Seite als PDF - Handchirurgie

Werbung
Dr. Paul Preisser
Arzt für Chirurgie/Unfallchirurgie
Handchirurgie/Plastische Chirurgie
www. handchirurgie.org
AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG
Schmerzfreiheit bei Handoperationen
Eine Handoperation muss nicht in Vollnarkose durchgeführt werden. Alternativ kann eine Betäubung
des unmittelbaren Operationsgebietes (örtliche Betäubung, "Lokalanästhesie") oder eine Betäubung
der Körperregion (Leitungsbetäubung, "Regionalanästhesie ") durchgeführt werden.
Abgesehen von sehr kleinen Eingriffen ist bei Handoperationen eine Blutfreiheit des
Operationsgebietes hilfreich, um beim Eingriff die feinen Strukturen unterscheiden zu können.
Erreicht wird dies mit einer Druckmanschette ähnlich wie beim Blutdruckmessen. Diese wird am
Oberarm angelegt und mit Luft gefüllt. Vorher kann mit einer Binde das Blut aus dem Arm
herausgewickelt werden ("Blutleere"). Eine solche Blutleere kann über zwei Stunden angelegt
werden, ohne negative Folgen zu verursachen.
Eine Blutsperre oder Blutleere ist nach einiger Zeit unangenehm und dann schmerzhaft. Für längere
Eingriffe an der Hand, die in einer Blutleere oder Blutsperre durchgeführt werden sollen, ist daher
entweder eine Vollnarkose oder aber eine komplette Armbetäubung notwendig.
Lokalanästhesie
Eine örtliche Betäubung („Lokalanästhesie“) ist das einfachste Betäubungsverfahren. Eine kleine
Menge eines örtlichen Betäubungsmittels wird in unmittelbarer Nähe des Operationsgebietes unter
die Haut gespritzt. Sie eignet sich für kleinere Veränderungen, die im Hautniveau oder unmittelbar
unter der Haut gelegenem Gewebe lokalisiert sind.
Vorteil einer Lokalanästhesie sind die geringen Risiken: die Menge des Betäubungsmittels ist gering,
unerwünschte Nebenwirkungen äußerst selten. Eine Beschädigung von wichtigen Strukturen durch
den Injektionsvorgang ist ebenfalls äußerst unwahrscheinlich.
Nachteilig ist die geringe Ausdehnung es betäubten Areals, nur kleinere Eingriffe könne in einer
örtlichen Betäubung durchgeführt werden.
Fingerbetäubung ("Oberst'sche Fingeranästhesie")
Bei Operationen an einem Finger kann dieser isoliert betäubt werden. Dazu wird eine kleine Menge
örtliches Betäubungsmittel in Höhe des Fingergrundgliedes mit zwei getrennten Injektionen jeweils
seitlich in die Nähe der Fingernerven gespritzt.
www.handchirurgie.org │Homepage Dr. P. Preisser │ letzte Aktualisierung: 25.12.2014
Das Gefühl in der restlichen Hand bleibt erhalten.
Vorteile
Es handelt sich um ein auf den erkrankten Finger begrenztes Betäubungsverfahren ohne
Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens.
Die Gefahr allgemeiner Nebenwirkungen ist wegen der geringen Menge des verwendeten
Betäubungsmittels äußerst gering.
Nachteile und Risiken
Bei schwerwiegenden Infektionen mit Ausbreitung über den Finger darf eine Oberst'sche Anästhesie
nicht durchgeführt werden. Es werden hier Gewebsspalten geöffnet; die Ausbreitung von Bakterien
kann begünstigt werden.
Die Dauer der möglichen Blutsperre bei der Verwendung einer Oberst'schen Fingeranästhesie ist
begrenzt, das Verfahren ist daher nur für kürzere Eingriffe geeignet.
Bei Durchblutungsstörungen, auch im Rahmen frischer Verletzungen, soll eine Fingerbetäubung nicht
durchgeführt werden.
Handblock
Im Bereich des Handgelenks verlaufen die drei Hautnerven für das Gefühl an der Hand dicht unter
der Haut. Beim Handblock wird eine kleine Menge eines örtlichen Betäubungsmittels in die
unmittelbare Nähe eines oder mehrere der drei Nerven gespitzt. Nach kurzer Wartezeit stellt sich
eine Taubheit im Versorgungsgebiet der jeweiligen Nerven ein.
