2. Betrieb der Leistungshalbleiter Leistungshalbleiter können in Stromrichterschaltungen nur einwandfrei arbeiten, wenn nachfolgende Voraussetzungen erfüllt werden: Sie sind vor unzulässigen Spannungs- und Strombeanspruchungen zu schützen. Steuerbare Leistungshalbleiter benötigen geeignete Steuergeneratoren zur Erzeugung der notwenigen Steuerströme oder Steuerspannungen. Die in den Leistungshalbleitern auftretende Verlustwärme muss abgeführt werden. 2.1 Beschaltung Unter Beschaltung versteht man das Anbringen von Kondensatoren und Widerständen, manchmal in Kombination mit vorgeschalteten Induktivitäten, zur Bedämpfung von Überspannungen und zur Vermeidung des Spannungs- und Stromanstiegs in den Leistungshalbleitern. LR RB RB CB a) RB RP CB b) CB a) TSE-Beschaltung (RB, CB) b) TSE-Beschaltung mit Parallelwiderstand RP für Thyristor-Reihenschaltung c) TSE-Beschaltung mit zusätzlicher SerienRP induktivität LR für Thyristor-Parallelschaltung Thyristorbeschaltung c) Die Beschaltung bei Thyristoren erfüllt die Aufgaben: Die Bedämpfung von Überspannungen, die durch den Trägerstaueffekt (TSE) mit plötzlichem Abreißen des negativen i T Rückstromes hervorgerufen werden. Man spricht dann von der TSE-Beschaltung. Die Begrenzung der Spannungssteilheit. Die gleichmäßige Spannungsaufteilung bei Reihenschaltungen und die gleichmäßige Stromaufteilung bei Parallelschaltungen, und zwar sowohl für den statischen als auch für den dynamischen Fall, d.h. bei Ein- und Ausschaltvorgängen. uT Verringerung der Spannungsbeanspruchung beim Ausschaltvorgang durch TSE-Beschaltung iT uT t t ohne TSEmit Beschaltung Transformator- und Lastbeschaltung Neben der direkten Beschaltung der Leistungshalbleiter können Beschaltungsglieder auch an anderen Komponenten eines Stromrichters angebracht werden. Die Transformatorbeschaltung unterdrückt Überspannungen durch Schalthandlungen oder dämpft einlaufende Überspannungen aus dem speisenden Netz. Das RC-Glied kann direkt oder über eine Gleichrichterbrücke angeschlossen werden. G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 16 Bei direktem Netzanschluss ohne Transformator wird meist eine Schutzdrossel eingefügt, hinter der eine RC-Beschaltung liegen kann. Zusätzlich zur direkten Beschaltung der Leistungshalbleiter kann eine RC-Beschaltung auf der Lastseite vorgenommen werden. In kritischen Schaltungen werden auch Varistoren zur Spannungsbegrenzung eingesetzt. Transformator-, Netzund Lastbeschaltung Reihen- und Parallelschaltung Bei hohen Strömen kann Parallelschaltung, bei hohen Spannungen Reihenschaltung mehrerer Ventile in jedem Schaltungszweig erforderlich werden. Zur gleichmäßigen Aufteilung der Beanspruchungen sind geeignete Beschaltungen notwendig. Beschaltung bei GTO-Thyristoren GTO-Thyristoren müssen vor unzulässigen Spannungsbeanspruchungen beim Abschalten mit großer Stromsteilheit geschützt werden. Der Beschaltungskondensator CB wird durch den Abschaltstrom iA iA und die zulässige Steilheit der Anodenspannung bestimmt. Beim Einschalten des GTO-Thyristors entlädt sich der LK Kondensator CB über den Widerstand RB. Es entsteht die VerL lustenergie 0,5 · CB · U2. Bei höheren Schaltfrequenzen wird diese Verlustenergie hoch, so dass hier auch verlustarme