Hintergrund

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"AUSGEPRÄGTE MEDIKAMENTENGLÄUBIGKEIT"
Auszug aus dem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung mit dem Ärztepräsident Prof. Dr. JörgDietrich Hoppe (03.09.2005)
NOZ: Kassen und Ärzte treffen sich erneut, um Verabredungen zur Eindämmung der um 20 Prozent
gestiegenen Arzneimittelausgaben zu treffen. Haben Sie Vorschläge, wie man das erreichen kann?
Hoppe: Ein erheblicher Teil der Kostensteigerung resultiert aus Preiseffekten - etwa der Reduzierung des
Kassenrabatts. Sicher gibt es auch Ärzte, die dem Wunsch der Patienten nach Medikation mehr
nachgeben, als das unbedingt notwendig ist. Aber wir haben in Deutschland bei den Versicherten und
Patienten auch eine Medikamentengläubigkeit, die stärker ausgeprägt ist als anderswo. Hier ist mehr
Aufklärung nötig. Aber zu größeren Einsparungen kann auch das nicht führen. Denn es wird nach wie vor
Ausgabensteigerungen geben, weil das Angebot an besseren, innovativen, aber eben dann auch teureren
Medikamenten zunimmt.
NOZ: Haben Sie Vorschläge?
Hoppe: Es gibt Patienten, die ihre Krankheit durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten in den Griff
bekommen könnten - etwa durch Bewegung, Verzicht auf Alkohol und Tabak, autogenes Training und
manches mehr. Stattdessen nehmen sie aber aus Bequemlichkeit lieber Pillen - etwa gegen den
Bluthochdruck. Die Kostenübernahme von Medikamenten durch die Kassen für Patienten, die sich
sozusagen selbst helfen könnten, ist aber nicht gerechtfertigt. Denn das ist originäre Eigenverantwortung.
In solchen Fällen sollten die Arzneien überwiegend oder ganz vom Versicherten bezahlt werden.
Voraussetzung ist dafür allerdings, dass sie ausführlich beraten werden und die Ärzte dafür auch
angemessen honoriert werden.
NOZ: Können Sie das konkretisieren?
Hoppe: Solche Patienten müssten zunächst ausführlich und oft mit hohem Zeitaufwand von ihrem Arzt
aufgeklärt und über die notwendige Änderung ihrer Lebensgewohnheiten informiert und davon überzeugt
werden. Dafür wollen die Kassen bisher aber nicht zahlen. Sie müssen eine solche Gesundheitsberatung
deutlich besser honorieren, damit sich Erfolg einstellt. Das rechnet sich auch für die Kassen, weil die
Patienten dann gesünder werden und weniger Arzneien benötigen.
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