Presseinformation Saaltexte Die Gründungsgeschichte des Klosters

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Die Gründungsgeschichte des Klosters
Der Adlige Guntram von Adelsreute stiftete 1134 dem Zisterzienserorden den Ort
„Salemanneswilare“. Drei Jahre später besiedelten zwölf Mönche unter Führung Abt
Frowins das neu gegründete Kloster. Sie gaben ihm den Namen Salem. Papst
Innozenz II. bestätigte 1140 die Stiftung offiziell. 1142 verlieh der
staufische König Konrad III. dem Kloster sein Diplom. Von nun an stand die Abtei
unter königlichem Schutz und erhielt besondere Privilegien. Als Papst Alexander III.
1178 die Stiftung erneut anerkannte, wurde Salem eine so genannte
Konsistorialabtei: Damit war das Kloster vom Konstanzer Bischof unabhängig, und
die Salemer Äbte wurden fortan vom Papst bestätigt. Durch Kaiser Karl IV. erfolgte
1354 die definitive Bestätigung der Reichsfreiheit. In den folgenden Jahrhunderten
gelangte die Abtei zu großer wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Bis zur
Säkularisation 1802 gehörte Salem zu den mächtigsten und reichsten Klöstern
Süddeutschlands.
Wechselvolle Baugeschichte
Gleich nach der Klostergründung ließ Abt Frowin (reg. 1138 – 1165) eine romanische
Kirche erbauen. Über deren Lage und Gestalt ist wenig bekannt, doch wurden einige
Dachziegel später für den gotischen Neubau wieder verwendet. Sie sind noch heute
erhalten.
Unter Abt Ulrich II. (reg. 1282 – 1311) begann man um 1285 mit dem Bau des
gotischen Münsters. Schon 1311 war die Klosterkirche bis auf das letzte
Langhausjoch errichtet. Ihre Weihe erfolgte aber erst 1414, als das Konzil nach
Konstanz einberufen wurde. Mit Vollendung des Langhauses war das Münster 1421
fertig gestellt. Die mittelalterlichen Klostergebäude wurden im 17. Jahrhundert
abgebrochen und durch einen Neubau des Architekten Balthasar Seuff ersetzt. In der
Nacht vom 9. auf den 10. März 1697 fiel die neu erbaute Klosteranlage einer
verheerenden Brandkatastrophe zum Opfer. Einzig das gotische Münster blieb
verschont. Mit dem Wiederaufbau wurde der Vorarlberger Baumeister Franz Beer
beauftragt. Er realisierte die noch heute erhaltene barocke Gesamtanlage.
Die Marienverehrung im Zisterzienserorden
Die Verehrung der Muttergottes hatte für die Zisterzienser im Kloster Salem große
Bedeutung. Ihren Höhepunkt erreichte die Marienfrömmigkeit durch den Heiligen
Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153), der als Abt des Klosters
Clairvaux zu den bedeutendsten Zisterziensermönchen gehörte. Verschiedene
Erzählungen aus seinem Leben spiegeln die besondere Beziehung zur Mutter Gottes
wider. Er gilt als Begründer der Marienmystik. Alle Zisterzienserklöster, so auch
Salem, sind zu Ehren Mariens, der Königin des Himmels und der Erde, gegründet.
Die
Klosterkirchen
sind
dem
Hochfest
Mariä
Himmelfahrt
geweiht,
welches das älteste und bedeutendste Marienfest ist und am 15. August gefeiert
wird. Bis heute finden alljährlich an diesem Tag die Patronatsfeste der Ordenskirchen statt. Die Verehrung der Schutzpatronin zeigt sich auch in der klösterlichen
Kunst der Zisterzienser in Altären und Andachtsbildern.
Virtuelle Baugeschichte im Zeitraffer
Das virtuelle Modell beleuchtet die Entwicklung der Salemer Klosteranlage seit dem
14. Jahrhundert in exemplarischen Zeitstufen. Der Rekonstruktion von
Außen- und Innenansicht der Klosterkirche sind die für den Bau und die
Klostergeschichte aussagekräftigen Jahre 1319 (Vollendung bis zum letzten
Langhausjoch), 1414 (Münsterweihe), 1520 (Marienkapelle), 1802 (Säkularisation)
und 1892 (heutiger Zustand) zugrunde gelegt. In einer Bildfolge werden die
baulichen Veränderungen deutlich. Dabei ist der gesicherte Baubestand von
hypothetischen Bereichen farblich unterschieden. Die Außenansicht der
Klostergebäude ist gemäß den Zuständen um 1319, 1414, 1520 (Endzustand der
spätgotischen Ausstattung), 1620 (Neubau von Balthasar Seuff ), 1720 (Neubau von
Franz Beer) und 1892 wiedergegeben. Bisweilen öffnen sich Einblicke in
Innenräume: So sind das Refektorium, eine Klosterzelle und die ehemalige
Marienkapelle mit dem berühmten Salemer Marienaltar von Bernhard Strigel
nachgebildet.
