: 2 2 M 1 P − r 21 = M 2 P − r 22 Nach Definition der Chordale müssten linke Seite und rechte r1 Seite der Gleichung positiv sein, M2 M1 damit eine Tangente vom Punkt P aus überhaupt existiert, d.h. P darf nicht innerhalb einem der Kreise liegen. Verallgemeinernd wird im folgendem als Chordale die Menge aller Punkte verstanden, die die Gleichung oben erfüllen (also auch wenn keine Tangente existiert). r2 62 Das folgt bei anderer Numerierung auch direkt aus Brianchon (vgl. 3.3.3., zweite Zeichnung) 63 Schüler Duden "Die Mathematik I", Stichwort "Chordale" S. 50f - 48 Dann erhält man für P(x; y) : x 2 + y 2 − r 21 = (x − a) 2 + y 2 − r 22 −r 21 = −2ax + a 2 − r 22 Das wichtige Ergebnis ist an dieser Rechnung nur dass x = const. , d.h. bei der Chordale handelt es sich um eine Gerade. Da offensichtlich für die gemeinsamen Schnittpunkte der Kreise (falls sie existieren), beide Seiten der Ausgangsgleichung 0 ergeben, geht die Chordale also durch die beiden gemeinsamen Punkte zweier Kreise. Es gilt nun folgender Satz: Bei drei Kreisen schneiden sich die Chordalen zu je zwei Kreisen in einem Punkt, dem Chordalpunkt C . c3 K3 c2 c1 Es sei c 1 die Chordale von K 2 /K 3 c 2 die Chordale von K 1 /K 3 c 3 die Chordale von K 1 /K 2 Ferner seien die Funktionen 2 K1 C K2 t i : P → t i (P) = M i P − r 2i für i = 1, 2, 3 definiert. Es sei C = c 1 ∩ c 2 , also gilt t 2 (C) = t 3 (C) da C ∈ c 1 und t 1 (C) = t 3 (C) da C ∈ t 2 . Also gilt auch t 1 (C) = t 2 (C) und damit Also gilt C ∈ c3 . c 1 ∩ c 2 ∩ c 3 = C. Solange sich die Kreise paarweise schneiden, gibt es zu diesem Satz auch einen überraschend einfachen räumlichen Beweis64: 1. Fall: Die drei Kreise haben einen gemeinsamen inneren Punkt. Man betrachte dann die Kugeln um die Punkte M i mit den Radien r i . Da die drei Kreise einen inneren Punkt haben, schneiden sich die drei Kugeln in zwei Punkten Q 1 und Q 2 , wobei Q 1 Q 2 senkrecht auf der Ebene steht. Zwei Kugeln schneiden sich jeweils in einem Kreis, der eine Ebene festlegt, die senkrecht auf der Zeichenebene steht, und deren Schnitt mit der Zeichenebene die Chordale an die betreffenden Kreise ergibt. Da Q 1 Q 2 in jeder dieser drei Ebenen liegt, liegt auch der Schnittpunkt mit der Zeichenebene auf jeder der drei Chordalen, die sich somit in einem Punkt schneiden. 2. Fall: Die drei Kreise haben keinen inneren Punkt. In diesem Fall wählt man die dritte Kugel so, das ihr Schnitt mit der Zeichenebene K 3 ergibt, und außerdem einen Punkt Q 1 des Schnittkreises der beiden anderen Kugeln enthält65. Damit enthält sie auch einen zweiten Punkt Q 2 des Schnittkreises 64 vgl. auch E. Quaisser, H.-J. Sprengel, "Geometrie in Ebene und Raum", S.52f 65 Da jeder Tetraeder eine Umkugel besitzt, ist das stets möglich - 49 wobei , Q 1 Q 2 diesmal zwar nicht senkrecht auf der Zeichenebene steht, aber der Schnitt mit ihr gibt wieder den Chordalpunkt. Literaturverzeichnis Schneebeli, H.R., Geometrie von Fall zu Fall, Zürich 1991 Clemens Thaer, Die Elemente von Euklid, Thun; Frankfurt am Main 19973 Gottwald, S., Meyers kleine Enzyklopädie Mathematik, Zürich 199514 Gascha H., Compact Handbuch Mathematik, München 1992 Schüler Duden - Die Mathematik I, Mannheim 19905 Schüler Duden - Die Mathematik II, Mannheim 19905 Friedrich Barth, Gert Krumbacher, Elisabeth Matschiner, Anschauliche Geometrie 3, München 19881 Friedrich Barth, Gert Krumbacher, Elisabeth Matschiner, Anschauliche Geometrie 4 E. Barth, G. Krumbacher, F. Barth, Anschauliche Analytische Geometrie, (Ehrenwirt Verlag) München 19954 E. Quaisser, H.-J. Sprengel, Geometrie in Ebene und Raum, Thun; Frankfurt am Main 1989 (Deutsch Taschenbücher, Band 65) http://www.bubis.com/muaddib/mathaufg.htm http://www.math.nthu.edu.tw/gc/chuan/gc10/gc-10.html http://www.astro.virginia.edu/~eww6n/math/PascalLines.html - 50 - Erklärung: "Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen und Hilfsmittel benützt habe." ......................................, den..................... Ort Datum ..................................................................... Unterschrift des Kollegiaten