Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Bauteile der Leistungselektronik 1. Einsatzgebiete 2. Thyristoren 3. Leistungs - FETs 4. weitere Leistungshalbleiter 5. Kühlung 6. Ansteuerschaltungen 7. Messung der Lastströme 1. Einsatzgebiete Schrittmotoransteuerelektronik, DC-DC-Wandler, AC-DC-Netzteile, Gleichstromsteller ( Drehzahl/Momenteinstellung bei GM-Motoren ), Wechselrichter ( AC-Motor aus Gleichspannungsnetz gespeist ), Frequenzumrichter ( Drehzahlverstellung von Asynchronmotoren ), Dimmer ( Heizlasten, Lampen, Hochdrucklampen,.. ), Ansteuerung von Magnetventilen; und Magneten,.. Sämtliche Lösungen die heute elektronisch mit Leistungshalbleitern realisiert werden, mussten früher sehr aufwendig mit Maschinenumformern, Transformatoren, Quecksilberdampfgleichrichtern usw. mit schlechteren Wirkungsgraden, wesentlich größerem Bauvolumen und höherem Preis realisiert werden. Stüttler PA 1/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 2. Thyristoren 2.1 Thyristorbauelemente Thyristoren finden vorwiegend in der Leistungselektronik zum Schalten großer Leistungen Verwendung. Sie ersetzen heute zu 100% die schon in den 30er Jahren für dieselben Applikationen eingesetzten gittergesteuerten Quecksilbergleichrichter. Auch der Tyhristor ist ein gesteuerter Gleichrichter. Ohne Ansteuerung sperrt er in beiden Richtungen. Ein Ansteuerimpuls schaltet ihn zum Gleichrichter um. Sie schalten mehrere 1000V und einige 1000A. Thyristoren wie auch FETs dürfen parallel geschaltet werden. Bei Thyristoren liegt der Grund im den Strom bestimmenden Bahnwiderstand, der in Verbindung mit dem Widerstand der vorgeschalteten Sicherungen eine gute Stromaufteilung garantiert. Bei FETs liegt der Grund im positiven Temperaturkoeffizienten von unipolaren Transistoren. Kathode Gate Anode ohne Zündimpuls mit Zündimpuls bei kleiner Spannung I mehrere Zündimpulse mit Hysterese, Ausräumstrom I U I U U Die Dauer der Zündimpulse und deren Höhe darf Mindestwerte nicht unterschreiten. Hohe Zündimpulsströme ( 1.5A) führen zu schnellen Schaltvorgängen und kleinen Schaltverlusten. Die Einschaltzeit liegt im Bereich von 10s. Die Zündimpulsdauer muss so groß sein, dass der Laststrom den Haltestrom überschreitet. Ansonsten fällt das Ventil in den Sperrzustand zurück. Thyristoren eignen sich deshalb nur für niedere Schaltfrequenzen ( 1kHz). Der Laststrom-Stromanstieg wir durch die Streuinduktivitäten – insbesondere die des versorgenden Trafos begrenzt. Er soll 100A/s nicht überschreiten um eine örtliche Überhitzung des Siliziums zu vermeiden. Schnelle Stromanstiege führen überdies infolge des begrenzt schnellen Durchschaltens und Spannungsabbaus zu großen Schaltverlusten. Sehr hohe Spannungsanstiege zünden den Thyristor ohne Zündimpuls aufgrund der vorhandenen Anoden - Gate – Kapazität. Sie müssen vermieden werden. Auch deshalb ist der Thyristor nur für kleine Schaltfrequenzen bis max 1kHz geeignet. Eine Ausnahme bilden die sogenannten RLTs (rückwärtsleitende Thyristoren) – mit ihnen können Schaltfrequenzen bis zu 25kHz realisiert werden. Der Ausschaltvorgang wird eingeleitet indem eine negative Spannung an das Ventil angelegt wird. Eine Abschaltung über das Gate ist