Beschaltungen verwendet werden. RB uA GTO CB D iA CB du A dt (2.1) RCD-Beschaltung eines GTO 2.2 Zündung Steuerbare Leistungshalbleiter benötigen grundsätzlich geeignete Steuergeneratoren. Thyristoren Thyristoren benötigen einen Steuerstrom, durch den das Ventil bei positiver Sperrspannung zwischen Anode und Kathode in den leitenden Zustand geschaltet wird - von der positiven Sperrkennlinie auf die Durchlasskennlinie. In der Ansteuerschaltung wird das Einschaltsignal des Thyristors zunächst mit der Spannung am Thyristor synchronisiert. Im Allgemeinen ist dieses die Synchronisation mit der entsprechenden Phase des Energienetzes. Über eine Steuereinrichtung - im einfachsten Fall ein Potentiometeroder eine Regeleinrichtung wird aus dem Synchronsignal die Phase bestimmt und hieraus ein geeigneter Impuls erzeugt, der periodisch am Ausgang zur Verfügung steht. Die Ansteuerschaltung kann mit mehreren Transistoren oder einem Mikroprozessor realisiert werden. Das Ausgangssignal der Ansteuerschaltung wird auf den Eingang des nachgeschalteten Steuerimpulsgenerators gegeben. Für das nachfolgende Schaltungsbeispiel eines Steuerimpulsgenerators G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 17 muss dessen Eingangssignal uE aus einem oder mehreren Kurzimpulsen bestehen. Der Steuerimpulsgenerator wird mit einer Spannung Ub = 15 V ... 60 V betrieben. In ihm erfolgt die Impulsverstärkung und anschließend die Potentialtrennung im Impulsübertrager TR. Über den Impulsübertrager als Potentialtrennstelle werden sowohl das Signal als iG auch die Steuerleistung uG · iG überUb tragen. Das Signal muss dabei so kurz oder der Übertragerkern so groß beuG messen sein, dass der Impuls übertragen wird ohne dass der Kern in die Sättigung kommt. Die auf der PrimärTR seite des Übertragers angeordnete Diode und Zenerdiode dienen der Entmagnetisierung des Kerns. Der darSchaltungsbeispiel eines uE gestellte Steuerimpulsgenerator ist nur Steuerimpulsgenerators für Kurzimpulse mit einem Mindestimpulsabstand geeignet (Impulskamm bei induktiver Last erforderlich). Der Zündbereich wird bei Thyristoren von einer oberen und einer unteren Grenzkurve eingeschlossen. Zündstrom und Zündspannung hängen von der Sperrschichttemperatur j ab. Bei niedrigen Sperrschichttemperaturen besteht ein großer Zündstrombedarf, bei hohen Sperrschichttemperaturen ein wesentlich niedrigerer. Der Steuerimpulsgenerator ist so zu dimensionieren, dass im gesamten Temperaturbereich die sichere Zündung entsprechend dem Datenblatt des Thyristors erfolgt. Der obere Grenzwert der Steuerverlustleistung pG - Produkt von Steuerstrom iG und Steuerspannung uG - darf nicht überschritten werden. u max. Impulshöhe 0 t 100% iG Impulsmindesthöhe 2% t 2% Anstiegszeit Impulsdauer tI T = 20 ms iG Abstiegszeit t tI = 10 ... 