Dr. Kerstin Fiebig Technical Service Manager Geschäftsbereich Schwein Das Virus: PRRS Porcine reproductive and respiratory syndrome virus • • • • 2 Porcine = Schwein betreffend Reproductive = Reproduktion betreffend Respiratory = Atemtrakt betreffend Syndrome = Komplex an klinischen Symptomen • RNA-Virus = sehr variabel • klein (45-60nm Ø); behüllt • 2 Genotypen bekannt (Genotyp 1 EU und 2 US) PRRS-Herden Status -Faktoren •…viele Faktoren sind beteiligt…… Produktions system Reinigung Desinfektion Sperma Hygiene Vektoren Gülle Tierfluss Personen PRRS Region Transport Allgemeines Herdenmanagement Krankes Tiere •………… Impfmanag ement Warum ist PRRS so gemein? • es streut, wo es nur kann – Auf das ungeborene Ferkel, mit der Milch (Kolostrum), Kot, Speichel, Blut, Luft • es ist schwächt das Immunsystem • überlebt bei kalten und feuchten Bedingungen recht lange • sehr ansteckend – nur kleine Mengen reichen aus, um ein Tier zu infizieren • bleibt lange (kann) in der Herde • Virus mit hoher Mutationsrate • schwierige Diagnostik 4 PRRS – Interesse? • Hohe Kosten im Durchschnitt von 126€ /Sau/Ausbruch (59 – 379€) (Neuwenhuis et al. 2012) • 460 Millionen € Verlust pro Jahr durch PRRS in den USA wirtschaftlich bedeutendste Schweinekrankheit (Neumann et al., 2005; Poliak et al. 2010) 5 Klinik: PRRSV Symptomatik ist abhängig von: • Virusstamm / Isolat – (hoch virulent- schwach virulent) • Immunstatus der Herde • Alter der Tiere • Management Bild-Quelle: Intervet intern 6 Klinik: PRRS • Atemwegserkrankungen • typ. Spätaborte um den 110. TT • Geburten lebensschwacher oder toter Ferkel • (Umrauscher) Bild-Quelle: Intervet intern 7 PRRSV: Überblick & Fakten • 2 Genotypen: EU und US Isolate – genetisch und antigenisch unterschiedlich – neue Subgenotypen in Osteuropa & Asien (Stadejek et al. 2006, 2012; Wang et al. 2010;Cheon et al. 2010) • Gruppen (Cluster) innerhalb der Genotypen – Lelystad-like, Dänische Isolate, Italienische,…aber geographisch verzerrt (Forsberg et al., 2002, Stadejek et al. 2012) • verschiedene Isolate (EU und US) gleichzeitig in einem Bestand / Tier • lange Persistenz des Erregers; gefördert durch ständige Mutationen im viralen Genom (Allende et al., 2000; Goldberg et al., 2003) • die Diversität nimmt mit räumlicher und zeitlicher Entfernung zu Hanada et al.,2005; Mondaca-Fernandez et al., 2006) (Goldberg et al., 2003; Überblick & Fakten Genetische Diversität = hoch variabel •Belarus •Belarus •EU-Genotyp (inkl. Impfstämme): •Spanien, Polen, •Italien, Dänemark, •Deutschland, Holland •Thailand, USA •Litauen •US-Genotyp (inkl. Impfstämme): USA, China, Japan, Thailand, Europa PRRSV in Deutschland 10 Aktuelle Situation in Deutschland • einheimisch (endemisch): EU- und US-Genotyp vorhanden • in sehr schweinedichten Regionen (Weser-Ems Gebiet, Münsterland) sind > 80 % der Bestände PRRSV positiv • sehr hohe Variabilität innerhalb der Gruppe der EU-Typ-Isolate – bisher kein Hinweis auf HP-Typ PRRSV-Isolate • Nachweise von Isolaten der US-Genotyp-Gruppe – Impfstammabkömmlinge – neue US-Typ Varianten (Stadejek et al. 2012, Kvisgaard et al. 2013) • nach wie vor eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten des Schweins = „Problemvirus“ • diagnostisch oft schwer zu interpretieren (Impfbestände) • Eradikation möglich? PRRS – Eradikation / Kontrolle? Import 6-7 Mio. • Verhinderung schwierig – hoher Infektionsdruck • u.a.Tiertransporte Export 1 Mio. Import 4-5 Mio. Export 1.5 Mio. PRRS- Eradikation / Kontrolle? • Eintragsquelle Sperma • einige Eberstationen waren (sind) positiv, durch kontaminiertes Sperma kam es zu teilw. schweren Ausbrüchen • •Quelle: A. Palzer TAP Scheidegg Persistenz PRRSV PCR positive Gewebe 96 Tage nach der Infektion Gewebeart Eber 1 Eber 2 Eber 3 Eber 4 Eber 5 Eber 6 Submandibular LN + + + + + + Superificial inguinal LN + + + + + + Tonsil + + + + + + Mediastinal LN + - + + + + Medial iliac LN + + + + - + Sub-iliac LN + + - + + + lateral retropharyngeal LN + - + + - - Lateral iliac LN - - - + + + Lumbar aortic LN - - + + - + Mesenteric LN - - - - + - Thymus - - - - - - •Dee et al. Impfungen allgemein Impfstoff Verringerung von Erkrankungs -folgen Bild: MSD intern 15 PRRSV - eine häufig gehörte Meinung ……. “Die PRRS-Impfung ist doch nutzlos oder?” •Quelle: BioPro BW Warum gegen PRRS impfen? • Keine vollständige Durchseuchung auf Bestandsebene! • Keine vollständige Durchseuchung in der Gebärmutter! 