Leitfaden für Betreuungspersonen in Kindertagesstätten Empfehlungen für eine gesunde Verpflegung in Kitas Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Ausgangslage Für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung benötigen Kinder diverse Nährstoffe, welche sie mit den Mahlzeiten zu sich nehmen. Durch eine gesunde und ausgewogene Verpflegung wird sichergestellt, dass die Kinder diese Nährstoffe auch erhalten. Die vorliegenden Empfehlungen sollen eine Hilfestellung sein, wie eine gesunde Ernährung in der Kindertagesstätte gestaltet werden kann. Sie wurden in Kindertagesstätten bereits erprobt und als praxistauglich befunden. Kindertagesstätten übernehmen je länger je mehr eine wichtige Funktion in der Ernährung und Ernährungserziehung der ihnen anvertrauten Kindern. Gleichzeitig tragen sie aber auch eine Verantwortung für die angebotene Verpflegung sowie den sozialen Umgang mit dem Essen. Mit den gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten und den Ritualen und sozialen Aktivitäten rund ums Essen können Kindertagesstätten ausserdem positives Essverhalten fördern und einen wertvollen Beitrag zur Ernährungserziehung leisten. Die Inhalte basieren auf den Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) für die gesunde Ernährung von Kindern und den Ernährungsrichtlinien für Schulen der Stadt Zürich. Sie sind angepasst an die Mahlzeiten in den Kindertagesstätten unter Berücksichtigung der Tatsache, dass diese nur einen Teil der Ernährung der Kinder abdecken. Für ergänzende Informationen rund um die Kinderernährung, auch für die altersentsprechenden Mengenangaben, wird das Buch «Ernährung im Vorschulalter» der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) empfohlen. 1 Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Frühstück Ein in Ruhe genossenes Frühstück ist ein toller Start in den Tag. Ein Kind, das gefrühstückt hat, ist fitter und konzentrierter. Dennoch: Manche Kinder haben morgens keinen Appetit. Solche Kinder sollten nicht zum Essen gezwungen werden, geben Sie ihm stattdessen eine Tasse Milch oder einen Fruchtsaft. Das Frühstück sollte folgende Komponenten enthalten: ► ► Getreideprodukt: Vollkornbrot, Haferflocken, Hirseflocken, ungezuckerte Müeslimischung, ab und zu auch ungezuckerte Cornflakes Milch oder Milchprodukt: Vollmilch oder MilchDrink, Joghurt nature, Frischkäse oder Schnittkäse ► Früchte oder Gemüse: im Müesli oder als Schnitze, ungezuckerter Fruchtsaft (1dl) ► Getränk: ungesüsster Früchteoder Kräutertee, Wasser ► Brotaufstrich (massvoll verwenden) Butter, Konfitüre, Honig ► Milchzusatz: wenn nötig wenig Malz-/Schokoladegetränkepulver Die Komponenten können variiert werden. Achten Sie darauf, dass bei einem Frühstück in der Regel Milch, Joghurt oder Käse enthalten ist. Kleinkinder brauchen täglich 2-3 Portionen davon (total 3 dl Milch oder 300 g Joghurt oder 45-90 g Käse), um ihren Kalziumbedarf zu decken. Beispiele: ► Milch, Beerenteller, Vollkornbrot, Butter und Konfitüre ► Joghurt nature mit geraffeltem Ap- fel, Banane und Rosinen, dazu Vollkornbrot und Kräutertee ► Ruchbrot, Butter, Käse (z.B. Tilsiter), Apfelschnitze und Früchtetee ► Haferflocken mit Milch und Beeren, Verveinetee 3 Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Zwischenmahlzeiten 4 Der Znüni ist in der Regel eine kleine Zwischenverpflegung, die das Frühstück ergänzt. Ein Getränk und Früchteschnitze sind ideal für alle Kinder, die gefrühstückt haben. Bei Kindern, die nicht oder nur wenig gefrühstückt haben, darf der Znüni gehaltvoller sein (siehe Abbildung). Empfehlenswerte