Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 “Aus der neuen Welt”

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Antonín Dvořák (1841-1904)
Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 “Aus der neuen Welt”
Gegenüber Zeitgenossen wie Saint-Saëns oder Brahms gilt Antonín Dvořák als der am wenigsten
Intellektuelle, als der sprichwörtliche böhmische Musikant. Und doch war er es, an den im Jahr 1891 die
Einladung erging, die Leitung des New Yorker Musikkonservatoriums zu übernehmen. Ausgerechnet
von Dvořák, dem angeblichen Instinktmusiker, der eine Leidenschaft für das Kartenspiel und
Lokomotive hegte, versprach sich die aufstrebende Kulturnation USA also neue Impulse.
Sie tat es mit Recht. Der tschechische Komponist übte nicht nur sein Dozentenamt erfolgreich aus,
sondern entwarf auch Leitlinien für die amerikanische Musik der Zukunft. Praktisches
Anschauungsmaterial lieferte er durch neue Werke, die in der abendländischen Tradition wurzelten,
zugleich aber vom Idiom der „Neuen Welt“ zehrten. Darunter die 1893 komponierte e-Moll-Sinfonie:
„Wer eine Spürnase hat, muss den Einfluss Amerikas erkennen“, meinte Dvořák selbst.
Tatsächlich prägen typische Folklorismen das Stück, vor allem rhythmischer und melodischer Art:
Synkopen, pentatonische Wendungen, Tonleitern mit erniedrigtem Leitton. Allerdings finden sich solche
Elemente sowohl in europäischer als auch in afroamerikanischer Volksmusik. Originalthemen aus der
„Neuen Welt“ enthält die Sinfonie dagegen nicht. Sie wirkt eher wie ein Schmelztiegel
unterschiedlichster nationaler Tonfälle – und passt gerade deshalb ideal zur Einwanderernation USA.
Ihre Uraufführung im Dezember 1893 wurde zu einem Triumph für Dvořák, den Import aus Böhmen.
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