Differentielle Objektmarkierung im Mongolischen

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Workshop
„Die DP-Struktur in altaischen Sprachen“
10.12.2007
Differentielle Objektmarkierung im Mongolischen
Dolgor Guntsetseg (Universität Stuttgart)
1. Einführung
Das Mongolische zeigt wie andere Sprachen auch differentielle Objektmarkierung (DOM).
Die Bedingungen dafür sind in der Literatur (Poppe 1951, etc.) weitgehend unbekannt.
Ausgehend von der Beobachtung am Türkischen (Enç 1991, von Heusinger & Kornfilt 2005)
ist die Ausgangsthese, dass DOM durch Spezifizität ausgelöst wird.
Dieser Faktor sowie weitere Faktoren wurden in einer empirischen Befragung untersucht. Die
Ergebnisse sind bemerkenswert:
i)
für DOM im Mongolischen spielen nur bestimmte Aspekte der Spezifizität eine Rolle;
ii)
weitere bisher nicht diskutierte Faktoren sind auch relevant;
iii)
Faktoren wie Spezifizität oder Verbklasse lösen DOM oft nur in ganz bestimmten
Kontexten aus.
2. Zur Sprache
Das Mongolische zeigt neben den gemeinsamen typologischen Eigenschaften mit den anderen
altaischen Sprachen auch einige Unterschiede:
 Die reflexiv-possessiven Suffixe (kopfmarkierend) treten im Mongolischen nach den
Kasussuffix auf, z.B. ger-t-ee (Haus-Lok-ReflPoss)´zu Hause` .
 Dependent-markierende und kopfmarkierende possessive Marker kommen nicht
gleichzeitig in einer DP vor.
 es gibt kein Personensuffix an dem finiten Verb
 es gibt kein Pro-drop
 Die Kasusmarkierung von Subjekten in eingebetteten Sätzen alterniert je nach den
eingebetteten Satztyp zwischen Nominativ, Akkusativ und Genitiv, sogar Ablativ.
3. DOM im Mongolischen
3.1 Die DP-Struktur und DOM
In der Literatur (Bossong 1985, Aissen 2003, zusammenfassend für Türkisch von Heusinger
& Kornfilt 2005) geht man davon aus, dass die differentielle Objektmarkierung (DOM) in den
betroffenen Sprachen durch 3 Hauptfaktoren ausgelöst werden, und zwar durch Definitheit,
Belebtheit und Topikalität. Von Heusinger & Kaiser (2007) diskutieren ferner den Einfluss
von Verbklassen (siehe unten).
DOM im Mongolischen folgt zunächst der Definitheitsskala. Wenn direkte Objekte durch
Personalpronomen, Eigennamen und definite NPs realisiert werden, ist die
Akkusativmarkierung obligatorisch, während die Akkusativmarkierung am inkorporierten
direkten Objekt ungrammatisch ist.
Eine optionale Akkusativmarkierung zeigen indefinite direkte Objekte mit dem Zahlwort neg
´eins`. Spezifizität scheint der Auslöser für Akkusativmarkierung wie im Türkischen (Enç
1991; von Heusinger & Kornfilt 2005) zu sein.
In Tabelle 1 werden die Bedingungen für DOM im Mongolischen zusammengefasst.
1
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Pers.Pron Eigennamen
+
+
Definite
NPs
+
10.12.2007
Indefinite NPs mit neg
+spec
-spec
+
-
Inkorporierte NPs
(z.B. bare noun)
-
Tabelle 1: DOM im Mongolischen nach der Definitheitsskala
Die Tabelle 2 zeigt die unterschiedliche syntaktische Positionen der DP im Mongolischen und
einige mögliche Ausdrücke, die diesen Positionen einnehmen können.
Demonstrative
ene
´dieses`
ter
´jenes`
nuguu
´schon
bekannt`
pränom.
