3.2 Homologien in der Entwicklung: Entwicklungsbiologie: Haeckels Biogenetische Grundregel (Cornelsen S. 260) Beobachtung: Die frühen Entwicklungsstadien der Wirbeltiere gleichen sich sehr a) im äußeren Erscheinungsbild b) in der inneren Organisation (z. B. wird bei allen als Vorläufer der Wirbelsäule die Chorda angelegt, wie schon beim Lanzettfischchen → Name: Chordatiere) Aus diesen Beobachtungen schloss Ernst Haeckel 1866 auf das so genannte biogenetische Grundgesetz oder besser die biogenetische Grundregel: „Die Ontogenesis ist eine kurze und schnelle Rekapitulation der Phylogenesis.“ Onotogenesis = Ontogenese= Entwicklung des Individuums (z. B. eines Menschen) Phylogenesis= Phylogenese= Stammesentwicklung (z. B. der Chordatiere / Wirbeltiere) Oder einfacher: „Jedes Individuum durchläuft während seiner Keimesentwicklung eine verkürzte Stammesentwicklung.“ Diese Aussage ist nach heutigem Erkenntnisstand zu stark vereinfacht, ein Säugerembryo durchläuft kein vollständiges Fisch-, Amphibien und Reptilienstadium. Aber: Die Verwandtschaft von Arten ist sehr gut an ihrer Embryonal- oder Larvenentwicklung zu erkennen, auch wenn sich die adulten (erwachsenen) Formen kaum gleichen. So entwickeln sich z.B. Entenmuschel, Hüpferling und das parasitische Ruderfußkrebsweibchen aus Naupliuslarven, die sich stark ähneln und somit beweisen, dass alle drei zu den Krebstieren gehören, obwohl das an den erwachsenen Tieren kaum mehr zu erkennen ist. (Schroedel S. 386). Auch die frühen Embryonalstadien der einzelnen Wirbeltierklassen ähneln sich sehr, wenn auch nicht ganz so stark, wie von Haeckel behauptet und gezeichnet. Im Verlauf der Keimesentwicklung vieler Lebewesen werden Strukturen angelegt, die für das erwachsene Individuum keine erkennbare Funktion haben, aber für die Vorfahren der Art typisch waren. Beispiele: - Anlage von Kiementaschen bei den Embryonen von Reptilien, Vögeln und Säugern. - Das Herz-Kreislaufsystem eines einmonatigen menschlichen Embryos entspricht dem Kreislaufsystem eines Fisches (Einfaches Herz mit einer Vor- und Hauptkammer, mehrere paarige Kiemenbögen). - Bei den Embryonen aller Wirbeltiere wird eine Schwanzwirbelsäule angelegt. Heute weiß man, dass diese Ähnlichkeiten und „Stammeswiederholungen“ darauf beruhen, dass ähnliche oder teilweise sogar gleiche Entwicklungskontrollgene (Homöobox) für die Embryonalentwicklung verantwortlich sind.