nicht möglich! Ähnlich wie bei Dioden tritt eine Rückstrom auf. Nach der Freiwerdezeit kann der Thyristor wieder Sperrspannung in Durchlassrichtung halten. Stüttler PA 2/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Einschaltvorgang Ausschaltvorgang I(t) Ausschaltvorgang mit parasitären L,C U(t) I(t) Pv(t) tq U(t) t 2s Thyristoren können Ströme und Spannungen bis über 3000A / 5000V schalten. Höhere Spannungen können geschaltet werden indem Thyristoren in Serie geschaltet werden ( wie auch Dioden ). Allerdings ist eine Symmetrierung der Spannung nötig. Die RC-Schutzbeschaltung verhindert Bauteilüberspannungen : Die große thermische Kapazität von Thyristoren erlaubt einen wirksamen Schutz gegen Überströme mit ausgewählten superflinken Schmelzsicherungen. GTO : Stüttler PA Beim GTO handelt es sich um einen mit einem kräftigen negativen Gateimpuls abschaltbaren Thyristor. Damit vereinfachen sich insbesondere die Selbstführung von Gleichstromstellern mit Thyristoren. 3/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 2.3. Anwendung 2.3.1 Thyristordrehzahlsteuerung für Gleichstrommotor Umot 60V~ 2uF t 300 Ugate ( Zünd-’Impulse’) GM 2.3.2 Stromrichtertechnik Siehe entsprechende Unterrichtskapitel. 2.4 Triacbauelement 2.5 Triac-Kennlinien I Der Triac ist in beide Richtungen durchsteuerbar. Man kann ihn sich aus zwei antiparallelgeschalteten Thyristoren vorstellen. Triacs werden nur für kleiner Leistungen gebaut. Stüttler PA U 4/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 2.6 Anwendung Triacdrehzahlsteuerung für Universalmotor ( Wechselstromdimmer ) Der Triac ist in beide Richtungen durchsteuerbar. Man kann ihn sich aus zwei antiparallelgeschalteten Thyristoren vorstellen. Triacs werden nur für kleiner Leistungen gebaut. SITACs sind optisch – also potentialfrei ansteuerbare Triacs ( hauptsächlich für Netzspannung und bis zu 0.5A ). Umot 60V~ 2uF t 300 Ugate ( Zünd-’Impulse’) M~ 3. Leistungsfets 3.1 Einführung 3.1.1 Typen von FETs Smart Power FET TopFet, TempFet HitFet Sensefet BiFET : HEXFET, SIPMOS,.. Stüttler PA auf dem Silizium sind das Leistungsbauteil und zusätzliche Signalverarbeitungsfunktionen – insbesondere zum Schutz und zur Ansteuerung des FETs eingebaut gehören zu den SmartPower Bauteilen und verfügen über ESD-Schutz, Temperaturüberwachnung ( includiert Kurzschlußschutz ) und Abschaltung; Bisweilen ist ein Fehler-Pin vorhanden TempFet mit zusätzlicher eingebauter Strombegrenzung verfügt über ein zusätzliches Pin das einen dem Lastrom proportionalen Strom liefert ; Meist kombiniert mit TempFets Kombination von bipolaren- und FET-Transistoren dadurch kleine Einschaltwiderstände wie bipolare Transistoren, also kleine Leitungsverluste Siehe auch IGBT sind herstellerspezifische Bezeichnungen für Leistungs-FETs 5/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 3.1.2 Aufbau ( HEXFET ) Die Vorteile der FETs sind ein nahezu leistungsloses Schalten, hohe Schaltfrequenz und kleine Schaltverluste und bei kleinen Sperrspannungen auch kleine Durchlassverluste. Die Optimale Flächenausnutzung des Siliziums und damit bei gegebener Fläche den größt möglichen Strom erhält man in einer Anordnung von sechseckigen Gates. Es