Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 $Id: modul.tex,v 1.9 2012/04/10 10:00:31 hk Exp $ Prüfungsleistungen Wir beschreiben zunächst einmal die zu erbringenden Prüfungsleistungen für diesen Modul. Diese teilen sich in zwei Komponenten auf: 1. Eine Klausur am Ende des Semesters beziehungsweise am Anfang der nächsten Vorlesungszeit. Diese Klausur geht zu 60% in die Endnote ein. 2. Die während des Semesters zu erbringenden vorlesungsbegleitenden Leistungen gehen zu 40% in die Endnote ein. Zum Bestehen des gesamten Moduls müssen mindestens 50% der insgesamt erreichbaren Punktzahl erreicht werden. Werden genau diese 50% erreicht, so ergibt sich die Note 4,0. Der Notenspiegel nach dem sich die Staffelung der restlichen Noten ergibt ist noch nicht festgelegt. Ist das Ergebnis aus der Klausur besser als das aus Klausur und vorlesungsbegleitenden Leistungen zusammengesetzte Ergebnis, so zählt nur die Klausur. In diesem Sinne sind die vorlesungsbegleitenden Leistungen Bonuspunkte“, ” und durch Mitarbeit während des Semesters können Sie Ihr Ergebnis nur verbessern aber nicht verschlechtern. Die vorlesungsbegleitenden Leistungen setzen sich wiederum aus zwei Teilen zusammen: 1. Zur einen Hälfte aus zwei während des Semesters geschriebenen Minitests. In beiden Minitests ist exakt dieselbe Punktzahl erreichbar, jeder einzelne Minitest geht also zu 25% in die vorlesungsbegleitenden Leistungen, beziehungsweise zu 10% in die Endnote ein. Die beiden Minitests finden an den folgenden Terminen statt: Test 1 Donnerstag der 3.5.2012. Test 2 Dienstag der 5.6.2012. Die Minitests finden jeweils in der letzten halben Stunde der Vorlesung statt (also auch im selben Raum in dem die Vorlesung stattfindet). 2. Die andere Hälfte der vorlesungsbegleitenden Leistungen sind die wöchentlich abzugebenden, schriftlichen Übungsaufgaben. Dabei lassen sich in jedem Übungsblatt genau 10 Punkte erreichen. Die Punkte werden Ihnen dabei nur dann angerechnet wenn Sie in der Übungstunde in der die fraglichen Aufgaben besprochen werden auch anwesend waren. Die Besprechung einer Aufgabe findet dabei immer in den Übungen in der auf die Abgabe folgenden Woche statt (beziehungsweise noch eine Woche später wenn die Übung durch einen Feiertag ausfällt). 1-1 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 Die Abgabe der Übungsaufgaben in Zweiergruppen ist erlaubt, aber nicht in noch größeren Gruppen. Falls bei der Besprechung eines Übungsblatts nur ein Mitglied einer solchen Zweiergruppe anwesend ist, so werden auch nur diesem die Punkte angerechnet. Die schlechtesten zwei Serien werden gestrichen, und die verbleibenden Punkte gehen dann zu 50% in die vorlesungsbegleitenden Leistungen, beziehungsweise zu 20% in die Endnote ein. Zur Zulassung zur Klausur müssen Sie während des Semesters mindestens einmal eine Aufgabe in der Übung vorrechnen. Dies kann entweder eine schriftliche oder eine der Präsenzaufgaben sein. Die Endklausur dauert 90 Minuten (der Termin wird noch bekannt gegeben). Mindestens eine der Aufgaben der Endklausur ist identisch mit einer der Übungsaufgaben, das kann eine schriftliche oder eine Präsenzaufgabe sein. Da das alles etwas kompliziert ist, wollen wir hier noch ein Beispiel für einen möglichen Semesterverlauf vorführen. Wir nehmen die folgenden Punktezahlen an: Klausur 80 Punkte, Übungen 12 Serien zu je 10 Punkten, Minitests Je 30 Punkte. Weiter nehmen wir an das Sie die folgenden Punktzahlen erreichen: 1. In einem Übungsblatt werden nur 2 Punkte erzielt. 