1000 Jahre Baden

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Als Baden noch Botegun hieß: 1013 - 2013:
1000 Jahre Baden
1013: Baden tritt ins Licht der Geschichte
(von Stadtarchivar Karlheinz Gerhold, Baden)
Baden. Ein großes Ereignis wirft seine Schatten voraus: Es ist zwar noch eine Zeitlang hin,
bis der größte Achimer Ortsteil Baden ein erstaunliches Jubiläum begehen kann, das
Achimer Stadtarchiv hat aber schon mal rechtzeitig Recherchen angestellt: Üblicherweise
werden runde Ortsjubiläen von der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes aus berechnet
und begangen. Bei dem Dorf Baden erfolgte nach allem, was man heute weiß, die erste
Erwähnung als „Botegun“ in der „Gesta Hamburgiensis Ecclesiae Pontificium“, der
Hamburgischen Kirchengeschichte von 878 bis1072 des Bremer Domschreibers Adam von
Bremen aus dem Jahre 1076. Beschrieben wird dort die Übertragung des Hofes Botegun,
wie Baden damals hieß, durch den Erzbischof Unwan an die Geistlichkeit: Im Original heißt
es auf Lateinisch: „Quibus etiam hortatu Libentii tunc prespositi cortem Botegun optulit,
cuius servitium esset per natales apostolorum.“ – Denen übertrug er auch auf einen Hinweis
des damaligen Propstes Liawizo den Hof Baden, dessen Ertrag an den Apostelfesten
(St. Peter und Paul- 29./30. Juni) fällig sein sollte.
Wann genau Unwan, bremischer Erzbischof von 1013 bis 1029, diesen Rechtsakt vollzog, ist
nicht ganz sicher. Vermutet wird, dass dieser Rechtsakt in die Zeit des Amtsbeginns Unwans
fällt. Das bestätigen jetzt auch erste Mitteilungen des Kreisarchivs und des bekannten
Historikers Prof. Dr. Bernd Ulrich Hucker von der Universität Vechta. Auf einer Inschrift an
der Badener Grundschule steht „Botegun 1012“; diese Jahr kann aber nicht stimmen, weil
Unwan im Jahre 1012 sein Amt als Erzbischof noch gar nicht angetreten hatte und die
Übertragung Badens nicht schon zu Lebzeiten seines Vorgängers, des Erzbischofs Liawizo ,
genannt Libentius I., erfolgt sein kann, der erst am 4. Januar 1013 verstarb.
Erzbischof Unwan hat sein Amt in der Zeit vom 2. Februar 1013 bis zum 27. Januar 1029
ausgeübt und dürfte - möglicherweise als Dank für seine Einsetzung als Erzbischof - am
Beginn seiner Amtszeit, also wohl gleich noch im Jahre 1013, der Geistlichkeit den Hof
Baden und damit die Erträge daraus, die immer am 29./30. Juni fällig sein sollten, übertragen
haben. Das ist um so wahrscheinlicher, als Unwan erst vom König Heinrich II. anstelle des
zunächst von Volk und Klerus, dem Domkapitel, im Jahre 1013 zum Erzbischof gewählten
Domprobstes, Vizedominus Otto, der sich letztlich aber nicht durchsetzen konnte, nach der
Tode des Vorgängers Liawizo gegen Abtretung eines Drittels seiner Eigengüter an den
König als Erzbischof eingesetzt wurde.
Für das Amt übertrug er also offenbar dem König seinen Eigenbesitz, und zwar in Moringen,
Bernshausen im Liesgau und Hohnstedt, damit dieser ihn an Paderborn weitervergab. Diese
Güter Unwans stammten vermutlich aus seinem immedingischen Erbe, da sie unweit der
Plesse liegen, einem Kernpunkt immedingischen Allods. Diese Übertragung an den König
erfolgte im Jahre 1013. Der „Alte Scholiast“ zu Adam von Bremen, ein Geistlicher, der kurze
nach Zeit nach Adam von Bremen lebte und ergänzende Notizen zu Adams Werk machte,
die als weitere wichtige Quelle auf uns gekommen sind, vermerkt sogar, dass Unwan durch
die „Pest der Simonie“ an das Amt des Erzbischofs gelangt sein, also durch Kauf bzw.