50 µs Steuerimpuls für Thyristoren Impulskammerzeugung Triacs Zur Zündung von Triacs kann grundsätzlich eine einfache Schaltung (Phasenanschnittsteuerung) mit Diacs benutzt werden. Diacs sind ähnlich wie Transistoren aufgebaut (Zonenfolge P-N-P). Bei einer bestimmten Spannung UB0 bricht der in Sperrrichtung betriebene PN-Übergang wie bei der Zenerdiode durch. Unterhalb der Spannung UB0 ist der Diac hochohmig. Als Lastwiderstand RL sind kleine Kollektormotoren oder Glühlampen denkbar. Die Phasenverschiebung des Gate-Steuerimpulses erfolgt mit dem Potentiometer R2 über den Spannungsverlauf an C3. Wird die Durchbruchspannung des Diac erreicht, dann zündet der Diac über das Gate den Triac in jeder Netzhalbschwingung. G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 18 L RL R1 230 V~ 50 Hz R4 C1 R2 R1 = 3,3 k R3 = 15 k C1 = 0,1 F C3 = 0,1 F L = 200 H R2 = 250 k R4 = 47 C2 = 0,1 F C4 = 22 nF R3 C4 C2 C3 Phasenanschnittsteuerung mit Diac und Triac GTO-Steuerimpulsgenerator Wie bei konventionellen Thyristoren müssen für GTO-Thyristoren Steuerimpulse definierter Anstiegszeit und Amplitude erzeugt werden. Eine Potentialtrennung zwischen Steuerungs- und Leistungsteil ist erforderlich. Der Einschaltvorgang bei GTO-Thyristoren entspricht dem Einschaltvorgang von konventionellen Thyristoren. Für das Abschalten wird ein negativer Strom mit großer Steilheit und Amplitude erforderlich. Der negative Gatestrom, den der Steuerimpulsgenerator bereitstellen muss, sollte etwa 40 % des Laststromes im Scheitelwert erreichen. Manchmal kann ein zusätzlicher Dauerstrom erforderlich sein. Der Aufwand für GTO-Steuerimpulsgeneratoren ist sehr hoch. Bipolare Transistoren Der Steuergenerator muss den Basisstrom iB, der entsprechend der Stromverstärkung des Transistors groß sein kann, zur Verfügung stellen. Bei hohen Kollektor-Emitter-Spannungen ist Potentialtrennung zwischen Steuerungs- und Leistungsteil erforderlich. Zur Verringerung der Ausschaltverlustleistung und bei höheren Betriebsfrequenzen muss kurzzeitig beim Ausschalten ein negativer Basisstrom fließen. MOS-FET und IGBT Um diese Leistungshalbleiter anzusteuern, wird eine Steuerspannung, die Gate-Source-Spannung UGS beim MOS-FET und die Gate-Emitter-Spannung UGE beim IGBT, benötigt. Der Eingangswiderstand liegt im Giga-Ohm-Bereich. Der Eingang erscheint nahezu rein kapazitiv; im wesentlichen ist die Eingangskapazität Ciss umzuladen. Die maximale Steuerspannung hängt von der Feldstärke Emax 109 V/m, die in der Oxidschicht auftreten darf, und von der Dicke dieser Oxidschicht ab. Oxidschichtdicken von 50 - 200 nm werden verwendet. Die Hersteller geben die maximale Steuerspannung mit ±20 V an. Für den Betrieb sollten Steuerspannungen zwischen 10 V und 15 V vorgesehen werden. Der Innenwiderstand der Quelle sollte 50 betragen. Beim Ein- und Ausschalten fließt kurzzeitig ein Steuerstrom, der exponentiell abklingt. Wegen der geringen Steuerleistung ist nur ein geringer Aufwand für den Steuergenerator erforderlich. Die Ansteuerung eines MOS-FET bzw. IGBT ist in hohem Maße verantwortlich für das Schaltverhalten. G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 19 Wichtige Kriterien für die Treiberschaltung sind die parasitären Kapazitäten des MOS-FET bzw. IGBT, die Schaltfrequenz und ob es sich um einen High-side-Schalter oder Low-side-Schalter handelt. Low-side-Treiber und High-side-Treiber können mit diskreten Elementen oder mit speziellen integrierten Ansteuerschaltungen ohne galvanische Trennung realisiert werden. Mit galvanischer Trennung sind optisch entkoppelte Ansteuerschaltungen oder Ansteuerschaltungen mit Übertrager für hohe Anforderungen an Isolation und Prüfspannung