Das Modell ist in Zusammenarbeit von Dr. - Ing. Julian Hanschke (Karlsruhe) und Dr.
Ulrich Knapp (Leonberg) entstanden.
Die Geschichte des Salemer Marienaltars
Der Memminger Maler Bernhard Strigel (1460 – 1528) erhielt 1507 von Abt
Johannes II. Scharpfer den Auftrag für den Marienaltar. Nach seiner Fertigstellung
wurde er in der Marienkapelle des Klosters aufgestellt, die zugleich Siechenkapelle
war. Ihre Weihe erfolgte an Weihnachten 1508. Den großen Klosterbrand von 1697
überdauerte
der
Altar
unbeschadet,
da
die
steinerne,
eingewölbte
Kapelle Schutz vor den Flammen bot.
Was nach dem Abriss der Marienkapelle im 18. Jahrhundert mit dem Altar geschah,
ist ungewiss. Erst 1840 werden die Altarflügel erwähnt, als die
Markgrafen Wilhelm und Maximilian diese ihrem Bruder, Großherzog Leopold von
Baden, schenkten. Er ließ die Tafeln nach Schloss Eberstein im Murgtal verbringen
und in die Vertäfelung des „Gotischen Zimmers“ einbauen. Hierfür wurden die
beidseitig bemalten Holztafeln gespalten. Der Altarschrein kam zunächst in die
Wallfahrtskirche Birnau und gelangte von dort 1881 in die „Alterthümersammlung“ in
Karlsruhe, die 1919 vom Badischen Landesmuseum übernommen wurde. 1995
erwarb das Badische Landesmuseum die Altarflügel aus markgräflich-badischem
Besitz und führte sie mit dem Schrein zusammen.
Zum Bildprogramm des Marienaltars
In seiner originalen Aufstellung zeigte der Marienaltar im geschlossenen Zustand
links die Verkündigung Mariä und rechts die Heimsuchung. An Sonn- und Feiertagen
wurden die Flügel des Altars geöffnet. Dabei offenbarte sich auf ihnen dann links die
nächtliche
Szene
der
Geburt
Christi,
rechts
die
Anbetung
der
Heiligen Drei Könige. Alle vier Gemälde zeigen Schriftrollen, auf denen in lateinischer
Sprache die jeweils abgebildete Textstelle des Lukas-Evangeliums wiedergegeben
ist. In geöffnetem Zustand rahmen die Flügel den Altarschrein mit der Darstellung
des Marientods. Der Schrein ist als farbig bemaltes und vergoldetes Holzrelief
gearbeitet. So bildet er einen spannungsvollen Farbkontrast zu der von Rot und Blau
dominierten Malerei auf den Flügeln. Auf dem Sockel des Altaraufsatzes, der so
genannten Predella, ist die Grabtragung Mariens durch die Apostel dargestellt. Zur
Entstehungszeit
des
Altars
stand
das
Kloster
Salem
auf
dem
Höhepunkt seiner reichspolitischen Bedeutung. Die großflächige Verwendung von
Gold und dem blauen Mineral Azurit deutet auf seinen damaligen Reichtum hin.
Das erste Nachtbild in der deutschen Kunst
Eindrucksvoll ist im Strigel-Altar die Geburt Christi dargestellt: In der geheimnisvollen,
nächtlichen Szene geht das Licht einzig vom Kind aus. Die Helligkeit des göttlichen
Lichts schwächt sogar den Schein der Kerze in Josefs Hand und
beleuchtet sowohl den Boden vor der Figurengruppe als auch die über der Szene
schwebenden Putten. Vermutlich hatte der altniederländische Maler Hugo van der
Goes um 1470 das allererste Nachtbild der europäischen Kunstgeschichte
geschaffen. Dieses heute nicht mehr erhaltene Tafelbild diente späteren Künstlern
als Anregung, so vermutlich auch Bernhard Strigel. Seine Darstellung der Geburt
Christi auf dem Salemer Altar ist das früheste bekannte Nachtbild in der deutschen
Malerei. Er setzte das Licht nicht nur als Stilmittel, sondern auch als
Bedeutungsträger ein. Über das Studium der Kunstsammlung Kaiser Maximilians I.
könnte der Hofkünstler Bernhard Strigel Anregungen für diese kunstgeschichtlich
wegweisende Arbeit erhalten haben.
