EK1_P3_2012_05_21_Lo..

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Elektronik 1
MUSTERLÖSUNG zum Kurztest 3 vom 21. Mai 2012
1) Thermisches Design
a)
Aufgabe: Weshalb ist die vom Hersteller spezifizierte maximale Verlustleistung von 300
W für reale Anwendung wenig realistisch? Nennen Sie zwei Gründe! (TC = case
temperature)
Lösung: Folgende Gründe können angeführt werden:
-
Die spezifizierten 300 W gelten nur, wenn die Gehäusetemperatur auf 25 C gehalten
werden kann; dies ist bei einer Umgebungstemperatur von ebenfalls ungefähr 25 C gar
nicht möglich, da der Kühlkörper einen thermischen Widerstand >0 aufweist.
-
Selbst wenn der Kühlkörper auf 25 C Temperatur gehalten werden könnte (z. B. mit einem
Peltier-Element) ergäbe sich eine höhere Gehäusetemperatur, wegen des
Übergangswiderstandes vom Kühlkörper zum Gehäuse (vom Hersteller mit 0.5 C/W
spezifiziert).
-
300 W Verlustleistung bei TC = 25 C ergibt eine Chip-Temperatur von 175 C; dies ist das
erlaubte Maximum und für die Lebensdauer des Bauteils unvorteilhaft.
b)
Aufgabe: Wie gross darf der Draindauerstrom bei einer Umgebungstemperatur von 50 C
auf Grund der im Datenblattauszug gegebenen Informationen maximal sein, wenn das
Bauteil ohne Kühlkörper angewandt wird?
Lösung: Für die Berechnung der erlaubten Verlustleistung ist der Wärmewiderstand T JA
(junction-to-ambient) massgebend. Für die maximale Verlustleistung erhält man:
PD ,max 
T
J , max
 TA 
RJA

(175C  50C )
 2.0 W
62C / W
Der maximale (garantierte) ON-Widerstand des FET beträgt 1.5 m, somit ergibt sich für den
maximalen Dauerstrom ID,max:
I D ,max 
PD ,max
RDSON,max

2.0W
 36.5 A
1.5m
Bemerkung: Auch hier sollte man eine Sicherheitsreserve vorsehen und auf eine tiefere ChipTemperatur dimensionieren, z. B. 125 C.
2) Aufwärtswandler
a)
Aufgabe: Zeichnen Sie das Schaltschema eines Aufwärtswandlers (ohne Erzeugung des
FET-Steuersignals) und beschrieben Sie in kurzen Sätzen die Funktion jedes Elements.
Bezeichnen Sie auch klar, wo der Ein- und der Ausgang der Schaltung ist.
Lösung:
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W. Baumberger
L ist die Speicherdrossel. Während der ON-Phase liegt sie unmittelbar an der
Eingangsspannung und nimmt magnetische Energie auf, während der OFF-Phase entlädt sie
sich via die Freilaufdiode D.
M ist der Leistungsschalter, ein MOSFET oder ein Bipolartransistor. Das Signal an dessen Gate
bestimmt die Dauer von ON- und OFF-Phase.
D ist die Freilaufdiode, in der Regel eine Schottky-Diode. Sie sperrt während der ON-Phase und
leitet zumindest während eines Teils der OFF-Phase.
C ist der Speicherkondensator. Er ist beim Aufwärtswandler notwendig, da die Speicherdrossel
L während der ON-Phase ganz vom Ausgang abgetrennt ist und somit keine Energie liefern
kann.
b)
Aufgabe: Wie nennt man den Aufwärtswandler im deutschen und im angelsächsischen
Sprachraum auch noch? Nennen Sie je eine Bezeichnung.
Lösung: Hochsetzsteller oder boost converter
3) Abwärtswandler
a)
Aufgabe: Was ist der grundlegende Vorteil des synchronen gegenüber dem
konventionellen Abwärtswandler mit Freilaufdiode?
Lösung: Der synchrone Abwärtswandler vermeidet den Spannungsabfall über der
Freilaufdiode, der auch bei guten Schottky-Dioden und mässigen Strömen selten unter 0.3 V zu
liegen kommt, weitgehend. Dies erlaubt v.a. bei Abwärtswandlern mit sehr tiefen
Ausgangsspannungen (z. B. Uaus = 1.0 V für Prozessor-Cores) einen deutlich höheren
Wandlerwirkungsgrad.
b)
Aufgabe: Angenommen, die Eingangsspannung Uein sei 12 V und das Tastverhältnis d1
des Schaltsignals von M1 sei 10% (entsprechend dasjenige von M2 d2 = 90%): Wie gross
ist die Ausgangsspannung Uaus?
Lösung: Bei Abwärtswandlern gilt unter Vernachlässigung der Verluste und des
Spannungsabfalls über der Freilaufdiode (d = Tastverhältnis des Serie-FET = d1):
U aus  d  U ein = 1.2 V
In synchronen Abwärtswandler ist die Näherung sogar genauer als beim konventionellen
Abwärtswandler, und zwar wegen dem weitgehenden Wegfall des Spannungsabfalls über der
Freilaufdiode.
c)
Aufgabe: Berechnen Sie die Gesamtverlustleistung des Wandlers bei d1 = 10% und Iaus =
3 A, wenn der Restwiderstand jedes FET's RDS,ON = 0.01  und der
Gleichstromwiderstand der Spule RLS = 0.01  ist! Die Schaltverluste der FET's können
Sie vernachlässigen.
Lösung: Für die Gesamtverlustleistung erhält man:
2
2
d1  RDS,ON1  d 2  RDS,ON 2  RLS   I aus
RDS,ON  RLS   0.18 W
PD,tot  I aus
Bemerkung: Mit einer Ausgangsleistung Paus = 3.6 W (3 A bei 1.2 V gemäss Teilaufgabe b))
erhält man einen Wirkungsgrad von:

d)
Paus
Paus

 95%
Pein Paus  PD ,tot
Aufgabe: Weshalb arbeiten moderne Wandler mit einer höheren Schaltfrequenz als
früher (ca. 1 MHz gegenüber 0.1 MHz vor rund 15 Jahren)? Nennen Sie den wichtigsten
Grund!
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W. Baumberger
Lösung: Eine höhere Schaltfrequenz erlaubt bei gegebenen Verlusten und gegebener
Welligkeit den Einsatz einer physisch kleineren Speicherdrossel (weniger L bei gleichem Strom)
und eines kleineren Glättungskondensators.
Bemerkung: Praktikabel wurden die höheren Schaltfrequenzen erst mit der Verfügbarkeit
schnellerer (kapazitätsärmerer) FET's, da ansonsten die Schaltverluste bei den hohen
Frequenzen eine dominierende Rolle spielen würden.
4) Flyback-Wandler
a)
Weshalb ist der Flyback-Wandler die am weitesten verbreitete DC-DC-Wandlertopologie
für kleine und billige Netzteile (z. B. für Notebook-Computer oder Handy-Ladegeräte)?
Nennen Sie drei dafür relevante Merkmale oder Eigenschaften.
Lösung: Folgende Eigenschaften sprechen für den Flyback-Wandler in solchen Anwendungen:
-
Er benötigt wenige Bauteile (lediglich eine geringfügig komplexere Drossel als ein Aufwärtsoder ein Abwärtswandler), d.h. er ist billig.
-
Durch den Einsatz einer Drossel mit zwei getrennten Wicklungen kann die aus
Sicherheitsgründen erforderliche Netztrennung einfach realisiert werden.
-
Ein Flyback-Wandler ist gegenüber einem konventionellen Netzteil mit 50 Hz-Trafo und
nachgeschaltetem Ab- oder Aufwärtswandler sehr viel kleiner und leichter.
-
Ein Flyback-Wandler ist gegenüber einem konventionellen Netzteil mit 50 Hz-Trafo und
nachgeschaltetem Linearregler kleiner und leichter und hat zudem einen besseren
Wirkungsgrad.
-
Durch das frei wählbare Windungsverhältnis kommt der Flyback-Wandler selbst bei
extremen Verhältnissen von Ausgangs- zu Eingangsspannung ohne extreme
Tastverhältnisse aus.
-
Durch ein (automatisches) Anpassen des Tastverhältnisses lassen sich grosse
Netzspannungsbereiche abdecken (Weitbereichsnetzteil).
5) Leistungsschalter mit MOSFET's
a)
Aufgabe: Nennen Sie zwei Vorteile von MOSFET's gegenüber Bipolartransistoren in
Anwendungen dieser Art.
Lösung: Folgende Eigenschaften sprechen für den Einsatz von Power-MOSFET's in
Schaltanwendungen:
-
MOSFET's benötigen weder im ON- noch im OFF-Zustand eine statische Steuerleistung.
-
MOSFET's weisen keine (minoritätsträgerbedingte) Sperrverzögerung auf und sind deshalb
tendenziell schneller zu schalten als Bipolartransistoren.
-
Ein MOSFET verhält sich im ON-Zustand wie ein echter Widerstand, während der
Bipolartransistor eine Restspannung aufweist (flache UCE-IC-Kennlinie in der Nähe des
Kennlinienursprungs).
-
MOSFET's haben wegen ihres spezifischen Temperaturverhaltens (positiver