werden vorwiegend selbstsperrende n-Kanal-FETs verwendet. Selten p-Kanal-FETs weil ihre Herstellung teuerer ist und eine kleinere Produktpalette verfügbar ist. Leistungsfets sind durchwegs vertikal aufgebaut. So wird das Silizium optimal zur Stromleitung genutzt. ID D Uth UG G S Source Metallmetallization Source N P N Silicongate Gateoxid N Drain Der P-Bereich unter dem positiv geladenen Gate wird vom entstehenden Inversionsbereich durchdrungen. Dh. Der FET leitet, wenn am Gate eine positive Spannung liegt. Der P-Bereich der Source und das N - Drain bilden eine parasitäre Diode, die oft als Freilaufdiode in Schaltkreisen fungiert. Für HEXFETs gelten dieselben Vorsichtsmaßnahmen in der Handhabung wie für FETs. Die Gatespannung darf +-20V ( +-10V bei Logic -HEXFETs ) nicht überschreiten werden. Die SIPMOS ( Siemens-MOS-Transistoren ) sind aus quadratischen Zellen aufgebaut. 3.1.3 FET -Kennlinien Ptot = f(Tc) Ptot IDmax = f(Tc) IDmax 100 SOAR für D=0.01 ID transienter Rth Rth D= 0.5 0.1 tP =10u 100 rDson 10-2 100 10 1m 100m DC 50 10 0 0 0 40 170 T c 1 0 130 170 0.1 1 10 0.01 10-4 10-6 UDS 10-7 10-5 10-3 tP Der transiente thermische Widerstand erlaubt die einfache Kühlkörperberechnung im Pulsbetrieb. Allerdings sind die variablen Schaltverluste nicht berücksichtigt. Stüttler PA 6/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Übertragungskennlinie Ausgangskennlinien 20 10 ID 8 UG = ID Einschaltwiderstand rDson 6V UG = 6V 8 5V 10 4V 20 Uth ~3V Uth > 2IDrDson UG UDS ID 3.1.3 FET -Kapazitäten Ersatzschaltbild C=f(UDS,UG) QG=f(UDS,UG) C/nF UG Cgd UDS =10 40V Ciss,UG=10V 1 UDS = 10 40V Ciss,UG=0V Coss, UG=0V Crss, UG=0V Rg Cds 0.1 Cgs Coss = Cds + Cgd Crss = Cgd Ciss = Cgs + Cgd 0.01 0 20 40 UDS QG ~IG*ts QG 3.2 Schalten induktiver Lasten An geschalteten induktiven Lasten entstehen Selbstinduktionsspannungen. Die größten Spannungen entstehen beim schnellen Schalten großer Ströme ( L*di/dt ). Schnelles Schalten ist in Hinblick auf die Schaltverluste nötig. Freilaufdioden dienen zum Schutz vor Selbstinduktionsspannungen. Die Avalanchefestigkeit spezifiziert die spannungsmäßige Überlastungsfähigkeit des FETs aufgrund Störungen und Schaltspikes. UDS UDS Leitungs- UDS Induktivität ohne Freilaufdiode Stüttler PA mit Freilaufdiode und parasit. Ind. mit Freilaufund Zenerd. ‚Snubber’ 7/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Beachten Sie, dass auch beim Schalten von ohmschen Lasten durch die Leitungsinduktivitäten Schaltspannungspeaks auftreten. Obiges ‚Snubber-Netzwerk’ schützt, wenn der Widerstand niederohmig ist. Dann besteht aber Schwinggefahr. Außerdem belastet der Kondensatorentladestrom den Halbleiter beim Einschalten zusätzlich. Besser ist die untenstehende Schaltung. Der Kondensator fängt über die Diode die Schaltpeaks niederohmig auf. Die Diode verhindert ein Schwingen. Der hochohmigere Widerstand entlädt den Kondensator und verhindert eine größere Belastung der Halbleiter beim Einschalten. Allerdings entsteht im Snuber-Netzwerk immer eine Verlustleistung. Mit einer Klemmdiodenschaltung können die Verluste im Snubber-Netzwerk reduziert werden. 