Quantor
buh
´alle`
Numerale
zarim
´manche
`
gurav
´drei`
neg
indef.Art.
attributive
NP
Genitivattribut;
Adj.
ulaan
´rot`
zuzaan
´dick`
Kopfnomen
postnom
Quantor
nom
´Buch`
bolgon/
buhen
´jede`
Kasus- possessive
suffixe Suff./Part.
-aa4
POSS.SUFF
7
Kasuschin
fälle
2.PS.POSS
Relativsatz
Tabelle 2: Die DP-Struktur im Mongolischen
3.2 Definite NP
Das Mongolische hat keinen definiten Artikel wie im Deutschen oder Englischen, aber
demonstrative, anaphorische und possessive Determinatoren drücken Definitheit aus. Definite
NPs werden als DO obligatorisch mit Akkusativ markiert.
 demonstrative NPs:
(1)
Bi
ene/ter
nom*(-ig)
unsh-san.
ich
dieses/jenes Buch-AKK
les-PST
´Ich habe dieses/jenes Buch gelesen.` (lokal sichtbar)
 anaphorische NPs:
(2)
Bi
ter/nuguu
nom*(-ig)
unsh-san.
ich
das
Buch-AKK
les-PST
´Ich habe das Buch gelesen.“ (diskursbekannt / im früheren Diskurs bekannt)
 bloße Nomen, die [+menschlich] sind und Einzigkeit (Weltwissen) ausdrücken, sind
definit.
(6)
Bi
yerunchiilegch*(-ig) har-san.
ich
Präsident-AKK
seh-PST
´Ich habe den Präsidenten gesehen.`
 possessive NPs, die definit sind:
a) Possessivpronomen:
(3)
Chi
minii
nom*(-ig)
har-san
u?
du
ich.GEN
Buch-AKK
seh-PST
Q
´Hast du mein Buch gesehen?`
b) Possessivpartikel:
(4)
Bi
nom*(-ig)
chin
har-san.
ich
Buch-AKK
2.PS.POSS
seh-PST
´Ich habe dein Buch gesehen`
c) refl.-possessive Suffix (kopfmarkierend):
(5)
Bi
nom-oo
unsh-san.
ich
Buch-RFL.POSS.AKK les-PST
´Ich habe mein Buch gelesen.`
2
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3.3 Indefinite NP
Mongolisch hat keinen „echten“ indefiniten Artikel. Das Zahlwort neg für „eins“ scheint sich
aber zu einem solchen zu entwickeln:
Zu den indefiniten NPs gehören, die NPs:
 mit dem Zahlwort neg ´eins` (indefiniter Artikel?):
(7)
Bi
neg
nom(?-ig)
unsh-san.
ich
ein
Buch-AKK
les-PST
´Ich habe ein Buch gelesen.`
 mit neg und Adjektive:
(8)
Bi
neg
zuzaan
nom(-ig)
ich
ein
dick
Buch-AKK
´Ich habe ein dickes Buch gelesen.`
unsh-san.
les-PST
 mit anderen Numeralien:
(9)
Bi
gurvan
nom(?-ig)
ich
drei
Buch-AKK
´Ich habe drei Bücher gelesen.`
unsh-san.
les-PST
 mit Indefinitpronomen:
(10)
Bi
amaralt-aa-raa
heden nom(?-ig)
ich
Urlaub-POSS-INSTR einige Buch-AKK
´Ich habe einige Bücher im Urlaub gelesen.`
unsh-san.
les-PST
Die Kasusmarkierung an die indefiniten DO ist optional, in manchen Fällen sogar fraglich.
Dies wird im Abschnitt 3.5 behandelt.
3.4 Inkorporierte NP
Unter inkorporierten NPs verstehe ich die Ausdrücke, die syntaktisch die Position des DO
einnehmen, semantisch aber keine Diskursreferenten einführen, und somit mit dem Verb
semantisch eine Einheit bilden.1 Sie werden nicht mit Akkusativ markiert, sondern meist
durch bloße Nomen realisiert, können aber auch adjektivische Modifikation erhalten.