Temperaturkoeffizient von RDS,ON) keinen Second Breakdown, wie er bei bipolaren
Leistungstransistoren zuweilen ein Problem darstellt (Konzentration des Kollektorstromes in
einem kleinen Teil des Chips wegen unterschiedlicher Temperaturverteilung).
b)
Aufgabe: Skizzieren Sie den Verlauf der Steuerspannung UGS(t) sowie der
Drainspannung UDS(t) während des Einschaltvorgangs unter der Annahme, dass der
Treiber einen Spannungsschritt von 0 auf UGS,max erzeugt und während des Umschaltens
einen konstanten Strom IGT liefert (Treiber mit Strombegrenzung). Sie sollen dabei die
Eingangs- und die Rückwirkungskapazität des FET berücksichtigen.
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Lösung: Während dem Abfall der Drain-Source-Spannung verharrt die Steuerspannung am
Gate auf einem konstanten Wert in der Gegen der Schwellenspannung des FET Uth, da in
dieser Phase die Gate-Drain-Kapazität umgeladen wird.
c)
Aufgabe: Berechnen Sie die für den ganzen Umschaltvorgang vom Treiber zu liefernde
Ladung QG unter folgenden Voraussetzungen: Gate-Source- und Gate-Drain-Kapazitäten
des FET spannungsunabhängig, CGS = 1.0 nF, CGD = 100 pF; Steuerspannung im
eingeschalteten Zustand UGS,max = 10 V; Treiberstrom IGT = 1.0 A; Schaltspannung auf der
Lastseite U+ = 100 V, Schwellenspannung des FET Uth = 4.0 V.
Lösung:
Die Lösung der Aufgabe ist im Falle konstanter Kapazitäten CGS und CGD denkbar einfach: Es
reicht, die Differenz der Ladung der Kapazitäten vor und nach dem Umschaltvorgang zu bilden.
Es kommt die für die Ladung einer Kapazität relevante Formel Q = CU zum Zug.
Vor dem Umschaltvorgang hat CGS keine Ladung (UGS = 0), an der Kapazität CGD liegt eine
Spannung UGD = -100 V (Vorzeichen s. Schemaskizze). Somit gilt für die Anfangsladung:
QOFF  U GD,OFF  CGD  100V  100 pF  -10 nC
Nach dem Umschalten liegen an CGS resp. CGD jeweils +10 V. Somit erhält man für die
Endladung:
QON  U GD,ON  CGD  U GS ,ON  CGS  10V  100 pF  10V  1000 pF  +11 nC
Die gesamte Ladungsdifferenz ist somit:
QG  QON  QOFF  21 nC
d)
Aufgabe: Berechnen Sie auf Grund der in Teilaufgabe c) berechneten Gateladung QG die
Schaltzeit tON (Anstieg von UGS = 0 auf UGS,max).
Lösung: Hier kommt die Definitionsgleichung für die elektrische Ladung zum Zug: Q=It. Somit
erhält man für die Umladezeit:
t ON 
QG 21nC

 21 ns
I GT
1A
Bemerkung: Alle Zahlenwerte sind realistisch für einen zeitgenössischen n-Kanal-MOSFET, der
10 A bei 100 V mit Reserve schalten kann (Bsp.: IRFR13N15), allerdings sind die Kapazitäten
in der Realität alle stark spannungsabhängig, so dass man wenn immer möglich mit den
Ladungswerten für QG aus dem Datenblatt arbeiten sollte.
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W. Baumberger
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