2. Ein Übungsblatt wird gar nicht abgegeben (oder die Besprechung) versäumt. 3. Aus den restlichen 10 Blättern kriegen Sie insgesamt 84 Punkte und jedes einzelne Blatt ist besser als 2 Punkte. 4. Im ersten Minitest schreiben Sie 17 Punkte, 5. und im zweiten Minitest 26 Punkte. 6. Die Klausur läuft nicht so gut, und Sie schreiben hier nur 26 Punkte. Dann werden die beiden schlechtesten Übungen gestrichen, also einmal null und einmal zwei Punkte, und es verbleiben 84 von 100 Punkten, also 84 / 100 = 0, 84. In den beiden Minitests haben Sie 43 von insgesamt 60 möglichen Punkten, also 43 / 60 = 0, 72 (gerundet). Die Klausur ist schließlich 26 von 80 Punkten, also 26 / 80 = 0, 33 (gerundet). 1-2 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 Die Klausur alleine ist also weit von den erforderlichen 50% weg. Damit ergibt sich für das gesamte Semester 0, 2 · 0, 84 = 0, 168 0, 2 · 0, 72 = 0, 144 0, 6 · 0, 33 = 0, 21 0, 522. Übungen (20%) Minitests (20%) Klausur (60%) Insgesamt sind also ungefähr 52% erreicht und der Modul ist bestanden. §1 Modulare Arithmetik Im ersten Teil der Vorlesung wird es um die Behandlung der algebraischen Grundstrukturen gehen, dies sind für unsere eher bescheidenen Zwecke Gruppen, Ringe und Körper. Zur Einstimmung auf diesen Themenkreis behandeln wir zunächst die modu” lare Arithmetik“, manchmal auch Kongruenzrechnung“ oder Restklassenrechnung“ ” ” genannt. Diese wird sich als ein Beispiel für viele der später untersuchten Strukturen herausstellen. Wir führen dabei auch die vollständigen Herleitungen, nahezu bei Null beginnend, vor. 1.1 Teiler Als vorbereitenden Grundbegriff benötigen wir die Teilbarkeitstheorie“ ganzer Zahlen. ” All die Aussagen dieses Abschnitts werden Ihnen schon aus der Schulzeit bekannt sein. Wir beweisen sie nicht etwa weil Zweifel an ihrer Gültigkeit bestehen würden, sondern um uns an einem vertrauten und einfachen Gegenstand wieder an die Beweistechniken der Mathematik zu gewöhnen. Das nachfolgende Lemma charakterisiert die Division mit Rest. Lemma 1.1 (Division mit Rest) Zu jedem Zahlenpaar (a, d) ∈ Z × Z∗ gibt es eindeutig bestimmte Zahlen q, r ∈ Z mit a = dq + r und 0 ≤ r < |d|. Dabei heißen a der Divident, d der Divisor, q der Quotient und r der Rest. Das ∗“ bei ” Z∗ steht einfach für das Weglassen der Null, also Z∗ := Z\{0}. Gehen wir einmal einige Beispiele durch: 1. Sei (a, d) = (99, 4), es soll also 99 mit Rest durch 4 geteilt werden. Wir haben 99 = 24 · 4 + 3, d.h. in der Notation des Lemmas sind q = 24 der Quotient und r = 3 der Rest. 1-3 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 2. Sei (a, d) = (99, −4), wir teilen diesmal also durch −4. Dies läßt sich leicht auf den schon behandelten Fall zurückführen, es ist 99 = 24 · 4 + 3 = (−24) · (−4) + 3, d.h. der Quotient ist q = −24 und der Rest ist wieder r = 3. 