Seite 1 von 6 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 1 8 . 1 1 . 2 0 1 0 Diagnose Bluthochdruck Er tötet langsam. Seine Opfer ahnen nichts. Schleichend und leise verrichtet er sein unheilvolles Werk. Bluthochdruck ist ein stiller Killer. Kein Aufsehen, keine Schmerzen. Nierenversagen, zerstörte Herzgefäße, ein Schlaganfall – er schlägt einfach zu, scheinbar aus dem Nichts. Einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Todesursache Nummer 1- die HerzKreislauferkrankungen- ist der Bluthochdruck. Er zerstört allmählich die Gefäße und bereitet der Arterienverkalkung den Weg. Sie ist der eigentliche AuslöserfürInfarktevonHerzundHirn. Aber auch den Gefäßen der Nieren drohtGefahr. DiebeidenWertederBlutdruckmessung stehenfürdenDruckwährendundzwischen den Herzschlägen. Es ist auch schädlich,wennnureinerderbeidenzu hoch ist. Ideal ist ein Messergebnis von 120/80.AlsnochnormalgeltenWertbis 139/89. Was darüber geht, ist behandlungsbedürftig. Liegen weitere Risiken für das Herz-Kreislauf-System vor können auch bereits bei darunter Medikamente notwendig sein. Für Diabetiker wird neuerdings geraten, den Druck nicht zu weit zu senken. Sie sind mit 130/80guteingestellt. In mehr als acht von zehn Fällen lässt sich keine Ursache finden. Bekannt sind jedoch verschiedene Risikofaktoren: Bewegungsmangel, Stress, Alkohol, Übergewicht. Rauchen ist ebenso schädlich wie hoher Salzkonsum. Auch familiäre Veranlagung spielt eine Rolle. Dementsprechend lässt sich durch eine Änderung des Lebensstils viel erreichen. Besonders Sport und Gewichtsreduktion können ein Weg sein, den Druck auf ganznatürlicheWeisezusenken. Sekundäre Hypertonie Bluthochdruck kann in Folge anderer Krankheiten entstehen. Die häufigsten Ursachenkönnensein: - Fehlbindungen und ErkrankungenderNieren - Cushing-Syndrom – eine Störung imHormonspiegel - TumorenderNebennieren - Genetisch bedingte Stoffwechselkrankheiten - Akromegalie, ein Tumor der Hirnanhangdrüse Viele Frauen haben während der Schwangerschaft mit Bluthochdruck zu kämpfen.Meististerunbedenklichund bildet sich von selbst zurück, muss aber wegen möglicher Komplikationen überwacht werden. Wenn nötig kann der Druck medikamentös gesenkt werden. 1 Seite 2 von 6 Man verwendet vorzugsweise AlphaMethyldopa, das für das Ungeborene unbedenklichist. Auch Medikamente, zum Beispiel Rheumamittel oder Kortison, können denBlutdruckindieHöhetreiben. Gefahr im Winter Wenn es kalt wird, steigt die Gefahr, dass Bluthochdruck einen Herzinfarkt auslöst. Der Grund ist, dass Kälte die Blutgefäße verengt. Der Druck steigt, und es kann sein, dass das Herz nicht mehrausreichendmitBlutversorgtwird. Vorsicht ist besonders geboten, wenn Kälte und körperliche Anstrengung zusammen treffen – zum Beispiel beim Schneeschippen. Hochdruckpatienten sollten sich bei kalter Witterung schonen. Herz und Seele Unter schwankendem Blutdruck leidet Kristina Friedrich von kleinauf. Bei Aufregung und Stress kann sie damit rechnen,dass er in dieHöhe geht. Oft wird ihrdannschwindlig,siemusssichhinlegenundeinGlasWassertrinken. VordreiJahrendanneingroßeremotionaler Schock: Die Mutter stirbt, zur Trauer kommen finanzielle Sorgen. Der Blutdrucksteigtdramatisch.Nichtselten liegen die Werte nun über 200 – fast das Doppelte des Normalen. Kristina Friedrich steht unter Druck, in jeder Beziehung. Hilfe findet sie bei einer Psychiaterin. Deren Diagnose: Depression. „Die Patienten kommen häufig und schildern Blutdruckschwankungen, die medikamentös schwer einstellbar sind“, erläutert Dr. Karin Schüppel ein verbreitetes Phänomen. „Dazu klagen sie über Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche. Im Hintergrund finden sich familiäre oder berufliche Probleme.DannmusseineDepressionin Betracht gezogen werden.