möglich. Low-side-Treiber werden für Low-side-Schalter verwendet bei denen Source (MOS-FET) bzw. Emitter (IGBT) auf Bezugsmasse liegen. High-side-Treiber werden für High-side-Schalter verwendet bei denen Source (MOS-FET) bzw. Emitter (IGBT) auf gleitendem Potential liegen. Dieser Treiber ist komplexer im Aufbau. Highside-Treiber erfordern ggf. eine zusätzliche Hilfsspannung. Weit verbreitet ist die sogenannte Bootstrapschaltung. Sie kommt ohne Hilfsspannung aus, hat aber den Nachteil, dass keine statische Ansteuerung des Schalters möglich ist. Anwendung findet diese Schaltung vor allem bei induktiven Lasten mit maximalen Einschaltzeiten. Sie eignet sich gut für Halb- und Vollbrücken. +Ud DB HB CB UVD Treiber Pegelumsetzer HO HS HIN +15 V UVD Treiber LIN 0V LO HIN = Eingang für den High-side-Treiber LIN = Eingang für den Low-side-Treiber HB = Anschluss für den Bootstrapkondensator HO = High-sideGateanschluss HS = High-sideSourceanschluss LO = Low-sideGateanschluss Blockschaltbild eines integrierten Schaltkreises mit Low-side-Treiber und High-side-Treiber für FET- und IGBT-Halbbrücken Das Blockschaltbild des kombinierten Low-side- und High-side-Treibers zeigt die prinzipielle Arbeitsweise von Treiberschaltungen für FET und IGBT. Das Eingangssignal LIN wird über einen Schmitt-Trigger-Eingang und ein UND-Gatter direkt auf den eigentlichen Treiber geschaltet. Das UND-Gatter schaltet das Eingangssignal nur durch, wenn der Unterspannungsdetektor (UVD) eine ausreichende Versorgungsspannung (+15 V) signalisiert. Das Eingangssignal HIN wird über einen Schmitt-Trigger-Eingang, ein UND-Gatter, einen Pegelumsetzer (Optokoppler) und ein weiteres UND-Gatter auf den eigentlichen Treiber geschaltet. Dieser Treiber kann den Ausgang HO nur dann auf High-Pegel schalten, wenn die Versorgungsspannung (+15 V) und die interne Versorgungsspannung des Treibers ausreichend vorhanden sind. Diese Spannung wird vom externen Bootstrapkondensator CB (unmittelbar am IC) bereitgestellt. Der Bootstrapkondensator wird über die Bootstrapdiode DB nachgeladen, wenn der Low-side-FET (IGBT) durchschaltet. Bei integrierten Schaltkreisen mit Ud > 150 V wird eine externe schnelle Diode verwendet. Für IGBT im mittleren und höheren Leistungsbereich kommen komplexe Treiber zur Anwendung. G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 20 MCT Beim P-Kanal-MCT wird eine negative Gate-Anoden-Spannung UGA zum Zünden und eine positive Spannung UGA zum Ausschalten benötigt. Für High- und Low-side-Treiberschaltungen sind die dynamischen Vorgaben beim Ein- und Ausschalten wichtig. IGCT Beim IGCT ist die komplexe Ansteuerschaltung des GCT am Modul integriert und für das Schalten des GCT optimiert. Der IGCT selbst kann mit einem einfachen Signal - z.B. LED-Signal - angesteuert werden. 