3. Im nächsten Beispiel betrachten wir einen negativen Dividenden, nämlich (a, d) = (−99, 4). Multiplizieren wir 99 = 24 · 4 + 3 mit −1, so wird −99 = (−24) · 4 − 3. Dies ist aber noch nicht die Form des Lemmas, in der Position des Restes steht hier −3, aber im Lemma muss der Rest mindestens Null sein. Das ist kein großes Problem −99 = (−24) · 4 − 3 = (−24) · 4 − 4 + 1 = (−25) · 4 + 1, d.h. es sind q = −25 der Quotient und r = 1 der Rest. 4. Zum Abschluß sei noch (a, d) = (−99, −4). Dies kann man auf den vorigen Fall zurückführen genauso wie das zweite Beispiel auf das erste zurückgeführt wurde. Es gilt −99 = (−25) · 4 + 1 = 25 · (−4) + 1, also q = 25 und r = 1. Wir wollen Lemma 1 jetzt tatsächlich einmal beweisen. Ähnlich wie wir in den Beispielen gerechnet haben, läßt sich die Aussage auf den Hauptfall a ≥ 0, d > 0 zurückführen. Machen wir uns die Aussage erst einmal heuristisch klar. Um a als a = dq + r zu schreiben, schaut man zuerst nach wie oft d in a hereinpasst. Wir schauen uns also die Zahlen d, 2d, 3d, 4d, . . . und so weiter an. Irgendwann werden diese größer als der Dividend a, und unser Quotient q ist gerade diejenige Zahl für die dq noch nicht größer als a geworden ist. 0 d 2d 3d qd a (q+1)d Das muss man jetzt nur noch ausformulieren, und hat einen Beweis des Lemmas. Bevor wir dies tun erinnern wir uns noch an eine Kleinigkeit über das Umgehen mit Ungleichungen. Angenommen wir haben drei (reelle) Zahlen a, b, c. Dann ist a ≤ b ⇐⇒ a + c ≤ b + c der Wahrheitsgehalt einer Ungleichung bleibt unverändert wenn wir zu beiden Seiten dieselbe Zahl addieren. Das gilt auch wenn wir von beiden Seiten dieselbe Zahl abziehen, denn Subtraktion von c ist ja dasselbe wie Addition mit −c. Besonders häufig wird dies angewendet um Terme in einer Ungleichung auf die andere Seite zu bringen, wir haben zum Beispiel a ≤ b + c ⇐⇒ a − c ≤ (b + c) − c = b. 1-4 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 Derlei Dinge und auch die entsprechenden Tatsachen für die Multiplikation werden wir im folgenden frei verwenden. Bew. (Lemma 1) Wir beginnen mit dem Beweis der Eindeutigkeit von Quotient und Rest. Angenommen es sind q, q 0 , r, r0 ∈ Z mit 0 ≤ r, r0 < |d| und a = dq + r = dq 0 + r0 . Wir müssen einsehen, dass dann schon q = q 0 und r = r0 ist. Sortieren wir die Terme etwas um, so wird die obige Gleichung zu r0 − r = dq − dq 0 = d · (q − q 0 ). Dabei ist −|d| < −r ≤ r0 − r ≤ r0 < |d|, d.h. |r0 − r| < |d|. Im letzten Semester hatten Sie festgehalten, dass der Betrag eines Produkts gleich dem Produkt der Beträge ist, damit ist also auch |d| · |q − q 0 | = |d · (q − q 0 )| = |r0 − r| < |d|, und dies bedeutet |q − q 0 | < 1. Andererseits ist q − q 0 ∈ Z eine ganze Zahl, und die einzige ganze Zahl von zwischen −1 und 1 ist 0, d.h. es muss q − q 0 = 0 sein. Dies bedeutet q = q 0 und weiter ist dann auch r = a − dq = a − dq 0 = r0 . Dies beweist die Eindeutigkeitsaussage und wir kommen zum Beweis der Existenz von Quotient und Rest. Wie schon angekündigt unterscheiden wir dabei einige Fälle je nach Vorzeichen von a und d. Zunächst seien a ≥ 0 und d > 0. Wir setzen q als die größte ganze Zahl mit dq ≤ a und r := a − dq. Dann gilt sicher a = dq + r und wir müssen uns nur noch klarmachen, dass r die Großenbeschränkung 0 ≤ r < |d| = d erfüllt. Wegen dq ≤ a ist dabei r = a − dq ≥ 0. Da q maximal mit dq ≤ a ist, gilt dq + d = d(q + 1) > a, und dies bedeutet r = a − dq < d. Damit ist die Behauptung im Fall a ≥ 0, d > 0 bewiesen. Die restlichen Fälle für a und d werden wie im Beispiel auf den bereits bewiesenen Fall zurückgeführt. Zunächst nehme a < 0 und d > 