Das Portrait Kaiser Maximilians I. im Strigelaltar
In zahlreichen Kunstwerken der Zeit um 1500 findet sich das typisierte Bildnis Kaiser
Maximilians I. (1459 – 1519). Meist ist er im strengen Profil nach rechts dargestellt
und durch eine prominente Nase charakterisiert. Der Habsburger kultivierte die
Ausbildung seines Herrscherportraits und ließ dieses in allen Kunst-gattungen
ausführen. Bernhard Strigel war Hofkünstler Kaiser Maximilians I. Vor seiner Arbeit
am Salemer Altar hatte er den Monarchen zuletzt 1507 auf dem Reichstag in
Konstanz portraitiert. Nun fügte er dessen Bildnis in die Darstellung der Anbetung der
Heiligen Drei Könige auf dem Altar ein: Zweifellos weist der zweite König, der mit
einem goldenen Ornat und einem schwarzen Barett bekleidet ist, die Züge
Maximilians I. auf. Wahrscheinlich wurde das Kaiserbildnis auf Wunsch Abt
Johannes’ II., der den Altar beauftragte, eingefügt. So konnte das Kloster seinem
weltlichen
Oberhaupt
die
Reverenz
erweisen
und
gleichzeitig
jedem Betrachter des Altars die enge Verbundenheit von Kloster und Reich vor
Augen führen.
Joseph Anton Feuchtmayer – ein Universaltalent
Der Barockkünstler Joseph Anton Feuchtmayer (1696 – 1770) prägte mit seinem
vielseitigen Œuvre die Kunstlandschaft rund um den Bodensee. Die
Zisterzienserabtei Salem zählte zu seinen wichtigsten Auftraggebern. Er entstammte
einer alteingesessenen Familie von Stuckateuren und Bildschnitzern, die seit 1712
eine Werkstatt in unmittelbarer Nähe des Klosters Salem besaß. Bereits sein Vater
Franz Joseph Feuchtmayer (1660 – 1718) führte zahlreiche Aufträge für die Abtei
aus. Die Salemer Äbte Stephan I. Jung und Konstantin Miller waren besondere
Förderer Joseph Anton Feuchtmayers. Unter ihrer Ägide fertigte er für die
Klostergebäude aufwendige Arbeiten in Stuck- und Stuckmarmor-Technik. Von
seinem virtuosen bildhauerischen Können zeugt der für den Salemer Marstall
gefertigte Figurenzyklus. Seit 1730 war Joseph Anton Feuchtmayer mit
umfangreichen Arbeiten für das Salemer Münster betraut. Zu seinen Hauptwerken
zählt auch die prachtvolle Ausstattung der Wallfahrtskirche Birnau.
Der Salemer Abt Konstantin Miller (reg. 1725 – 1745)
Im 18. Jahrhundert führte Salem die Oberdeutsche Ordenskongregation an. Zur
gleichen Zeit erreichte die Abtei den Höhepunkt ihrer weltlichen Macht und wurde zu
einer fürstlichen Residenz ausgebaut. Das Repräsentationsbedürfnis der Salemer
Äbte war enorm gestiegen.
Abt Konstantin Miller begab sich in die zeittypische Rolle des Bauherrn. Er
befasste sich mit einer umfassenden, Pracht und Luxus verströmenden Erneuerung
des Klosters und berief den Bildhauer Joseph Anton Feuchtmayer nach
Salem. Daneben verhandelte er mit der freien Reichsstadt Überlingen um die
Erweiterung der Klosterkirche Alt-Birnau. Er plante deren Modernisierung und gab
entsprechende Baupläne in Auftrag, doch die Überlinger protestierten gegen dieses
Vorhaben. Der nachfolgende Salemer Abt Stephan II. Enroth (reg. 1745 – 1746)
beschloss daher, den Ort der Wallfahrtskirche Birnau an den heutigen Standort
oberhalb von Schloss Maurach zu verlegen.
Der Salemer Abt Anselm II. Schwab (reg. 1746 – 1778) als Bauherr
Zu Beginn seiner Amtszeit widmete sich Anselm II. Schwab dem Bau der neuen
Wallfahrtskirche Birnau. Den Auftrag erteilte er dem Baumeister Peter Thumb. Die
Künstler Gottfried Bernhard Göz und Joseph Anton Feuchtmayer gestalteten den
Innenraum. Auch im Kloster Salem kam es zu gravierenden Baumaßnahmen:
Zunächst setzte Abt Anselm im Münster die Verlegung von Hochaltar und
Chorgestühl durch. Später ließ er den mittelalterlichen Dachreiter entfernen. Er
beauftragte Johann Caspar Bagnato einen gewaltigen und teuren Vierungsturm zu
errichten. Mit diesem ehrgeizigen Projekt war der Abt allerdings zu weit gegangen:
Gegen ihn wurde ein Amtsenthebungsverfahren auf den Weg gebracht. Ein
päpstlicher Gutachter bewies seine Unschuld und setzte ihn 1762 wieder in sein Amt
ein. Abt Anselm II. gilt als besonderer Förderer der Wissenschaften und Künste. Auf
seinen Reisen nach Frankreich lernte er schon früh den Baustil des Klassizismus
kennen
und
brachte
diesen
nach
Süddeutschland.
Die
prächtige
Alabasterausstattung der Salemer Klosterkirche führt dies dem Besucher noch heute
vor Augen.
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