“ Der Zusammenhang liegt in den Nerven. DepressiveempfindenpermanentenStress. Und der setzt im Körper Fluchtmechanismen in Gang: Das Herz schlägt schneller, die Lunge arbeitet kräftiger, auch der Druck in den Adern steigt. – Alles Mechanismen, damit der Mensch zurFluchtbereitist. Der dauernde Alarmzustand schädigt Herz und Gefäße. Depressive Patienten habeneinrundzweifacherhöhtesRisiko an kardiovaskulären Erkrankungen zu erkranken im Vergleich zu NichtDepressiven. KristinaFriedrichistfroh,dassihreDepression entdeckt und erfolgreich behandelt wurde mit Medikamenten und Psychotherapie.AuchdenBlutdruckhat sie seitdem stabil im Griff. Generell versucht sie heute, den Druck rauszunehmen aus ihrem Leben. Mit Ausflügen, Wandern, Radfahren und Schwimmen bietetsiedemStressParoli. 10 Regeln für Hochdruck-Patienten 1.Blutdruckregelmäßigmessen 2.HinweisedesArztesbeachten 3.Übergewichtabbauen 4.AlkoholnurinMaßengenießen 5. Pausen gönnen - Entspannung ist wichtig 6.ReichlichObstundGemüseessen 7. Pflanzliche Fette sind gesünder als tierische,ÖlebesseralsharteFette. 8.VerzichtenSieaufdasRauchen 9.MehrBewegunghilftdemBlutdruck 10.SalzdurchGewürzeersetzen Verstecktes Salz Hochdruckpatienten sollten mit Salz sparsamumgehen.Dasistabergarnicht so einfach, denn vier Fünftel unseres 2 Seite 3 von 6 Salzkonsums kommen nicht aus dem Salzstreuer, sondern stecken bereits in den Lebensmitteln. Vor allem deutsches Brotistsehrsalzig.MitvierScheibenhat man bereits ein Drittel des Tagesbedarfes an Salz gedeckt – ohne Wurst oder Käse, die ebenfalls viel Salz mit sich bringen. Statt dem gewohnten Abendbrot sollte man darum öfter mal Salate odergedünstetesGemüseaufdenTisch bringen. Da hat man den Salzgehalt selbst in der Hand, und zusätzlich wirkt das Kalium aus Gemüse oder Hülsenfrüchten blutdrucksenkend. Kalium wirkt wie ein Gegenspieler zu NatriumKochsalz,dasdenDruckhochtreibt. Die Top 5 Kaliumspender Hülsenfrüchte Mandeln, Nüsse und Rosinen Ketchup und Tomatenmark Vollkorn Avocado, Fenchel, Pilze Männer unter Druck DasstarkeGeschlechtschwächelt,wenn es um Lebenszeit geht. Der Mann stirbt im Durchschnitt 6 Jahre früher als die Frau. Ein Grund dafür liegt im Hormonhaushalt. Es ist der Testosteronspiegel. Seinen Einfluss auf den Bluthochdruck prüft derzeit eine noch laufende Untersuchung.. In den Gefrierschränken der UniversitätsklinikGreifswaldlagerttausendevon BlutprobenderBevölkerungausderRegion. Sie dienen als Material für eine Langzeitstudie, durch die Forscher dem Geheimnis des kürzeren Männerlebens auf die Spur kamen. Denn statistisch ist der Zusammenhang eindeutig: Männer mitgeringemTestosteronspiegelsterben deutlich früher als ihre GeschlechtsgenossenmitnormalenWerten. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron reguliert zahlreiche VorgängeimKörper,darunterdenStoffwechsel der Muskeln und die Verarbeitung von Zucker und Fett. Hat ein Mann wenig davon im Blut, steigt das Risiko für StoffwechselerkrankungenwieDiabetes, aber auch für Bluthochdruck. Das HormonerlaubtsogareinenBlickindiegesundheitlicheZukunfteinesMannes,wie der Greifswalder Endokrinologe Prof. Henri Wallaschofski erläutert: „Das besondere an unserer Untersuchung war, dass wir zeigen konnten, dass Männer mit einem niedrigen Testosteronspiegel – ohne dass sie bereits vom Bluthochdruck befallen sind – in den nächsten fünf Jahren einen Bluthochdruck entwickeln.Wirkönnensomiteinenniedrigen Testosteronspiegel als ein Warnsignal auffassen, einen Bluthochdruck zu entwickeln.