Schneeglöckchen Günter Waldorf Schneeglöckchen Zauber in Weiß Über dreihundert Sorten im Fotoporträt Deutsche Verlags-Anstalt Inhalt Vorwort 6 ) Schneeglöckchen im Garten 33 ) Das Schneeglöckchen 9 ) Standorte 36 ) Pflanzung 38 ) Pflege 44 ) Vermehrung 45 ) Krankheiten und Schädlinge 46 ) Die Pflanze 10 ) Das Sammeln 50 ) Gattung 10 ) Blüte 12 ) Blütezeiten 13 ) Laub 14 ) Zwiebel 15 ) Herkunft und Vorkommen 15 Wie wird man galanthophil? 50 ) Das erste Mal 52 ) Das liebe Geld 53 ) Schneeglöckchensammler damals und heute 54 ) Das Handwerkszeug 56 ) Was sammelt man? 59 ) Wo bekommt man neue Schneeglöckchen? 60 ) Bitten oder betteln 61 ) Und noch einmal: Das liebe Geld 62 ) Für Fortgeschrittene: Der Tausch 62 ) Arten 16 ) Galanthus alpinus 16 ) Galanthus angustifolius 16 ) Galanthus cilicicus 17 ) Galanthus elwesii 17 ) Galanthus fosteri 19 ) Galanthus gracilis 19 ) Galanthus ikariae 20 ) Galanthus koene­nianus 21 ) Galanthus krasnovii 22 ) Galanthus lago­ dechianus 23 ) Galanthus nivalis 23 ) Galanthus peshmenii 24 ) Galanthus platyphyllus 24 ) Galanthus plicatus 25 ) Galanthus reginae-olgae 26 ) Galanthus rizehensis 26 ) Galanthus trans­ caucasicus 27 ) Galanthus trojanus 27 ) Galanthus woronowii 27 ) Sortenvielfalt und Entstehung neuer Formen 28 ) ­­ Sorten im Porträt 65 ) Sortenvielfalt 66 ) ausblick und neuzüchtungen 150 ) Empfohlene Bezugsquellen 157 ) Sehenswerte Sammlungen 158 ) Register 159 ) Vorwort 6 Sie sind weder groß noch bunt, und doch werden sie von vielen Gartenfreunden heiß geliebt und begehrt: Schneeglöckchen. Ihre kleinen, weißen und grün markierten Blüten erscheinen zu einer Zeit, in der Blüten rar sind. Zum Ende des Winters haben sie ihre große Zeit und zwingen den Betrachter buchstäblich in die Knie. Wer den Schneeglöckchen so nahe kommt, erkennt nicht nur ihre faszinierende Schönheit, sondern kommt auch in den Genuss ihres süßen Honigdufts. Gründe, sie zu lieben und damit ein echter Galanthophiler – ein Schneeglöckchenliebhaber – zu werden, gibt es also genug! Dieses Buch soll allen Bewunderern der Schneeglöckchen, aber auch ernsthaften Sammlern und solchen, die es werden wollen, in erster Linie eine wertvolle bildliche Orientierung geben. Es ist das Werk eines Praktikers, leidenschaftlichen Gärtners und passionierten Sammlers für alle Galanthus-Freundinnen und -Freunde. Nach reiflicher Überlegung und vor allem intensivem Kontakt zu Schneeglöckchenbegeisterten in ganz Europa hat Günter Waldorf, der als einer der eifrigsten Sammler in Deutschland gelten darf, beschlossen, das über lange Jahre gesammelte umfangreiche Bildmaterial Gleichgesinnten zur Verfügung zu. Denn wer einmal Feuer für diese erstaunlichen Zwiebelpflanzen gefangen hat, will möglichst viele verschiedene Sorten im Bild sehen. Beschreibungen sind nicht immer genau. Darum beschränkt sich das Buch darauf, die einzelnen Sorten mit ihren Namen aufzuführen und, wo nötig, wichtige Informationen zu ergänzen. Englische Autoren haben bereits hervorragende Arbeit bei der buchstäblich mil- limetergenauen Beschreibung etlicher Sorten geleistet. Nach eigener Erfahrung hat das für den Hobbygärtner aber nur geringen Wert. Denn je nach Ernährungszustand können Pflanzen- und Blütengröße bei ein und derselben Sorte beträchtlich variieren. Zudem wird kaum je ein Galanthophiler mit dem Lineal unterwegs sein. Vielmehr gibt es bestimmte äußere Merkmale, die eine Sorte für den Einzelnen interessant machen können, wie zum Beispiel gelbe statt grüner Markierungen oder ausgefallene Blütenformen. Und oft ist es auch nur der Seltenheitsgrad: Besonders die raren Sorten sind so gefragt, dass sie über Jahre hinweg kaum in größerer Anzahl verfügbar sein können. Günter Waldorf und auch ich, der ich seit fast 15 Jahren Schneeglöckchen in weit bescheidenerem Umfang sammle, wissen, dass dieses Bilderbuch für Galanthophile neue Begehrlichkeiten entstehen lässt und Wünsche weckt. Genau das ist das Wesen des ambitionierten Sammelns: Schneeglöckchen zu suchen und zu finden, die das Gärtnerherz höher schlagen lassen. Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Monografie, sondern soll Einsteigern die Freude an der Pflanze, am Sammeln sowie die Grundlagen der Galanthophilie vermitteln und bereits vom Galanthus-Virus »infizierten« Gartenfreunden eine wichtige Hilfe zur bildlichen Identifikation der Sorten sein. Oliver Kipp Oliver Kipp ist Chefredakteur des Magazins GartenEden und Autor mehrerer Bücher. Seit mehr als zehn Jahren ist er Schneeglöckchensammler. Oliver Kipp lebt in Ostwestfalen und hat dort einen 8000 Quadratmeter großen Garten. 8 Das Schneeglöckchen Die Pflanze 10 Schneeglöckchen sind Zwiebelpflanzen aus der Familie der Amaryllidaceae. Die Gattung Galanthus besteht aus knapp 20 Arten, von denen inzwischen die meisten in Kultur zu finden sind. Vermutlich wird sich in den nächsten Jahren noch eine weitere Spezifizierung ergeben. Ob tatsächlich noch unbekannte Spezies existieren, ist zweifelhaft angesichts der zahlreichen Untersuchungen natürlicher Vorkommen – aber, wie so oft in der Geschichte der Botanik, nicht ausgeschlossen. Die nächsten Verwandten unserer Schneeglöckchen sind übrigens die Mitglieder der Gattung Leucojum, von denen die Märzenbecher (Leucojum vernum) und die im Spätfrühling blühenden Sommerknotenblumen (Leucojum aestivum) bekannt sind. Kurioserweise blühen in den meisten Jahren die Märzenbecher ihrem Namen zum Trotz zeitgleich mit den einheimischen Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), oder sogar etwas eher. In England heißen Schneeglöckchen »snowdrops« und die Vertreter der Gattung Leucojum »snowflakes«. Gattung Das bei uns am weitesten verbreitete Schneeglöckchen ist die Art Galanthus nivalis. Der Gattungsname bedeutet soviel wie »Milchblume« und geht natürlich