Zwischenmahlzeiten ► Wasser oder ungesüsster Früchteoder Kräutertee, eventuell Mineralwasser nature: gehört immer dazu. Wasser sollte jederzeit für die Kinder verfügbar sein Der Zvieri kann etwas reichhaltiger ausfallen. Zusätzlich zum Getränk, zu Früchten oder Gemüse können Getreideprodukte oder Joghurt auf den Tisch kommen. Aber auch der Zvieri soll eine Zwischenmahlzeit bleiben und nicht zur Hauptmahlzeit werden, damit die Kinder auch beim Abendessen zu Hause noch Appetit haben. ► Saisonale, regionale Früchte und/oder Gemüse: mindestens einmal pro Tag zum Znüni oder Zvieri ► Ungesalzene Nüsse (allerdings nicht für Kinder unter 3 Jahren, Aspirationsgefahr!) ► Bei Bedarf ergänzen mit: Vollkornbrot oder ungesüsste, fettarme Vollkornprodukte wie Darvida / Blévita, Reiswaffeln, Vollkornzwieback oder Knäckebrot ► Selbstgemachtes Popcorn nature (ohne Zucker, ohne Salz) ► Joghurt oder Sauermilch nature, am besten mit frischen Früchten Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Ab und zu auch gut Folgende Nahrungsmittel sind aus zahnmedizinischen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen etwas weniger empfehlenswert, können aber zur Abwechslung auch 1-2 Mal pro Woche angeboten werden: ► 1 dl ungezuckerter Fruchtsaft oder Smoothie ► 1 Handvoll Dörrobst ► Exotische Früchte (aus fairem Handel) Als Zwischenmahlzeit ungeeignet Gezuckerte und / oder stark gesalzene und fettreiche Produkte sind als Znüni nicht geeignet. Zum Zvieri können Ausnahmen gemacht werden (siehe unten). ► Süssigkeiten wie Schokolade, Kuchen, Guetzli oder Pausenriegel ► Süssgetränke wie Sirup, gezuckerter Tee oder Limonaden ► Künstlich gesüsste Getränke und Nahrungsmittel ► Fruchtjoghurt, gezuckerte Milchmischgetränke, gezuckerte Quark (z.B. Petit Suisse) ► Gesalzene Snacks wie Pommes Chips, Snackwürstli oder Salznüssli ► Fertigprodukte mit synthetischen Farb- und Konservierungsstoffen, künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern Ausnahmen zum Zvieri Eine kleine Portion Süssigkeiten pro Tag dürfen auch Kleinkinder geniessen. Da die Kinder auch zu Hause Süsses essen, sollte in der Kindertagesstätte möglichst selten ein süsser Zvieri angeboten werden. Anschliessend sollten dann die Zähne geputzt werden. Ein süsser Zvieri kann sein: ► 1 Stück Geburtstagskuchen ► 1 Becher Fruchtjoghurt ► Ein Stück Brot mit Schokolade ► 1-2 Guetzli ► 1 Portion Fruchtcreme / Vanillecreme / Schoggicreme ► 1 Getreideriegel 5 Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Mittagessen Das Mittagessen sollte täglich aus folgenden Komponenten bestehen: ► Wasser oder ungesüsster Früchte- oder Kräutertee, ev. Mineralwasser nature ► Salat oder Gemüserohkost, saisonal und regional ► Gemüse oder Gemüsesalat, saisonal und regional (oder tiefgekühlte Gemüse ohne Zusätze) Stärkeprodukt (Kartoffeln, Teigwaren, Reis, Mais oder anderes Getreide, vorzugweise Vollkorn) ► Proteinlieferant (Fleisch, Fisch, Ei, Milchprodukt, Hülsenfrüchte oder Tofu) Menuplangestaltung für 2 Wochen (10 Verpflegungstage) ► ► ► ► ► ► ► 6 Max. 6x Fleisch oder Fisch Mind. 4 vegetarische Mahlzeiten mit einem Milchprodukt, Ei, Hülsenfrüchten oder einem Fleischersatzprodukt wie Tofu, Seitan oder Quorn (Quorn ab 12 Monaten) Mind. 2x Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte Max. 1x frittierte oder fettreiche Speisen (wie Pommes frites, Rahmsaucen, Blätterteig etc.) Max. 1x Wurstwaren Max. 4x eine kleine Süssigkeit als Dessert oder Zvieri (inkl. Geburtstage), vorzugsweise auf Milch- oder Fruchtbasis Täglich eine Alternative für Kinder mit besonderen Ernährungsbedürfnissen z.B. aus