Vorteile
Zuverlässige Wirkung, die rasch nach der Injektion einsetzt
Geringe Menge am Betäubungsmittel, geringes Medikamentenrisiko
Nachteile
Die Wirkung ist auf die Hand beschränkt. Damit ist die zur Verfügung stehende Zeit für die
Anwendung einer Blutleere am ganzen Arm begrenzt; das Verfahren ist daher nur für kürzere
Operationen geeignet.
In seltenen Fällen kann einer der Nerven durch die Injektionsnadel gereizt oder beschädigt werden
Armbetäubung ("Plexusanästhesie")
Die Betäubung des gesamten Armes wird durch eine Injektion von örtlichem Betäubungsmittel in die
Umgebung des Armnervengeflechtes ("Armplexus") erzielt und als "Plexusanästhesie" bezeichnet.
www.handchirurgie.org │Homepage Dr. P. Preisser │ letzte Aktualisierung: 25.12.2014
In Rückenlagerung bei abgespreiztem Oberarm wird ein örtliches Betäubungsmittel unmittelbar
unterhalb der Axel eingespritzt. Um die exakte Lage der Nadel für die Injektion zu erreichen, kann
diese mit einem sehr geringen Stromimpuls versetzt werden, der während der Injektion zu einem
Elektrisieren in den Fingern und/oder einer unwillkürlichen Fingerbewegung führt. Eine direkte
Berührung der Nerven kann so mit großer Sicherheit vermieden werden.
Nach der Injektion wird - abhängig von der Art des Betäubungsmittels - für etwa eine halbe Stunde
abgewartet, bis die Wirkung vollständig eingetreten ist. Die Dauer der Wirkung ist wie bei allen
örtlichen Betäubungsverfahren von der Art des Betäubungsmittel s abhängig und kann mehrere
Stunden betragen.
Vorteile
Die Betäubung des ganzen Armes ermöglicht auch längere Eingriffe an der Hand. Sie ermöglicht
außerdem die Anlage einer Oberarmmanschette um eine Blutleere oder Blutsperre zu erzielen.
Nachteile und Risiken
Die Wirkung einer Armplexusanästhesie ist nicht immer ganz vollständig. Bei vorhandenem
Restempfinden kann die Gabe einer zusätzlichen örtlichen Betäubung in der Nähe des
Operationsgebietes notwendig sein. Gelegentlich muss wegen einer nicht vollständigen
Schmerzfreiheit doch noch eine Vollnarkose durchgeführt werden.
Selten kann es zur versehentlichen Injektion des Betäubungsmittels in die Blutbahn kommen; eine
Kreislaufreaktion und Krämpfe können die Folge sein.
In seltenen Fällen kann einer der Nerven durch die Injektionsnadel gereizt oder beschädigt werden.
Vollnarkose
Immer dann, wenn eine örtliche Betäubung oder eine Regionalanästhesie (Plexusanästhesie) nicht
durchgeführt werden kann, ist auch bei handchirurgischen Operationen eine Vollnarkose notwendig.
Dies ist dann der Fall, wenn Veränderungen im Bereich der Axelhöhle vorliegen, etwas ein
Folgezustand nach Lymphknotenentnahme oder auch eine akute oder chronische Infektion. Andere
Gründe sind bestimmte Allgemeinerkrankungen, bei denen örtliches Betäubungsmittel nicht toleriert
wird.
Auch Operationen, bei denen verschiedene Körperregionen betäubt werden müssen, z. B. eine
Transplantation durchgeführt wird, erfordern eine Vollnarkose.
Zuletzt kann auch einmal eine unzureichend wirksame oder in ihrer Wirkung nachlassende Wirkung
einer Armbetäubung ein Grund für eine Vollnarkose sein. Grundsätzlich schließt daher die
Vorbereitung auf eine Armbetäubung auch eine mögliche Vollnarkose mit ein.
Ein Vollnarkose setzt nicht unbedingt auch stationäre Behandlung voraus- auch ambulante Eingriffe
können in Narkose durchgeführt werden.
www.handchirurgie.org │Homepage Dr. P. Preisser │ letzte Aktualisierung: 25.12.2014
Herunterladen