auf die Farbe der Blüte zurück. Der deutsche Name hingegen ist eher irreführend, wenn man ihn wörtlich nimmt. Schneeglöckchen ringen sich nämlich nicht bei Minusgraden durch die Schneedecke, um zu blühen. Blühende Schneeglöckchen im Schnee kann man nur sehen, wenn die Tagestemperaturen sich ein wenig über dem Gefrierpunkt bewegen und den Schnee schmelzen lassen. Im Boden – unbeobachtet – wird das Wunder der Winter- beziehungsweise Vorfrühlingsblüte vorbereitet. Dort ist es in der Regel wärmer als über dem Schnee, wo die kältesten Temperaturen herrschen. Die Schneedecke isoliert den Boden gegen Kaltluft. Daher stehen die Pflanzen bei der Schneeschmelze meistens schon regelrecht in den Startlöchern, um ihre Blütenstiele den ersten Sonnenstrahlen entgegenzuschieben. Wer heute Schneeglöckchen sammelt, wird sich in erster Linie für die zahlreichen Kulturformen in ihrem unglaublichen Variantenreichtum interessieren. Die ungefähr 20 Wildarten und ihre Erscheinungsformen sind zwar hübsch, aber in der Regel weniger auffällig. Einige von ihnen sind bei botanisch interessierten Sammlern heiß begehrt, aber fast nicht erhältlich, da das Pflanzenmaterial begrenzt ist und Sammlungen an den Naturstandorten verboten sind. Alle Wildformen unterliegen dem 1973 vereinbarten CITES-Abkommen (Washingtoner Artenschutzabkommen), das den Handel von bedrohten Tier- und Pflanzenarten streng limitiert. Für Wildsammlungen von Galanthus be- Sobald der Schnee zu tauen beginnt, setzen die steht danach ein Handelsverbot, von Schneeglöckchen ihren Weg zur Blüte unbeeindem nur die Art Galanthus woronowii druckt fort. ausgenommen ist. Natürlich dürfen Exemplare in gärtnerischer Kultur weitervermehrt werden. Es ist also nicht ausgeschlossen, auch an solche Arten heranzukommen. Blüte 12 Schneeglöckchen besitzen zwei Kreise von Blattorganen, die – im Gegensatz zu den Staubblättern und dem Kelch – nicht der Vermehrung dienen und die man Perianthe nennt. Bei den Wildformen sind diese Perianthblätter in zwei ineinanderliegenden Kreisen angeordnet. Die inneren Perianthblätter oder Innentepalen sind deutlich kleiner und tragen die schönen Markierungen. Mindestens doppelt so lang sind die äußeren Perianthblätter (Außentepalen), denn sie umschließen im Knospenstadium die inneren Blätter vollständig. Das ist notwendig, da beide dem Schutz der Fortpflanzungsorgane dienen. Wenn also in diesem Buch von Perianth­blättern die Rede ist, sind immer diese Blütenblätter gemeint. Sie wachsen aus dem Fruchtknoten, dem Ovarium hervor, jenem kleinen Knubbel, der wie ein dickes Hütchen der Knospe und Blüte Halt gibt. Nach erfolgreicher Bestäubung entwickelt sich im Ovarium der Samen. Das Ovarium ist wiederum mit dem meist stark gebogenen, sehr dünnen Pedikel verbunden, an dem die Blüten hängen. Mit ihm steckt die Knospe in einer Scheide von Hüllblättern, die einen zusätzlichen Schutz darstellt. Bei einigen Formen teilt sich diese Scheide, sodass die beiden Hälften wie Eselsohren die Blüte flankieren. Der Blütenstiel selbst ist aufrecht und nur bei Vollblüte leicht gebogen. Er steht in diesem Stadium immer über den noch nicht voll entwickelten Laubblättern. Bei Schneeglöckchen kommen verschiedene ab­­e­rrante, also ungewöhnliche, Formen vor, bei denen die Länge der inneren und äußeren Perianthblätter ‘Anglesey Abbey’ ist eines der bekanntesten poculiformen Schneeglöckchen. ebenso variiert wie deren Anzahl. So gibt es Formen, die sechs geordnete äußere Perianthblätter haben, aber auch solche, bei denen man äußere und innere Perianthe gar nicht unterscheiden kann, weil sie sehr ähnlich und in großer Zahl erscheinen. Bei den sogenannten poculiformen Typen sieht dies dann wie eine kleine, umgedrehte Tasse aus (lat. poculus), zum Beispiel bei dem bekannten ‘Anglesey Abbey’, wo sich innere und äußere Perianthe in Länge und Form mehr oder weniger gleichen. Bei den gemeinhin als gefüllt blühend bezeichneten Typen ist die Anzahl der inneren Perianthblätter stark erhöht, gelegentlich sind die Blüten auch steril, haben also keine intakten Fortpflanzungsorgane. Pedikel Fruchtknoten (Ovarium) innere Perianthblätter (Innentepalen) äußere Perianthblätter (Außentepalen) Die zur Sortenunterscheidung wichtigsten Teile der Blüte. Blütezeiten Ich habe mich entschlossen, in diesem Buch nur dann Angaben zur generellen Blütezeit zu machen, wenn diese deutlich von der Hauptblüte im Vorfrühling abweicht, also außerhalb der Monate Februar bis Mitte März liegt, in denen die meisten Schneeglöckchen bei uns blühen. In der Praxis gelten, zumindest für England, angegebene Blütezeiten nämlich auch für dortige Winter, die in den letzten Jahren kaum Schnee und anhaltende Frostperioden hatten. Auch wenn sich dies seit 2009 stellenweise geändert hat, ist die Situation bei uns doch ganz anders: Hier sorgen längere Kälteperioden und vor allem die Schneedecke für eine zum Teil erhebliche Verzögerung der Blüte. Wenn, wie im Jahr 2011, der Winter lang und dann ohne langen Übergang vorbei ist, blühen die meisten Arten und Sorten zur selben Zeit, da die frühen in ihrer Entwicklung sozusagen »kaltgestellt« waren. Seien Sie also nicht enttäuscht, wenn Sie in diesem Buch keine genauen Angaben zur Blütezeit der einzelnen Sorten finden. Man kann sich darauf einfach nicht verlassen! Laub 14 Schneeglöckchenlaub besteht aus zwei oder sehr selten drei parallelnervigen Laubblättern, die grundständig zusammenstehen, also direkt aus dem Erdboden zu entspringen scheinen. Es treibt bereits im Winter aus und ist bei den meisten Arten von einer Wachsschicht überzogen, die das Blatt bläulich oder grünlich-blau erscheinen lässt. Für den Laien und den Fachmann ist es gleichermaßen wichtig zu wissen, wie sich die Blätter aus der Zwiebel eines Schneeglöckchens entwickeln. Denn