Verkauf des kirchlichen Amtes. Danach übertrug Unwan - „ungern“, wie es heißt - dem König
das eine Drittel seiner Eigengüter, das zweite Drittel übergab er seiner Kirche, also dem
Klerus, und den Rest überließ er seinen Verwandten. Und dass die Übergabe des Hofes
Baden dabei auch noch von dem damaligen Probst Liawizo, einem Enkel des verstorbenen
Erzbischofs Libentius I., der dann später selber als Libentius II. Nachfolger Unwans wurde,
angeregt wurde, zeigt deutlich, dass es sich hierbei um einen Teil des - dann ja wohl auch im
Jahre 1013 - an die Kirche übertragenen Eigenbesitzes handeln dürfte. Im Zuge dieser
Übertragung eines Teils seines Eigenbesitzes an den König dürfte somit auch die
Übertragung des Hofes Baden durch Unwan an die bremische Geistlichkeit erfolgt sein.
Dadurch wollte sich Unwan als neuer Erzbischof sicherlich der Unterstützung des
Domkapitels versichern, nachdem dieses ja zuvor Ottos Einsetzung zum Erzbischof - wenn
auch vergeblich - betrieben hatte, was erst König Heinrich II - der spätere Kaiser verhinderte. Dieses Recht des Kaisers, Bischöfe und Äbte in ihre Ämter einzusetzen
(Investitur), war hier zu Beginn des 11. Jahrhunderts offenbar noch nicht dramatischer
Streitpunkt zwischen Kaiser und Papst, zu dem es im Laufe des Jahrhunderts durch den
sogenannten Investiturstreit werden sollte, der im Bußgang Heinrichs IV. nach Canossa
kulminierte.
Unwans Gegenspieler Otto, dessen Amtseinsetzung scheiterte, wurde übrigens von Heinrich
II, der von Papst Benedikt VIII. erst am 14. Februar 1014 zum Kaiser gekrönt wurde, in
seinen Hofdienst übernommen, kam also auch noch ganz gut unter.
Es wehte schon ein Hauch von Ämterkauf und Vetternwirtschaft , als Baden mit seiner
erstmaligen Nennung als Hof oder Landgut Botegun im Jahre 1013 ins Licht der Geschichte
trat...
Was wissen wir sonst noch über Unwan? Über ihn schreibt der Bremer Historiker Wilhelm
von Bippen in der Allgemeinen Deutsche Biographie (ADB; Bd. 39, Leipzig 1895, S. 323 f.):
Danach entstammte Unwan dem reich begüterten Hause der Immedinger und hatte in der
königlichen Kapelle seine Ausbildung erhalten. „In der Geschichte der hamburgischbremischen Kirche nimmt er eine hervorragende Stellung ein. Ihm zuerst gelang die
Ausdehnung der Metropolitangewalt über die drei nordischen Reiche, wobei ebenso, wie bei
seiner Erhebung zum Erzbischof, die großen materiellen Mittel, über die er verfügte, eine
bedeutende Rolle gespielt haben. Die Lust der wilden Könige des Nordens an seinen
Geschenken nennt der Bremer Chronist Adam von Bremen ausdrücklich als das Mittel,
durch das er sie sich zu Willen machte. So vermochte er Knut den Großen von Dänemark
und den heiligen Olaf von Norwegen, unter Verdrängung des in den beiden Reichen
vorwaltenden Einflusses der englischen Mission, zur Annerkennung der der hamburgischen
Kirche durch päpstliche Verleihung zustehenden Rechte zu bewegen, und in Schweden
unter dem Schutze Olafs wieder eine regelmäßige Kirchengewalt einzusetzen. Mit König
Knut hatte er besonders nahe Beziehungen, die seitens des Königs einen eigentümlichen
Ausdruck dadurch fanden, dass er sich selbst nebst seiner Gemahlin und seinem Sohne in
die Bruderschaft der bremischen Kirche aufnehmen ließ. Auch persönlich hat Unwan mit
Knut in Hamburg verkehrt und hier wahrscheinlich im Jahre 1024 den für die nordische