3.3 Millerkapazität Cgd Die Millerkapazität bewirkt eine Rückwirkung eines sich ändernden Drainpotentiales auf das Gate. UDS Cgd UGS ohne mit Zenerdode Über die Millerkapazität wird das Gate bei steigender Drainspannung mitgezogen. Dagegen wirken die Quellenimpedanz Z und CGS. Bei hochohmiger Quelle ( z.B. infolge Streuinduktivitäten ) steigt die Gatespannung um UDS* CDG/( CDG+ CGS) ≈ UDS/6 und der FET kann einschalten. Während der Draintransienten scheint das Gate vom Steuerkreis entkoppelt. Andererseits wirkt diese Tendenz zum Einschalten der Draintransienten entgegen. Die Spannungsänderungsgeschwindigkeit wird durch C GD begrenzt. Gleichzeitig wird die Ausschaltgeschwindigkeit des FETs durch CGD limitiert. Eine schnell abnehmende Drainspannung hingegen erzeugt ein abnehmendes Gatepotential. In diesem Fall sind kaum begrenzende Mechanismen im Spiel und die Gatespannung kann –20V eventuell überschreiten. Als Maßnahme zum Schutz des Gates wird die strichlierte Zenerdiode eingebaut. Negative Peaks werden völlig, positive bei 15-18 V gekappt. Die Funktion des FETs wird dadurch nicht negativ beeinflusst. Weiters ist eine niederohmige, induktivitätsarme Treiberschaltung wichtig. Stüttler PA 8/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Ein/Ausschaltvorgang im Detail betrachtet : UDS ID UG t0 t1 t2 t3 t4 ta0 ta1 ta2 ta3 t0 Gateimpulse wird angelegt t1 Tresholdvoltage erreicht, der FET beginnt zu leiten, die Spannungszunahme am Gate ist allerdings reduziert wegen der Selbstinduktionsspannung der Sourcstreuinduktivität und wegen der Rückwirkung des abnehmenden Drainpotentials auf das Gate wegen des Millereffektes t2 Der FET hat den vollen Laststrom übernommen, er steigt aber weiter weil die Ladungen im PN-Übergang der noch leitenden Freilaufdiode ausgeräumt werden müssen t3 die Freilaufdiode beginnt zu sperren, der Drainstrom nimmt auf den Lastrom hin ab, die Diode schließt das Drain nicht mehr zur Versorgungsspannung hin kurz, die Drainspannung beginnt zu sinken, bis t 4 nimmt die Gatespannung aufgrund des Millereffektes nicht zu und die Drainspannung so schnell ab, wie die Millerkapazität die Gate –Source -Kapazität und der Quellenwiderstand am Gate bestimmen t4 der FET ist eingeschaltet, der Millereffekt unwirksam die Gatespannung steigt rasch ta0 die Gatespannung sinkt bis ta1 dort ist die Spannung erreicht bei der FET zu sperren beginnt und die Drainspannung steigt ta1 bis ta2 die Drainspannung steigt bestimmt durch die Millerkapazität und den Quellenwiderstand, bzw. den Strom den die Quelle liefert ta2 die Drainspannung ist voll aufgebaut der Drainstrom sinkt entsprechend der fallenden Gatespannung, deren Abnahme durch die Quellenimpedanz und die Gate –Source -Kapazität bestimmt wird ta3 der FET ist ausgeschaltet Stüttler PA 9/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 4. Weitere Leistungshalbleiter 4.1 IGBT und Transistoren Bipolare Transistoren haben den Nachteile, dass sie nicht ohne weiteres parallel geschaltet werden dürfen. Außerdem weisen sie im durchgeschalteten Zustand nicht reduzierbare Verluste aufgrund der Sättigungsspannung und darüber hinaus große Schaltverluste und einen großen Steuerleistungsbedarf auf. Vorteile gegenüber den FETs haben Sie aber bei großen Spannungen. Während