dies ist nicht nur für die Wildformen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, sondern kann auch für die Bestimmung der Herkunft in Kultur entstandener Sorten aufschlussreich sein. Man unterscheidet drei verschiedene Arten: – Die bekannteste dürfte die applanate Form sein. Dieser Ausdruck bedeutet, dass die Laubblätter sich hier wie zwei flach aufeinandergelegte Hände aus der Zwiebel schieben, sie sind parallel angeordnet und umschließen sich nicht. Besser als bei Schneeglöckchen kann man das bei Narzissen oder Märzen­bechern Wie aufeinander gelegte Hände entfalten sich applanate Blätter. erkennen. Ein typischer Vertreter ist Galanthus nivalis. Weiter gehören dazu Galanthus angustifolius, G. cilicicus, G. gracilis (nicht eindeutig), G. lagodechianus, G. peshmenii, G. reginae-olgae, G. rizehensis, G. trojanus. – Die plicate Form ist eine Abwandlung der applanaten Stellung, hier sind die Blattränder allerdings leicht nach außen gefaltet (lat. plicare, falten), wie das bei der Art Galanthus plicatus der Fall ist. – Volut oder supervolut (lat. volutum, das Gerollte) nennt man Laubblätter, die umeinander gefaltet sind, ähnlich wie bei Tulpen. Galanthus elwesii ist der bekannteste Vertreter dieser Form. Zu dieser Gruppe zählen außerdem: Galanthus alpinus, G. fosteri, G. ikariae, G. koenenianus, G. krasnovii, G. platyphyllus, G. transcaucasicus, G. woronowii. Bei plicaten Blättern ist der Rand auffallend gefaltet. Arten wie G. transcaucasicus (unten) haben im frühen Stadium umeinander gerollte (volute) Blätter. Zwiebel Die Zwiebeln der Schneeglöckchen bestehen aus mehreren Schichten dünner Zwiebelschuppen, die nur von einer dünnen Schutzhaut umgeben sind. Sie sind die Speicherorgane der Pflanze während der mehrmonatigen Ruhezeit im Sommer. Herkunft und Vorkommen Schneeglöckchen sind inzwischen zwar in allen gemäßigten Klimazonen der Welt zu Hause, ihre Heimat aber ist ausschließlich Europa und der Südwesten Asiens. Kleinasien, der Kaukasus und Transkaukasus gehören ebenso dazu wie die Balkanhalbinsel und die Region um das Kaspische Meer. Das Verbreitungsgebiet umfasst Länder wie Griechenland, die Türkei, Russland, Aserbaidschan, Georgien, Kro­ atien und natürlich auch Deutschland. ­ Arten 16 In Kultur sind heute gesichert neunzehn Arten von Schneeglöckchen bekannt. Sie werden hier in Kürze vorgestellt und auch auf den Sammler- und Gartenwert dieser Wildformen hinweisen. langsam, und erst nach vielen Jahren stehen vielleicht acht oder zehn Blüten in einer Gruppe. Im Wuchs außergewöhnlich, verdient sie wegen ihrer zarten Gestalt besondere Beachtung. Die Blüte sieht wie eine kleinere Ausgabe von Galanthus nivalis aus, hat aber schmalere äußere Perianthblätter. Das Laub ist zur Blütezeit ungefähr halb so hoch wie der Blütenstiel. Galanthus alpinus Galanthus cilicicus Diese Art hat zwei Varitäten: Galanthus alpinus var. alpinus und Galanthus alpinus var. bortkewischianus. Die Pflanze hat supervolute Blätter und erinnert an Galanthus elwesii, bleibt aber in der Regel in allen Teilen deutlich kleiner. Das Laub ist im Vergleich zu G. elwesii schmaler und weniger stark bereift als bei einigen Formen dieser Art. Die Blüten haben eine umgekehrt V- bis U-förmige grüne Markierung am unteren Ende der inneren Perianthblätter. Die Pflanzen wachsen in Höhen von bis zu 2200 Metern und kommen im Kaukasus und in Transkaukasien (Georgien, Armenien und Aserbai­dschan) vor. Trotz dieses großen Verbreitungsgebiets sind sie an den Naturstandorten seltener vertreten als einige andere Arten. Beide Varietäten von Galanthus alpinus sind vollkommen Galanthus alpinus winterhart, aber in Kultur nicht oft vertreten. Sie benötigen Kalkboden und bilden mit der Zeit kleine Gruppen. Galanthus angustifolius Diese Art erinnert an ein sehr schmalblättriges Galanthus nivalis. Die Blätter sind applanat angeordnet und stehen im Vergleich zu G. nivalis stärker aufrecht. G. angustifolius kommt nur im nördlichen Kaukasus vor und wächst dort auf schweren Lehmböden. Sie vermehrt sich Diese Art kommt sehr selten in Sammlungen vor. Das im Herbst blühende Schneeglöckchen stammt aus der Südtürkei und wächst dort ähnlich wie Galanthus peshmenii in Felsspalten oder -taschen. Das blaugrüne Laub ist applanat und im Gegensatz zu G. peshmenii zur Blütezeit bereits einige Zentimeter hoch. Dieses Schneeglöckchen ist nicht nur aufgrund des kleinen Verbreitungsgebiets rar; es ist wenig robust und die Blüten sind nicht gerade außergewöhnlich. Nach meiner Erfahrung gedeiht G. peshmenii besser, ist wüchsiger und hat zudem das reizvolle Merkmal, dass zur Blütezeit nur winzige Spitzen des Laubs zu sehen sind. Galanthus cilicicus ist eher eine Art für das Kalthaus, wo man die Pflanzen in Töpfen mit durchlässiger, aber humusreicher Erde kultivieren kann. Galanthus elwesii Als großer Bruder der heimischen Schneeglöckchen ist Galanthus elwesii vielen Gartenfreunden bekannt. Die Art ist unglaublich formenreich und variiert in Blatt und Blüte beträchtlich. Alles an diesem Schneeglöckchen ist groß. Die Laubblätter sind supervolut angeordnet und kommen zu zweit oder dritt aus der Zwiebel. Sie sind breit und können straff aufrecht oder aber lappig sein. Einige Formen haben stark blaugrau bereiftes Laub, während andere un- ter der immer vorhandenen Wachsschicht grünlich-grau oder sogar gelblich-grün schimmern können. Einige Naturformen haben dicke und feste rundliche, andere dagegen eiförmige Zwiebeln, in denen die einzelnen Zwiebelschuppen sehr lose umeinander liegen. Auf die Blütengröße hat das aber keinen Einfluss. Besonders die äußeren Perianthblätter sind auffällig und zum Teil mehrere Zentimeter lang, teilweise drei- bis viermal so lang wie die inneren Perianthblätter. Es gibt zwei Unterarten, die sich am leichtesten an den Markierungen der inneren Perianthblätter erkennen lassen. Bei G. elwesii var. elwesii sind es immer zwei Markierungen am oberen und am unteren Ende der Blütenblätter, die unter Umständen jeweils wiederum in zwei Tupfen zerteilt sein können, aber auch zu einer einzigen, sehr großen Markierung verschmelzen können, die dann fast das ganze Blütenblatt bedeckt. Dagegen weist G. elwesii var. monostictus nur eine einzige Markierung am unteren Ende auf. Auch in der Blütezeit variiert dieses Schneeglöckchen: Einige Formen beginnen schon im Dezember mit der Blüte, während andere deutlich später als G. nivalis blühen. Im Großen und Ganzen blüht G. elwesii aber früher als G. nivalis. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile der Türkei und Griechenlands bis nach Bulgarien und in die Ukraine. An den meisten Naturstandorten stecken die Zwiebeln sehr tief im Boden. Innerhalb des großen Verbreitungsgebiets besiedelt die Art unterschiedliche Areale: Mischwald, Gebüschgebiete und sogar Felsspalten. Dieses Schneeglöckchen zählt zu den in der Türkei am häufigsten gesammelten und von dort exportierten Arten. Heute ist die Wildpflanzensammlung allerdings – zumindest theoretisch – streng limitiert. 18 Galanthus elwesii Galanthus fosteri Dieses außergewöhnliche Schneeglöckchen bereitet vielen GalanthusLiebhabern Kopfzerbrechen. Es gilt zwar als empfindlich und wärmebedürftig, ist es aber nicht. Es kommt aus der Türkei, dem Libanon und Syrien, wächst meist an schattigen Standorten – und ist also von Natur aus keine wärmeliebende Pflanze für exponierte Stellen im Steingarten. Galanthus fosteri ist eine durch und durch erstrebenswerte Gartenpflanze: Die glänzend grünen, supervolut angeordneten Blätter sind deutlich geadert und passen wunderbar zu den strahlend weißen Blüten, die breite äußere Perianthblätter haben und innen hellgrüne Markierungen, die an jene von Galanthus elwesii erinnern. Die Blüten sind viel eleganter als die der G.-elwesii-Typen, sie wirken fast zerbrechlich. Dabei ist Galanthus fosteri hart im Nehmen, wenn es um Minusgrade geht. Es blüht bei uns sehr früh und öffnet die stark nach Honig duf- Galanthus fosteri tenden Blüten bereits vor den meisten Galanthus elwesii. Daher ist ein Platz in Hausnähe gut geeignet, um die Pflanzen gebührend bewundern zu können, auch wenn sie den Schutz eigentlich nicht benötigen. Man kann sich dort aber besser an den Blüten erfreuen. An den Boden stellt dieses Schneeglöckchen keine besonderen Ansprüche und es vermehrt sich bei uns gut – inzwischen auch durch Samen. Unter den grünblättrigen Galanthus-Arten ist es sicher das schönste und man sollte unbedingt danach Ausschau halten – auch wenn man sich nicht unbedingt für Wildarten interessiert. Galanthus gracilis Auch dieses Schneeglöckchen tanzt aus der Reihe. Wie Galanthus elwesii hat es bereifte Blätter, bleibt aber in allen Teilen meist kleiner. Die Abgrenzung zu der nahe stehenden Art war lange Zeit schwie- 20 rig, gilt aber nun als gesichert. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist die Blattstellung, die im Grunde sowohl supervolut als auch applanat ist. Zeigen sich die ersten Spitzen, scheint es sich fast um ein G. elwesii zu handeln, doch mit zunehmender Länge der Laubblätter stehen sie sich applanat gegenüber. Das ist nicht immer Galanthus gracilis leicht zu erkennen, weil das Laub einiger Typen in sich gedreht ist. Insgesamt ist es viel schmaler als bei G. elwesii und erscheint manchmal grasartig. Auch die Blaufärbung ist meist weniger intensiv. Die Blüten haben zwei Markierungen; eine dicke oben, die die Hälfte der inneren Perianthblätter abdeckt, und eine umgekehrt V- oder U-förmige am unteren Ende der Blüte. Im Gegensatz zu G. elwesii sind die drei inneren Perianthblätter leicht nach außen gespreizt und berühren sich meist kaum. In der Natur erstreckt sich das Verbreitungsgebiet ähnlich dem der verwandten Art G. elwesii über westliche Teile der Türkei und reicht bis nach Bulgarien und an die nordwestliche Küste des Schwarzen Meers, wo es häufiger ist. Galanthus gracilis ist eine unkomplizierte, aber recht zierliche Pflanze, die wegen der geringen Größe einen besonderen Platz verdient. Zwischen Steinen macht sie sich besonders gut, die dafür sorgen, dass der Boden im Sommer kühl bleibt. wöhnlich schöne Pflanze: Die Blüten sind recht groß und haben eine dicke, umgekehrt U-förmige grüne Markierung am unteren Ende der inneren Perianthblätter. Dies und das mattgrüne Laub unterscheidet es bei näherer Betrachtung leicht vom viel häufigeren Galanthus woronowii. Das applanate Laub ist in sehr harten Spätwintern frostgefährdet. Daher kann man dieses Schneeglöckchen als empfindlich bezeichnen. Es stammt von den Ägäischen Inseln und wächst dort oft in Wassernähe an sehr schattigen Standorten. Feuchter Boden ist im Garten nicht unbedingt notwendig, aber die Pflanzen werden dort kräftiger und viel üppiger als in normalem Gartenboden. Galanthus ikariae ist Galanthus ikariae eines der wenigen Schneeglöckchen, die es von Natur aus gewohnt sind, sich durch eine dichte Decke immergrüner Vegetation zu kämpfen, denn es wächst oft in Flächen von Efeu. Erstaunlicherweise vermehrt es sich dort auch durch Aussaat gut. Will man dies im Garten erreichen, sollte man für schattige und feuchte Bodenverhältnisse sorgen, denn nichts schadet den Sämlingen so sehr wie Trockenheit. Wer G. ikariae erfolgreich kultivieren und angemessen präsentieren will, sollte es in der Nachbarschaft immergrüner Stauden und Gehölze pflanzen. Hier profitiert es auch vom günstigen Mikroklima. G. ikariae gehört zu den üppigsten Schneeglöckchen im Garten, wenn es sich wohlfühlt. Galanthus ikariae Galanthus koenenianus Dieses grünblättrige Schneeglöckchen ist lange ein »Phantom« gewesen. Unter