(11)
Bi
(zuzaan)
nom(*-ig)
ich
dick
Buch-AKK
´Ich lese gerne (dicke) Bücher.`
unsh-ih
les-INF
durtai.
gern (oder mögen-COM??)
3.5 Bedingungen für DOM bei indefiniten NP
Wie die Beispiele in (7)-(10) in 3.3 zeigen, sind die Bedingungen für die
Akkusativmarkierung am indefiniten DO beschränkt. Die Hypothese in Tabelle 1 besagt, dass
die Akkusativmarkierung von der Spezifizität der indefiniten direkten Objekte abhängt. Da
im Beispiel (7) der Akkusativ selbst bei der spezifischen Lesart nach meiner Intuition kaum
akzeptierbar ist, nehme ich an, dass DOM bei indefiniten DO nicht nur von der Spezifizität
abhängt, sondern auch von weiteren Faktoren, die noch herauszufinden sind. Ein
naheliegender Faktor ist Belebtheit.
1
Siehe auch Dayal (2003) und Öztürk (2005).
3
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Wenn man statt unbelebten Objekten ein DO mit der Eigenschaft [+menschlich], z.B. ein
Mädchen, nimmt (12), ist der Akkusativ problemlos akzeptierbar, und tritt nun abhängig von
Spezifizität des DO auf.
(12)
a.
Bi
neg
ohin
har-san.
ich
ein
Mädchen
seh-PST
´Ich habe ein Mädchen gesehen`
 spezifisch oder nicht spezifisch
b.
Bi
neg
ohin-ig
ich
ein
Mädchen-AKK
´Ich habe ein Mädchen gesehen`
har-san.
seh-PST
 spezifisch
Der in (12) ausgedrückte Kontrast gilt für alle belebten Objekte, wie in Tabelle 3
zusammengefasst. Daher stelle ich die These auf, dass DOM bei indefiniten DO in erster
Linie von der Belebtheit der DO abhängt, und dann erst die Spezifizität eine Rolle spielt.
Definitheitsskala Pers.Pron
Eigennamen
Definite
NPs
Indefinite NPs mit Inkorporierte
neg
NPs
+spez
-spez
+/-
Belebtheitssala
+ menschlich
+
+
+
+ belebt
+
+
+
+/-
-
-
- belebt
+
+
+
(+)/-
-
-
Tabelle 3: Belebtheit für DOM bei indefiniten NPs
3.6. Weitere Faktoren
Die Kasusmarkierung zeigt an, dass das DO spezifisch ist. Auf der anderen Seite kann aber
auch ein DO ohne Kasusmarkierung spezifisch sein. Die für die Zelle +spez, +belebt
aufgezeigte Optionalität sollte also von weiteren Faktoren abhängen. Um diese
herauszufinden, werden folgende Hypothesen im Zusammenhang mit verschiedenen
semantischen und pragmatischen Aspekten der DOM aufgestellt.
Hypothese 1: Belebtheit des DO: je höher die Position auf der Belebtheitsskala desto
wahrscheinlicher ist die Akkusativmarkierung.
Hypothese 2: Diskursprominenz: das Auftreten des Akkusativsuffixes am DO ist
wahrscheinlicher, wenn es im nächsten Satz anaphorisch wieder aufgegriffen
wird.
Hypothese 3: Die Akkusativmarkierung am indefiniten DO eines Verbs hängt von der
jeweiligen Verbsemantik ab, wie z.B.:
a.
Verben, die DO in unterschiedlicher Belebtheitseigenschaften selegieren
b.
intensionale Verben: suchen
c.
Verben mit DO, deren Existenz schrittweise (incrementel theme) entsteht.
d.
Verben, die die Änderung der direkten Objekte veranlassen.
Hypothese 4: Skopus: skopale Verhältnisse im Satz lösen differentielle Objektmarkierung
am indefiniten direkten Objekt aus.
Um diese Hypothesen zu testen, führte ich diesen Sommer in der Mongolei eine empirische
Befragung in Form eines Fragebogens durch. Die Fragebögen habe ich ausgewertet und
kann nun die Ergebnisse im nächsten Abschnitt diskutieren.
