Steuerung von leistungselektronischen Schaltungen 1. Ansteuerung der Halbleiterschalter (Treiberschaltungen) 1.1 MOSFET, IGBT: Leistungs-MOSFET und IGBT’s benötigen einen kapazitiven Steuerstrom: es wird das Gate beim Einschalten aufgeladen, beim Ausschalten entladen. Dies geschieht mit CMOS-Treiber IC, bei großflächigen Schaltern müssen wegen der großen Gate-Kapazität mehrere Treiberausgänge parallelgeschaltet werden. 1.2 Bipolar-Transistoren: Sie benötigen im eingeschalteten Zustand einen kräftigen Steuerstrom (ca. 10% des Laststromes). Zum schnellen Abschalten wird die Basis meist auf eine negative Spannung (ca. -5V) geschaltet. Häufig wird daher eine Darlingtonverstärkerstufe mit Speed-up-Diode verwendet. 1.3 Thyristoren: Zum Einschalten benötigen sie einen kurzen (10 - 100 ms) Zündimpuls. Sie können nicht abgeschaltet werden. Zündspannung (ca. 3V) und Zündstrom (ca. 100mA bis 5A) müssen im „sicher zündenden Bereich“ liegen (s. Zünddiagramm). Dieser ist temperaturabhängig. Bei niedrigen Temperaturen steigt der Zündstrom. Die Zündung muß für die niedrigste Betriebstemperatur dimensioniert werden. In Anwendungen, bei denen der Laststrom nicht zuverlässig dauernd während der Netzpulse fließt, muß ggf. mehrfach gezündet werden (Zündimpulskette von ωt = α bis 180o). 1.4 Abschaltthyristoren (GTO): Zum Einschalten muß ein hoher Zündstrom (5 bis 20A) für mehrere µs und danach während der gesamten Einschaltphase eine Dauerzündstrom (1 bis 2A) geliefert werden. Abgeschaltet wird mit einem steilen (20 A/µs) negativen Abschaltimpuls. Der Gatestrom beim Abschalten erreicht typisch 10 bis 20% des Laststromes. Dies ist nur möglich, wenn mit einer GateVersorgungsspannung von -20V die Gate-Katodenstrecke beim Abschalten in den Durchbruch getrieben wird. Die Steuerschaltung ist daher sehr aufwendig. 2. Erzeugung der Steuerimpulse 2.1 Netzsynchrone Schaltungen: Bei Thyristoren wird der Zeitpunkt α = 0o durch den Nulldurchgang der entsprechenden Spannung festgelegt. Eine integrierte Schaltung (z. B. TCA 785) wird damit synchronisiert und liefert Steuerimpulse, welche proportional zu einer weiteren Steuerspannung gegenüber dem Synchronisationssignal verzögert an Ausgängen für die verschiedenen Pulse erscheinen. Mit diesen Steuerimpulsen werden die unter 1. erwähnten Treiberschaltungen angesteuert. Netzsynchronisierung einer B6C-Schaltung Integrierte Schaltung TCA 785 zur Impulserzeugung 2.2 Selbstgeführte Wechselrichter: Die erforderlichen Steuerimpulse werden aus den momentan gewünschten Betriebsbedingungen abgeleitet: die gewünschte Motordrehzahl bestimmt die Grundtaktfrequenz des Wechselrichters. Die Höhe der Zwischenkreisspannung bestimmt beim U-Umrichter die Spannung und damit den Strom in der Last. Beim Pulswechselrichter kann auch die Pulsweite zur Regelung des Motorstromes benutzt werden, weil damit die Amplitude der abgegebenen sinusförmigen Spannung verändert werden kann. Wechselrichterschaltung mit Schutzeinrichtungen Steuerung eines U-Umrichters für mehrere Motoren Steuerung eines I-Umrichters für eine Asynchronmaschine Steuerung einer Synchronmaschine 3. Potentialtrennung Die Steuersignale liegen meist auf Erdpotential, während die anzusteuernden Schalter auf beliebigen Potentialen sitzen können. Eine Übertragung der Signale über potentialtrennende Glieder ist notwendig: 3.1 Übertrager: Gerade bei Thyristoren wird die gesamte Zündenergie über Trenntransformatoren mit einer hohen Isolationsspannung (3 bis 7 kV) geführt. Wegen der geringen Bandbreite der Übertrager ist diese Methode auf kurze Zündimpulse und Frequenzen unter 30 kHz beschränkt. 3.2 Lichtwellenleiter: Bei sehr hohen Spannungen, wie z. B. bei HGÜ oder Hochspannungsmotoren können die Zündsignale über Lichtleiter auf das Schalterpotential gebracht werden. Dort muß aus der in der Sperrphase des Schalters anliegenden Sperrspannung die Zündenergie gewonnen und zur Zündung genutzt werden. 3.3 Optokoppler: Sie besitzen einige kV Isolationsspannung und einige kHz Betriebsfrequenz und eignen sich daher für die Signalzuführung in Wechselrichter, Schaltnetzteilen und ähnlichen Anwendungen. 3.4 Integrierte Treiberschaltungen für niedrige Spannungen (< 1000V) enthalten inzwischen die Steuersignale für MOS-gesteuerte Schalter auf zwei verschiedenen Potentialen. Damit können in einer Wechselrichterbrücke sowohl der untere (Low-side-switch) als auch der obere (High-side-switch) direkt angesteuert werden. 4. Schutz und Regelschaltungen Zum zuverlässigen Betrieb sind zahlreiche Überwachungs- und Regeleinrichtungen im Steuerteil eines Stromrichters enthalten: z. B. Überspannungsschutz, Überstrombegrenzung (Kurzschlußschutz), Drehzahlregelung, Stromregelung, Bremssteller.