“ DieserZusammenhanglegtdieVermutung nahe, dass vielleicht in Zukunft HormonpräparateHochdruckunddamit dasRisikofürHerzinfarktundSchlaganfallsenkenkönnten.Nochaberisteszu früh, eine solche Empfehlung auszusprechen. Weitere Forschungen müssen Nutzen und mögliche Risiken klären. Doch der Testosteronspiegel lässt sich auch mit natürlichen Maßnahmen anheben. Körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und der Abbau von ÜbergewichtmachenMännernichtnurmännlicher,sondernauchgesünder. Pulswellen verraten steife Gefäße ÜberdenZustandderGefäßekanneine neueMethodezusätzlichzurklassischen Feststellung des Blutdrucks Aufschluss geben. Sie beruht aufeiner Analyse der Pulswellen und ist interessant für Menschen mit Hochdruck, Diabetiker und Patienten,dieanArterioskleroseleiden. 3 Seite 4 von 6 DasHerzpumptdasBlutnormalerweise miteinerGeschwindigkeitzwischenvier und zehn Metern pro Sekunde durch den Körper. Weil dies stoßweise geschieht, laufen dabei Wellen durch das Gefäßsystem, die als Pulsschlag zum Beispiel am Handgelenk fühlbar sind. SeiteinigenJahrenweißman,dassdiese Wellennichteinfachverpuffen,sondern reflektiert werden. Wie ein Echo läuft einezweiteWelleindieGegenrichtung. Wennsieaufeinandertreffen,beeinflussen sich die Pulswelle und ihre Reflektiongegenseitig. In gesunden, elastischen Gefäßen laufen diese Bewegungen störungsfrei ab. Sind die Gefäßwände hingegen verhärtet, erhöht das die Geschwindigkeit der Rückwelle. Das hat zur Folge, dass das Herz mit stärkerem Druck pumpen muss. Dadurch wird es auf die Dauer geschwächt. Zugleich verändert sich die Geschwindigkeit,mitderDasBlutdurch die Gefäße strömt. Die Messung der Pulswellen gibt darum Aufschluss über den Zustand der Gefäße. Die Methode wird jedoch von den Krankenkassen bislang nicht erstattet und ist darum eineSelbstzahler-Leistung. Arzneimittel senken Blutdruck Die Behandlung des Bluthochdrucks erfolgt durch Medikamente. Es gibt verschiedene Typen davon, die quasi den Hebel an unterschiedlichen Stellen im Körper ansetzen. Betablocker verlangsamen den Herzschlag, ACE-Hemmer blockiereneinenStoff,derdieBlutgefäßeverengtundsodenDruckindieHöhe treibt. Diuretika entwässern, wodurch die Blutmenge verringert wird. Kalzium-Antagonisten und Angiotension-II-Antagonisten wirken auf die Gefäßwände. Oft werden verschiedene dieser Arzneitypen kombiniert eingesetzt, um eine ausreichende Drucksenkungzuerzielen. Alle Blutdruckmedikamente können Nebenwirkungen haben. Diese sind je nach Wirkstoffklasse unterschiedlich, variieren aber auch von Patient zu Patient. Daher kann bei Problemen kann versucht werden, ob ein anderes Präparatbesservertragenwird. Es kann vorkommen, dass man sich nachEinnahmederMedikamenteetwas schlapp fühlt. Dann sollte geprüft werden, ob die Dosierung angepasst werden sollte, weil möglicherweise der Druckzuweitgesenktwurde. Krebs durch Medikamente? Für Verunsicherung sorgten in letzter Zeit Meldungen, das bestimmte BlutdruckmittelausderWirkstoffgruppeder Sartane Krebs auslösen sollen. Zu Besorgnis für Patienten, die diese Medikamente genommen haben, besteht jedoch wenig Anlass. Das Risiko ist nur statistischgeringfügigerhöht. Medikamente sollten nie