2.3 Kühlung In Leistungshalbleitern treten im Betrieb Verluste auf, die eine Erwärmung hervorrufen. Abgesehen von den Kupferverlusten in den Zu- und Ableitungen entstehen die Verluste im eigentlichen Halbleitersystem. Diese Verluste setzen sich aus Durchlass-, Sperr-, Schalt- und Steuerverlusten zusammen. Die entsprechende Verlustwärme muss über das Gehäuse und den Kühlkörper an die Umgebung abgeführt werden. Bei 50-Hz-Anwendungen sind die Durchlassverluste besonders zu berücksichtigen. Ähnlich wie bei allen Leistungshalbleitern gilt für Thyristoren: 1 T PT T u T iT dt 0 1 T T (U T0 rT iT ) i T dt UT0 ITAV (2.2) 0 80 iT in A 2 rT ITRMS 60 40 rT = uT iT Die Sperrverluste sind im Allgemeinen gering und können vernachlässigt werden. Die Schaltverluste können bei mittleren und hohen Schaltfrequenzen sehr groß sein. Sie sind das Produkt aus Verlustarbeit beim Schaltvorgang und der Schaltfrequenz. 20 0 0 0,4 0,8 U(T0) 1,2 1,6 uT in V Schleusenspannung U(T0) und Ersatzwiderstand rT 2 Die Sperrschichttemperatur darf bei Siliziumhalbleitern 150°C nicht überschreiten. Oberhalb von 200°C setzt Eigenleitung im Silizium ein. Die infolge der Verluste im Leistungshalbleiter auftretende Erwärmung kann mit der thermischen Ersatzschaltung angenähert berechnet werden. Zur vereinfachten Berechnung eines solchen Systems werden der Siliziumscheibe die Sperrschichttemperatur J, dem Gehäuse die Gehäusetemperatur C, dem Kühlkörper die Kühlkörpertemperatur K und der Umgebung die Umgebungstemperatur A zugeordnet. Die Berechnung der Sperrschichttemperatur J erfolgt bei gegebener gesamter Verlustleistung PT des Thyristors (Stromrichterventil) und bekannten thermischen Widerständen R th für die Wärmeleitung und den Wärmekapazitäten Cth = V · · c (V = Volumen, = Dichte, c = spezifische Wärmekapazität) für die Wärmespeicherung analog zum elektrischen Stromkreis. G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 21 P J CthJ Silizium-Kristall RthJC Gehäuse C CthC RthCK Kühlkörper K CthK RthJC = Wärmewiderstand Sperrschicht - Gehäuse RthCK = Wärmewiderstand Gehäuse - Kühlkörper RthCK = Wärmewiderstand Kühlkörper - Umgebung CthJ = Wärmekapazität des Silizium-Kristalls CthC = Wärmekapazität des Gehäuses CthK = Wärmekapazität des Kühlkörpers RthKA A Thermische Kenngröße Temperaturen und Wärmewiderstände Rth bei einem Thyristormodul mit Kühlkörper Elektrische Kenngröße Wärmemenge (Energie) Q in Ws Ladung Q in As Wärmestrom (Leistung) P in W Strom I in A in K Spannung U in V Wärmewiderstand Rth in K/W Widerstand R in Wärmekapazität Cth in Ws/K Kapazität C in As/V Temperaturunterschied 100 70 50 RthKA K / W 30 20 10 7 5 3 2 1 0 G. Schenke, 9.2014 Analogie thermischer und elektrischer Kenngrößen Der Wärmewiderstand des Kühlkörpers ist abhängig vom verwendeten Werkstoff, von seiner Konstruktion und von der Kühlmittelgeschwindigkeit. Es ist auf einen guten Wärmeübergang zwischen Leistungshalbleiter und Kühlkörper beim Zusammenbau zu achten. Dieses wird erreicht durch glatte, saubere mit Wärmeleitpaste eingeriebene Stahl 1 mm Kontaktflächen. Es ist ein gleichmäßiger Anpressdruck erforderlich. Neben der natürlichen Luftkühlung wird bei erhöhten Anforderungen die erzwungene 0,5 Umlaufkühlung (Ventilator) eingesetzt. 