4
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4. Fragebogen
4.1. Die Struktur der Fragebögen
Insgesamt gab es 75 Testsätze zur DOM und 100 Füllsätze, die in 4 verschiedenen
Fragebögen aufgeteilt wurden. Ein Informant beurteilte 18 oder 19 Testsätze mit DOM (19
Testsätze in 3 Fragebögen, 18 Testsätze in einem Fragebogen).
Es wurden 320 Informanten befragt, so dass jeweils 80 Informantenbeurteilung, pro Testsatz
gibt..
Von 320 Informanten waren 160 Studenten und 160 Beamten und Angestellten.
Die Informanten sollten die Testsätze nach ihrer Wohlgeformtheit und vor allem nach ihrer
Akzeptabilität (´wie gut der Satz klingt`) beurteilen, indem sie eine Bewertungsskala von 1
bis 6 verwenden, wobei 1 für sehr schlecht und 6 für sehr gut steht.
4.2. Ergebnisse zur Belebtheit
Hypothese 1: Belebtheit der DO: je höher die Eigenschaft der direkten Objekte in Belebtheit
desto wahrscheinlicher ist die Akkusativmarkierung.
Hierfür wurde das Verb unseh ´küssen` gewählt und Testsätze mit indefiniten DO in
unterschiedlicher Belebtheit gebildet.
Die Testsätze bestanden aus [+menschlichen] Subjekt Bold ´Eigenname` und aus (a)
[+menschlichen] Objekt neg ohin ´ein Mädchen` und (b) [+belebten] Objekt neg melhii ´ein
Frosch` und (c) unbelebten Objekt hul bumbugiin zom ´Fussballpokal`. Ein weiterer Testsatz
wurde gebildet mit einem [+belebten] Subjekt neg nokhoi ´ein Hund` und einem [+belebten]
Objekt neg muur ´eine Katze`:
a.
b.
c.
d.
Bold will heute ein Mädchen küssen.
Bold will einen Frosch küssen.
Bold will einen Fussballpokal küssen.
Märchen: ein Hund küsst eine Katze
Die indefiniten DO der Testsätze bestanden aus neg ´eins` mit Kopfnomen und entweder mit
Kasus (AKK) oder ohne Kasus (NOM). Die Informanten erhielten nur eine Form. Zu jeder
Form gab es 2 Kontexte, einmal einen spezifischen Kontext und einmal einen nichtspezifischen Kontext. D.h. die Informanten beurteilten einen Testsatz zu zwei Kontexten,
indem sie zu jedem Kontext eine Beurteilung gegeben haben. In den nächsten Tabellen
werden die Ergebnisse der Fragebögen zur Hypothese 1 zusammengefasst.
a. Bold will ein Mädchen küssen.
nicht spezifischer Kontext
NOM
3,7 
AKK
3,5
TTEST2
-
spezifischer Kontext
4,4
4,6 
-
TTEST
0,005
5,9E-06
Tabelle 4 [+ menschlich] DO
Im nicht-spezifischen Kontext ist die NOM-Form des indefiniten DO etwas besser bewertet,
während im spezifischen Kontext AKK besser bewertet wurde. Beide Unterschiede sind nicht
signifikant. Auf der anderen Seite wurde aber deutlich, dass die Sprecher den spezifischen
Kontext für menschliche Objekte unabhängig von der Kasusmarkierung signifikant
2
TTEST überprüft, ob die Ergebnisse statistisch signifikant sind. Wenn die TTEST der Ergebnisse weniger als
0,05 ist, sind die Ergebnisse statistisch signifikant.
5
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bevorzugen. Bei Akkusativmarkierung ist die Spezifizität jedoch noch etwas stärker präferiert
als NOM, was die in (12) aufgestellte Intuition als Tendenz bestätigt.