0 an. Wenden wir die bereits bewiesene Aussage mit −a > 0 statt a an, so erhalten wir die Existenz ganzer Zahlen q, r ∈ Z mit a = dq + r und 0 ≤ r < d. Multiplikation dieser Gleichung mit −1 ergibt −a = −dq − r = −dq − d + d − r = d · (−q − 1) + (d − r). Jetzt müssen wir zwei Fälle unterscheiden. Ist der Rest gleich Null, also r = 0, so ist −a = d · (−q), also gilt das Lemma mit −q als Quotient und 0 als Rest. Andernfalls ist 0 < r < d, also auch 0 < d − r < d, und wir haben den Quotienten −q − 1 und den Rest d − r. Damit sind die beiden Fälle mit d > 0 behandelt. Wir nehmen also schließlich d < 0 an. Wenden wir die bereits bewiesenen Aussagen dann mit −d > 0 statt d an, so erhalten wir q, r ∈ Z mit 0 ≤ r < −d = |d| und a = (−d)q + r = d · (−q) + r, der Quotient ist also −q und der Rest ist r. 1-5 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 Damit sind alle möglichen Fälle behandelt und das Lemma ist vollständig bewiesen. Der Beweis zeigt uns insbesondere, dass das Vorzeichen des Quotienten q gleich dem Vorzeichen von ad ist. Die praktische Durchführung der Bestimmung von Quotient und Rest kann zum Beispiel über den bekannten schriftlichen Divisionsalgorithmus erfolgen. Wir definieren jetzt die Teilbarkeitsrelation auf den ganzen Zahlen. Definition 1.2: Eine ganze Zahl d ∈ Z∗ heißt ein Teiler einer ganzen Zahl a ∈ Z wenn der Rest r bei Division von a durch d gleich r = 0 ist. Man schreibt dann auch d | a (d teilt a). Für die Verneinung, also wenn d kein Teiler von a ist, schreiben wir d - a (d ist kein Teiler von a). Wegen a = dq + r ist d genau dann ein Teiler von a wenn a ein Vielfaches von d ist, wenn es also ein q ∈ Z mit a = dq gibt. Jedes d ∈ Z∗ ist Teiler der Null: d | 0. Wir wollen einige einfache Eigenschaften des Teilbarkeitsbegriffs durchgehen. 1. Für alle a, b, c ∈ Z gilt a | b ∧ b | c =⇒ a | c. Dies ist leich zu sehen, gelten a | b und b | c, so existieren ganze Zahlen q, q 0 ∈ Z mit b = qa und c = q 0 b, also ist auch c = q 0 b = q 0 qa und somit ist a ein Teiler von c. Die Eigenschaft d ist Teiler von a“ kann man also auffassen als eine transitive ” Relation auf Z. 2. Die Teilbarkeitsrelation ist auch reflexiv, d.h. für alle a ∈ Z gilt a | a. 3. Dagegen ist die Teilbarkeitsrelation weder symmetrisch noch antisymmetrisch. Anstelle dessen haben wir für alle a, b ∈ Z die Implikation a | b ∧ b | a =⇒ b = ±a. Es gibt dann nämlich ganze Zahlen q, q 0 ∈ Z mit b = qa und a = q 0 b, also ist auch b = qa = qq 0 b und somit qq 0 = 1. Da q, q 0 ganze Zahlen sind, muss damit q = q 0 = 1 oder q = q 0 = −1 sein, d.h. wir haben b = qa = ±a. 4. Eine letzte Regel betrifft Kombinationen ganzer Zahlen im folgenden Sinn d | a ∧ d | b =⇒ d | αa + βb für alle a, b, d, α, β ∈ Z. Ein gemeinsamer Teiler von a und b teilt also auch jede Kombination αa + βb von a und b. Dies kann man leicht sehen, es gibt ja ganze Zahlen n, m ∈ Z mit a = nd und b = md, und dann ist auch αa + βb = αnd + βmd = (αn + βm)d ein Vielfaches von d, d.h. wir haben d|αa + βb. 1-6 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 Wir kommen jetzt zum, Ihnen höchstwahrscheinlich auch schon bekannten Begriff, des größten gemeinsamen Teilers zweier ganzer Zahlen. Dabei kann man größten“ so” wohl bezüglich der gewöhnlichen numerischen Anordnung der ganzen Zahlen als auch bezüglich der