1 Wärmewiderstand von 2 Aluminiumblechen, 5 Kantenlänge quadratischer, blanker Blechdicke in mm Bleche bei senkrechter Anordnung (waagerechte Montage A = + 30 %, 4 8 12 16 20 geschwärztes Blech A = - 30 %) Kantenlänge l / cm Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 22 Müssen große Wärmemengen auf kleinem Raum abgeführt werden, so wird Öl oder Wasser als Kühlmittel eingesetzt. In Sonderfällen wird bei Stromrichtern die Siedekühlung eingesetzt. Hier wird das Prinzip der Verdampfungskühlung ausgenutzt. Beispiel: Thyristor-Modul TT 25N (wird im Labor eingesetzt, wird nicht mehr gefertigt) ITAVM = 25 A bei tC = 85°C U(T0) = 1,05 V rT = 11 m RthJC = 0,84 K/W (pro Thyristor) RthCK = 0,20 K/W (pro Thyristor) Jmax = 125°C 2.4 Schaltbedingungen in elektrischen Netzen Stromrichterschaltungen bestehen aus der Kombination von Spannungsquellen, Transformatoren, magnetischen und elektrischen Energiespeichern, Energieumsetzern (Wirkwiderstände) und periodisch betätigten Halbleiternschaltern. Die Halbleiterschalter werden hierbei wie ideale Schalter betrachtet. Schalten einer Induktivität Für das Einschalten einer Induktivität L im Zeitpunkt t0 über einen Wirkwiderstand R an eine zeitlich konstante Spannung u(t) = Ud gilt: i(t) i t0 R uL u(t) = Ud L uL Ud R - t - t0 1- e di L dt mit - L R (2.3) t - t0 Ud e (2.4) Schalten einer Induktivität di dt 1,0 0,8 uL / Ud i / Ud 0,6 R 0,4 i uL 0,2 0 0 t t0 max Ud L (2.5) Die maximale Stromänderungsgeschwindigkeit tritt im Schaltzeitpunkt t0 auf. Kennzeichnend für das Schalten von Induktivitäten L ist also, dass die Spannung uL in Schaltzeitpunkten sich sprunghaft ändert und der Strom i knickt, d.h. seine Stromänderungsgeschwindigkeit ändert, jedoch seinen Augenblickswert behält. Schalten eines Kondensators Für das Einschalten eines ungeladenen Kondensators C im Zeitpunkt t0 über einen Wirkwiderstand R an eine zeitlich konstante Spannung u(t) = Ud gilt: - uC i Ud Ud e R 1- e t - t0 mit (2.6) R C t - t0 G. Schenke, 9.2014 (2.7) Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 23 Die maximale Spannungsänderungsgeschwindigkeit tritt im Schaltzeitpunkt t0 auf. du C Ud dt max R C Kennzeichnend für das Schalten von Kondensatoren C ist also, dass der Strom i in Schaltzeitpunkten sich sprunghaft ändert und die Spannung uC knickt, d.h. ihre Spannungsänderungsgeschwindigkeit ändert, jedoch ihren Augenblickswert behält. i(t) t0 R uC u(t) = Ud (2.8) C Schalten eines Kondensators 1,0 0,8 uC / U d i / Ud 0,6 R 0,4 uC i 0,2 0 0 t Die Ergebnisse der an zwei einfachen Netzwerken behandelten Schaltvorgänge lassen sich auch auf umfangreiche Schaltkreise anwenden. Dann sind jedoch die Summen aller Spannungsquellen, Induktivitäten oder Kapazitäten zu betrachten. Bei Quellen mit zeitlich veränderlicher Spannung u(t) ist der Augenblickswert der Spannung im Schaltzeitpunkt t0 zu berücksichtigen. t0 Kommutierung 2.5 Allgemein versteht man in der Elektrotechnik unter Kommutierung die Übergabe eines Stromes von einem Stromzweig auf einen anderen, wobei während der Kommutierungszeit beide Zweige Strom führen. In der Leistungselektronik werden die am Beginn und am Ende eines jeden Kommutierungsvorganges stehenden Schaltfunktionen durch Leistungshalbleiter verwirklicht. Die Kommutierung verläuft nur bei Vorhandensein einer geeigneten Kommutierungsspannung uk im Kommutierungskreis. Nutzt man als Kommutierungsspannung die im Wechsel- bzw. Drehspannungsnetz vorhandenen natürlichen Spannungen aus, so spricht man von natürlicher Kommutierung. Wird die Kommutierungsspannung von einer Last erzeugt, so spricht man auch von Lastkommutierung. Wird die Kommutierungsspannung von einem Energiespeicher (Löschkondensator) zur