Eine weitere Erklärung könnte sein, dass bereits der „indefinite Artikel“ neg eine indefinitspezifische Lesart ausdrückt.
b. Bold will einen Frosch küssen.
nicht spezifischer Kontext
NOM
4,5 
AKK
3,7
TTEST
0,002
spezifischer Kontext
3,8 
3,4
0,07
TTEST
0,001
Tabelle 5 [+belebt] DO
-
Hier können wir zwei Boebachtungen machen: Erstens sind sowohl im spezifischen als auch
im nicht-spezifischen Kontext die NOM-Form des indefiniten DO präferiert worden.
(signifikant)
Zweitens wurden die NOM-Form im nicht spezifischen Kontext (signifikant) besser bewertet.
Der Testsatz (c) „Bold will einen Fussballpokal küssen.“ zeigte kein signifikantes Ergebnis,
da das DO khul bumbugiin zom ´Fussballpokal` vermutlich von den Informanten durch seinen
deskriptiven Inhalt prototypischer Weise als der Pokal, also als einzig und damit als definite
NP verstanden wurde.
In dem nächsten Testsatz unterscheidet sich das DO in Belebtheit und in Definitheit nicht
vom Subjekt.
c. Märchen: ein Hund küsst eine Katze.
nicht spezifischer Kontext
NOM
3,9 
AKK
3,7
TTEST
-
spezifischer Kontext
3,5
3,5
-
TTEST
Tabelle 6 [+belebt] Subjekt und Objekt
In diesem Fall ist die morphologische Markierung am direkten Objekt ziemlich neutral, wobei
im nicht-spezischen Kontext die NOM-Form etwas besser bewertet ist.
4.3 Ergebnisse zur Diskursprominenz
Hypothese 2: das Auftreten des Akkusativsuffixes am DO ist wahrscheinlicher, wenn es im
nächsten Satz anaphorisch wieder aufgegriffen wird.
Die These ist, dass DOM Diskursprominenz anzeigt, Diskursprominenz wurde wiederum als
die Eigenschaft einer NP gedeutet, im weiteren Kontext anaphorisch wieder aufgegriffen zu
werden. NPs hingegen, auf die im weiteren Text nicht erneut anaphorisch verwiesen werden,
haben einen geringe Diskursprominenz. Hierzu wurden konstruiert:
1)
2)
3 Testsätze mit indefiniten DO (unterschiedlich in Belebtheit) mit Akkusativ.
Diese 3 Sätze traten je in 3 Kontexten auf.
a)
b)
c)
Koordination
Anapher im 2. Satz
kein Anapher
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Anaph. im 2.Satz
(b)
4,7
Kein Anapher
(c)
4,4
Mittelwert
ein Mädchen küssen
Koordination
(a)
4,8
einen Hund streicheln
4,0
3,9
3,4
3,7
ein Buch lesen
3,7
3,3
3,6
3,5
4,6
Tabelle 7 Diskursprominenz
1)
2)
Bei belebten DO sind die Kontexte (a und b) etwas besser als Kontext (c). Die
Kontexte (a) und (b) sind fast identisch. Beim „ein Buch lesen“ ist der Wert für den
Kontext (c) identisch mit (a)
Für alle Kontexte gibt es eine Variation bezüglich der Belebtheit.
4.4 Ergebnisse zur Verbsemantik
Hypothese 3: Die Akkusativmarkierung am indefiniten DO eines Verbs hängt von der
jeweiligen Verbsemantik ab
Hierzu wurden Sätze mit verschiedenen Verbtypen getestet. Ich werde hier nur einen Kontrast
darstellen.
a. Bold hat ein Buch gelesen. (Das Verb selektiert nur unbelebte DO.)
b. Bold hat einen Brief geschrieben. (DO  incrementel theme )
nicht spezifischer Kontext
spezifischer Kontext
ein Buch lesen
NOM
AKK
4,1
3,6
4,0
einen Brief schreiben
NOM
AKK
4,2
4,3
4,2
3,4
TTEST
4,4
0,0001
Tabelle 8 Verbsemantik
Der Kontrast zwischen den markierten Zellen zeigt, dass die Akkusativmarkierung am DO
mit inkremtieller Eigenschaft präferiert wird, d.h. wenn die Existenz eines Objekts geändert
wird. Mit DOM wird die Betroffenheit eines Objekts der Verbhandlungen angezeigt.