der Einschaltwiderstand von FETs mit zunehmender Spannung ansteigt und damit auch die Durchlassverluste zunehmen, sind die Verhältnisse bei bipolaren Transistoren wesentlich günstiger. Die Durchlassverluste sind nicht bei Transistoren mit großer Sperrspannung kleiner. Außderdem sind Transistoren auch mit großen Sperrspannungen und gleichzeitig großen Durchlassströmen erhältlich. Schaltleistungen bis mehrere 100 kW sind möglich. Nur der Thyristor weist noch größere Schaltleistungen auf. Um die beträchtliche Ansteuerleistung des bipolaren Transistors zu reduzieren, kann er mit einem leistungslos steuerbaren FET kombiniert werden. Der FET steuert den Transistor an. Diese Kombination von Transistor und FET auf einem Silizium-Chip wird IGBT genannt. Er vereint den Vorteil des Transistors nämlich die geringen Durchlassverluste mit mit dem Vorteil der leistungslosen Ansteuerung des FET. Die Schaltfrequenz ist aufgrund des langsamen Bipolartransistors auf 10kHz begrenzt. IGBTs werden zunehmend eingesetzt. IGBTs sind schlecht parallelschaltbar. 4.2. MCT Der MosControlledThyristor besteht aus einem GTO und einem ansteuernden FET. Der Thyristor ist damit leistungslos steuerbar. Der Vorteil gegenüber dem IGBT und dem LeistungsFET sind die hohe Schaltleistung und die kleinen Verluste. Nachteil : nur kleinste Schaltfrequenzen wie beim Thyristor. 4.3. Dioden Dioden werden als Gleichrichter und als Freilaufdioden eingesetzt. Zur Reduktion der nicht unbeträchtlichen Durchlaß- und Schaltverluste sowie zum Schutz vor Schaltspitzen beim Schalten induktiver Lasten und zum Schutz der Halbleiterschalter vor großen Rückstromspitzen werden durchwegs sehr schnelle Schottkydioden und Fast -Recovery -Dioden eingesetzt. Der Diodenspannungsabfall muss in der Leistungselektronik für Standarddioden mit 1V und für Schottkydioden mit 0.5V angenommen werden. Genauere Daten finden sich in den Datenblättern. Problematisch sind Schottkydioden mit hohen Sperrspannungen. Freiwerdezeit der Freilaufdiode Das Zuschalten eines FETs in den Stromkreis in dem die Freilaufdiode noch Strom führt, hat zur Folge, dass kurzzeitig hohe Ströme im FET fließen , weil die Quelle über den FET und die Diode kurzgeschlossen ist bis die Diode endlich in den sperrenden Zustand übergeht. Dabei fließt durch die Diode sogar kurzzeitig ein großer Strom in Sperrrichtung, der die Ladungsträger aus dem PN -Übergang ausräumt. Zusätzlich fließt über den FET der Laststrom der von der Diode auf den FET überwechselt. Der Ausräumstrom vergrößert die Schaltverluste. Nötig ist deshalb die Verwendung von schnell sperrenden Freilaufdioden ( fast recovery diode ). Deshalb ist die Verwendung der FET internen Freilaufdiode problematisch. Sie kann eventuell zu langsam sein und auch eventuell die hohen Ausräumströme nicht verkraften. Externe Fast -Recovery -Dioden sind sicherer. Auch durch Reduktion der Schaltgeschwindigkeit wird die Höhe des Ausräumstromes reduziert ( allerdings die Schaltverluste erhöht ). Stüttler PA 10/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 5. Kühlung und Strombelastbarkeit 5.1 Wärmeproblematik Halbleiter – PN – Übergänge dürfen Temperaturen von 150°C nicht überschreiten. Höhere