religiösen Gründen Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Zubereitung der Mahlzeiten ► Möglichst frische, unverarbeitete Produkte verwenden ► Vermeidung von Fertigprodukten mit hohem Verarbeitungsgrad, insbesondere mit Zusatz von künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern ► Kurze Lagerhaltung von Frischprodukten ► Nährstoffschonende Zubereitung: Gemüse und Salat kurz und unzerkleinert waschen, nährstoffschonende Zubereitungsarten bevorzugen, Kochzeiten nicht länger als nötig ► Minimale Warmhaltezeiten (30 Minuten, max. 2 Stunden) ► Speisen vor dem Servieren ausreichend erhitzen (Serviertemperatur mind. 65° C) ► Resten rasch abkühlen und bei max. 5° C lagern ► Fettarme Zubereitung mit geeigneten Ölen: Rapsöl oder Olivenöl für die kalte Küche sowie zum Dünsten und Dämpfen, High-Oleic-Öle zum Braten ► Sparsamer Einsatz von Kochsalz. Jodiertes und fluoridiertes Salz verwenden (Packung mit grünem Aufdruck) Einkauf der Nahrungsmittel ► Saisonale und regionale Nahrungsmittel bevorzugen ► Nach Möglichkeit Nahrungsmittel aus ökologischer Produktion einsetzen ► Exotische Früchte und Bananen aus fairem Handel wählen ► Fisch aus nicht überfischten Beständen (einheimische Fische, MSC-Label) 7 Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Essen mit Kindern Ebenso wichtig wie die Qualität des Essens sind die Atmosphäre am Tisch und die pädagogischen Grundsätze rund um das Essen. In einer entspannten Atmosphäre können die gemeinsamen Mahlzeiten besonders genossen werden. Folgende Punkte sind für eine positive Prägung der Essatmosphäre und für die Entwicklung guter Essgewohnheiten förderlich: 8 ► Regelmässige Essenszeiten ► Geeignete Räumlichkeiten und Möblierung ► Betreuungspersonen essen mit und übernehmen Vorbildfunktion ► Rituale rund um die Mahlzeiten ► Essen attraktiv und «gluschtig» servieren ► Kinder bei der Menge und Auswahl der geschöpften Speisen mitbestimmen lassen ► Auch unbeliebtere Speisen immer wieder anbieten. Kinder brauchen Zeit und mehrmaliges Probieren, um neue Nahrungsmittel schätzen zu lernen ► Zum Probieren motivieren und mit positivem Vorbild vorangehen ► Kinder nicht zum Essen zwingen ► Keine Belohnungen dafür, dass der Teller leer gegessen wird ► Süssigkeiten nicht als Belohnung einsetzen ► Kinder beim Einkaufen, Rüsten, Kochen, Tisch decken und Abräumen einbeziehen Impressum Herausgeber: Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Text: Regula Behringer, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Marianne Honegger Schnyder, dipl. Ernährungsberaterin FH, Schulärztlicher Dienst der Stadt Zürich Bilder: Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich iStockphoto Gestaltung / Layout: Sabrina Edler, Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Papier: BalancePure (100 % entfärbtes Altpapier) Unterstützt von: © 2012 Schulgesundheitsdienste Stadt Zürich 9 Die Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich Die Schulgesundheitsdienste sind das Kompetenzzentrum für Gesundheit und Prävention im Schulbereich. Mit innovativen Projekten und einem umfassenden Grundangebot setzen sie sich für eine gesunde Schuljugend mit guten Entwicklungsmöglichkeiten ein. Zu den Schulgesundheitsdiensten gehören der Schulärztliche Dienst, der Schulzahnärztliche Dienst, der Schulpsychologische Dienst sowie die Suchtpräventionsstelle. Die Schulgesundheitsdienste sind dem Schul- und Sportdepartement angegliedert. Stadt Zürich Schulgesundheitsdienste Parkring 4, Postfach 8027 Zürich Telefon 044 413 88 95 Fax 044 413 87 97 www.stadt-zuerich.ch/schulgesundheitsdienste