Politik des deutschen Reiches und für die Stellung des hamburgischen Erzstifts wichtigen
Vertrag eingeleitet, der gegen die Abtretung der Mark zwischen Eider und Schlei an
Dänemark an die Stelle hundertjähriger Fehden ein Freundschaftsbündnis der beiden Reiche
setzte. Bei der Sicherheit des Nordens konnte Unwan das seit dem Ende der Regierung des
Erzbischofs Adaldag, das heißt seit etwa dreißig Jahren, in Trümmern liegende Hamburg
wieder aufrichten. Er hat dort oft Residenz gehalten, bisweilen gemeinsam mit
Sachsenherzog Bernhard II. Mit diesem verstand der Erzbischof in ganzem ein
freundschaftliches Verhältnis aufrechtzuerhalten, trotz der zwischen dem Hause der
Billunger und dem der Immedinger herrschenden Eifersucht und trotz des politischen
Gegensatzes, der zwischen dem Sachsenherzog und der nach Erweiterung ihrer weltlichen
Macht strebenden Kirche im Entstehen begriffen war. Nur einmal, im Jahre 1019, ist es, so
viel wir wissen, zu einem ernsten Zwiespalt zwischen beiden gekommen, als Bernhard die
Waffen gegen den Kaiser erhob und auch Bremen bedrohte. Unwan hatte inzwischen die
Befestigung Bremens so verstärkt, dass ein Angriff auf die Stadt unterblieb. Und ehe es dann
zur Waffenentscheidung zwischen Kaiser und Herzog kam, gelang es dem Erzbischof einen
Ausgleich zu treffen. Freilich musste er die Ruhe durch die Abtretung einiger Lehngüter an
den Herzog erkaufen. Der veränderten Stellung, die Unwan seinem Erzstifte durch die
Ausbreitung der kirchlichen Gewalt über den Norden gab, entsprach die Neuordnung des
bremischen Domkapitels. Er schied das mönchische Element aus, das von den Zeiten des
vorherrschenden Einflusses von Kloster Corvey auf das Erzbistum bisher im Kapitel eine
namhafte Rolle gespielt hatte. So legte U. den Grund zur Ausgestaltung des Kapitels zu
einer bischöflichen Regierungsbehörde. Von ähnlicher Bedeutung war es, dass Unwan den
Bremer Dom zur wahren Kathedrale des Stifts erhob, indem er neben ihm eine Pfarrkirche
für die Stadt Bremen erbaute. Auch durch andere Kirchenbauten hat sich Unwan
hervorgetan. In Bremen ließ er die eingeäscherte Willehadikapelle wieder herstellen, in
Hamburg einen neuen Dom aufführen, und noch an anderen Orten seiner Diözese, wo er
noch Reste heidnischen Kultus fand, Kirchen errichten. Die einzigen Überreste von all diesen
Bauten finden sich in der heutigen Liebfrauenkirche in Bremen, die diesen Namen erst nach
einem Umbau am Ende des 12. Jahrhunderts erhalten hat an Stelle des Namens des
Corveyer Schutzpatrons, St. Veit, dem Unwan sie in Erinnerung an die Verdienste des
Klosters um sein Stift gewidmet hatte. Gestorben ist Unwan am 27. Januar 1030 und neben
seinen Vorgängern im Dom zu Bremen bestattet.“
Damit ganz allmählich die Vorbereitungen für die große Jubiläumsfeier anlaufen können,
bitten das Stadtarchiv Achim und die Geschichtswerkstatt Achim schon mal im Rahmen der
geplanten großen Ortschronik und einer geplanten historischen Ausstellung um Mithilfe:
Wir suchen alles zur Badener Geschichte: Fotos, Dokumente, Familiengeschichten,
Firmenarchive, alte Gegenstände und so fort. Wer helfen kann, melde sich beim
Ortsausschussvorsitzenden Reiner Aucamp, Tel. 04202- 7650070 oder beim 1. Vorsitzenden
der Geschichtswerkstatt Achim Karlheinz Gerhold, Tel. 04202-71805.
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