Temperaturen führen zur Zerstörung. Erlaubte hohe Temperaturen führen zu schneller Alterung des Bauteils. Um die Wärme gut abzuführen und hohe Temperaturen zu vermeiden sind folgende Maßnahmen möglich : - Kühlkörper ( passive Kühlung ) - Kühlkörper mit gutem K/W – Wert ( passive Kühlung ) - aktive Kühlung mit Gebläse oder Wasserkühlung - Heatpipes - Peltierkühlung - Reduktion der Verlustleistung - Vermeidung von hoher Umgebungstemperatur ( oft ist allerdings 85°C Umgebunstemp. gefordert ) - Halbleiterbauteile im Schaltbetrieb : große Siliziumfläche bei HEXFETs gibt kleinen Einschaltwiderstand damit kleine Verlustleistung und außerdem gute Wärmeüberleitung ans Bauteilgehäuse Halbleiter mit besonders guten leistungselektronischen Eigenschaften sind in Entwicklung ( Si-Karbid,.. ). Üblicherweise werden die nötigen Kühlkörper mit dem Datenblatt des Bauteiles bestimmt. 5.2 Grundlagen für thermische Analysen Der Effektivwert des real fließenden Stromes Ieff darf ID und der Spitzenwert des real fließenden Stromes Imax darf ID(max) nicht überschreiten. Der Effektivwert eines geschalteten Stromes ergibt sich zu : Ieff = Imax*D0.5, D= te/T Imax te T Maximale Verlustleistung Pv eines FET Pv = Ieff2 rDSon [1+0.007( ∆TJC+25-TA)] + WSW*f + f*U*Irr*trr/2 Ieff .. Stromeff-Wert ∆TJC .. Temp-Diff. Junction-Case RD(on) .. RD bei 25°C TA .. Umgebungstemp. mit I2eff = I2max* te/T Irr .. Rückstrom f .. Schaltfrequenz WSW .. Schaltverlust pro Periode Maximale Verlustleistung Pv eines Bipolartransistors Pv = I UCE + IB UBE + WSW*f UCE .. Sättigungsspannung; UBE .. ca. 0.7V – 1V; IB .. Basisstrom Der Schaltverlust pro Periode kann nur bei schnell geschalteten FETs und einer Schaltfrequenz unter 20kHz vernachlässigt werden. Dann kann der Kühlkörper über P v = = Imax*rDSon ( bzw. Imax*UCE ) und den dynamischen thermischen Widerstand bestimmt werden. Die genaue Berücksichtigung der Schaltverluste ist schwierig. Eine grobe Näherung lautet : WSW = U*I*ts /2 (geschaltete induktive Last ) WSW = U*I*ts /6 (geschaltete ohmsche Last ) mit : U .. geschaltete Spannung I .. geschalteter Strom ts .. Schaltzeit Manchmal findet man in Datenblättern Hilfe - insbesondere in Diagrammen W SW = f(UCE ,RG ,UG ,ID ) aus denen WSW bestimmt werden kann. Stüttler PA 11/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 5.3 Kühlkörperberechnung Meistens versucht man mit passiver Kühlung ( Kühlkörper ohne Lüfter ) das Auslangen zu finden. Die Berechnung vom wärmetechnischen Zusammenhängen erfolgt ähnlich wie die Berechnung von Gleichstromschaltkreisen : mit dem ‚ohmschen’ Gesetz für die Wärmeleitung. Die nachfolgende Formel wird üblicherweise auch bei geschalteten Transistoren verwendet. Dann wird ein aus dem Datenblatt entnommener fiktiver thermischer Widerstand, der das Tastverhältnis und die Einschaltdauer berücksichtigt eingesetzt. Pv = T / Rth Pv .. Verlustleistung [W]; Rth .. thermischer Widerstand, Wärmewiderstand [K/W] T .. Temperaturunterschied [°C] Dem Strom entspricht die Verlustleistung die vom PN-Übergang über die Wärmewiderstände des Halbleiters und des Kühlkörpers in die Umgebung abfließt. Der Spannung entspricht die Temperturdifferenz Sperrschicht – Umgebung. Den