eigenmächtig abgesetzt werden. Gerade bei Blutdruckmitteln kann das gefährlich werden.WersichSorgenwegenNebenwirkungen macht, sollte seinen Arzt nach möglichenAlternativenfragen. Rentner hauen auf die Pauke Musik streichelt die Seele, wirkt aber auchaufdenKörper–besondersdann, wenn man sie selbst macht. Trommeln zum Beispiel ist ein rhythmisches Training,fürdassichauchdieGesundheitsforschung interessiert. „Drum Beat“ – zudeutschTrommelschläge-nenntsich einProjekt,durchdasChemnitzerSportwissenschaftler unter anderem klären wollen, ob man auch im hohen Alter nochöftermalaufdiePaukehauensollte. Bevor die intensive Trommelaktion startet, wird der Blutdruck der Senioren gemessen.ZudemwerdenaufderBrust der Beteiligten Sensoren befestigt. Sie 4 Seite 5 von 6 sollen die Herzfrequenz der Probanden bei laufender Aktion an einen Kontrollmonitorsenden.Dasdientnichtnurder wissenschaftlichenDatenerfassung,sondernauchderKontrolle,dasssichkeiner der Alten im Eifer überanstrengt. „Bei jungen Leuten haben wir mit diesem TrainingschonHerzfrequenzenvonüber 200 erreicht“, berichtet Prof. Henry Schulz von der Technischen Universität Chemnitz. „Aber natürlich wird hier im KreisderSeniorenmitmoderatenBelastungen gearbeitet.“ Erfahrene Therapeuten achten darauf, dass sich keiner der Senioren zu sehr verausgabt; 135 Schläge pro Minute sollten in diesem Alter nicht überschritten werden. Wenn nötig,wirdderTaktgebremst.Während der Belastung steigt der Blutdruck kurzfristigan–allerdingsaufGrunddermoderaten Intensitätssteuerung in einem überschaubaren Rahmen. Längerfristig ist dann zu erwarten,wie es auchbeim Laufen auftritt, dass der Blutdruck so gesenkt werden kann. Zumindest eine leichte Korrektur von Hochdruck kann soerwartetwerden. Heiße Schokolade mit Chili und Zimt Auch Gewürze können günstig auf den Blutdruckwirken.ChiliundZimtsenken ihnebensowieKakao. Zutatenfür2Portionen: 250ml Milch 1 Vanilleschoten 50g fein gehackte Bitterschokolade(mindest.70%Kakaogehalt) 125ml kochendesWasser 1EL Ahornsirup ½TL Cayennepfeffer (nach Geschmackauchweniger) 1Prise Salz 1Msp. Zimt Zubereitung Vanilleschote längs aufschneiden und dasMarkherauskratzen. Milch mit Vanilleschote und Mark aufkochenundetwa10Minziehenlassen. Schote herausnehmen. Schokolade in derMilchauflösenundkochendesWasser zugeben. Mit Ahornsirup, Cayennepfeffer,SalzundZimtabschmecken. 7 Regeln für Kraftfahrer mit hohem Blutdruck -KeinAlkohol - Beruhigungs- und Schmerzmittel nicht mit Blutdruckmedikamenten kombinieren -AufFrischluftimAutoachten - Beim Beladen und bei Pannen nicht plötzlichanstrengen -AllezweiStundenPausemachen -BeiUnwohlsein,ReizbarkeitoderKonzentrationsschwächeanhalten -BeistarkemHochdruckoderveränderter Behandlung Arzt auf Autofahren ansprechen 5 Seite 6 von 6 Experte im Studio:Prof.RüdigerC.Braun-Dullaeus,UniversitätsklinikMagdeburg Adresse: DeutscheHochdruckliga BerlinerStr.46 69120Heidelberg Herz-Kreislauf-Telefon:06221/588555 Sprechzeiten:Montag–Freitag9–17Uhr Buchtipps AnkeNolte:Bluthochdruck:Vorbeugen,erkennen,behandeln.StiftungWarentest2010. Hans-DieterFaulhaber:Bluthochdruck-wasmanwissenmuss:BluthochdruckeffektivunddauerhaftsenkenundFolgekrankheitenvermeiden.Südwest2006. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDRFERNSEHEN RedaktionWissenschaftundBildung„HAUPTSACHEGESUND“ 04360Leipzig Faxabruf: 01803/151534 Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund [email protected] E-Mail: ThemadernächstenSendungam25.11.2010:SchmerzendeHändeundFüße 6