Marta und Ulf: Angekommen, aber nicht am Ziel

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Schreiadlerzug Herbst 2014
Die meisten Adler sind jetzt (Ende November) im südlichen
Afrika angekommen, ziehen aber oft noch, mit teilweise
längeren Unterbrechungen, weiter. Viele Adler legen weite
Strecken im südlichen Afrika während der Überwinterung
zurück und erreichen den südlichsten Punkt ihres
Aufenthalts oft erst im neuen Jahr.
Die Zugrouten der meisten besenderten deutschen
Schreiadler sind unter
www.Satellite-Telemetry.de
zu finden.
Über ein Adlerpaar aus Brandenburg wird ausführlich in
einer Artikelserie berichtet. Nachfolgend der letzte Artikel:
http://www.moz.de/details/dg/0/1/1349925/ (Teil 11 unserer Serie)
detail
Marta und Ulf: Angekommen, aber nicht am Ziel
Schwedt (MOZ) Sie sind die kleinsten Adler Deutschlands mit dem weitesten Weg: Die Schreiadler
ziehen in diesen Wochen in ihr Winterquartier. Unsere Zeitung verfolgt den Flug der Vögel per
Funksender.
Teil 11 der Serie:
1
Tour der Schreiadler nach Afrika
2
Marta hat nach 12 000 Kilometer Flugreise eine der schönsten Gegenden auf dieser Welt erreicht - die
Region um die Victoria-Fälle zwischen Sambia und Simbabwe. Ulf hingegen ist vermutlich immer noch
im Kongo. Sein Funksender schweigt, denn im Kongo gibt es kaum ein Handynetz. Wie weit nach
Süden werden die beiden noch vordringen? Ihre Reise hat kein festes Ziel. In Afrika ziehen Ulf und
Marta wie Nomaden durch die Lande.
Die Überwinterungsgebiete der Schreiadler können über 100 000 Quadratkilometer groß sein - das
entspricht etwa der Fläche der neuen Bundesländer. Innerhalb dieser Landstriche legen die meisten
der Tiere noch einmal Strecken über Tausende Kilometer zurück. Nur einige wenige bleiben in relativ
kleinen Gebieten.
Offensichtlich ziehen die Greifvögel Regenfronten hinterher. Der Vergleich von Zugmustern und
Satellitenbildern, die den Anteil der grünen Vegetation in bestimmten Gebieten anzeigen, belegt diese
These. "Schreiadler suchen bevorzugt Gegenden auf, in denen es zuvor geregnet hat", sagt der
Berliner Greifvogel-Experte Bernd-Ulrich Meyburg. Dort vermehrt sich ihre Beute prächtig - Termiten,
Heuschrecken, kleine Wirbeltiere wie Frösche oder Singvogelküken.
Die Adler scheinen ein Gespür dafür zu haben, wo es auf engem Raum viel zu holen gibt. Dabei
fliegen sie offenkundig nicht zufällig dem Regen hinterher, sondern sie konzentrieren sich auf
ausgewählte Zonen und suchen sie wiederholt auf. Das haben Meyburg und weitere GreifvogelForscher an einem Schreiadler-Weibchen beobachtet, das sie per Sender seit 2004 in seinen
Überwinterungsgebieten verfolgen konnten.
Meist steuerte das Weibchen zunächst den Osten des Okavango-Deltas in Botswana an und hielt sich
dort bis zu elf Tage hintereinander auf, um im Schwemmland Futter zu finden. Das Flussdelta zählt zu
den tierreichsten Feuchtgebieten Afrikas.
Eine andere bevorzugte Gegend dieses Vogels ist die Region um die Stadt Grootfontein in Namibia.
In dieses "Hügelland des Leoparden" zog es das Weibchen über mehrere Jahre hinweg immer wieder.
Dabei flog es in kurzer Zeit große Strecken. So legte das Tier einmal in 18 Tagen 3400 Kilometer
zurück und steuerte täglich meist einen, einmal sogar drei Futterplätze an.
Bei der Suche nach Nahrung lassen sich die älteren Vögel offenkundig von ihren Erfahrungen leiten.
Und die Jungen lernen wahrscheinlich von den alten. Denn Schreiadler leben in Afrika gesellig.
Meyburg hat in Sambia und Südafrika Gemeinschaften von Hunderten bis Tausenden der Vögel
gesichtet. Sie hockten zu Dutzenden in den Bäumen.
Welche Beutetiere sie im Süden jagen - dazu gibt es keine systematischen Untersuchungen. Wie
Beobachtungen aber zeigen, gehören Termiten zu den Lieblingsspeisen. Die schlauen Greife picken
sich die besonders fetten Brocken heraus - jene Männchen und Weibchen, die als Gründer einen
neuen Kolonie vorgesehen sind. Diese geflügelten Termiten werden als Larven besonders gepäppelt bis zu dem Tag, an dem sie den heimatlichen Bau verlassen. Sie fliegen meist in der
Abenddämmerung aus, kurz nach einem Regen. Dann lauern oft schon Schreiadler am Boden vor
den Ausgängen der Hügel.
Ob die Adler reichlich Beute finden, entscheidet vermutlich auch darüber, wie sich ihre Bestände in
der Uckermark oder in Mecklenburg-Vorpommern entwickeln. Eine wichtige Rolle spielt dabei der
Zeitpunkt ihrer Rückkehr in die Brutgebiete. Kommen sie viel zu spät, kann es passieren, dass die
Weibchen keine Eier legen. Das wurde wiederholt in Deutschland beobachtet. Grund für das
Zuspätkommen ist möglicherweise ein verzögerter Abflug. Die Vögel mussten länger in Afrika bleiben,
um sich die Energiereserven für die Heimreise anzufressen.
Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen sind laut Meyburg die seit 1970 stark
zurückgegangenen Niederschlagsmengen im südlichen Afrika. Dieser Klimatrend hält an. Südafrika
wird mehr und mehr zu einem Gebiet mit Wassermangel und damit weniger üppigen Futterquellen.
Die Wissenschaftler wollen den Zusammenhang zwischen Klima und Entwicklung der SchreiadlerPopulationen weiter untersuchen. Auch der Zug der Tiere in ihren Überwinterungsgebieten bleibt ein
spannendes Thema. Wissen die Experten besser, wo die Greifvögel sich bevorzugt aufhalten, hilft
das, entsprechende Schutzgebiete einzurichten.
3
Um Lebensraum für Schreiadler zu sichern, kauft der Naturschutzbund Flächen in der Uckermark.
Wer dafür spenden möchte, kann dies hier: www.nabu.de/adler. Die Adler im Netz:
www.moz.de/schreiadler
Die bereits erschienenen Artikel sind im Internet zu finden:
www.moz.de/schreiadler
20. September
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1327109/
22. September:
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1328141/
27. September
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1329992/
3.Oktober
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1332517/
10. Oktober
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1335054/
13. Oktober
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1336052/
17. Oktober
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1337306/
24. Oktober
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1339708/
1. November
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1339708/
4
8. November
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1339708/
14. November
http://www.moz.de/themen/schreiadler/artikelansicht/dg/0/1/1346460/
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