seinem Namen wurde nämlich meist das ebenfalls grünblättrige Galanthus woronowii verkauft, das noch in größeren Mengen wild entnommen und gehandelt werden darf. Als Sammler muss man sagen: schade! Denn das echte Galanthus ikariae ist eine außerge- Diese aus dem Nordosten der Türkei stammende Art wurde erst Ende der 1980er-Jahre vom Sammler Manfred Koenen entdeckt. Seither gehört sie zu den seltensten und begehrtesten Wildformen. Allerdings gibt es in Kultur nur wenig Pflanzenmaterial, und es ist schwierig, an Exemplare heranzukommen. Neulinge in der Galanthus-Welt würden 22 die Aufregung um diese Art kaum verstehen, denn auf den ersten Blick erscheint G. koenenianus wie ein ganz gewöhnliches Schneeglöckchen – auch wenn das Laub supervolut und nicht applanat ist. Man muss schon genauer hinschauen, um die besonderen Merkmale dieses Schatzes zu erkennen. Zum einen hat die Blüte eine sehr schmale, umgekehrt Galanthus koenenianus U-förmige und helle Markierung am unteren Ende der inneren Perianthblätter. Zum anderen ist das blaugraue Laub auf der Unterseite deutlich gefurcht. Diese Längsrippen sind einzigartig in der Gattung. G. koenenianus ist eine Mischwaldpflanze, die in der Natur leicht saure Böden bevorzugt. Es gilt als unkompliziert und winterhart. Galanthus krasnovii Noch eine außergewöhnliche Wildart, die ebenfalls schwer zu bekommen ist. Das bemerkenswerteste Charakteristikum dieser Pflanze sind die in Vollblüte nach oben gebogenen Spitzen der äußeren Perianthblätter, die zudem fast viermal so lang sind wie die inneren Perianthblätter. Ein blühender Tuff hat eine beeindruckende Wirkung und unterscheidet sich von jedem anderen Schneeglöckchenblütenbild. Das supervolute Laub ist hellgrün und breit, die inneren Perianthblätter tragen eine helle Markierung am unteren Ende, die an Mausezähnchen erinnert. Im Garten blüht dieses Schneeglöckchen verhältnismäßig spät, eine Eigenschaft, die es mit dem ihm nahe stehenden Galanthus platyphyllus teilt. G. krasnovii ist in der Natur nicht weit verbreitet und wurde bisher nur an wenigen Standorten im Nordosten der Türkei, in Georgien und Galanthus krasnovii an der Ostküste des Schwarzen Meers gefunden. Es wächst sowohl an Flussufern als auch auf Waldlichtungen oder am Waldrand. Auch diesem Schneeglöckchen sagt ein feuchterer Gartenboden zu. Galanthus lagodechianus Von allen Schneeglöckchen des Kaukasus ist dieses vermutlich das seltenste. Es blüht relativ spät in der Saison, stammt aus alpinen Lagen und ist darum sehr winterhart. Das Laub ist schmal und grün und zur Blütezeit relativ wenig entwickelt. Das bringt die zierlichen Blüten gut zur Geltung, die mit den kleinen umgekehrt U- oder V-förmigen Markierungen am unteren Ende der inneren Perianthblätter nicht ungewöhnlich gezeichnet sind. Ein unauffälliges Schneeglöckchen, das wegen der späten Blüte für Sammler der Naturformen interessant sein dürfte. Galanthus lagodechianus Allerdings ist es kaum in Kultur bekannt. Galanthus nivalis Das einheimische kleine Schneeglöckchen hat ein enorm großes Verbreitungsgebiet mit Vorkommen in West-, Süd- und Osteuropa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Balkan, westliche Ukraine und südliches Polen). In weiten Teilen Deutschlands und der Niederlande ist es eingebürgert, ursprünglich war es nur im Südwesten Deutschlands verbreitet. Entsprechend diesem Verbreitungsgebiet gibt es einen großen Formenreichtum. Das Laub ist immer mehr oder weniger bereift, bei einigen Sorten eher gelblichgrün, bei anderen stahlblau. Auch in der Blütengröße variiert die Art stark. Auch wenn in letzter Zeit an Naturstandorten gefundene Formen kleiner sind als andere Arten, sind sie doch ungemein reizvoll. Es gibt sogar vollkommen weiße Blüten und Typen, die nur weni- ge Zentimeter hoch werden. Galanthus nivalis wächst im Garten fast überall und ist eines der unkompliziertesten Schneeglöckchen. Galanthus peshmenii 24 Manche Schneeglöckchen gelten als empfindlich. Diese Art hingegen, die nur in einem winzigen Areal im Südwesten der Türkei und auf der griechischen Insel Kastellorizo vorkommt, wächst in Meeresnähe an felsigen, nach Norden gewandten Standorten. Auf den ersten Blick gleicht es einem gewöhnlichen Galanthus nivalis, blüht aber bereits im Herbst. Daher benötigt es im Garten einen freien Standort, damit die ab Anfang Oktober erscheinenden Blüten zur Geltung kommen können. Erst nach der Blüte beginnt das Laub zu wachsen, das den Winter überdauert. Bei mir hat Galanthus peshmenii Galanthus peshmenii schon mehrere Extremwinter im Freiland schadlos überstanden (Temperaturen bis –20 °C, allerdings mit Schneedecke). Man kann die Art also bedenkenlos für die Freilandkultur empfehlen. Bis auf die frühe Blütezeit bietet diese kleine Form aber kaum Reizvolles für Galanthophile, die Wert auf besondere äußere Merkmale legen. Galanthus platyphyllus Galanthus platyphyllus Diese Art stammt aus den Höhen des Kaukasus und blüht dort zur Schneeschmelze. Wie viele Pflanzen, die sich an solche Standorte angepasst haben, ist es gezwungen, die Blüten so schnell wie möglich zu öffnen, denn jeder Tag zählt in der kurzen Vegetationsperiode. Diese Angewohnheit hat es im Garten behalten. Daher erscheinen die Blüten manchmal mit den ersten Spitzen des grünen Laubs und stehen dicht über dem Erdboden. Bei aller Ungewöhnlichkeit der sehr breiten grünen Blätter macht diese im Garten unerwünschte Eigenschaft den Vorteil der sehr späten Blüte nicht wett. Auch wenn dieses Schneeglöckchen vier bis sechs Wochen später als andere blüht, bekommt man die Blüte kaum zu Gesicht. Insgesamt ein seltenes Galanthus, das aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden soll. Als Gartenpflanze, die von einigen Spezialgärtnereien vermehrt angeboten wird, ist es kaum