Wahlbereich: Die Bachelorstudiengänge Sozialwissenschaften und Philosophie, Geschichte,-Kunst,-und Orientwissenschaften, Philologie und Theologie wurden 2006 (?) eingeführt. Ihr jeweiliger Aufbau ist sehr unterschiedlich, doch sie haben eines gemeinsam – den Wahlbereich. Studiert man eines dieser Fächer kann man jedes Semester mindestens ein WahlbereichsModul aus ca. 30 Fachgebieten auswählen. In der Theorie war angedacht das unentschlossene Studierende somit in verschiedene Fächer „hineinschnuppern“ , oder sich über 6 Semester hinweg ein großes oder zwei kleine Nebenfächer nach ihren Wünschen zusammenstellen können. Das klingt erst einmal sehr gut, ist aber in der Praxis in den meisten Fällen nicht umsetzbar. Die Ursachen für das Scheitern dieses Konzeptes sind zahlreich: Problem Nummer eins ist die Einschränkung bei der Auswahl der Module. Die Studierenden müssen Pflichtmodule in ihren Kernfächern belegen, somit wird die Auswahl an Wahlmodulen durch zeitliche Überschneidungen von vornherein erheblich eingeschränkt. Weitere zeitliche Einschränkungen entstehen durch Arbeit neben dem Studium und anderen Aktivitäten. Außerdem haben viele Wahlmodule Zugangsvoraussetzungen, die die Auswahl weiter einschränken. Mit all diesen Einschränkungen hat man nun nicht mehr allzu viel Auswahl. Falls nun noch Fächer übriggeblieben sind die einen tatsächlich auch noch interessieren kann man sich schon glücklich schätzen. Nun kommt die zweite Hürde, das Zuteilungsverfahren. JedeR StudentIn kann sich auf vier Module bewerben, neuerdings sogar mit Angabe von Erst,-Zweit-Wunsch und so weiter. Man gibt diese Wünsche ab und dann stehen einige Tage des bangen Wartens bevor bis die Zuteilungen veröffentlicht werden. Hier kommen nun zwei weitere Probleme hinzu. Erstens: die Nachfrage der einzelnen Fächer. Als nur ein Beispiel haben die Kulturwissenschaften teilweise 1000 Bewerber auf 30 Plätze, andere Fächer hingegen sind wenig nachgefragt. Zweitens: der Mangel an Dozierenden bzw. Geldern um Stellen zu erhalten (geschweige denn erst neue zu schaffen). Dadurch können bestehende Angebote teilweise nur schlecht erfüllt werden (z.B.: überfüllte Seminare, da zu wenige Stellen) und es ist nicht möglich der Nachfrage gerecht zu werden, indem man weitere Module anbietet. Die drei genannten Hauptprobleme führen dazu, dass viele Studierende ihre gewünschten Fächer nicht zugeteilt bekommen, und auf die Restplatzbörse angewiesen sind. Es gibt dann zwei Optionen. Entweder sie belegen Fächer die sie nicht interessieren bzw. nichts mit ihrem Hauptfach zu tun haben. Oder sie belegen dieses Semester kein Wahlbereichs-Modul, was bedeutet, dass sie gezwungen sind die Regelstudienzeit zu überschreiten. Die Folgen für die Studierenden sind somit: Einschränkung in der Auswahl der Module, keine Garantie auf die Zusammenstellung eines „Zweitfaches“ im Verlauf des Studiums, unfreiwillige Verlängerung der Studienzeit. Lehrende sind natürlich ebenso betroffen. Dies sind alles strukturelle Probleme. Aber es gibt aber auch pragmatische Gründe den Wahlbereich zu kritisieren. Bei den Kulturwissenschaften zu Beispiel machen die im Wahlbereich belegten Module die Hälfte der nötigen Credits des gesamten Bachelor Studiums aus. Das heißt, dass das Grundstudium um eigenen Kernfach mit 4 Pflicht,- und 3 Wahlpflichtmodulen nur sehr dürftig ist. Man füllt also die andere Hälfte seines Bachelor Studiums mit wild zusammengewürfelten Modulen aus. Kann das denn eine wissenschaftlich fundierte (Aus)Bildung sein? Eine weitere Frage ist, ob es sinnvoll ist, dass Kernfach-Studierende und WahlbereichsStudierende dieselben Veranstaltungen besuchen. Denn wenn es sich nicht gerade um Einführungsveranstaltungen handelt, gibt es meist große Unterschiede im Vorwissen der Teilnehmer. Dann müssen die Dozierenden entscheiden, ob sie zum Vorteil der Einen und gleichzeitigen Leid der Anderen tiefer im „Stoff“ gehen, oder bestimmtes Grundwissen noch einmal wiederholen. Diese Aussage mag strittig sein, aber meiner Meinung nach führt die Wahlbereichs-Struktur auch zu einem Mangel an Qualität der Lehre. Fest steht, die Auswirkungen des Wahlbereichs betreffen Studierende und Dozierende gleichermaßen. Was kann man also tun um den Wahlbereich sinnvoller zu gestalten? Wenn es gilt, den Wahlbereich, wie er momentan ist, zu verbessern, sind zu aller erst Gelder nötig, um mehr Veranstaltungen zu ermöglichen. Alle anderen Probleme hängen damit zusammen oder sind strukturell bedingt, es wäre also eine Überarbeitung des Konzepts nötig. Hierfür habe ich allerdings keinen Vorschlag, da ich nicht denke dass bei einer anderen Konzeption viel Verbesserung eintreten würde. Meiner Meinung nach hilft es nur ein völlig neues System anzuvisieren. Eine Möglichkeit wäre, ein generelles Nebenfach einzuführen, für das man sich bei Studienbeginn entscheiden muss. Sicherlich kann man hierfür auch noch andere Varianten finden.