Teilbarkeitsrelation interpretieren. Dies ist eine rein willkürliche Entscheidung, es kommt beides mal dasselbe heraus. Wir entscheiden uns hier für die zweite Möglichkeit und stellen uns zunächst auf den Standpunkt das die Existenz des größten gemeinsamen Teilers nicht bekannt wäre. Definition 1.3: Zu zwei ganzen Zahlen a, b ∈ Z heißt d ∈ Z∗ ein gemeinsamer Teiler von a und b wenn d | a und d | b gelten. Gilt ferner d > 0 und ist für jeden anderen gemeinsamen Teiler c ∈ Z∗ von a und b stets auch c|d, so heißt d ein größter gemeinsamer Teiler von a und b, und wird bezeichnet mit d = ggt(a, b). Hier wird noch vorsichtig von einem größten gemeinsamen Teiler“ gesprochen, da ” wir noch nicht bewiesen haben, dass es stets genau einen solchen gibt. Der Beweis dieser Tatsache sowie das Verfahren zu seiner Berechnung werden ein Thema der nächsten Vorlesung sein. Einige Vorarbeiten werden wir schon heute durchführen. Wir werden die Fragen der Eindeutigkeit und der Existenz getrennt behandeln, und beginnen mit der Eindeutigkeit. Lemma 1.4 (Eindeutigkeit des größten gemeinsamen Teilers) Zu a, b ∈ Z kann es maximal einen größten gemeinsamen Teiler geben. Beweis: Seien d1 , d2 > 0 zwei größte gemeinsame Teiler von a und b. Da d2 ein gemeinsamer Teiler von a und b ist und d1 ein größter gemeinsamer Teiler von a und b ist, also von jedem anderen gemeinsamen Teiler geteilt wird, ist d2 |d1 . Vertauschen wir die Rollen von d1 und d2 , so folgt ebenso auch d1 |d2 . Mit der obigen dritten Eigenschaft des Teilbarkeitsbegriffs folgt hieraus d2 = ±d1 , und wegen d1 , d2 > 0 ist sogar d1 = d2 . Damit haben wir die Eindeutigkeit des größten gemeinsamen Teilers bewiesen. Wir werden die Existenz durch Angabe eines Berechnungsverfahrens beweisen, des sogenannten euklidischen Algorithmus. Um die Korrektheit dieses Algorithmus einsehen zu können, ist es hilfreich ein kleines vorbereitendes Lemma voranzuschicken. Lemma 1.5: Sei a, b ∈ Z. Dann gelten: (a) Ist 0 6= a | b, so gilt |a| = ggt(a, b). (b) Sind d, q ∈ Z, so gilt die Äquivalenz d = ggt(a, b) ⇐⇒ d = ggt(a − qb, b). (d) Für d ∈ Z ist genau dann d = ggt(a, b) wenn d = ggt(b, a) ist. 1-7 Mathematik für Informatiker B, SS 2012 Dienstag 10.4 Beweis: (a) Zunächst ist |a| ∈ N∗ überhaupt ein gemeinsamer Teiler von a und b. Jeder weitere gemeinsame Teiler c von a und b ist insbesondere ein Teiler von a und damit auch von |a|, d.h. c | |a|. Damit ist |a| ein größter gemeinsamer Teiler von a und b, und wir haben |a| = ggt(a, b). (b) ”=⇒” Zunächst ist d ein Teiler von a und b, also d|a und d|b, und wie oben als Punkt 4 festgehalten teilt d damit auch jede Kombination von a und b, also insbesondere d|a−qb. Somit ist d ein gemeinsamer Teiler von a−qb und b. Ist jetzt c ∈ Z ein weiterer gemeinsamer Teiler von a − qb und b, so folgt ebenso d|(a − qb) + qb = a, d.h. c ist auch ein gemeinsamer Teiler von a und b, und dies bedeutet c|d. Dies zeigt d = ggt(a−qb, b). ”⇐=” Wenden wir die bereits bewiesene Implikation an, so ergibt sich d = ggt(a − qb − (−q)b, b) = ggt(a, b). (c) Dies ist klar da die Definition eines größten gemeinsamen Teilers symmetrisch in a und b ist. Aussage (c) zeigt uns insbesondere das wir in Teil (b) genausogut Vielfache der linken von der rechten Seite subtrahieren können ohne den größten gemeinsamen Teiler zu ändern. 1-8