der Rede wert. Galanthus plicatus Von der Halbinsel Krim, aus dem Norden der Türkei und aus Rumänien kommt dieses spät blühende Schneeglöckchen zu uns. Als einzige Art hat es Blätter mit einem gefalteten Rand. Das ist nicht weiter auffällig, wohl aber die großen, rundlichen Blüten, die bei einigen Naturformen erst dann erscheinen, wenn die meisten anderen Formen bereits verblüht sind. Allerdings blühen einige Sorten dieser Art wiederum ausgesprochen früh, wie zum Beispiel ‘Colossus’. Das Laub ist regelmäßig breit und hat oft einen dunkleren Streifen in der Mitte, der manchmal deutlich an dem Wachsüberzug zu erkennen ist. Es gibt zwei Unterarten, Galanthus plicatus subsp. plicatus und G. plicatus subsp. byzantinus, deren Unterscheidung auch für Schneeglöckchenkenner nicht immer eindeutig ist. In jedem Fall ist die Art eine unverzichtbare Bereicherung, auch weil viele berühmte Sorten aus ihr hervorgegangen sind. Die Markierungen am unteren Ende der inneren Perianthblätter sind sehr vari­ abel. Im Garten ist G. plicatus denkbar unkompliziert, was auch für alle seine Abkömmlinge gilt. Galanthus reginae-olgae 26 Die beiden Unterarten dieses Schneeglöckchens, Galanthus reginaeolgae subsp. reginae-olgae und G. reginae-olgae subsp. vernalis, sind wegen der frühen Blüte für Sammler interessant. Sie stammen hauptsächlich vom griechischen Peloponnes und gleichen dem gewöhnlichen Schneeglöckchen sehr. Im Herbst blüht die erste Unterart, bei uns meistens im Oktober und November, noch ohne Laub. Die zweite hingegen blüht einige Wochen vor Galanthus nivalis, und das Laub erscheint mit den Blüten – sofern strenger Frost und eine dicke Schneedecke dies nicht verhindern. Im Garten bevorzugen beide deutlich durchlässigere Böden als alle anderen Schneeglöckchen und vertragen im Spätfrühling und Sommer mehr Sonne und Wärme. Dauerfeuchter oder gar nasser Boden sagt ihnen gar nicht zu. Standorte im Kronenbereich alter Bäume, auch in Stammnähe, mögen sie wegen des dort trockeneren Bodens. Beide Unterarten sind gut winterhart, profitieren aber von einem wintermilden Klima, da nur dann die Blüte entsprechend auffällt. Galanthus rizehensis Es ähnelt mit seinen grünen Blättern G. lagodechianus. Auch die Blüte hat eine ähnliche, einzige Markierung. Galanthus rizehensis ist vor allem im Nordwesten und Nordosten der Türkei verbreitet, kommt aber auch im Süden Russlands und in Georgien vor. Es mag feuchtere Standorte und wächst in Mischwäldern, dort besonders gern an Bachtälern oder Felsen, oft in der Nachbarschaft zu Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) und Nieswurz (Helleborus). Dieses Schneeglöckchen ist in Kultur relativ selten, was daran liegen mag, dass einige der schönsten Galanthus rizehensis und größeren Formen der Art noch nicht sehr bekannt sind. Ähnlich wie Galanthus nivalis ist es recht variabel und außerdem sehr anpassungsfähig. Hier wird noch einiges zu entdecken sein. Galanthus transcaucasicus Aus dem östlichen Kaukasus, Armenien, Aserbaidschan und dem Nord-Iran kommt dieses Schneeglöckchen zu uns. Den anderen grünblättrigen Formen nahe stehend, erinnert es wohl am meisten an G. woronowii. Das Laub ist supervolut und mattgrün, die Blüten haben eine kleine Markierung am unteren Ende der Perianthblätter. Da es noch selten ist, stehen Galanthus transcaucasicus zuverlässige Informationen über seine Kultur aus. Galanthus trojanus Erst seit 2001 besitzt dieses Schneeglöckchen den Status einer eigenen Art, obwohl es schon 1994 entdeckt wurde. Galanthus trojanus wurde nur im Nordwesten der Türkei gefunden und dort in einem relativ kleinen Areal. Es wächst vornehmlich in Zerr-Eichen-Beständen (Quercus cerris) in Höhen von ungefähr 350 Metern. Da es so selten ist und kaum Pflanzen im Umlauf sind, ist es bei Sammlern sehr begehrt und wird wohl noch lange eine Rarität bleiben. Es sieht aus wie eine Mischung aus Galanthus nivalis (Blüte) und G. rizehensis (Blatt). Eine hübsche kleine Pflanze, die aber keinen besonderen Gartenwert hat. Man sollte den sehr begrenzten Naturvorkommen Ruhe gönnen und sich besser auf interessantere Arten und Sorten konzentrieren. Verzicht wird schließlich auch zum Erhalt der Art beitragen. Galanthus woronowii Dieses grünblättrige Schneeglöckchen ist vielleicht das einzige, das man wegen seines Laubs im Garten pflanzen sollte. Glänzend grün 64 Sorten im Porträt ‘Ballerina’ ist ein faszinierendes Schneeglöckchen mit regelmäßigem Blütenaufbau. Sortenvielfalt 66 Inzwischen gibt es wohl weit über 500 verschiedene Galanthus-Sorten. Um in diesem Wirrwarr für Ordnung zu sorgen, verwenden Autoren und Sammler voneinander abweichende Klassifizierungen. Es gibt Unterscheidungen nach Blütenformen und -zeichnungen ebenso wie nach Farbe der Markierungen. Es gibt auch Versuche, die einzelnen Kultivare den Arten zuzuordnen, was die Sache noch komplizierter macht. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie in der Fachliteratur sinnvoll sein mögen, für Galanthophile aber in der Praxis des Sammelns keinen Wert haben. Denn wer Schneeglöckchen sammelt, kauft oder tauscht Pflanzen, die entweder bereits einen Namen haben oder aber so neu sind, dass es noch keine eigene Sortenbezeichnung gibt (siehe auch S. 150 ff.). Man wird also in der Praxis so gut wie nie vor das Problem gestellt, eine Sorte identifizieren zu müssen. Warum also ein aufwendiges System, dessen Zuordnung doch nicht eindeutig ist? Die meisten Schneeglöckchenliebhaber kaufen nach Aussehen und nach Namen. Es gibt zunächst den Wunsch und dann den Kauf. Sammler und Händler sind sich bei der Sortenbezeichnung einig und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass man eines Tages vor einem Schneeglöckchen steht, dessen Name dem Verkäufer oder Besitzer nicht bekannt ist. Daher steht dieses Buch in der Tradition englischsprachiger Farb­ enzyklopädien, die deshalb so beliebt sind, weil sie eine größtmögliche Sortenvielfalt abbilden. Auf den folgenden Seiten werden mehr als 300 Sorten gezeigt, und zwar in alphabetischer Reihenfolge. Mit Glasglocken oder anderen Auf­ sätzen lassen sich Schneeglöckchen bei schlechtem Wetter für Fotos in Topform bewahren. 