Bericht - Josef Pieper Arbeitsstelle

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Christliche Philosophie? Denkwege mit C.S. Lewis und Josef Pieper
Vom 4. bis 5. Juli fand zum fünften Mal die Tagung der Josef Pieper
Arbeitsstelle statt. Nach dem 50. Todestag von C.S. Lewis im vergangenen Jahr
war diesmal an den 110. Geburtstag von Josef Pieper am 04. Mai 1904 zu
erinnern. Besonders erfreulich fanden es die beiden Veranstalter, Dr. Thomas
Möllenbeck und Prof. Wald, daß wiederum einige neue Teilnehmer,
Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter speziell aus dem Bereich der
Fundamentaltheologie, zu dem inzwischen etablierten Kreis namhafter
Referenten wie Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und Prof. Jörg Splett,
hinzugekommen sind.]
Nachdem im vergangenen Jahr diskutiert wurde, ob es zur Frage der
„Unsterblichkeit“ - wie von Pieper und Lewis behauptet - einen
philosophischen, noch vortheologischen Zugang geben kann, stand diesmal das
Verhältnis von Theologie und Philosophie bzw. Glauben und Wissen formell
zur Debatte. Jörg Splett gab einleitend einen Überblick darüber, wie von Hegel
bis ins 20. Jahrhundert etwa bei Maurice Blondel, Edith Stein, Romano Guardini
und Josef Pieper das Verhältnis der Philosophie zur christlichen Überlieferung
gesehen wurde. Für Splett steht außer Frage, daß Vorgaben des Denkens aus den
Bereichen der Glaubenswissenschaft wie auch der Naturwissenschaften nicht
bloß legitim, sondern notwendig sind für die Philosophie, allerdings ohne die
Begründungsfunktion für das philosophische Denken zu übernehmen. Auch eine
„christliche Philosophie“ ist nur dadurch Philosophie, daß in ihr Vernunftgründe
den Ausschlag geben. Im Vergleich mit der Position von Alasdair MacIntire
konnte Andreas Koritensky deutlich machen, weshalb die Wiederentdeckung
der Tradition bei Pieper und MacIntire nicht bloß legitim, sondern bei MacIntire
sogar noch radikaler und konsequenter vollzogen ist als bei Josef Pieper in
expliziter Abgrenzung von der neuzeitlichen Idee autonomer Vernunft, die den
in Praktiken und Narrationen dynamisch sich entfaltenden Gesamthorizont des
Geistes nicht zu ersetzen vermag. In dem öffentlichen Abendvortrag von
Berthold Wald zum Thema „Denken im Licht des Glaubens“ ging es um die
Frage, ob Intellektualität und Katholizität ohne Abstriche zu machen einander
nicht bloß herausfordern, sondern steigern. Wie eine solche Möglichkeit im
Philosophiebegriff Josef Piepers angelegt ist, ohne die Grenzen zwischen
Glauben und Vernunft zu verwischen, sollte in einer skizzenhaften Verbindung
von Interpretation und Kontextualisierung deutlich werden. Der Freitagmorgen
begann mit einem erhellenden Widerspruch im Weltverhältnis der Philosophie
als Negation oder Zustimmung bei Émile Cioran und Josef Pieper. Wie Frau
Gerl-Falkovitz am Beispiel Cioran zeigen konnte, ist dessen Versuch, mit einer
radikalen gedanklichen Auflösung des Seins das Denken selbst aufzulösen nicht
weniger voraussetzungsgebunden wie die entgegengesetzte Position Piepers,
sondern der Versuch einer Rückgewinnung des Nichts kommt immer schon zu
spät. Inwiefern das Philosophieren sich der literarischen Formen symbolischer
Darstellung und indirekter Mitteilung bedienen darf, hat Till Kinzel in seinem
Beitrag zu Pieper und Lewis untersucht. Ausgehend von Piepers Platondeutung
machte er deutlich, weshalb für Pieper und Lewis die mythische wie die
literarische Erzählung einen Erkenntnisgewinn enthalten kann, der grundsätzlich
durch Wissenschaft nicht einzuholen oder zu ersetzen ist. Der abschließende
Beitrag von Martin Hähnel nahm eine Studie zum Anlaß, über das Phänomen
des post-katholischen Intellektuellen nachzudenken, um von dorther noch
einmal den Anspruch katholischer Intellektualität bei Josef Pieper zu
verdeutlichen.
Wie bei den voraufgehenden Tagungen bestand im Anschluß an die Vorträge
ausreichend Gelegenheit zur Diskussion mit den Referenten.
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