ohmschen Widerständen entsprechen die Wärmewiderstände des Halbleiters und des Kühlkörpers. Gate Sourcepad HEXFET ( Ausschnitt ) TJ Drainpad RJC Gehäuse TC RCK Warmeleitpaste / Isolierfolie ( Glimmerblättchen,..) TK Kühlkörper RKA PT TA Die Verlustleistung PT muß über die Wärmewiderstände des Leistungsbauteils RJC , des Übergangs GehäuseKühlkörper RCK und des Kühlkörpers RKA abgeführt werden : PT = ∆TJA / [ RJC + RCK + RKA ] .. ‚ohmsche’ Gesetz der Wärmeübertragung Nach der Verlustleistungsberechnung wird aus dieser Formel RKA bestimmt und der nötige Kühlkörper ausgewählt ( bei jedem Kühlkörper muß der Wärmewiderstand in K / W angegeben sein ), bzw. ein anderer HEXFET gewählt, dessen Einschaltwiderstand kleiner/größer ist, eine aktive Kühlung oder wenn der Kühlkörper zu groß ist eventuell eine Heatepipe eingebaut,.. – siehe oben. Stüttler PA 12/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 6. Treiberschaltungen 6.1 Für Thyristoren und Triacs Impulstrafo und Unijunktion - Transistor Unijunktion-Transistor : 230V~ IE B2 Parameter : UB1-B2 E B1 UE Triggerdiode zur Steuerimpulserzeugung Die Triggerdiode ( Diac ) zündet bei Erreichen einer Zündspannung durch ( wird niederohmig ). Der Diac benötigt keine Zündimpulse. Dieser Effekt tritt für beide Polaritäten auf. Allerdings weisen Diac`s hohe Durchbruchspannungen auf und sind daher nur für Schaltungen mit höheren Spannungen geeignet. Alternative : Unijunction Transistor und spez. elektronische Schaltungen TCA 780 15V Usteuer 0-10V von anderem TCA A1 sync A2 Impulsform Stüttler PA 13/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 6.2 Low-Side-Treiber für FETs Wichtig sind je nach Eingangskapazitäten niederohmige Ansteuerung und sicheres Über/unterschreiten der Tresholdspannung. TTL – Ausgänge müssen mit PullUp-Widerständen nach + hin verstärkt werden. mit TTL mit TTL-Hochspannungstreiber mit Gegentaktendstufe 12V 5V 12V 680Ohm 680 1k 7407 74LS05 Linearansteuerung mit Spannungsfolger und Gegentaktendstufe 7407 Flankenbegrenzung mit Kondendsator Uin UG UG mit Diode Die Variante der anstiegsbegrenzten Flanke aber unbegrenzter abfallender Flanke ist günstig bezüglich des Dioden-Rückwärtsstromes während des Freiwerdezeitraumes : Die Ausräumphase wird länger die Spitzenströme kleiner. Stüttler PA 14/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 6.3 Highside-Treiber für FETs Highside-Fets sind direkt an die Versorgungsspannung angeschlossen. Schalten mit dem Schalter auf Versorgungsspannungsniveau ( also Highside-Schalter ) sind aus verschiedenen Gründen dem an Masse liegenden Schalter vorzuziehen. Auch bei Brückenschaltungen ( für Schrittmotoren, Gegentaktwendler, Gleichstrommotoren ) sind Highsideschalter nötig. 