68 ‘Acton Piggot No. 3’ ‘Ailwyn’ ‘Alburgh Claw’ ‘Alison Hilary’ Eine Sämlingsauslese mit sehr großen, spitz zulaufenden äußeren Perianthblättern. Wurde schon 1997 dem RHS Rock Garden Plant Commitee vorgestellt, erhielt aber keine Auszeichnung. Blüht sehr früh. Von allen doppelten Schneeglöckchen aus G. elwesii ist ‘Ailwyn’ mit absolut regelmäßigen äußeren Blütenblättern am vollkommensten. Wurde an der Anglesey Abbey im Jahr 1994 gefunden. Ein quastenblütiges Schneeglöckchen. Sehr variabel in der Blüte. Hat stachelige (spiky) und spitze Blüten. 1993 von Robert Marshall in Alburg, Suffolk, gefunden. Unter den ‘Spikies’ hat es die größten Blüten. Ein sehr schönes, klar gezeichnetes Schneeglöckchen mit einmalig großer X- oder H-Zeichnung. Ausgewählt 1996 aus der Schneeglöckchen-Kolonie am ehemaligen Backhouse Garden in Sutton Court. ‘Alan’s Treat’ ‘Alanya Yayla’ ‘Amberglow’ ‘Amy Doncaster’ Poculiformes Schneeglöcken mit grünen Markierungen auf den Perianthblättern. Sehr elegante Form von G. nivalis. Eine der besten Formen von G. elwesii, die hauptsächlich in Deutschland bei Sammlern verbreitet ist. Sie ist recht groß, die Blüten haben eine sehr gute Substanz. Eine auf den ersten Blick nicht spektakuläre G.-elwesiiForm. Da die inneren Perianthblätter sehr dünn sind, scheinen die gelborangefarbenen Staubgefäße zu leuchten. 1997 von Phil Cornish entdeckt. Eine der schönsten bekannten G.-plicatus-Typen. Gehämmerte äußere Blütenblätter, zur Spitze hin sechs grüne Streifen. Wurde von Amy Doncaster etwa 1988 weitergegeben. 70 ‘Angelfly’ ‘Angelina’ Eine G.-nivalis-Auslese mit kräftiger grüner Zeichnung. Große, grün gestrichelte äußere Blütenblätter. Eine Auslese aus dem Oirlicher Blumengarten 2008. Eine der schönsten G.-nivalis-Auslesen überhaupt. Große äußere Perianthe mit intensiver Grünzeichnung. Aus dem Garten von Angelina und Zlatko Petrisevac. Eines der gesuchtesten Schneeglöckchen. ‘Angelique’ Poculiformes Schneeglöckchen französischen Ursprungs. Innere Perianthe nur wenig kürzer als die äußeren und mit winzigen grünen Markierungen versehen. Sehr gut wachsend. ‘Anne of Geierstein’ ‘Ann’s Millennium Giant’ Ein eher kleines G. plicatus mit sehr dicken äußeren Perianthblättern. Die Blüten halten recht lange. Eine alte Sorte, die aber selten im Handel ist. Ein recht unspektakuläres Schneeglöckchen, 1999 von Ann Smith eingeführt. Bedeutende Namen sind keine Garantie für außergewöhnliche Sortenmerkmale. ‘Anglesey Abbey’ ‘Armine’ ‘Art Nouveau’ Die inneren Blütenblätter sind kaum gezeichnet und fast genauso lang wie die Außentepalen. Die poculi­ formen Blüten fallen sehr unterschiedlich aus. Blüht sehr früh. Eine große und spät blühende G.-plicatus-Hybride. Charakteristisch ist die ausdrucksstarke grüne Markierung mit zwei Augen am unteren Rand. Auslese, nach Brigadier und Mrs Mathias’ Tochter benannt. Ein schönes Schneeglöckchen, mit sanfter grüner Markierung und langen äußeren Perianthblättern, mit weichen grünen Linien in der Nähe der Spitzen. Aus der gleichen Provenienz wie ‘Angelique’ 72 ‘Atkinsii’ ‘Augenschmaus’ ‘Babraham’ ‘Bagpuize Virginia’ Klassische, früh blühende Hybride, vermutlich zwischen G. nivalis und G. plicatus. Große herzförmige Markierung. Sehr kräftige Blüte und stabile Pflanze. Eine Auslese aus dem Garten in den Wiesen bei Cottbus. Sehr harmonische große Blüte. Ein elegantes Schneeglöckchen. Ein Schneeglöckchen aus Cambridgeshire mit rund­ lichen Blüten. Vermutlich eine Kreuzung zwischen G. nivalis und G. plicatus. Duftet sehr angenehm. Sehr schönes, regelmäßig gefülltes G. nivalis mit schmalen Außenperianthen. Wurde im Jahr 2000 während der Galanthus-Gala im Garten von Virginia und Francis Grant in Kingston Bagpuize House gefunden. ‘Augustus’ Auslese Elbe ‘Ballerina’ ‘Barbara’s Double’ Recht rundliche, wohlproportionierte Blüten mit reinweißen äußeren Perianthen, die eine gekreppte Struktur aufweisen. Innere Perianthe grün mit Taille und einem weißen Spiegel im Basalbereich. Dieses Schneeglöckchen wurde an der Oberelbe gefunden. Es hat noch keinen Namen. Sieht aus wie ein Ballettrock, daher der Name. Sehr schön gleichmäßig gefülltes Schneeglöckchen. Wurde von J. Cornish im Jahr 1991 gefunden. Eines der schönsten gefüllten Galanthus und sehr begehrt! Eine ent­zückende gefüllte Sorte, die immer regel­ mäßig geformte Blüten hat. In Sibbertoft Manor von E. A. Bowles ausgelesen. 74 ‘Baytop’ ‘Benhall Beauty’ Sehr große Form dieser Art. Sie wurde vom türkischen Botaniker Turhan Baytop 1976 gefunden. Das Laub ist deutlich breiter als bei anderen Formen von G. rizehensis. Sehr früh blühende Hybride. Viel bewunderte Sorte, mit einer auffallenden Blaufärbung der Blätter. Ein Sämling aus dem Garten von John Gray, der zu Beginn der 1960er-Jahre benannt wurde. ‘Berkeley’ ‘Beth Chatto’ ‘Betty Hansell’ In England fotografiertes Schneeglöckchen, für das noch keine Beschreibung vorliegt. Schöne runde Blüten. Eine G.-plicatus-Form, die spät blüht. Die Markierung der inneren Perianthe ist ein X, das im oberen Teil deutlich heller im Grün ist. Etwa 1960 im Garten von Beth Chatto entdeckt. Sehr regelmäßig gefülltes Schneeglöckchen, dessen Füllung gut von der Seite zu sehen ist. Es bringt oft zwei Blütenstängel pro Zwiebel hervor. 1994 von Robert Marshall in Norfolk entdeckt. 