Verfügung gestellt, oder durch Widerstandserhöhung des zu löschenden Stromzweiges (abschaltbarer Leistungshalbleiter) erzeugt, so spricht man von erzwungener Kommutierung oder Zwangskommutierung. Während des Kommutierungsvorgangs erfolgt der Übergang des Stromes I vom Stromzweig 1 auf den Stromzweig 2. Im nachfolgenden Bild symbolisieren die Schalter S1 und S2 Stromrichterventile. Bis zum Zeitpunkt t1 fließt der Strom I über den geschlossenen Schalter S1. Der Kommutierungsvorgang wird durch Schließen des Schalters S2 eingeleitet. Unter dem Einfluss der Kommutierungsspannung uk fließt der Kommutierungsstrom ik, der den Strom I im Stromzweig 1 (i1{t}) ab- und im Stromzweig 2 (i2{t}) aufbaut. Wenn der Strom i2{t} den Wert I erreicht und damit der Strom i1 = 0 geworden ist, wird der Kommutierungsvorgang durch Öffnen des Schalters S1 zum Zeitpunkt t2 abgeschlossen. G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 24 u1(t) Stromzweig 1 Lk1 Rk1 S1 I i1 t1 + t i1 L uk(t) u2(t) Lk2 I ik Stromzweig 2 0 i2 S2 Rk2 i2 t1 t t t1 t1 + t S2 ein S1 aus Kommutierungskreis und Stromverlauf Für die Kommutierungsspannung und die Ströme gelten: uk u 2 - u1 I i1 i 2 (2.9) Für den Kommutierungsvorgang kann die Differentialgleichung (Gl. 2.10) aufgestellt werden. d di 2 u1 - L k1 i1 - R k1 i1 u 2 - L k2 (2.10) - R k2 i 2 dt dt Bei großer Induktivität L ist der Strom I während des Kommutierungsvorganges konstant. Mit den Gln. (2.9 und 2.10) gilt bei konstantem Strom I für die Kommutierungsspannung: di uk R k2 I - (R k1 R k2 ) i1 - (L k1 L k2 ) 1 (2.11) dt Werden die Schalter durch ideale Thyristoren ersetzt, die ohmschen Widerstände im Kommutierungskreis vernachlässigt und außerdem angenommen, dass die Kommutierungsinduktivitäten Lk gleich groß sind, dann ergibt sich nachstehende Ersatzschaltung: u1 Lk T1 Id u2 uk Lk T2 iT1 ik Ld Id Ersatzschaltung zum Berechnen der Kommutierung von T1 auf T2 bei großer Induktivität Ld (Id = konst.) iT2 Für die Kommutierungsspannung uk gilt: di k uk u 2 - u1 2 L k dt Dabei ist ik der im Kommutierungskreis fließende Kurzschlussstrom. Für ihn gilt: ik i T2 Id - i T1 Bei sinusförmig verlaufender Kommutierungsspannung u k (2.12) für den Verlauf des Kurzschlussstromes ik: 2 Uk ik sin t dt 2 Lk Mit der Anfangsbedingung t0 = , ik = 0 gilt: (2.12) (2.13) 2 U k sin t erhält man aus Gl. (2.14) 2 Uk (2.15) (cos - cos t) 2 Lk Die Kommutierungszeit, während der zwei sich ablösende Ventile (hier Thyristoren) infolge der im Kommutierungskreis wirksamen Impedanzen gleichzeitig an der Stromführung beteiligt sind, nennt man Überlappungszeit tu und den entsprechenden Winkel Überlappungswinkel u. ik G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik FB Technik, Abt. E+I 25 uk u1 u2 u1 + u2 2 t Zeitverläufe von Spannungen und Strömen im Kommutierungskreis für = 0° u0 iT1 iT2 Id t1 t t1 + t uk u1 u2 u1 + u2 2 t Zeitverläufe von Spannungen und Strömen im Kommutierungskreis für = 45° u iT1 iT2 Id t1 t1 + t t Der Kommutierungsvorgang endet, wenn der Strom ik den Gleichstrom Id erreicht. 2 Uk cos - cos ( u) 2 Lk Für den Anfangsüberlappungswinkel u0 bei = 0 gilt: I 2 Lk cosu 0 1 - d 2 Uk i k (t1 t) (2.16) Id G. Schenke, 9.2014 Leistungselektronik (2.17) FB Technik, Abt. E+I 26