17 Flatdeck: ständiges Virusreservoir! • „Kindergarten“ • hoher Infektionsdruck • Problem – Ferkelhandel • Zusammenstellung immer neuer Ferkelpartien aus unterschiedlichste n Herkünften •Bild-Quelle: MSD intern Flatdeck: ständiges Virusreservoir! • Impftermin festlegen! • So früh wie nötig und so spät wie möglich! •Bild-Quelle: MSD intern PRRS - Kein Ersatz durch andere Impfungen! • Zusammenarbeit zwischen PRRSV, Influenza und Circovirus! • Jedoch: Kein Kreuzschutz! 20 Erfolgskonzept PRRSV: Herdenstabilität! • „Alle Tiere des Bestandes lernen das Virus kennen zum Tag X“ = kontrollierte Infektion durch eine Lebendvakzine • Unterbrechung von Infektionsketten • Aufbau einer stabilen Bestandsimmunität Gegen virale Erreger kann man nur impfen • einzig sinnvolle Maßnahme bei viralen Infektionen • Impfung & durchdachtes Herdenmanagement! • keine antivirale Therapie zugelassen • Antibiotika nur gegen Sekundärinfektionen (gegen PRRSV wirkungslos)! Virus & Rezeptoren Zelle Spezifische Antikörper 22 Rückschlüsse für die Impfpraxis PRRS Annahme / Statement: „Eine Impfungen gegen das PRRS-Virus funktioniert um so besser, wenn der Impfstamm sehr nahe mit dem Feldisolat verwandt ist“ • Eine sterile Immunität kann erzeugt werden, wenn der Impfstamm zu 100% homolog dem Feldstamm ist = Homologe Protektivität: – keine Virämie – keine Klinik – positiver Effekt auf Persistenz (Labarque et al. 2004, Nauwynck et. al ; Martelli et al. 2006 - Laborstudien) 23 Rückschlüsse für die Impfpraxis PRRS • Aber ist das wirklich die Situation im Feld? 24 Genetische Diversität PRRSV in DE Quelle: Greiser-Wilke et al. 2009) PRRS-Situation im Feld Heterologe Immunität 26 Geimpfte Tiere: auch wenn eine Virämie nicht verhindert werden kann, die Virusmenge im Blut wird schneller und effektiver minimiert und am 7. Tag nach Belastung schon um 90% reduziert Nauwynck et al, Trus et al. Was erreicht die Impfung? • Eine PRRS-Impfung bewirkt: – signifikante Verminderung an PRRS Virus positiven Tieren Quelle: MSD intern – Senkung der Virämie = Viruslast im Blust Quelle: Pileri et al. 2015 Quelle: MSD intern Was erreicht die Impfung? • Eine PRRS-Impfung bewirkt: – signifikante Verminderung der klinischen Symptome – Stabilisierung der Herde Quelle: MSD intern – Schnelle zelluläre Immunantwort Quelle: MSD intern Erfolg einer PRRS-Impfung • Prozentuale Übereinstimmung zwischen Impf- und Feldstämmen lassen keine Aussage über eine Wirksamkeit der Impfung zu ( nur Verwandtschaftsgrade) • Ein „Neuer Impfstamm „ ist nicht entscheidend – neu bedeutet in diesem Zusammenhang nichts – auch ein alter Impfstamm kann nach wie vor sehr gut funktionieren – Wichtig ist: Impfstamm mit guten immonogenen Eigenschaften und einer hohen Sicherheit – Er sollte sich nicht bis nur wenig in der Herde / Population ausbreiten • Jeder Impfstamm kann in eine Situation kommen in der er nicht optimal vor Erkrankung schützt • 100%-Schutz vor PRRSV bedingten Erkrankungen gibt es nicht 29 PRRSV – Neuer Impfstamm – besser Wirkung? 30 Quelle: Leung et al. 2010 Fazit PRRS PRRS und mehr PRRS…? • PRRS ist eine große Herausforderung für die Herdengesundheit • hohe Prävalenz • Eradikation deutschlandweit schwierig (unmöglich) • die Impfung funktioniert zusammen mit einem effektiven Bestandsmanagement • Sie hat aber auch ihre Grenzen - unabhängig vom Impfstamm • PRRS Impfung senkt die Virämie, Virusvermehrung und mildert ein Krankheitsgeschehen ab • gutes Management und Kontrolle von Begleiterkrankungen bleiben entscheidend – (7 Schritte der Integrated PRRS Solution) 31 Gründe für einen ausbleibenden Impferfolg & Impfdurchbrüche • Überbelegung & Vermischen von Altersgruppen/Herkunft & Stress durch Überbelegung & Platzmangel • Luft- und Hygienemanagement • Wasserqualität • Ko-Infektionen • Fehlende / unzureichende Grundimmunisierung • Impfintervalle? • Tiere ausgelassen? • schlechte / keine Kolostrumaufnahme • Maternale Antikörper- zu frühe Impfung? • Richtige Diagnose? 24. – 26.12.201