76 ‘Big Boy’ ‘Big Eyes’ ‘Blewbury Tart’ ‘Blonde Inge’ Ein sehr großes Schneeglöckchen mit kräftigen Blütenstielen. Blüte soll bis zu 5 Zentimeter groß werden, an den Spitzen grün. Die innere Markierung ist ein großer grüner Fleck. Sehr auffälliges Schneeglöckchen mit ausdrucksstarker Markierung. Wurde auf der Snowdrop-Gala 2011 in England gezeigt und wird wohl bald auch eingeführt. Blüht früh. Es handelt sich um eine eigenwillige, aber auch auffällige Sorte mit seitlichen oder nach oben gerichteten Blüten, die gefüllt sind. Stark grün gezeichnet. Von Alan Street in Blewbury entdeckt. G. nivalis mit intensiver gelber Zeichnung und einem grünen Fruchtknoten, die sich aber erst nach ein bis zwei Standjahren deutlich zeigt. Wurde in Köln auf einem Friedhof in den 1970er-Jahren gefunden. ‘Bill Bishop’ ‘Bill Clark’ ‘Bloomer’ ‘Bohemia Sikrit’ Sehr ähnlich wie ‘Bertram Anderson’, aber mit früherer Blütezeit. Das Laub ist graugrün und deutlich gefaltet. Die Pflanze wurde nach Bill Bishop aus Herefordshire benannt. Gelber Fruchtknoten und Innenmarkierung. Wurde 1970 in Wandlebury Ring gefunden und nach dem Aufseher Bill Clark benannt. Ein opulentes Schneeglöckchen mit schöner grüner Markierung auf den inneren Perianthen. Wird seit etwa 1990 angeboten und hat sehr viel Ähnlichkeit mit ‘Tubby Merlin’. Der Fruchtknoten ist grünlich-gelb. Eine poculiforme Auslese. Oft sehr regelmäßig aufgebaute Blüte mit nahezu gleich langen inneren und äußeren Perianthblättern. Manchmal mit kleinen grünen Markierungen auf den inneren Perianthen. 78 ‘Bohemia White’ ‘Bowles Large’ ‘Britta’ ‘Broadwell’ Sehr kleiner G.-nivalis-Typ. Die Blüte ist rein weiß, und nur ausnahmsweise zeigen sich winzige blassgrüne Markierungen am unteren Ende der inneren Perianthblätter. Auslese von Wolfgang Kletzing. Eine Pflanze, die auf E. A. Bowles zurückgehen soll. Die Blüte ist allerdings keinesfalls größer als bei anderen G. plicatus. Ein wüchsiges gefülltes Schneeglöckchen, dessen Blüten vom Ovarium aus ganz leicht grünlich überhaucht scheinen. Einige der inneren Perianthe sind oft fast so lang wie die äußeren. Ein schönes G. elwesii, mit blassgrünen Markierungen am unteren Ende der äußeren Perianthblätter. Gut wachsend. ‘Brenda Troyle’ ‘Bridesmaid’ ‘Bruce Lloyd’ ‘Bunch’ Für diese Form werden zwei Ursprungsorte genannt, die Beschreibung ist ungenau. Vermutlich wurde die Sorte mit ähnlichen vermischt. Unter diesem Namen sind stabile große Schneeglöckchen im Handel. Eine wüchsige poculiforme Hybride. Sie hat meistens sechs gleich lange Blütenblätter. Nur in seltenen Fällen zeigen sich noch Spuren einer Zeichnung auf den unteren Abschnitten der inneren Perianthe. Üppiges Schneeglöckchen mit einem dicken X auf den inneren Perianthblättern. Pedikel recht lang, sodass die Blüten hübsch hängen. Ein quastenblütiges G. nivalis. Stachelig aussehende Blüten mit vielen langen weißen Blüttenblättern, die sehr dicht stehen. Innen meist grün. Gehört zu den G.-nivalis-‘Spiky’-Typen. 80 Byzanthinus subsp. brauneri ‘Carolyn Elwes’ ‘Charlotte Jean’ ‘Chedworth’ Ein im Winter blühender Typ von G. elwesii aus der sogenannten Hiemalis-Gruppe. Eine der besten früh blühenden Formen. Das erste bekannte gelbe G. elwesii wurde etwa 1993 in Colesbourne Park gefunden und nach Carolyn Elwes benannt. Eine spektakuläre Form, die kaum zu haben ist, da die Originalpflanzen gestohlen wurden. Ein poculiformes Schneeglöckchen, dessen Blütenhüllblätter wie bei ‘Scharlockii’ ähnlich zwei Eselsohren neben der rein weißen Blüte stehen. Sehr schön, da die Staubgefäße durchschimmern! Robustes G. nivalis mit einer dunkelgrünen Markierung am unteren Ende der inneren Perianthe. Nicht außergewöhnlich, aber gut wachsend. ‘Cedric’s Prolific’ ‘Celadon’ ‘Chequers’ ‘Christine’ Schöne Markierung auf den inneren Perianthen. Hat leichte grüne Streifen auf den äußeren Tepalen. Ein sehr wüchsiges Schneeglöckchen, das schnell größere Bestände bildet. Die blasse Fleckung und die bleiche Blüte erinnerten Amy Doncaster an ihre Sammlung von Töpfereien aus Celadon. Wurde von ihr in ihrem Garten gefunden. Ein sehr elegantes Schneeglöckchen. Eine ungewöhnlich proportionierte Sorte von G. plicatus. Das Laub ist attraktiv blau bereift, die Blüten sind sehr groß. Es blüht schon im Februar. Eine sehr große und schöne Form von G. reginae-olgae. Sie blüht als eines der ersten Schneeglöckchen in der Zeit nach Weihnachten. Vermehrt sich rasch. UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Günter Waldorf Schneeglöckchen Zauber in Weiß. Über dreihundert Sorten im Fotoporträt Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 160 Seiten, 17,0 x 17,0 cm ISBN: 978-3-421-03831-9 DVA Architektur Erscheinungstermin: August 2011 Ein Muss – nicht nur für Galanthophile In England ist das Sammeln von Schneeglöckchen eine regelrechte Manie. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts machen begeisterte Galanthophile, wie die Sammler auch genannt werden, von sich reden. Und auch in Deutschland wird diese urbritische Leidenschaft seit ein paar Jahren immer populärer. Um in der Fülle von unterschiedlichen Sorten den Überblick zu behalten, porträtiert Günter Waldorf in seinem Buch über 300 verschiedene Schneeglöckchen – brillant fotografiert in ihrer natürlichen Umgebung. Außerdem erfährt der Leser darin alles über Pflege und Vermehrung dieser Zwiebelpflanze, über das Sammeln und das richtige Handwerkszeug. Unverzichtbar für Galanthophile und solche, die sich von diesem kecken Phänomen noch begeistern lassen wollen, macht das Buch Anfänger neugierig und ist für Kenner ein praktisches und schönes Nachschlagewerk. Es lohnt sich, schon im Herbst an den nächsten Frühling zu denken! • Erstmals: Porträts von über 300 Sorten – in brillanten Fotos und informativen Texten • Alles über die Pflege und Vermehrung von Schneeglöckchen: Tipps, Handwerkszeug, Bezugsquellen • Im deutschsprachigen Raum konkurrenzlos