6.3.1 Steuerung von p-Kanal FETs Während High-Side-n-Kanal-FETs mit einer Gatespannung über der Versorgungsspannung im eingeschalteten Zustand gehalten werden müssen, ist die Gatespannung bei p-Kanal-FETs auf der High-Side immer im Versorgungsspannungsbereich. Deshalb genügen zum Ansteuern der p-Kanal-FETs sogenannte level-shifter, bzw. wenn die Versorgungsspannung innerhalb von 15V liegt ist die direkte Ansteuerung des Gates mit CMOS oder 7407 möglich. Ub<15V Ub>15V level-shifter p-Kanal-High-Side-FET im Linearbetrieb Ub<15V Ub>15V Vin 7915 Last Last Vin 6.3.2 Steuerung von n-Kanal FETs Meistens werden auch auf der High-Side n-Kanal – FETs verwendet. In Brückenschaltungen und Schaltungen in denen die Last auf Masse liegt und der FET an Versorgungsspannung muss eine potentialfreie Steuerspannung zwischen der floatenden Source und dem Gate angelegt werden. Somit ist eine floatende Hilfsspannung nötig die an der Source des High-Side-FETs liegt und eine Möglichkeit die Steuerimpulse auf die High-Side zu übertragen. Möglichkeiten der Hilfsspannungserzeugung : induktiver DC-DC-Wandler Ladungspumpe ( kapazitiver DC-DC-Wandler ) Bootstrapschaltung Möglichkeiten zur Steuerimpulsübertragung : Optokoppler Transformatoren Galvanische Kopplung Stüttler PA 15/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Optokoppler zur Pulsübertragung und Hilfsspannung Uh Uh = Ub+20V .. dutycycle D = 100% erlaubt Bootstrapschaltung Ub dutycycle D < 90% erlaubt Chopper für Gleichstrommotor 100V mit Rückspeisung, Hilfsspannung über DC/DC, Optokoppler-Ankopplung der Steuersignale, nur eine Drehrichtung DC/DC Vfloat+15V 15V 100V Vfloat GM Vin Stüttler PA 16/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ Direkte Transformatorkopplung ohne Hilfsspannung Uin Ub UT2 UT2 Uin UGSFet2 Duty Cycle D < 99% Mit Hilfskondensator lange Einschaltzeiten UDSFet2 Die Sekundärspannung des Trafo ist durch die Sättigung begrenzt. Das Gate des FET2 wird über die Diode des Fet1 geladen und der FET2 eingeschaltet. Die negative Trafospannung wird vom FET1 auf den FET2 durchgeschaltet er sperrt. Bidirektionaler AC-Schalter verbesserter Signal-Störabstand Aufbau der Spule 10-20Wdg zur Funktion des Choppers : Motorbetrieb n = 1250U/min Generatorbetrieb n= 1250U/min Ub FET1 Ub Um UR Ui UR Ui Um IM FET2 IM Ui IFET1 Ri UR IDiodeFET1 IDiodeFET2 Stüttler PA IFET2 17/18 Bauteile der Leistungselektronik 3.1.2000 V1.0 __________________________________________________________________________________________ 7. Messung der Lastströme 7. 1. Strommesswiderständen ( vorwiegend für kleine Lastströme ) 150V= 20V= 150V= RI RI 20k 20k 200k 10k 1k RI 10k 200k 1k Aktive und passive Tiefpässe können zur Mittelwertbildung herangezogen werden. 7. 2. Mit Gleichstrom-Wandlern auf der Basis von Magnetfeldsensoren. Die Geräte sind kompakte Komponenten und erlauben auch die Mesung sehr grosser Gleichströme. 7.3. mit SenseFETs Der Sense-Anschluß von SenseFETs fasst einige der parallel geschalteten einzelnen FETs zusammen und führt Sie auf den Sense – Anschlusspin. Mit niederohmigem Abschluß ( I-U-Verstärker ) liefert dieser einen Strom der Proportional zum Gesamt- Drainstrom ist. Der Proportionalitätsfaktor = Anzahl-FETzellen / Anzahl-Sensezellen Der niederohmige Abschluß sit nötig um die Stromaufteilung auf die EinzelFETs nicht zu verfälschen und Temperaturdriften der parasitären Widerstände zu eliminieren. Der Sense Anschluß sollte stets in Verbindung mit dem Kelvin-Anschluss und der Analogmasse verwendet werden um verfälschende parasitäre Zuleitungswiderstände zu eliminieren. CurrentSense Anschluß an IU-Verstärker Stüttler PA CurrentSense Anschluß an Meßshunt 18/18