4.5. Ergebnisse zum Skopus
Hypothese 4: Skopus: skopale Verhältnisse im Satz löst die differentielle Objektmarkierung
der indefiniten Objekte aus.
Die Testsätze bestanden aus einem Allquantor udur bulgun ´jeden Tag` und einem indefiniten
DO mit oder ohne Kasusmarkierung. Und zu jeder Kasusform gab es zwei Kontexte, so dass
die Informanten zu jeden Kontext den Testsatz beurteilt haben.
Die DO in den Kontexten haben sich i) jeden Tag auf verschiedenen Referenten und ii) jeden
Tag auf denselben Referenten bezogen.
Die Ergebnisse zeigen, dass im Skopus mit extensionalen Operator, wie „jeden Tag“ das
indefinite DO mit Akkusativ eine signifikante Präferenz für weiten Skopus hat.
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a. Bold will jeden Tag ein Lied hören.
ein Lied hören
einen Film anschauen
NOM
AKK
TTEST
NOM
AKK
TTEST
versch. Ref.
4,0 
3,1
0,001
4,7
3,6
1,2E-05
derselbe Ref.
4,4
4,7 
0,1
4,0
4,6
0,006
TTEST
0,08
4,0E-10
0,002
3,9E-05
Tabelle 9 Skopus 1
b. Bold will jeden Tag eine Zeitung lesen.
NOM
AKK
TTEST
versch. Referenten
4,4 
3,6
0,001
derselbe Referent
4,5
5,1 
0,01
-
6,6E-10
TTEST
Tabelle 10 Skopus 2
5. Zusammenfassung
DOM im Mongolischen ist abhängig:
1. von der Definitheitsskala.
2. von der Belebtheit
3. von der Spezifizität, wobei skopale Spezifizität ein stärkerer Auslöser ist, als
epistemische.
Weitere Faktoren, wie Diskursprominenz und Verbsemantik spielen auch eine Rolle. Diese
Faktoren funktionieren nicht unabhängig voneinander, sondern vielmehr interagieren sie, wie
die Tabelle unten zeigt.
Pers.Pron Eigennamen
+
+
Definite
NPs
+
Indefinite NPs mit neg
+spec
-spec
+
-
Inkorporierte NPs
(z.B. bare noun)
-
…
Indefinite NPs mit neg
epist. +spec
+mensch
+/-
Indefinite NPs mit neg
epist.-spec
-
skop. +spec
+
skop. -spec
-
+belebt
+/-
-
+
-
-belebt
-
-
+
-
Tabelle 11 Bedingungen für DOM im Mongolischen
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6. Literatur
Aissen, Judith (2003): Differential Object Marking: Iconicity vs. Economy. In: Natural Language and
Linguistic Theory 21, 435-483
Bossong, Georg (1985): Empirische Universalienforschung. Differentielle Objektmarkierung in den
neuiranischen Sprachen. Tübingen: Narr
Dayal, V. (2003): A semantic for pseudo incorporation. Rutgers University
Enç, Mürvet (1991): The Semantics of Specificity. Linguistic Inquiry 22, 1-25.
von Heusinger, Klaus & Kaiser, Georg (2007): Differential Object Marking and the Lexical Semantics
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Fachbereich
Sprachwissenschaft, Universität Konstanz, 83-111.
von Heusinger, Klaus & Kornfilt, Jaklin (2005): The case of the direct object in Turkish: Semantics,
Syntax and Morphology. Turkic Languages 9, 3-44.
Kornfilt, Jaklin (1997): Turkish. Routledge: London.
Öztürk, B. (2005): Case, Referentiality and phrase structure. J.B. Publishing Company. Amsterdam
Poppe, Nikolaus (1952): Khalkha-Mongolische Grammatik. Franz Steiner Verlag: Wiesbaden
9
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